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Allgemeiner Anzeiger : 25.04.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189404257
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18940425
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18940425
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-04
- Tag 1894-04-25
-
Monat
1894-04
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 25.04.1894
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Politische Rundschau» Deutschland. *Dcr Ka:ser hat offiMer Meldung zu folge das vom ostpreußis chen Provin - ziallandtag angebotcue Provinzfest, das im nächsten Herbst aus Anlaß der Anwesenheit des Kaisers in Königsberg stattfinden sollte, mit Rücksicht auf den Druck der gegenwärtigen wirt schaftlichen Verhältnisse, der auf Ostpreußen ebenso wie auf den anderen Provinzen noch immer laste, ab gelehnt. * Zu den Hochzeitsfeierlichkeiten in Ko bürg wird von dort gemeldet: Am Donnerstag um 12 Uhr mittags begaben sich der Großherzog von Hessen und seine Braut, die Prinzessin Viktoria Melita, nach den Gemächern der Königin Vikroria, woselbst die standesamt liche Trauung durch den herzoglichen Staats- mimstcr v. Strenge vollzogen wurde. Von hier aus begaben sich das Brautpaar sowie die Gäste zur Kirche. Am Altar wurde das Brautpaar von der Geistlichkeit empfangen. Der Herzog nahm zur Linken der Braut, Prinz Wilhelm von Hessen zur Rechten des Bräutigams Aufstellung. Der Kaiser, die, Königin Viktoria und die übri gen Herrschaften nahmen zu beiden Seiten des Mittelganges Platz. Die Trauung vollzog der Gcueralsuperiutcndent Müller unter Assistenz des Oberhofprcdigcrs Bender und des Hofpredigers Hansen. Beim Ringwechsel wurden 21 Kanonen schüsse abgegeben. Nach Schluß der Feier ver sammelten sich die Herrschaften zum Familien diner im Ä)ronsaal, während für die Vertreter der fremden Höfe, das Gefolge und die ge ladenen Gäste Festtafel im Riesensaal stattfand. * Der Großhcrzog von Hessen hat zwei hundert Ver.urteilte ganz oder teilweise begnadigt. Besonders sind bei dieser Amnestie diejenigen berücksichtigt worden, deren Strafthat keine ehrlose Gesinnung verriet. * Um Verlängerung des d e u t s ch - s p aNi sche n H a n d e l s p r o v i s o r i u m s bis zum 15. Anglist hat die spanische Regierung in einem der deutschen Botschaft in Madrid überreichten Vorschlag ersucht. * In der Donnerstags-Sitzung des Bundes rats wurde der Beschluß des Reichstages zu dem Entwurf eines Gesetzes betr. die Aufhebung des Gesetzes über den Orden der Gesellschaft Jesu vom 4. Juli 1872, dem zuständigen Aus schüsse überwiesen. * Außer der kaiserlichen Kabinettsordre, die sämtlichen Offizieren der Armee und Marine das Spiel am Totalisator verbietet, be steht nach der ,Köln. Ztg/ auch noch eine andere Kabinettsordre, die sich aus Anlaß des Hannover schen Falles abermals mit außerordentlicher Schürfe gegen das Spiel wendet und ins besondere fo abgefaßt sein soll, daß die Regiments kommandeure allen Grund haben, das Hazard- spiel in ihren Regimentern in ihrem eigenen Interesse mit allen Mitteln zu hintertreiben. * Aus dem Apothcken-Gesetzent- Wurf, der jetzt dem Reichskanzler vorliegt, hat die ,Apotheker-Ztg.' noch folgendes erfahren: Die Erteilung der Konzession soll an denjenigen Bewerber erfolgen, den die Behörde nach dem Alter der Approbation, seinem sittlichen Charakter, seiner Ausbildung, Tüchtigkeit und her Dauer seiner Beschäftigung in Apotheken für den geeignetsten hält. Wenn eine Apotheke an demselben Ort oder Ortsteile anstatt einer anderen errichtet werden soll, darf dem Empfänger der neuen Konzession auferlegt werden, von dem bisherigen Besitzer oder dessen Erben