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Allgemeiner Anzeiger : 28.03.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189403280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18940328
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18940328
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1894
-
Monat
1894-03
- Tag 1894-03-28
-
Monat
1894-03
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 28.03.1894
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neu. ist, das wollen Sie mir (Fortsetzung folgt.» W 17 des Abschiedes von Carmen war noch zu aber er sah ein, daß das unmöglich war. Carlos Telles: Oberst Telles! Im nächsten Augenblick allein. Er hatte aufgehört, zu kämpfen und erwartete Vorschlägen, daß Sie bald nach Lanccdene gehen und dort alles vorberciten. Das Gut wird viel abwerfen, nun keine Schulden mehr darauf ruhen. Ihre Mutter wird vielleicht den Witwensitz vor ziehen, doch das sind Dinge, die wir später, be- bedenken können. Jetzt werden Sie wohl Klara gern sprechen wollen?" Lord Reyeburn hätte viel darum gegeben, den Moment noch hinauszuschieben; das Weh und für den Verkehr auf schwierigem Gebirgs terrain wäre das also ein neuer und schätzbarer Vorteil. Die überaus fetthaltige Milch wird selbst in der Urheimat vor dem Genuß verdünnt; in Bayern würde sie gerade in den Alpen sennereien zur Mischung mit Kuhmilch vor Vor teil werden für Butter- und Käsebereitung. Die Kleinbauern würden eine sehr ertragreiche und neue Erwerbsquelle finden, die an sich gewiß aller Beachtung wert ist. Es wäre das Experi ment so am leichtesten zu machen, daß etwa ein paar Renntiere vielleicht in der Nähe eines der Beobachtung günstig liegenden Forsthauses (wie in der Valepp, Obergrainau, Vordereck, Graseck) in einer größeren Einfriedung, die Moose und Flechten aufweist, ausgesetzt wird, um zu sehen, ob und welche Nahrung die Tiere überhaupt annehmen. der Menschheit, im Namen der Bagäenser Ge sellschaft, im Namen Ihrer Soldaten, ja, im Namen der Soldaten beider Parteien bitte ich geworfen wird. Hierauf gründet sich eine Er findung eines Spielzeuges. Es handelt sich, wie das Internationale Patentbüreau von Hei mann und Komp, in Oppeln mitteilt, uni ein kleines Schiff, das in eine mit Wasser gefüllte Schüssel gesetzt wird. Am Hinterteil ist ein kleines Fläschchen angebracht, worin sich ein passend zugerichtetes Stück Kampfer befindet. Das so eingerichtete Schiff bewegt sich, sobald es ins Wasser kommt. Ilm Stillstand zu be wirken, braucht man nur einen Tropfen Oel ins Wasser zu gießen. Dieses sich selbst fortbe wegende Schiff dürfte den Kleinen gewiß viel Vergnügen bereiten. Leinwand haltbar zu machen. Um Getreidesäcke, Wagenplanen re. recht haltbar und dauerhaft zu machen, lasse man 1 Kilogramm gute Eichenrindenlohe in 12 Liter kochenden Wassers mischen, dann die Sack- oder Planlein- wand in diesen Absud legen und 24 Stunden lang darin liegen. Hierauf wird die Leinwand in reinem Wasser ausgewaschen, getrocknet und verwendet. Für 8 Meter Leinwand genügt 1 Kilogramm Eichenlohe. Durch dieses Ver fahren wird die Leinwand vor Fäulnis geschützt und dauerhaft gemacht. Rostflecken auf Stahl. Man bestreiche die Stahlgegenstünde mit Salatöl, reibt es recht gut ein und läßt es 48 Stunden stehen, dann reibt man sic mit pulverisiertem ungelöschten Kalk ab, worauf die Flecken verschwinden werden. Gegen Hausschwamm. Als wirksames Mittel gegen Hausschwamm wird Petroleum empfohlen. Das Hotz wird von dieser Flüssig keit leicht durchdrungen, der Pilz vollständig zer stört und die weitere