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Allgemeiner Anzeiger : 22.08.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189408225
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- Saxonica
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- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1894
-
Monat
1894-08
- Tag 1894-08-22
-
Monat
1894-08
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 22.08.1894
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politische Rundschau. Deutschland. * Nachdem der Kaiser aus England und dieKaiserin nebst den Prinzen von Wilhelms höhe zurückgekehrt sind, befindet sich zur Zeit die kaiserliche Familie im Neuen Palais zu Potsdam beisammen. * Mit Rücksicht auf das Näherrücken der Cholera vom Osten her, namentlich nachdem außer den zahlreichen aus der Umgegend von Johannisburg in Ostpreußen gemeldeten Cholera fällen auch im Regierungsbezirk Bromberg im Netzedistrikt in der letzten Woche 10 Erkrankun gen festgestellt worden sind, wird in den nächsten Tagen wieder die Cholera-Kommission zur Beratung weiterer Vorbeugungsmaßregcln zusammentretcn. * lieber die Frage einer Vereinigung der verschiedenen Organisationen der st a a t l i ch e n A r b e i t e r v e r s i ch e r u n g hat nach einer Mitteilung des Verbandsvorstandes der Verwaltungsbeamten der Ortskrankenkassen Deutschlands, Herr v. Bötticher in einer Audienz, die er jenem Vorstand erteilte, sich wie folgt ge äußert: „An eine Verstaatlichung der Verwal tungen der Krankenkassen, sowie auch der übrigen durch die sozialpolitische Gesetzgebung geschaffenen Organisationen denke die Staatsregierung nicht, wohl aber denke dieselbe unter vollständiger Aufrechterhaltung der Selbstverwaltung an eine Zusammenlegung der gesamten sozialpolitischen Gesetzgebung. Ob allerdings die Krankenver sicherung werde mit hincingezogen werden können, wisse man noch nicht, jedenfalls erstrebe man auch hierin eine möglich einheitliche Zentrali sierung für Kommunalbezirke, Kreise und eventuell auch Provinzen an." *Zu der Beschränkung der freien Advokatur, wie sie in dem bekannten Rund schreiben des Preuß. Justizministers geplant war, sind nunmehr die Gutachten sämtlicher Vorstände der Preuß. Anwaltskammern eingegangen. Die grundsätzliche Beschränkung, daß für jeden Ort nur eine bestimmte Anzahl von Rechtsanwälten zugelassen werden soll, ist von den Vorständen -mit 11 gegen 2 Stimmen abgelehnt worden. *Die Ausfuhr von Kolonialprodukten aus Kamerun, die im Jahre 1893 einen Wert von 4 633 000 Mk. erreicht hat, fährt auch in diesem Jahre fort, sich gedeihlich zu entwickeln. Im ersten Quartal des laufenden Jahres hat der Wert der Ausfuhr bereits 1076 000 Mk. betragen. Es befanden sich dabei für 315 000 Mark Palmkcrne, für 311000 Mk. Kautschuk und für 284 000 Mk. Palmöl. Elfenbein ist im Werte von 107 000 Mk., Kakao im Werte von 44 000 M. ausgeführt worden. Die Einfuhr europäischer Güter nach Kamerun betrug 1893 4161000 Mk. In der Zeit vom 1. Januar bis 31. März d. hat sie einen Werth von 937 930 Mk. erreicht, obwohl infolge der Strandung des „Adolf Woermann" viele für Kamerun bestimmte Güter verloren gingen und nur zwei große von Europa kommende Dampfer im Schutzgebiet ihre Ladung gelöscht haben. Wie das ,Kol.