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Allgemeiner Anzeiger : 12.05.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189405127
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18940512
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18940512
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-05
- Tag 1894-05-12
-
Monat
1894-05
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 12.05.1894
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Politische Rundschau. Deutschland. * Am Sonntag wurde an- kaiserlichen Hofe der Geburtstag des Kronprinzen gefeiert. Das Kaiserpaar begab sich Sonntag nachmittag mit den Prinzen nach der Pfaueninsel. Montag früh begab sich der Kaiser nach Spandau zur Besichtigung des Königin Eilisabeth-Grcnadier- Regiments und am Nachmittag von da nach Hohenfinow zur Rehbockpürsche auf die Besitzung des Herrn v. Bethmann-Hollweg. Am Abend kehrte der Kaiser wieder nach Berlin zurück. * Zwischen Kaiser Wilhelm und dem Zaren ist nach den ,Berl. N. Nachr/ aus Anlaß der Verlobung des russischen Thron folgers mit der Prinzessin Alix von Hessen ein sehr herzlicher Briefwechsel gepflogen worden. * Der Kaiser ist zum Ehrenmitgliede des k. k. Jachtgeschwaders in Pola ernannt worden. * Die Reichsschuldenkommission hat dem Bundesrat ihren diesjährigen Bericht abgestattet. Der Bestand des Reichs-Jnvaliden- fonds betrug Ende 1892/93 464 914 625 Mk., der des Reichstagsgebäudcfonds 9 956 964 Mk. Ende März 1895 belief sich der Bestand des Jnvalidcnfonds auf rund 463 Millionen, der des Reichstagsgebäudefonds auf 2,9 Millionen. Bezüglich des Reichs-Kriegsschatzes sind Acnde- rungen nicht eingetreten. An Banknoten be fanden sich am 14. April d. in den Kassen der Reichsbank und ihrer Zweiganstalten sowie im Umlauf 1 871 872 000 Mk. * Die Kommission für das Bürgerliche Gesetzbuch gedenkt bis zu ihrer Sommer vertagung zu Anfang Juni die Beratung des Familienrechts zu Ende zu führen. * Zum Ab g a b en - T ari f für den Nord- Ostsee-Kanal und für die Benutzung der Hafenanlagen in Holtenau hat der Bundesrat beschlossen, sich damit einverstanden zu erklären, daß der preußischen Regierung für die Erhebung der Wgaben eine Vergütung von 5 Prozent der Einnahmen gewährt wird. Sämtliche zur kaiser lichen Marine gehörigen Schiffe bleiben von der Hafenabgabe befreit. Oesterreich-Ungarn. *Für die österreichischen Währungs vorlagen hat der Polenklub zu stimmen be schlossen, und zwar, wie eS heißt, in seiner Ge samtheit, also auch die Opposition des Klubs. Auch die deutsche Linke und der Coroniniklub beschlossen, der Vorlage zuzustimmen, nachdem Finanzminister v. Plener dieselbe erörtert hatte. * Der österreichische Preßausschuß formulierte mit Zustimmung des Ministers des Innern die Reformvorschläge betr. die Genehmigung und den Betrieb des Zeitungsvcrkaufs und nahm die von dem Minister Marquis Bacquehcm formulierten Bestimmungen über den automanschen ZeitungSverkauf an. * Ueber das ungarische Zivilehe gesetz begann am Montag im Oberhause die Beratung. Das Schicksal der Vorlage im Ober hause ist noch ganz unbestimmt. Angeblich sollen sich die Aussichten der Regiemng in letzter Zeit verschlechtert haben. *Ein politischer Monstreprozeß hat am Montag in Klausenburg in Sieben bürgen seinen Anfang genommen, wegen einer Denkschrift, die von den siebenbürger Rumänen der ungarischen Regierung überreicht wurde, und in der dieselben über nationale Be drückung sich beklagen. Im Vordergründe dieser Agitation stehen rumänische Studenten. Aus Anlaß des Prozesses