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Allgemeiner Anzeiger : 16.05.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189405166
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18940516
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-05
- Tag 1894-05-16
-
Monat
1894-05
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 16.05.1894
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Aufregung gleich an die große Glocke zu bringen, j Friedensrichter und Schöffengericht darüber an- ! zurufen. Die Frechheit der Diebe ist grenzenlos, i nicht einmal der Themis heilige Hallen find vor ! ihnen mehr sicher. Nächtlicherweile hat sich in ! das Amtsgericht in Olpe, das zugleich Rathaus ! ist, ein Dieb eingeschlichen, der zunächst in den ! im Korridor stehenden Schlüsselschrank ein Doch brannte, die Schlüssel aus dem Schranke entnahm ! und dann in aller Ruhe die Räume des Gerichts „revidierte". Er nahm aus einer Kasse 20 Mk. i mit, öffnete sich die nach dem Hose führende Hinterthür, verschwand in aller Gemütsruhe nnd ward nicht mehr gesehen. Und das alles, ohne daß der dicht darunter schlafende Gerichtskastellan das geringste hörte, und die im Untergeschoß wachenden Nachtschutzleute das mindeste merkten! Ein angenehmes Reservat. Ein „wich tiges" Aktenstück ist der ,Münchener Post' in die Hände gefallen. Dasselbe hat folgenden Inhalt: „(Vertraulich!) Für die Herren Mitglieder der Abgeordnetenkammer sind vier Hektoliter Hof- Bräuhaus-Bock reserviert worden. Da am kom menden Mittwoch, den 9. lfd. Mts., ohnehin die Sitzung um 11°/« Uhr geschlossen werden muß, weil eine Sitzung des Finanzausschusses der Kammer der Reichsräte stattfindet, so dürfte wohl dieser Tag besonders geeignet erscheinen, mit dem reservierten Stoffe aufzurüumen. Ich beehre mich deshalb, Ihre Excellenzen die Herren Staatsminister, die Herren Ministerialkommissäre und die Herren Kollegen ergebenst einzuladen, sich am obenbezeichneten Tage nach der Plenar sitzung recht zahlreich im Hofbräuhaus-Keller in den oberen Sälen einzufinden und füge noch bei, daß nicht nur für Bockwürste, sondern auch für den Mittagstisch ausreichende Vorsorge ge troffen wird. München, 4. Mai 1894. gez. Walter, Präsident der Kammer der Abge ordneten." — Man darf mit Sicherheit annehmcn, Laß die sonst mit Vorliebe der Unsitte des Schwänzens huldigenden bayrischen Abgeordneten zu einer Sitzung mit der Tagesordnung: „Hof- Lräuhausbräu mit Bockwürstl" sich vollzählig ein gesunden haben. Panik in einer Kirche. Aus Augsburg wird gemeldet: Während der Mai-Andacht im Dom entstand plötzlich unter den zahlreich an wesenden Andächtigen eine Panik, wie man an nimmt, infolge davon, daß eine Person ohn mächtig wurde und die zunächst Stehenden er schreckte. Alles wandte sich in wilder Hast zur Flucht, mehrere Personen stürzten zu Boden und wurden durch die nachdrängende Menge — glück licherweise nur leicht — verletzt. Der Ausschuß des Heine-Denkmals ist von der Absicht, ein Standbild des Dichters in Mainz aufzustellen, abgekommen und bot der Stadt, wie schon srüher, die für Düsseldorf be stimmt gewesene Büste aufs neue an. Aus den früheren Sammlungen ist die für ein ansehnliches Standbild erforderliche Summe bei weitem nicht vorhanden. Der Bock als Gärtner. Großes Auf sehen erregt in Hamburg die Verhaftung des Kommandeurs und eines Spritzenmannes bei einer Landspritze, die beschuldigt sind, eine An zahl Brände auf dem Landgebiet verursacht zu haben, um die Prämie der ersten Meldung zu erlangen. Ein blutiger Zusammenstoß zwischen Gendarmen und streikenden Kohlenarbeitern vor dem Wilczekschen Dreifaltigkeitsschacht in