-Bl.' hervorhebt, ist zu erwarten, daß die Ergebnisse des gegen wärtigen Jahres im ganzen noch günstiger als die des verstossenen sein werden. Frankreich. * Caserio, der Mörder des Präsidenten Carnot, wurde am Donnerstag früh 4 Uhr 55 Min. in Lyon hingerichtet. Ein Zwischenfall ist nicht vorgekommen. Der Mörder hat zwar bis zum letzten Moment äußerlich seine Ruhe zu bewahren gesucht, aber er war schrecklich blaß. Der Hinrichtung wohnte eine zahlreiche Menschen menge bei, die aber von Polizisten und Sol daten, die alle auf den Hinrichtungsplatz mündenden Straßen besetzt hatten, entfernt gehalten wurde. Als das Beil gefallen war, ertönten Bravorufe aus der Menge. Der Gesundheitszustand des französischen Ministerpräsidenten Dupuy scheint, trotzdem die Berichte beständig von Besserung reden, doch nicht unbedenklich zu sein. * Der Verbrüderungs-Zwischen- f a kl zwischen deutschen und französi schen Soldaten, von dem verschiedene Blätter Keimgefunöen. Sj ^orneyuna.I Hofer, der auch einen Wein- und Pferdehandel trieb, war im ganzen Lande wohl bekannt und hoch geachtet. Oft saß er nun stundenlang mit seinem Freunde, dem kühnen und klugen Joseph Speck bacher, einem Bauersmann zu Rinn, und dem Kapuziner Haspinger beisammen und was die drei da zu verhandeln hatten, war meist ernst und bedeutungsvoll. Und an Sonntagsnach mittagen, wenn das Wirtshaus am Sand so voll von Gästen war, daß kein Plätzchen mehr zu bekommen und viele ihren Wein stehend trinken mußten, da ging Andreas Hofer als freundlicher, aufmerksamer Wirt unter ihnen umher und raunte mitunter geheimnisvoll dem einen oder dem anderen eine wichtige Nachricht zu, welche sodann in leisem Flüstern die Runde machte. Da begannen die Augen kühn zu blitzen und die Sehnen sich mächtig anzuspannen, während so mancher der jungen Burschen seinem Herzen in Hellem Jauchzen Luft machen mußte. Und in allen Häusern und Hütten wurden die Stutzen hergerichtet und aus altem Blei Kugeln gegossen, während in den einsamen Schmieden Sensen gerade geschmiedet und an lanzenähnliche Schäfte befestigt wurden. Kraft volle Bauern aber, geübte Drescher, spickten ihre Dreschflegel mit langen Nägeln und Eisenspitzcn, als gälte es, die Saat des Herm zu dreschen. So gab cS em gärendes Leben m Tirol, Blätter nach einem Bericht der ,Straßb. Post' aus einem Orte an der elsaß-lothringischen Grenze neulich zu berichten wußten, begegnet in der Jutorite', dem Organe des Herrn Paul de Cassagnac, einem heftigen Proteste. Das ge nannte Blatt sagt: „Die Handlungsweise der (französischen) Soldaten kann seitens der Be hörden nicht unbeachtet gelassen werden. Eine exemplarische Züchtigung ist erforderlich. Unser Nationalstolz verlangt eine solche. Die Soldaten, die ihre Hände beschmutzt haben, indem sie die Hände der Deutschen berührten, sind nicht mehr würdig, die Grenzwacht zu bilden und diesen Ehrenposten einzunehmen. Möge man sie daher schleunigst zurückberufen. Sie haben das Recht verloren, dort zu verbleiben. Man ersetze sie durch andere, die besser als diese Entehrten sich der Vergangenheit zu erinnern und an die Zu kunft zu denken wissen." England. * Wie die ,World' mittcilt, hat dieKönig in Viktoria dem Kaiser Wilhelm be dingungsweise versprochen, im nächsten Früh jahr, wahrscheinlich in der zweiten Woche des Mai, den preußischen Hof zu besuchen. Es sei der Herzenswunsch des Kaisers, seine bejahrte Großmutter in Potsdam begrüßen zu können, und habe er sich verpflichtet, daß keinerlei Hof feierlichkeit oder dergleichen ohne die vorherige Billigung der Königin stattfinden soll. Der Be such soll einen privaten Charakter tragen. *Dcr Prinz von Wales hat es für nötig gehalten, dem albernen Gerüchte entgegen zutreten, sein Sohn, den Herzog von Jork, sei schon vor seiner Vermählung mit der Prinzessin May von Teck einmal verheiratet gemesen. Der Prinz läßt durch seinen Sekretär schreiben; „Die betreffende Meldung ist jedenfalls nur deshalb erfunden, um ein unschuldiges junges Paar zu kränken. Sie hat natürlich auch keinen Schatten