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An der russischen Grenze. »riegsroma« vo» «. H<rrmam«. 12. (Nachdinclr verboten.) Die Traurigkeit, die in ihre Seele kam, war tief un! unendlich, und nie schien sie sich ihrer Lieb« zu Ehrentha klarer bewußt gewesen zu sein, als in diesem Angenblici Abt' auch die Gestalt ihres ersten Verlobten trat dcutliü vor ihr inneres Auge und sie mußte sich sagen, daß Bau, mert an Charakter mehr Wert hatte. Aber trotz allem, iHv Liebe, die wahre, echte, gehörte Ehrenthal, dem Lotten leichtlebigen Manne, in dem die Treue vielleicht eine Seifenblase glich, dessen ganzer Lebcnsankcr auf ven Ge miß gestellt war. So wenig sie selbst visher oon diese! Treue besessen, so genußsüchtig, so lcbensdurstig auch ihr, Natur gewesen, Ehrenthal war ihr Schicksal geworden nie würde sie ihn vergessen, nie ihm einen anderen Man» folgen lassen. Wie sie in ihren Gedanken so weit gekom men war, schluchzte sie laut aus, barg den Kopf in beidi Hände und weinte leise. In all ihrer Trauer lag dai Mitleid mit fiel, selbst, mit ihrer Jngcpd, die in diesem Augenblick Verzicht aus ein großes, warmes Mcuschenglüc leistete. „Wasser," murmelte der Verwundete und als es ihm Marie reichte, fügte er hinzu: „Ich hab' eine gute Natur inädig Fräul'n, ich ward wieder, da dürfens man nich sc weinen, aber freuen tut's mach, jnädig Fröln," dami, dämmerte er wieder ins Traumland hinüber, das ihn sein« Schmelzen vergessen ließ, ohne Marie erzählt zu haben was ihn so freute; aber für sie war cs trotzdem »ich, schwer zu erraten, und ein leises Lächeln umzuckle jü, Augenblicke ihren Mund. Dann aber wanderten ihre Gedanken wieder dcnsel ben Weg. Sic umkreisten die glänzende Gestalt des ge liebten Mannes, der für sie verloren schien, für den sie nm der Zeitvertreib flüchtiger Stunden gewesen. Und nur überkam sic etwas, das ihrer leichtlebigen Nalur bishci fremd gewesen, dos war die Neue. Sie bereute es mb einem Male schmerzlich, daß sie Baumert das angetan oder hatte antun müssen. Erst das Kenncnlcrnen Ehrrm thals hatte ihr gezeigt, wie grundverschieden die Gefühl« der wahren Liebe von denen flüchtigen Vcrliebtselns sind und darum waren die Vorwürfe schwere, die jetzt i.: Ge- danken an Baumert über sie kamen. Ihre gefallsüchtigen Blicke hatten Baumert zuerst gesucht, und als sie gemerkt das; ihr Schönheit aus ihn Eindruck gemacht, hatte sie nicht nachgelassen bis sic ihn ganz in ihre Netze gezogen, er ihi ganz und gar Versalien war. Dann aber hätte sie oaS Band zwischen sich und ihm durch ein Verlöbnis fest ge- rniipft, in dem Augenblick aber, in dem für ihr Herz dr-: wahre Liebe gekommen war, hatte sie ihn fallen lassen wic eine Frucht, die in ihrer Ucbcrrcisc an Geschmack verloren. Was Baumert um seine verratene Liebe gelitten und noch litt, konnte sie an dem Leid ermessen, das heut durch ihre Seele flutete und sie zu Boden drückte. In grauem Dämmern zog der Morgen hinaus. Farb los und trübe war dieses Heraufziehen. Das, was an Ta- geshclle durch die trüben Scheiben kam, war nicht der Auf takt zum strahlenden, farbenfrohen Sonnenaufgang. Der Morgen, der sich aus den Schleiern der Nacht löste, blieb in seinen düsteren Tönen. Es tropfte leise aus den Wolkenschichten. Der Regen, der an die Fensterschei ben klopfte, hatte etwas Klagendes in seinem Tonfall, und in sich erschauernd hüllte Marie sich fester in ihr Tuch. ' Trostlos, ganz unbeschreiblich traurig war das alles, was die letzte Zeit gebracht. Der Ausbruch des Krieges, der für das Vaterland, für das ganze deutsche Volk ein furchtbares Verhängiris ivai, lag in diesem Augenblick mit besonderer Schwere aus ihr, neben