zerstörende Einwirkung desselben verhindert. Bestreicht man Holz und Mauer tüchtig mit Petroleum, so wird der Pilz schwarz, die an dem Mauerwerk haftenden Teile des Pitzes lösen sich los, und der Schwamm stirbt gänzlich ab. Holzwolle im Hühnerstall. Die Holz wolle ist ein warmhaltendes Material, welches durch den hohen Harzgehalt das Ungeziefer fernhält. Sehr zweckmäßig dürfte Zusatz von Torfmull sein. Lachtauben füttert man mit Hirse, Kanarien- samen, dazu ein wenig Hanf, auch Weizen, Roggen, selbst Buchweizen, Linsen, Wicken u. a. Zuweilen auch ein wenig Mohnsamen, dann ferner vom zeitigen Frühjahr bis zum Spät herbst etwas Grünkraut, besonders Vogelmiere und zur Aufziehung der Jungen Zugabe von Ameisenpuppen. Zum Mstcn wird eine einfache hölzerne Schale, vielleicht ein Holzteller oder ein - Strohkorb geboten. Der Sexmrnger des Königsteins. Wegen „obdachlosen Herumtreibens" wurde am 19. d. beim Leipziger Polizeiamt ein gebrech licher alter Mann in Haft genommen, dessen Name vor einem halben Jahrhundert in aller Munde war: der Schornsteinfeger Johann Friedrich Sebastian Abratzky, am 22. August 1829 zu Mahlis bei Mügeln geboren, der erste, letzte und einzige Bezwinger der Felsenfeste des sächsischen Königsteins. Am 19. März 1848, vormittags 10 Uhr, begann A. an der südlichen, nach der Stadt Königstein hin gelegenen Fels wand den Aufstieg zur Festung, deren Steil seiten für unersteigbar galten. In einer Felsen spalte mit Rücken und Knieen, wie der Essen kehrer im Schlot, sich in die Höhe schiebend, fand er nach einstündigem Klettern die Spalte durch eine beim Bau der Festungsmauer von oben herabgefallene Platte gesperrt; er schwang sich darüber hinweg und brachte sie dadurch zum Absturz in die Tiefe. Mittags '/-12 Uhr, also nach anderthalbstündigem Klettern, langte der Tollkühne außen an der Festungsmauer an, über die er auf seine Hilferufe von der Schildwache hinaufgezogen werden mußte. Seine Hoffnung, oben für sein Stücklein eine Belohnung zu er halten, erfüllte sich in unerwartetem Sinne: er wurde als preußischer Spion behandelt und er hielt 12 Tage Arrest. Die Ersteigung wurde aber bald bekannt und erregte allenthalben das größte Aufsehen. Leider hat A. andere Hemm nisse in seiner Lebensbahn nicht mit gleichem Ruhm überwunden: er ist später mit den Straf behörden öfter in Berührung gekommen und sogar wegen Diebstahls wiederholt bestraft worden. Und während wohl der Schullehrer in der Vaterlandskunde den Kleinen mit dem Königstein auch den Abratzky nennt, während auf der Festung selber der führende Unteroffizier dem Fremden die gefährliche Aufstiegstelle zeigt, zieht der Vielgenannte als Landstreicher von Ort zu Ort. Gerade am 19. März, dem 44. Jahrestage seines Aufstiegs, wurde er, wie schon anfangs gesagt, verhaftet. Die Renntier-Anstebelungsfrage in Hayern. Die Akklimatisierung der Renntiere im bay rischen Gebirgsland, von der jetzt viel in der Münchener Presse die Rede ist, wäre als ein Experiment zunächst für Jagdliebhaber in Er wägung zu ziehen. Einesteils um die Tiere an das Klima im Freien zu gewöhnen, andernteils um beobachten zu können, ob und welche Gräser und Moose angenommen werden, um eventuell deren Anpflanzung später an geeigneten Lagen vorzunehmen. Die Nahrungsfrage dürfte zu dem so diffizil nicht sein, denn in zoologischen Gärten hat man die Renntiere nach und nach an Gras- und Heufutter gewöhnt; die Herde in dem Berliner zoologischen Garten wird z. B. uur mit einheimischen Futterstoffen erhalten und gedeiht gut, vermehrt sich auch trotz beschränkter Raumverhältnisse. Die