Polnisch Ostrau erheischte mehr Opfer, als anfänglich offiziell gemeldet wurde. Obgleich die Gen darmen nur dreiundzwanzig Schüsse abgaben, blieben zehn Arbeiter tot und fünfund dreißig wurden schwer verwundet. Die Blätter ! werfen den schlesischen Behörden die zu späte Be rufung des Militärs vor. Der traurige Vorfall ! dürfte noch ein gerichtliches Nachspiel erhalten. Auf die Grazer Höhlenfexe fallen immer i seltsamere Streiflichter. Zwischen den rivali- ! fierenden Gesellschaften, den „Schöckelfreundcn" i und „Höhlenforschern", wird es zu einem Ver leumdungsprozeß kommen, da letztere behaupten, von ersteren in dem Lugloch durch Verrammeln des Eingangs eingesperrt worden zu sein! Der Staatsanwalt macht Erhebungen. Uebrigens ist keiner der beiden Vereine wissenschaftlich ernst zu nehmen. Es wird außerdem erzählt, daß die Höhlenmenschen ganz andere Zwecke verfolgt haben, als die Erforschung der Höhle. Es existiert eine alte, im Steirerlande in der Bevölkerung weit verbreitete Sage, derzufolge im Schöcklberge große Schätze in den Höhlen vergraben seien. Die Grazer „Höhlenforscher" sollen nun in der Höhle eifrig auch nach Schätzen gesucht haben. Eine elektrische Lokomotive führte an: Mittwoch einen schweren Personenzug mit 240 Reisenden in 47 Minuten von Paris nach Nantes. Die Strecke hat 57 Kilometer weit scharfe Krümmungen uttd Steigungen von sieben Tau sendsteln. Stellenweise betrug die Fahrgeschwin digkeit 105 Kilometer die Stunde, ohne daß die leiseste Unzuträglichkeit beobachtet wurde. Eine heitere Geschichte ereignete sich dieser Tage in Kopenhagen, als das dänische Kronprinzenpaar der von Frl. Zahle geleiteten höheren Töchterschule einen Besuch abstattete. Das Kronprinzenpaar wohnte dem Religions unterricht iw einer der unteren Klassen bei und begreiflicherweise fühlten sich die Kleinen befangen, in Gegenwart der hohen Gäste examiniert zu werden. Als nun die Lehrerin ein kleines Mäd chen herbeirief und mehrere Fragen an dasselbe richtete, war die Kleine ganz verwirrt und schien die Sprache verloren zu haben. Dem Kron prinzen that das Kind leid, er rief es zu sich, hob es aufs Knie und bat dann die Lehrerin, ihre Fragen fortzusetzen. Zur Ueberraschung aller beantwortete das kleine Mädchen jetzt alle Fragen ganz korrekt. Als aber der Kronprinz und die Kronprinzessin die Klasse verlassen hatten und die Lehrerin die Kleine wegen ihres Fleißes lobte, erwiderte sie ganz treuherzig: „Er flüsterte mir ja alles zu," worauf die Lehrerin mit ihrer Lobrede innehielt. Eine gute Idee. In einer Stadt an der Riviera di Levante — so erzählt ein italienisches Blatt — schlich sich vor wenigen Tagen eine aus fünf Mann bestehende Einbrecherbande des Abends in die Geschäftsräume des reichen Kohlen händlers Serrasso. Die Herren Einbrecher dran gen ins Arbeitszimmer des Chefs, allwo sich die eiserne Kasse befand, machten Licht, holten ihre Werkzeuge hervor und begannen zu „arbeiten". Nun bemerkte der gegenüberwohnende Signor Piccaluga das Licht, und wohl wissend, daß sein Nachbar niemals so spät thätig sei, schöpfte er sofort Verdacht. Was that er? Er rief das Telephonamt an und bat ihn mit Signor Serrasso zu verbinden. Bim—bim—bim klingelte es so fort sieben der eisernen Kasse; die Herren Ein brecher glaubten sich erwischt und ergriffen, ihre gesamten eisernen Gerätschaften zurücklassend, schleunigst die Flucht. Das Marmc-Dottlmroau» das einzig in seiner Art in Deutschland dasteht, blickt bereits auf eine 25jährige Thätigkeit zurück. In den ersten Jahren bestand es als preußisches Marine-Postbüreau. Dasselbe soll vor allen Dingen eine sichere postalische Verbindung zwischen den