all dem anderen Leid, was sic trug. Wie eine Erlösung dünkten ihr die leichten Schritte, die drau ßen aus dem Hos klangen. Ihr Ohr unterschied deutlich, daß cs ein weibliches Wesen, und, gleich ihr, ein jngend- lichcs war, das. da gleich, Einlaß begehrend, an der Tür znin Gesindhaus stehen würde. Eine feste Hand drückte den Türgriff nieder, der in den kleinen Flur führte, und als Marie das Aufstiegen der Tür hörte, kam es ihr mit Er schrecken zum Bewußtsein, daß sie die Nachtwache hier in unverschlossenem Raum gehalten. Das Herrenhaus lag' weit über dem Hof, und wenn sie auch nicht zu den Furcht samen gehörte, so konnte einem doch in diesen schweren Zeiten das Grausen leichter überfallen. Aber da öffnete sich die Tür und in ihrem Rahmen stand Klothilde Her- bertstein, das hübsche, blühende Gesicht von einem glück lichen Lächeln verklärt. Durch den Tropfregcn, der an die Scheiben klang und durch das trübe Heraufdämmern des jungen Tages war etwas gedrungen, das von Sonne, Licht und Wärme sprach. Klothildens jugcndkrästige Ge stalt, die in der dämmerigen Stube stand, erschien Marie jn diesem Augenblick wie der Lenz, der Farben und Blu men ausstrente und mit klingendem Lacher« über die Erde schritt. ' „Soeben erzählt mir Banmert, dem ich gestern und heut in den Ställen füttern half, daß sie uns gestern den letzten jungen Knecht zum Militär geholt haben, was bei Euch heut Nacht geschehen ist, mir ist der Schrecken in alle Glieder gefahren. Was ich konnte, bin ich von Konischen hierher gelaufen; Baumert verbot cs mir streng, als er hörte, ich wollt jetzt so un Dämmern über die Feldmarken Er denkt natürlich, die Russen könnten Jagd auf mich machen. Er ist überängstlich, möcht mich am liebsten in Watte packen und in den Glasschrank setzen; ja so," sagte sie und lachte so melodisch und tönend. Wie der Jubelgesang der Lerche, die in dem planende» Aethcr schwebt, mußte Marie denken, während ihre Augen wie ge bannt a» Klothilde hingen. „Warum soll ich dir gegenüber ein Geheimnis dar aus machen'? Ich bin mit Baumert heimlich Verlvbt, und gestern Hal Valer seinen Segen zu diesem Bunde erteilt; wir kriegen natürlich mal Kotlischen und Toni wird aus gezahlt." Und wieder lachte Klothilde, leiser, um den Schlum mernden nicht zu stören, aber so voll Glück, so voll über- guellender Seligkeit, als habe ihr das Schicksal damit al les erfüllt, '.vas an Glücksbegehren in ihr war. „Und wie das so wunderbar kam." erzählte Kl» thilde halblaut weiter. „Vater wollte natürlich erst nichtk von dergleichen hören. Da mit Toni doch so nichts wird hatte mein guter Papa natürlich mit seiner Jüngsten groß, Rosinen ini Sack, mindestens erblicher Adel, schon Mut ters wegen, die doch als Mädchen das Wörtchen „von^ vor ihrem Namen hatte. Na, also gestern ist Vater mb Baumert in unseren« Gehölz, das jenseits Kotlischen bis an die Drewenz herantritt. Baumert muß außer allen Hofämtern auch noch den Förster vertreten. Na also, sic zeichnen Stämme aus; cs wird auf dem Hos etwas Bau holz gebraucht. Baumert staud gedeckt, und so hatte ihn Wohl der Kosak nicht gesehen, der plötzlich vor meinem Vater stand und ihn mit dem Revolver bedrohte. Mit zwei Schritten stand Baumert neben dem Russen und schlug ihm mit seiner Kraft die Pistole ous der Hand. Der Schuß fuhr krachend in den nächsten Baum. Der Kosak floh, denn Baumert hielt ihm die Waffe entgegen, ohne zu schieße». Mei» guter Vater hat mm Baumert sein Leben zu danken, nnd sein Schulder wollte er auch nicht ewig bleiben. So wars am besten; eine«« besse ren Eidam konnte der Vater nicht finden, keinen besseren Manu für sein Ncsthäkcl und keinen besseren Herrn