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Allgemeiner Anzeiger : 03.02.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189402036
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18940203
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- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1894
-
Monat
1894-02
- Tag 1894-02-03
-
Monat
1894-02
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 03.02.1894
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Meseritz will sich umtaufe« kaffen. An regung dazu hat die dort vielfach verbreitete Meinung gegeben, daß der Name des Ortes un schön, mit oft widrigen Redensarten in Verbin dung gebracht, bei der Hebung der Stadt von Nachteil wäre. Verbrannt. Vier in einer Wohnung des Hauses Friesenstr. 9 in Hannover eingeschlossene Kinder brachten dort die brennende Petroleum lampe zu Fall. Durch den infolgedessen ent standenen Qualm und Brand fielen drei Kinder dem Ersticknngstode zum Opfer, während das älteste, vierjährige Kind vielleicht dem Leben er halten werden kann. Haus Sachs-Feier iu Nürnberg. In Nürnberg beschloß das Komitee für die Hans Sachs-Feier einen Festzug und andere Veran staltungen. Was das Hans Sachs-Museum in der Katharinenkirche anlangt, so scheint es sich zunächst nur darum zu handeln, die Gründung eines solchen grundsätzlich auszusprechen und vor- zuberciten, während die eigentliche Ausführung allmählich vor sich gehen und die Arbeit späterer Jahre bilden würde. Im Kampf mit einem Wilderer. Der Forstaufseher Gandring aus Kempfeld im Hoch wald überraschte dieser Tage im Walde einen bekannten Wilderer, einen Gastwirt aus Lang weiler, beim Ausweiden eines Rehes. Der Focst- auffehcr verhaftete den Wirt, nahm ihm das Gewehr ab und ließ ihn vor sich hergehen. Beim Austritt aus dem Walde drehte sich der Wilddieb plötzlich um und versetzte Gandrina mit dem in der Tasche geöffneten Messer einen Stich in die Herzgegend. Als der Auffeher den Wil derer trotzdem fesseln wollte, erhielt er noch mehrere Stiche, bis er zusammenbrach. Gerade holte der Wilderer zum tötlichen Streiche aus, als Leute erschienen, vor denen er mit beiden Gewehren in den Wald flüchtete. Gandring liegt hoffnungslos danieder. Der Mlddieb ist später festgenommen worden. Ja, ja, Prozesse muffen sein. In dem rheinhessischen Dorfe Großwinterheim schwebt seit Herbst zwischen einem Bauer und einem Schmied rin Prozeß um 60 Pfennig. Nachdem beide Parteien nebst Zeugen schon einige Male vor dem Gericht erschienen find, ohne daß die Sache zum Austrag kommen konnte, sind für die nächste Sitzung drei Sachverstä dige ernannt, die über den Streitgegenstand (gelieferte Arbeit) ihr Gut achten abzugeben haben. Die ob dieser 60 Pfg. entstehenden Kosten dürsten sich aus 200 Mark belaufen. Selbstmord eines zukünftigen Mil lionärs. Der Oberprimaner Nassauer, Sohn des Millionärs und Weinhändlers in Mainz, er schoß sich im Gymnasium aus Furcht vor dem gramen. Die Pariser Katakomben in Einsturz gefahr. Das Stadtviertel der Saitt«, das sich über den Pariser Katakomben erhebt, ist eine Beute des Schreckens geworden. Dieselben Er scheinungen wie in Eisleben treten auf; die Häuser bekommen Plötzlich gewaltige Risse und der Erdboden klafft an mehreren Stellen aus einander. Viele Bewohner schleppten ihre Möbel fort und verbrachten die letzte Nacht im Freien. Die Untersuchung ergab, daß eine Anzahl Stein pfeiler in den Katakomben tragunfähig geworden ist. Nur die schleunigste Bolzung verhinderte eine Katastrophe. Die Bevölkerung bleibt trotz dem höchst beunruhigt; einzelne Gruppen halten die Wagen an, die das Viertel passieren wollen, wodurch ein fortwährendes