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Allgemeiner Anzeiger. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ine (aus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post iMk. exkl. Bestellgeld. Zeitung für die Ortschaften: Breinig, Kauswslöe, Großröhrsdorf, Msnkenthal unö Umgegenö. Expedition: Bretnig Nr. 13!». Inserate, die 4gespalten Korpus;eile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeiner Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft Redaktion, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag >/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag ' »11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Nr. 54. Sonnabend, den 7. Zuli 1894. 4. Jahrgang. Bau-Ausschreibung. Bei Anlegung des hiesigen neuen Friedhofes macht sich der Bau einer Leichenhalle, welche neben dem eigentlichen Bahrraum noch einen Sektionsraum zu enthalten hat, und die Errichtung eines Leichenwagenhauses nötig. Bauinteressenten wollen Zeichnungen nebst Kostenanschlägen bis zum 12. d. M. im verschlossenen Couvert bei Unterzeichnetem einreichen und bleiben bis zum 16. gleichen Mo nats an ihre Gebote gebunden. Der Bau wird, vorbehältlich der Auswahl unter den Bewerbern, dem Mindestfordern den übertragen werden. Bretnig, den 5. Juli 1894. Der Gemeinderat lurch Gebler, Gem.-Vorstand. Lertliches und Sächsisches Bretnig, den 7. Juli 1894. Bretnig. Unter Führung des hies. Herrn Gemeindevorstands unternahm am Donnerstage eine Anzahl Damen und Herren aus hiesiger Gemeinde mit dem Mittagszuge vom Bahnhofe Großröhrsdorf eine Partie! uach Dressen, um dem Gusse der hiesigen Mocken in der Bierlingsch.n Glockengießerei viUzuwohnen. Wur zwar anfangs der Guß auf 5 Uhr nachm. angesetzt worden, so ver- iagerte sich derselbe jedoch bis kurz nach ^7 Mr. Während der Zwischenzeit nahm man "ne Besichtigung der Werkstätten des ge- nannten Etablissements vor und machten Namentlich die beiden großen Brunnen, welche "n Meisterwerk des Professors Dietze sind and nach ziemlich 4jähriger Arbeit in der Aerlingschen Gießerei demnächst in Dres- A" zu: Aufstellung gelangen, einen fesselnden Andruck auf die Anwesenden. Nachdem der ^undgang beendet und mittlerweile die 7. stunde herangerückt war, wurden die Vor- Mrungen zum Gusse getroffen. Interessant m noch zu bemerken, daß im Ofen, Flammen- ^n genannt, von 6 Uhr früh ununterbrochen fall Holz gefeuert worden und daß die Erstellung der Form, welche aus Lehm ge- Prtigt war, zirka 4 Wochen Zeit in Anspruch Mommen hat. Nachdem alles gußfertig war, ^urde kurz nach r/,7Uhr mit dem Gusse unter den Worten des Herrn Bierling „Mit Gott!" begonnen. Nur einige Minuten währte der ^uß, welche Gelegenheit die Herren Gemeinde- ^arstand Gebler und Fabrikant Robert Gebler bHu benutzten, um in kurzen Worten dem Wunsche bez. des Gelingens des Gusses Aus- Auck zu verleihen. Es wurden zu gleicher Bett 4 Glocken gegossen, welche 78 Ztr. Waffe (Kupfer und Zinn) erforderten ; hiesigen Glocken repräsentieren ein Ge Acht von 60 Zentnern und dürften in einigen Wochen auf hiesigem Friedhöfe Platz finden. Vse Rückfahrt der Reisegesellschaft erfolgte At dem letzten in Großröhrsdorf eintreffenden Abendzuge. — In Großröhrsdorf wurde am Frei- tag ein 7jähriges Mädchen, welches, um Heidelbeeren zu suchen, mit seiner Mutter in den Wald ging, von einer Otter ge -issen. Der vußjschwoll sichtlich an.und es dürfte fraglich "scheinen, das Kind, trotzdem ärztliche Hilfe sofort zur Stelle war, am Leben zu erhalten. — Zu der von uns bereits kurz gemel deten Leichenausgrabung in Burkau bei Bi schofswerda wird noch berichtet: Auf Ver anlassung der königl. Staatsanwaltschaft zu Bautzen wurden am Montag früh die Lei chen der Frau Auguste Emilie Bär und deren Mutter Wilhelmine verw. Waurich in Burkau, welche bei dem am 13. März v. I. stattge habten Brande der Bärschen Wirtschaft ums Leben gekommen waren, ausgegraben. Die Exhumation wurde im Beisein des Bär, wel cher wegen Verdachts der Brandstiftung und des Mordes seit Sonnabend gefänglich einge- zogen ist, vom Bezirksarzt