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Allgemeiner Anzeiger : 07.07.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189407073
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18940707
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1894
-
Monat
1894-07
- Tag 1894-07-07
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Monat
1894-07
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 07.07.1894
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Attentäter voraus und überfielen sie auf der Straße von Neuhof nochmals mit Steinen und Knüppeln, wobei drei der Radfahrer schwere Wunden am Kopfe davontrugen und im ge dachten Orte ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußten. Nach den Urhebern des brutalen Ueber- falles wird eifrig geforscht. In Augsburg nehmen die Selbstmorde auffallend zu. So sind innerhalb 8 Tagen vier Selbstmorde zu verzeichnen. Ein Kommis der Firma Braumann und Günzburger hat sich er schossen, die Frauen des Wursthändlers Burk hardt und des Prokuristen und Kassierers der Maschinenfabrik Riedinger, sowie der Sohn des Distrikts-Rabbiners Dr. Groß, Apotheker Groß, haben sich vergiftet. Professor Faulmann Der auf dem Gebiet der Stenographie vielgenannte Professor Faulmann ist in Wien am 29. Juni im HO. Lebensjahre gestorben. Faulmann war zu Halle geboren, wurde Schriftsetzer und betrieb dabei als Autodidakt das Studium von Sprachen. 1854 kam er in die Staatsdruckcrei nach Wien, wo er an der Herstellung stenographischer Typen mitarbeitete. Im Jahre 1860 wurde er Lehrer der Stenographie. Später verlegte er sich auf die Erfindung einer neuen Schncllschrift, drang aber mit derselben nicht durch. Periers Erzieher. Aus Kreisen der fran zösischen Kolonie in Wien wird dem dortigen Tagblatt die interessante Thatsache mitgeteilt, daß der Jugendlehrer und Erzieher Casimir- Periers, des jetzigen Präsidenten der französischen Republik, ein Deutscher namens Dr. Struve war. Dr. Struve, ein Hannoveraner von Hause, lernte den Vater des jetzigen Präsidenten zur Zeit seiner Anwesenheit als Gesandter in Hannover um die Mitte der vierziger Jahre kennen. Als Casimir-Perier 1846 seinen Posten in Hannover verließ, nahm er Dr. Struve mit nach Paris, in seinem Palais wohnte auch der Deutsche und leitete später einen großen Teil der Erziehung des jungen Casimir-Perier. Personen, die mit Struve und dem jungen Casimir-Perier zu ver kehren Gelegenheit hatten, behaupten, der Ernst und die Festigkeit des Charakters Casimir-Periers rühre nicht zum kleinsten Teil von dem Einfluß seines deutschen Lehrers her. Pericr spricht ge läufig deutsch; er beherrscht diese Sprache schon seit seinen Kinderjahren. Die erste Tänzerin der Brüsseler Hof oper, Cambier, wurde in der Nacht zuni Sonntag von dem rumänischen Offizier Giorgiu ermordet. Der Mörder entleibte sich nach der That, deren Beweggrund Eifersucht gewesen sein soll. Eine neue Giftmord-Affäre bildet gegen wärtig in Hasselt das Stadtgespräch. Vor fünf Jahren starb dort nach kurzer Krankheit der Metzgermeister Vanderlocht, ein noch jüngerer, sehr kräftiger Mann. Etwa 18 Monat nachher wurde ein im Vanderlochtschen Hause längere Zeit beschäftigter Metzgergeselle aus dem Dienst entlassen. Hierüber erzürnt, erhob er gegen mehrere Mitglieder der Familie Vanderlocht schwere Anschuldigungen. Namentlich machte er die Anzeige, daß ein in Antwerpen wohnender früherer Unteroffizier Vanderlinden, der die älteste Tochter des verstorbenen Vanderlocht zur Frau hat, seinen Schwiegervater vergiftet und zugleich die übrigen Mitglieder der Familien zu vergiften versucht habe. Die eingeleitete Untersuchung er gab, daß thatsächlich sämtliche Familienmitglieder seiner Zeit nach einem Mittagsmahl schwer er- krankt