Angehörigen der Flotte und deren Angehörigen zu Hause vermitteln. Der Kapitän oder Geschwaderchef macht stets dem Auswärtigen Amte Mitteilungen, wo er sich befindet oder in der nächsten Zeit befinden wird. Von der Admiralität erhält das Marine-Postbüreau die Stationsliste der Schiffe, die unterwegs sind, und sämtliche Briefe, die im Deutschen Reiche an Mannschaften oder Offiziere der Flotte, die sich mit Schiffen unterwegs befinden, aufgegeben werden, gelangen nach Berlin und werden hier im Marine-Postbüreau angesammelt. Die Briefe werden in große Pakete gesteckt und direkt an den Kapitän des Schiffes adressiert und abge schickt, ebenso die Zeitungspakete; umgekehrt sammelt der Zahlmeister auf dem Schiffe die Briefe der Mannschaften auf, die an deren An gehörige in der Heimat bestimmt sind, übergibt sie dein Kapitän, dieser packt die gesamten Briefe in eine Kouverttasche, flankiert sie und schickt sie in das Marine-Postbüreau in Berlin. Hier werden auf Reichskosten die Briefe frankiert und ver sendet. Die Kouverttaschen, die meist mit seltenen Briefmarken beklebt sind, müssen an das Reichs postmuseum abgeliefert werden. Der Marine soldat und Matrose genießt nicht die Portosrei- heit wie der Landsoldat; er muß für jeden Brief, den er durch das Schiff versenden läßt, 10 Pfennig zahlen. Diese fließen jedoch in die Schiffskasse und nicht in die Kasse der Reichspost. Auch Postanweisungen vermittelt das Marine-Postbüreau. Die Postanweisungen werden in Berlin als quittiert betrachtet, dem Zahlmeister des betreffenden Schiffes aber eine Liste der Anweisungen eingeschickt, die für An gehörige des Schiffes aufgegeben sind. Den Adressaten zahlt der Zahlmeister das Geld heraus. Schicken Mannschaften Geld nach Europa, leisten sie sogenannte „Heimatszahlungen", so zieht von ihnen der Zahlmeister das Geld ein, legt es in die Schiffskasse und schickt dem Hauptpostamt in Berlin bezw. dem Marine- Postbüreau ein Verzeichnis der geleisteten Zahlungen zusammen mit den Postanweisungen, die die vollen Adressen der Empfänger in Europa tragen. Das Marine-Postamt frankiert diese Postanweisungen und bringt sie als zu zahlen in den Verkehr. Natürlich ist den Mannschaften der Schiffe unbenommen, ihre Briefe direkt durch die postalischen Einrichtungen befördern zu lassen, denen sie unterwegs begegnen. Die größte Sicherheit bietet aber das Marine-Postbüreau; auch die Dienstbriefc der Behörden gehen sämt lich durch das Marine-Postbüreau in Berlin. Die Auswanderung «der Kremen. In den letzten 10 Jahren hat die Aus wanderung über Bremen keinen so niedrigen Stand erreicht, wie in diesem Jahre. Schwan kungen sind ja stets vorgekommen, einmal war ein Wachsen, ein anderes Mal eine Abnahme zu merken, aber die letztere war nie so augen fällig wie eben jetzt. Der März ist der sog. Auswanderungsmonat und in früheren Jahren konnte der Norddeutsche Lloyd die andräugende Flui von Europamüden kaum in seinen großen Schnelldampfern ableiten. Noch vor zwei Jahren beförderte er im März 18 983 Auswanderer, im vorigen Jahre sank die Zahl auf 10 091 und in diesem Jahre sind nur 4836 Personen über Bremen im letzten Monat ausgewandert. Noch deutlicher wird der Rückgang, wenn man die amtlichen Ziffern über die Auswanderung im ersten Quartal dieses Jahres mit denen über die Beförderung von Auswanderern in demselben Zeitraum früherer Jahre vergleicht. Jetzt waren es nur 9422, die den Weg über Bremen nahmen, 1893 13 755 und 1892 sogar 30 877. In diesen Zahlen liegt eine deutliche Illustrierung der mißlichen geschäftlichen Verhältnisse in den Ver. Staaten, die nicht danach angethan sind, noch neue Arbeitskräfte