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Allgemeiner Anzeiger : 11.04.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189404114
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18940411
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18940411
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-04
- Tag 1894-04-11
-
Monat
1894-04
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 11.04.1894
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währten Hände des Herrn Erker rind Buckskin händlers Salomon und die ebenso tüchtige Person meines Onkels Jacob Führt mit Procura fort- f geführt, doch möchte ich dringend bitten, Kassa sendungen nur an mich direkt zu machen. Nähere ' Adresse wird nach Einstellung in Reihe und Glied noch mitgeteilt. Die Börsenstunden in ' Franksurt werden durch meine Abwesenheit nicht beeinflußt, ebensowenig die Stadtspritze I. Hoch achtungsvoll Moritz Führt, Ersatzreservist 1, früher ' Engros- und Detail-Händler. Lieb Vaterland magst ruhig sein, Fest steht der Moritz Führt am Main." Seit einiger Zeit weilt der Präsident des obersten Gerichtshofes von Frankreich in der Festung Glatz. Seine Anwesenheit soll, nach einer Mitteilung, die der ,Polem. Korresp/ von dort zugeht, mit Bestrebungen Zusammenhängen, die auf die Begnadigung der beiden wegen Spionage verurteilten französischen Offiziere Hin zielen. Der genannte Herr habe zunächst die Stimmung sondieren wollen, um eventuell die weiteren notwendigen vorbereitenden Schritte zu veranlassen. Die Unterredung, die zwischen dem französischen Gerichtspräsidenten und dem Kom mandanten der Festung Glatz stattfand, soll indes keinen Zweifel darüber gelassen haben, daß vor läufig Schritte in der angedeuteten Richtung auf keinen praktischen Erfolg zu rechnen hätten. Ten Gipfel der Taktlosigkeit erreichte «in Malermeister in München, der beauftragt war, eine neue Restauration in der Nymphen- burgerstraße auszumalen. Als Hauptbild ließ er „Berg am Starnberger See" mit dem Todes kampfe König Ludwig II. ausführen. Das Bild stellte die Ring- und Würgeszene zwischen dem unglücklichen König und Dr. von Gudden dar, wie sie kaum realistischer ausgedacht werden konnte. Auf behördliche Anordnung wurde das Gemälde, nachdem es bereits zum allgemeinen Gesprächsstoff geworden war, schleunigst über malt und wird sich der Malermeister demnächst wegen groben Unfugs vor dem Schöffengericht zu verantworten haben. Duell. An der luxemburgischen Grenze fand ein Pistolenduell zwischen einem deutschen Offi zier der Metzer Garnison und einem Sohne eines lothringischen Großgrundbesitzers statt. Der letztere ist durch eine Kugel in den Unterleib ge tötet worden. Mehrere Bombenanschläge werden aus Oesterreich gemeldet: In Nachod feierte ein Großindustrieller seinen 70. Geburtstag. Nachdem ihm seine Arbeiterschaft ein Ständchen darge- Lracht hatte, platzte im Vorhause des Fabrik gebäudes eine Bombe. Niemand wurde verletzt. Die Bombe war mit Blei- und Eisenstücken ge füllt, aber nur mit Pulver hergerichtet. — In Przemysl in Galizien wurde ein Bombenanschlag gegen das dortige griechisch-katholische Dom kapitel versucht. Das Hausgesinde entdeckte jedoch rechtzeitig die Bombe und löschte die brennende Zündschnur. Eine mehrköpfige Vetrügerbande, deren Haupt ein wiederholt bestrafter Galizier Schapira ist, wurde in Wien entdeckt. Durch eine aus London an Personen in Galizien gerichtete Kor respondenz, in der denselben die Abgabe angeb licher Falsifikate von Rubeln und sonstiger Noten falsifikate zu ermäßigtem Preise angeboten