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Allgemeiner Anzeiger. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" ' vierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freierZusendung durch Boten im .ßaus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post 1Mk. exkl. Bestellgeld. Zeitung für die Ortschaften: Vretnig, Kauswalöe, Großröhrsöorf, ManKenthsl unö Umgegenü. Expedition: Bretnig Nr. 13 s. Inserate, die 4gespalten Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeiner Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag »/»11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag ',.11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Nr. 56. Redaktion, Druck unö Verlag von A. Llhurig, Bretnig. Sonnabend, den 14. Juli 1894. 4. Jahrgang- Oertliches und Sächsisches. Bretnig, den 14. Juli 1894. — Die Gerichtsferien fallen in die Zeit vom 15. Juli bis 15. September. (Vergl. amtliche Bekanntmachung.) — Es wird gewiß vielen interessant sein, zu erfahren, daß nach dem abgeänderten Forst- und Feldstrafgesetze vom 24. April 1894 Nr. 1 lautet: Wer Holz, Moos oder Streu irgend einer Art in fremden Wald ungen oder Gehölzen entwendet, oder einer Holzentwendung an einzelnen Bäumen, Sträuchern oder Gebüschen sich schuldig macht, oder wer Feld- und Gartenfrüchte oder Obst und andere Bodenerzeugnisse oder Dünge- uuttel von Feldern, Wiesen, Rainen, Weiden, Plätzen, Wegen, Dämmen, Gräben, Böschungen »der aus Waldungen, Gehölzen, Gewässern, Bärten, Obst-, Wein-, Park- oder Kirchhofs- anlagen oder von Orten ähnlicher Art ent wendet, erhält bei einem Wertbetrage bis mit oO Psg. 2 Tage, über 50 Pfg. bis 1 Mark 4 Tage, über 1 Mk. bis mit 2 Mk. 6 Tage, über 2 Mk. bis mit 3 Mk. 8 Tage, über 3 E bis mit 6 Mk. 14 Tcge, über 6 bis Mk. Z Wochen Gefängnis. Der Ver such ist strafbar. Bei einem Wertbetrage u°n mehr als 9 Mark ist die Entwendung M dem Strafgesetzbuch für das Deutsche zu beurteilen. . — Die Linde blüt! Diese Thatsache mmmt nicht allein den Imker freudig, da die "Ndenblüte eine der ergiebigsten Nahrungs- ^Uellen für die Bienen ist, sondern auch Alle, an den herrlichen Morgen und Abenden ber gegenwärtigen warmen Julitage den sü- uor, an die Orangenblüten des fernen Sü- be»s erinnernden Duft jenes Baumes schlür- stn können. Die Linde ist dem deutschen Ee ans Herz gewachsen: denn nicht die ^'che, Indern die Linde war von Alters hpr Ar Baum des deutschen Volkes. In grauer Vergangenheit glaubte man, daß unter ihrem Münen Blätterdache Zwerge wohnten und sie im Stande sei, Gold dem Erdboden entlocken und im Stamme aufzubewah- *en. Kehrte man von einem Siegeszuge zu- E, so pflanzte man Linden. Nachdem Sieg- den Lindwurm getötet hatte und sich im Aute desselben badete, da fiel ihm auf den Een ein Lindenblatt gar breit. Später wurde er vom grimmen Hagen meuchlings an einer Quelle des Odenwaldes erstochen, als sein Schwert mitsammt dem starken Geh- A an einen Lindenast gelehnt hatte. Die Minnesänger erwähnen die Linde an zahlrei- wen Stellen. Durch den stolz aufstrebenden Stamm, welcher der Eiche ähnlich ist, durch bie prächtige Blätterkrone, die aus zahlrei chen grünen Blätterherzen besteht, und infolge bss hohen Alters vieler Lindenbüume sind dieselben zu Sinnbildern der Kraft, Anmut und Ausdauer geworden. Sie vermögen den deutschen Volkscharakter