von Begründung, darum ist sie aber nicht weniger grausam und boshaft." * Gegenein neues Anarchi st engesetz erklärte sich am Donnerstag im Unterhaus der Minister des Innern Asquith: Die Maßregeln Englands gegen die Anarchisten seien mindestens ebenso durchdacht und für ihren Zweck wirksam, wie die in andern Ländern angenommenen. Das vorhandene Gesetz sei, wenn es mit Energie und Taft angewendet werde, sowohl für den Schutz im Innern, als auch für die Erfüllung der internationalen Verpflichtungen hinreichend. Italien. * Zur Reform des italienischen Heeres behufs Erzielung von Ersparnissen teilt die ,Tribuna' mit, daß der Ausschuß italienischer Generale, welcher zur Beratung über diese An gelegenheit wochenlang in Rom getagt hat, aus drücklich an der gegenwärtigen Organisation von 12 Armeekorps festhiclte. Damit dürfte die Hoffnung vereitelt sein, wesentliche Ersparnisse im Militärbudget zu machen. Spanien. *Die Entwicklung der Dinge in Marokko wird von den spanischen Politikern mit Sorge beobachtet. Englands Bemühungen, in Fes das verlorene Terrain zurückzugcwinnen, sowie der Ausbruch von Unruhen unter den Riffkabylen, erfüllen das Madrider Kabinett mit dem Arg wohn, daß England ein doppeltes Spiel treibe, und haben dem Vernehmen nach bereits zu einer Annäherung der spanischen an die französische Marokkopolitik geführt. Auch die Absicht Eng lands, den Hafen von Gibraltar durch ge eignete bautechnische Anlagen in seiner Kriegs brauchbarkeit zu erhöhen, hat in Spanien ziemliches Mißfallen erregt. Endlich kommt noch hinzu, daß durtst englische Vermitte lung ein reger Waffenschmuggel nach Marokko stattfindet. Balkanstaaten. *Die bulgarische Regierung hat beschlossen, den in Rußland weilenden Dragan Zankow als Anstifter von Unruhen und Ver schwörungen, da er durch eine frühere Sobranje verbannt sei, nicht über die Grenze zu lassen und im Falle plötzlichen Auftaucheus in Sofia vor das Gericht zu stellen. — Zankow hatte bekanntlich selbst darum gebeten, nach Bul garien zurückkehren zu dürfen, und um sich die das den Bayern ulld Franzosen bisher fremd geblieben, da im ganzen Lande sich auch nicht ein einziger Verräter gefunden. So war es ge wesen, so lange als Jakob Burgmaier im Kerker gesessen hatte, mit seinem Erscheinen aber war es damit anders geworden. Hätte man auch ihm das Geheimnis geoffen bart und dadurch einen Beweis des Vertrauens gegeben, so würde anstatt eines Verräters dem Lande in ihm ein todesmutiger Streiter ent standen sein, der gewiß in der Stunde der Gefahr alles aufgeboten hätte, durch irgend eine That das Andenken an sein Verbrechen zu tilgen. So aber wich man ihm scheu aus, wo man nur konnte, und selbst seine ehemaligen Freunde und Bekannten, die ihm unter anderen Verhältnissen ein freundliches Wort nicht ver weigert hätten, mieden ihn, da sie fürchteten, daß dem ehemaligen Wildschützen ihr Vorhaben nicht verborgen bleiben würde, wenn sie in Verkehr mit ihm träten. So glich denn Jakob inmitten seiner Landsleute einem Geächteten und Ver- fehmten; hätte er nicht seine Mutter und sein Enkelkind gehabt, so wäre er in seiner Heimat gerade so einsam gewesen, als in der finsteren Kerkerzelle. Da er nur die Handlungsweise seiner Lands leute sah, ohne deren wahren Grund zu kennen, so erfüllte ihn ein immer tieferer Grimm, welcher bald als wilder Haß gegen sein ganzes Volk und selbst das schöne Land Tirol aufloderte, an dem er ehemals trotz aller seiner Schlechtigkeit in so heißer Liebe gehangen. Unter solchen Ver hältnissen war eS dem gewiegten französischen Polizeibeamten nicht allzuschwer geworden, Wege zu ebnen, hatte er den Fürsten Ferdinand „anerkannt". Wenn die bulgarische Regierung dennoch den Versicherungen Zankows mißtraut, so ist es, weil sie befürchtet, Zankow könnte, wenn er erst wieder in Bulgarien ist, im Inter esse und im Auftrage Rußlands seine frühere bulgarenfeindliche Thätigkcit wieder aufnehmen. Amerika. *Die ,Times' melden aus Managua vom 15. d.: Alle zentral-amerikanischen Staaten, aus genommen Costarica, unterzeichneten ein Proto koll, demzufolge sie sich zu einer mittel - amerikanischen Republik vereinigen. Asien. *Die Meldung, daß am 11. d. auf der Höhe von Wei-hai-wei ein ernstes Treffen zwischen derjap anis ch en Flotte und dem chinesischen Nordgeschwader stattge funden habe, wobei sieben chinesische Schiffe in den Grund gebohrt worden sein sollen, ist bisher noch unbestätigt geblieben. Wie es scheint, wird die amtliche Depeschenzensur auf beiden Seiten sehr streng gehandhabt, denn auch die Draht nachrichten beginnen nachgerade völlig zu ver siegen, trotzdem die Zeit der entscheidenden Er eignisse jetzt gekommen sein muß. Uon Nah und Fern. In der Kotze - Affäre finden, wie das ,Berl. Corr. Bür.' aus zuverlässiger Quelle zu melden weiß, noch fortgesetzt Vernehmungen statt, die indes noch immer keinen festen Anhaltspunkt für die Richtung des Verdachts geschaffen haben. Soviel scheint nun festzustehen, daß die ominösen Schriftstücke nicht in Berlin verfaßt wurden, wenn sie auch hier zur Beförderung durch die Post aufgegeben worden sind. Die Untersuchung in dieser dunklen Angelegenheit hat man noch nicht einstellen wollen, weil man immer noch hofft, daß im Laufe derselben der Zufall auf die Spur des Thäters führen werde. Herr v. Kotze, der nunmehr völlig von dem Verdacht der Thäterschaft gereinigt erscheint, dürfte nach Rück kunft des Kaisers aus England Genugthuung in Form einer Auszeichnung erhalten. Eine Gedenkfeier für die in der Schlacht von Gravelotte Gefallenen wurde am Mittwoch nachmittag in der Schlucht bei Gravelotte unter der Teilnahme einer tausendköpfigen Menge ab gehalten. Eine allgemeine Schmückung der Gräber war der Feier vorausgegangen. Eine Typhusepidemie ist unter der Gar nison Oels ausgebrochen. Indessen sind schon vor dem Auftreten einzelner Typhusfälle bei den Mannschaften des Jägerbataillons auch unter der Bürgerschaft Typhuserkrankungen vorge kommen und zwar bis jetzt zwölf Fälle. Die Untersuchung des Wassers der Kasernenbrunnen hat keinen Anhalt dafür ergeben, daß typhus erregende Keime in demselben enthalten sind. Die dort in Garnison liegenden Schwadronen des 8. Dragonerregiments sind bisher von der Typhusepidewie ganz verschont geblieben. Der Schnellzug, der um 9 Uhr 47 Mi- unten vormittags von Köln nach Mainz fährt, war am Dienstag von Mißgeschick begleitet. In Brohl mußte wegen eines Schadens an der Maschine gehalten werden; beim Wiederanziehen zerriß der Zug in zwei Teile. In Koblenz- Moselbahnhof zerriß der Zug ein zweites Mal und in Bingerbrück mußten zwei schadhafte Wagen ausgesetzt werden. Der Zug erhielt da durch eine solche Verspätung, daß er als Sonder zug nach Aschaffenburg gefahren werden mußte, da der Wiener Zug in Mainz rechtzeitig abge- lassen war. Wein-Patriarchen. Unter den alten ehe maligen Jnfanteriekasernen an der Hauptstraße in Dresden, die voraussichtlich bald zum Ab bruch gelangen, schlummern einige Tropfen sehr alten Weines, und zwar in zwei Karaffen, von denen die eine mit rotem, die andere mit weißem Wein gefüllt ist. Eingesenft wurden dieselben bei der Grundsteinlegung, die der Generalfeldmarschall und Gouverneur Graf v. Wackerbarth am 12. Mai 1732 im Namen des Königs vollzog. Ein noch viel älterer Wein befindet sich auf der Festung