Volltext Seite (XML)
Allgemeiner Anzeiger. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all- wöchen ich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" Eteöährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten in t aus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post iMk. exkl. Bestellgeld. Zeitung für die Ortschaften: Bretnig» Ksuswalöe, Großröhrsdorf, ManKmthal unö Umgegenö. Expedition: Bretnig Nr. 13 ü. Inserate, die4gesMe Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Exp edition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag -z11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 1-11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Redaktion, Druck unö Verlag von N. Schurig, Bretnig. 4. Jahrgang- Mittwoch, den 18. April 1894. Ar. 31. Ocrtlichcs uns Sächsisches Bretnig, den 18. April 1894. Bretnig. Sehr oft liest man, daß Unglücksfälle durch Radfahrer herbeigeführt worden sind. Vielfach trifft aber die Schuld den Radfahrer nicht, vielmehr ist dieselbe in vielen Fällen dem Publikum selbst beizu messen. So kommt es häufig vor, daß den Radfahrern begegnende Fußgänger schnell den Fußweg verlaffen oder rasch über die Straße gehen wollen und dadurch den Fahrenden, die dann zum erforderlichen Klingelzeichen gar nicht mehr Zeit haben, sozusagen direkt ins Rad laufen. Es sei daher an das Publikum zur Vermeidung weiterer Unglücks fälle die dringende Bitte gerichtet, solches, wie eben angeführt, zu unterlassen, denn jedem Radfahrer liegt die Pflicht ob, nach Vorschrift auszuweichen. — Bei Eintritt des Frühjahrs mehren sich wieder die Klagen der Landwirte über das unbefugte Beschreiten der Wiesen rc. Es sei daher daran erinnert, daß 8 368,9 des R.-St.-G.-B. das unbefugte Gehen, Reiten oder Viehtreiben über Gärten oder Weinberge, noch nicht abgeernte Wiesen, be stellte Felder, oder mit einer Einfriedigung oder mit Warnungszeichen versehene Grund stücke, Privatwege u. s. w. mit Strafe be droht. — Auf die von Großröhrsdolf, Puls nitz, Brettnig und Kamenz aus gerichtete Peti tion, betreffend eine in Anschluß an den Dresdner-Zittauer Schnellzug zu bewirkende Späterlegung des Abendzuges Arnsdorf-Ka menz, ist nachstehender abschlägiger Bescheid von der Königl. Generaldirektion der sächs. Staatsbahnen erteilt worden: „Auf die Ein gabe vom 15. März d. I. erwidern wir erge- benst, daß der Dresoner-Zittauer Schnellzug 1073 dem Fernverkehr zu dienen hat und insbesondere guten Anschluß an die Schnell züge 233 Reichenbach-Dresden, 127 Leipzig- Dresden und 42 Berlin-Dresden vermitteln soll. Infolgedessen kann er weder in der beantragten Weise für den Lokalverkehr dienst bar gemacht werden, noch eine spätere Abfahrts zeit erhalten. Hierdurch erledigt sich auch die Verschiebung des Zuges 1119 Arnsdorf- Kamenz. Bezüglich der weitergewünschten Früherlegung des Abendpersonenzuges 1110 Kamenz-Arnsdorf ist zu erwähnen, daß auch diese nicht ausführbar ist, weil sonst der An schluß vom Personenzug 327 von Senftenberg in Kamenz verloren gehen würde. Die Früh erlegung dieses Zuges wurde seitens der Königl. preußischen Staatsbahnverwaltung «egen des Anschlusses in Hohenbocka an den Falkenberger Zug abgelehnt. Unter diesen Umständen sind wir zu unserm Bedauern nicht in der Lage, dem Gesuche