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Allgemeiner Anzeiger : 28.02.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189402283
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18940228
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18940228
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-02
- Tag 1894-02-28
-
Monat
1894-02
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 28.02.1894
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Politische Rundschau. Deutschland. *Die Kaiserin wird sich auf ärztlichen Rat mit den kaiserlichen Kindern am 10. März zu einem mehrwöchigen Aufenthalte nach Nbbazzia (Istrien am Adriatischen Meere) begeben. Dem Vernehmen nach wird der Kaiser dieselbe während dieses Aufenthaltes auf einige Zeit besuchen. * Einen Besuch der Antwerpener Weltausstellung durch Kaiser Wilhelm kündigt das Antwerpener Handelsblad' an. Der Kaiser wird auch dem belgischen Königs paar in Brüssel einen Besuch abstatten. *Jn der Münchener Allg. Ztg.' werden ver schiedene Zeitungsnachrichten über den Kaiser- besuch in Friedrichsruh richtig gestellt. Danach ist bei dieser Gelegenheit die „historische" Flasche Wein nicht getrunken worden und Fürst Bismarck hat auch keinen Trinkspruch auf den Kaiser ansgebracht. Wichtiger ist die Konstatierung der Thatsache, daß der Kaiser ein Gespräch ohne Zeugen mit dem Exkauzler nicht geführt, und keine Silbe von Politik mit ihm gesprochen hat. Das Bismarckblatt faßt das Facit des Besuches des Kaisers in Friedrichsruh in den Worten zu sammen, daß der König seinen Generaloberst, nicht der Kaiser seinen altenKanz- ler besucht habe. *Der dem Bundesrate gegenwärtig vor liegende Entwurf über die Aenderungen und Er gänzungen des Gerichtsverfassungs gesetzes und der Strafprozeßord nung beansprucht, wie offiziös berichtet wird, eine ausgedehnte Erörterung. Es ist in dem selben eine solche Anzahl schwerwiegender Neue rungen enthalten, daß die Beratungen darüber eine geraume Zeit in Anspruch nehmen. Man hofft jedoch mit dieser Arbeit so frühzeitig fertig zu werden, daß dem Reichstage noch in der laufenden Tagung (?) Gelegenheit geboten wer den kann, sich gleichfalls mit der Materie zu be fassen. *Die parlamentarische Lage ist jetzt derart geworden, daß an eine Erledigung des Reichshaushalts vor den Osterferien, mit hin vor dem 1. April, dem verfassungsmäßigen Tage, nicht gedacht werden kann und zum Erlaß eines Notetats geschritten werden muß. Auf lange Dauer wird man diesen Notetat übrigens nicht zu beschließen haben, höchstens auf einen Monat, da nach Erledignng des russischen Han delsvertrages außer der Vollendung des Etats dem Reichstage keine größeren Aufgaben mehr übrig bleiben. Man hofft in parlamentarischen Kreisen, daß man bis Pfingsten die Tagung beenden kann, da es ziemlich sicher ist, daß außer dem Börsensteuer-Gesetzentwurf kein weiterer Steuergesetzentwurf zur zweiten Lesung kommen wird. Die Verbündeten Regierungen werden auf eine weitere Beratung der Steuergesctzentwürfe um so weniger Wert legen, als sie angeblich bereits mit neuen Steuervorschlägen für die nächste Session des Reichstages beschäftigt sind. * Die Kommission zur Erörterung der Silber frage wurde am Donnerstag abend mit einer Ansprache des Reichsschatzsekretärs Grafen Posa- dowsly eröffnet. *Die bayrische Kammer nahm ein stimmig den Antrag des Ausschusses an, der dahin geht, eine staatlich geleitete Viehver- sicherungsanstalt auf Gegenseitigkeit zu errichten. Pferde bleiben vorläufig davon aus geschlossen. Der Minister des Innern Frhr. von Feilitzsch sicherte die baldige Einbringung eines entsprechenden Gesetzentwurfes zu. Oesterreich-Ungarn. * Die neue Session des ö st errei ch is