Dr. Wengler und dem Stellvertreter des Bischofswerdaer Ge richtsarztes vorgenommen. Ueber das Ergeb nis der Sektion ist Näheres nicht bekannt; Thatsache ist, daß die Köpfe der beiden Lei chen nach Lautzen behufs Untersuchung ein geschickt worden sind. — Zu Nutz und Frommen der zahlrei chen Freunde des hochedlen Lkatspieles er schienen jetzt in B. Richters Verlag in Chem nitz zwei von Herrn A. F. Schöffler-Chemnitz herausgegebene Tableaus, welche in figuren reicher Gestaltung eine gelungene Illustration interessanter Skataufgaben, sowie eine Fülle von Redensarten bringen, die sich zum Aus druck der wechselnden Gefühle am Skattische von Generation zu Generation vererben und deren Vereinigung in dieser eigenartigen Form gewiß Vielen Belustigung bringen wird. Die treffliche Vervielfältigung der Tableaus in pothographischem Lichtdruck erfolgte durch das auf diesem Gebiete besonders leistungs fähige Kunstinstitut der Firma Wilhelm Hoff mann zu Dresden. — Um zu untersuchen, ob ein Zimmer feucht ist, hat man folgende Vorkehrungen zu! treffen: Das Zimmer wird gut verschlossen, nachdem man in demselben eine ganz genau abgewogene Menge frisch gebrannten und fein gestoßenen Kalk aufgestellt hat. Erst nach 24 Stunden wiegt man den Kalk wieder ab und stellt den Unterschied fest. Beträgt die Ge wichtszunahme mehr als 1 Prozent, so ist das Zimmer wegen großer Feuchtigkeit für die Gesundheit der Menschen nachteilig. — Im Schlöffe Brauna bei Kamenz wurde vor einigen Tagen durch den Bischof Dr. Wahl aus Dresden die Trauung des Frei herrn v. Franckenstein mit der ältesten Toch ter des gräflich fürstlichen Hauses Stolberg- Stolberg vollzogen. Der Bräutigam ist der drittälteste Sohn des verstorbenen Zentrums führers Freiherrn v. Franckenstein. Das junge Paar wird in München dauernden Aufent halt nehmen. — Ein altes Rezept zur Salatbereitung sagt: „Nimm Essig wie ein Geiziger, Oel wie ein Verschwender, Salz und Zucker wie ein Weiser, und rühre um wie ein Narr." Und so ists richtig. — Wie durch em Wunder wurde vo rigen Donnerstag in Keffelsdorf ein sich mit ten aus der Straße aufhaltendes kleines Kind von dem sicheren Tode ourch Ueberfahren ver schont. Das Kind war von dem ersten Kut scher dreier hintereinander fahrender Omni busse, in denen Kinder einer Schulklasse Wils druffs zum Besuche des zoologischen Gartens nach Dresden fuhren, unbemerkt gebUeben. Als der erste Omnibus über dasselbe hinweg- gefahren, mußte der begleitende Lehrer nebst anderen erwachsenen Personen zum Entsetzen ansehen, daß bereits die Pferde des zwecken Omnibusses weit auseinander gingen, nm das Kind nicht zu treten. Auch dieser Omnibus, der außerdem einen sehr tief hängtiw.n Fut terkasten unter sich hatte, ging über das Kind hinweg, ohne es nur irgendwie zu beschädigen. — In den ersten Morgenstunden der Nacht zum Montag brach in der am Ende der äußeren Weberstraße in Zittau belegenen Schmidtschen Weberei, und zwar im alten Fa brikgebäude, Feuer aus, welches mit geradezu rasender Schnelligkert um sich griff und die Bemühungen der Feuerwehren, das Gebäude zu retten, zu Nichte machte. Dieselben muß ten sich in der Hauptsache darauf beschränken, die a: grenzenden Gebäude zu schützen, was denn auch gelungen ist. Namentlich glückte es den Bemühungen der Wehren, das Kessel haus vor Schaden zu bewahren, so daß der Betrieb in den übrigen Abteilungen des Etab lissements seinen ungestörten Fortgang neh men kann. Die wertvollen Maschinen sind sreilich vollständig vernichtet und ebenso die in dem Gebäude befindlichen Vorräte, so daß der entstandene Schaden ein ganz enormer ist. In Zahlen läßt sich derselbe jedoch vorläufig noch nicht ausdrücken. In dem ausgebrann ten Fabrikgebäude waren 220 Arbeiter be schäftigt und für diese wird die Fabrik da für sorgen, daß sie Nachtarbeit einführt und sie darin beschäftigt. Ueber die Entstehungs ursache ist noch nichts bekannt geworden. An der Tragung des Brandschadens sind verschie dene Versicherungsgesellschaften beteiligt. — Am Donnerstag hat sich in Hohn bach bei Colditz folgender schwerer