Volltext Seite (XML)
Allgemeiner Anzeiger Zeitung für die Ortschaften Bretnig, Kauswslöe, Großröhrsöorf, Frankenthal unö Umgegend Expedition: Bretnig Rr. 13 s Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins Laus i Mk. 20 Pf., durch die Post 1Mk. exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespalten Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeiner Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholung-" Rabatt nach Uebereinkunft Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis^Dienstag vormit^g 0,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag H.11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Redaktion, Druck und Verlag von N. Schurig, Bretnig. Nr. 46. Sonnabend, den 9. Juni 1894. 4. Jahrgang. Airschen-Verpachtung. Die diesjährigen der Gemeinde gehörenden Kirschennutzunqen an der Bretnig-Pulsnitzer Straße, dem Fiebigwege und am Gemeindebuschwege sollen nächsten / . f- Oertliches und Sächsisches Bretnig, den 9. Juni 1894. — Zum ersten Male in diesem Jahre sollen diejenigen Mannschaften des Beurlaub tenstandes der Infanterie, welche zu Friedens übungen eine brauchbare Fußbekleidung mit bringen und tragen, eine Prämie von je 3 Mark für die Uebung erhalten. Die Ab sicht, die seitens des Kriegsministeriums da bei verfolgt wird, zielt dahin, die Reservisten re. anzuregen, daß sie sich stets im Besitze kriegsbrauchbaren und eingetragenen Schuh zeuges befinden, wodurch namentlich die hohe Ziffer der Fußkranksn vermindert werden soll. Für diese Prämien sind im Reichshaus halt 150,000 Mark eingestellt worden. — Nach einer gerichtlichen Entscheidung ist eine widerrechtliche Benutzung von Fla schen der Flaschenbierhanolungen strafbar, sie wird als Unterschlagung behandelt und mit Geldstrafe bis zu 900 Mark oder Gefängnis in Höhe von 3 bis 5 Jahren geahndet. Auch der Kaufmann oder Handeltreibende, dem im öffentlichen Verkehre Flaschen zur Füllung überreicht werden, von welchen er weiß oder den Umständen nach (z. B. durch die auf den Flaschen befindliche Firma) wissen muß, daß diese Flc scheu fremdes Eigentum sind, macht sich ebenfalls und zwar der Beihilfe zur Un terschlagung schuldig und somit strafbar. — Von jeher hat es einer Anzahl sonst ganz routinirter Skatspieler Schwierigkeiten gemacht, aus ihren gewonnenen Spielen das Endresultat ihres Gewinnes zu ziehen, sie können wohl spielen, aber die Spiele nicht berechnen. Wie überall die Technik zu Hilfe kommt so auch hier. Herr B. Unger in Löbtau hat zur Freude der nicht rechnenden Skatspieler einen Skatberechnungs-Apparat erfunden und sich denselben patentieren lassen. Wer sich dafür interessirt, .der bemühe sich nach dem Mügelner Bahnhofs-Restaurant, dort ist bereits der Apparat angekauft und in den Dienst der Skatspieler gestellt. Der Skatberechnungs-Apparat giebt durch Drücken auf einen Knopf den Preis eines jeden Spie les sofort an, so daß jeder Skatspieler sich von der Richtigkeit desselben überzeugen kann und irgend ein Mißtrauen nicht zu hegen braucht, da jeder Irrtum ausgeschloffen ist. Der Skatberechnungs-Apparat hat noch beson dere Vorzüge, als Kartenpresse, Zigarren- Abschneider, Streichholz-Behälter, Aschenbecher, Zigarrenauslage, Zahlkästchen für die Spieler rc. und da der Apparat höchst elegant ausge stattet ist und wenig Platz einnimmt, so dürste derselbe an keinem Skattisch fehlen. — Die über 400 Jahre alte Stadtkirche zu St. Nikolai in Pulsnitz erhält in den nächsten Tagen einen bedeutenden Schmuck in Gestalt eines 8 Meter hohen, 2 Meter brei ten Apsisfensters. Dasselbe ließ aus Dank barkeit für die unerwartete glückliche Genes ung seiner Tochter von schwerer Krankheft der Besitzer des in der Kirche eingepfarrten Rittergutes Ohorn, Herr Georg Hempel, durch ! einen Dresdner Künstler, Herrn Historienmaler i Wenzel Schwarz entwerfen unö ausführen. Das Glasgemälde stellt in lebensgroßer Fi-^ - gurengruppe, umgeben von romanischer Orna mentik, die Auferweckung der Tochter -es Jairi durch Jesum dar. In der Auferweck ten ist die Tochter des Herrn G. Hempel dargestcllt, auch sonst sind auf dem Gemälde jetzt lebende Persönlichkeiten abgebildet. Das stattliche Bild stand in jüngster Zeit in einem Atelier im Parterre der Königl. Kunstakade