wurde, lockten die Fälscher seit mehreren Jahren Per sonen, die die Korrespondenz erwiderten, zumeist nach Rotterdam sowie nach verschiedenen Städten Deutschlands, wo denselben größere Geldbeträge unter wohlorganisierten Manövern abgenommen wurden. Wegen Fälschung der Ziehungen der Freiburger Lotterie wird der flüchtige Gemeindesekretär Guinnard verfolgt. Seine letzte Bilanz wies ein Defizit von etwa 100000 Frank nach. Er machte immer großen Aufwand, ohne daß man wußte, woher das Geld kam. DaS System, das Guinnard ver folgte, war ziemlich plump. Von Stadtfrei burger Anleihen werden alljährlich zuerst die Serien und einen Monat später die Gewinn nummern gezogen. In dieser Zwischenzeit kaufte sich Guinnard so viel Lose der gezogenen Serie, als möglich, da er selbst bei der Los ziehung mitwirkte, vertauschte er durch einen ein fachen Taschenspielergriff die gezogene Nummer mit der eigenen und diktierte dem anwesenden Notar seine Nummer. Einem Berner Bankhaus fiel es auf, daß das große Los regelmäßig auf die Serie fiel, von der Guinnard bei ihm zuvor Nummern kaufte; es benachrichtigte nun das Comptoir d'Escompte in Genf und dieses strengte die Klage an. Die Malerin Rosa Bonheur in Paris wurde zum Offizier der Ehrenlegion befördert. Dies ist der erste Fall, daß eine Frau diesen Grad des Ordens erlangt hat. Zum Tode eines Weltverächters. In einem der besten Bezirke der weinbauenden Touraine hatte ein kleiner Rebbauer seit Jahren keinen Tropfen gekeltert. Wenn nicht Hagel oder Reif, so war die Reblaus an seinem Mißgeschick schuld. Der vergangene Herbst brachte ihm aber unverhofften Segen: Fünf Faß zu je 250 Liter des feurigsten Weißweins. „Der ist für mich allein," sagte der Bauer im September trotzig, und seitdem trank er ohne Unterlaß. Am Oster sonntag schlürfte der Mann das letzte Glas der goldigen Flüssigkeit, am Ostermontag fand man ihn in seinem Felsenkeller zwischen den leeren Fässern anfgehängt. In Ostende fand in der Pfarrkirche Peter und Paul in den letzten Tagen ein Trauergottes dienst für die während der letzten fünfundzwanzig Jahre auf See verunglückten Ostender Fischer statt. Die Kirche war überfüllt. Ein bei der Feier verteilter Gedenkzettel führt die Namen von 449 Fischern auf, die von 1859 bis 1894 gestorben sind; 134 hiervon sind auf dem Meere umgekommcn. Das ungünstigste der erwähnten Jahre war 1891, in welchem von 38 gestorbenen Fischern 24 in den Wellen den Tod fanden, das günstigste 1874, in welchem das Fischergeschwader keinen einzigen Verlust an Menschenleben auf See zu verzeichnen hatte. Zu der schauderhaften Soldatenschin derei in Padua meldet die in Florenz er scheinende ,Nazione^, daß der Leichnam des zu Tode mißhandelten Soldaten Evangelista auf mysteriöse Weise aus dem Seziersaal verschwun den sei. Die Nachricht klingt auch sehr mysteriös; der Leichendiebstahl könnte doch den Soldaten schindern kaum etwas nützen. — Unter den Offizieren, die an dem scheußlichen Vorgänge beteiligt sind und jetzt im Untersuchungsarrest sitzen, befindet sich ein Leutnant Blanc, ein Sohn des gegenwärtigen Ministers des Aus wärtigen. Die berüchtigste Brigantenbande Sizi liens, die Bande Maurina, ist am Dienstag durch eine trefflich ausgeführtc Operation einer durch Militär verstärkten Karabinieri - Abteilung fast vollständig aufgerieben worden. Der be rüchtigte Bandit Mazzola nebst mehreren anderen wurden getötet, sechs andere gefangen. Mehrere stellten sich den Behörden. Eine Kavallerie- Abteitung verfolgt die Fliehenden. Auf Seite der Karabinieri gab es nur wenige Verwundete. Als des