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Allgemeiner Anzeiger : 25.04.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189404257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18940425
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18940425
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1894
-
Monat
1894-04
- Tag 1894-04-25
-
Monat
1894-04
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 25.04.1894
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sich dort ein neuer Kreuzotterverein gebildet und sich ebenfalls die Ausgabe gestellt, die Kreuz ottern lebend in Gewahrsam zu bringen. Eine Deputation dieses Vereins erschien am Montag im Redaktionsbürcau der Königsb, Allg. Ztg.' und legitimierte sich durch Vorzeigung von — 29 lebenden Kreuzottern verschiedener Größe und Farbe, die man am letzten Sonntage eingesangen und in einer Riesenflasche wohl verwahrt hatte. Ein entsetzlicher Unglücksfall ereignete sich, dem.Gesell/ zufolge, vor einigen Tagen in Lischkowo bei Jnowrazlaw. Die Tochter eines Besitzers wollte am Abend die Lampe aus- löschcn, indem sie von oben in den Cylinder blies. Plötzlich explodierte der Lampenbchältcr, das Petroleum lohte auf, und die Flamme er faßte die Kleider des Mädchens. Da niemand im Zimmer war, erlitt die Aermste derartige Brandwunden, daß sie tags darauf unter den Westlichsten Qualen starb. Eine Prügel-Maschine. Dieser Tage machten drei schwere Verbrecher, darunter der berüchtigte Berliner Schauspieler Kringel, einen Fluchtversuch aus dem Zuchthause zu Rawitsch, der aber mißlang. Wie Berliner Blättern ge meldet wird, erhielten die drei je dreißig Peitschen hiebe „mittels einer eigens dazu konstruierten Maschine". — Sollte wirklich auch auf diesem Gebiete die Maschinerie die „Handarbeit" schon verdrängen? Zu den Vermählungsfestlichkeiten in Kobnrg hatten sich auch fremde Mitglieder der Dicbcszunft «ungesunden; so wurde auf dem Bahnhofe ein Taschendieb verhaftet, bei dem man nicht weniger als 27 Portemonnaies vorfand. Bankier Schwahn ausgeliefert. In Frankfurt a. M. cingelaufene Transvalblätter melden, daß Bankier Schwahn, nachdem der von ihm gegen seine Auslieferung eingelegte Rekurs durch die dortige oberste Gerichtsinstanz zurück- gcwiescn worden ist, am 23. März den deutschen Behörden übergeben wurde. Ein Pistolenduell fand in Augsburg zwischen einem Rittmeister des dortigen Chevauleger-Regiments und einem Major vom 4. Feld-Artillerie-Regiment statt. Dec Major wurde leicht verwundet. Ein Totgeglaubter. Der Bruder eines an den Kajcn in Hamburg Wohnenenden Schiffers begab sich im Jahre 1890 auf einem Papen burger Schiffe, das nach Brasilrcn bestimmt war, als Matrose in Dienst und trat die Ausreise mit diesem Schiffe an. Im Jahre 1892 erhielten die Angehörigen von Brasilien aus die amtliche Mitteilung, daß der Seemann in Brasilien in einem Hospitale am gelben Fieber gestorben sei, und wurde dieser Mitteilung der Totenschein, Abrechnung der Rhcederei und Rechnung des Hospitals — letztere hatte den Nachlaß des Verstorbenen gänzlich verschlungen — beigefügt. Nicht wenig erstaunt war nun der Binder des für verstorben Gehaltenen, als der Vermißte am Freitag abend gesund und munter hier in Hamburg cintraf. Er erzählt seine Erlebnisse folgender maßen: „Unser Schiff strandete im Jahre 1891 auf einer der Südsee-Jnscln. Mit noch einem anderen Matrosen wurden wir von den Insulanern gefangen genommen, das Schicksal der übrigen Besatzung blieb uns gänzlich unbekannt. Zweimal vergeblich machten wir beide gemeinschaftlich Fluchtversuche, die jedoch