anzulocken, wo die vor handenen in beängstigender Ueberfülle beschäfti gungslos sind. Die großen Transportgesell schaften, von denen namentlich der Norddeutsche Lloyd eine Zeitlang ganz allein den Passagier- Transport berücksichtigt hat, statt auch den Gütertransport zu pflegen, werden den ver änderten Zeitverhältnissen Rechnung wagen müssen. Der Norddeutsche Lloyd thut das, indem er schon seit etwa einem halben Jahre das Frachtgeschäft stärker betreibt als zuvor und eine eigene Frachtdampferlinie, die sog. Roland- Linie, von Bremen-Stadt nach New Jork er richtet hat. Gerichtshalle. Guben. Wegen Majestätsbeleidigung wurde der Sekttons-Vorsitzende des Bundes der Land wirte, Bauerngutsbesitzer Weymann, am Diens tag von dem hiesigen Landgericht zu 6 Monat Gefängnis verurteilt. Weymann hat in einem Gespräch seinem Mißfallen über die Politik des Reichskanzlers Ausdruck gegeben und als ihm vorgehalten wurde, daß doch der Kaiser den Reichskanzler zum Minister erwählt habe, sich zu einer unehrerbietigen Aeußerung über den ersteren Hinreißen lassen. Krakau. Wegen der Exzesse anläßlich der Kosciuszkofeier wurden verurteilt: ein Angeklagter zu acht Monat, vier Angeklagte zu drei Monat schweren Kerkers, sechs Angeklagte wurden frei- gesprochen; mehrere Angeklagte wurden dem Bezirksgerichte überwiesen. Kuntes Allerlei. Die Photographie als Mittel für Brückenprüfungen. Es wird immer mehr anerkannt, daß zur Vermeidung von Unglücks fällen, wie sie bei eisernen Brücken in den letzten Jahren mehrfach vorgekommen sind, eine häufigere Untersuchung dieser Bauten in bezug auf die er folgte Abnutzung und Beschädigung durch Ge brauch und Wetter, besonders aber in bezug auf die Tragfähigkeit notwendig ist. Für viele Zwecke der Bestimmung der Tragfähigkeit von Brücken dürfte ein Verfahren des Ingenieurs Lotz in Gießen auf Anregung des Hofrats Prof. Dr. Fränkel und des Regierungs-Baumeister Breuer, wie Dingler's .Polytechnisches Journal' berichtet, seit einiger Zeit in Anwendung gebracht hat, von Vorteil sein. Mit einem möglichst großen und guten photographischen Apparat nimmt er die Brücke oder einen zu untersuchenden Teil davon zunächst in unbelastetem, dann vom gleichen Standpunkte aus in belastetem Zustande auf. Die Photographien werden dann nach einem sehr einfachen und billigen Verfahren stark ver größert. Aus diesen Vergrößerungen kann man dann recht genau und sehr bequem die Verände rung der einzelnen Brückcnteile infolge der Be lastung ermitteln. Eine merkwürdige Fabrik besteht schon seit einer Reihe von Jahren in Harlem zu Nutz und Frommen aller Panoptikums, Museums und Schaubuden gruseligen Inhalts. Ihre Besonder heit ist die Herstellung von Mumien vorsintflut licher oder auch weniger ehrwürdiger Lebewesen, vom riesigen Pfahlbauten-Menschen abwärts bis zum Indianer aus der Periode der Entdeckung Amerikas. Besonders leistungsfähig ist die Fabrik ' in der Anfertigung versteinerter Menschen der , Vorzeit. Das Rezept: Man nehme ein Skelett ' und umkleide es mit Gips. Die Arme, Beine und der Kopf werden dann besonders modelliert. Auf diese nnd ähnliche Weise formt die Fabrik ein menschliches Monstrum je nach Bestellung, sei es nun ein Menschenfresser von irgend einer Südsee - Insel, ein Patagonier, ein berühmter Indianer-Häuptling, der Bannerträger des Kolumbus, Montezuma, Pizarro oder sonst eine Berühmtheit. MitHilsevonFarbe,Pinselundeiniger alter Kleiderfetzen wird die Täuschung vollkommen. Der ,Figaro' bringt einen lächerlichen Reklameartikel für eine französische Parfümerie fabrik, der zugleich ein Jubellied auf ein neu er fundenes Werkzeug „Olfaktometer" anstimmt, das es