waren und daß mau bei einer anderen Gelegenheit das im Hause vorrätige Brot wegen eines auffallend widrigen Geschmackes hatte fort werfen müssen. Andere Einzelheiten konnten jedoch nicht festgestellt werden, da ein von dem Gesellen bezeichneter Hauptzeuge, und zwar dessen eigener Bruder, in Indien in nieder ländische Dienste getreten war. Vorige Woche kehrte dieser nach Belgien zurück und wurde sofort mit seinem Bruder und dem Beschuldigten Vanderlinden vor den Untersuchungsrichter be- schieden. Vanderlinden wurde nach dem Verhör verhaftet. Die Leiche seines Schwiegervaters wird ausgegraben. Die Wiege, in der der neugeborene Sohn des Herzogs und der Herzogin von Jork gegen wärtig liegt, ist ein Geschenk der Königin. Sie wurde im Jahre 1840 verfertigt und bei der schwankende Mädchen angstvoll in den Armen auf, indem sie flehte: „Kind, sei stark in dieser schweren Stunde!" Da flog aber auch schon die Thür auf und inmitten derselben erschien Rainhofer. Sein ohnehin blasses Gesicht glich nun dem einer Leiche und glühend brannten seine Augen. Auguste riß sich aus Bärbels Armen und mit dem Rufe: „Vater, mein Vater!" stürzte sie auf denselben zu. Dieser streckte ihr jedoch gebiete risch abwehrend die Hand entgegen, so daß sie Dgeud inne hielt, während er mit fliegender Hast und mit vor Auflegung keuchender Stimme rief: „Früher sage, ob auch du, wie alle Welt, deinen Vater für einen Mörder hältst!" „Nein, nein!" erklang es aufjubelnd ihm entgegen, und gleich darauf lagen sic sich in den Armen. Lange hielten sie sich sprachlos um fangen, während ihnen die Thränen aus den Augen rannen. Auch die treue Bärbel stand bitterlich weinend mit gefalteten Händen beiseite. Nach so langer Zeit hielt er das geliebte Kind wieder in seinen Armen, nach jahrelangen! Kerkerelend ward ihm endlich diese Seligkeit! Wie hatte er sich doch gesehnt, seine Tochter zu schauen, gesehnt, ihre liebe Stimme ein ^einziges Rial zu hören nnd nun ruhte sie an seinem Herzen. Aber auch ihr war so wohl, daß er endlich daheim und es mit seinem Leid zu Ende. Da erblickte er Bärbel bescheiden seitwärts stehen. Innig reichte er ihr die Hand entgegen, und mit tiefster Rührung begann er: „Bärbel, nicht A nur Gott kann dir vergelten, was du meinem Kinde und meiner Frau gethan!" B:s s.l chte Bärbel abznwehren, indem Geburt der Kaiserin Friedrich zuerst benutzt. Dann fand sie für alle Kinder der Königin Ver wendung. Jetzt ist sie neu hergerichtet und aus staffiert worden. Die Kinderwäsche des jüngst geborenen Prinzen haben seine beiden Groß mütter, die Prinzessin von Wales und die Herzogin von Teck, gemeinsam beschafft. Der britischen Industrie wurde beim Ankauf, soweit es anging, der Vorzug gegeben. Ueber den Einsturz eines Balkons während des Einzugs des Königs Alexander von Serbien in Salonichi wird berichtet: Ein etwa 3 Nieter langer Balkon war mit 25 Personen besetzt, obgleich die Bauart desselben nicht ein mal eine Belastung von 3—4 Personen ge stattete. Da der Balkon gerade in der Mitte brach, so stürzten alle auf demselben befindlichen Personen in die Tiefe und zwei junge Frauen in gesegneten Umständen blieben sofort tot am Platze, während weitere sieben Personen schwer ver wundet wurden. Von diesen sind nachträglich eine Frau und ein 6jähriges Mädchen gestorben. — Nach soeben eingetroffenen Depeschen aus Konstantinopel wird die Rückkehr König Alexan ders nicht, wie anfänglich projektiert, über Triest oder über Rumänien, sondern wieder über Salonichi erfolgen. Vor hundert Jahren legte Benjamin Franklin für eine amerikanische Stadt 4000 Dollar an, die durch ein Jahrhundert auf Zins und Zinseszins liegen bleiben mußten. Das Kapital ist jetzt auf 262 000 Dollar angewachsen und es wird dafür eine technische