mißlungen. Wir wurden wieder einge fangen, getrennt und bis zur Unkenntlichkeit tätowiert. Zum dritten Male gelang cs mir, mich durch Schwimmen eben in dem Augenblicke zu retten, als ein englisches Schiff in Sicht war. Ich strengte alle meine Kräfte an, um in Seh weite des Schiffes zu kommen. Dies gelang, ich wurde bemerkt, ein Boot wurde ausgesetzt Und dasselbe brachte mich an Bord des englischen Dampfers, mit dem ich in Grimsay landete." Der Totgeglaubte ist nun von da aus mit einem anderen Dampfer nach Hamburg gebracht worden und gibt sich auf Moorwärdcr im Felde seiner Eltern nach langen Strapazen der Landarbeit hin. Aber wie erklärt sich nun die amtliche Beurkundung seines Todes? Einer der letzten Ritter von St. Helena, Jean Rousset, feierte nach der,Köln. Ztg/ am 15. April in Fleurs bei Montbrison seinen hundertsten Geburtstag. In Arthun (Loire) 1794 geboren, machte er den Feldzug von 1814 mit. Dem zu seinen Ehren gegebenen Feste wohnten der Unterpräfekt, der Bürgermeister, der Gemeinderat u. s. w. bei. Jean Rousset haste seine beiden 68 bezw. 62 Jahre alten Söhne und 36 Enkel und Urenkel um sich. Zu dem Antwerpener Giftmordprozest verlautet weiter, daß außer den drei schon be kannten Todesfällen in einer Familie, die sich als Giftmorde herausstelleu sollen, noch ein viertes Verbrechen gleicher Art entdeckt worden sei. — General-Ingenieur Joniaux, der Gatte der Verhafteten, ist zur Disposition gestellt worden. Die Cholera tritt nach einem amtlichen Bericht im Grenz-Gouvernemeut Plozk wieder auf. In der Stadt Plozk und in dem unweit Alexandrowo gelegenen Flecken Razionsch sind vom 7. bis 10. April 7 Erkrankungen und 4 Todesfälle vorgekommen. Die Stadt Warschau hatte vom 10. bis 15. April 4 Erkrankungen und 3 Todesfälle zu verzeichnen. Schwere Streikausschreitungen werden abermals aus Amerika gemeldet. In Destoit griffen streikende polnische Arbeiter, die sich mit Piken bewaffnet hatten, die Arbeiter an, die bei den städtischen Arbeiten an dieStelle derStreikenden getreten waren. Die Polizeimannschaften gaben Feuer, töteten zwei Polen und verwundeten deren fünf. Der Sheriff und drei Polizisten wurden gleichfalls verwundet. Eiu reicher „Arbeitsloser". Ein sonder barer Kauz wurde kürzlich dem Vormundschafts richter in Ohio vorgcführt. Der Mann, namens Ruger, ist ein Deutscher, 60 Jahre alt, seit langer Zeit in Cleveland ansässig und sehr wohl habend. Er ist Besitzer mehrerer Häuser in der Brickstraße, von denen er monatlich 2400 bis 2600 Mk. Miete bezieht. Seine Kinder haben sich schon längst selbständig gemacht. Trotzdem jammerte er stets über schlechte Zeiten und klagte darüber, daß er nicht im stände sei, eine An stellung zu finden. Seine Frau tröstete ihn öfter, indem sie ihm vorstellte, daß er sich keine Grillen über seine Arbeitslosigkeit zu machen brauche, daß sie auch ohne eine Anstellung leben könnten; Ruger aber wurde immer trübsinniger. Vor einigen Jähren plante er einen Selbstmordversuch, wurde jedoch von seinem Sohne noch rechtzeitig an der Ausführung verhindert. Der Gerichts arzt untersuchte den Geisteszustand Rugers und erklärte, daß der Mann aus Kummer über seine Arbeitslosigkeit den Verstand verloren habe. Der Vormundschaftsrichtec ordnete die sofortige Ueberführung des Kranken nach einer Irren anstalt an. KerichishaUe. Berlin. Daß die heutigen „Erfinder" nicht immer auf Rosen gebettet sind, zeigte eine An klage wegen „Entziehung gepfändeter Gegen stände aus der Verstrickung", die das Berliner Schöffengericht am Mittwoch gegen den Tapezierer Ernst Wulf zu verhandeln hatte. Der Angeklagte ist ein