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Llm die MMardensteuern. Einr unerwartete Hilfe war dem Schatzsekretär Grafe» Roedern am Dienstag zuteil geworden, als er vor dem Reichstage sein weniger aumutiges als umfangreiches Steuerbukett zu vertreten hatte. Unmittelbar zuvor hatte nun auch sein britischer Kollege und Leidensgenossc 001 Leni Unterhause seine Steuergaben ausgeschüttet, und siehe da, sie glichen, im ganzen genommen, dem deutschen Ab- gabenmogramm wie ein Ei dem andern. Auch dort ein« Mischung von direkten und indirekten Steuern, eine Be lastung des Einkommens wie des Verbrauches, und auch die Gesamtsummen, die hüben und drüben wiederum den Steuerzahlern abgefordert werden, sind nicht besonders weit voneinander entfernt. So halt« Graf Roedern die Vermutung für sich, daß auch in seinem Amtsbereich eine gewisse Zwangsläufigkeit di« Wege bestimme, wie dies Herr v. Kühlmann vor einiger Zeit für die Richtlinien seiner auswärtigen Politik fest stellte und — für feinere Ohren — beklagte. Unser Reichs- schatzminister muh Geld, und zwar viel Geld in seinen Beutel tun, und da er kein Zauberer ist, muß er es eben vom Vermögen und vom Einkommen und vom Gesamt umsatz im Wirtschaftsleben des deutschen Volkes nehmen Nur der Grad der Anzapfung dieser verschiedenen Steuer- quellen kann der Gegenstand des Streites werden, und in dieser Beziehung wird der Reichstag aller Wahrscheinlich keit nach auch diesmal auf die Geltendmachung seiner so- «enannten „bessernden Hand"' nicht verzichten. In dem Ausgangspunkt der gesaniten Steuerpolitik während des Krieges sind Regierung und Reichstag bisher grundsätzlich einig gewesen und werden es wohl auch ferner hin bleiben: daß cs darauf ankommt, die Zinsen unserer Kriegsschulden durch neue Steuern zu decken, nicht mehr und nicht weniger. England machte anfangs Anstalten zu einer gründlichen Umwälzung seines ganzen Steucrspstems, und auch bei uns gab und gibt es Leute, die die Schatz- Verwaltung gern auf neue Wege drängen möchten. Aber Graf Roedern ist für „ganze Arbeit" dieser Art vorläufig nicht zu haben, schon deshalb nicht, weil Deutschland nicht wie England ein Eiuheits-, sondern ein Bundesstaat ist. Die Einkommensteuer muß den Einzelstaaten vorbehalten bleiben, wenn sie mit ihren wichtigen Kulturaufgaben nicht zu wesenlosen Schatten zu- sammenschrumpfen sollen^ und das um so mehr, als ja auch diese Steuerguelle durch Wehrabgaben uud Kriegs- geminnsteuer bereits ganz erheblich in Anspruch genommen wurde. Nicht weniger als 7'/- Milliarden an direkten Steuern rechnet Graf Roedern für die Kriegsjahre heraus, denen nur 4 Milliarden an indirekten Steuern für den gleichen Zeitraum gegenüberstehen. Und das Ver hältnis verschiebt sich noch mehr zuungunsten der ersten Steuerart, wenn man, was ja nicht mehr als recht und billig ist, die einzelstaatlichen direkten Steuern hinzurechnet; dann sind es sogar 9V- gegen 4 Milliarden, und wem auch das noch nicht genügt, der kann sich be ruhigen: schon im Herbst kommt die neue Kriegsgewiun steuer auch für phpsische Personen, während jetzt zunächst nur die Gesellschaften um 600 Millionen erleichtert werden sollen, und der vielgeliebten Neichserbschaftssteuer, deren Einführung gewisse Parteien gar nicht genug beschleunigen können, ist im Steuerprograunn des Schahsekretärs auch bereits ihre bestimmte Nolle zugewiesen. Sie kommt, kommt ganz bestimmt, und wer sie ihm jeht schon vor wegnehmen wollte, der käme später wiederum mit der Bedarfsdeckung für andere Zwecke in Verlegenheit. Also eins nach dem andern, meint Graf Roedern, und darin wird ihm die Volksvertretung wohl schließlich doch folgen. Nach seiner Meinung werden die besitzenden Klassen auch durch die von ihm vorgcschlagencn neuen Steuern schon in erster Linie getroffen; es liegt also kein Grund vor, diesen Gesichtspunkt noch stärker zn betonen. Wichtig ist ihm vor allem, daß wir, zunächst bis 1918 gesehen, kein Nechuungsdefizit, also