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Allgemeiner Anzeiger i Reduktion, Druck und Verlsg von N. Schurig, Dretnig. 4. Jahrgang. Mittwoch, den 21. Februar 1894. Nr. 15. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins > aus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post'iMk. exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Exp edition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholung«»' Rabatt nach Uebereinkunft Expedition: Bretnig Nr. 139. Inserate bitten wir für Vie MittwochMummer bis Dienstag vormittag ' ,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag '-11 Uhr mausenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Zeitung für dis Ortschaften: Bretnig» Kauswalöe, Großröhrsdorf, Mankenthal und Umgegend. Oertliches und Sächsisches. Bretnig, den 21. Februar 1894. Bretnig. Am heutigen Dienstage vormittags in der 9. Stunde wurde die hiesige Feuerwehr alarmiert und zwar gab den Anlaß dazu ein Stubenbrand im Hause des Herrn Schlotter auf der Bretmühle hier- selbst. Das Feuer konute glücklicherweise noch rechtzeitig erstickt werden. Bretnig. Auf das kommenden Freitag im Gasthof zum deutschen Hause hierselbst vom hiesigen Männergesangvereine arran gierte Gesangskonzert sei auch an dieser stelle noch besonders aufmerksam gemacht. An humoristischen Szenen wird es diesmal wieder nicht mangeln, sodaß die Anforderungen an die Lachmuskeln wohl keine geringen sein werden. — Der diesjährige Jdunaball wird nicht Mittwoch, den 28., sondern schon Dienstag, den 27. d. M., abgehalten. — Der ""vnsjährige Gautag des Meißner Hochland- Turngaues findet am 11. März d. I. in Niederneukirch statt. Bretnig. (Post.) Die noch in den Händen des Publikums befindlichen gestempelten Brief- Umschläge und gestempelten Streifbänder, welche seit dem 10. Dezember 1890 seitens der Verkehrsanstalten nicht mehr verkauft worden sind, sollen nur noch bis Ende Juni 1894 zur Frankierung von Post- fe,.düngen zugelaffen werden. Vom 1. Juli 1894 ab verlieren die bezeichneten Wertzeichen ihre Giltigkeit. Dem Publikum soll indes gestattet sein, vom 1. Juli 1894 ab die alsdann noch nicht verwendeten derartigen Wertzeichen bis spätestens Ende Dezember 1894 nach dem Nennwerte des Stempels gegen Freimarken zu 10 oder 3 Pf. bei gleichzeitigem Rückempfange des Betrags der Herstellungs kosten von 1 Pf. für den Briefumschlag und (2 Pf. für das Streifband umzutauschen. Ist nur ein einzelnes Streifband umzutauschen, so muß die Vergütung von Herstellungskosteil unterbleiben. Ebenso kommen bei dem Um tausche einer größeren, nicht durch 2 teil baren Zahl von Streifbändern für das überschießende Exemplar Herstellungskosten nicht zur Erstattung. Die Posthilfsstellen und die amtlichen Verkaufsstellen für Postwertzeichen sollen mit dem Umtausche keine Befassung haben, worüber sie seiner Zeit von den I Verkehrsanstalten zu verständigen sino. Post sendungen, welche etiva nach dem 30. Juni 1894 noch in Briefumschlägen und Streif bändern der gedachten Art ohne anderweite Frankierung aufgeliefert werden, sind den Absendern unter dem Hinweise auf die Ungiltigkeit der verwendeten Wertzeichen zurückzugeben oder, wenn dies nicht ohne weiteres thunlich fein sollte, als unfrankiert zu behandeln. Aus gestempelte Briefumschläge und Streifbänder der älteren Ausgabe, welche ihre Giltigkeit bereits am 1. Februar 1891 verloren haben, und welche seit dem 1. Juli 1891 nicht mehr umgetauscht werden, sowie auf Rohrpost-Briefumschläge erstreckt sich diese Verfügung nicht. Vom 1. Januar 1895 ab und die Verkehrsanstalten auch zum Umtausch der neueren Briefumschläge und Streifbänder .nicht mehr befugt. Großröhrsdorf. Am kommenden Sonntage feiert der hiesige Radfahrerklub iin Gasthof zum grünen Baum sein 2. Stiftungsfest und zwar in der Weise, daß erst Konzert, gespielt von der O. Schäfer'schen Kapelle, sodann Ball stattfindet. In den Zwischen ¬ pausen des letzteren wird der Klub ein Reigenfahren veranstalten,sowie einige komische Intermezzos zur Aufführung bringen, welch' beides, wie die Proben ergeben, wahrlich viel zur Unterhaltung des Publikums beitragen wird. Auch sei hierbei noch darauf aufmerk sam gemacht, daß man mit dem Besitze einer Karte" zum Stiftungsfeste gleichzeitig die Berechtigung erworben hat, an dem Tanze kostenlos teilzunehmen. Das Fest verspricht überhaupt sehr stark besucht zu werden, denn die Abgabe von Karten soll, wie man hört, sehr flott von statten gehen. — Am Montag, den 26. d. M., arrangiert dagegen der Kunst