für Kotlischen. Also ist allen Teilen geholfen und wir sind rasend glücklich; aber die Sache mit dem Kosaken bl-ibt oberfaul. Gott gebe »ns hier bald Militär, sonst kanns hicc noch übler werden; ick) mache mich schon drauf gefaßt, daß uns der Kosak eine Baude nach Kotlischen schleppt. Ucbrigens, willst du unserer Hochzeit beiwohnen? Vater gibt die KriegStrnnung zu, cr sieht selbst ein, wie Bau mert jetzt für uns alle, für Kotlischen alles ist. Ja, das Eisen muß mau schmieden, solange es heiß ist." Und Marie saß und hörte zu nnd glaubte, die Welt ginge aus den Fugen. Sie grämte sich hier wegen ihrer Handlungsweise gegen Baumert, uud cr war längst getrö stet nnd hatte in Klothildens Liebe vollen Ersatz gesunden. Dazu war ihm wirklich Vic gütige Fee mit den« Zanber- stab begegnet, halte ihn berührt niid über Nacht ,ns dem arme» Inspektor eine» vcr reichste» Gutsbesitzer gemach«. Sic dagegen lohnte das Schicksal gründlich ab. Ehrenthal halte mit ihr gespielt, während sic ihm ihre ganze Liebe gegeben. Eine Einsame, Verlassene war sie. Während sie gemeint, mit dem Glück eines anderen gespickt zu ha ben, hatte sic das ihre dabei verloren. Sie wollte Klothilde etwas Freundliches sage««, aber ihr Mund blieb stumm, uiid da war es gut, daß in viesem Augenblick das Rolle» eines Wagens den Arzt ankü «digte, der aus der Kreisstadt kam und dadurch der Mangel des Glüclwuiischcs für Klothilde nicht so bemerkbar wurde. Klothilde, die sich schnell entfernte, war Mariens Stumnlseiu doch aujgesallcn, wie sie ja ihr bei ihrer» Kommen auch die Spure» der Auferguug vom Gesicht gr- lesen hatte. Als sic, während sie zu Marie sprach, ihr Ge sicht genauer ins Auge faßte, erkannte sie zu genau die Spuren des Scelcukaiitpscs darin. Sie wußte, während Marie hier Krankenwache hielt, hatte in ihrem Herzei« das Feuer der Verzweiflung gebrannt, was da drinnen einst gegrünt und geblüht, war zu Schutt uud Asche ge worden! Sie kannte die Quelle des Leidens, an dem Mariens frische Jugend jetzt blutete. Sie wußte cs ja, daß cs Herr von Ehrenthal gewesen, der diesen Liebessrühling geweckt, und ebenso genau wußte sic, daß dieses Lieben in Mariens Brust durch Ehrcuthals Untreue zu Tode getroffen war. Der Zufall hatte ihr verrate», daß das wankclmntigc Herz ves Rittmeisters sich einer neuen Liebe zngcwaiidt. Die junge Gräsin-Witwc war cben'alls hübsch, reich, war durch ihre Geburt von hohem Adel, halte durch Heirat den Gra- sontitcl, ihr Töchterchen blieb auch durch eine neue Heirat vcr Mutter Gräfin. Alles dies fiel bei Herrn von Ehren» tbal wobl ins Gewicht. (Schluß folgt.) Emiezeiien m Deutschland. Die Erndt' ist da, gelobt sen Gott! . Nun, Herr, gib deinen Segen! DappS Gebetbuch. In der hentigen Kriegszeit ist die Ernte allen Deutschen, ob Mam« oder Fran, heilig, denn jeder weiß, daß von ihr das Schicksal des Vaterlandes, das eigene Wohl «lnd Wehe, rvie das der Millionen unserer Lands leute in Nord und Süd, Ost und West, in der Heimat wie an der Front abhängt. Während früher eine gute .oder schlechte Ernte sich wenigstens nur im Preise der Nahrungsmittel kuudtat, ohne wesentliche Einschränkungen hervorzurufen, ist heute mit dem Ausfall der Ernte das Fortbestehen des Reiches verknüpft «md deshalb wird mit Recht keine Frage so schwer, erlist imd heilig aiifgefaßt, ivie die der Ernte, üher deren verschiedene anfeinandcr- folgendc Zeiten in weite» Volkskrcisen noch »»klare Vor stellungen herrschen. Die Zeit der Ernte beginnt im Juni, und zwar mit einer Feldfrucht, denn so müssen wir heute den Spargel bezeichnen, seitdem er in manche» Gegenden, wie in Braunschweig, in Ler Mark Brandenburg, iu der Um- gebling