keinen Fehlbetrag in die Neichs- wirtschaft der Friedeuszeit mit hinübernehmen, und dieses Ziel glaubt er mit seinen Steuervorlagen gewährleisten zu können. Bleibt nur die Frage der Kriegsentschädigung. Graf Roedern hat sie ganz kurz gestreift. „Wir kennen noch nicht die Höhe der Entschädigungen, die wir uns er kämpfen werden", sagte er. Also die Höhe dieser Summe ist ihm eine unbekannte Größe, die Tatsache dagegen, daß wir mit einer solchen rechnen dürfen, stellt er nicht in Zweifel. Damit befindet er sich in Übereinstimmung mit den Finanzministeru der Bundesstaaten, und man darf sagen, Laß auch ein großer Teil der öffentlichen Meinung in Deutsch land sich mehr nnd mehr zu dieser Notwendigkeit bekannt hat. Wer sie für uns aufbringen soll und wie das zu geschehen hat, braucht nicht unsere Sorge zu sein; im um gekehrten Falle wäre auf unsere Leistungsfähigkeit oder Unfähigkeit auch wenig Rücksicht genommen worden. A md TW« ««s Ws Me Nr«»;! Guter Gesundheitssiand der Feldarmee Amtliche Darlegungen vor dem Hauvtausschuß. Berlin, 24. April. Eine Trauerkundgebung für den gefallenen Rittmeister Freiherrn v. Nichthofcn, dem Kriegsminister v. Stein ehrende Gedenkworte widmete, leitete die Ver handlungen im Hauptausschub des Reichstages am Mitt woch ein. Aus den Ausführungen des Kriegsministers über die Frontlage ist hervorzuheben, daß der Minister er klärte, keine genauen Angaben über die Zahl der im Westen kämpfenden Amerikaner geben zu können. Jedenfalls sei der amerikanische Einsatz bisher nur unbedeutend gewesen. Vertrauliche Mitteilungen uud Angaben über technische Einzelheiten füllten die weitere Sitzung aus. Der Gesundheitsstand unserer Truppen ist nach An gabe» des Generalarztes Schultze sehr günstig. Als dienstunbrauchbar sind bisher insgesamt 629000 Mann entlassen, davon 70 000 Verstümmelte. Vis znm heutigen Tag ist mit etwa 98 000 Verstümmelten zu rechnen. Die Erkrankungen durch feindliche Gase sind meist günstig zu beurteilen, da die Schädigung vorübergehend und meist ohne bleibende Nachteile ist. Der Prozentsatz der aus den Lazaretten als kriegsverwendungsfähig oder dienstfähig entlassenen Soldaten ist nach wie vor sehr hoch. Ab gesehen von den Gefallenen machen die Todesfälle nur 1 bis 1,2"/» aus. 2V< Millionen Verwundeter und Erkrankter konnten der Front wieder zugeführt werden. Die Krank heitsfälle bewegen sich zwar in Wellenlinien auf und ab, im allgemeinen nehmen sic aber ab. Die landläufigen Meinungen über die Verbreitung mancher Krankheiten sind übertrieben. Die Krankheitsziffer des Feldheeres bleibt weit hinter derjenigen der Heimat zurück. Richthofens letzter Kampf. Nach englischen Berichten. In London ist über den Luftkampf, aus dem Ritt- Meister v. Richthofen nicht zurückgekehrt ist, eine halbamt liche Darstellung veröffentlicht worden. Danach fieldcr deutsche Meisterstieger der Kugel eines Schützen von der Batterie eines australi schen Feldartil- lerieregiments zum Opfer, als er in geringer Höhe über der Somme einen Gegner nieder- gebrncht hatte. Rittmeister v. Richthofen stürzte nieder, das Flugzeug ging krachend in Stückc.Nureine Kugel wurde in Nichthvfens Körper gefun den, sie war in die linke Seite eingedrungen und gerade durchs Herz ge gangen. Der Luflkampffand nach diesem Be richt zwischen etwa 15 Flug- zeugenaufjeder Seite statt. Der englische Bericht schließt: Vis zur Fest stellung von Richtlmcns Tod hatte man nicht erkannt, daß es sich um sein berühmtes Flugzeug handelte. Die Persön lichkeit ließ sich nach den Papieren und der Uhr des Ge töteten deutlich feststellcn. In dem Neuterbericht über die Beisetzung Rittmeisters v. Nichthosen heißt es, daß die Feier außerordentlich eindrucksvoll war. Zur Beisetzung trugen sechs englische Fliegeroffizier'e den Sarg, der mit Kränzen in deutschen Farben belegt war. Ein Geistlicher nahm nach anglikanischem Ritus die Einsegnung vor. Einer der Kränze trug die Inschrift: „Dem tapferen und würdigen Feinde." Dem