mechanisches Genie. Er hat im Jahre 1888 eine große „Kaiser Wilhelms-Uhr" er funden, die als ein mechanisches Wunderwerk an den verschiedensten Orten ausgestellt worden ist. Die Uhr stellt das Palais des alten Kaisers Wilhelm dar; ein kompliziertes Räderwerk setzt ein Musikwerk in Bewegung und unter den Klängen eines Militärmarsches zieht die Wacht- parade vor dem Palais vorbei, während an dem historischen Eckfenster Kaiser Wilhelm mit seinem Urenkel, dem jetzigen Kronprinzen, erscheint und die Truppen grüßt. Für die Ausführung der Idee des Angeklagten interessierten sich s. Z. mehrere Kaufleute, die das nötige Geld zur Fertigstellung der Wunderuhr Hergaben. Als letztere vollendet und in der Wohnung des einen Besitzers aufgestellt war, traten Differenzen mit dem Angeklagten ein. Letzterer erklärte eines Tages, daß er noch einige Reparaturen auszu führen habe, es ergab sich aber später, daß er das ganze Uhrwerk durch Herausnahme von Rädern, Transmissionen, der Figur des Kaisers, des Musikwerks w. völlig zerstört hatte. Die Geschädigten ließen die Sache auf sich beruhen, der Angeklagte aber fabrizierte eine neue Kaiser Wilhelm-Uhr, die er an verschiedenen Orten gegen Eintrittsgeld ausstellte. Eine Ausstellung im Grand Hotel Alexanderplatz endete am 19. Dezember 1889 damit, daß die Uhr auf Antrag eines Gläubigers durch einen Gerichts vollzieher versiegelt wurde. Als man zu ihrer Versteigerung schritt, zeigte es sich, daß auch ihr Räderwerk vorsätzlich zerstört war. Wieder fehlten Transmissionen, Räder und die Kaiserfigur. Die Anklage legte nun dem Angeklagten, der in zwischen längere Zeit in London gelebt hat, das Zerstömngswerk zur Last. Die Uhr selbst hat allerlei Irrfahrten gemacht. Sie ist von dem Gläubiger angckauft und mit großen Kosten wieder gangbar gemacht worden. Wie der „glück liche" Besitzer verriet, hat er -um diese Uhr bereits 92 Termine und eine Koftenlast von etwa 5000 Mk. gehabt. Die fehlenden Stücke der Uhr sind bei einem Trödler zum Vorschein gekommen, bei dem sie der Angeklagte verkauft hat. Dieser aber trat in den verschiedenen Ter minen, in denen sich das Schöffengericht mit der Wunderuhr zu beschäftigen hatte, mit der Be hauptung auf, daß die Teile nicht von der ge pfändeten, sondern von der ersten Kaiseruhr her stammten. Das Gegenteil war ihm stütz aller Bemühungen des Staatsanwalts nicht nach zuweisen, so daß seine Freisprechung erfolgen mußte. Elbing. Die hiesige Strafkammer ver urteilte den Referendar Arnold Freimuth aus Danzig wegen Duells zu drei Monaten Festungs haft. Der Verurteilte hatte den vr. Vannburg herausgefordert. Das Pistolenduell wurde am 15. Januar in Königsberg abgehalten und ver lief unblutig. Aus Paris. Die Anklage-Akte gegen Emile Henry, dessen Angelegenheit am 27. und 28. April vor den Pariser Geschworenen zu Verhandlung gelangen wird, veröffentlicht jetzt der Pariser ,Figaro'. Folgende Mitteilungen des Anklage-Aktes dürften von Interesse sein: Emile Henry ist in Spanien geboren, wohin sich sein Vater nach dem Pariser Commune-Aufstande geflüchtet hatte Im Jahre 1882 kehrte die Familie Henry infolge der Amnestie nach Frankreich zurück. Emile Henry besuchte die polytechnische Schule, fiel aber bei der zweiten Prüfung durch, worauf er zuerst bei einem Ingenieur, dann in einem Handlungshause, in einer Zeitungs-Administration und endlich bei einem Bildhauer als Schreiber Beschäftigung fand. Am zweüen Tage nach der Explosion in der Rue des Bons Enfants (8. November 1892) verschwand Henry aus Fransteich und begab -sich nach London. Am 20. Dezember 1893 kehrte Henry