fast noch besser zu veranschaulichen, als die Eichen, die nur an knorrige Kraft und ungestüme Gewalt erin nern, während unserem Volke neben kampfes- steudigem Mute uud schwer bezwingbarer Tapferkeit sinnige Beschaulichkeit und Innig keit des Gemütes eigen sind. — In der Leipziger Zeitung wird vor der Benutzung „roter" Sonnenschirme ge warnt, denn die rote Farbe ist für die Au gen sehr schädlich, und dies umsomehr, wenn die Sonne darauf- und hindurchscheiut, wie dies ja bei den Sonnenschirmen unvermeid lich ist. Ist die rote Farbe den Augen der Erwachsenen schon so nachteilig, so ist dies noch in erhöhtem Grade bei Kindern der Fall. Man schaffe daher den Kindern keine roten Sonnenschirme an und dulde auch nicht, daß die Mädchen, welche Kinder auf dem Arm tragen, rote Sonnenschirme haben. — Hauptgewinne 1. Klasse der 126. königl. sächs. Landeslotterie. 2. Tag, 10. Juli 1894. 25,000 Mark auf Nr. 134 (Mey, Leipzig-Plagwitz). 2000 Mk. auf Nr. 80815 (Gericke, Dresden). 10,000 Mark auf Nr. 2792 (Höffer, Neustadt a. O., Pfretzschner Markneukirchen). 5000Mark auf Nr. 29662 (Hauschild, Leipzig), 87532 (Morell, Chem nitz), 96426 (Hirschfeld, Wulfen). 3000 Mk. auf Nr. 61215 (Wesser, Dresden). 1000 Mark auf Nr. 4657 22597 26784 27693 29733 30191 31124 52310 59317 59980 93365. — Die „Berl. Börsenztg." schreibt: Einiges Aufsehen hat es erregt, daß eine sächsische Polizeibehörde mehrere sozialdemo kratische Redakteure aus ihrem letzten Wohn ort ausgewiesen hat. Im Publikum und auch in mehreren Blättern ist gefragt wor den, ob das denn angehe, da das Sozialisten gesetz mit seiner Ausweisungsbefugnis nicht mehr besteht. Darauf ist zu erwidern, daß die Polizeibehörden das Recht des Aufent haltsverbots allerdings haben, insofern die betreffenden Personen schon Strafen verbüßt haben und insofern die landesgesetzlichen Be stimmungen die Polizei mit derartig weitge henden Rechten ausgerüstet haben. Es ist ein Irrtum, daß das Freizügigkeitsgesetz und die Reichsgesetze über das gemeinsame Jndi- genat für ganz Deutschland nebst den ent sprechenden Heimats- und Niederlassungsge setzen die ganze, hier in Betracht kommende Materie erschöpfen. Nach den preußischen diesbezüglichen Bestimmungen können Perso nen, von denen eine Gefährdung der öffent lichen Sicherheit zu erwarten ist, jederzeit ausgewiesen werden. In Sachsen ist das entsprechende Landesgesetz weit jüngeren Da tums, als in Preußen; es datiert vom 25. April 1886, ist also mit dem vollen Bewußt sein einer wesentlichen Einschränkung des Freizügigkeitsgesetzes für das Deutsche Reich erlassen worden. Daß dies geschehen konnte, erklärt sich aus dem Freizügigkeitsgesetze sel ber, wonach die Geltung dieses Gesetzes ihre Grenze an denjenigen landesgesetzlichen Be stimmungen findet, die Aufenthaltsverbote für bestrafte Personen anordnen. Der einzige Unterschied zwischen der Ausweisungsberechtig ung, wie sie das Sozialistengesetz gegeben, hatte, und derjenigen, wie sie die Landespo lizeibehörden nach Partikulargesetzen haben, ist der, daß zur Ausweisung unter dem Sozi alistengesetz nicht eine vorangegangene Bestraf ung des Auszuweisenden nötig war. — Den äußeren Glanzpuntt des 6. Bundeskegelfestes in Dresden wird der große Festzug am kommenden Sonntag bilden, der nach Bewältigung aller Vorarbeiten nunmehr in seiner Ha: prsache