Königstein und zwar im Grundstein der Magdalenenburg. Jakob als Spion zu gewinnen. Ununterbrochen rief dieser vor sich hin: „Was nutzt es mich, treu und ehrlich zu sein, wenn man mich trotzdem meidet! Wenn ich Verachtung tragen muß, so will ich sie auch täglich neu verdienen, dann schmerzt sie wenigstens nicht so. Me Franzosen und bay rischen Herrenleute drunten in der Stadt sind lieb und freundlich gegen mich und der Polizei rat scheut sich nicht, mir herzlich die Hand zu reichen und mich höflich willkommen zu heißen. Das thut ein hochgestellter, vornehmer Mann, aber das gemeine Bauerngesindel weicht mir aus und macht lieber einen Umweg, um mir nicht zu begegnen. Vergiften möcht ich das ganze Lumpenpack! Die Franzosen sollten es wie die Hunde zusammenschießen oder wie das Ungeziefer verbrennen!" Weder die Jahre noch die lange Kerkerhaft hatten seinen Feuergeist und seine wilde Leiden schaft zur Ruhe gebracht. Im Gefängnis hatte er alle Demütigungen geduldig hingenommen, in der Freiheit aber riefen sie sein glühendes Rache gefühl hervor. Zu seiner Verbitterung trug auch viel dazu bei, was er von seiner Mutter über den Tod seiner Tochter Tod seiner Rosel, vernommen; dieselbe hatte im Wahnsinn als Selbstmörderin geendet. Sie war in frischer Jugend und voller Schönheit herangeblüht, so daß gar mancher wohlgefällig nach ihr ausgeschaut hatte, sie gern zum Weibe begehrend, trotz des Makels, der auf ihrem Vater ruhte. Doch sie ließ die vermögenderen Freier beiseite liegen und schenkte ihr Herz einem armen, aber braven und Bei einer Zahn - Operation hat sich in Hildesheim dieser Tage ein bedauerlicher Unglücks- fall ereignet. Die Gattin des Kantors Schram« aus Gronau kam in Begleitung ihres Manne» zu einem vielbeschäftigten Zahntechniker, um sich einen Zahn entfernen zu lassen, verlangte aber narkotisiert zu werden. Infolgedessen wurde ein uraktischer Arzt zugezogen, der die Frau zunächst gründlich untersuchte, hierbei zwar eine erhebliche Aufregung feststellte, aber nicht die geringste Spur eines Herzleidens vorfand. Infolgedessen nahm der Arzt die Narkose vor und wandte dabei das in letzter Zeit vielfach genannte Betäubungs- , mittel Pental an, das auch sofort wirkte. Del! Zahnarzt schritt nun zur Entfernung von drei: kranken Zähnen, die auch schnell und gut gelang, k Die Frau war bei der Operation aus der Be- r täubung erwacht und hatte dem Zahuarzt den Arm festzuhalten versucht; sie wurde gleich daran! t leichenblaß und sank zurück. Eine Herzlähmung hatte ihrem Leben ein schnelles Ende bereitet Alle sofort angewandten Wiederbelebungsversuche c waren erfolglos. Auf Veranlassung der Staats anwaltschaft ist Untersuchung eingeleitet. Teure Bahnfahrt. Eine im Verhältnis zu ihrer Kürze recht kostspielige und folgenschwere Eisenbahnfahrt machte vor einiger Zeit ein jun ger Kaufmann in Zwickau. Derselbe hatte wahr' scheinlich in Gesellschaft einiger auswärtiger' Freunde einen lustigen Abend verlebt und be gleitete dieselben schließlich an den Eisenbahnzug. Als nach einer sehr geräuschvollen Abschicdsszene der Zug sich endlich in Bewegung setzte, sprang der Betreffende barhäuptig, einen Jauchzer aus stoßend, auf das Trittbrett eines Personen wagens 4. Klasse und gab seinen Freunden noch eine Strecke das Geleite. Sein Beginnen wnr aber nicht unbemerkt geblieben, und der Tele graph machte schleunigst der Nachbarstatton M- teilung, woselbst der Reisende ohne Hut und Fahrkatte vom Stationsvorstand in Empfang genommen und mit dem nächsten Zuge zurück- spediert wurde. Doch nun galt es, den Beutel zu ziehen. Zunächst war eine Fahrkarte zur Rückfahrt nötig, Preis 0,35 Mk. In