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Allgemeiner Anzeiger : 28.04.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189404287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18940428
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18940428
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-04
- Tag 1894-04-28
-
Monat
1894-04
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 28.04.1894
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Politische Rundschau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm begab sich am Montag von Eisenach aus zum Geburtstagsfeste des Königs Albert nach Dresden. Abends kehrte er wieder nach der Wartburg zurück. * Die Kaiserin tritt am 27. d. mit ihren Kindern die Rückreise aus Abbazia an. *Der bisherige preuß. Gesandte in München, Graf Philipp Eulenburg, wurde am Sonntag vom Prinzregcnten Luitpold in Abschiedsaudienz empfangen; der Prinzregent verlieh ihm das Großkreuz der bayrischen Krone. (Graf Eulenburg wird Botschafter in Wien.) *Für Mai steht in der Armee ein all gemeines Aufrücken bevor. Nicht weniger als 30 Generale aller Waffen sollen ihr Abschiedsgesuch eingeceicht haben. * Der Bundesrat hat die Novelle zum Reichs- stempelgesetz (B ö r s e n st c u e r) in der vom Reichstage beschlossenen Fassung angenommen. * Es wird angenommen, daß der angekündigte Gesetzentwurf über die R e f o rm d e s B ö r s e n- wesens dem nächsten Reichstag vorgelegt werden wird. Die Vorarbeiten, an denen das preußische Handels-Ministerium hauptsächlich be teiligt sein dürfte, sollen alsbald beginnen. * Gegen die Wiedereinführung der Be rufung in Strafs achen soll das König reich Sachsen Bedenken erhoben, Bayern sich aber mit der Maßnahme grundsätzlich einverstanden er klärt haben. * Der langjährige Reichstags-Abgeordnete Frhr. v. Unruh e-Bomst (freikons.) ist im Alter von 69 Jahren auf seinem Gute Lang- hainersdorf in der Neumark infolge eines Schlag anfalls gestorben * Nach dem Plan der Neuordnung der preuß. Staatseisenbahnen werden in folgenden Städten an Stelle der Betriebsämter Betriebs- inspeklionen errichtet werden: Berlin, Breslau, Görlitz, Stralsund, Stettin, Guben, Koitbus, Altona, Hamburg, Kiel, Flensburg, Schneidemühl, Stolp, Danzig, Königsberg i. Pr., Allenstein, Thorn, Bromberg, Posen, Oppeln, Kattowitz, Rastbor, Neiße, Glogau, Lissa i. P., Magdeburg, Halberstadt, Braunschweig, Bremen, Hannover, Paderborn, Harburg, Kassel, Frank furt a. M., Nordhausen, Wiesbaden, Münster, Dortmund, Essen, Düsseldors, Wesel, Köln, Neu wied, Trier, Koblenz, Krefeld, Saarbrücken, Aachen, Erfurt, Weißenfels, Dessau, Halle a. S., Hagen und Altena i. W. * Da in Russisch-Polen wieder dieCholera ausgetreten ist, soll in dem preußischen Stromlauf der Weichsel wieder eine sanitäre Ueberwachung der aus Rußland kommenden Holztraften, Kähne und Dampfer erfolgen; ferner sollen wieder Ueberwachungs- stationen eingerichtet und auch Sanitätsgebühren erhoben werden. Letztere werden niedriger als im Vorjahre bemessen werden, worüber jedoch noch Verhandlungen mit den Interessenten schweben. Oesterreich-Ungarn. * Tie Koalitions-Regierung in Oesterreich fühlt sich bereits sattelfest und geht nun daran, sich häuslich einzurichten; vorläufig wurde der „parlamentarische Aus schuß" aus den drei Koalistonsparteien gebildet, in den die deutsch-liberale Linke die Abgeord neten Ruß, Heilsberg und Graf Kuenburg, der Polcnklub Graf PininSki, Zaleski und Jedrzejo- wicz, der Klub der Konservativen Graf Hohen wart, Graf Deym und Fuchs als Vertreter