Einschreiten der Poli zei nötig ist. Hinrichtung. Am 29. d. bei Tagesanbruch wurde in Lyon der 20 jährige Busseuil geköpft, der eine Dirne ermordet hatte. In Paris er wartete der Pöbel zu derselben Stunde Vaillants Hinrichtung und lief gegen 2 Uhr morgens vor dem Roqucttege^ängniS unter Heulen und Toben zusammen. Die Hinrichtung sollte indes erst Mittwoch oder Donnerstag erfolgen. Tie Prinzessin von Wales wird sich vor läufig — und vielleicht für lauge Zeit — vom gesellschaftlichen Leben zurückziehen. Die Prin zessin hat seit längerer Zeit an einer tiefen Melancholie gelitten, die die Trauer über den als es wetteiferte mit der Gastlichkeit prinzlicher Landsitze und die dort gegebenen Feste nicht ihresgleichen im vereinigten Königreich gefunden hatten. Ec hätte gern die goldenen Tage zurück kehren sehe : und gab darum seine politische Lauf bahn auf. Darin würde, so hoffte er, dereinst sein Sohn ihn vertreten. Der einzige, mit dem der alte Graf viel und gern verkehrte, war Lord Gordon. Dieser, ob gleich von jüngerem Adel, hatte seinen Weg im Leben zu machen gewußt, er war ein reicher Mann und als solcher war ihm die Hand seiner Gattin, die einer dec ältesten Familien entstammte, nicht versagt worden; man hielt seinen Reichtum für ein genügendes Aequivalent ihrem alten Namen und ihrer vornehmen Abkunft gegenüber. Sie hatten nur eine Tochter, Lady Klara, und als diese noch klein war, batten die Väter sich dahin verständigt, daß sie eine Heirat ihrer Kinder wünschten. Lady Mara war die Erbin eines enormen Vermögens, Lord Kilmeyne der eines alten Namens und eines der größten Be sitzungen Englands. Es war keine Abmachung, kein Versprechen gewesen, Graf Ryeburn hatte nur zu Lord Gordon gesagt: »Wenn Sie nach fünfzehn Jahren noch ebenso denken und die jungen Leute einverstanden sind, fo würde mich diese Verbindung sehr freuen." Weiter wurde nie ein Wort darüber geredet, nur einmal, als Viktor sehr begeistert von einigen jungen Damen sprach, sagte sein Vater: »Nimm dich in acht, daß du dein Herz nicht verlierst. Für dich wächst Lady Klara Gordon heran." Viktor hatte das Ganze für einen Scherz an herben Verlust ihres ältesten Sohnes, des Prinzen Albert Viktor, in einen Zustand verwandelte, der zeitweise nur allzusehr an die frühere Kra kheit ihrer Schwester, der Herzogin Thyra von Cum berland erinnerte. Eine lange Seereise im Mittel meer, die sie in Begleitung ihrer Töchter unter nahm, scheint keine dauernde Heilung bewerk stelligt zu haben. Wenigstens hielt sich die Prin zessin selbst von den großen. Feierlichkeiten anläß lich der Hochzeit ihres Sohnes, des Herzogs von Jork, fast gänzlich fern und ist seitdem nur ganz vorübergehend in der Oeffentlichkeit erschienen. Tie Grönländer dürfen ihr Land nicht verlassen. Der bekannte norwegische Kapitän Adrian Jacobsen, dem daS Berliner Museum für Völkerkunde große Sammlungen verdankt, war letzthin in Kopenhagen, um die Genehmigung nachzusuchen, von Grönland, wohin er diesen Sommer zu reisen gedachte, eine grönländische Familie nebst einigen ethnographischen Gegen ständen herüberbringen zu dürfen. Mit dieser wollte er eine Reise durch Europa machen. Ob wohl Jacobsen sich sehr verdient um die Ethno graphie gemacht und nicht in eine Reihe mit ge wissen Unternehmern gestellt werden kann, auch von Virchow die besten Empfehlungen für sein Vorhaben hat, ist es ihm doch nicht geglückt, die notwendige Erlaubnis zur Abholung einer Eskimofamilie zu erlangen. Die Grönländer sollen das Land nicht verlassen. Im Jahre 1877 hatte Jacobsen Grönländer nach Europa führen können, und diese waren verhältnismäßig wohl habend nach Grönland zurückgekehrt. Jetzt ist