ch en Reichsrats hat am Donnerstag begonnen. Unter den im Abgeordnetenhause eingebrachten Inter pellationen befindet sich eine solche des Abg. Bareuther wegen Anwendung der tschechi schen Sprache bei der Verhandlung, die am 17. d. vor dem obersten Gerichtshof abgehalten wurde, was dem Gesetz widerspreche. * Aus Anlaß des bevorstehenden Zusammen tritts des Reichstages wurden am Mittwoch 21 Volksversammlungen zu gunsten der Wahlreform in sämtlichen Bezirken und in der Umgebung Wiens veranstaltet, sie be schlossen eine gleichlautende Resolution, in der das allgemeine Wahlrecht verlangt wird. Sämtliche Versammlungen, mit Ausnahme einer, die aufgelöst wurde, verliefen ruhig. * Das ungarische Abgeordnetenhaus be findet sich gegenwärtig in der Debatte über die Zivilehe. Die Erörterungen haben das Haus wie das ganze Land in Aufregung versetzt. Nach einer laugen und bedeutungsvollen Rede des Oppositionsführers Grafen Apponyi, der die Vorlagen heftig bekämpfte, trat Justizminister Szilagyi für die Regierung und die von ihr eingebrachten Entwürfe ein. Beide Reden machten ungewöhnlichen Eindruck und waren von lärmen den Kundgebungen begleitet. Frankreich. *Der Ministerrat in Paris beschloß dem General Dodds zu gestatten, nach Frank reich zurückzukehren, wenn er seine Abreise von Dahoiney für zuträglich erachte. * Ueber den Urheber der beiden Hotel-Attentate ist noch immer keine volle Gewißheit erlangt. Fest steht bisher, daß der Attentäter sich fälschlich unter dem Namen eines Monteurs Rabardi angcmeldet hat. Der wirk- liche Monteur Rabardi wohnt in Rouen und erklärte dort dem Polizeikommissar aus freien Stücken, er habe vor wenigen Monaten eine / Brieftasche verloren, die Personalpapiere enthielt. / Letztere habe der Urheber der Attentate in der j Rue St. Jacques und in der Rue du Faubourg ! St. Marrin wahrscheinlich gefunden und sich auf Grund derselben den falschen Namen Rabardi beigelegt; übrigens sei er niemals Anarchist ge wesen. England. *Jn eingeweihten Kreisen in London wird versichert, daß in Kürze eine internatio nale Verständigung betreffs der An archisten zu erwarten sei. Belgien. *Jm Congo st aat haben die Congo truppen ihre letzte Schlappe wieder ausgeglichen. Nach einem in Brüssel eingetroffenen Telegramm haben die Truppen des Congostaates den Araber häuptling Rumaliza in die Flucht geschlagen. Italien. *Jn der Deputiertenkammer erteilte Crispi am Freitag die Antwort auf die Interpellationen wegen des Aufruhrs in Sizilien und Niafsa-Carrara. Sodann brachte er einen Gesetz entwurf ein, wonach der Regierung volle Machtbefugnis für die Umgestaltung des Zivil- und Militärdienstes einge räumt wird. Crispi verlangte die Ueberweisung dieses Entwurfs, sowie der Entwürfe über die Finanzmaßnahmen an zwei zu diesem Zweck ge wählte Ausschüsse. Nach lebhafter Debatte wurde der Anttag Crispis fast einstimmig ange nommen. Spanien. *Jn Madrid wird eine von den Mächten an den Sultan von Marokko gerichtete Note mit großer Befriedigung ausgenommen. Man hofft in kurzer Zeit einen Teil der Truppen zurückziehen zu können. Wie verlautet, wäre die Regierung geneigt, dem Sultan für die Zahlung der geforderten 12 Millionen (die Angaben über die Höhe der Forderung schwanken!) eine längere Frist'zu gewähren und ihm Unterstützung gegen die Kabylen zu teil werden zu lassen, falls sich diese weigern sollten, das Geld selbst zu hezahlen. Balkanstaaten. * Aus dem Privatbriefe eines serbischen Ministers teilt die ,K. Ztg/ mit, König Milan denke vorläufig nicht daran, Serbien zu ver lassen, weil sonst die Annahme bestätigt werde, daß er dem Drucke Rußlands weiche. Das würde aber nicht nur eine Schlappe für das Ministe rium sein, sondern auch das