wählten. Zu diesen werden noch zwei Vertreter deS Koronini-Klubs hinzukommen. *Fast die gesamte österreichische Presse widmet dem scheidenden deutschen Botschafter in Wien, PrinzenReuß, warme Nachrufe, ist voll Lobes über die lange und erfolgreiche Thätigkeit des Geschiedenen und sieht ihn nur mit lebhaftem Bedauern seinen Platz verlassen. " In Hodmezö-Vasarhely (Ungarn) nahm die die Polizei am 21. d. bei einem sozialisti schen Arbeiterführer eine Haussuchung vor und beschlagnahmte Briefschaften undSitzungs- Wer liebte ihn wehr? sei (Schluß.) „Ich weiß alles, Geliebter,* fuhr Klara fort, „sieh dir später das Papier an, welches in dem dritten Fach meines Schränkchens liegt, und ver nichte es. Denke immer daran, daß ich alles wußte und gern sterbe, damit du glücklich wer den kannst." Sie versuchte den Kopf zu heben, aber sie war schon zu schwach. Nach einer Weile sagte sie: „Ich bin sehr glücklich gewesen. Es wird dir lieb sein, das zu wissen, und ich danke dir für alles, Viktor. Weine nicht, mir ist der Tod nicht schwer, das Leben hat mich nie so ganz befriedigt. Ich glaube," fügte sie mit leisem Seufzer hinzu, „daß ich ebensoviel für dich ge- than habe wie Carmen. Sie gab ihre Liebe und ihr Glück auf für dich, ich habe dir Lance- dene geschenkt und einen Erben. Sage Carmen, daß ich ihre Worte nie vergessen und daß ich gekämpft habe, um den Sieg zu erringen. Erst wurde es mir schwer, und meine Kraft erlahmte, aber jetzt ist er mein — mein für immer!" Die Stimme wurde immer schwächer, der Kopf sank schwer zurück, und die Augen schlossen sich. Lady Klara war noch nicht tot, aber das Bewußtsein kehrte nicht wieder, und als die Sonne ihre letzten Strahlen auf die Erde sandte, schlief die Sterbende ruhig und schmerz los ein. Wochen vergingen, ehe Lord Ryeburn das Fach öffnete und das Papier fand, welches seiner Frau so großes Herzeleid gebracht hatte. Protokolle. Der Arbeiterführer Kovars, der die Rückgabe der beschlagnahmten Schriften verlangt hatte, drang Sonntag früh an der Spitze von mehreren Hundert Menschen gegen das Stadthaus vor und verlangte die Herausgabe der Schriften. Die Polizei verhaftete Kovars und drängte die Menge zurück, die die inzwischen geschloffenen Thore zu stürmen und mit Steinen zu bewerfen begonnen hatte. Drei berittene Gendarmen wurden mit Steinen beworfen, ein Gendarmerie wachtmeister wurde verletzt. Die Gendarmen gaben Feuer und verwundeten 5 Personen, darunter eine Mich, die übrigen leicht. Die vom Bürgermeister requirierten Husaren zerstreuten die Menge. 60 Verhaftungen wurden vorgenommen. Infanterie ist eingetroffen und patrouilliert durch die Straßen. Die Aufregung im ganzen Komitate ist groß. England. * Der in London verhaftete Anarchist Ferrara soll der Leiter einer großenVerschwörung in London sein zur Anfertigung für den Kontinent bestimmter Bomben. Der geheime internationale Anarchistenkongreß, der 1891 im Haag stattfand, soll Ferrara mit der Verteilung von Geld an die Londoner Anarchisten beauftragt haben. Ferrara erhielt, wie es heißt, große Summen Geldes aus Belgien. Italien. * Crispi hat ein geradezu unverschämtes Glück. Bei jeder neuen Regierungsvorlage prophe- zeihen die Gegner seinen Fall ... in Wirklichkeit stimm: ihm aber die Kammer stets zu. Er wird nun wohl auch die außerordentlichen Vollmachten für ein Jahr erhalten, deren er zur Durchführung der Verwaltungsreform bedarf. * Wie die ,Pol. Korr/ aus Rom meldet, sind die Bemühungen der französischen Regierung, im nächsten Konsistorium die Ernennung zweier französischer Kardinälc