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Allgemeiner Anzeiger Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins ? aus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post IM. exkl. Bestellgeld. Zeitung für die Ortschaften: Breinig, Asuswalöe, Großröhrsöorf, Mankenthal unö Umgegenö. Expedition: Bretnig Nr. 13 S. Inserate, die 4gespalten Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft Inserate bitten wir für Vie Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag '/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag '/,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Deduktion, Druck und Verlag von N. Schurig, Bretnig. Sonnabend, den 3. Februar 1894 Nr. 10. 4. Jahrgang. Oertliches unv Sächsisches Bretnig, den 3. Februar 1894. Bretnig. In der letzten Hauptver sammlung des hiesigen Turnvereins wurde u. a. der Beschluß gefaßt, das Damenturnen hierselbst einzuführen. Am Dienstag wurde nun mit demselben begonnen, wobei sich er freulicher Weise schon eine sehr ansehnliche Zahl junger Damen eingefunden hatte. Die Leitung des gedachten Turnens liegt in den Händen des Turnwarts Herrn Petzold. Die nächste Uebungsstunde wird noch besonders im hiesigen „Allgemeinen Anzeiger" bekannt gegeben. Hauswalde. Wie wir in Erfahr ung gebracht haben, soll hier zur Gründung ein gemischten Gesangvereins geschritten werden; auch ein Militärgesangverein soll sich bereits gebildet haben. Großröhrsdorf. In den fein dekorierten und im herrlichsten Lichterglanz erstrahlenden Räumlichkeiten des hiesigen Gasthofs zum grünen Baum fand am ver gangenen Donnerstag der von Alt und Jung langersehnte Maskenball statt. Nicht nur der hiesige Ort, sondern auch die nächste Um- > gebung hatte ein bedeutendes Kontingent Teilnehmer gestellt, so daß wahrhaftig kein Apfel zur Erde fallen konnte. Es war da her für die Harlekins kein leichtes Stück Ar beit, die Ordnung aufrecht zu erhalten, denn im Nu huschten Indianer, Neger, Zigeuner innen, Tyroler, und wie sie alle sonst heißen mögen, kreuz und guer über die Mitte; es dauerte jedoch nicht lange, als denselben der Standpunkt von den Ordnern gehörig klar gemacht wurde. Ein lautes Hallo entstand bei oer Demaskierung, als die verschiedensten Gesichter zum Vorschein kamen. Flott wurde hierauf das Tanzbein geschwungen und der Schlaf, der sonst Manchen zum Aufbruch zwang, war diesmal nicht im Stande, die Lustigen vor Tagesgrauen zum Nachhause- gehen zu bewegen. Frankenthal. Das am verflossenen Sonntag vom hiesigen Männergesangvereine veranstaltete Konzert war von einem sanges- Uebenden, kunstsinnigen Publikum besucht. Unter der trefflicheu Leitung des Herrn Lehrer Kloß, der unermüdlich darauf hingearbeitet hat, daß die verschiedensten Gesangsstücke in guter Weise zu Gehör gebracht wurden, trug z der Verein zuerst das „Deutsche Flaggenlied" ! von Thiele mit guter Betonung und deut licher Aussprache vor, und das Lied fand viel Beifall bei den Zuhörern. Die darauffolgen den einfachen, hübschen duftigen Volkslieder, „Der Wirtin Töchterlein", „Noch ist die blühende goldene Zeit", „Der Jäger und sein Lieb" wurden mit großem Verständnis, fein artikulierter Aussprache vorgetragen und er zielten großen Applaus. Die Lachmuskeln der Anwesenden wurden durch zwei, von Herrn Näther in ganz schneidiger Weise vorgetragene i Couplets in Anspruch genommen. Auch der fidele Richter, der „gemiedliche" Angeklagte und der diensteifrige Diener des hohen Ge richtshofes erzielten mit ihrer fidelen Gerichts sitzung einen großen Lacherfolg. Das Skat- sprel, die Perle unter den Kartenspielen, wurde durch ein Terzett verherrlicht und Hugo und Heinrich gaben sich aber auch die größte Mühe, damit „August" seinen „Grrrand" verlieren und den allgemeinen „Rampsch" bekommen mußte. Der Beobachter sah es dem Gesangverein an, daß alle mit Lust und Liebe der frohen Sangeskunst ergeben sind, und wir wünschen dem Gesangverein zu Frankenthal, er möge mitstreben an der Pflege des deutschen Männergesanges, er möge leben, blühen, wachsen! — Wenn Sachsen alle die Bahnen bauen wollte, um welche die königliche Re gierung angegangen wird, so könnten die Stände gut 100 Millionen verwilligen. Bis heute sind acht