Herrscherhaus ge fährden. Es sei ein öffentliches Geheimnis, daß hinter den Preßangriffen auf Milan eine aus wärtige Großmacht stecke. Sobald sich die maß lose Feindschaft der Radikalen gegen den Bestand der Dynastie richte, werde Milan die Regierung selbst in die Hand nehmen, um den Hoch verrat zu ersticken. *Wie die ,Daily News' über Wien er fahren, wurde zwischen Oesterreich, der Türkei und Bulgarien eine Verständi gung darüber getroffen, was gethan werden solle, salls die Ereigniss e in S erbien eine ernste Wendung nehmen. Die drei Staaten würden gemeinsam und gleichzeitig handeln, so daß die Grenzen geschlossen werden würden. Eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Serbiens sei ausgeschlossen. Amerika. *Aus Brasilien wird gemeldet: In Santos wurden drei des Verrats verdächtige Offiziere erschossen. Die dortigen Behörden sollen die Ausländer zum Militärdienst zwingen, wogegen die Konsuln protestieren. — Das gelbe Fieber in Rio de Janeiro nimmt zu, die Zahl der Gestorbenen beläuft sich täglich auf anuähcrnd 100. Auch der Kapitän der österreichischen Kor vette „Zriny" ist daran gestorben. Deutscher Reichstag. In der Freitag-Sitzung wurden zunächst Wahl prüfungen erledigt. Tanach wird die zweite Be ratung des Etats fortgesetzt. Der Etat für den Rechnungshof passiert ohne Debatte. Beim Etat des Pension sfonds begründet Abg. v. Schöning seinen Amrag, der dahin geht, daß denjenigen Offizieren, L>amtätsoffiziertn, Beamten und Mannschaften des Neichsheeres und der kaiser lichen Marine, die infolge einer im Kriege 1870/71 erlittenen Verwundung oder sonstigen Dienstbcschä- digung behindert waren, an den weiteren Unterneh mungen des Feldzuges teilzunehmen, und dadurch der Anrechnung eines zweiten Kriegsjahres bei der Pen sionierung verlustig gegangen sind, der betreffende Pensionsausfall erstattet werde. — Auf die vom Abg. Bebel (soz.) vorgetragenen Beschwerden über das große Anwachsen des Militär-Pensionsfonds infolge vorzeitiger Pensionierung, legte Kricgsminister Bronsart v. S ch e l l e n d o r f f dar, daß betreffs der Verabschiedung der Offiziere durchaus nach be währten und richtigen Grundsätzen verfahren werde. — Der Etat des Pensionsfonds wird genehmigt, der Antrag v. Schöning angenommen. — Der Etat des Reichsinvalidenfonds wird debattelos genehmigt. — Es folgt der Etat der Justizverwaltung. Beim Titel „Staatssekretär" bringt Abg. v. Salisch (kons.) das schlechte Deutsch der Standesämter zur Sprache. — Staatssekretär Nieberding erklärte, die Ausführungen des Vorredners beträfen nur kleine Mängel, deren Abhilfe die Justizverwaltung näher treten werde. — Abg. Bachem (Zentr.) bittet um Auskunft, wie es mit den Fortschritten in der Fertig stellung des neuen bürgerlichen Gesetzbuches stehe. — Staatssekretär Rieb er ding gibt der Hoffnung Ausdruck, das Werk in nicht allzu langer Zeit fertig gestellt zu sehen. Die bis jetzt fertig gestellten Teile seien bereits den Einzelregierungen zngestellt worden, um die späteren Arbeiten im Bundesrat be schleunigen zu können. Im Spätherbst 1895 würde der Bundesrat zu dem Werke Stellung nehmen können. Der Titel „Staatssekretär" wird bewilligt. — Beim Kapitel „Reichsgericht" gibt Abg. Schrö- d e r (frs. Vp.) dem Wunsch nach einer Organisations- Aenderung des Reichsgerichts Ausdruck, um dem Mangel an Richtern abzuhelfen. — Abg. Frhr. v. Gültlingen (freik.) bestreitet die Notwendig keit der Neuforderuug dreier Räte. — Staats sekretär Nieberding entgegnete, die Forde rung sei durch die erhöhte Arbeitslast notwendig geworden. Das Kapitel wird bewilligt. — Es folgt der Etat des Reichs - Eisenbahnamtes. Abg. Hammacher (nat.