sind über 500 Rumänen in Klausenburg eingetroffen. Eine Bekannt machung der Ober-Stadthauptmannschaft fordert die Bürgerschaft auf, die bisherige lobenswerte Zurückhaltung während des Verlaufes des Pro zesses beizubehalten, keine Ansammlungen zu verursachen und Zusammenstöße zu vermeiden. Die Behörde werde Zuwiderhandlungen streng stens bestrafen. Die Bürgerschaft verhält sich durchaus ruhig. Frankreich. *Das Zerwürfnis zwischen dem fran zösischen Klerus und der Regierung wegen der Mrchenräte nimmt an Umfang zu. Die Magdeb. Ztg.' teilt mit, daß der Kardinal- j Der Staatsanwalt. 4j (Fortsetzung.) Nachdem der Mörder die Durchsuchung beendet, war er in das Schlafzimmer getreten und hatte die eiserne Geldkiste unter dem Bette endeckt und halb hervorgezogen. Dieselbe war mit dem Schlüssel des Alten, der zugleich mit zahlreichen anderen Schlüsseln an einem Ringe hing, auf geschlossen worden. Der ganze Inhalt, der sich als erstaunlich reichhaltig erwies — es wurden nachher über Hundertfünfjigtausend Mark ge zählt — war hastig durchsucht. Das meiste war wohl zurückgelassen. Besonders schienen Papier scheine und Staatspapiere nicht zu fehlen. Der Mörder hatte wahrscheinlich nur eine verhältnis mäßig kleine Summe, wohl nur Gold und Silber geld, in seine Taschen besteckt. Der Kriminalkommissar kniete nieder und chaute sich den Zustand, in dem sich der Inhalt >er Kasse befand, auf das genaueste an. Dann chüttelte er den Kopf. „Nun, wie meinen Sie?* fragte der Staats anwalt gespannt. „Ein richtiger Einbrecher ist das jedenfalls nicht gewesen, Herr Staatsanwalt," antwortete jener bedächtig; „der hätte das alles hier nicht liegen lassen. Der hätte so viel genommen, als er kriegen konnte. Sehen Sie hier das Paket Hundertmarkscheine, das ganz obenauf liegt; das hat der Einbrecher schon in der Hand gehabt und hat es dann wieder hineingeworfen; das hätte kein richtiger Einbrecher gethan. Und hier liegi eine lange Rolle Zwanzigmarkstücke; die Erzbischof Langenieux von Rheims, ein Ver trauensmann des Papstes, sich dem Protest der Bischöfe angeschlossen habe, ebenso der Bischof Perraud von Autun, der im Juni-Konsistorium zum Kardinal ernannt werden soll. Ueber beide Kirchenfürsten sei die Gehaltssperre verhängt. Ueberdies verweigerte die Regierung ihre Zu stimmung zur Verleihung des Purpurs an Bischof Perraud. * Einen Beweis für die erschreckende Ver derbtheit und Gewissenlosigkeit, die in Frankreich schon eingerisscn ist, bildet die in Loches voll zogene Wiederwahl Wilsons zum Kammermitglied. Der lediglich durch den hochmögenden Einfluß seines Schwieger vaters, des Präsidenten der Republik Julius Grevy straflos ausgegangene Ordensschwindler Wilson, der selbst seinen nicht gerade allzu sitten strengen Kammerkollegen etwas zu anrüchig galt, so daß ihn diese aus der Kammer hinaus beförderten, ist also durch die Majestät des Volkswillens wieder französischer Volksver treter geworden. Angesichts solcher Zustände kann man sich nicht wundern, wenn gewisse Klassen des französischen Volkes daran ver zweifeln, auf natürlichem und gewöhnlichem Wege eine Gesundung dieser Verhältnisse herbei zuführen. *Das neue französische Nationalfest der Jungfrau von Orleans wurde am Sonntag in Marseille, Montpellier und Bordeaux feierlich begangen. Der kirchlichen Feier am Vormittag wohnten die Offiziere der betreffenden Garnisonen bei. * Der Verteidiger Henrys hat für diesen ein Gnadengesuch eingereicht. Als Henry erfuhr, daß der Scharfrichter Deibler erkrankt und daher gegenwärtig dienstunfähig sei, sagte