Verzeichnisse der an den Landtag gerichteten Beschwerden und Peti tionen zur Ausgabe gelangt. Jedes derselben weist Petitionen um Erbauung, Weiterführ ung oder Einrichtung von Haltestellen an älteren Bahnen auf. Auch das am Montag ausgegebene neueste Verzeichnis, welches die Zahlen 224 bis 238 umfaßt, weist unter den oarin enthaltenen 15 Petitionen nicht weniger als 10 auf, die sich auf Anlegung von Bahnen beziehen. Eine betrifft gesetzliche! Festsetzung des Maßstabes für die Erhebung! der Gemeinveanlagen, eine andere, aus Lausigk stammende, die Wiedererrichtung eines Amtsgerichts daselbst, eine dritte die Herstell ung einer Straßeuverbindung am rechten Eldufer von Pirna-Copitz bis Niederraten- Waltersdorf, dann eine aus Roßwein um Wiedererlangung der den Wasserbenutzungs anlagen an der Freiberger Mulde durch den Bergbau entzogenen Gewässer und schließlich die letzte eine Beschwerde wegen Heranziehung zu Beitragsleistuugen. — (Montag-Sitzung.) Die Zweite Kammer, an deren 33. Sitzung Staatsmi nister Dr. Schurig teilnahm, beschäftigte sich mit der Schlußberatung zweier Petitionen. Abg. v. Trebra-Lindenan referierte zunächst über die Petition Carl Schützes und Gen. in Dresden, die Aufhebung des Gefängniszwan ges in Ehesachen rc. mit dem Anträge, diese Petition auf sich beruhen zu lassen. Abg. Philipp beantragte dagegen, die Petition der Regierung zur Kenntnisnahme zu überweisen, welcher Antrag schließlich mit 37 gegen 33 Stimmen auch angenommen wurde. Abg. Crüwell berichtete hierauf über die Petition des Schuhmachers Rodig in Leipzig wegen angeblicher Rechtsverweigerung. Die Kam mer ließ, dem Deputationsantrag entsprechend, j die Petition auf sich beruhen. — Was die Jagdkarten alljährlich dem Staat einbringen, ist gar nicht zu unter schätzen. Die Anteile an dem Erlös aus denselben bezifferten sich 1890 auf 80,339 Al. und im Jahre 1891 stieg der Erlös auf 80,684 Mk. — Mittwoch den 7. Februar 1894 fin det Viehmarkt in Radeberg Mit. — Ein in der Wilsdrufferstraße in Dresden wohnender Schneider wurde wegen dringenden Verdachtes, sein 3 Monate altes Kind während der Abwesenheit seiner Ehe frau ermordet zu haben, verhaftet. Das Kind ist plötzlich verstorben und zwar, wie die Sek tion ergeben hat, infolge von Erstickung. — Der seit Sonnabend vormittags herr schende sehr heftige Sturm hatte die an der verlängerten Matthesstraße in Chemnitz an stehende Giebelmauer eines daselbst kürzlich zur Aufstellung einer hydraulischen Nieten presse ausgeführten Neubaues in so bedenk licher Werse gelockert, daß sich am Sonntag vormittag bedenkliche Stellen zeigten, die ein baldiges Herabstürzen des bereits üb erhäng enden Obergiebels jeden Augenblick befürch ten ließen. Die fragliche Giebelspitze hatte in dem oberen Teile, welcher herabgeworfen ist, eine Mittelstärke von 52 am bei 75 am bre'ter, starker Pfeilerverstärkung, so daß in den Pfeilern die Gesamtstärke 90 om betra gen hat. Aus dem angegebenen Dimensi onen ist ersichtlich, mit welü- furchtbarer Ge walt der Sturm gewütet haben muß. Durch die von der zuständigen Revierpolizei schleu nigst ausgeführte Sperrung des bedrohten Straßenteiles sind jedenfalls größere Unglücks- sälle verhütet worden, da kurz nach erfolgter Sperrung der obere Teil des etwa 3stöckigen Giebels unter weithin hörbarem Gedröhne herabstürzte und, teilweise das anstehende Ge rüst durchschlagend, die Fahrstraße samt Fuß weg mit Holz- and Ziegeltrümmern bedeckte. Die Räumung erfolgte natürlich sofort. — Den Kammerherrndienst bei Sr. Ma jestät dem König hat vom 28. Januar bis zum 10. Februar der Königliche Kammerherr Rittmeister z. D. R. v. Bünau auf Bischheim übernommen. — Erschossen hat sich am Dienstag morgens in seiner Wohnung der Lieutenant L. der Garnison Zittau. Derselbe hatte sich im letzten Manöver infolge eines Sturzes eine Gehirnerschütterung zugezogen und war dann bis vor wenigen Wochen in einer Heil anstalt, so daß also anzunehmen ist, daß Schwermut ien Unglücklichen zu dem unheil vollen Schritte getrieben hat. Der Unglück liche ist der Sohn eine« hohen Beamten in Dresden. Die bedauernswerten Eltern wur den sofort durch einen Abgesandten des Offi zierkorps von dem tragischen Ende ihres Sohnes