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Unsere Mder. Kaiser Wilhelm ll. in Friedrichsrith. Wenn man mit dem Zuge der Hamburger Bahn von Berlin aus kommt, so fährt nian, eine kurze Strecke hinter dem Stationsgebäude, hart an Friedrichsruh, dem Schloß des Fürsten Bismark, vorbei, ein ein facher Herrensitz, schlicht und unscheinbar im Vergleich zu anderen stattlichen Schlössern mecklenburgischer Landesherren. Am 20. Februar dieses Jahres war es das dritte Mal, daß Kaiser Wilhelm II. dem Fürsten Bismarck in diesem seinem Heim im Sachsenwalde einen Besuch abstattete. Die Nachricht von der bevorstehenden Ankunft des Kaisers hatte das für gewöhnlich so stille Friedrichsruh in lebhafte Auf regung versetzt. Pünktlich zur festgesetzten Zeit lief der Zug ein und hielt dicht vor dem Schlosse. Der Kaiser, der am Fenster seines Salonwagens stand, trug Marineuniform. In seinem Ge folge befanden sich die Flügeladjutanten Major Graf von Moltke und Contre-Admiral von Senden-Bibran, der Chef des Zivil- kabinets von Lucanus, Oberst von Scholl, Leibarzt vr. Leuthold und Hausmarschall Freiherr von Lyriker. Der Kaiser umarmte und küßte den greisen Fürsten und schritt darauf mit ihm dem Schlosse zu, wo die Fürstin den Monarchen in dem gelben Zimmer begrüßte. Bei der dann folgenden Tafel saß der Kaiser zwischen dem Fürsten und der Fürstin. Die Unterhaltung war eine lebhafte, und der Kaiser zog alle An wesenden ins Gespräch. Er stellte dem Fürsten auch zwei Soldaten, die er aus Berlin mitgebracht hatte, in der neuen leichten Feld ausrüstung vor. Nach Tisch zog sich der Kaiser mit dem Alt- Reichskanzler zu einer längeren Unterredung unter vier Augen zurück. Punkt 9 Uhr gab der Monarch das Zeichen zum Aufbruch und ging, von dem Fürsten geleitet, zum Salonwagen. Schon bei Anbruch der Dunkelheit waren das Bahnhofsgebäude und die Post festlich erleuchtet worden, und die aus dem Schlosse Tretenden empfing ringsum Lichterglanz und jubelnder Zuruf. Die Bolksmassen durchbrachen das Spalier der fackeltragenden Gendarnien und Feuerwehrleute, welche zur Aufrechthaltung der Ordnung nufgebotcn waren, und umringten den Kaiser und Bismarck, die sich wiederholt zum Abschied die Hände schüttelten. Immer wieder mußte der Kaiser von dem offenen Waggon- fenster aus danken, und nur mit großer Mühe gelang es dann den Feuerwehrleuten, dem greisen Fürsten einen Weg durch die freudig erregten Menschcnmassen zu bahnen, und noch lange tönten ihm, als er im Schlosse verschwunden war, begeisterte Jnbelrufe von außen nach. ^8 Gemeinnütziges. Vertilgung von Wanzen. Von allen gegen die Wanzen nngcpriesenen Mitteln ist keines so wohlfeil und wirksam wie der Alaun. Die Wanzen verschwinden sofort, wenn man die Wände, Bettstellen w., worin sie nisten, mit einer lochenden Alaunlüsung bestreicht und kehren nie zurück. Wenn man die Zimmerwände und die Zimmerdecken mit Kalk weißt und dem Kalk vor dem Gebrauch etwas Alaun zusetzt, so halten sich die Fliegen ebenfalls nicht in den Zimmern auf. Dabei kann die Anwendung des Alauns in diesen Fällen der Gesundheit der Menschen nicht den mindesten Schaden zufügen. — Ein