von Erfurt, Lübeck, Mainz und anderwärts feld- mäßig angchaut wird. Tausende von Hektar sind mit Spargel bestellt, und jeden Morgen und Abend sind zahl reiche Heute mit dem Stechen des Spargels beschäftigt, der erst durch diesen Feldanban ein allgemein verbreitetes und häufiges Gemüse geworden ist. Bis zu Johanni dauert seine Erntezeit, und ihr folgt numitlelbar eine noch viel wichtigere, die Heuernte. Der maigrüne Teppich der Wiesen ist nm diese Zeit verschwundeii, sein To» ist immer matter und vielfarbiger geworden, bis die Seuse durch das hohe Gras rauscht und den bräunlichen Halmenwald iu Schwaden »iederwirft. Gleichzeitig beginnt auch auf den Kleefeldern die Mahd, und wenn gutes, sonniges Wetter herrscht, ist in kurzer Zeit die Ernte des duftenden Hens geborgen. Gleichzeitig mit der Grasmahd fängt die Hnupternte der Obstzüchter an, die der Erdbeere» und Kirschen. Wenn die Erdbeere» auch nicht feldmäßig, KWMMWM' UMM r» ÄüW. solider» meistens nur in Gärte» und größeren Platttagen angebaut werden, so beschäftigen sie doch viele Menschen und werden als köstliche Frncht auf dem Markt mit Freuden begrüßt. In noch größerem Maße ist dies der Fall mit den Kirschen, von denen zuerst die süßen und dann die saueren erscheinen und die für manche Gegenden, ivie z. V. die Vierlande bei Hamburg, die Gegend von Werder in Brandenburg eine HanpterwerbSgnelle abgebem' Nach der Kirschen- und Heuernte, die sich bis weit in den Juli hinein erstieckt, werden besonders viel Garten- srnchte geerntet, wie Erbsen, Bohnen, Gurken, während im Felde das Getreide der Ernte entgegenreift, die in der Hauptsache in das Ende des Jnli und in den August füllt. Der August ist >u Deutschland der eigentliche Erntemonat, er bringt uns den reichen, goldenen Segen des Feldes. Zuerst kommt der Roggen, der schlechtweg Korn geuauut wird, die wichtigste Getreideart für nufer Land, an die Reihe. Mit Sicheln, Sensen und Mähmaschinen wird vom frühen Morgen bis in den späten Abend auf den Feldern gearbeitet, nnd bald stehen die Garben des Korns in Stiegen und Mandeln in langen Reihen auf den Felder». Kaum sind sie in den Scheuern geborgen oder zu Getreideschobern geschichtet, da falle» schon die goldenen Halme dcS Weizens unter der rattfcheude» Seuse. Nach ihm geht es sofort an die Ernte des gelben Hafers, während die Gerste zugleich mit dem Rogge» eingcbracht worde» war. Weil» der Monat August zu Ende geht, dann weht der Sonunerwind über die Stoppelfelder und wenn die Ernte gut «md voll eiulam, dann geht ein tiefes Aufatmen der. Befreiung durch unser ganzes tapferes- deutsches Volk, denn dapn sind «vir in der Hauptsache nw'der für ein Jahr geborgen «md können der Welt vvn Fanden standhalten. Wenn auch mit dem August die Hanpterntezeit des Landmanncs vorüber ist, so bringt uns doch der nächste Monat, der September, noch reichen Segen, denn in ihm steht die Obstgewittmmg auf der Höhe, wie er denn auch Obst- oder Fruchtmonat heißt. Ji« der Hitze des Sommers -sind die gelben Birnei«, die rotbackigen Apfel, die Pflaumen und Weintrauben hercnigereift, und jetzt wird der Segen geerntet. Die Obsternte ist für uns in jetziger Zeit von allergrößter Wichtigkeit, denn frisches «md gedörrtes Obst, soivie die großen Mengen der Obstmarmeladen sind uns das ganze Jahr hindurch eine nahrhafte Speise und tragen mit ihrer Menge in hohem Maße dazu bei, in dein wirt schaftlichen Kampfe gegen die ganze feindliche Welt durch zuhalten. Die Ernte des Monats Oktober ist noch von ganz besonderer Bedeutung. Es norden nicht nur die Gemttse- arten, die für den Winterbe'oarf am meisten in Betracht kommen, ivie Kohl, Rüben und andere