er: „Nun, so werfe man mir eine Dynamitbombe meiner Konstruktion gegen den Kopf." Belgien. * Bei sämtlichen bekannten Anarchisten des Arrondissements von Lüttich wurden Hanssuchungen vorgenommen, um etwa dort ver borgene Bomben oder Schriftstücke mit Beschlag zu belegen. Wie es scheint, werden gegen die Anarchisten Befehle zur gerichtlichen Verfolgung erlassen werden unter der Anklage, eine Vereini gung zu Angriffen auf das Leben und das Besitz tum ihrer Mitbürger gebildet zu haben. Italien. * In dem Prozesse der Banca Romana behauptete der angcklagtc ehemalige Bankdirektor Tanlongo, daß er persönlich sich gar nichts an geeignet habe, sondern daß das fehlende Geld der Banca Romana in sehr patriotischer Weise im Einverständnis mit den früheren Regierungen dazu verwandt worden sei, den Kurs der italie nischen Rente zu heben. Alle die Staatsmänner, auf die Tanlongo sich beruft, sind aber tot, und die Dokumente, die seine Unschuld beweisen sollen, sind nicht aufzufinden. Immerhin ist vielleicht an der einen oder anderen Angabe des Ange klagten etwas Wahres, wenn es sich auch im großen und ganzen anscheinend um bloße Aus reden handelt. * Die Deputiertenkammer genehmigte mit 189 gegen 26 Stimmen das Gesetz betr. die Verlängerung deS gemischten Gerichts hofes in Aegypten, nnd nahm mit 176 gegen 39 Stimmen das Budget des Ministeriums des Auswärtigen an. Spanien. * Der nach Lissabon entsandte ärztliche Dele gierte Spaniens gibt in einem Berichte an die Regierung der Befürchtung Ausdruck, daß die Cholera sich weiter ausbreiten würde, wenn die portugiesische Regierung nicht energische Maßregeln ergreife. Die spanische Regie rung beschloß, daß mit der Eisenbahn ankom mende Reisende aus Portugal an der Grenze umsteigen müssen. Balkanstaaten. * Einer Meldung der ,Köln. Ztg/ aus Belgrad zufolge haben der Vorsitzende und der Richter des Gerichts erster Instanz, der den letzten, den König Milan betreffenden Ukas als verfassungswidrig erklärten, auf Aufforderung des Justizministers ihre Entlassung j genommen. hat er offenbar übersehen. Er muß es furchtbar eilig gehabt haben." „Eilig?" fragte der Staatsanwalt, weshalb eilig? Der Mord ist doch offenbar bald nach Mitternacht, vielleicht schon gestern abend verübt worden und der Mörder hatte die ganze Nacht vor sich. Er hatte doch nicht nötig, sich zu be eilen." „Nun," meinte der Kriminalbeamte, „ich will nicht sagen, daß er es nötig hatte. Wenigstens in dieser Weise nicht; aber es sieht so auS, als wäre ihm bei der ganzen Sache unheimlich ge worden, als hätten seine Hände gezittert und er hätte nicht recht gewußt, was er in seiner Auf regung thun sollte." „Und was schließen Sie daraus?" „Was ich schon sagte, daß es kein gewiegter Einbrecher war; daß das hier Wohl nur ein Versuch gewesen ist, und daß es dem Thäter dabei selber unheimlich wurde. Er hat die Geld kiste planlos durchwühlt; er hat diese Päckchen mit Geldscheinen herausgeholt und sie dann wieder hineingeworfen; er hat eine Rolle mit Gold stücken durchbrochen und dabei fünf oder sechs auf die Erde fallen lassen, alles offenbar, weil seine Hände zitterten." „Sie werden recht haben," erwiderte der Staatsanwalt nachdenklich. „Und die Sache ist auch wahrscheinlich genug. Es wird eine der Personen gewesen sein, die bei ihm etwas zuni Versatz gebracht hatten. Vielleicht, daß der Alte damals eine größere Summe Geldes in dem Pulte draußen hatte und dadurch die Begehrlich keit gereizt wurde. Jedenfalls scheint es mir klar, daß der Einbrecher nur durch einen unglück Amertka. * Ueber