spätere Generation der einmal akklimatisierten Renntiere ließe sich dann bei den gemachten Erfahrungen über ihre Lebens weise unter den veränderten Verhältnissen am ge eignetsten für die beabsichtigte landwirtschaftliche Zucht als Nutztier mit sicheren Aussichten ver wenden. Der große Wert der Tiere ist unbe streitbar. Abgesehen von dem vorzüglichen Fleischertrag, das allgemein selbst dem Rehwild- pret als zarter und würziger im Geschmack vor gezogen wird, liegt auch in der Gebrauchsfähig keit dieser vielseitigen Tiere als Trag- und Zug kraft (letztere bis zu vier Zentner) ein Gewinn Gemeinnütziges. Die Unglücksfälle, die durch Ausgleiten auf metallenen Belagplatten, Treppenstufen u. s. w. entstehen, sind besonders im Winter sehr häufig. Vor einigen Jahren haben sich deshalb manche Polizeiverwaltungen veranlaßt gesehen, eine eigene Verordnung über die an öffentlichen Straßen zur Verwendung gelangenden Belegplatten zu erlassen. Sehr praktisch erweist sich eine von Mason in London erdachte Gestaltung solcher Platten, die diesem Uebelstande bestens abhilft. Die Tritt flächen solcher Platten sind mit Nuten versehen, die nachträglich mit Blei ausgegossen werden, so daß also die Oberflächen solcher Platten ab wechselnd Streifen aus Gußeisen und Blei zeigen. Das weiche nachgiebige Metall verlecht dem Fuße einen festen Halt und kann sich dieses auch nicht rascher abnutzen, wie die eisernen Zwischen teile, läßt sich aber auf jeden Fall durch Nach gießen leicht wieder ersetzen. In England ist dies System schon bei vielen Brücken, in öffent lichen Gebäuden bei gußeisernen Treppen re. in Anwendung und bewährt sich bestens. Ein Spielzeug. Bekanntlich besitzt der Kampfer die Eigenschaft, sich im Wasser fortzu bewegen, sobald er in kleinen Stücken hinein- GrrichtshaUe. Erfurt. Ein Urteil von weitgehendem Inter« esse füllte dieser Tage das hiesige Landgericht. Der Tischler L. Laufer aus Erfurt war wegen Beleidigung des Anwaltes Danz zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt worden. Hiergegen legte er Berufung ein und die Strafkammer hob das erstinstanzliche Urteil auf, sprach den Angeklagten frei und belastete die Staatskasse mit den Kosten. In der Urteilsbegründung heißt es: Es ist richtig, daß der Angeklagte den Amtsanwalt da durch beleidigte, daß er (Laufer) in öffentlicher Sitzung, nachdem dieser 3 Monate Gefängnis beantragt hatte, dem Amtsanwalt vorwarf, er sei ihm feindlich gesinnt. Ferner dadurch, daß Laufer in einer Beschwerdeschrift behauptete, der Amtsanwalt sei parteiisch gegen ihn vorgegangen. Dieses sind Sachen, die den Anwalt verächtlich machen und in der öffentlichen Meinung herab würdigen. Es steht aber unzweifelhaft fest, daß Laufer in Wahrnehmung berechtigter Interessen handelte. So wie er als Angeklagter berechtigt ist, die Richter gegen ihn für befangen zu halten, so ist er auch zu der Annahme berechtigt, daß der Amtsanwalt ihm nicht geneigt sein könnte. Posen. Die Strafkammer des hiesigen Landgerichts verurteilte den Subdirektor der Kasseler Viehversicherungs-Gesellschaft A. Pantzer wegen wissentlich falscher Anschuldigung zu einer ganz exemplarischen Strafe. Der Angeklagte erhielt nämlich 2^ Jahr Gefängnis. Frankfurt a. M. Ein verbrecherischer Stadtmissionar ist am Mittwoch zu mehrjährigem Zuchthaus verurteilt worden. Der Angeklagte war in fünfzehn Fällen schwerer Sittlichkeits verbrechen mit männlichen Zöglingen der Stadt mission, von denen 12 Zöglingen unter vierzehn Jahren betrafen, überführt worden. Das Urteil lautete auf 4 Jahre Zuchthaus. merkenswert ist. Während der