Wurzelgewächse eingehcimst, auch die wichtige Ernte der Zuckerrüben finde« statt, und in den Weinbergen die Lese der Trauben. Sie alle werde» aber überragt durch den Wert der Kartoffel», deren Haupternte jetzt ist. Erst weim die Kartoffelernte gut eingebracht ist und eine» lohnenden Ertrag gebracht hat, erst dann sind alle Sorgen der Ernährung in« kommen den Jahr von uns genommen, erst sie macht im Verein mit der Getreideernte des Monats August unser Durchhalten bis zum endgültigen Siege und einem ehrenhafte«, Frieden K«r sicheren Gewißheit. Dr. Ludwig Stabp. Markt- un- Tkotmarkttage. Von einem juristischen Mitarbeiter. Auf Grund der Verordnung gegen übermäßige Preis steigerung wurde nach den anfänglichen Bestimmnngen l e- siraft, wer Preise forderte, die unter Berücksichtigung aller Umstände, „insbesondere der Marktlage", einen über mäßigen Gewinn enthielten. Mit dem Fortschreitei« der Kriegswirtschaft stellte es sich mehr und mehr heraus, daß von einer Marktlage im Friedenssinne nicht niehr di Rede sein könne. Die Preise sind nicht mehr das Ergebnis zwischen Angebot und Nachfrage, sondern beruhen auf einer „Notmarktlage", d. h. sie sind — wie es in der Be gründung zur neuen Verordnung gegen Preistreiberei heißt — „von vornherein infolge der durch den Krieg ver ursachten Warenknappheit und des gegenseitigen Über bietens der versorgungsbedürftigen Käufer übermäßig ge steigert." In Wahrheit hat das Reichsgericht, ivie zahlreiche Entscheidungen ergeben habe», schon seit Jahr und Tag die Marktlage aus der Verordnung gegen übermässige Prcissteigernng gestrichen, indem es dafür den Begriff der Notmnrktlage einsührte und für die große Mehrzahl der Fälle die Beachtung der Marktlage, die schließlich zum Zerrbilde normaler Marktvcrhältnisse geworden war, recht lich beseitigte. Der Gesetzgeber ist nun bei Schöpfung der neuen Ve«- ordnnng gegen Preistreiberei dem Reichsgericht gefolgt, in dein er den Wortlaut der erwühiiteu Bestimmung «über nahm, aber die Worte „insbesondere der Marktlage" ge strichen hat. Der Hersteller oder Händler, der wegen übermäßiger Preisfordernng strafrechtlich belangt wird, kann sich also nicht mehr ans die anderswo geforderten hohen Preise beziehen nnd sich mit dem Hinweis auf die „Marktlage" rechtfertigen, die unter Umständen von wenigen, zu einem Kartell zttsainmengeschlosfeneu Per sonen, die große Mengen der betreffenden Waren an sich gebracht haben, nach Willkür bestimnlt werden könnte. Durch die Streichung der Worte „insbesondere der Marktlage" soll aber keineswegs znm Ausdruck gebracht werde», daß der Richter die Marktlage überhaupt nicht niehr berücksichtigen dürfe. Jin Gegenteil er soll ja die „gefamten Verhältnisse" in Betracht ziehen, um sowohl den« Kaufman» wie dem Käufer gerecht zu werden. Er wird aber zu prüfen haben, ob man es in dem gerade vorliegende» Falle, d. h. hinsichtlich des in Betracht kommenden Handelszweiges oder Handelsartikels, noch init einer normalen Marktlage zu tun hat. Ist dies der Fall, so wird er auch diesen Faktor berücksichtigen müssen. Jedenfalls ist diese im Interesse der Verbraucher er folgte Änderung der Bestimmung eine sehr wesentliche, da sich die Marktlage unter dem Einflüsse eines ganze» Heeres rücksichtsloser Spekulante» während des Krieges mehr und mehr zum Nachteil der Verbraucher verschoben hatte und ständig als Rechtfertigung wohl verschleierter, aber planmäßiger Preistreibereien zahlreicher Jnteressenten- grnppen bildete. Aber auch die besten Gesetze werden nichts nütze», wenn sich das Publikum der ihm in die Hand gegebenen Waffen nicht bedient und sich auch die schamloseste Ausbeulung gefallen läßt.