den Auf st and in Salvador wird gemeldet: Die Negierungstruppen unter General Antonio Ezeta haben die Aufständischen in Santa Anna am 2. d. besiegt. Eine zweite Streitmacht General Ezetas hat über die Auf ständischen in La Cmccs einen Sieg ermngcn und befindet sich jetzt auf dem Marsche nach Santa Anna. Es scheint demnach, daß die Voraussage des Präsidenten Ezeta, den Auf stand in kurzer Zeit zu bewältigen, sich erfüllen wird. Preußischer zandtag. Das Abgeordnetenhaus erledigte am Montag eine Reihe von Petitionen ohne allgemeineres Interesse und vertagte sich darauf über die Pfingstfeierlage bis zum 17. Mal. Uon Uah und Fern. Die bekannten „Afrikaner" Major von Wißmann, Hauptmann Kundt und Otto Ehlers sind in Neapel eingetroffen, Wißmann, krank aus Indien kommend, Kundt, um demnächst seine Hochzeit zu feiern, und Ehlers, um mit dem Norddeutschen Lloyd-Dampfer „Bayern" seine neue große asiatische Reise anzutreten. Die Zahl der Jmpfgegner ist besonders in Eisleben eine sehr große. Mehr als zwei hundert Personen haben dort jetzt Strafmandate über je 3 Mk. wegen Jmpfverweigerung erhalten. 67 der vorläufig Besttaften wollen es auf ge richtliche Entscheidung ankommen lassen. Zur Thorner Spionengeschichtc teilt die Mutter des verhafteten Gymnasiasten der,TH. Ztg.' jetzt mit, daß der Vater des jungen Men schen, Schoulz, niemals russischer Untcrthan ge wesen, sondem preußischer Unterthan ist; nur die Mutter des Schoulz ist die Tochter eines früheren russischen Generals. Die Familie Schoulz hat auch niemals in Odessa oder Bialy- stock gewohnt. Von den Brüdern des Schoulz ist keiner russischer Offizier. Majestätsbeleidi gungen hat sich der Schoulz niemals zu Schulden kommen lassen. Bei seinem Aufenthalt in Königsberg war er erst 12 Jahre. Sch. befindet sich augenblicklich noch in Untersuchungshaft, doch erklärt eine Bescheinigung deS Ersten Staats anwalts, daß verdächtige Zeichnungen und Papiere bei der stattgehabten Haussuchung nicht ge funden sind. Zusammenstoß mit Wilderern. Als der Förster Fränkel, der im Dienst des Ritter gutsbesitzers v. Knebel-Döberitz auf Dietersdorf bei Falkenburg steht, am 6. d. morgens in Be gleitung des Forstgehilfen König einen Gang durch sein Revier machte, traf er in demselben kurz vor 6 Uhr auf zwei Söhne des auf dem benachbarten kleinen Gute Friedrichsfelde wohn haften Besitzers Hansmann, von denen der ältere, ein WirtschastSinspektor, ein Gewehr trug. Auf den Ruf des Försters: „Halt! das Gewehr niederlegen!" schien cs zuerst, als ob die beiden Brüder dieser Aufforderung Folge leisten wollten. Plötzlich erhob jedoch der ältere das Gewehr und gab dem Förster, der bis auf etwa vierzig Schritt herangekommcn war, einen Schrotschuß in die Brnst, wurde aber, ehe er den zweiten Schuß, zu dem er schon angelegt hatte, abgeben konnte, von einer Kugel deS Försters sofort tot zu Boden gestreckt. Während sein Bruder floh, wurde schleunigst von einem nahen Vorwerk für den Förster Hilfe geholt. Letzterer ist, da ihm mehrere Schrotkörner in die Lunge gedrungen sind, lebensgefährlich verwundet. Geschütz-Transport. Für die brasilianische Regierung sind in den letzten Tagen im Ham burger Hafen mehrere schwere Kruppsche Positions geschütze mit Hilfe des Riesenkrahns in Dampfer verladen worden und sodann nach Uebernahme der zugehörigen Munition clbabwärts gegangen. Eine weitere Sendung Kruppscher Mesengeschütze, die für die Armierung des mächtigen Mittel grundforts im Sunde bei Kopenhagen bestimmt sind, wird in den nächsten Tagen in Hamburg erwartet. In vielen