ihm dies abgeschlagen, selbst gegen Angebot von Sicherheit. Ein „grostartiger" Personenverkehr scheint, italienischen Blättern zufolge, auf der neueröffneten Eisenbahnlinie Avelliuo-Paternopoli zu herrschen. Die auf dieser Linie befindliche Station Parolise-Caudida, die die Gemeinden Parolise und Potito umfaßt, weist vom Tage der Eröffnung Ler Linie, d. h. vom 27. Sep tember 1893 bis zum 20. Januar d. für ver kaufte Fahrkarten, einen Erlös von ganzen 75 Centesimi (60 Pf.) auf. Und dabei hat der Bau dieser Bahnstrecke an 75 Millionen Lira verschlungen. Ein Geschenk für de« Papst. Am 23. d. wurden dem Papst, einem alten Gebrauch zufolge, zwei lebende weiße Lämmer überreicht, mit Bändern und Blumen reich geschmückt; jedes Jahr erhält das Oberhaupt der katholischen Christenheit eine solche Spende von dem Kapitel des heiligen Johannes vom Lateran und der Basilika der heiligen Agnes. AuS der Wolle dieser Lämmer werden die Pallien für den Papst und die Patriarchen hergestellt. Die Tiere wurden in der Basilika der heiligen Agnes geweiht und dann in das Kloster der heilige i Cäcilie auf dem Trastevere gebracht, wo sie von den Schwestern des genannten Klosters übernommen wurden. Lebendig verbrannt ist ein Naphtahändler in Lodz. Derselbe trat in die Wohnung eines Freundes ein, um sich zu wärmen; die Petroleum kanne stellte er auf den Feuerherd. Plötzlich ge rieten seine von Naphta durchtränkten Kleider in Brand; gleichzeitig explodierte die Flüssigkeit in der Kanne. Der Unglückliche glich im Augenblick einer Feuersäule; niemand wagte sich ihm zu nähern. Erst einige Mitglieder dec Freiwilligen Feuerwehr, die nach erfolgtem Alarm erschienen, rissen ihm die Kleider vom Leibe und transpor tierten ihn dann, in Decken gehüllt, nach dem Hospital. Er war jedoch so schrecklich verbrannt, daß an eine Rettung nicht mehr zu denken war; bald nach seiner Einlieferung starb der Un glückliche. Zwei Arbeitslose. Seit zwei Monaten ziehen die amerikanischen Faustkämpfer Corbett und Michell von einer Stadt der Ver. Staaten zur anderen und suchen einen Ort, an welchem! es ihnen gestattet wäre, in Gegenwart von Ver- ehrern der edlen Boxkuust sich gegenseitig eine l Anzahl kräftiger Faustschläge zu versetzen. Sie! sind weder auf der Landstraße, noch auf den i Schienen, noch auf dem Wasser sicher, denn) überall hin folgt ihnen das Späherauge irgend eines Polizisten, so daß sie sich nirgends die Rippen zerbrechen, die Nase zerquetschen oder die Augen ausscklagen können. Der Präsident der Union, die Gouverneure der einzelnen Staaten und die Gesetze des Landes haben das Boxer handwerk plötzlich in Acht und Bann gethan. Es ist erfreulich, daß die Zivilisation endlich auch unter den Dankees ihren Weg macht; hoffentlich kommt es ihnen bald zum Bewußtsein, daß auch das Lynchen verabschcuungswürdig ist. Gericht-Halle. Leipzig. Eine für Radfahrer wichtige Ent scheidung fällte kürzlich der 3. Strafsenat des Reichsgerichts aus Anlaß des nachstehenden Strafsalles. Der Kaufmann Karl Ernst Eiper- stedt in Erfurt ist am 23. Oktober v. I. vom dortigen Landgericht wegen fahrlässiger Körper verletzung zu 50 Mk. Geldstrafe und 40 Nik. Buße, zahlbar an den Vater des verletzten Kna ben, verurteilt worden. Dec betreffende Knabe wollte quer über die Straße laufen und wurde in der Mitte derselben vom Angeklagten, der mit dem Zweirade rasch daherfahren kam, überfahren, wobei er einige Verletzungen erlitt. — Auf die Revision des Angeklagten hob das Reichsgericht das Urteil auf und verwies die Sache an das Landgericht zurück, wobei es ausführte: Die Frage, ob ein fahrlässiges Verhalten vorlag, ist vom Landgericht nicht konkret genug