die Vor richtungen, Gerätschaften oder Warenbestände zu übernehmen. Findet eine Einigung nicht statt, so wird darüber endgültig die Behörde nach Anhörung von Sachverständigen zu entscheiden haben. Das Recht zum Betrieb einer Apotheke steht dem Berechtigten auf Lebenszeit zu, sofern cs nicht nach Maßgabe des Gesetzes erlischt oder entzogen wird. Der Berechtigte ist zum Betrieb verpflichtet, und nicht befugt, den Betrieb einem anderen für dessen Rechnung oder für Rechnung eines Dritten abzutreten oder, ohne sechs Wochen vorher der Behörde Anzeige er stattet zu haben, den Betrieb einzustellen. Nach dem Tode des Besitzers darf die Apotheke nur noch ein Jahr, und soweit eine Witwe oder minderjährige Kinder vorhanden sind, nur noch fünf Jahre durch einen approbierten Apotheker für Rechnung der Erben betrieben werden. * Die Petitionskommissiou des Preuß. Ab geordnetenhauses ist über die Petition des Stadt verordneten Matterne in Berlin, der beantragt, zu vermitteln, daß die Feuerbestattung wie in anderen deutschen Bundesstaaten auch in Preußen zugelassen werde, mit 14 gegen 4 — 3 nationalliberale, 1 freisinnige — Stimmen zur Tagesordnung, übergegangen. Mit diesem Be schluß ist die Zulässigkeit der Feuerbestattung in Preußen abgelehnt. Oesterreich-Ungarn. *Von einem Attentat auf den öster reichischen Finanzminister Plener wird nach träglich aus Prag berichtet. Als Plener zum Leichenbegängnis Schmeykals fuhr, wurde in der Nähe von Kojnitz ein großer Stein in den Eisenbahnwagen geworfen. Der Stein fiel dem Minister auf den Rock. Der Schaffner wollte den Zug halten lassen, damit der Attentäter ver folgt werden könne, aber Plener verbot dies und untersagte, daß der That überhaupt Erwähnung geschehe. Nichtsdestoweniger erhielten alle Gendarmen des Elbethales den Auftrag, nach dem Attentäter zu forschen. Am Dienstag wurde ein tschechischer Gymnasiast verhaftet, welcher der That dringend verdächtig erscheint. Er ist Mit glied der Omladina. *Jn Prag geht wieder der Str aßen- tafelskandal los. In stürmischer Sitzung haben die weisen Stadtväter der Moldaustadt mit allen gegen eine Stimme beschlossen, daß jede Straßenbezeichnung in Prag als Eigen name zu bettachten und als solcher in fremde Sprachen nicht zu übersetzen sei. Man sieht, die Herren Stadtväter erweisen sich recht höflich gegen die übrige nichttschechische Mitwelt. Zum Nebenfluß sollen die Straßentafeln auch in slawischen Nationalfarben auf rotem Grunde mit weißen Lettern und blauem Rande hergestellt werden. . Frankreich. *Der Ministerrat beschloß, das Gehalt des ErzbischofsvonLyon zu st reichen wegen dessen Hirtenbriefes, in dem er sich miß billigend über das neue Gesetz bett, die Rech nungslegung in den der Kirche gehörenden in dustriellen Anlagen ausspricht. Der Kultus minister hat an die Bischöfe ein Rundschreiben gerichtet, in dem er dieselben auffordert, ihm innerhalb 8 Tagen die Schriftstücke zugänglich zu machen, die sie in dieser Angelegenheit an die Geistlichen ihrer Diözesen gerichtet haben. (Also wieder ein bißchen Kulturkampf!) Belgien. *Nach einem Bericht des ,Büreau Hirsch' aus Ostende soll sich das Gerücht von der Reise des deutschen Kaiserpaares nach Antwerpen zum Besuche der dortigen Weitaus st ellung angeblich bestätigen. Der offizielle Empfang soll am 30. k. in Ostende an Bord der Jacht „Hohenzollern" durch den König Leopold stattfinden. Der Kaiser wird alsdann, wie es heißt, zur See von Ostende nach Ant werpen weiter reisen. Eine offizielle Bestätigung dieser Nachricht steht noch aus und es muß bemerkt werden, daß noch keine Arbeiten im königlichen Pavillon darauf hindeuten, daß ein hoher Gast erwartet wird. Schweden-Norwegen. * Das Mitglied