Forsten Litthauens fiuden sich noch heute Gruben vor, denen man auf den ersten Blick ansieht, daß sie einst von Menschen lichen Zufall sein Ziel erreicht hat. Wäre der Alte in den Hinteren Zimmern geblieben, so hätte der Mörder vermutlich weder Gelegenheit zum Stehlen, noch zum Morden gefunden. Aber indem der Alte selbst den Zugang öffnete, war er verloren." Man packte, nachdem die vorhandene Summe gezählt und detailliert zu Protokoll genommen war, den Inhalt der eisernen Kiste in einen großen leinenen Sack. Auch die Geschäftsbücher und sonstigen Papiere, die sich vorfanden, wur den mit Beschlag belegt, da daraus jedenfalls die Namen derjenigen Personen zu ersehen waren, die mit dem Trödler verkehrt hatten. Dieselben waren übrigens nicht angerührt worden. Auch sonst fand sich vom Mörder keine Spur. Nirgends war etwas zurückgeblieben, kein Stückchen Papier, kein Streichholz noch sonstiges Merkmal. „Das Licht," sagte der Staatsanwalt plötz lich. „Womit hat er sein Werk beleuchtet? Denn er konnte unmöglich im Dunkeln arbeiten und der Leuchter deS Alten liegt auf dem Boden unangerührt. Das Licht muß bei dem Kampfe erloschen sein und ist nicht wieder angezündet worden." „Ich habe mich auch schon danach umge sehen," erwiderte der Kriminalbeamte, „oberes ist nichts zu entdecken. Wahrscheinlich wohl hat er eine Laterne gehabt, vielleicht eine Art Diebeslateme mit einem Schieber davor, wie sie häufig gebraucht werden." „Entschuldigen Sie," sagte Vater Fritz, der noch immer dabei stand, „aber das glaube ich nicht. Vorhin erzählte mir ein Nachbar, der gegenüber wohnt, daß er in der Nacht Licht bei Hand hergestellt worden sind. Dieselben dienten zum Abfangen der Bären und Wölfe, die bis zu Anfang dieses Jahrhunderts noch die litthauischen Wälder bevölkerten. Ueber diese Fanggruben breitete man Reisig, stellte dann eine Schale mit Honig auf, die Lieblingsspeise des Bären, oder befestigte an ersterem ein Huhn oder eine Ente. Infolge ihrer Witterung wurden bald die Raubtiere nach der ihnen gestellten Falle hingelockt, sie durchbrachen dann das Reisig und fielen in das dunkle Verließ, von wo kein Entrinnen mehr möglich. Hier wurden sie von den Bauern vermittelst Heugabeln, Flegeln und Schießgewehren erlegt. Der letzte Bär ist in Litthauen im Jahre 1808 erlegt worden. Die in dieLuglochhöhleEingeschloffene« sind endlich am Montag nachmittag gegen 5 Uhr aus ihrer 10tägigen Gefangenschaft be freit worden. Pioniere hatten einen Luftschacht in den Berg gesprengt, durch den zunächst am Vormittag ein Taucher eindrang, der nach seiner Wiederkehr berichtete, alle sieben Eingeschlossenen seien noch am Leben und befänden sich verhältnis mäßig wohl. Nachdem man den Schacht durch Sprengungen noch etwas erweitert hatte, wurden die Gefangenen herausgeholt. Nur zwei waren , so entkräftet, daß sie auf wollene Decken gelegt werden mußten, die übrigen konnten allein gehen. Sie wurden nach Graz gebracht. Die Majorswitwc Zweier, die einen Sohn in der Lugloch-Höhle als begraben be klagte, ist in Semriach wahnsinnig geworden und mußte ins Beobachtungszimmer des Grazer . allgemeinen Krankenhauses gebracht werden. Hier hat sich das Befinden gebessert, die Unglück liche ist gefaßter und ruhiger geworden. Da nun die Ursache der Krankheit beseitigt ist, ist wohl auch die völlige Genesung der Mutter zu hoffen. Ein Irrsinniger am Telephon. Die Wiener Blätter vom 5. Mai melden: Der Schlossergehilfe Franz N. war heute morgen aus Florisdorf, seinem Wohnort, nach Wien ge kommen, wo er in einem Kaffeehause sich an