Zwickau angckommen, wurden des weiteren 6 Mk. eilige- ' hoben, weil die Fahrt ohne Fahrkarte gemacht worden war. Ferner wurde Anzeige erstattet wegen Aufspringen auf einen im Gang befindliche» Zug. Das brachte der Ortsarmenkasse 10 M ein. Aber noch nicht genug. Bei Feststellung der Persönlichkeit des Betreffenden stellte sich heraus, daß derselbe aus seiner bisherigen Woh- nueg ausgezogcn war, aber noch keine neue Wohnung inne hatte. Da gab die löbliche Polizei bereitwilligst ein Lokal zum Uebernachtc» her, wofür wohl der übliche Preis von 2 Man bis 2,50 Mk. zu entrichten war. llnd zuguter- - letzt fehlte dem Manne auch noch Hut und Schirm, auf deren Verbleib er sich durchaus nicht besinnen konnte. Ein gesuchter Posten. Für die erledigte Stelle eines Kapellmeisters der Stadtmusik zu , Esch a. d. Alzette haben sich 93 Bewerber ge meldet, zum überwiegenden Teil ehemalige oder jetzige deutsche Militärmustker. Davon haben zwölf das Glück, in die engere Wahl zu kommen. Der vielumworbenc Posten trägt 960 Mk. Der Glockensturz bei Schönstein. Zn dem Unglück, das sich durch den Absturz einer neuen Glocke auf dem Kirchturm zu St. Michael bei Schönstein ereignete, wird noch mitgcteilt: Der Zimmermeister ließ sich, in unbegreiflichem Uebermut auf der Glocke sitzend, in die Höhe ziehen. Diese war schon in der Höhe des Turm fensters angclangt, als plötzlich das Seil nach ließ und die an 15 Zentner schwere Glocke mit Blitzgcschwindigkeit auf die unmittelbar unter dem Aufzug stehende große, 52 Zentner schwere Glocke herunterstürzte, in diese ein großes Loch schlug und daun im Abstürzen den Zimmermeistcr unter sich begrub, dem hierbei der Schädel . mitten entzwcigespalten wurde. Das Unglück wurde durch die fehlerhafte Behandlung des Krahnes veranlaßt, der verkehrt aufgestellt wor den war, so daß die Sperrvorrichtung gar nicht ' funktionieren konnte. Abgestürzt. Der in Wien ansässige Tourist Emanuel Lasser ist bei einem Ausflug vom Seebeustein abgestürzt. Er wurde nach 36 Stun den noch lebend in einer Schlucht aufgefunden und konnte gerettet werden. fleißigen Burschen, der als Baucrnknecht drunten im Thale in Arbeit stand und als elternlose Waise Herr seines Handelns war. Rosels Großmutter hatte gegen die Liebe der beiden nichts einzuwenden und so fand denn auch bald die Hochzeit statt und das Ehepaar zog mit M ihr ins Bauernhaus, wo es tüchtig Hand an- legte, um die kleine Wirtschaft in guten Stand zu bringen. So lebten die jungen Leute in inniger Eintracht dahin, und als nach Jahres frist das erste Kind ins Haus kam, das nach der Mutter den Namen Rosel erhielt, da schien alles erträumte Glück erfüllt zu sein. Eines Tages waren die jungen Eheleute mitsammen auf die hochgelegene Waldwiese gegangen, um zu mähen; aber sie waren nicht mehr zurückgekehrt. Am andern Morgen, als man auszog sie zu suchen, da fand man Rosel daselbst an der Leiche ihres Mannes sitzen, der niit durchschossener Brust im Grase lag. Auf alle Fragen hatte sie nur ein stilles, irres Lächeln. So brachte man hierauf die beiden der alten Burgmaierin ins Haus und es hätte nicht viel gefehlt, so hätte auch sie gleich ihrer Enkelin über das Entsetzliche den Verstand verloren. Aus Rosel war nichts herauszubringen, wer ihren Mann ermordet. In dumpfem Hinbrüten verbrachte sie die Zeit, ohne sich selbst um isst Kind zu kümmern. Allmählich aber gab es wieder lichte Augenblicke bei ihr und in einem solchen sprach sie zur Großmutter, als diese aufs neue in sie drang, ihr alles mitzu teilen: „Großmutter, lasse mich in Frieden, den« mein Mann wird nicht mehr lebendig und was
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