durchzusetzen, gescheitert. Es sollen nur vier Italiener, ein Spanier, ein Franzose und der bayrische Jesuit Pater Steinhuber zu Kardi- nälen ernannt werden. Rustland. *Das in letzter Zeit wiederholt aufgetauchte Gerücht, daß in diesem Sommer eine Drei- Kaiser - Zusammenkunft stattfinden werde, ist, wie der ,Kreuz-Ztg/ aus Krakau be richtet wird, darauf zurückzuführen, daß für den Zaren ein dortiger Aufenthalt in Aussicht ge nommen sei. Die Behörden sollen bereits Weisung erhalten haben, die zu passierenden Stationen in Ordnung zu bringen. (Damit beginnt für die Presse wieder das bekannte sommerliche Unter haltungsspiel: „Er kommt — er kommt nicht — er kommt — er kommt nicht" u. s. w.) * Gegenüber dem finnländischen Wider stande gegen die Russifizierung bringen die ,Novosti' jetzt die Begründung national- russischer Vereine und russischer Schulen für Finnland in Vorschlag. Da das panslavistische Organ in diesen Dingen den Puls der russischen Regierung zu fühlen Pflegi, werden dergleichen Veranstaltungen wohl nicht mehr lange auf sich warten taffen. Balkanstaaten. * Bei der Prunktafel, die am Montag zur Feier des Jahrestages derBefreiung Serbiens stattfand, erwiderte der König eine Rede des Ministerpräsidenten Nikolajewitsch, in der derselbe die Thaten Milos' Obrenowitsch verherrlicht hatte, mit einem Trinkspruch auf das Volk, die Armee und die getreuen Belgrader und hob besonders das Wirken Milos', Michaels und Milans hervor, welch letzteren er als Vater, als ersten König des befreiten Serbiens und alsireucn Unterthan verehre. Die Rede wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommcn. Amerika. * Der Senat in Washington hat es abge lehnt, eine Kommission zu ernennen zur Ent gegennahme der Petition des Zuges der Arbeitslosen von New Jork. (Ob die Arbeitslosen nun wohl schleunigst umkehren werden?) "Der Zug der Arbeitslosen von Nordamerika gestaltet sich immer mehr zu einer gefahrdrohenden Erscheinung. Die „Tramps" 29. Drei Jahre waren vergangen und Lord Ryeburns mutterloser kleiner Sohn war zu einem bildhübschen Knaben geworden, der das ganze Haus, von seiner Großmutter bis zum letzten Dienstboten herunter, tyrannisierte. Sein Wille ging überall durch, und als Lord Gordon eines Tages gesehen hatte, wie es vier Menschen nicht geglückt war, den Jungen zum Schlafengehen zu bewegen, sagte er zu seinem Schwiegersohn: „Viktor, du mußt wieder heiraten! Um des Knaben willen ist es nötig, er wird ganz ver dorben, wenn du es nicht thust." Lord Ryeburn sah überrascht auf. Er hatte so schwer gelitten, als sein junges Weib starb. Und als er den Dispens fand und sah, daß sie so lange um sein Geheimnis gewußt hatte und doch kein Wort des Vorwurfs über ihre Lippen gekommen war, da brach sein Herz fast. Sie war so gut, so liebevoll und geduldig gewesen, er dachte nur an sie und trauerte aufrichtig. Ms jetzt hatte er nicht an eine zweite Heirat gedacht. Lord Gordons Worte riefen Viktor alles zurück, was Klara ihm in ihrer letzten Stunde gesagt hatte, und er mußte ihm auch recht geben: wenn sein Sohn nicht ganz verzogen wer den sollte, so bedurfte er steuer Mutterliebe, die ihn leitete. Und Lord Ryeburn dachte an das Mädchen, das einst ihre Liebe und ihr Glück geopfert hatte, um ihm den Lebenspsad zu ebnen. Er wußte, daß sie ihn noch immer treu und wahr liebte. schwellen auf ihrem Wege nach Washington un aufhörlich an und treten infolgedessen mit einem Machtbewußtsein gegen die Behörden und privaten Eisenbahngesellschaften auf, als wären sie die legitimen Träger der staatlichen