des norwegischen Storthings Andersen hat den Antrag einge bracht, denAchtstunden-Arbeitstag in allen Staatswerkstätten einzuführen. Spanien. *Ein Mordversuch wurde gegen den Zivilgouverneur von Barcelona, Larroca, der die Einschiffung der Rompilger überwachte, ausgeübt. Der Angreifer, ein Schrift setzer, der Anarchist ist, wurde verhaftet und sein Dolch beschlagnahmt. Portugal. * Die bisher bekannt gewordenen 171 Wahl resultate ergaben für die Regierung eine Majorität von 40 bis 60 Stimmen. Es sind 50 Progressisten und 2 Republikaner gewählt worden. Die noch fehlenden Wahlen können an dem Gesamtergebnisse nichts mehr ändern. Nnstland. * Nachdem die russische Regierung 1886 den Fahrdienst ihrer Dampferlinien nach den bulgarischen Häfen eingestellt, soll derselbe demnächst von der der russischen Regierung unterstellten Dampfschiffahrts - Gesellschaft des Fürsten Gagarin wieder ausgenommen werden. Amerika. *Nach einer amtlichen Meldung ist dem brasilianischen Insurgenten - Admiral Mello von der argentinischen Regie rung die Aufnahme gewährt worden, nachdem Mello erklärt halte, daß er den Kampf aus Atangel an Hilfsmitteln aufgebe. Mello lieferte sodann die fünf Schiffe, mit denen er nach Buenos-Ayres gekommen war, an die argen tinische Regierung aus. Der Aufstand gilt damit als beendet — d. h. dieser Aufstand, der von Mello und da Gama geleitet wurde. Daß wirklich Ruhe im Lande werden wird, steht keines wegs fest. Deutscher Reichstag. Der Reichstag beschäftigte sich am 19. d. zunächst mit der dritten Lesung des Gesetzes zum Schutze der Warenbezeichnungen. Die W 1 bis 15 u werden ohne Debatte angenommen. Ten Z 15 b, der die Bestrafung für falsche Angaben über Ursprung, Erwerb, besondere Eigenschaften und Auszeichnungen oder über Preisbewegung vorsieht, beantragt Abg. Hammacher (nat.-lib.) zu streichen. Dies wird gegen die Stimmen des Zentrums und der Anti semiten beschlossen. Der Rest des Gesetzes gelangt ohne Diskusion zur Annahme. Aus der Ueücrschrift des Gesetzes werden die Worte „und zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes im Warenverkehr" wieder gestrichen. Die von der Kommission vorge schlagene Resolution auf baldige Vorlegung eines Gesetzentwurfs zur Bekämpfung des unlauteren Wett bewerbes in Handel und Verkehr wird angenommen. Tie Uebersicht der Reichs-Ausgaben und -Einnahmen für 1892/93 wird von der Tagesordnung abgesetzt. In dritter Lesung werden sodaNn unverändert nach den Beschlüssen der zweiten Beratung und ohne Dis kussion angenommen der Nachtragsetat betr. Beamten vermehrung beim Patentamt und die Novelle zur Kon kursordnung. ES folgt die dritte Lesung der Novelle zum Reichsstempelgesetz. In der Spezialdiskussion wird zunächst der Tarif zur Beratung gestellt. Die Tarifnummern 1—4 a werden ohne wesentliche Debatte angenommen. In Tarif nummer 4 b ist in zweiter Lesung ein Zusatz ange nommen, wonach alle zu Terminpreisen gehandelten Waren steuerpflichtig sein sollten. — Abg. Möller- Dortmund (nat. - lib.) beantragt, die Regierungs- Vorlage wieder herzustellen, wonach steuerpflichtig sein sollen: „Kauf- und sonstige Anschaffungsgeschüfte, die unter Zugrundelegung von Usancen einer Börse geschlossen werden (Loko-, Zeit-, Fix-, Termin-, Prämien u. s. w. -Geschäfte) über Mengen von Waren, die börsenmäßig gehandelt werden. Als börsenmäßig gehandelt gelten diejenigen Waren, für die an der Börse, deren Usancen für das Geschäft maßgebend sind, Terminpreise notiert werden" — und führt zur Begründung seines Antrages an, daß eine allgemeine Warenumsatzsteuer nicht beabsichtigt sein könne. Die Regierung habe sich auch anfänglich dagegen erklärt. Nach einer längeren Debatte wird der Antrag Möller angenommen. Die Negierungs- Vorlage ist somit wieder hergestellt. Der Rest des Tarifs wird ohne Diskussion bewilligt. Ebenso der Text des Gesetzes ohne wesentliche Debatte in der Fassung der zweiten Lesung bis auf den Termin des Inkrafttretens, der in jener auf den 1. Mai d. fest gesetzt worden war. — Abg. Träger (freis. Vp.) beantragt, den Termin auf den 1. Juni fcstzusetzcn. — Abg. Möller-Dortmund (nat.