Belagerung von Bags durch Juca Tavares richtete der Kanonikus Bittencourt, Vikar der Parochie und engragierter Förderalist, folgenden Brief an den Oberst „Mein wertgeschätzter Freund Im Namen Gottes, im Namen Anna: „Alles, was alt ist." Sie, übergeben Sie den Platz, darin Sie be fehligen, damit Blutvergießen vermieden werde. Erachten Sie mich als ihren Freund Bittencourt." — Der Oberst sandte darauf folgende Antwort zurück: „Herrn Vikar Bittencourt. Im Namen Gottes, im Namen der Menschheit, im Namen der Bagäenser Gesellschaft, im Namen meiner Soldaten, ja, in meinem Namen erkläre ich Ihnen, daß ich den Platz nicht eher übergeben werde, als bis ich Sie an Ihren Ohren herein gezerrt habe. Oberst Carlos Telles." Bei den heftigen Stürmen in Arkansas und im nördlichen Texas sollen zwanzig Per sonen ums Leben gekommen und hundert ver wundet worden sein. Die Stadt Emery in Texas wurde fast gänzlich zerstört und auch in anderen Teilen wurde großer Schaden angerichtet. lieber, als Sie es sind. Ich habe mir immer einen Sohn gewünscht; der Himmel aber hat ihn mir versagt, Sie müssen ihn mir ersetzen, Viktor!" Die herzliche» Worte rührte : Lord Ryeburn tief, er ergriff die dargebotene Hand und drückte sie warm. „Wie soll ich Ihre Güte vergelten ?" sagte er. „Machen Sie Klara glücklich," erwiderte Lord Gordon, „so bin ich überreich belohnt." „Ich will mein Bestes thun," antwortete Lord Ryeburn, und er nahm sich fest vor, jeden Ge danken an Carmen zu verbannen und seine Pflicht zu thun. Lord Gordon sah auf die vor ihm liegenden Papiere: „Wir haben viel Arbeit vor uns," sagte er. ,Jch wollte keine einleitenden Schritte thun, ehe Ich Sie gesprochen hätte; ich dachte, daß wir morgen eine Zusammenkunft mit den Gläubigern ansetzen und die Hypothek gleich abtragen könn ten; dann ist Lancedene Ihr freies Eigentum." Bei den letzten Worten zuckte Lord Ryeburn zusa »men, er versuchte zu sprechen, aber nur ein Seufzer hob seine Brust. Lancedene frei! Um diesen Preis hatte er sich von Carmen getrennt, hatte der treuesten Liebe entsagt und für sein Leben auf Glück verzichtet. . Lord Gordon beschäftigte sich mit den Pa pieren, um Viktor Zeit zu geben, seiner Be wegung Herr zu werden; erst nach einer Weile fuhr er fort: „Den Zeitpunkt der Hochzeit werden Sie natürlich mit Klara abmachen, doch möchte ich Ruhe. . Nach wenigen Minuten , . kam auf ihn zu und sagte errötend: Mein Vater teilt mir mit, daß Sie mich zu sprechen wünsche», Lord Ryeburn." Er sah das schüre Mädchen an, dessen Herz zu gewinnen jeder Mann hätte stolz sein können und aus dessen Augen wärmste Liebe zu ihm strahlte, und er zwang sich, die Worte zu sprechen, die sie ihm zu eigen machen würden. „Ich habe Ihnen eine Frage vorzulegen, Lady Klara," begann er. „Wollen Sie meine Frau werden? Ich will thun, waS in meiner Macht steht, Sie glücklich zu machen, und Ihnen in Treue mein Leben weihen." „Ich glaube Ihnen," erwiderte sie, und ihre Augen, die voll Thränen standen, zu ihm auf- Gefühle nicht erwiderte. „Wäre er reich und ich arm," dachte sie, „so läge die Sache anders. Jetzt fürchtet er, ich könnte meinen, er liebte mich um meines Geldes willen." Sie idealisierte! ihn in jeder Weise, sie glaubte alles von ihm, nur das eine nicht, daß er sie weniger liebe, als f sie ihn! „Ich kann nicht viele Worte machen," sagte Lord Ryeburn, „aber ich verspreche Ihnen, daß ich Ihnen mein ganzes Leben widmen und jeden Ihrer Wünsche erfüllen werde." „Wollen Sie mir noch eins versprechen? Wollen Sie mich mehr lieben als irgend etwas oder irge. d jemand auf der Welt?" Wie konnte