Unfall er eignet. Von einem vormittags zum Wochen markt unternommenen Ausgange zurückkehrend' fand die Ehefrau des Zimmermanns Moritz Hentschel ihr etwa 1 ^jähriges Mädchen in der Nähe eines der im Garten befindlichen Bienenstöcke auf dem Gesicht liegend, den Kopf und andere von Kleidern entblößte Kör perteile von den wütend gewordenen Bienen förmlich bedeckt. Zweifelsohne war das Kind bereits bewußtlos, obwohl es nachweislich nur wenige Minuten den Angriffen seiner erbit terten Feinde preisgegeben gewesen war. Die entsetzte Mutter hob ihren Liebling, die ihr selbst zugefügten zahlreichen Bienenstiche nicht achtend, eiligst auf und befreite den Körper durcy Eintauchen in Wasser von den zahllo sen Insekten. Trotz der angewandten erdenk- lichen schmerzstillenden Mittel war es leider nicht möglich, das Leben des Kindes zu er halten, zumal da einige Körperteile von dem massenhaft eingedrungenen Bienengifte bereits fast schwarze Farbe annahmen und so wurde das bemitleidenswerte Kind im Laufe des Nachmittags durch den Tod von seinen unsäg lichen Qualen erlöst. — Letzter Tage wurde der 29jährige Handarbeiter Dauer aus Schkeuditz in das Untersuchungsgefängnis zu Leipzig eingesührt. In ihm ist ein Verbrecher festgenommen wor den, der seit dem Herbste vorigen Jahres we gen Mord-, Raubmord- und Diebstahlsoersuchs steckbrieflich verfolgt wird. Dem Verbrecher wird u. A. zur Last gelegt, bei einem Dieb stahle in Eisleben einen Hausmann niederge schlagen und in Eutritzsch einen polnischen Arbeiter ebenfalls niedergeschlagen und^beraubt zu haben. — Am Nachmittag des 24. Mai wur den an dem Wege von Straßberg nach Tro- bertitz mindestens 50 Stück Straßenbäume abgebrochen. Der Thäter, Maurerpolier Ha berer aus Kohlau in Böhmen, ist nocb an je nem Abend verhaftet worden. Haberer wurde jetzt vom Landgericht Plauen wegen Sachbe schädigung zu einem Jahr und sechs Mona ten Gefängnis verurteilt. Kirchennachrichten von Hauswalde. 7. Sonntag nach Trinitatis: Abend mahl, Beichte 8 Uhr vorm. Die Katechis musunterredung fällt aus. Getauft: Mar Bernhard, S. des R. C. Haufe, Hausbesitzers und Geschäftsgehilfen in Bretnig. — Paul Franz, S. des F. W. Lehmann, Häuslers und Zimmergesellen in Hauswalde. — Max Georg, S. des F. A. Oswald, Einw. und Leinwebers in Haus walde. — Außerdem eine uneheliche Tochter. Getraut: Emil Robert Schölzel, Mau rer in Hauswalde, mit Flora Fortuna Schöne in Hauswalde. Kirchennachrichten von Frankenthal vom 16. bis 30. Juni 1894. Getauft: Georg Bruno, des Hausbes. Leunert in Bretnig S. Getraut: Alfred Heydernätsch, Lehrer in Lohmen, mit Hedwig Preusche in Franken thal. Beerdigt: Friedrich Gustav von Hart mann auf Frankenthal, 85 I. 7 M. 7 T. alt. 7. Sonntag nach TrinitatiS: Früh 8 Uhr Beichte und Kommunion. ^/z9 Uhr Hauptgottesdienst. Nachm. */z2 Uhr Kate chismusunterredung mit den konf. Söhnen von Frankenthal uud Bretnig. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register. An Geburten wurden eingetragen: Ernst Ferdinand, S. des Flei schermeisters Max Ferdinand Schurig. — Frida Helene, T. des Klempners Karl Adolf Männel. — Friedrich Albert, S. des Fabrik arbeiters Friedrich August Haufe. -- Fried rich Karl, S. des Fabrikarbeiters Friedrich Bruno Schöne. — Martha Margarethe, T. de» Bandwebers Karl Otto Hommel. — Curt Friedrich, S. des Schnallenfabrikanten Carl Friedrich Hochauf. Die Anordnung des Aufgebots haben beantragt : Max Bernhard Schletter, Werk führer, mit Ida Pauline Zimmermann. — Edwin Bruno Seifert, Zimmermann, mit Lina Auguste Schöne. Heirats-Register. Die Ehe schloffen: Ernst Emil Müller, Wagenrangierer in Dres den, mit Minna Bertha Schoßig. — Ernst Emil Zschaler, Tagearbeiter, mit Emma The rese Leuthold.z— Ewald Hermann Huhle, Kon torist, mit Martha Alma Burkhardt. — Ernst Emil Schäfer, Kutscher, mit Liddy Therese Haufe. Sterbe-Register. Als gestorben wurden eingetragen: Karoline Wilhelmine Schäfer geb. Schreier, Ehefrau des Tagearbeiters Friedrich Julius Schäfer, 65 I. 5 M. 26 T. alt. — Or. xbil. Ernst Albin Bergmann. Ortspfarrer hier, 56 I. 28 T. alt.