-lib.) bringt die Möglich keit der Verpfändung der Eisenbahnen zur Sprache. Die Gesetzgebung müsse in dieser Hinsicht im Reiche gleichmäßig vorgehen. — Präsident des Reichseisen- bahnahmts Schultz erwidert, daß zur Zeit die dies bezügliche Regelung den Einzelstaaten überlassen wer den müsse. Ein Spezialgesetz könne nur geschaffen werden, wenn die Grundsätze des Pfandrechts im bürgerlichen Gesetzbuch festgesetzt seien. Der Etat des Reichseisenbahnamts wird bewilligt, der Etat für die Reichseisenbahnverwaltung wird auf Antrag Hammacher an die Budgetkommission zurückgewiesen. Das Haus vertagt sich auf Montag. Preußischer zandtag. Am Freitag erledigte das Abgeordnetenhaus zu nächst ohne Debatte die Etats der beiden Häuser des Landtags. Beim Etat der Handels- und Gc- werbeverwaltung wurde bei der schlechten Finanzlage Sparsamkeit betreffs des Zuschusses für die königl. Porzellanmanufaktur empfohlen. Die Leistungen des königl. Instituts für Glasmalerei wurden als nicht auf der Höhe der Zeit stehend, kritisiert. Beim Titel „Minister" kam die Angelegenheit des Fortbildungs unterrichts zur Sprache, dessen Fortführung Sonn tags von den Kirchenbehörden nicht gewünscht wird, weil dadurch den Lehrlingen die Gelegenheit, den Gottesdienst zu besuchen, genommen werde. Minister v. Berlepsch erklärte, daß eine Verständigung mit dem Konsistorium noch möglich sei. Uon Uah und Fern. Eine Fustreise über die Erde. Ein Berliner, Herr Heinrich Stoll, hat in London um 5000 Mk. gewettet, daß er vom 15. Juni 1893 bis zum 1. Januar 1896 zu Fuß alle fünf Erdteile, in jedem derselben mindestens zwei Reiche, durchwandern und die Kosten dieser Reise unterwegs erwerben werde. Am 15. Juni v. I. hat Herr Stoll London verlassen und ist auf den etwas zackigen Wege über Berlin, Wien, Venedig, Algier (wo er als Spion angeklagt, nach vier- monatlicher Untersuchungshaft freigesprochen, aber dennoch ausgewiesen wurde), Marseille, Straß burg i. Els. in Frankfurt eingetroffen ist, um über Berlin und Wien nach Rußland und von da, wenn inan ihn nicht auf Grund des neuen Handelsvertrags zurückschickt, über Persien und Indien nach Australien und Amerika zu ziehen. Ein Wanderbuch mit vielen Beurkundungen weist seinen Weg bis jetzt aus. Alls charakteristisch für die Strömungen am neuen Hofe von Koburg und Gotha mögen die folgenden Mitteilungen hier Platz finden: Als Herzogin Marie jüngst einen kleinen Kreis vornehmer Damen im herzoglichen Residenzschlosse um sich versammelt gehabt, habe sie für jede der Damen einen Strickstrumpf herbeigeholt und die Bitte ausgesprochen, mit ihr ein Stündchen für ! die Armut zu arbeiten. Ein andermal habe die Herzogin für sich und ihre weiblichen Gäste Näh zeug herbeigeholt und mit letzteren für die Armen gearbeitet. (Wenn auch bei diesen Arbeiten für die Armen nicht viel herausspringt, so ist doch der gute Wille anerkennenswert.) Weiter will man wissen, die Herzogin habe die von ihr ein geladenen Damen in ihrer gewinnenden Art ge beten, nicht in glänzenden Toiletten bei ihr zu erscheinen, da sie selbst gewöhnt sei, im Hause sich einfach zu kleiden. Ueberschwemmung. Das jetzige Hoch wasser der Weichsel ist für das untere Nogat- gebiet verhängnisvoll geworden. Die Ausmün dungen der Nogat sind durch feste Eispackungen verstopft, so daß das Wasser über die Ueberfälle tritt. Das untere Einlagegebiet bei Stuba, Neudorf und Zeier ist überschwemmt, ebenso die Tiegenhöfer Chaussee. Um dem Wettbewerb der Grostindustrie entgegentteten zu können, wollen die Schuh- machermcister in Burg eine Produktivgenossen schaft gründen. Man denkt sich die Ausführung des Planes so, daß, nachdem das nötige Kapital beisammen ist, eine Fabrik gebaut wird, in der nur neue Ware hergestellt wird. Die einzelnen Genossenschafter führen