sie ahnen, daß sein ganzes Herz einer anderen gehörte! Sie streckte ihm mit an mutiger Bewegung beide Hände entgegen, er nahm sie und küßte sie. Es war das wenigste und doch das meiste, was er thun konnte! „Antworten Sie," bat sie, das versprechen?" „Ja," erwiderte er und in diesem Augen blick war es ihm ernst damit. Wie konnte dies schöne Mädchen und ihre Liebe ihm ganz gleich gültig bleiben? „Dann gebe ich Ihnen mein Jawort und will Ihnen eine treue und liebende Frau sein." Er zog sie an sich und küßte sie. „Sie müssen mich lehren, Lancedene lieben," sagte sie nach einer Pause, „ich freue mich, es kennen zu lernen, hauptsächlich, weil es Ihre Heimat ist, und dann soll eS so schön sein. Ich werde mit der Zeit ebenso daran hängen wie Sie." schlagend, fuhr sie fort: „Sie haben mich zur Frau begehrt, Lord Ryeburn, aber Sie haben kein Wort von Liebe gesprochen." Lord Ryeburn würde viel darum gegeben haben, dies zu können. Sie sah so liebenswert aus und war ihm so nahe, daß er ihr Gesicht hätte küssen, ihre anmutige Gestalt hätte umfassen können, aber er that es nicht. Trotz aller Vor sätze dachte er nur an Carmen und hier vor ihm stand das Mädchen, welches ihm Gold und Liebe bot, für deren Annahme er keine Worte fand! „Ich habe Ihre Antwort noch nicht erhalten, Klara, wollen Sie mein Weib werden?" Sie sah ihn mit ihren großen Auge» fest an, als wollte sie auf dem Grunde seiner Seele lesen. „Ich wollte, ich wüßte genau, was Sie von mir begehren!" Der Duft der Blumen, die an ihrem Gürtel steckten, betäubte ihn, der Glanz ihrer Augen verwirrte ihn; er hätte kein Mann sein müssen, wenn er kalt geblieben wäre. „Ich habe es doch deutlich gesagt: Sie, Sie selbst, Klara, möchte ich mein eigen nennen." „Weil Sie mich lieb haben? Wird es Ihnen so schwer, mir das zu sagen?" „Ich will Sie treu und ehrlich lieben," erwiderte er und nahm sich fest vor, sein Wort zu halten. „Dann bin ich zufrieden, wenn Sie auch mehr von der Zukunft, als von dec Gegenwart sprechen." Sie meinte nicht ganz, was sie sagte. Sie war ihr ganzes Leben lang so verwöhnt und geliebt, eS schien ihr unmöglich, daß jemand ihre Kuntes Allerlei. Siebzehn Jahre ist ein Brief unter wegs gewesen, der am 16. Februar 1877 aus Nest bei Groß-Mölln (Regierungsbezirk Köslin) an „Hermann Schwartz an Bord des Amerika fahrers „Bark", zur Zeit Havre" abgesandt worden war. Er ist am 19. Februar in Havre eingetroffcn und Hai, da der Adressat nicht zu finden war, zurückgehen sollen, wie ein ver blaßter schwarzer Stempel mit der Inschrift „retour" zeigt, ist aber erst nach 17 Jahren und 1 Monat der deutschen Postbehörde ausgehändigt worden. Diese hat ihn am 20. September dem jetzt in Berlin wohnenden Absender zugestcllt. Dösch hat er gern. „Bengel, wie kannst dich unterstehn, dem Herrn deine Zunge aus zustecken!" — „Dösch hat er gern, er will'sch öftersch, dösch is unser Doktor!" Ein neues Insekt. Lehrer: „Nenne mir ein nützliches Insekt, Karl!" — Karl: „Die Biene." — Lehrer: „Gut; und du, Fritzchen?" — Fritzchen: „Die Not-Bremse!" Beiderseitiges Bedauern. Frau Müller: „Es ist doch merkwürdig, daß sich die Männer immer lieber Söhne als Töchter wünschen. Genau so war's auch bei meinem Vater, der sehr bedauert haben soll, daß ich kein Junge geworden bin!" — Hm Müller: „Und wenn du erst wüßtest, wie ich das bedaure." Unter guten Freundinnen. Alma: „Der Baron Falter sagte mir eben, ich hätte ein klassisches Gesicht; was ist eigentlich klassisch?" Vermittler zu. Verschiedene Absender suchte er persönlich auf, schloß Kontrakte ab und ließ sich . von jedem 3 