toten Helden. Berlin, 24. Slpril. Anläßlich des Heldentodes des Rittmeisters Freiherrn v. Nichthofen erließ der kommandierende General folgenden Nachruf im Verordnungsblatt für die Luststreitkräfte: „Unser Rittmeister Manfred Freiherr v. Nichthofen ist von der Verfolgung eines Gegners nicht zurückgekehrt. Er ist gefallen! Die Armee hat einen rastlosen und ver ehrten Helfer, die Jagdflieger haben ihren fortreißenden und geliebten Führer verloren. Er bleibt ein Held des deutschen Volkes, für das er kämpfte und für das er starb. Sein Tod ist eine tiefe Wunde für fein Geschwader und für die gesamten Luftstrcitkräfte. Der Wille, durch den er siegte, mit dem er führte uud den er vererbte, wird die Wunde heilen. Der kommandierende General der Luftstreitkräfte ' v. Höppner." Rittmeister Freiherr t>. Nichthofcn. (Letzte photographische Ausnahme.) Erfolgreicher Angriff an der Somme. Mehr als 2V0V Gefangene. Mitteilungen des Wolsfschen Telegraphen-Bureaus. Großes Hauptquartier, 25. April. Westlicher Kriegsschauplatz. » Auf dem Schlachtfclde an der Lys scheiterte ein starker Gegenangriff der. Franzosen gegen die Höhe von Vleugelhoek unter schweren Verlusten. Örtliche Kämpfe nordwestlich von Bethune, bei Festubert uud zu beiden Seiten der Scarpe. — Südlich von der Somme griffen wir Engländer und Franzosen bei und südlich von Villers Vrctonneux an. In hartem Kampf bahnte sich unsere Infanterie den Weg durch die Maschiuengewehrnester des Feindes. Panzerwagen haben sie hierbei wirksam unter stützt. Wir nahmen den viel umkämpften Ort Hangard. Ans dem Westnser der Avrc trugen wir nufere Linien an die Höhen nordwestlich von bastel Nor. Den ganzen Tag über führte der Feind mit seinen auf des» Kampffelde bereitgestellten und von rückwärts herangeeilten Unterstützungen heftige Gegenangriffe. Sie brachen blutig zusammen. Erbitterte Kämpfe dauerten in dem gewonnene» Gelände die Nacht hindnrch an. Mehr als 2000 Gefangene blieben in nnscrcr Hand, 4 Geschütze nnd zahlreiche Maschinen gewehre wnrden erbeutet. Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues. Der Erste Generalauartiermeister Ludendorff. Wieder über 30 000 Tonne» versenkt. Eines nnscrcr N-Bootc, Kommandant KapitänlrnMniit Kolbe, hat in den vergangenen Woche» im Sperrgebiet »m die Azoren nnd bei den Kanarische» Insel» l 1 Dampfer, 4 Segler und 2 Fischdampfer mit insgesamt 30062 Br.- Ncg.-To. versenkt. Hierunter befanden sich der portugiesische Dampfer „Neptuns" von 300 Br.-Reg.-To., die italienischen Dampfer „Goetano Costanzo" von 1027 Br.--Neg.-To. und „Luigi" von 3549 Br.-Reg.-To. solvie der englische Dampfer „Ellaston" von 3192 Br.-Reg.-To. Letztere beide waren bewaffnet und mußten im Artilleriekampf niedergekämpst werden. Das 7,5 Zentimeter-Geschütz, des englischen Dampfers wurde erbeutet, der Kapitäu gefanaeugcnommeu. Unter den Segelschiffen befanden sich die amerikanischen Schoner „Jnlia Frances", 183'Br.-Neg.-To., „A. B. Why- land", 180 Vr.-Neg.-To. und der englische Schoner „Elise Hirdt" von 175 Vr.-Neg.-To. Die für unsere Feinde be stimmten Ladungen der Schiffe waren zum Teil unmittel bar für den militärischen Gebrauch bestimmt. Sie be standen n. a. aus 3500 To. Erz, 6900 To. Salz, 860 To. Kork, 800 To. Palmöl, 250 To. Palmkernen, 4000 To Kohlen und 4000 To. Stückgut, hierunter vor allem Lebensmittel, Stacheldraht, Leder usw. Für die deutsche Kriegswirtschaft wurden 12 lederne Treibriemen von je 100 Metern Länge in die Heimat zurückgebracht. Der Cbef des Admiralstabes der Marine. Nufere tägliche U-Boot-Strecke. Berkin, 25. April. Amtlich wird gcmcldct: Ncuc U-BootS-Erfolgc im Sperr gebiet «in England: 22000 Br.-Reg.-To. Unter den versenkten Schiffen ein wertvoller 7000 Br.° Neg.-To.-Dampfer, der im Armclkanal aus stark gesicherten Geleitzügen herausgcschossen wurde, und zwei vollbeladene Dampfer von je 5000 Br.-Neg.