schickte, dem Kaiser zu telephonieren, daß er be stimmt nach Laxenburg zum Blumenkorso kommen werde, wo man ihm einen „würdigen Empfang" bereiten möge. Der Unglückliche wurde alsbald auf das Polizeikommissariat gebracht und wegen Größenwahns der psychiatrischen Klinik des allge meinen Krankenhauses übergeben. Von seinem eigenen Bären zerfleischt wurde dieser Tage in Temesvar ein monte negrinischer Bärentreiber, der seit Wochen die Grenzgegenden Südungarns durchzog, um mit seinem gezähmten Bären verschiedene Kunststücke aufzuführen. Am 4. d. produzierte er sich in der rumänischen Ortschaft Glimboka, wobei er, etwas angeheitert, das Tier mit seinem eisen- beschlagcnen Stock besonders roh bearbeitete. Dadurch in Wut gebracht, zerriß der Bär die ohnehin stark abgewetzte Eisenkette, die seine Vorderfüße gefesselt hielt und stürzte sich auf seinen Peiniger, den er erdrosselte und zer fleischte. Mit schwerer Mühe gelang es, die Bestie von dem schauerlich zugerichteten Leichnam los zu bekommen, worauf ihr mit einem Gewehr schuß der Garaus gemacht wurde. Ein großes Ereignis im Bibliothek wesen stcht bevor: Es soll nämlich ein alpha betisch geordneter Katalog der reichsten Bücher sammlung der Welt, nämlich der Pariser Nationalbibliothek, dem Druck übergeben werden, und zwar in etwa 80 Quartbänden mit mehr als 2 500 000 Titeln. Am 8. Mai 1794, also gerade vor 100 Jahren, starb der berühmte ftanzösische Ge lehrte Lavoisier, der Begründer der modernen Chemie-Wissenschaft, unter dem Fallbeil der der Guillotine. Grundlegend für die weitere Entwickelung der Wissenschaft war die von ihm im Jahre 1784 gemachte Entdeckung, daß alle Verbrennungen durch Sauerstoff bewirkt werden. Eheschließung aus . . . Aberglaube». Unlängst wiesen die französischen Zeitungen darauf hin, daß zu Marseille in den letzten Tagen des April eine ungewöhnliche Anzahl von Verehe lichungen stattgefunden habe. Dieses Ereignis ist in Marseille jedoch nichts neues. Es wieder holt sich alle Jahre. Die Erklärung hierfür dem Men gesehen hat, das hin und her ging, aber das seinen Schein auf die beiden Rouleaux fallen ließ, die vor den Fenstern sind. Wäre es eine solche Laterne gewesen, so hätte man draußen überhaupt nichts gesehen, oder es wäre doch nur ein Teil beleuchtet gewesen." Der Staatsanwalt ließ den neuen Zeugen sofort herbeirufen. Es war ein Arbeiter, der gegenüber wohnte und etwas vor Mitternacht nach Haus gekommen war. Er hatte zu seinem Erstaunen gesehen, daß es bei dem Men noch hell sei, während derselbe sonst immer schon gegen zehn Uhr das Lickt zu löschen pflegte. Es sei kein sehr starkes, doch ein gleichmäßiges Licht gewesen, mit dem die Vorhänge beleuchtet worden seien; ihm sei es vorgekonunen wie eine kleine Kerze. Er hätte sich aber nicht Wetter darum bekümmert und sei zu Bett gegangen. Der Staatsanwalt überlegte einen Augenblick. Es schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf, doch äußerte er ihn vorläufig nicht. „Was meinen Sie?" fragte er den Kriminal beamten. „Dann allerdings," antwortete der. „Eine Laterne ist das nicht gewesen. Ich glaube auch, es war ein Licht, das er bei sich trug. Oder halt, es wird ein Wachsstteichholz gewesen sein, eins von den Fünfminutenbrennern, wie sie jetzt gebraucht werden. An den Schachteln ist ge wöhnlich eine Vorrichtung, in die man das brennende Licht hincinsteckt und so wäre auch leicht zu erklären, daß keine Ueberreste von Zündhölzern zu finden sind." Auch der Staatsanwalt hatte denselben Ge»
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