anderes erprobtes Mittel ist Herstellung von Zugluft durch Offenlassen von Thüren und Fenstern re. Diese können die Wanzen nicht vertragen. Nachtisch. I. Skataufgabc. Vorhand wendet bei obiger Karte den Eichel-Wenzel, wagt Grand, findet noch Eichel-Acht und gewinnt. Wie waren die Karten verteilt und wie entwickelte sich das Spiel? Die Buchstaben in nebenstehender Figur sind so zu ordnen, daß die wagerechten Reihen folgende Be deutung haben: I. ein Buchstabe, 2. ein Kanton der Schweiz, 3. ein Fluß in Frank reich, 4. eine Festung in Preußen, 5. eine Wissenschaft, 6. ein österreichischerDichter, 7. eine Stadt in Eng land, 8. ein König der Gothen, 9. ein Seebad in Frankreich, 10. ein Wild, 11. ein Buchstabe. Die mitt lere Senkrechte ist mit der- mittleren Wage- rechten gleichlautend. 3. Rätsel. Mit Raum und Zeit vergleicht mich, wer mich kennt; Ich habe keinen Anfang und kein End, Ich bleibe immer eins und ungetrennt. Ich bin das Kleinste auf der weiten Welt, Und dennoch mancher sehr viel auf mich hält. Ihr sehet mich des Tags schier ohne Zahl Und nennet mich fast nicht ein einzigmal. Ich bin kein Schloß, das an die Thüre taugt, Doch werd zum Schließen stündlich ich gebraucht. Lösung der Aufgaben in voriger Nummer. 1. Ich hab Dir nie vertraut, I Ich hab mich still acsehnt Was mir das Herz erfüllt; Nach Dir und Deiner Huld. Ich hab Dich anacschaut Sieh, wie mein Auge thränt: . Wie ein Marienbild. ! Vergib mir meine Schuld. s. Salat, Tabor, Uhu, Tegethoff, Tabak, Göttingen, Abdcra, Rochester, Tarif. Stuttgart — Frankfurt. S. Freimut. Lustiges. Gekränkt. Eine Danie gibt einem Sonnenbrnder mildthätig einen Groschen: „Betrinken Sie sich nicht dafür," fügt sie mahnend hinzu. „Na, Heeren Se mal," be kommt sie darauf zur Ant wort, „seh ick aus wie eener, der sich forn Fröschen be- drinken kann?" Ein Pantoffelheld. Herr Schulze (zum Dienstmädchen): „Hören Sie mal, Minna, der Dok tor sagt mir eben, meine Frau und Tochter gehen dies Jahr nach Kolberg: wissen Sie nicht, ob ich mitgehe?" Kraftvergeudung. Schreiber (morgens aufwachend): „Da habe ich wieder die ganze Nacht vom Geschäft geträumt. . . und das bei vierzig Mark mo natlicher Remuneration!" Naheliegend. „Sie haben also Kinder gern, mein Fräulein; in welchem Alter gefallen sie Ihnen denn am besten?" Fräulein: „Als Einjährige!" Galgenhumor. Vater (zu seiner ält lichen Tochter, die während des Balles wieder wenig Beachtung gefunden): „Du bist so niedergeschlagen, Ma tilde — ich will zur Auf munterung eine „Beuve Cliquot" holen." Toch ter: „Ach, Papachen, ein deiuscher Witwer wäre mir lieber!" Abkühlung. Er: „O, mein Fräulein, wollen Sie mich denn gar nicht erhören? Ich verzehre mich ja vollständig vor Liebe zu Ihnen!" Sie: „Gesegnete Mahl zeit!" Dreistigkeit. Leutnant (zu einem Kameraden, als eben ein Pensionat vorbeikommt): „Wie dreist einen diese Krabben ansehen — gerade als ob jede hunderttausend Thaler mitbekäme!" Verlag: Neue Berliner Verlags-Anstalt, Aug. Krebs, Berlin IV., Steglitzerstr. 55. Verantwortl. Redakteur: Aug. Krebs, Berlin IV., Steglitzcrstr. 55. Druck von Aug. tkeb», Berlin V, Steglttzerstr. 11.