Hochschule er richtet werden. SSSM« - - Gerichtshalle. Karlsruhe. Der Bautechniker Rodriguez, Sohn des Senatspräfidenten von Nicaragua, wurde von dem Schwurgericht wegen Körper verletzung mit tätlichem Ausgang zu 3 Monat Gefängnis verurteilt. Prag. Zwei wegen Hochverrats angeklagte Handelsschüler wurden zu 4 bezw. 5 Jahr schweren Kerkers verurteilt. Die erbliche Belastung in Wahrheit und — Dichtung. Bei Besprechung der Werke Gerhart Haupt manns äußert sich ein Nervenpatholog in der Beilage der ,Allg. Ztg/ folgendermaßen über das in der modernen Litteratur so viel miß brauchte biologische Gesetz der Vererbung: „Vererbt werden zunächst in der „realistischen" Dichtkunst nur Laster, 'Krankheiten und schlechte Eigenschaften, im Leben dagegen und in der Wirklichkeit zumindest ebenso häufig Talente, Vorzüge und glänzende Eigenschaften. Doch sehen wir vorerst von dem Hellen Bilde gänzlich ab und halten wir uns ausschließlich an die häßliche Sette dieser Lehre. Da müssen wir leider gleich eingangs bekennen, daß unsere positiven, sichergestellten Kenntnisse über die Be dingungen, unter denen eine Vererbung statthat, im höchsten Grade kümmerlich und der (Ergänzung bedürftig sind. Wir wissen kaum annähernd, wer vererbt, nur ungenau und durchaus unzu länglich, was alles vererbt, und nur zum aller geringsten Teile endlich, wie vererbt wird. Vom Subjekt, von den vererbenden Teilen sind uns bestenfalls Vater und Mutter bekannt, der Ein fluß des Stammes, der Vorfahren, der Seiten verwandten hüllt sich fast stets in undurchdring liches Dunkel. Auch über das Objekt, über dasjenige, was zur Vererbung kommt, sind wir nicht allzu genau unterrichtet. Nur wenige Krankheiten scheinen als solche von den Eltern auf die Kinder überzugehen, als Vererbung im eigentlichsten Sinne des Wortes. Viel häufiger dürfte nicht die.Krankheit selbst, sondern bloß eine gewisse Veranlagung, eine erhöhte Ansprech barbett, eine verminderte Widerstandsfähigkeit gegenüber den krankmachenden Schädlichkeiten zur Vererbung kommen. Die Hilsszeitwörter „dürfen" und „scheinen", die ich bei diesen Theorien gebrauchen mußte, beweisen, wie wenig gefestet sich dieselben noch heutigen Tages dar stellen. Das Wie der Vererbung endlich ist bis zur Stunde noch fast gänzlich unbekannt. Mr Lei einigen Krankheiten, wie bei dem Alkoholis- mus, dürfen wir mit Wahrscheinlichkeit schon eine Vergiftung im Keime voraussetzen. Es muß aber ferner mit aller Entschiedenheit betont werden, daß keine wie immer geartete Schädlich keit eine absolut sichere Gewähr für die Ver erbung bietet. Denn immer handelt es sich bei dieser Uebertragung pathologischer Zustände um ein bloßes Können, nie um ein unvermeidliches Müssen! Je mehr der Schädlichkeiten sich häufen, desto wahrscheinlicher ist auch der üble Einfluß auf die Nachkommenschaft; aber selbst im un günstigsten Falle ist noch die Möglichkeit der Paralysierung durch anderweitige Gegenkräfte nicht völlig auszuschließen. Als solche paraly sierende Momente wirken zum Exempel bei bloß einseitiger Belastung die volle Gesundheit des anderen Elternteils, eine vernünftig geregelte Lebensweise und vor allem eine zweckentsprechende Erziehung. Denn jede Vererbung ist die Resul tierende eines Kräfteparallelogramms, an dessen einer Sette die verschiedenen Schädlichkeiten wirken, während an der anderen die entgegen strebenden Heilsaktoren ihre Thätigkeit entfalten. Setzen wir z. B. den Fall, wir hätten den schädigenden Einfluß einer schweren Hysterie der Mutter bei den Kindern zu berechnen. Eine solche Krankheit legt allerdings sehr häufig den Grundstein zu allerlei Neurosen bei der Nach kommenschaft, allein es ist sehr wohl möglich, daß, wenn keine andere Schädlichkeit mehr statt hat, die Ungesundheit