näher tre ten zu können." — Der 13. sächsische Feuerwehrtag wird in Uebereinstimmung mit dem früher gefaßten Beschluß vom 4. bis mit 6. August d. I. in Glauchau abgehalten. — Das große Rundgemäldejdes Schlach tenpanoramas in Dresden „Die Sachsen vor Paris" ist nunmehr seit Jahresfrist aufgestellt und seitdem von 50,000 Personen besichtigt worden. Während das früher dort befindlich gewesene Bild „Die Schlacht bei St. Privat" bald 10 Jahre lang im Panorama ausgestellt worden war, beabsichtigt die Verwaltung jetzt viel öfter einen Wechsel eintreten zu lassen und steht deshalb bereits wieder in Unterhand ¬ lungen, um in nicht zu ferner Zeit ein neues Gemälde vorsühren zu können. — Schon von den frühesten Morgen stunden des letzten Sonnabends an herrschte der regste Verkehr in den reichen Festschmuck tragenden Straßen Dresdens, besonders die Einzugsstraßen. Das Wetter war mild und freundlich. Die zahlreiche Menge brach in begeisterte Hochrufe aus, als das plinzliche Paar den Bahnhof verließ; zunächst schritt der Prinz die Front der Ehrenkompagnie des Schützenregiments ab. Sodann bestieg oer Prinz mit der in Liebreiz uns Jugendfrische erstrahlenden Gemahlin, welcher im Warte salon ein Schulmädchen einen kostbaren Blu menstrauß überreichte, den Galawagen, welcher auf dem ganzen Wege vontz der vieltausend köpfigen Mengejvon stürmischem Jubel begleitet wurde. Auf die Ansprache des Oberbürger meisters um Rathause dankte der Prinz mit herzlichen Worten. Im Residenzschlosse wur den die Neuvermählten vom Königspaare, den Prinzen und Prinzessinnen und der Herzogin von Genua überaus innig begrüßt. Die Für stenhäuser der Nachbarstaaten entsendeten Spezialgesandte zu dem Festtage. Um 12 Uhr fand Ceremonientafel statt; die Marschalls tafel hatte 95 Teilnehmer. Se. Maj. der König empfing mittags ^12 Uhr den Ober hofmeister Minckwitz, welcher die Glückwünsche des Herzogs von Sachsen-Altenburg zur Ver mählung des Prinzenpaares übermittelte, in Audienz. — Am Sonnabend findet auf dem Alaunplatze zu Dresden die Vorparade zu der am Montag darauf stattfindenden Königs parade statt. Die Parade kommandiert Generalleutnant v. Kirchbach. — Am Sonntag nachts brannte in Bautzen das dem Privatier Bartsch ^gehörige an der Fischergasse belegene Restaurations grundstück nieder. Auch das an das Bartsch- sche Grundstück angrenzende Zillersche Haus .wurde arg beschädigt. Der Dachstuhl Desselben brannte ziemlich aus. Es harren 'in Bautzen nunmehr 6 Brandstellen-Komplexe ganz oder teilweise der Bebauung. — Die anhaltende Trockenheit giebt in Ken landwirtschaftlichen Kreisen zu immer lebhafteren Klagen Veranlassung. Nach den von verschiedenen Seiten vorliegenden Meld ungen haben die im Allgemeinen gut über winterten Saaten infolge des mangelnden Regens im Laufe der letzten Wochen bereits derart gelitten, daß teilweise das Schlimmste befürchtet werden muß. Die gedrückte Stim mung, welche anläßlich der unvermeidlichen Konsequenzen des deutsch-russischen Handels vertrages bei unseren Landwirten ohnehin schon vorherrscht, erhält durch solch uner quickliche Zukunfts-Aussichten natürlich noch eine weitere bedenkliche Steigerung. — Endlich ist man des Handelsmannes Donner aus Halle, der beschuldigt wird, den Gutsbesitzer Lehmann aus Flößbergbei