geprüft. Das Landgericht hat an die Spitze seiner Aus führungen den Satz gestellt, daß jeder Radfahrer, wenn er schnell durch die Straßen fahre, an sich unvorsichtig und fahrlässig handle und daß ihn, wenn dabei ein Unfall passiere, stets der Vor wurf der Fahrlässigkeit treffe, für den ec kriminell haftbar gemacht werden müsse, ohne daß eS auf die Gestaltung des einzelnen Falles ankomme. Das aber ist rechtsirrtümlich. Deshalb hat auch das Landgericht dem Einwand des Angeklagten, daß er den Unfall nicht habe vorhersehen können, jede Beachtung abgesprochen, während hätte ge prüft werden müssen, unter welchen Umständen der Erfolg eingetreten ist, endlich ob der Ange klagte denselben voraussehen konnte. Erfurt. Ei eninteressanten Beschlußfaßtedie Straskammer des hiesigen Landgerichts. Der frühere Reichstagsabgeordnete Gutsbesitzer Friedr. Wisser in Windischholzhausen bei Erfurt hatte der in Erfurt erscheinenden ,Thüri ger Zeitung' einen Bericht über eine Verhandlung der Strafkammer am 19. Juni 1891, die ihn (Wisser) von der An klage, den Kreisausschnß des Landkreises Erfurt beleidigt zu haben, freisprach, zum Abdruck zu gesandt. Da der Bericht unleserlich geschrieben war, so begab sich der Berichterstatter der.Thü ringer Zeitung' nach Windischholzhausen und ließ sich dort vom Sohne WisserS den Wortlaut des Be richtes in die Feder diktieren. Darauf wurde der Bericht, der ziemlich scharfe Wendungen ent hielt, abgedruckt. Durch diese fühlten sich die Mitglieder deS Kreisausschusses abermals be leidigt und stellten Strafantrag nicht nur gegen Wisser, sondern auch gegen den Redakteur der ,Thür. Ztg.' und deren Berichterstatter. Der Beschluß, den neuerdings die Strafkammer in dieser Sach« faßte, enthält folgende interessante Stellen: Der Antrag der Staatsanwaltschaft auf Eröffnung des Hanptverfahrens gegen die Be nannten wird abgelehnt, da dieselben einer straf baren Handlung nicht verdächtig erscheinen und zwar aus folgenden Gründen: Die Gemeinde Windifchholzhausen führte im Wege des Ver walt mgsstreitverfahrens einen Prozeß gegen den Kreisansschuß. Es kann in der Wiedergabe eines wahrheitsgetreuen Berichts über eine öffent liche Gerichtsverhandlung schon an und für sich eine öffentliche Beleidigung nicht gefunden werden. Denn das, was die Zeitung bringt und jeder mann mitteilt, das hätte jedermann in der Ge richtsverhandlung selbst hören können. Wisser befand sich in der Ausübung berechtigter Inter essen in so hohem Grade, daß er Gefahr lief, sich und seinem Ar-fche« erheblich zu schaden, wenn kein Referat gebracht wäre. . . . Was den Redakteur und den Berichterstatter anlangt, so haben sie als Vertreter der Presse gehandelt. Die Presse hat die Ausgabe und das Recht, öffentliche Angelegenheiten zu besprechen und dadurch in ihrem Teile mit zur Besserung des sozialen Lebens beizutragen. Sie hat deshalb unzweifel haft das Recht, über öffentliche Gerichtsverhand lungen zu berichten, zumal wenn es sich um Sachen handelt, die das öffentliche Interesse so anregen, wie die vorliegende, liebt sie dieses Recht in wahrheitsgetreuer Weise, so kann sie dafür nicht strafbar sein, und eine Absicht der Beleidigung läßt sich, soweit es den Verhauv- lungsbericht betrifft, aus keinerlei Umstand er kennen. Gemeinnütziges. Hasenpfeffer. Herz, Leber, Lange, Kopf, Vorderbeine und Banchhaut werden gut geputzt und blanchiert, mit Wasser und Salz gekocht, dann Ziviebeln, Pfeffer, Nelken und Lorbeer blätter, Butter, Essig und etwas in Butter ge bräuntes Niehl dazu gethan und nach Belieben etwas Wein und Zucker oder Birnenkraut. Hat man frisches Haseublut, so rührt man es mit etwas Essig zuletzt an die Sauce. Zu