mie einige Tage aufgestellt und wurde mit hohem Interesse sowohl von Sr. Kgl.Hoheit dem Prinzen Georg und den Mitgliedern des akademischen Rates, als auch von Mit gliedern des Kunstvereins besichtigt. Wiebe rechnet, kommt die Gesamtwirkung des far benprächtigen Bildes erst in etwa 10 Meter Entfernung zur Geltung. Die Bleifestigun gen verschwinden, die Farbenharmonie tritt zu einheitlicher Wirkung zusammen. Auch die sorgfältige Ausführung der Bronzearbeit und der Bleifestigung von dem Dresdner Kunst glaser Herr Otto Protze ist anerkennend zu erwähnen. Das Bild macht dem Dresdner Künstler und dem Dresdner Kunsthandwerk Ehre. — Ein Höcht ergötzlicher Vorfall spielte sich am Dienstag in den frühen Morgenstun den in der Nähe von Gruna ab. Eine mit Sang und Klang auf der Pirnaer Chaussee einhermarschierende Kompagnie eines in Dres den garnisonierenden Regiments hatte ebenchin- ter den letzten Häusern von Alt-Gruna „Halt" gemacht, und der General- und Spezialidee für die stattzufindende Felddienstübung zu lau schen, als plötzlich aus einem nahen Gehöft eine junge Kuhkalbe gejagt kam, die, als sie der Truppe ansichtig wurde, erst stutzte, dann aber in mächtigen Sprüngen bis zu dem mitten vor der Front haltenden gestrengen Kompag niechef galoppierte und hier, lustig mit dem Schwänze wedelnd, der Dinge harrte, die da kommen sollten. Die strenge Disziplin ver hinderte wohl einen gewaltsamen Ausbruch der Heiterkeit ob dieses unfreiwilligen Adju tanten, es wetterleuchtete allerdings gewaltig in den Gesichtern der Soldaten, als der Herr Hauptmann starr vor Staunen mitten in sei nen Erklärungen innehielt und den vierfüß igen Aufdringling betrachtete, der ganz gegen die militärische Anstandsregel sein „Einge troffen" durch ein langgezogenes „Muh" zu er kennen gab. Mehrere Herren, die in der Nähe standen und nicht an die militärische Disziplin gebunden waren, rannten sich aller dings nicht enthalten, in ein fröhliches Lachen auszubrechen, und dies änderte sofort die Si tuation. Der „Vater der Kompagnie" wen dete sein Pferd, mehrere vor der Front hal tende Unteroffiziere packten auf Befehl die „Mutsche" an den Ohren, einer drehte kunst gerecht den Schwanz derselben und unter all gemeiner Heiterkeit, in die nun anch die Offi ziere einstimmten, wurde der sich heftig mit den Vorderbeinen einstemmende Ausreißer un ter höchst schmeichelhaften „Kasernenhofblü ten" in den Gutshof zurücktransportiert. — Die „Hellen" sächsischen Spatzen. Ein Dresdner Blatt berichtet folgendes, natürlich ganz unbezweifelbare Stückchen: Es hatte da eine Anzahl Sperlinge ein Stück trockene Sonnabend, den 9. d M, abends 7 Uhr im Gasthof zur Rose in 4 Abteilungen, bez. im ganzen, unter den im Termin bekannt zur machenden Bedingungen verpachtet werden. Bretnig, den 4. Juni 1894. Der Gemeinderat. Gebler, Gemeindevorstand. Semmel gefunden. Alles Hacken und Zerren Par umsonst, es wollte nicht zerfallen. Hier über großes Gezwitscher, als dessen Ergebnis sich zeigte, daß ein Spatz die Semmel auf das GeleiS der elektrischen Bahn zerrte. Dann flogen sie allesamt auf die nahestehenden Bäume, auf welchen sie ruhig sitzen blieben, immer die Semmel beobachtend. Endlich kam ein elektri scher Straßenbahnwagen, überfuhr und zer malmte die Semmel, -osort waren sämmt- liche Spatzen bei der Hand und ließen sich das so zerteilte Futter gut schmecken. — In Karlsbad wurde ein deutscher De serteur, der aus Pirna gebürtige Musketier Paul Richler des in Bernburg garnisoniren- den Jnsantcriebataillons aufgegriffen. — Ein Schwalbenpaar hat im Werk hofe des Schurigschen Baugeschäfts an der Colbitzer Straße in Leisnig den Unterzugs balken eines Schuppens als Wohnstätte aus erwählt und baut eifrig am Neste. Nun wurde bemerkt, daß das eine der Tierchen einen; Gegenstand am Halse hatte, den es los zu; werden suchte. Die Schwalbe wurde ein-! gefangen und von dem Umhängsel befreit. Dasselbe bestand aus einer kleinen Schlinge von Chenille, und an dieselbe waren zwei winzige Streifen von Pergament anreheftet, auf welchem die Worte standen: „Grüß' mir mein Deutschland!" Es läßt sich wohl an nehmen, daß der Gruß von einem in Süd- ! ! afrika weilenden Deutschen kommt. — Am Dienstag nachts verübte der 19 ! Jahre alte Kürschner Karl Hilliger in Mar- !kranstädt aus Rache ein Mordattentat aus zwei dortige Schutzleute. Zunächst feuerte er auf den Schutzmann Hugo Kretschmar, welcher sich in der Wachtstube aufhielt, durch die offene Thür einen Revolver ab — die Kugel j traf den Beamten in den rechten Oberschenkel. ; Sodann lauerte er dem auf der Tour befind lichen Nachtschutzmann Hübner auf und ver letzte denselben durch einen Streifschuß gleich falls am rechten Oberschenkel. Nun begab sich Hilliger, in die elterliche Wohnung und^ brachte sich einen Schuß in den Kopf bei- ! Er sank bewußtlos zu Boden und ist, ohne die Besinnung wieder erlangt zu haben, der Verletzung erlegen. Kretschmar befindet sich außer Lebensgefahr, wenn auch die Kugel noch nicht hat entfernt werden können. — Vor der Strafkammer IV des Land gerichts Leipzig hatte sich am Montag der vormalige Leipziger Polizeilieutenant und Se- condelieutenant a. D. Friedrich August Ju lius Stimmel, geboren am 21. Juni 1868 in Plauen i. V., unter der Anklage der Unter schlagung im Amte und des Betruges zu ver antworten. Es wurde ihm zur Last gelegt, 35,50 M. amtlich vereinnahmte Gelder, so genannte Gästegelder, nicht bestimmungsge mäß an die Kasse des Polizeiamtes abgelie fert, sondern unterschlagen zu haben. Wei ter soll Stimmel den Kaufmann H. am 3. Juni v. I. durch Vorspiegelung falscher That- sachen zur Bürgschaftleistung für ein Dar lehn von 500 Mark bestimmt, weiter den Oberkellner '^t. im Krustallpalasi um eine Zeche von 39,35 Mk. und den Kellnerlehrling M. im Theaterrestaurant um eine Zeche von 18,55 Mk. betrogen haben. Schließlich soll Stimmel im Anfang September den Hof schneider Sch. in Dresden durch betrügerische Vorspiegelungen zur Lieferung eines Anzu ges für 93 Mk. veranlaßt haben. Stimmel bestritt jede Schuld, gab an, er habe die Ab lieferung der Gästegälder nur vergessen und behauptete im Uebrigen, nur durch eine Ver kettung von unglücklichen Umständen sei es ihm nicht möglich gewesen, die in Frage kom menden Beträge zu decken. Unter Freisprech ung von der Anklage des Betruges in den letztgenannten drei Fällen wurde Stimmel zu sieben Monaten Gefängnis und zwei Jahren Ehrverlust verurteilt. — In tiefe Betrübnis ist eine Familie in Schlettau dadurch versetzt worden, daß sich deren noch schulpflichtige Tochter vor kurzen: durch Ertränken im sogenannten „Beyer-Teiche" selbst den Tod gegeben hat. Furcht vor einer zu erwartenden Strafe dürfte die Unglückliche in den Tod getrieben haben. — Infolge des Boykottes hat dieWald- schlößchen-Brauerei zu Dresden in dem letzt vergangenen Monat, außer dem Tonnenbier 1900 Hektoliter Flaschenbier weniger ver kauft. Kirchennachrichten von Hauswalde. 3. Sonntag nach Trinitatis: Abendmahl, Beichte 8 Uhr vorm. — Es wird herzlich gebeten, etwaige am Sonntag nicht abgege bene Kollektenbeiträge für das Dresdner Dia konissenhaus doch in der Pfarre noch abzu liefern. Getauft: Hermann Otto, S. des Einw. und Färbers G. H. Nitzsche in Hauswalde. — Anna Frida, T. des Hls. und Leinw. I. O. Körner in Hauswalde. — Alma Frida, T. des Kutschers F. A. Nitzsche in Groß röhrsdorf. — Gustav Martin, S. des Einw. und Manglers G. R. Schölzel in Bretnig. Getraut: Hermann Bernhard Petzold, Gutsbesitzer in Bretnig, mit Minna Martha Schöne in Bretnig. — Alw. Bernh. Petzold, Färber in Bretnig, mit Anna Bertha Nitzsche in Bretnig. — Friedrich Hermann Haufe, Zimmerman in Rammenau, mit Emma Bertha Schöne in Bretnig. Beerdigt: Gustav Reinhold Richter, Hausbes. und Leinw. in Bretnig, 56 I. 10 M. 13 T. alt. — Johanne Christiane Gäbler, 67 I. 3 M. 19 T. alt. - Paul Edmund Boden, 2 M. 1 T. alt. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register. An Geburten wurden eingetragen: Oswin Ehrig, S. des Stell machers Gustav Oswin Nrtzsche. — Lena Flora, T. des Korbmachers Paul Hermann Ott. — Otto Bernhard, S. des Schutzmanns Karl August Mehnert. — Karl Wilhelm, S. des Fürbergehilfen Friedrich August Wilhelm Koch. — Außerdem ein außerehelicher Knabe. Heirat«-Register. Die Ehe schlossen: Carl Wilhelm Albert Aust, Tagearbeiter, mit Minna Selma Anders. Sterbe-Register. Als gestorben wurden eingetragen: Friedrich Edwin Röntzsch, ledi ger Fabrikarbeiter, 21 I. 4 M. 29 T. alt.