feststeht. Der Zug an und für fiÄ ist durch zwei dasige Künstler in seinen wefi.:..ichen Momenten festgestellt und die BDer werden in den nächsten Tagen als sogena-nüer Leporello-Album im Buch handel eiichcium. Der Festausschuß hofft, daß, wenn aä. Verpflichteten ohne Ausnahme sich an dem Umzuge durch die Stadt betei ligen, der Zug eine Stärke von 3000 Per- - sonen erreichen wird. Durch die Asphaltier ¬ ungsarbeiten, die augenblicklich in der Wettiner Straße vorgenommen werden, mußte von dem ursprünglichen Plane, den Festzug durch diese Straße zu leiten, abgesehen werden. Er wird deshalb folgenden Weg einschlagen: Maxstraße, Ostra-Allee, Postplatz, Wilsdruffer Straße, um den Altmarkt herum, König- Johannstraße, Moritzstraße, Georgsplatz, Bürgerwiese, Parkstraße, an dem Palais Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Johann Georg, bei den königlichen Herrschaften vorüber nach dem Festplatze. — Der „Flöha-Anzeiger" berichtet fol gendes Vorkommnis: Letzter Tage war in einem Amtsgericht Verhandlung in irgend einer Zivilsache. Der Richter waltet seines Amtes, die Parteien standen sich kampfbereit gegenüber und eben nahm der eine Anwalt Anlauf zu einer gewaltigen Rede, um den Gegner in Grund und Boden nieder zu don nern —da öffnet sich leise die Thür und eine zweifelhafte Gestalt steckt zunächst den grau behaarten Kopf durch die Oeffnung und schiebt dann zaghaft die höchsteigene Person selbst in das Zimmer, und verwundert schauen alle auf, und unwillig unterbricht der Wortha bende seine kaum begonnene schwungvolle Rede. Der Richter aber herrscht den Fremdling an: „Was wollen Sie hier, machen Sie, daß Sie hinaus kommen!" Da läßt der Alte wehmü tig seinen Blick durch den Saal schweifen, schaut von einem zum andern, ob kein mit- worden. Der glückliche Fang der aus Wollis- grün bei Saaz stammenden Schmuggler er weckt in den Kreisen der Zollbeamten große Freude. Die beiden hier abgefaßten Straffäl ligen sind in das Ebersbacher Amtsgericht abgsliefert worden. Die Untersuchung dürfte einen großen Umfang annehmen. — Wie der „Leipziger Generalanzeiger" meldet, hat sich der Rittergutsbesitzer Crome auf Wäldgen, der wegen Ermordung seines Stiefsohnes angeklagt war, am 11. nachts im Untersuchungsgefängnis erhängt. Crome sollte in den nächsten Tagen vor dem Schwurgericht erscheinen. — Ein Privat-Telegramm des „Lelpz. Tgbl." berichtet von der in Moldau in Böh men erfolgten Verhaftung eines 19jährigen Mannes, welcher angiebt, Ernst Rieh aus Chemnitz zu sein und einen Ausflug nach Eichwalb beabsichtigt haben. Auf eine An frage ersuchte die Chemnitzer Behörde um die Jnhafthaltung des Mannes, da seine Auslieferung begehrt werden wird. In Eichwald erwartet man bekanntlich am 16. Juli das Eintreffen der Königin Carola von Sachsen zu einem längeren Kurgebrauche. Bei dem Verhafteten, welcher bereits in das Teplitzer Bezirksgericht eingeliefert worden ist, wurden ein Revolver und 90 scharfe Patro nen, sowie zwei scharf geschliffene Dolche vor gefunden. — In einem schrecklichen Zustande fand leidiges Herz unter ihnen ist, daß für seine Not schlägt und sagt dann leise in schmerz lich ergreifendem Tone: I bitt, soans so gut und schenkens mer was, i hob die fallen de Krankheit und kann nix verdinn! Selbst verständlich erreichte der sonderbare Kauz an diesem von Bettlern