-To. Der Chef des Admiralstabes der Marine. Die Getreideschiffe der Schweiz. Einem Bericht der Schweizerischen Depeschenagentur zufolge hat die deutsche Negierung die Erklärung ab gegeben, daß die schweizerische» Getreideschiffe, auch wenn sie Hie Flagge einer mit Deutschland im Kriege befind lichen Macht führen, frei passieren können. Die Schiffe haben die Sperrzone zu meiden, neben der Flagge ihres Landes das Schweizerwappcn auf dein Schiffsrumpf und überdies die schweizerische Flagge in gut sichtbarer Weise zu führen. Dazu wird von zuständiger Stelle bemerkt, daß die deutsche Negierung in Anerkennung der Notlage der Schweiz zwar den Schiffen freies Geleit zngesichert hat, daß aber aus bcfehlstechnischen Gründen erst nach drei Monaten damit gerechnet werden kann, daß alle Schiffe den Befehl in Händen haben, diese Schiffe durchznlassen. Da Amerika darauf besteht, die Schiffe unter seiner Flagge fahren zu lassen, kann also leicht ein Getreideschiff versenkt werden. Deutsche nnd englische Erfolge. Die Londoner „Daily News" schreibt: Eine Million Engländer sind im Vorjahre in Flandern geopfert worden. Und der damals erzielte Geländegewinn ist in drei Wochen wieder vernichtet worden. Die englische Öffent lichkeit würde nicht verstehen, wenn auch das Symbol deS englischen Sieges in Flandern, Upern, preiSgegebev werden sollte. Oer englische Vorstoß gegen Ostenve. Amtliche Richtigstellung. Berlin, 25. Slpril. Aus der vom Ersten Lord der englischen Admiralität Sir Eric Geddes im Unterhaus gegebenen Erklärung über die Unternehmung gegen Ostende und Zeebrügge scheint man herauslesen zu sollen, daß sowohl in Ostende, ganz besonders aber in Zeebrügge das beabsichtigte Ziel — Ab- schlicßmig her Häfen — erreicht worden sei. Demgegen über wird hiermit ausdrücklich festgcstellt, daß die See- triegführung von der flandrischen Küste aus durch die englische Unternehmung in keiner Weise ge stört ist. . Kaiser Wilhelm auf dem Schauplatz. Am Morgen des 23. hatte der Kaiser die ersten Meldungen von den« feindlichen Vorstoß gegen Ostende und Zeebrügge erhalten. Der Monarch begab sich sofort an den Schauplatz der nächtlichen Schlacht. In Zeebrügge erstattete der Kommandierende des Marinekorps Bericht über die Einzelheiten der Kampfhandlung. Nach dem Vortr ge begab sich der Kaiser auf die Mole, wo er sich davon überzeugte, daß der durch die Sprengung der Eisen brücke verursachte Schaden seine vorläufige Behebung, schon gefunden hat, und daß eine endgültige Überbrückung der Lücke in wenigen Tagen erfolgt sein kann. Ebenso^ überzeugte er sich von dein vollkommen guten Zustande aller unserer Anlagen und Einrichtungen auf dem äußeren, den: Angriffe als Ziel gesteckten Molenteile. Als der gefangene englische Marinc-Jnfanterie-Halwtmann eben vorübergeführt wurde, ließ der Kaiser ihn zu sich kommen, um auch die Darstellung des Kampfes von dieser gegnerischen Seite zu hören. Der Hauptmann gab zu, daUdie Vernichtung unserer Einrichtungen auf der Mole unöIdie Abklemmung unserer U-Boote von den Ausfalls- stellml in Zeebrügge und Ostende das Ziel des lange vor- berHeten und mit groben Mitteln ausgeführteu Unter- neWMs waren. Der Überfall wäre bereits viermal angMtzt und eingeleitet gewesen, jedoch jedesmal an der WaDamkeit unserer Vorpostenboote gescheitert. AM englischen Kreuzer vor Zeebrügge beschädigt. Wie aus Rotterdam berichtet wird, ist man in Eng land über den Angriff auf Zeebrügge und Ostende hoch erfreut. Die Presse lobt die englische Admiralität, die endlich aus ihrer defensiven Haltung herausgetreten (I) sei. Alle Schiffe sind nach ihren Häfen an der Südostküste zurückgekehrt. Selbst Reuter gibt aber zu, daß die Matrosen „offenbar übertrieben« Dinge" erzählen. Sehr interessant ist die Mitteilung des „Daily Chrouicle, wonach die Matrosen des Zeebrügge angreifenden Schiffes, als sie zu ihren Kreuzern zurückkamen, bemerkten, daß die DeckS aller Kreuzer vo» Granaten zerrissen und daß nicht einer von der Mannschaft unverletzt war. Im übrigen bestätigt eine Reutermeldung, die von neuen Bomben-