in ihrer Wohnung die Reparaturen und andere Bestellungen aus, wäh rend die Meister, die ein offenes Geschäft haben, zugleich Lagerhalter sind. Die durch Gründung einer Genossenschaft den Teilnehmern sich bieten den Vorteile sind: billigerer Einkauf der Materialien, Verminderung der Konkimenz, Schaffung eines größeren Absatzgebietes und Beschäftigung der selbständigen Schuhmacher, die nicht genügende Kundschaft haben, in der Fabrik. Von den Anwesenden erklärten sich nach ein gehender Besprechung 30 durch Namensunter schrift bereit, das Vorhaben weikr zu verfolgen und in einer demnächst stattfindenden Versamm lung eingehend zu beraten. Betont wurde noch, daß das nötige Kapital durch Annahme stiller Teilhaber leicht zusammengebracht werden könnte. Bei einer Ausschachtungsarbeit im Hofe eines Gutsbesitzers in Sebnitz i. ,S. fand man dieser Tage einen großen Topf mit Münzen aus dem 17. Jahrhundert, deren Gesamtwert sich auf etwa 40 000 Mk. beziffert. Ein Naturmensch. Man schreibt der ,Frkf. Ztg.' aus Braunschweig: Ein hiesiger Herr hat sich in einem benachbarten Wäldchen mitten im Tannendickicht eine Hütte aus Reisig und Latten erbaut, so daß der Wind überall ungehinderten Durchzug hat. Um die Hütte, in der ein Bett und ein Stuhl steht, spaziert der Herr, dessen Nahrung aus rohem Weizen und Obst besteht, täglich, auch bei dem schlechtesten Wetter, in adamitischem Zustande herum. Spaziergänger, namentlich Frauen, sind schon öfter durch die plötzlich aus dem Dickicht austauchende nackte «e «es dies der auft Haft der als V Plü - auf im i Bec Wa lich sim als aus Win der ven des Scl tvoi Pa , sch° Vvo . «er 3,6 höh bor tra< gek An am gef der Ja c in ein Ge am die in uu Kä die erk uw die siel ein etn am we D< üb bei hü dei dei sch dri NN Ei eii - flr eri eck ru tei kri iä Wrr liebte ihn mehr? Sj lFortteymm.! „Also ich bin nicht häßlich, reich bin ich auch, und da beides vereint ist, eine gute Partie; da sollte es dow nicht schwer sein, mich zu ver- heicnten. Warum liegt Papa gerade an dieser Heirat so viel?" Lady Gordon sah erstaunt auf. „Wie kommst du gerade heute zu dieserFrage?" „Ich habe schon lange darüber nachgedacht, heute möchte ich es endlich wissen." „Ich kann dir nur meine Ansicht sagen; denn dein Vater hat mit mir nie eingehend dar über gesprochen. Du weißt, daß die Ryeburus eines der ältesten Adelsgcschlechter E glands sind?" „Ja, das weiß ich," erwiderte Klara unge duldig. „Ich glaube, dein Vater wirft seinen Reich tum gege einen alten Namen in die Wagschale. Eins ohne das andere ist wertlos, zusammen ist es eine Macht; in unserer Lebensstellung sieht man auf die Vorteile solcher Verbindungen, und der e Heirat mit Lord Ryeburn würde ihrer un zählige bieten." „Und von Liebe ist gar nicht die Rede?" „Ich halte das nicht für die Hauptsache. Natürlich haben junge Mädchen ihre Illusionen darüber, und es ist auch nötig, daß eine gewisse freundschaftliche Sympathie zwischen Mann und Frau besteht, aber sie gibt esi e bessere Grund lage für eine Ehe als eine leidenschaftliche Liebe." „Jedenfalls," rief Klara aus, wird aber keine Macht der Welt mich bestimmen, Lord Ryeburn zu heiraten, wenn ich ihn nicht liebe." „Dann wollen wir das Beste hoffen, da dein Vater es so sehr wünscht." Nach einer Weile sagte Klara: „Ich werde mir im ersten Augenblick dar über klar sein, ob er mir gefällt oder nicht; ge fällt er mir nicht gleich, dann werde ich ihn nie lieben, und ohne Liebe heirate ich ihn nicht." „Mein liebes Kind," erwiderte die Mutter, „du hast ganz deines Vaters Entschiedenheit, aber ohne seinen scharfen Verstand. Laß uns das Thema abbrechen." Es dauerte nicht lange, bis die ersten Gäste kamen, und unter ihnen auch Lord Ryeburn