stark sa»re Speisen kann man da durch sehr leicht wieder wohlschmeckend machen, daß man durch einen Zusatz von dem wohl in jeder Wirtschaft vorhandenen doppelkohlensauren Natron abstumpft. Man braucht nur sehr wenig von letzterem, da bereits geringe Quanten eine große Menge Säure abzustumpfen vermögen. Mau thut also am besten, zunächst nur eine Prise zu der übersauren Speise zu fügen und dann je nach dem Erfolg noch eventuell mehr zu nehmen. Man hat darauf zu achten, daß be sonders bei warmen Speisen nach dem Zusatz des Natrons ein paar Minuten ein geringes Schäumen eintritt. Kohlenersparnis. Die Asche der Stein kohlen enthält stets — besonders wenn der Rost weit ist — eine beträchtliche Menge Kohlea- stückchen, die durch Sieben leicht zu gewinnen sind. Wo das Sieben nicht beliebt ist, macht mau die Asche mit Wasser zu einem dicken Brei, den man getrocknet als Brennmaterial benutzt. So erhält man bedeutend mehr Brennstoff. Man darf diesen Aschenbcci erst auf Feuer in voller Glut und nur teilweise schütten, um das Feuer nicht zu ersticken. Man versuche einmal diese sehr beachtenswerte Methode. Ein billiges Barometer. Man füllt einen Topf mit feuchtem Sande und steckt darauf einen Tannenzapfen. Wenn schönes Wetter im Anzuge ist, so öffnen sich die Schuppen; wenn Regen bevorstcht, so schließen sie sich. Kuntes MerM. Ein Scherzwort des Fürsten Bismarck wird aus Wittenberge berichtet. Als der Fürst am Freitag abend auf dem dortigen Bahnhof wieder eintraf, erkundigte sich einer der umstehen den Herren nach seinem Befinden. Der Fürst antwortete, daß ihm die Reise wider Erwarten gut bekommen sei, worauf der Herr meinte: „Durchlaucht haben auch eine eiserne Natur." „Eiserne wohl, aber schon rostig," erwiderte der Fürst und Graf Herbert Bismarck rief aus dem Nebensenster: „Schweninger besorgt das Putzen!" Kirchen in Rußland. Griechisch-orthodoxe Kirchspiele gab es 1890 und 1891 in Rußland 35 814, Kirchen im ganzen 64 484 darunter 18 860 Kapellen und Bethäuser. Im Jahre 1890 wurden nicht weniger als 453 Kirchen und j 679 Kapellen und Bethänser neu erbaut, sür das ! Jahr 1891 stellen sich diese Zahlen auf 443, bezw. 239. An Klöstern zählte Rußland in d-r Berivtsperiode 725, darunter 497 Mönchs- und 228 Nonnenklöster mit zusammen 39 345 In sassen. In einer Münchener Zeitung ist folgende Annonce zu lesen: „Anständiger junger Mann, guter Wein- und Biertrinker, empfiehlt sich zur Begleitung auf Hausbällen." Sehr wahrscheinlich. Feldwebel: „Na, Einjähriger Nudel, was haben Sie denn gethan, als Sie auf Urlaub waren?" — Einjähriger Nudel: „Immerfort Parademarsch mit vollstän digem feldmarschmäßigen Gepäck geübt, Herr Feldwebel." Boshaft. Aeltliche Kokette: „Der Assessor Neumann hat behauptet, ich sei fünfunddreißig Jahre alt; na, dem werd' ich 'mal ungeschminkt die Wahrheit sagen!" — Freundin: „Dann rät er auf vierzig!" gesehen, während der Graf glaubte, sein Wunsch wäre verstanden. Lady, Klara war jetzt erwachsen und eine hervorragende Schönheit geworden; Lord Kil meyne hatte auf seiner Reise kaum ihrer gedacht, der Gedanke zu heiraten lag ihm überhaupt sehr fern; nur eines stand fest in ihm: wenn er sich dazu entschlösse, sollte nur Liebe ihn leiten. Er war jetzt gerade 24 Jahre alt geworden, und bisher hatte noch kein Mädchen Eindruck auf ihn gemacht. Uebcrall war er gefeiert worden, als der Erbe von Lancedene, Mütter begehrten ihn für ihre Töchter, und diese selbst hätten ihn gern genommen, aber nie hatte ihn das veran laßt, sich ernstlichen Gedanken hinzugeben. Er hatte gescherzt und gelacht, feurige Blicke er widert und kühlen Herzens Abschied genommen. Ihn konnte eine Liebe nicht