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zu er es gleichnamigen «Gemälde van B. lvoltze. Der Mutter Uotgroschkn. Nach dem wallte. Dich Hilda nähern?" „Ja!" flüsterte ächzend. „Und warst Du sagte: „Mein Bruder Harry ist gestorben; er hat in Deutschland ein trauriges Ende gesunden. Hätte man mich früher davon in Kenntnis ge setzt, so würde die Hoch zeit heute nicht statt gefunden haben." Gleich darauf verlief; sie das Haus ihres Vaters mit dem Manne, der jetzt ihr angetramer Gatte war, und die Hochzeitsgesellschaft ging still auseinander. Mährend sich dies in Melbourne zutrug, befand ich mich auf der Heimfahrt nach Australien. Ich hatte mich bald lag, er ganz still. Ich wußte nicht, ob noch Leben in ihm war, oder ob die Seele ihn bereits verlassen hatte. nach Absendung des letzten Briefes auf den Weg gemacht; Mutter und Schwester begleiteten mich. Der Dampfer war nach Adelaide bestimmt, und kaum hallen wir uns dort ausgeschifft, da erfuhr ich von einem mir daselbst in den Weg kommenden Bekannten, daß Edith verheiratet sei. Ich will hier nicht versuchen, zu beschreiben, was ich in jenem Augen blick empfand, aber ich bitte Sic, wertester Mr. Sinclair, sich recht in meine Lage und in meine Empfindungen hinein versetzen zu wollen, denn dieselben sollen meine Entschuldigung sein für das, u>as demnächst geschah. In Melbourne angekvmmen, schrieb ich sogleich an Edith und bat sie flehend, mir noch eine einzige Zusammenkunft zu gestatten: ich wollte ihr auf ewig Lebewohl sagen. (Fonsceung f°lgc.) 4* möge, wie Dir von nns und anch die Umstehenden sogleich einen eingehenden Bericht über den Tod des Bruders und auch über das Bekenntnis desselben, wobei ich nicht verfehlte, sie aufs neue meiner 'unwandelbaren Liebe zu versichern, und mit der nächsten Post ließ ich die notariell beglaubigten Aussagen des Bahnwärters und der Arbeiter folgen, wodurch die Wahrheit meiner Mitteilungen bestätigt wurde. Ich hatte meinen Brief vor sorglich an eine dritte Person adressiert, damit sie nicht wieder in "die Lage kommen sollte, mir denselben uneröffnet zurückzu- schickeu. Die Botschaft erreichte sie am Morgen ihrer Hochzeit mit Mr. Hart. Ihr Vater nahm den Brief in Empfang, und als er den Trauerrand desselben sah, beschloß er, ihn der Tvchter erst nach der Trauungsfeierlichkeit einzuhändigen, damit die Kunde, die er enthielt., nicht etwa eine Verstimmung in das Fest bringen möchte. Die junge Frau war soeben im Begriff, ihr Hochzeitsgewand mit dem Reisekleidc zu vertau schen, als ihr Vater ihr den Brief überbrachte. „Ich hielt es für besser, bis jetzt damit zu war ten," sagte er, „es ist möglich, daß er Dir eine unwillkommene Nachricht bringt." Sie öffnete den Brief und überflog seinen In halt. Die HochzeitSgäste standen schweigend und neugierig um sie herum. Sie las den Brief bis zu Ende und dann sank sie ohnmächtig zu Boden. Als sie unter den Be mühungen der anwesen den Frauen wieder zu »sich kam, hielt sie den Bries noch immer in der krampfhaft geschlossen Hand. Ihre Selbst beherrschung war von jeher eine große gewesen, sie bewährte sich auch diesmal. Im Kamin brannte das Feuer. Sie ging festen Schrittes durch das Zimmer, warf das Papier in die Flam men und sah zu, bis cs iu Asche verflog. Dann wendete sie sich zn den erstaunten Gästen und „Harry," sagte ich mit lauter Stimme, „wir bitten Gott, daß er Dir gnädig sein und Dir verzeihen verziehen worden ist." „Amen!" hauchte der Sterbende, sagten „Amen! Amen!" auch, der Hilda von Horace Myddlcton ge trennt hat?" „Ja." „Auf dieselbe Weise?" „In." „Harry," sagte ich, „mir ist auch bekannt, wie schwer und wie oft Du Dich gegen unser Geschäft vergangen hast; auch daS vergebe ich Dir hiermit." Ein geisterhaftes, freu diges Lächeln erhellte sein Antlitz, dessen Züge bereits tief eingefallen waren. „Und Deine Schwester Hilda?" fragte er. „Wenn H^da lM- wäre, so würde auch sie Dir so aufrichtig ver zeihen, >vic ich dies ge- than haoe," sagte ich. Noch einmal lächelte er fast uumcrklich, dann * Harry Stanhope wurde auf dem schönen Kirchhof in der Platterstraße zu Wiesbaden zur Ruhe bestattet. Als Edith seinen Tod vernahm, sorgte sie dafür, daß ein einfaches Marmvrkrenz mll seinem Grabe errichtet wurde. Allein, wie aus dem Geschilderten zu sehen ist, erfuhr sic alles erst, als cS schon zu spät war. Wohl übersendete ich iHv „Percy, vergib mir!" stöhnte er. „Vergib mir. . . ich will Dir alles gestehen! . . . Vergib mir . . . damit ich sterben kann!" „Ich vergebe Dir alles, Harry," sagte ich. „Du vergibst mir . . alles . . . und doch weißt Du nicht ... Aber höre..." Ich winkte den anderen Stillschweig-'n und lauschte mit ge spanntester Aufmerksamkeit. Dicke Schweißtropfen standen auf der bleichen Stirn des Sterbenden, und seine Finger wurden immer kälter. « „Es geht mit mir zu Ende," flüsterte er. „Halte meine Hand fest. . . wenn Du sic berühren magst. . . Ich habe Deine Schwester Hilda geliebt. . . Horace haßte ich . . . und Dich . . . Ich schrieb an..." Er konnte nicht weiter reden. Auf meinen hastigen Wink kam ihm der Wärter mit einein Stärkungsmittel zu Hilfe. „Du schriebst an Deine Schwester?" fragte ich. „Ja ... ich fchrico ihr, daß Du ihr nicht treu wärest . . . Deine Briese hielt ich zurück. . . auch die ihrigen... an Dich." „DaS ist alles?" rief ich, „Alles!" stöhnte er. „Abcr warum thatest Du das?" Er rang nach Atem. Schon hatte der Tod seine Hand auf ihn gelegt. „Ich wollte ... ich wollte. . . mich rächen." « „Dich rächen, Harry?" fragte ich sanft. „Weil ich Dir nicht gestatten