der Mutter durch die völlige Gesundheit des Vaters und des Stammes bis zum Verschwinden ausgeglichen wird. Würde weiter auch der Erzeuger selbst zur Belastung beitragen, indem er etwa zur Zeit der Empfäng nis schon Säufer war, dann ist es freilich sehr wahrscheinlich, daß auch die Kinder nicht mehr ganz heil davonkommen werden. Aber noch immer kann eine scharfsinnig geleitete Erziehung, völlige Trennung von den Eltern und dauernder Aufenthalt in guter Landluft auch die Schädlich keiten bannen. Im schwersten Falle endlich, wenn nicht bloß Vater und Mutter neuropathisch sind, son dern auch die weitere Aszendenz (Voreltern) ergriffen war, tritt allerdings nahezu ausnahmslos Entartung ein, aber selbst in solch' verzweifelten Fällen ist immer noch eine aufhebende oder zumindest sehr beschränkende Wirkung der Hellpotenzen denkbar. Und es ist ein schwerer Fehler fast aller moder nen Realisten, von Ibsen und Hauptmann ange fangen bis zum letzten Jüngstdeutschen herab, daß sie dieser Möglichkeit von Gegengewichten gar nicht gedenken oder sie bestenfalls bloß so nebenher und beiläufig erwähnen." Ganz in demselben Sinne spricht sich ein soeben erschienenes Schriftchen von Georg Hirth aus (Die Lokalisationstheorie, angewandt auf psychologische Probleme; Beispiel: Warum sind wir zerstreut?), nur mit dem Unterschied, daß Hirth gegenüber der erblichen Belastung eine förmliche erbliche Entlastung aufstellt und aus den Thatsachcn der Biologie und Psychologie, die für die Erblichkeit erworbener (d. h. durch das Individuum erworbener) Eigenschaften sprechen, den destruktiven Tendenzen der ein- feitigen Belastungslehre und deren dichterischer Verwertung gegenüber geradezu einen neuidealisti schen Standpunkt gewinnt. Das Hirthsche „Ent lastungsgesetz" ist ein biologisches Regresstons gesetz: nach ihm kommt die gesunde Disposition der Ureltern um so sicherer wieder zur Herr schaft, je sorgfältiger das belastete Individuum im Sinne der Entlastung lebt. Mit anderen Worten: nach der Entwickelungsmechanik des menschlichen Plasma haben die älteren und ältesten Bildungen und Erwerbungen das Ueber- gewicht über die neuesten, sind die Stammes- eigenschaften den individuellen übergeordnet, geradeso wie auf dem Gebiete der psychischen Innervation die ältesten Erinnerungen und Ge wohnheiten die haltbarsten sind. Da nun der menschliche Organismus in fortwährender Fort- und Umbildung begriffen ist (auch in nervöser und psychischer Hinsicht), so liegt es wesentlich am Individuum selbst, ob es aus eigener Kraft und Einsicht den noch vorhandenen älteren ge sunden Dispositionen behufs Vertreibung der neuesten ungesunden hilfreich die Hand reichen will. Ein tröstliche Lehre, weil sie dem Pessimis mus mit naturwissenschaftlichen Gründen ent gegentritt. Gin Besuch der Robinson-Ansel. Die 600 Kilometer westlich von der chilenischen Küste im Stillen Ozean liegende Insel Juan Fernandez ist bekanntlich der Schauplatz der von Daniel Defoe romanhaft geschilderten Abenteuer Robinsons oder eigentlich des schiffbrüchigen Mattosen Alexander Selkirk. Die Insel ist bis jetzt nur sehr selten von wissenschaftlich gebildeten Europäern besucht worden, so 1885 von dem Deutfchen Alexander Ermel aus Chile und kürz lich von Dr. Ludwig Plate aus Bremen. Letzterer ist von der preußischen Akademie der Wissen schaften ausgesandt worden, um die zoologischen Verhältnisse des chilenischen Küstengebietes ge nauer zu studieren, und er benutzte die Gelegen heit, Anfang Januar auf einem chilenischen Kriegsschiffe die Robinson-Insel zu besuchen. Dieses kleine Felsen - Eiland hat 22 Kilometer Länge, 8 Kilometer Brette und eine Halbmond förmige Gestalt. Mitten auf demselben erhebt sich ein 1000 Meter hoher Berg, der nach seiner