beglücken, die mehr seinem Namen und Besitz, als seiner Persönlich- lichkeit entgegeugebracht wurde. So war sein Herz noch frei bis zu dem Tage, an dem er Carmen Ercell am rosenumrankten Fenster iu einer der Vorstädte Lissabons sah; von da an fühlte er sich wie umgewandelt. Er wollte zu vergessen suchen, aber es gelang ihm nicht. Ueberall sah er ihr süßes Gesicht, glaubte er ihre Stimme zu hören, und er wm: nur ruhig und glücklich, wenn er sie sah und in ihrer Nähe weilte. Einmal wurden feine Gedanken durch einen Brief in die Heimat gelenkt, seine Mutter schrieb von der Vorstellung seiner Schwester bei Hofe, zusammen mit Klara Gordon. „Ich kann kaum sagen welche hübscher auSsah," schrieb die Gräfin. „Eva war schön, aber gegen die liebliche Anmut von Klara kam keine Dame auf." Lord Kil meyne vergaß den Inhalt, sobald er den Brief gelesen hatte. 3. Es war an einem herrlichen Maimorgen, als Carmen ihrem Lieblingsplatz in einem der großen Weinberge von Jscori zuging, wo sie oft viele Stunden mit ihren Büchern zu brachte, wenn der Lärm der Kinder oder die schlechte Stimmung ihrer Taute sic aus dem Hause trieb. Lord Kilmeyne holte sie ein und sie hielt die Begegnung sür zufällig, während er schon zwei Stunden ge wartet hatte, um sie nicht zu verfehlen. „Sie erlaubten mir, Sie zuweilen zu treffen, Miß Ercell, störe ich Sie heute nicht?" fragte er, und sie erwiderte, daß es ihr eine große Freude wäre, ihn zu sehen. Sie gingen zu sammen weiter, bis sie in ein lieblich^ Thal kamen, diS mit hohen Bäumen umgeben war, die ihm Schatten gaben. „Hier sitze ich oft und lese," sagte Carmen. „Können Sie auch französisch?" fragte er. „Nur wenig, ich habe mehr englisch zerrieben, ich lese fast alle Tage eine Stunde laut, um die Aussprache nicht zu vergessen." „Möchten Sie gern nach England kommen?" „Ob ich es möchte!" rief sie, „ach, das ist ein schwacher Ausdruck sür meine Sehnsucht. Ich würde alles darum geben, nach England reisen zu können, es ist der Wunsch meines Herzens I" „Warum befriedigen Sie ihr nicht?" „Das kann ich nicht, ich habe auch nie die Möglichkeit ernstlich ins Auge gefaßt, mein Onkel braucht mein Geld und ohne Geld kann ich nicht reisen. Wenn ich nur erst in England wäre! Ich könnte mir sicher mein Brot dort mit Unterricht verdienen." Lord Kilmeyne sah sie bewundernd an. Sie trug ein einfaches weißes Kleid und einen Stroh hut mit einem Mohnkranz, und er sagte sich, daß keine Königin auf dem Throne mehr Würde, Schönheit und Anmut haben konnte als dieses junge Mädchen, welches auf einem Baumstamm saß und davon sprach, sich sein Brot zu ver dienen. Carmen sah zu ihm auf und sagte: „Große Herren wie Sie kennen solche Sorgen wohl nicht ?" Er lächelte, als er daran dachte, mit welchen Geldsorgen sein Vater sein ganzes Leben ge kämpft hatte und erwiderte: „Die, welche Sie große Herren nennen, haben auch ihre Sorgen, wenn sie auch anderer Art find als die Ihrigen." Dies war der erste einer Reihe schöner Tage, und eS war niemand da, sie warnend darauf aufmerksam zu machen, daß jeder dieser Tage sie euger aneinander schloß; für Carmen war eS eine wonnige Zeit, sie lebte ganz der Gegen wart und dachte nicht daran, daß sie aus dem Traum erwachen müßte und daß eine Zeit kommen würde, wo Lord Kilmeyne in die Heimat zurückkehrte. Sie lebte nur für die Stunden, die sie mit ihm verbrachte; war sie allein, so ließ sie alles, was sie zusammen gesprochen, nochmals an ihrem Innern vorüberziebeu. Er war ein vollkommenes Wesen für sic; in der Einsamkeit und Verlassenheit ihres Lebens war sein Er scheinen ihr Glück, ihr Alles! W r ^Fortsetzung folgt.)
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