-lib.) erklärt, seine Freunde würden für diesen Antrag stimmen. — Abgg. Rintelen (Zentr.), Graf Arnim (freik.) und Hahn (wildkons.) erklären sich gegen den An trag, der darauf abgelehnt wird. Das Gesetz tritt somit am 1. Mai in Kraft. Damit ist die dritte Lesung des Börsensteuergesetzes erledigt. Die Kom mission schlägt zu demselben noch eine Resolution vor, laut der der Kommissionär seinen Auftraggebern nicht mehr Provision soll berechnen dürfen, als er selbst gezahlt. Diese Resolution wird darauf ange nommen. Ebenso wird die bereits in zweiter Lesung diskutierte Resolution von Cuny (nat.-lib.), die die baldige Vorlegung eines Börsenorganisationsgesetzes fordert, angenommen. Die nunmehr folgende Ge samtabstimmung über das Gesetz zum Schutz der Warenbezeichnungen ergibt dessen einstimmige An nahme. Darauf wird die Schlußabstimmnng über das Börsensteuergesetz vorgenommen. Dieselbe ergibt die Annahme des Gesetzes gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und eines Teils der Freisinnigen. Letzter Gegenstand der Tagesordnung ist die Inter pellation des Abg. Förster (Antis.) u. Gen.: „Wie gedenken die verbündeten Regierungen die durch die Zollgesetzgebung entstandenen Schädigungen der Finanzen des Reiches in einer die Landwirtschaft nicht beeinträchtigenden Weise auszugleichen und welche Mittel des Ausgleichs gedenken sie auf dem Wege der Reichsgesetzgebung anzuwenden? — Reichskanzler Graf Caprivi: Wir haben Ihnen die Börsen-, Tabak- und Weinsteuer vorgeschlagen. Nachdem Sie dieselben abgelchnt, muß die Regierung auf neue Mittel sinnen, die sie Ihnen Vorschlägen kann. Die Interpellation fragt weiter: welche Mittel des Ausgleiches gedenken die Negierungen auf dem Wege der Reichsgesetzgebung anzuwenden? Die Ant wort darauf ist sehr kurz: Die Reichsgesetzgebung hat nur ein Mittel, das ist die Zollgesetzgebung. Die Interpellanten haben wohl nur beabsichtigt, die Ein drücke zu verwischen, die von der Debatte über den Antrag Kanitz zurückgeblieben. — Darauf wird die Debatte vertagt. — Nach den üblichen Schlußworten des Präsidenten verliest der Reichskanzler die kaiser liche Botschaft, durch die die Session geschlossen wird, und fährt dann fort: Die verbündeten Regierungen hatten die Hoffnung, der Reichstag werde bereit sein, durch Zustimmung zu den Vorlagen die Mittel zur Deckung der Kosten der Heeresverstärkung und zur Durchführung der Finanzreform zu gewähren. Diese Hoffnung hat leider für diese Tagung aufgegeben werden müssen, nachdem der Entwurf betr. die Reichs stempelabgabe nur teilweise Ihre Zustimmung ge funden und der Entwurf betr. die Tabaksteuer von der Kommission abgelehnt worden ist. Die ver bündeten Regierungen halten aber an der Ueber- zeugung fest, daß die Finanzverhältnisse des Reiches neu zu regeln sind. Zu diesem Zwecke werden die verbündeten Regierungen mit neuen Vorschlägen in der Hoffnung hervortrcten, daß dann eine Ver ständigung erzielt werden wird. Auf Grund der Allerhöchsten Ermächtigung erkläre ich die Sitzungen des Reichstages für geschlossen. Pr-upisch-r Landtag. In der Sitzung am Donnerstag lehnte das Ab geordnetenhaus das Kaligesetz in zweiter Lesung in allen seinen Teilen ab. Es wurde zunächst über den grundlegenden Artikel 3 entschieden und dabei der betreffende Artikel mit 