ermögliche, die feinen französischen Wohl gerüche von den groben deutschen zu unterscheiden. „Das Olfaktometer", so schreibt wörtlich das chauvinistische Boulevardblatt, „ist von hervor ragendem Wert in diesem Augenblick, wo Paris vergiftet ist durch die Ausströmung dieses deutschen Moschus, der künstlich aus Steinkohlen dar gestellt ist und der den Geruchssinn der Damen, die ihn gebrauchen, so sehr abtöten wird, daß sie sich über das Schreckliche und Ekelhafte der Atmosphäre, die sie um sich verbreiten, gar keine Rechenschaft mehr geben. Der deutsche Moschus mit seinem Gefolge von Neuralgie und Hysterie würde Alleinherrscher werden, wenn nicht das Olfaktometer die Gefahr erkennen ließe!" Unter dem Titel „Eine Reise in andere Welten" hat der vielfache amerika nische Millionär John Jakob Astor einen Roman herausgegeben, der nach der Art der Erzählungen von Jules Verne eine Reise schildert, die im Jahre 2000 nach den verschiedenen Teilen des Weltalls unternommen wird und Gelegenheit zur Beschreibung der bis dahin vermutlich einge tretenen Fortschritte in der Anwendung elektri scher Maschinen, Flugapparate re. gibt. Die ,New Uorker Handelsztg.' findet den Roman „interessant, nicht nur wegen des enormen Reich tums des Autors, sondern auch weil er Zeugnis von Henn Astors gründlicher philosophischer Bildung, für seine gediegenen Kenntnisse auf dem Gebiete der Naturlehre und der Metaphysik und nicht zum mindesten für den erstaunlichen Reichtum seiner Phantasie ablegt." Vom Katheder. Professor der Chemie: „Die Flüssigkeit, die Sie in dieser Flasche er blicken, ist das gefährlichste aller Gifte. Ein Tropfen davon einer Katze auf die Zunge ge träufelt, ist im stände, den stärksten Mann zu töten!" «»Z» „Können wir einmal hinaufgehen?" fragte Ler Staatsanwalt, „oder ist es verschlossen?" „Ich glaube, es ist offen," erwiderte Vater Fritz, „wenigstens sind heute die Arbeiter ge kommen. Sie werden wohl das Korn um- fchütten." „Gut," erwiderte der Staatsanwalt, gehen wir hinauf." Unterwegs fragte er dann den Wirt: „Sind die Leute gestern ebenfalls hier gewesen?'' „Jawohl, sie haben den ganzen Tag Getreide hinaufgeschafft." „Und wie lange sind sie etwa beschäftigt ge wesen ?" „Bis zum Feierabend. Warten Sie mal, es war gerade sieben Uhr. Denn die Leute kom men gewöhnlich, wenn sie fertig sind, zu nur herein und trinken noch ein Glas Bier in der Gaststube." „Und war das gestern auch der Fall? Oder hat der eine und der andere gefehlt?" „Nein, fie kamen alle zusammen. Es sind sieben Mann; ich kenne sie alle." „Und wann gingen sie fort?" „Sie haben bloß eine Viertelstunde gesessen, dann gingen sie fort." „Alle?" „Ja, alle. Natürlich Kramer ausgenommen." „Wer ist Kramer? Und warum ist das natürlich?" „Ach, Kramer, der ist so ein bißchen was Besseres. Er arbeitet nämlich auch mit, aber er hat die Aufsicht. Er ist dafür besonders an gestellt." „Was ist es für ein Mann?" „Noch ziemlich jung, aber sehr tüchtig. Der ist so für seine Herren das reine Gold. Der versteht alles und macht eigentlich das ganze Geschäft." „Und dieser Kramer ging nicht mit?" „Nein, der blieb noch da. Der bleibt fast immer noch da und sitzt bis in die Nacht. Er ist nämlich in die Lina verschossen." „Ah, in die Kellnerin?" „Ja, und sie scheint ja ihm auch ganz gut zu sein. Das heißt, manchmal will sie von ihm nichts wissen. Die liegen sich immer in den Haaren." „So so! Wie lange ist wohl Kramer gestern dageblieben?" „Na, es wird wohl so zwölf geworden sein. Genau kann ich's nicht sagen, aber ich taxiere so." „Hm, also bis um zwölf etwa?" „Vielleicht auch noch ein bißchen länger. Ich weiß es nicht genau, wir hatten