Gewalten. Wie aus New Jork gemeldet wird, erklärte der Führer des in Council Bluffs kampierenden Zuges Arbeitsloser, er werde Unruhen verhindern. Der Eisenbahnbetrieb in jenem Gebiet ist noch nicht wieder eröffnet, die Bürger von Omaha und Council-Bluffs haben jedoch Vorkehrungen getroffen, um die Arbeitslosen in Karren nach Des Moines (Iowa) zu schaffen. Eine andere Abteilung von Arbeitslosen sammelt sich in Chicago. Prrutzi scher Landtag. Das Herrenhaus hielt am Dienstag eine Sitzung ab, in der zunächst der Bericht der Staatsschulden kommission über die Verwaltung des Staatsschulden- Wesens im Rechnungsjahr 1892/93 durch Decharge- erteilung erledigt wurde. Ferner wurde der Gesetz entwurf betr. die Aufhebung der im Rheinland be stehenden Vorschriften über die in die Geburtsregister einzutragenden Vornamen angenommen. Schließlich kamen noch Petitionen zur Erledigung. Am Montag begann im Abgeordnetenhause die zweite Lesung der Vorlage betr. die obligatorische Errichtung von Landwirtschaftskammern. Die Kom mission hatte den Z 1 des Entwufs nicht verändert. Derselbe lautet: „Zum Zwecke der korporativen Organisation des landwirtschaftlichen Berufsstandes werden Landwirtschaftskammern errichtet, die der Regel nach das Gebiet einer Provinz umfassen. Im Bedürfnisfalle können für eine Provinz mehrere Landwirtschaftskammern gebildet werden." Abg. Reinecke (freik.) beantragt, dem Z 1 folgende Fassung zu geben: „Zum Zwecke pp. „können" Land wirtschaftskammern pp. Die Errichtung kann nur auf Antrag des Provinziallandtags erfolgen." Die Abgg. v. Heede und Gen. (nat.-lib.) beantragten folgende Fassung des ß 1: „Zum Zwecke pp. „können" auf Antrag der landwirtschaftlichen Zentralvereine oder der Mehrheit der in einer Pro vinz vorhandenen landwirtschaftlichen Vereine Land wirtschaftskammern errichtet werden, die der Regel nach das Gebiet einer Provinz umfassen. Im Be dürfnisfalle können für eine Provinz mehrere Land wirtschaftskammern errichtet werden." Es entspann sich eine lange Debatte, zu der 26 Redner einge tragen waren. Schließlich wurde die Weiterberamng vertagt. In der Dienstag-Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde über den H 1 des Gesetzentwurfs in betreff der Landwirtschaftskammern abgestimmt. Zuerst wurde der nationalliberale Antrag, die Landwirt- schaftskammern nur fakultativ für die einzelnen Pro vinzen einzuführen, mit 206 gegen 133 Stimmen abgelehnt. Es wurde dann ß 1 der Regierungs vorlage angenommen. Die Debatte über den H 1 war zwar ziemlich ausgedehnt, doch förderte sie Be merkenswertes nicht zu Tage Die Weilerberatung wurde vertagt Aon Uah und Fer«. Der Saatenstand ist für Mitte April in Preußen festgestellt worden und ergibt sich, daß der Stand der Saaten zur Erwartung einer Ernte berechtige (1 sehr gut, 2 gut, 3 mittel bezw. durchschnittlich, 4 gering, 5 sehr gering) für Winterweizen 2,3, Sommerweizen 2,3, Winterspelz 1,8, Winterroggen 2,3, Sommer roggen 2,5, Gerste 2,2, Hafer 2,4, Erbsen 2,3, Klee und Luzerne 3,4, Wiesen 2,8. Wegen Auswinterung und ähnlicher Gründe wurden um gepflügt 1,6 Prozent der Anbaufläche von Weizen und 3,3 Prozent von Klee, während Spelz und Roggen unter Auswinterung nicht litten. Der deutsche Flachsbau. Dem Ver nehmen nach haben die im Laufe des Winters stattgehabten Agitationen für die, Wiederaufnahme des Flachsbaues in Deutschland mehrfachen Er folg gehabt Aus den verschiedensten Landes teilen, besonders in Süddcutschland, wird ge meldet, daß man in weiten Kreisen der Ange legenheit große Aufmerksamkeit schenkt. So