Born , ermordet zu haben, habhaft geworden. Er ist bereits in das Landgerichtsgefängnis zu Altenburg eingeliefert worden. Daß er kein reines Gewissen hat geht daraus hervor, daß er sich von einem rc. Angram Legitimations papiere verschaffte und unter dessen Namen reiste. Wie die „Merck. Ztg." meldet, ist die Verhaftung erfolgt, nachdem Donner von Angram, mit dem er sich veruneinigt hatte, bei der Polizei denunziert worden war. Nach einem anderen Gerücht soll Angram in der Zeitung gelesen haben, daß auf Donners Preis. Heu 50 Kilo 75 67 25 60 40 50 50 5 28 2 2 10 II 5 6 7 7 7 11 kl' 75 kl. 62 77 kl. 68 6 50 20 80 E i n g e s a n d t. Eine allgemeine Betrügerei hat sich im Laufe der Zeit hier wie in anderen Orten eingeschlichen, welcher ein großer Teil der Bewohnerschaft zum Opfer fällt. Dagegen vermag sich selbst der Vorsichtigste nicht zu schützen, denn gewöhnlich wird dieser Betrug von Leuten ausgeführt, welche durch Mani pulationen verschiedener Art es verstehn, ihre Opfer zu täuschen und das Augenmerk von sich abzulenken. Dieser Betrug besteht näm lich in Fälschung der Butter mit Margarine. Um dieser schändlichen Betrügerei einmal ein Ende zu bereiten, macht Einsender dieses den Ortsbehörden den Vorschlag, auf Polizei wege eine Kommission zu bilden, welche un nachsichtlich die Verfolgung dieser schändlichen Betrügerei aufnimmt, so daß jeder verdäch tige Fall zur Anzeige und gründlichen Unter suchung gebracht werden kann. Die Dank barkeit des Publikums, welches unter diesen Betrügereien zu lecken hat, würde gewiß den Behörden in reichem Maße zu teil werden. böchstrrpliedngsi-r Preis. Marktpreise in Kamenz am 12. April 1894. Kroptewitz bei Leisnig fanden vor einigen Tagen Kinder einen Topf, in dem der Leich- j nam eines neugeborenen Kindes enthalten war. Ueber diesen unheimlichen Fund schwebt jetzt noch ein rätselhaftes Dunkel. — Am Freitag morgens hat sich in einer auf Ellefelder Flur gelegenen Wasser- ! loche eines Steinbruchs der Modelltischler Knocke aus Niederschlema ertränkt, nachdem derselbe am Abend vorher in der Hausflur eines in der Bleiche gelegenen Wohnhauses sich erhängen wollte, aber dabei von Haus bewohnern überrascht wurde. Im Stadt krankenhause zu Falkenstein suchte er sich mittels Lampendrahtes zu erdrosseln, ^vurde aber auch hierbei vom Wärter verhindert. — Eine Mutter, die kein Herz für ihr Kind hat, gehört Gott sei Dank zu den Sel tenheiten; eine solche Seltenheit ist leider in Leipzig wieder einmal zu verzeichnen, da die 30jährige Frau eines Kaufmanns ihr 7 jäh riges Kind fortgesetzt dermaßen gezüchtigt hat, daß ernstliche Folgen für dasselbe nicht aus geschlossen sind. Die unnatürliche Mutter wurde verhaftet. ». 5 7, 7 8 7 12 Ermittelung eine Belohnung von 300 Mare ausgesetzt worden ist und darum zur Anzeige ! geschritten sein. Donner wurde bereits am ! Mittwoch in Bielefeld verhaftet. — Am Donnerstag Abend war ein an! der Elisenstraße in Chemnitz wohnhafter, 63 Jahre alter Schuhmacher stark betrunken m seine Wohnung, die er allein inne hatte, gekommen. Man hatte nichts wieder von ihm gehört. Auf eine Anzeige des Hauswirtes hin wurde am Freitag Abend die betreffende Wohnung polizeilich durch einen Schlosser ge öffnet und der Mann tot in seinem Bett vor gefunden. Nach ärztlichem