nach Paris zurück und mietete sich unter dem falschen Namen Dubois in der Villa Faucheux ein, wo er all- sogleich mit der Fabrikation von Bomben be gann. Als Henry am 12. Februar seine Wohnung verließ, blieben dort 3st, Kilo Pikrin säure zurück. Er trug die Bombe, gleich Vaillant, am Gürtel seines Beinkleides und ging bei dem Restaurant Bignon, bei den Cafes de la Paix und Americaine vorüber, die aber alle so schlecht besucht waren, daß cs ihm nicht lohnte, seine Bombe zu werfen. Endlich fand er das Cafö Terminus, wo genug Opfer ver sammelt waren. Henry stank hier in aller Gemütlichkeit zwei Glas Bier und rauchte eine Zigarre, mit der er bekanntlich die Bombe ent zündete. Als sie geworfen war, flüchtete Henry mit dem Rufe: „Ah! Der Elende, wo ist er?" Einem Eisenbahnbediensteten, namens Etienne, der ihn mit dem Rufe: „Ich Halts dich, Kanaille!" gepackt hatte, antwortete Henry: „Noch nicht!" und feuerte einen Revolverschuß gegen ihn ab. Bei seiner Verhaftung erklärte Henry, daß er seiner eigenen Eingebung gefolgt sei und keine Mitschuldigen gehabt habe, was aber schon aus dem Grunde unrichtig ist, weil man sein Zimmer in der Villa Faucheux bereits am 14. Februar er brochen fand. Die zur Herstellung von zwölf bis fünfzehn Bomben genügende Pikrin säure war verschwunden, Briefe waren ver brannt rc. Die Polizei hatte schon unmittelbar nach der Explosion in der Rue des Bons Enfants den Verdacht gehabt, daß einer der Brüder Henry die That begangen hat. Die Bombe, die im Adminisstationsgebäude der Berg ¬ werksgesellschaft von Carmcaux am Opcrnplatze gefunden nnd nach dem Polizcibürcau in der Rue des Bons Enfants gebracht worden ist, wo sie explodierte, war nämlich in eine Nummer des ,Tcmps' vom 1. Juni 1892 eingewickelt gewefcn, die eine Darstellung der Verhaftung der Brüder Henry am 30. Mai enthielt. Da sich Fortune Henry in Bourges befand, so rich tete sich der Hauptverdacht gegen Emile Henry, der in der That am zweiten Tage nach der Explosion sich plötzlich nach London begeben hatte. Bestimmte Vcrdachtsgründe lagen übrigens keine gegen Emile Henry vor. Er war aller dings am 8. November um 10 Uhr ausgcgangen, um für seinen Herrn Dupuy in der Rue Rocroi Kommissionen in der Rue Tronchet und auf dem Boulevard Courcclles zu besorgen. Henry war aber bereits um Mittag wieder zu Hause, sodaß es fast unmöglich scheint, er hätte während dieser zwei Stunden auch noch einen Abstecher nach dem Opcrnplatze machen können, um dort seine Bombe vor die Eingangsthür zu den Administra- tions-Bürcaux der Carmcaux-Gescllschaft zu legen. Und doch hat Henry dies gethan, indem er, wie er am 23. Februar eingestand, einen Wagen benützte. Er wollte durch die Explosion den von Ehrgeizigen ausgebeuteten Minenarbeitern von Carmcaux beweisen, daß nur die Anarchisten der Hingebung fähig sind. Interessant sind die Angaben, die Henry über die Herstellungskosten seiner der Carmcaux-Gescllschaft gewidmeten Bombe machte. Eine Metallbüchse kostet 1 Frank 50 Centimes, 4 Kilogramm Potasche 14 Frank 40 Centimes, Sodium 2 Frank 65 Centimes und ein Topf 3 Frank 30 Centimes, zusammen 22 Frank 85 Centimes. Wenn man noch in Berücksichtigung zieht, daß Henry am zweiten Tage nach der Explosion nach London abreisen konnte, so muß man erkennen, daß er mit mehr Geldmitteln versehen war, als Leute seines Schlages sonst zu sein pflegen. Gemeinnütziges. Aepfel essen! Ein neueres Gutachten von vr. Stötzer-Bützow spricht sich über Apfelgenuß wie folgt aus: Der Apfelgenuß, besonders unmittelbar vor dem Schlafengehen, ist ein bewährtes Mittel zur Förderung der Gesundheit. Der