haben süddeutsche Spinnereien eine ganze Wagenladung Saatlein zur Austeilung an Landwirte bezogen. Auch in Westfalen ist eine große Nachfrage nach Saatgut aufgetreten. Klaus Groth, der Dichter des „Quick born". feierte am Dienstag seinen 75. Geburts tag. Er ist zu Heide in Holstein geboren. Der jüngst dahingeschiedene Maler Prof Bokelmann Er sah Lord Gordon, den der Kummer über den Verlust seiner Tochter schnell hatte altern lassen, an. „Würdest du es mir nicht verdenken, wenn ich wieder heiratete?" fragte er. „Glaubst du, daß es richtiger ist?" Lord Gordon schwieg einige Minuten, dann sagte er: „Es wird mir sehr schwer sein, eine andere an der Stelle meiner Tochter zu sehen, aber um deinetwillen muß ich deine Frage be jahen." Auf diese Worte hin entschloß sich Lord Rye burn, Carmen aufzusuchen, um noch einmal um sie zu werben. Sie hatten sich nicht wieder gesehen, auch nicht geschrieben, aber er glaubte so fest an ihre Treue, daß kein Zweifel in ihm aufstieg. Er fuhr zu Lady Long und fragte nach Miß Ercell. Einige Minuten mußte er im Wohnzimmer warten, dann trat Carmen ein und kam mit ausgestreckten Häunden auf ihn zu; er zog sie an sich und die alte Liebe erwachte in ihnen beiden. Es bedurfte zwischen ihnen keiner Worte. „Endlich, Geliebte!" rief er aus, indem er sie in die Arme schloß. „Ach, Carmen, wie haben wir gelitten, und ich liebe dich um so mehr, da Klaras letzte Worte der Wunsch waren, ich sollte dich heiraten." Carmen erzählte ihm von ihrem letzten Ge spräch mit seiner Frau, und mit welchem Helden mut Klara den Kampf aufgenommen haste gegen ihr verletztes Gefühl. Sie sprachen den Tag mehr von der Verstorbenen als von sich und ihrer Liebe. hat das Bild des Poeten im Staatsaustrage für die Nationalgalerie gemalt. Nach dem Testament des Grafen Friedrich Schack fällt die Gemälde-Galerie nach Ausscheidung einer Anzahl minderwertiger Gemälde dem Kaiser zu, der Großherzog von / Mecklenburg - Schwerin erhält die Kupferstich- i Sammlung und die Zeichnungen. Die Werke . des Grafen Schack sollen in billigen Volks- Ausgaben erscheinen. Außerdem werden zahl reiche beträchtliche Legate ausgesetzt. Die übrige : Hinterlassenschaft geht auf den Bruder des Ver- storbenen, v. Schack auf Brüsewitz, über. Bodenstedt-Denkmal. Am Sonntag wurde - in Wiesbaden das Denkmal für den Dichter i des „Mirza Schaffy", Friedrich v. Badenstedt, / feierlich enthüllt. Der Dichter Karl Stelter hielt die Festrede. Die Genickstarre, der in den letzten Wochen zwei Soldaten der Garnison und eine Zivil- > Person in Hanau erlagen, tritt jetzt vereinzelt! auch in der Umgegend auf und hat drei weitere ' Opfer gefordert. Von einem furchtbaren Brandunglück ist^das Kirchdorf Rehwinkel bei Thorn betroffen worden. Da alle Häuser mit Stroh gedeckt waren, erfaßte das Element in kurzer Zeit den größten Teil des Dorfes. 24 Bauernhöfe mit über 40 Gebäuden sind zerstört, lieber hundert Familien sind obdachlos; fast alle Pferde, Rinder, Haustiere sind umgekommen. Das Feuer soll durch Unvorsichtigkeit entstanden sein. Gefunoen! Ende vorigen Jahres hatte in Lindendorf bei Wehlau, Ostpr., der Mühlen- befitzer Kirschnick seinen Kindern, zwei Knaben und einem Mädchen, Gift beigebracht. Bei den beiden Knaben trat infolgedessen der Tod ein, dagegen wurde das Mädchen gerettet. Seit jener Zeit war der Mühlenbesitzer Kirschnick ver schwunden. Alle Nachforschungen waren erfolglos. Jetzt ist aber die Leiche desselben in der Alle gefunden worden. Offenbar hat er nach der ver brecherischen That sich durch Ertränken das Leben