benachrichtigt. Die Leiche ist nach Dresden überführt worden. — Der Förster Wohlrab auf Rittergut Liebau bei Plauen i. V. hat seine eigene Tochter durch euren Schuß, der sich aus sei nem Jagdgewehre entlud, sehr schwer verletzt. W. putzte in seinem Zimmer das Jagdge wehr, in welchem sich vom Abend vorher noch eine Patrone befand, die er nicht hatte he rausbringen können. Bei dieser Beschäftig ung ging das Gewehr los und traf die zu fällig im Zimmer anwesende 18jährige Toch ter so unglücklich in den Oberschenkel, daß das Schlimmste zu befürchten steht. Der Förster hätte vor Schmerz über sein Kind beinahe die Hand an sich gelegt. — Ein wild gewordener Stier mußte dieser Tage in einem Gehöft in Ebersbach seinen Uebermut mit dem Leben bezahlen. Derselbe hatte sich im Stalle von der Kette losgerissen und bedrohte Jeden, der sich in den Stall wagte, mit seinen Hörnern. Es blieb nichts anders übrig, als ihm durchs Stallfenster hindurch blaue Bohne durchs Fell zu brennen, die denn auch die Wirkung nicht versagte und das wütende Tier sofort hinstreckte. — Das Reichsgericht hat soeben den Prozeß des katholiscben Pfarrers Stück in Trier und der Witwe Ludwig zum Abschluß gebracht. Stöck hatte bekanntlich die evange lische Tochter der Ludwig aus dem Eltern hause zum Zwecke katholischer Kindererziehung zu entfernen gewußt, wobei ihm die Witwe unterstützt hatte. Bis zum heutigen Tage weiß man nicht, wohin das Mädchen gekom men ist. — Das Landgericht Trier hatte beide Angeklagte — freigesprochen. Dieses Urteil wurde vom Reichsgericht verworfen Pud ans Landgericht Koblenz die Angelegen heit überwiesen, welches die Beiden schuldig sprach- Die Angeklagten legten Revision ein, aber das Reichsgericht hat jetzt das Urteil bestätigt, iSMach Pater Stöck wegen Vor- mundschoftS-LPtziehung eines Kindes zu 3 Monaten Gefängnis, die Witwe Ludwig we gen Beihilfe zu 1^ Monat verurteilt wurde. — Am 17. d. 'V-, dem Tage der Ver urteilung der beiden Anarchisten Rabe und Hentzschel vor dem Leipziger Landgericht, ha ben auch neue Verhaftungen, von mehreren Anarchisten stattgefunden. Drck Verhafteten sind österreichische Unterthanen. 'Ähre Fest nahme erfolgte nach vorherigen Ha>ssuchun- gen in ihren Wohnungen. Die von Hnen begangenen Strasthaten sollen mit den voll Rabe und Hentzschel begangenen nicht im Zu sammenhänge stehen. — In Leipzig ist der am 30. Mar 1867 geborene Kommis Friedrich Hans Rü ter nach Unterschlagung von Geldern in Höhe von 750 Mark flüchtig geworden. Rit ter ist von untermittlerer Gestalt, hat blondes Haar, hellblonden Schnurrbart, blaue Augen und Blüten im Gesicht. Er trägt grauen Kaisermantel, dunklen Jaquetanzug und Zy linder (Klapphut). — Seitens des Rates zu Zwickau sind über hundert Arbeitslose, und zwar Verhei ratete, am Montag in Arbeit — Accordarbeit — genommen worden- In einer jetzt wieder stattgefundenen Versammlung der Abeitslosen wurde beschlossen, wegen Beschäftigung der un verheirateten Arbeitslosen anderweit beim Rate vorstellig zu werden. Kirchennachrichten von Hauswalde. Sonntag Estomihi: Vorm. 9 Uhr Haupt gottesdienst, nachm. 2 Uhr Missionsstunde. Getauft: Elsa Frida, des Viehhändlers Ernst E. Nitzsche in Hauswalde T. — Marie Gertrud, des Hausbesitzers und Stellmacher meisters Ernst Schimmang in Bretnig T. Getraut: Friedrich Gustav Hille, Schneider in Frankenthal, mit Hulda Auguste Nitzsche in Bretnig. Beerdigt: Fr. Helene Pauline Oswald geb. Gebler, des Einw. und Leinw. Gustav Adolf Oswald in Bretnig Ehefrau, 61 I. 1 M. 7 T. alt. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register. An Geburten wurden eingetragen: Ida Elsbeth, T. des Gemeinde- Kassierers Carl Friedrich Paul Hillmann. — Paul Curt, S. des Färbers Robert Heinrich Eduard Maiwald. — Gustav Alfred, S. des Packers Gustav Adolf Huhle. Die Anordnung des Aufgebots haben beantragt: Gustav Hermann Patzke, Tagear beiter, mit Anna Marie Müller geb. Kleppsch, früher in Wallroda. — Gustav Adolf Ziegen balg, Bandweber, mit Selma Auguste Hennig geb. Mißbach in Radeberg. Sterbe-Register. Als gestorben wurden eingetragen: Caroline Wilhelmine Höfgen geb. Hörnig, nachgcl. Witwe des Bandfabrikanlen Carl Traugott Höfgen, 65 I. 11 M. 13 T. alt.