Form Ambos (Fungus) genannt wird. Der Boden der Insel besteht aus vulkanischem Ge stein und ist mit herrlichen, immergrünen Wäldern bedeckt, die viele eigentümliche Pflanzenarten aufweisen. Von Säugetieren finden sich nur Ziegen und Hunde, die natürlich eingeführt worden sind. Das Klima ist mild, aber das Wetter sehr unbeständig und durch häufige, starke Regenschauer unangenehm ausgezeichnet. Die Insel gehört zu Chile und wird hauptsächlich nur von Wal fischfahrern besucht. Ihre Bevölkerung beziffert sich auf etwa 50 Köpfe, darunter über die Hälfte Chilenen, die übrigen sind Engländer, Franzosen, Italiener, Spanier und Portugiesen. Im Jahre 1868 hatte ein Ingenieur namens Wehrhan aus Sachsen die Insel gepachtet und mit einer Ge sellschaft von 60 bis 70 Köpfen ihre Bewirt- fchaftung übernommen. Die Ansiedler fanden damals bei ihrer Ankunft aus der Insel unzählige Ziegen vor, sowie 30 halbverwilderte Pferde und etwa 60 Esel. Man brachte Kühe und sonstiges Rindvieh, Schweine und Federvieh mit, ebenso die nötigen Ackergeräte, Werkzeuge zum Fisch fang und Boote. Das Unternehmen scheint aber keinen gedeihlichen Fortgang gehabt zu haben, auch deutet die gegenwärtige, überaus buntscheckige kleine Bevölkerung des Eilandes nicht darauf hin, daß von den Wehrhanschen Ansiedlern noch mancher dort vorhanden sei. Kuntes Allerlei. Ein „SchlangendueU". Ueber den Ozean kommt folgende prächtige „Ente" geschwommen: In Britisch-Jndien fand kürzlich zwischen dem Kapitän Philipps und dem Leutnant Shepherd ein „Schlangenduell" statt. Eine Giftschlange wurde in einen vollständig verfinsterten Saal gethan und dott fleigelaffen. Eine Stunde später betrat Kapitän Philipps den Saal von der einen nnd sein Gegner von der andern Seite. Keiner konnte in der Finsternis die Schlange sehen. Jeder Schritt konnte jeden von beiden dem Tode näher bringen. Das Verharren am Standorte konnte ebenso totbringend sein. Zehn Minuten waren beide Gegner in entsetzlicher Todesangst im Saale, da plötzlich ertönte ein Schrei. Leutnant Shepherd war von der Schlange ge bissen worden und in demselben Augenblicke eilte der Kapitän dem Ausgange zu, den er endlich, tastend und tappend, halb wahnsinnig vor Angst, fand. Sofort eilten herbeigerufene Soldaten und Offiziere mit Licht in den Saal; die Schlange wurde getötet und Shepherd, der in schrecklichen Krämpfen lag, noch zu retten ver sucht. Allein umsonst. Er starb nach unsag baren, stundenlangen Leiden. Kapitän Philipps, dessen Haupthaar vollständig erbleicht ist (!), kommt vors Kriegsgericht. In einer amerikanischen Kirche. Sitz anweiser (zu einem Gemeindemitglied): „Bitte, den Schirm hier in den Schirmstand zu stellen." — Gemeindemitglied (zögernd): „Entschuldigen Sie, das ist ein ganz neuer Seidenschirm." Neueste Hutmode. „Liebes Kousinchen, Hut, modernste Facon, angeschafft, „Flach kopf" ..." — „Paßt für dich wie angegossen." Wohlmeinend. Student: „Was, bei dem herrlichen Wetter sitzt du zu Hause?! Gleich gehst du mit auf die Kneipe!" sie meinte, daß Auguste sie stets wie eine gute Mutter geehrt und geliebt und sie dadurch un endlich glücklich gemacht. Da schloß Rainhofer seine Tochter fester in die Arme. Nach einer Weile hob er ihr sanft das Gesicht empor und schaute ihr lange in die schönen Angen, die nun in Thränen ihm ent gegenschimmerten. Da war es ihm, als steige seine sonnige Jugendzeit mit ihrem Liebesglücke nochmal vor ihm herauf. So Ivie nun Auguste, so war einst seine Frau als Mädchen. — Sein liebes, gutes Weib! — Gestorben aus Gram und Kummer, fern von ihm gestorben! — Und Vater und Mutter! dahin, gleichfalls dahin! Da stand er, in stummen Schmerz versunken, lange regungslos. Nachher stieß er mit der Hand das Fenster auf, daß das Wendrot voll in