147 gegen 142 Stimmen ab gelchnt. Mit dieser Ablehnung ist das Gesetz für diese Session endgültig gescheitert. Darauf vertagte sich das Haus bis zum 21. d. Uon Uah and Fern. Eine kostenlose Gebietserweiterung steht dem preußischen Staate bevor. Die Drewenz, welche die Grenzscheide zwischen Rußland und dem Kreise Briesen bildet, hat sich in der Nähe des preußischen Gutes Joscphat während des Hochwassers im Jahre 1888 für eine Strecke von etwa 500 Meter ein neues Flußbett gesucht und hierdurch ungefähr 4 Hektar Wiesen von Rußland abgeschnittcn. Dieser abgetrennte Teil wurde bald ein bevorzugter Schlupfwinkel für Schmuggler und Diebe, so daß die beteiligten Regierungen zur Steuemng der hervorgetretenen Unzuträglichkeiten eine Neuregelung der Grenz verhältnisse eingeleitet haben. Die für diesen Zweck ernannten beiderseitigen Kommissare sind, dem Graudenzer,Geselligen' zufolge, vorbehalt lich höherer Genehmigung dahin übereingekommen, daß das fragliche Stück Land ohne Entschädigung an Preußen abgetreten werden soll, indessen im Privatbcsitze des Gutsbesitzers Cisowski auf Tomkowo in Rußland verbleibt. Fürstliches Geschenk. Der Großhcrzog von Hessen spendet anläßlich seiner Vermählung zwanzig unbemittelten und unbescholtenen Braut paaren des Landes, von denen zehn dem land wirtschaftlichen und zehn dem gewerblichen Arbeiterstande angehören, Gnadengeschenke von je 1000 Mark. Rittmeister Arthur Wollersdorfs, der Vor einiger Zeit in Konkurs geratene und mit Hinterlassung einer großen Schuldensumme flüch tig gewordene Pächter des Laubaner Steinberg- Vorwerks, weilt nicht mehr unter den Lebenden. Woltersdorff ist unter dem Namen Athur Werner bis Anfang April umhcrgeirrt und hat sich dann am Kärlsplatz in München erschossen. — Die Gläubiger werden aus der Konkursmasse, wie verlautet, etwa 12—14 Prozent erhalten. Wo sich ein Verein bildet, da konimt auch bald eiu Gegenverein zu stände — dieses Ergebnis hat sich auch in Königsberg i. Pr. bei einer eigenartigen Blüte des Vcreinswesens, dem „Kreuzottervertilgungsvcrein" gezeigt. Infolge Sezession eines oder mehrerer Mitglieder hat Wer liebte ihn mehr? «Fortsetzung.» Es herrschte einige Minuten tiefes Schweigen, dann sagte Lady Klara: „Ja, ich will es thun, ich verspreche Ihnen, daS Geheimnis zu bewahren. Jtt will geduldig und tapfer sein und versuchen, meines Gatten Liebe zu gewinnen." „Dann wird der Segen nicht auSblciben," erwiderte Carmen. „Selbstverleugnung ist der größte Sieg und den werden Sie auf diesem Wege erringen." Sie beugte sich über die Hand der jungen Frau, doch diese zog sie an sich und küßte sie. „O Carwen," sagte sie, „welch wunderbares Schicksal ist es doch, daß nur ihn beide so sehr lieben müssen." „Diese Liebe wird immer ein festes Band zwischen uns bleiben," antwortete Carmen, „obwohl wir uns wohl nie im Leben Wiedersehen werden." 27. Carmen war fort. Sie hatte ein langes Gespräch mit der Gräfin gehabt, die alles ver suchte, ihren Entschluß wankend zu machen. Aber sie blieb fest. Lady Long brauchte eine Er zieherin für ihre jüngeren Kinder, und sie wollte zu ihr zurückkehren. „Sie haben es hier doch viel besser, Carmen," sagte die Gräfin, „ und ich habe mich so an Sie gewöhnt; es thnt mir leid, daß Sie mich ver lassen wollen. Sie verschweigen mir auch etwas." fügte sie hinzu. „Sie gehen nicht fort, weil Lady Long Sie braucht, Sie haben einen andern Grund,, und ich fürchte, es ist ein trauriger für Sie." „Wenn ich Gründe hätte, die ich Ihnen sagen kö nie, so würde ich es sicher thun," er widerte Carmen; „ich versprach Lady Long, wie der zu ihr zu kommen, wenn sie mich brauchte, und ich muß mein Versprechen halten." Hiermit mußte die Gräfin sich zufrieden