Einverständnisses mit den Briganten verdächtig wurde in Caltanissette ein reicher Grundbesitzer, Baron Lidesiri-Piraino, verhaftet. Ein Bombendiebstahl ist in Bologna ver übt worden. Aus der dortigen Festung sind auf bisher unaufgeklärte Art 275 Bomben ge stohlen worden. Mehrere Soldaten wurden verhaftet. — In Genua war vor einigen Tagen vor der Hausthür der Redaktion des Journals ,Secolo^ eine mit Sprengpulver und Nägeln ge füllte Bombe geplatzt, ohne größeren Schaden anzurichten. Die Redaktion hat sodann einen Drohbrief mit der Ankündigung erhalten, daß der Anschlag wiederholt werde und daß Dynamit- anschlägc gegen sämtliche öffentliche Gebäude ge plant seien. Ein interessanter Theatertag war für Madrid der erste April. Jeder, der an dem Tage das Theater besuchen wollte, war zum Narren gehalten, freilich ganz absichtslos. Im Alfonso-Theater war die Vorstellung abgesagt, weil die Primadonna plötzlich an der Influenza erkrankt war. In der Alhambra fand keine Vorstellung statt, weil der „Don Pasquale" wegen Mangels an Proben noch nicht klappte. Die Italienische Gesellschaft konnte nicht spielen, weil ihre Garderobe noch nicht angelangt war, und in Eslava endlich war der Tenor — mit einer Choristin durchgcgangen! Die Fahrkarte eines Schweines. Auf einer Station der russischen Südostbahn erschien ein Passagier mit einem Schwein, so erzählt der Plauderer in der ,Now. Wr/. Möglicherweise war dieser Passagier der bekannte Klown Durow. Der Bahnkassierer, der dem Passagier eine Fahr karte überreichte, machte Schwierigkeiten und wollte für das Schwein keine Fahrkarte ver abfolgen, da er nicht wußte, welchen Preis er für die Fahrkarte erheben sollte. In seinen Zweifeln wandte er sich an den Gehilfen des Stationsvorstehers; dieser bedachte sich nicht lange und befahl für das Schwein ein Passagier- billet zu verkaufen, auf welches er eigenhändig mit seiner Unterschrift vermerke: Diese Fahrkarte benutzt an Stelle eines Passagiers ein lebendes Schwein. Einen recht liebenswürdigen Brief hat, wie man schreibt, argentinischen Blättern zufolge, der Bundesrichter von Chaco an den Provinziäl- gouverneur, den General Uribcrn, mit dem er in Meinungsverschiedenheiten geraten war, ge richtet. Der weise und milde Daniel schrieb seinem militärischen Widerpart wie folgt: „Mein Herr! Wären Sie nicht ein Mann, der infolge seiner Laster an Gehirnerweichung und Verfall leidet, so hätte ich manches vorzubringen; so aber wäre mit Ihnen zu streiten, wie wenn man mit einem weingcfüllten Schlauch sich streiten wollte. Ich fordere Sie auf, mir, wo es Ihnen beliebt, entgegenzutreten und ich werde Ihnen beweisen, daß ein Ehrenmann das Prahlen eines Feuerwerks-Generals, der eine Schande und Schmach für die argentinische Armee ist, nicht fürchtet. Gerichtshalle. Hagen. Ein Wucherer schlimmster Sorte, der übrigens wiederholt mit dem Zuchthaus intime Bekanntschaft hatte, ist in der Person des Händlers Moses Spiegel von der hiesigen Strafkammer unschädlich gemacht worden. Der gute Mann hat nur 500 bis 800 Prozent ge nommen, indem er aus einem Wechselchen durch Prolongation auf Wochen das Doppelte und Dreifache herauszuschlagen wußte. Nun muß er 7 Monate brummen (wurde auch sofort ver haftet), muß 600 Mark Geldstrafe zahlen, (was ihm am meisten schmerzen dürfte) und hat drei Jahre Ehrverlust erlitten. Gera. Ein interessanter Prozeß beschäftigt zur Zeit die hiesigen Gerichte. Ein Herr hatte schon seit längerer Zeit die empfindlichsten Zahn schmerzen auszustehen, bis er sich ans den drin genden Rat eines Zahnarztes den schmerzhaften Zahn