Apfel liefert nämlich nicht nur eine vor zügliche Nahrung, er ist zugleich eines des her vorragendsten diätetischen Mittel. Derselbe enthält mehr Phosphorsäure in leicht verdaulicher Verbindung als irgend ein anderes pflanzliches Erzeugnis der Erde. Sein Genuß, besonders unmittelbar vor dem Schlafengehen 1) wirkt vorteilhaft auf das Gehirn, 2) regt die Leber an, 3) bewirkt, wenn regelmäßig vor dem Schlafengehen genossen, einen ruhigen Schlaf, 4) desinfiziert die Gerüche der Mundhöhle, 5) bindet die überschüssigen Säuren des Magens, 6) paralysiert hämorrhoidale Störungen, 7) be fördert die sekretierende Thätigkeit der Nieren, 8) hindert somit die Steinbildung, 9) schützt ferner gegen Verdauungsbeschwerden und 10) gegen Halskrankheiten. Kuntes Allerlei. Wann die Bögel singen. Ein Jäger, wenn er auch noch so früh in den Wald zieht, hat nicht nötig, eine Uhr mitzunehmen, solche findet er gleichsam im Walde, vorausgesetzt, daß er die Stimmen seiner gefiederten Freunde genau kennt. Nach der Nachtigall, die fast die ganze Nacht hindurch schlägt, gibt der Fink das erste Signal und zwar vor Tagesanbruch 1'/- bis 2 Uhr; der Gesang der schwarzköpfigen Gras mücke erfolgt dann von 2 bis Uhr; dann schlägt bis 3 Uhr die Wachtel; von 3 bis 3str Uhr läßt die rotbauchige Grasmücke ihren melodischen Triller hören; von 3ff, bis 4 Uhr singt die Schwarzamscl; von 4'/2 bis 5 Uhr die Meise und von 5 bis 5'/? Uhr zirpt der Sperling. Bis 5'/r Uhr läßt sich also die Zeit nach den Stimmen der Vögel genau angeben. Ortographisches. Karlchen (mit seiner Schulaufgabe beschäftigt zur Köchin): „Tina, wie schreibt man denn Sauce?" — Köchin (nach einigem Nachdenken): „Det kommt janz druff an. Mcerrettig-Sauce schreibt man mit M und Zwiebel-Sauce mit Z." Herz und deine Liebe zu gewinnen und deine Interessen zu teilen, lehre mich so zu sein, wie du es wünschest und wie du mich lieb haben kannst." „So bist du jetzt schon, Klara," unterbrach er sie warm, „kein Mann könnte deinem lieben Gesicht widerstehen." „Ich bin aber nicht ganz befriedigt. Ich glaube, wir könnten noch freundlicher, noch herz licher zusammen sein und uns noch mehr lieben." „Wir wollen es versuchen," erwiderte er, in dem er sie küßte. „Ich danke dir, daß du mir das offen sagtest; von heute an wollen wir ein neues Lebe., aufangen." Und sie versuchten es beide mit gutem Erfolg und sie ging den Weg, den sie sich vorgeschrieben hatte. Wohl kamen Tage, an denen Lady Klara versucht mar, ihrem Gatten zu sagen, daß sie alles wüßte, aber die Erinnerung an Carmens Worte verhinderten es, und sie lernte die schwere Lektion der Selbstbeherrschung und der Auf opferung. Sic stellte ihres Mannes Glück über ihr eige. es, und er gewann sie mit der Zeit lieb, wenn auch nicht mit dec heißer Leidenschaft, die er für Carmen gefühlt hatte, aber doch warm und herzlich, und sie war zufrieden. Zwei glückliche Jahre folgten. Die Berg werke machten sich endlich bezahlt, und Lord Ryeburn wurde einer der reichsten Besitzer in England, während seine Frau überall verehrt und geliert ward als eine der schönsten und liebenswürdigsten Damen der Gesellschaft. Es waren ungetrübt sonnige Jahre, an die er später gern zurückdachte. 