geben; sie vermutete, daß irgend ein Geheimnis vorlag, aber sie konnte es nicht ergründen. Und für Carmen war daS Leben wieder öde und leer geworden. So länge sie Lord Ryeburn noch sehe - und an seinen Interessen teilnehmen konnte, gab es noch einen Schimmer von Glück für sie, wenn es auch mit Schmerz gemischt war. Der Abschied, den sie jetzt nahm, mußte für immer sein. Lord Ryeburn blieb mehrere Wochen in Trewyn. Lady Clara hatte gelegentlich in einem Briefe erwähnt, daß Carmen fort sei; sie schrieb nichts weiter darüber, und er antwortete auch nicht darauf. Er kam eines Morgens unerwartet zurück und hörte, daß seine Frau ausgefahren sei, worauf er gleich zu seiner Mutter ging, froh, eine Gelege heit zu haben, sie nach Carmen zu fragen. Die Gräfin war sehr erfreut, ihn zu sehen, und ließ sich viel von den glänzenden Aussichten in Trewyn erzählen. „Mutter," sagte Lord Ryeburn endlich, „was ist denn aus deiner Gesellschafterin Miß Ercell geworden?" „Sie ist wieder zu Lady Long gegangen, sehr zu meinem Bedauern." „Und warum ging sie fort?" „Das weiß ich nicht. Ich glaubte, sie fühlte sich wohl bei mir und würde mich nicht ver lassen, so lange ich lebe." „Gab sie keinen Grund an?" „Nur den, daß sic wieder zu Lady Long gehen müßte," erwiderte die Gräfin. „Hat sie irgend welche Differenzen mit jemand gehabt, oder Unannehmlichkeiten?" „Ich weiß von nichts. Es war wohl niemand im Hause, dem ihr Fortgehen nicht leid that." Lord Ryeburn besann sich, daß es auffallen würde, wenn er zu großes Interesse zeigte und sagte nichts weiter. Ec ging seiner Frau auf dem Fahrwege, der in den Wald führte, entgegen und als sie ihn kommen sah, ließ sie halten und stieg aus. Als sie vor ihm stand, ahnte er nicht, daß sie die ganze Geschichte seiner heißen Lwbe, seines Kummers und der Trennung von Carmen wußte. Sie nahm seinen Arm, und sie schlugen den Weg durch den Park ein. „Ich bringe gute Nachrichten mit," sagte er, „die Werke werden brillant rentieren und uns Millionen einbringen." „Und es ist zu spät!" versetzte sie unbedacht. Es fiel ihr gleich ein, wie allein die Geldsorgen zwischen ihm und seiner Vereinigung mit Carmen gestanden hatten. „Weshab zu spät" fragte er erstaunt. Sie beeilte sich, ihren Worten eine andere ! Wendung zu geben. ' „Zu spät für deinen Vater, er würde sich so gefreut haben. Papa sprach oft davon, wie große Hoffnungen er auf diese Spekulation setzte." Nach einer Weile sagte Lord Ryeburn ruhig: „Miß Ercell hat euch verlassen, während ich fort war?" „Ja, zu deiner Mutter Bedauern," erwiderte Lady Klara, ohne daß ein Zittern der Stimme ihm verriet, wie viel sie gelitten habe. Er sah sie freundlich an. „Als ich abrciste, hattest du etwas gegen mich," sagte er, „willst du mir jetzt nicht mit teilen, was es war?" „Nein," antwortete sie, „ich war verstimmt, und ich habe mich danach gesehnt, dich wieder zu sehen und dich um Entschuldigung zu bitten. Du mußt meinen Launen verzeihen und es mir glauben, daß ich den besten Willen habe, dir eine gute Frau zu sein." „Das bist du immer gewesen, Klara," ver setzte er gerührt. „Nein, nicht so, wie ich sollte. Ich habe noch etwas auf dem Herzen, Viktor, was ich dir sagen möchte." „Bitte sprich! Es ist selten, daß du mich mit deinem Vertrauen beehrst." Früher würden diese, in leichtem Tone ge sprochenen Worte sie verletzt haben, aber sie dachte an Carmen und an ihr Versprechen, ein selbst verleugnendes Leben zu führen. Sie durfte nicht gleich im Anfang mutlos werden, daher sagte sie: „Ich habe das Gefühl, Viktor, daß Wit unserer Hochzeit ein Schatten zwischen uns sicht; können wir ihn nicht bannen? Lehre mich, dein
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