entfernen ließ. Derselbe war aber ein wahres Monstrum und hatte wurmartige, ver knorpelte Wurzelfortsetzungen bis zu zwei Zenti meter Länge. Nachdem die schwierige und mit der größten Sorgfältigkeit ausgeführte Operation vorüber war, nahm der Zahnarzt den Zahn an sich, um ihn seiner Sammlung interessanter und abnormer Zahnbildungen einzuverleiben. Der Operierte verlangte indes den Zahn als sein Eigentum und da eine gütliche Einigung nicht zu stände kam, so erfolgte — Anzeige wegen Unterschlagung. Der Angeklagte hat sich auf die Anklage eingelassen, da er behauptet, die Aneignung des Zahnes stütze sich auf ein für Operation der fraglichen Art bestehendes uraltes Herkommen. Vom rechtlichen Gesichtspunkte führt der Angeklagte aus, daß gar keine Unterschlagung vorliege, da durch die Einwilligung in die Operation eine Eigentums- und Besitzaufgabe eingetreten sei. In dem Augenblick, wo der Zahn von dem Körper losgetrennt sei, sei er herrenloses Eigentum geworden und sofort in den Besitz des Operateurs übergegangen. Von einer Unterschlagung oder sonstigen strafbaren Handlung sei keine Rede. Auf den Ausgang dieser Sache, die wohl auf dem Zivilwcg aus gefochten werden wird, ist man nicht nur in juristischen, sondern auch in Fachkreisen in an- betracht der Folgen höchst gespannt. Offenburg. In dem am 29. März nach dreitägiger Verhandlung beendeten Prozeß gegen den Bauunternehmer Katzenberger und Genossen wegen Schädigung deS badischen EisenbahnfiskuS durch Unterstützung der Betrügereien des Ober- Ingenieur Scholl wurde am 5. d. das Urteil publiziert. Die Strafkammer verurteilte Katzen berger zu 5'/«, Azone zu 3, Guth zu 4, Wöß- becher zu 6 und Link zu 1',, Monaten Gefäng nis. Werner wurde freigesprochen. Nochmals die Kneippsche Kur. Vor kurzem brachten wir nach einem Münchener Blatte einen Bericht über die Ersolge des Prälaten Kneipp mit seinen bekannten Kuren und speziell über seinen Aufenthalt in Rom. Am Schluffe hieß es: „daß seine Wasserkur dem Papst und einem Kardinal so schlecht be kommen sei, daß sie sie abbrechen mußten, davon hat er nicht berichtet" (nämlich als er zu Wöris- hofen über seine Romreise sprach). Dazu schreibt uns Herr Pfarrer Loeper in Bütow: „Ich selbst bin in Wörishofen ge wesen und habe dort Hilfe gefunden, und da ich auch über die Erfolge in Rom unterrichtet bin, kam jener Satz mir höchst verdächtig vor. Ich fragte den Herrn Pfarrer Kneipp diescrhalb direkt an, ob irgend etwas Anlaß dazu gegeben haben könne. Ich erhielt zur Antwort, daß absolut nichts vorliege nnd der Satz nur eine bös artige Verdächtigung sei. Der hl. Vater sowie der Kardinal Monaco befinden sich ganz wohl. Als Beweis möge gelten, daß der hl. Vater täg lich große Audienzen gibt." Der Vorwurf der Böswilligkeit kann aller dings weder uns, noch das Münchener Blatt treffen, dem der obige Bericht entnommen wurde. Italienische Blätter waren es, die zuerst die Nachricht brachten, der hl. Vater und Kardinal Monaco hätten die Kneippkur als ihnen unbe kömmlich einstellen müssen. Im übrigen haben wir. der Berichtigung des Herrn Einsenders gern Raum gegeben. Gemeinnütziges. Zur Wohnungshygiene. Bei der Er richtung von Neubauten wird im allgemeinen auf die Zwischendecken wenig Rücksicht genommen und es kommt nicht selten vor, daß Schutt aller Art als Füllmaterial benutzt wird. Das kann unter Umständen sehr gefährlich werden. Meist haben diese Zwischendecken gar keine Ventilation, enthalten aber eine Menge Mikroorganismen und Zersetzungsstoffe, die Kohlensäure entwickeln und an die Zimmerluft abgeben. In manchen Zimmern