gestern gerade lange auf, bis nach zwei Uhr." Vater Fritz hat das alles in seinem gemüt lichen Ton beantwortet, ohne besonders über die Fragen nachzudenken. Aber nun auf einmal kommt es ihm zum Bewußtsein. Wie? Man glaubt doch wohl nicht, daß Kramer etwa . . . „Was, Herr Staatsanwalt?" sagt er zu Tode erschrocken, „Sie werden doch nicht den ken .. . Um Gottes Willen, nein, nein, was habe ich denn da gesagt! Glauben Sie doch nur das nicht! Nein, nein, da ist ja auch keine Spur von Möglichkeit. Ich fürchte wahrhaftig, Sie haben ihn in Verdacht." . „Ich habe vorläufig überhaupt noch niemand im Verdacht," erwiederte der Staatsanwalt ab weisend, „aber es ist meine Pflicht, eine jede Spur so weit als möglich zu verfolgen." Vater Fritz ist noch immer so außer sich, daß er kaum Atem holen kann. Hat er vielleicht irgend etwas gesagt? Kann er alle seine Worte verantworten? Oder hat er da etwas Dummes und Thörichtes geschwatzt? O Gott, wenn man nun den armen Menschen verantwortlich machen will. Oder ist vielleicht wirklich etwas daran? Wenn nun Kramer thatsächlich dabei beteiligt wäre? Wenn er es selbst gewesen ist? Aber nein, nein, er kann es nicht denken, und schon, daß er überhaupt solche Gedanken hat, ist schimpf lich. Ebenso gut könnte er selbst den alten Wucherer abgeschlachtet haben. Nein, Kramer, der so tüchtig, so brav, so anständig ist, wie sollte denn der... ? O Pfui, daß er überhaupt so etwas denken kann! Oben auf dem Boden standen die Arbeiter zwischen den hohen Getreidehaufen umher, die sie umschütten sollten, damit das Getreide nicht ver derbe. Aber sie lehnten auf ihren Schaufeln und schienen müßig zu sein. Auch ihnen war die große Neuigkeit, der Mord im Hause, zu interessant, als daß sie nicht darüber die Arbeit vergessen sollten. Sie standen zusammen und erzählten sich den Vorfall mit romantischsten Einzelheiten, übertrieben den Reichtum des alten Trödlers ins Unglaublichste und flüsterten sich haarsträubende Dinge über ähnliche Ereig nisse zu. Der Besuch des Stahtsgnwalts und der anderen Personen erregte ihr ungemischtes Er staunen und zugleich ihre Neugierde. Was mag er hier wollen? Denkt er etwa, daß sich der Mörder hier oben versteckt hat? Oder was will man sonst? , Wer ihre Neugierde fand vorläufig keines Nahrung. Der Staatsanwalt wendete sich nur zu den Luken, von denen einige offen standen und er bettachtete sie aufmerksam. Es konnte^,' sein, das Eisen glich in allen Stücken den Rie-!' geln, mit denen die Luken von innen verschlossen werben. Die Riegel saßen in Haspen und! drehten sich, und sollten die Doppelthüren der Luken geschlossen werden, so fiel der Riegel in - zwei Krampen, die nach Innen angebracht waren und verhinderten dadurch, daß sich die Flügel' nach außen öffneten. Der Kriminalbeamte hatte indessen an allen Luken herumgeschnüffelt und winkte jetzt dem Staatsanwalt mit triumphierender Miene zu. In der That, dort fehlte solch ein Riegel und ' die Thüren waren mit einem Stick zusammen gebunden. Auch der Staatsanwalt mußte sich von der wichtigen Entdeckung überzeugen. „Ist vielleicht Herr Kramer hier?" fragte er, zu den Arbeitern gewendet. Er erhielt indessen die Antwort, daß derselbe vor einer halben Stunde nach unten gegangen und noch nicht wieder herauf gekommen sei. Er werde wohl in der Gaststube sitzen. Er scheint viel zu kneipen," sagte der Staats anwalt zu Vater Fritz. „O nein, Gott bewahre," erwiderte der, er ist soweit ganz solide. Nur die letzte Zeit Hai er ein bißchen viel unten gesessen. Es ist aber nicht ums Trinken. Es ist bloß der Lina wegen." Sr-L lFortfeyung folgt.»
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