genommen. Ein Gattenmord ist in Harburg ausge führt worden. Der Fabrikarbeiter Will ermordete seine von ihm getrennt lebende Frau, angeblich aus Eifersucht, indem er der Arglosen auf offener Straße den Hals durchschnitt. Ein mit 13 Personen besetzter Nachen wollte am Freitag abend bei dem Selterser Sauerbrunnen über die Lahn setzen, als Plötzlich der Kahn kenterte und alle Insassen ins Wasser fielen. Zwei Mädchen ertranken, zwei andere wurden zwar noch lebend aus dem Wasser ge zogen, werden aber schwerlich mit dem Leben davonkommen. Die übrigen Insassen des Kahns sind gerettet worden. Die kleinen Rentner in Paris. Paris bot in der Nacht zum 21. d. stellenweise ein seltsames Schauspiel, das an die Belagerungs zeit erinnern konnte. Lange Reihen von Menschen, Männer und Frauen, Arbeiter, Dienstmädchen, kleine Handwerker, Marktfrauen standen in langen dichten Reihen vor den Mairien und einigen großen Bankhäusern und Watteten scherzend, stierend, essend, trinkend, manchmal auch zankend, den Morgen ab Es waren sämtlich Leute, die, ihre Ersparnisse in der Tasche, bei der Eröffnung der Kassen um 9 Uhr vormittags anwesend sein wollten, um sich an der'Zwei-Millionen-Anleihe der Stadt Paris zu beteiligen. Der Bock als Gärtner. In Marseille ist ein Polizeibeamter namens Chappaz wegen Beteiligung an einer großen Falschmünzerbande verhaftet worden. Er war dem französischen Generalkonsul in Barcelona zur Ueberwachung der dortigen Anarchisten und Falschmünzer bei gegeben, war zu beiden Verbrechergruppen in Beziehungen getreten und hatte namentlich an der Falschmünzerei so großen Geschmack gefunden, daß er bei dem Ankauf der erforderlichen Maschinen sich beteiligte und auch von den Erträgen seinen klingenden Anteil erhielt. Dafür protegierte er die Falschmünzer in jeder Weise, warnte sie rechtzeitig vor Haussuchungen rc. und wußte, als ! die Bande ihre Operationen nach Marscflle ver- legte, in seinen Berichten an seine vorgesetzte Behörde diese über den Aufenthalt der Falsch münzer zu täuschen. Dabei genoß Chappaz viele Die Heirat von Lord Ryeburn und Carinen Ercell fand ganz in der Stille statt; keines von ihnen konnte die Scheintraunng in Lissa bon vergessen mit allen ihren Folgen. Sie gingen auf einige Wochen nach Pans und kehr ten dann heim nach Lancedene, wo die alte Gräfin, der ihr Sohn alles erzählt hatte, die junge Frau aufs herzlichste willkommen hieß. Der kleine Alfred sprang die Treppe her unter ; es war ihm eben gelungen, sich von seiner Bonne zu befreien, und seine Wangen glühien vor Eifer. „Alfred," rief Lord Ryeburn, „komm und begrüße deine neue Mama." Das Kind kam gleich auf Carmen zu. „Mama?" wiederholte er fragend und sah sie mit seinen blauen Augen an. „Mein Liebling," sagte sie mit Thränen, indeni sie neben ihm kniete und ihn in ihre Arme schloß, „ich will dich ebenso lieb haben, wie deine eigene Mutter es hätte thun können." Die zweite Gräfin Ryeburn wurde sehr be wundert. Ihre südländische Schönheit gewann sich die Herzen der vornehmen Gesellschaft im Sturm, aber sie war nirgends lieber als in Lancedene und vergaß nie, daß es ihrem Manne von seiner ersten Frau zurückgegeben worden war- Schöne Kinder wuchsen ihnen im Lause der Jahre heran, kleine Mädchen mit Carmens dunklen Augen und Haaren und mit des Vaters offenen, frischen Zügen. Die alte Gräfin, die auf Wunsch ihrer Kin der in Lancedene geblieben war, sagte oft, daß sie nie geglaubt hätte, einen so glücklichen Lebens abend zu haben, und Lady Eva Lascell ve^
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