will zur Verzweiflung der Hausfrau trotz aller Lüftung ein gewisser modriger, meist ein sehr unangenehmer Geruch nicht weichen. Wo das der Fall ist, untersuche man die Zwischendecken, da liegt in den meisten Fällen des Rätsels Lösung. Den Baumeistern sollte eine sorgfältige Wahl des Füllmaterials vor geschrieben werden und der Baupolizei eine sorg fältigere Ueberwachung in dieser Beziehung. Ueber die Ertragsfähigkeit verschiedener Hühnerraffen gibt folgende Zusammenstellung interessante Aufschlüsse. Weiße Brahmas und rebhuhnfarbige Co chins liefern 7 Eier auf ein Pfund und 100 Eier pro Jahr; dunkle Brahmas 8 per Pfund und 70 pro Jahr; schwarze, weiße und gelbe Cochins 8 per Pfund und 100 pro Jahr; Houdans 8 und 150; La Fleches 7 und 150; schwarze Spanier 7 und 150; Italiener 9 und 150—200; Hamburger 9 und 175; Polen 9 und 150; Bantams 16 und 60; Enten 5—6 und 30—60; Gänse 4 und 20; Perlhühner 11 per Pfund und 60 pro Jahr. Kuntes Allerlei. Die Hauptsache.- Erster Sonntagsjäger: „Wollen wir nicht gelegentlich Sonntags 'mal zusammen zur Jagd gehen, Kollege ?" — Zweiter: „Hm, zusammen ...?"— Erster (eilig): „Natür lich . . Diskretion gegenseitig!" Glück. Backfisch: „Denk' dir, Mama, ein Schutzmann auf der Straße hat „Sie" zu mir gesagt." — Mutter: „So? Was hat er denn gejagt?" — Backfisch: „Er hat gesagt: Geh' doch weiter, Sie dumme Gans." Richtige Diagnose. Patient: „Nun sagen Sie mir auchrichtig, Herr Professor, wie steht es mit meiner Lunge?" — Arzt: „Etwas an gegriffen, das ist nicht zu leugnen; aber so lange Sie leben, reicht sie." Lady Klara, „wenn es dir recht ist, will ich deine Mutter bitten, sie mitzubringen." Sie war nicht ganz befriedigt. Ein unbe stimmter Argwohn quälte sie, der keine greifbare Form annehmen wollte. Gegen die Worte ihres Mannes war nichts einzuwenden, aber sein Wesen war so verändert. Es mußte ihre Ein bildung sein. Viktor und Miß Ercell kannten sich nicht, und doch beobachtete sie sie scharf, als sie wieder mit ihnen zusammen war. Sie ent deckte aber nichts; sie sprachen selten zusammen und dann nur in einer kühlen, höflichen Weise, und sie nahm sich vor, das unbehagliche Gefühl zu bekämpfen. Einige Tage später kam Carmen von dem Besuch bei einer armen Familie zurück, der sie im Auftrage der Gräfin einige Sachen gebracht hatte. Im Park traf sie Lady Klara, die schnell auf sie zukam. „Es freut mich, Ihnen zu begegnen, Miß Ercell", sagte sie. „Meine Schwiegermutter hat mir eben versprochen, mit uns nach Lancedene zu kommen, und ich möchte so gern, daß Sie sie begleiteten." Die Worte trafen Carmen wie ein Schlag. Sie hatte nie daran gedacht, als Gast in das Haus zu kommen, dessen Herrin sie hatte werden sollen; wie oft hatte sie Stunden lang Viktors Beschreibung seiner Heimat gelauscht und sich mit ihm ausgemalt, wie sie dort zusammen leben würden! „Nach Lancedene?" wiederholte sie langsam. „Wie gütig Sie sind, Lady Ryeburn." „Sie kommen also?" fragte die junge Frau, und diese direkte Frage brachte Carmen in Ver legenheit. Was würde Lord Ryeburn dazu sagen? Würde es ihm lieb sein? „Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen meinigen Tagen antworte," bat sie, „ich möchte nicht allein darüber entscheiden." Ein Gefühl der Erleichterung kam über Lady Klara; sicher war Carmen Verlovt und wollte erst an ihren Bräutigam schreiben. Sie verabschiedete sich herzlicher als sonst von ihr und setzte ihren Spaziergang fort. Carmens Herz war schwer; warum sollte sie nach Lancedene kommen? Hatte sie noch immer nicht genug gelitten? Sie nahm sich vor, Lord Ryeburns