sonst nur ungern und nur unter gütiger polizeilicher Nachhilfe betre tenen Platze keinen Erfolg, sondern die Klin gel des Richters rief den Amtsdiener herbei, welcher den unvorsichtigen Alten hinausbeför derte mit der freundschaftlichen Mahnung, sich künftighin die Häuser etwas genauer anzu sehen und nicht wieder so leichtsinnig in die Höhle des Löwen zu geraten. Bautzen. Am 5. Juli verschied zu Teichnitz Herr Theodor Graf zur Lippe, Mit glied der 1. Ständekammer und Stiftsverwe ser des freiadeligen Fräuleinsstiftes Joachim- stein. — Aus Neugersdorf (Oberlausitz) wird berichtet: Ein einträglicher Schmuggel wird schon seit Jahren von Schwärzern aus Böh men betrieben. Ihr Hausierhandel mit Oelen, Fetten rc. dient nur zur Bemäntelung ihres wahren Geschäfts. Sie betreiben nämlich diesen Hausierhandel mittels Fuhrwerkes, dem beim Uebergange über die deutsche Grenze oft recht wertvolle, aber niemals zur Verzollung gelangende Pferde vorgespannt wurden, die sie dann im Inlands verkauften. Mit billi gen abgetriebenen Pferden fahren diese ver knappten Pferdehändler dann an einem anoe- ren Zollamte über die Grenze zurück, wenn sie den Wagen nicht mittels Eisenbahn zurück zuschicken vorzogen. Längst schon suchte man dieser Gesellschaft, die namentlich auch von Böhmen nach Preußisch-Schlesien einen schwung haften Handel getrieben haben soll, habhaft zu werden, bis am Montag früh zwei ihrer Mitglieder dem Zolleinnehmer Händler in Neugersdorf in die Hände liefen. Schon vor einigen Tagen ist in dieser Angelegenheit vom Zollamte Aloisburg eine Kontrebande aufgegriffen und ein Beteiligter festgenommen man rn der Nacht zum 10. d. M. im Conne- witzer Holze bei Leipzig, unweit des PleißeN» wehres, eine Frauensperson. Dieselbe war über und über von Mücken zerstochen; sie be hauptete, als sie wieder zu sich gekommen war, sie sei vor zwei Tagen an dieser Stelle vom Schlage getroffen worden und liege seit dem hilflos da. Die angestellten Ermittelun gen ergaben, daß die Frauensperson das seit zwei Tagen vermißte Dienstmädchen Graul aus Connewitz war. Die Aermste wurde in das Krankenhaus St. Jakob gebracht und liegt dort hoffnungslos darnieder. Kirchennachrichten von Hauswalde. 8. Sonntag n. Tr.: Abendmahl, Beichte 8 Uhr vorm. Die Katechismusunterredung fällt wegen eines Begräbnisses aus. Getauft: Karl Fritz, S. des M. G. Koch, Hausbes. und Leinwebers in Bretnig. — Eine uneheliche Tochter. Beerdigt: Friedrich Gotthold Nitzsche, Häusler und Leinweber in Hauswalde, ein Witwer, 68 I. 5 2?c. 17 T. alt, Die Freunde der Heidenmission werden herzlich gebeten, bis Ende JuU ihre Gaben ins Pfarrhaus zu senden. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register. An Geburten wurden eingetragen: Fritz Richard Max, S. des Werkführers Max Robert Seifert. — Anna Linda, T. des Maurers Gustav Adolf Haufe. — Anna Martha, T. des S^lofferS Emil ! Bernhard Hähnel. — Friedrich Otto, S. des Fabrikarbeiters Friedrich August Wehnert- — Minna Gertrud, T. des Ofensetzers Karl - Friedrich Schurig. — Karl Willibald, S. des Werkführers Ernst Gustav Brückner. Sterbe-Register. Als gestorben wurden eingetragen: Asta Elsa, T. des Fabrikarbei ters Conrad Otto Max Boden, 26 T. alt. >— Johanne Christiane Friederike Philipp geb. Walther, nachgel. Witwe des Gutsaus züglers K. G. Philipp, 76 I. 3 M. 12 T. >alt.