28. Es war an einem köstlichen Junitag, alS in Lancedene die Glocken läuteten und alle Haus genossen voll Freude waren, denn am Morgen mar dem Grafen von Ryeburn ein Sohn und Erbe geboren worden. Ueberall herrschte Glück und Jubel, jeder wußte, wie sehr Lord Ryeburn sich einen Sohn gewünscht hatte. Die alte Gräfin war einige Tage znvor gekommen. Der kleine Junge lag in seiner Wiege, und jeder, der ihn sah, erklärte ihn für das schönste und kräftigste Kind, welches man sehen konnte. „Mutter," sagte Viktor, „er soll nach meinem Vater heißen, wir wollen ihn Alfred nennen." Mit Thränen der Freude sah sie zu ihm auf. „Wenn er ein so guter Sohn wird, wie du es immer warst, so wird er euch viel Glück ins Haus bringen," erwiderte sie. Der Sonnenschein draußen konnte nicht Heller sein als das Leben, das voraussichtlich vor dem kleinen Menschenkind lag. Aber plötzlich zog eine schwere Wolke auf, und die Freude, die eben noch im Hause geherrscht hatte, verkehrte sich in Angst und Kammer, denn die junge Mutter war schwer erkrankt. „ Zwei Aerzte und die alte Gräfin waren um die Kranke beschäftigt. „Wo ist Viktor?" flüsterte sie. Ein Arzt sah den andern an. „Es könnte ihr schaden", meinte der Lance- dener Doktor, aber sein Kollege aus London er widerte: „Es hilft doch nichts mehr, ihre Stun den sind gezahlt." Die Kranke sah bittend umher. „Warum sehen Sie mich so an? Bin ich in Gefahr? Muß ich sterben?" Die Gräfin beugte sich liebevoll über sie. „Meine liebe Klara," sagte sie, „du bist sehr krau'." „Ich werde sterben," wiederholte Lady Klara, und keiner der Umstehenden wagte, ihr zu wider sprechen. „Ich möchte meinen Mann sehen," bat sie, und als Lord Ryeburn eintrat, streckte sie ihm die Hände entgegen. „Viktor," sagte sie, „ich muß sterben, komm zu wir, mein Geliebter, nimm mich in deine Arme." Sie las ihr Schicksal in seinem Blick. „Wie viel Zeit bleibt mir noch?" fragte sie leise oen Arzt, „zählt mein Leben nach Tagen oder nach Stunden?" „Nach Stunden," erwiderte dieser. „Dann lassen Sie mich allein mit meinem Mann," sagte sie, und alle verließen das Zimmer. „Ach, Viktor," flüsterte sie, „ich habe dich so sehr geliebt, und nun soll ich fort von dir; wie wunderbar ist es doch, daß ich sterben muß! Ich bin noch so jung, und wenn die Sonne untergcht — o Viktor, halte mich fest und laß meinen Kopf an deiner Brust ruhen" Cr zog das goldige Haupt an sich und schluchzte laut vor Schmerz und Kummer. „Weinst du, weil ich sterben muß, Viktor?" fragte sie, „liebst du mich denn wirklich?" „Ja, von Herzen!" antwortete er. Die kleinen weißen Hände umschlangen seinen Arm. „Du hast mich zuerst nicht geliebt, Viktor, du hast mich nicht aus Liebe geheiratet, aber ich glaube, du hast doch mit der Zeit gelernt, mich ein bißchen lieb zu haben." „Ich habe dich sehr, sehr lieb, mein süßes Weib," rief er aus. i Ein unbeschreiblich glückliches Lächeln flog! über ihr Gesicht. , . p „Ich möchte, daß du mich nicht vergäßest, Viktor, daß du dich meiner errinnertest als der? jenigen, die dich so sehr geliebt hat. Versprich mir auch, daß du mich nicht in der düsteren Familiengruft beisetzen läßt, ich fände dort keine Ruhe, laß mich an einem sonnigen Platz liegen." „Ich verspreche es dir, mein geliebtes Weib." „Und wirst du mich nicht vergessen? Wirst du zuweilen mein Grab besuchen und daran denken, wie heiß ich dich geliebt habe?" „Ja," erwiderte er. „Andere werden dich lieben, andere Bande dich fesseln, aber niemand in der ganzen Welt kann dir teuere und reinere Liebe schenken als ich. Erzähle unserem Sohn von mir, sage ihm, daß ich ihn lieb hatte und daß ich gern für ihn gestorben bin. Laß ihn nie mit einem traurigen Gedanken an mich denken." Ihre Kräste schwanden schnell, die Stimme wurde matt. „Viktor," sagte sie leise, „versprich mir noch eins — daß du, wenn du einige Zeit um mich getrauert hast, Carmen Ercell heiratest." Er fuhr erschrocken auf. W s» (Schluß folgt.»
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