und sei e Mutter. Klara sah gespannt auf, sie hatte sich lange vor dem ersten Zusammentreffen ge fürchtet. Nun sah sie einen hochgewachsenen Herrn vor sich, vornehm in jeder Beziehung, aber die Augen hatten einen so tief traurigen Aus druck, und ein Zug um den Mund deutete auf Kummer und Sorge. Sie hatte sich, sie wußte selbst nicht warum, eine so ganz andere Vorstellung von ihm gemacht, hatte ein frisches, heiteres Gesicht erwartet, schmeichelnde Worte, einen Mann, dessen ganzes Wesen Aufmerksamkeit fordert, kurz, in jeder Hinsicht das Gegenteil von dem, was sie sah. Als Lady Gordon die Gäste begrüßt hatte, führte sie Lord Ryeburn zu ihrer Tochter. „Klara, laß mich dir Lord Ryeburn vorstellen." Eine kurze Pause folgte, dann reichte Klara ihm die Hand. „Ich glaube doch, daß ich Sie wiedererkannt haben würde," sagte sie. „Es freut mich, daß Sie mich nicht ganz ver gessen haben," erwiderte er, aber seine Worte klangen gezwungen. „Er geWt mir," dachte Klara, „obgleich er so ganz anders ist, als ich erwartete." Lady Gordon wendete sich andere < Gästen zu, und die beiden standen sich allein gegenüber. Lord Ryeburn, der mit seiner Mutter und Schwester das Stadthaus bewohnte, war bis jetzt einer Begegnung mit Klara Gordon aus gewichen. Diese Einladung war aber nicht gut abzuschlagen, und er hatte den Bitten seiner Mutter nachgegeben in dem Gefühl, daß er doch einmal mit Lord Gordons Tochter zusammen kommen mußte, und daß dann schließlich jeder Tag gleich wäre. Einmal mußte ja doch der Moment kommen, wo er die Thatsache seiner Heirat veröffentlichen und sein Weib heimholen ko mite, und dann mußte er vor Lord Gordon treten und ihm sagen, daß er seine Tochter nicht heiraten könnte. — Einmal — aber wann würde der Tag kommen? Er hatte keine Erinnerung mehr von Klara Gordon; wohl wußte er, daß sie als Kinder zusammen gespielt hatten, aber sie hatte keinen Eindruck bei ihm hinterlassen, und nach allem, was er von den Seinigen hörte, hatte er sich ein ganz falsches Bild von ihr gemacht. Er hielt sie für ein ganz oberflächliches Mädchen, eine Weltdame, und als er sie nun vor sich sah in ihrer ganzen Schönheit und Anmut, da stieg das Antlitz Carmens, seines jungen Weibes, vor ihm auf. Klara fühlte, daß sie etwas sagen müßte, die Pause fing an unemfindlich zu werden, aber was sollte es sein? — Ihr Gegenüber sah unver wandt die große Palme auf dem Blumentisch an. „Würden Sie mich erkannt haben, Lord Rye burn", fragte sie endlich, „wenn Sie mich am dritten Ort getroffen hätten?" „Nein," sagte er freundlich, selbst auf die Gefahr hin unhöflich zu scheinen: „ich hatte nicht die leiseste Erinnerung mehr, wie Sie aus sahen." „Wie undankbar die Welt doch ist," gab sie zurück. „Ich erinnere mich Ihrer so gut und wie wir zusammen spielten. Es ist wirklich nicht schmeichelhaft, daß Sie mich so ganz vergessen haben." „Ja, ja, es ist ungalant. Soll ich meine Worte zurücknehmen?" „Ich fürchte, das würde die Sache nicht wieder gut machen," sagte Klara lachend. In dem Augenblick wurde das Essen gemeldet und er bot ihr seinen Arm. 11. Lady Gordon hatte mit richtigem Takt ge funden, daß eine Mittagsgesellschast das geeignetste wäre, um die Bekanntschaft zwischen Lord Rye burn und ihrer Tochter anzubahnen. Sie waren bei Tische aufeinander angewiesen und mußten sich unterhalten. Klara war eine gewandte Dame, sie konnte über alles leicht konversieren, und der Erfolg war, daß sie Lord Ryeburn fesselte und ihm gefiel. „Ihre Schwester wird in diesem Jahr nicht viel mitmachen?" sagte sie im Laufe des Ge sprächs. „Nicht so viel, wie sie wohl wünschte," er widerte er. „Lieben Sie die Geselligkeit, Lady Klara ?"
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