das Zimmer flutete, und sinnend blickt er in das glühende Purpurlicht der untergehenden Sonne. Da drang auf einmal mild und lieblich das Abendläuten herein, und friedlich lindernd tönten ihni diese weichen Klänge in das sturm umtoste Herz. Bärbel war still auf die Kmee gesunken und verrichtete mit flommgefalteten Händen ihr Abendgebet. „ So ging denn der Tag zu Ende, und mit ihm sank ein schweres, jammervolles Stuck Leben in das Reich der Vergangenheit. Mtt dem neuen Morgen begann für den Hartgepruften ein neues Dasein. Da fielen seine Blicke wieder auf seine Tochter, welche noch immer an seiner Brust ruhte, und da fühlte er, daß chm doch noch ein hoher Schatz geblieben. Ueberwaltigt von dem Sturme der Gefühle sank er an ihr nieder, und weinend vergrub er sein Gesicht in ihren Händen. 4 Es war zur Erntezeit, und zwar an einem Samstage. Das Feierabendläuten war bereits verklungen und auf eine Woche voll segensreicher Arbeit winkte ein wohlverdienter Ruhetag. In dieser angenehmen Voraussicht lenkten die meisten der Bauern, nachdem sie das Tagewerk voll bracht, mit der Sense auf dem Rücken ihre Schritte dem Dorfwirtshause zu, um sich in milder Abendluft an einem kühlen Trünke zu erquicken und eine Stunde zu verplaudern. Fast alle Tische waren besetzt und es schien, als gebe es jetzt schon einen Feiertag. Das Gespräch wurde immer lebhafter, und das Durst stillen zog sich gewaltig in die Länge. Während unter der alten, breitästigen Linde die Groß bauern saßen, inmitten derselben der Schulze Reinbold, ein kräftiger Mann von einigen fünfzig Jahren, nahmen die Kleinbauern und Häusler die Nebentische ein. Als die Unterhaltung im vollsten Gange war, kam auf dem Dorfwege ein alter, gebückter Mann daher, gerade auf das Wirtshaus zu. Derselbe hatte einen großen Kasten auf dem Rücken, wie ihn die Hausierer tragen, und in der Hand einen Knotenstock. Der Schulze blickte gespannt nach dem Daherkommenden, und je länger er es that, um so verwunderter wurde sein Gesicht; plötzlich rief er nnt lauter Stimme, so daß ringsumher das Gespräch stockte: „Herr des Himmels, da kommt unser langjähriger, früherer Hausierer, der Italiener Brunini, von dem es immer hieß, er sitze als Millionär in Wien und esse nur noch ans silbemen Schüsseln!" Der Fremde, der bereits den Wirtshausgarten erreicht, hatte den Ausruf des Schulzen wohl vernommen. Mit einem gewissen Humor, dem man jedoch das Gezwungene anmcrkte, begann er: „Jawohl, der Karlo Brunini ist wieder da und zwar mit demselben Kasten auf dem Rücken, mit dem er vor zwölf Jahren ausgezogen, um in Wien seine kleine, von dem Vetter Taperisi herrührcnde Erbschaft zu beheben; es ist derselbe Brunini, der nachher in der Ringstraße in dem prächtigen Palaste gesessen, wo es nichts als Samt nnd Seide und kostbare Bilder gab." „Wie ist es aber gekommen, Brunini, daß Ihr wieder arm geworden; hieß es doch, daß Ihr sogar ein Millionär gewesen?" flagte der Schulze. „Das Armwerden geht von selber, schwerer ist das Reichwerden, obwohl es gerade mir spielend leicht wurde. Die schwerste Kunst soll jedoch die sein, den Reichtum zu erhalten, und die habe ich eben nicht verstanden!" Der Schulze zog dem Italiener einen Stuhl zum Tische, wo er unter den Großbauern Platz nehmen mußte, während die anderen sich rings umher im Kreise sammelten. Nachdem Brunini sich durch einen Trunk gestärkt, begann er zu er zählen: „Meine Geschichte könnte lehrreich sein, wenn die Menschen eben aus den Lebensschicksalen anderer lernen wollten. Mir hätte das Sprich wort: „Wie gewonnen, so zerronnen!" von großem Nutzen sein können; wenn ich es befolgt hätte, säße ich heute noch in Reichtum und Ueberfluß!" Wa 5 (Fortsetzung folgt.,
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