Mk. zahlen. Selbstverständlich ! ließ er dann nichts mehr von sich hören. Polizeilicherseits fahndet man eifrig nach dem Schwindler. Riesenkarpfen. In Lyon wurde ein Karpfen von 12 Kilo 400 Gramm Gewicht und 86 Zentimeter Länge gefangen. Er wurde für 225 Frank gekauft und soll in einem 200 Liter fassenden Aquarium in der Lyoner Ausstellung ausgestellt werden. Einer der's „nicht nötig hatte" der Italiener Jamama in Marseille, ein zwanzigfacher Millionär, machte seinem Leben auf eigen tümliche Weise ein Ende. In einer geräumigen Gruft, die er bereits vor zwei Jahren auf seinem in der Nähe des Prado gelegenen Land gute hatte erbauen lassen, zündete er Stöße von Kohlen und Kleinholz, die er vorbereitet hatte, an und athmete, auf einem Ruhebett liegend, das todbringende Gas ein. Flammentod. In der Nacht zum Freitag verbrannten in einer Feuersbrunst, die in einem Mädchenpensionat zu Roney ausbrach, sechs - Personen. General Booth, der Leiter der Heils armee, ist unerschöpflich in der Auffindung von Mitteln und Anlässen, Steuern für sein Werk auszuschreiben. Im Juli feiert er sein Jubiläum als Geistlicher und da hat er dem Drängen seiner lieben Offiziere, worunter sich ja auch viele seiner nächsten Angehörigen befinden, nicht wider stehen können und hat ihnen die Erlaubnis er teilt, ihm einen Jubiläums-Fonds von 50 000 Pfund zu überreichen. 20 000 Pfund will der großmütige Empfänger selbst dazu beitragen. Eine Dame hat ihn nämlich kürzlich in ihrem Testament zum Universalerben eingesetzt. Neber die Verwendung des Jubiläums-Fonds hat der „General" nach der Sitte der Heilsarmee zu entscheiden. Für die Armen Warschaus! Im ver gangenen Herbst ließen mehrere höhere Polizei beamte in Warschau Sammellisten zum Besten von Theestuben und Nachtlager-Asylen für die arme Bevölkerung zirkulieren. Die Bevölkerung zeichnete namhafte Beiträge. Jetzt hat eS sich herausgestellt, daß die Polizeibeamten den größeren Teil der einkassirten Beiträge unter schlagen haben. Neue Goldfelder. In den unweit der altindischen Stadt Cochiti in Neu-Mexiko ge legenen Jemez-Gebirgen wurden unlängst über aus reiche und vielversprechende Goldfelder er schlossen. In denselben glaubt man die alten Goldminen wiedergefunden zu haben, welche be reits im 17. Jahrhundert von den Spaniern dezw. den in ihren Frohndienst stehenden Im- dianern ausgebeutet wurden. Die außerordent lich harte Knechtschaft, welche die Spanier da mals über die indianische Bevölkerung jener Länder verhängten, trieb die Indianer im Jahre 1680 zur Erhebung, wobei sie alle Spanier entweder niedermetzelten oder verjagten. Während dieser Aufstände ging die Kenntnis der Lage jener Goldminen verloren. Alle Ver suche zur Wiederauffindung derselben blieben erfolglos, da die Indianer alle Zugänge und Spuren sorgfältig verwischt hatten. Jetzt glaubt man dieselben wiederentdeckt zu haben, auf welche Nachricht hin ganze Scharen von Gold suchern nach jenen Bezirken ziehen. Fast ganz Neu-Mexiko ist von dem Goldfieber erfaßt. Die Ergiebigkeit der goldführenden Gesteine schwankt von 150 bis 1000 Dollar die Tonne. Ein amüsanter Briefwechsel. Auf dem brasilianischen „Kriegsschauplatz" hat zwischen einem Vikar und dem Befehlshaber der Re- gieruugstruppen in Bago ein Briefwechsel statt gefunden, der in mehr als einer Beziehung be- „Wenn Lady Klara nicht beschäftigt sagte er, „sonst vielleicht morgen?" „Nein, nein, sie wird Sie gerne sehen, weiß ich, ich werde sie rufen." war Lord Ryeburn gegen das Schicksal es mit apathischer trat Klara ein; sie
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