Wünsche zu hören; sie brauchte nicht lange mit ihm zu sprechen, nur fragen wollte sie ihn, ob sie die Einladung annehmen oder ab lehnen sollte. Sie begegnete ihm am andern Tage auf dem Fahrweg, der ins Dorf führte; er wollte mit höflichem Gruß an ihr Vorbeigehen, aber sie blieb stehen und sagte: „Ich möchte Sie etwas fragen, Lord Ryeburn. Klara hat mich nach Lance- deae eingeladen, soll ich hinkommen oder nicht?" Er sah sie bekümmert an und was sie in seinem Blick las, that ihr in der Seele weh. Wir haben uns beide vorgenommen, unsere Pflicht zu thun," fügte sie sanft hinzu. Er verstand die Warnung und bezwang sich, so schwer es ihm auch wurde. „Es wird uns sehr schmerzlich sein," sagte er leise, „aber du möchtest doch gewiß Lancedene gern kennen lernen, Carmen?" Unwillkürlich hatte seine Stimme einen wärmeren Klang angenommen und heiße Liebe I leuchtete aus seinen Augen.. „Ja," erwiderte Carmen, „sehen möchte ich es, aber ich weiß nicht, was richtig ist. Wird es mir verdacht werden, wenn ich ablchne?" „Ich glaube doch, es ist besser, du kommst; meine Mutter und meine Frau würden beide ent täuscht sein." Er hielt plötzlich inne und streckte ihr beide Hände entgegen; ihm war eingefallen, wie lange Monate er im Herzen sie seine Frau genannt hatte. Sie trat einen Schritt zurück. „Ich danke Ihnen für den Rat," sagte sie ruhig," „ich werde mit nach Lancedene kommen, da Sie es für richtig finden." So trennten sie sich, elend im Herzen, aber befriedigt im Gesühl der erfüllten Pflicht. 24. In Lancedene war die alte Gastlichkeit wieder eingezogen. Lord und Lady Ryeburn hatten eine auserlesene Gesellschaft eingeladen und die schönen Räum erstrahlten in glänzendem Licht. Lady Klara hatte gewünscht, als erstes Fest einen großen Ball zu geben-, sie machte die an mutigste Wirtin und ihr liebliches Gesicht strahlte vor Freude und Stolz, Herrin eines so fürst lich eingerichteten Hauses zu sein. Carmen hatte gebeten, sich zurückziehen zu dürfen, aber Lady Klara wollte nichts davon hören. „Dann will ich Ihren Wunsch erfüllen, Lady Ryeburn, aber ein Ball ist kein Ver gnügen für mich." „Trotzdem Sie noch so jung und schön sind, Miß Ercell?" fragte Lady Klara. „Ich habe nie solche Vergnügungen mitge macht," erklärte Carmen, „Sie müssen mich nicht nach anderen jungen Mädchen beurteilen." „Haben Sie sich nie danach gesehnt?" „Nein, niemals," erwiderte Carmen. „Aber Sie sollen sich auf unserem Ball amü sieren, ich werde Ihnen schon nette Tänzer aus suchen ; Lord Ryeburn soll auch mit Ihnen tanzen er tanzt besser als andere Herren." „Nein, nein," rief Carmen aus und wurde blaß, sich aber schnell fassend, fügte sie hinzu: „Ich würde mich fürchten." Lady Klara glaubte, es wäre seine Stellung als Hausherr, die sie verlegen machte, daher be eilte sie sich zu sagen: „Sie müssen sich nicht fürchten, Lord Ryeburn schätzt Sie sehr; wenn er auch füll und zurück haltend ist, stolz ist er nicht!" Still und zurückhaltend! Carmen dachte daran, wie sie ihn in Lissabon gekannt hatte, sein Gesicht strahlend, die Augen lebhaft und stets ein frisches Lachen ans den Lippen. Wie war er verändert! Sie suchte die Unterhal tung zu beenden; solche Gespräche bedrückten sie stets, sie hatte das Gefühl, nicht ganz offen und ehrlich zu sein. Bei den Klängen der Musik sah Lord Ryeburn seine Fran und Carmen nebeneinander stehen, er betrachtete sie einige Minuten. „Niemand könnte sagen, welche die Schönste von ihnen ist," dachte er, „sie sind beide voll kommen." W rl (Fortsetzung folgt.»
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