Ausspruch soll zu starker Genuß von Alkohol die Todesursache gewesen sein. — In nicht geringe Verlegenheit ist vor' einigen Tagen ein Mann aus der Umgegend von Zwickau dadurch geraten, daß er in einem Eisenbahnzuge mit einer vom vorigen Jahre abgestempelten Rückfahrkarte, die nur zur Hälfte abgefahren war, betroffen wurde. Seine Versicherung, er habe bei seiner Abfahrt von der Heimatsstation eine Fahrkarte gelöst, sowie die Angaben von Zeugen, daß dies geschehen, half nichts, der Betreffende mußte 6 Mark Strafe zahlen. Später fand derselbe jedoch in einer Falte seiner Kleidertaschen die richtige Fahrkarte, und es stellte sich heraus, daß er die im vorigen Jahre nicht abgefah rene Karte, anstatt zu vernichten, gerade ein Jahr lang in den Taschen herumgeschleppt hatte und nun durch die Verwechselung in Unannehmlichkeiten geraten war. Er erhielt nach Aufklärung des Sachverhalts, zwar den Strafbetrag zurück, wird aber für die Folge sich hüten, abgelaufene Fahrkarten in den Taschen aufzubewahren. — Am Montag vormittags 11 Uhr wurde Lunzenau durch Stürmen mit einer Glocke plötzlich in Aufregung versetzt. Es brannte in dem Hause des Zimmermanns Z. auf dem Brühl. Ueber die Ursache des Brandes erfuhr man folgendes: Der Ein wohner F. war vor einigen Tagen festge nommen worden, wurde aber am Montag wieder auf freien Fuß gesetzt. Wenige Stun den darauf brannte der unzurechnungsfähige Mann in rätselhafter Absicht seine Betten an. Durch schnell herbeigeeitte Leute wurde der Brand noch im Entstehen unterdrückt. Der gefährliche Mensch wurde einstweilen hinter Schloß und Riegel gesetzt. — Durch den großen Brand der Stier- schen Fabrik in Elsterberg sind bedauerlicher Weise gegen 200 Arbeiter brotlos geworden. — Seit einiger Zeit ist der Schutzmann Döring aus Annaberg spurlos verschwunden. Derselbe hat sich von einem Patrouillengange weg nach seiner Wohnung begeben, daselbst Zivilkleider angelegt und sich unter dem Vor geben, einen Transport nach Schwarzenberg zu haben, entfernt, ohne bis heute zurückge kehrt zu sein. Die Gründe für sein Ver schwinden werden in mißlichen Vermögensum ständen gesucht. — Eine verhängnisvolle Spielerei be ging am Freitag in Buchholz der 12jährige Schulknabe siedel. Derselbe füllte eine leere Flasche mit ungelöschtem Kalk und goß Waßer darauf. Mit lautem Krachen ex plodierte die Flasche und der Knabe wurde durch die umherspringenden Glassplitter im Gesicht schwer verletzt. Dos Augenlicht ist gänzlich erloschen und es bleibt fraglich, ob dasselbe wiederkehrt. — Im Schilfe des Rittergutsteiches zu Dresdner Schlachtviehmarkt. am 16. April 1894. Auf dem letzten Schlachtviehmarkt waren zum Verkauf gestellt: 6 s? Rinder, 10^9 Schweine, ft70 Hammel und 342 Aäiber^ in Summa 3302 Schlachtstücken. Für den Zent» ner Schlachtgewicht von Rindern bester Sorte wurden 57—6s Rik., für Riittelware einschließl. guter Rühe wurden 53—56 Rik., für leichtere Stücke 45—50 Rik. bez. Lngl- Lämmer das paar im Gewicht zu 50 Rilo Fleisch 60—62 Rik., das paar Landhammel in derselben Schwere 55—58 Rlk. Der Zentner Schlacht, gewichr von Landschweiuen engl. Kreuzung galt 46—49 Alk-, zweiter Wahl hiervon 43—45 Nik. HOO Pfd. 50 Kilo. Korn Weizen Gerste Hafer Heidel« m Hirse Stroh 1200 Pfund Erbsen 50 Kilo H Kartoffeln 50 Kilo