meisterfahrer der Welt, Herr G. Marschner, in obengenanntem Gasthofe eine Extra vorstellung, wobei derselbe meist neue Leistungen auf dem Hochrade, Niederrade und abnormen Rädern dem Publikum bieten wird. Auch wird ein Konkurrenzfahren zwischen ihm und einem Kunstfahrer aus Ebersbach veranstaltet, auf das man höchst gespannt sein kann; denn der letztgenannte Kunstfahrer soll Herrn Marschner auf dem Niederrade ziemlich Wage halten. Weiter dürften noch die Errungen schaften des Herrn Marschner auf dem Gebiete des Kunstfahrens während der Weltausstellung in Chicago bekannt sein, weshalb man erwartet, vieles zu schauen, was der Meister fahrer daselbst zum Besten gegeben hat. — Um vielen Gerüchten, daß das Erscheinen Marschners durch die in letzter Zeit ihn ereilte Krankheit zur gedachten Vorstellung fraglich sei, zu begegnen, wollen wir darauf Hinweisen, daß derselbe bereits völlig genesen, auch schon Vorstellungen wieder gegeben hat und bestimmt hier eintreffen wird. — Das in diesem Frühjahre abzu haltende Rekrutenmusterungsgeschäft wird das erste Mal unter der vollen Wirkung der vom! Reichstage im vorigen Jahre angenommenen Novelle zum Militürgesetz durchgeführt werden. ! Es werden darnach für die unberittenen! Truppen um mehr wie die Hälfte eines bis-! herigen Rekrutenjahrganges ausgehoben werden; denn abgesehen davon, daß bei diesen Truppen- ! teilen infolge Wegfalls des dritten Jahrgangs die volle Hallte des bisherigen Friedens-! Präsenzstandes zu decken ist, muß auch über- dem für die durch denReichstag als Kompensation für Einführung der 2jähr. Dienstzeit bewilligte Etatsverstärkung Vorsorge getroffen werden. Um bei Gestellung der Rekrutenzisfer in dieser Höhe keine Schwierigkeiten zu haben, ist be kanntlich das Mindestmaß für die Infanterie und den Train von 157 auf 154 am herab gesetzt worden; dagegen beruht die Annahme, daß auch die Ansprüche an die rörperliche Tauglichkeit herabgemindert seien, auf Irrtum. — Ein blutiges Ereignis hat sich am Morgen des 13. Februar in Zittau abgespielt. Der zwanzigjährige Bäckergeselle Josef Till aus Neuland unterhielt seit einiger Zeit mit einem dasigen jungen Mädchen ein Liebes verhältnis, welches jedoch keinen Bestand hatte und in der letzten Zeit von dem Mädchen gelöst war. Till versuchte wiederholt eine Annäherung, womit er jedoch keinen Erfolg hatte. Auch Dienstag abend machte er den wieder erfolglosen Versuch, das Verhältnis von neuem anzuknüpfen. Er geriet hierüber in Wut und drohte, die ehemalige Geliebte erschießen zu wollen. Als dieselbe nun am Morgen des genannten Tages mit einer Freundin durch die Hältergaffe ging, um sich nach ihrem Arbeitsplätze zu begeben, trat Till plötzlich hinter einem Versteck hervor, richtete einen Revolver auf die erschrockenen Mädchen und feuerte, ohne ein Wort zu sagen, dre^ Schüsse auf seine Geliebte ab, die blutüber strömt zusammensank. Ein vierter Schuß, auf ihre Begleiterin gerichtet, ging fehl. Till suchte hierauf das Weite. Als er sich verfolgt sah, feuerte er zwei Schüsse auf sich ab, die seinen sofortigen Tod zur Folge hatten. Das Mädchen ist am Oberarmme und am Schenkel zwar schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. — Dem Hilfskomitee für die Abge brannten zu Bautzen wurden aus der Land kreiskasse 500 Mark übergeben. Die Sammlungen nehmen in Bautzen einen erfreulichen Fortgang. — Während im Jahre 1864, in welchem bei der Königl. Altersrentenbank in Dresden (Landhausstraße 16) die ersten Renten zur Zahlung gelangten, der Betrag der gezahlten Renten sich auf 16 Thlr. 6 Ngr. 6 Pf. gleich 48 M. 66 Pf. belief, hat sich im Jahre 1893 der Betrag der gezahlten Renten auf 1416190 M. 72 Pf. beziffert. Im ganzen sind in diesem 30jährigen Zeiträume in 101126 Raten 9 322 297 M. 48 Pf. ausgezahlt morden, wovon 93 057 Stück mit 9 183 799 M. 43 Pf. auf Altersrenten und 8 069 Stück mit 138 498 M. 5 Pf. auf Zeitrentsn entfielen. — Der Leiter des Königl. Hoftheaters in Dresden, Herr Geh. Rat Bär, ist sehr bedenklich erkrankt. — In einem Meißner Restaurant renom mierte dieser Tage ein unbekannter Gast mit seiner Körperkraft. Er erzählte von Ring kämpfen, die er siegreich bestanden, von Athleten kunststückchen, die er ausgeführl und so fort. Da es aber schien, als ob nie von den Anwesenden seinen Worten Glauben schenkte, so erbot er sich, durch die That seine herkulische Kraft zu beweisen und hob einen mit mehreren Biergläsern besetzten Tisch mit den Zähnen empor. Kaum hatte er aber mit dieser Last einige Schritte gethan, als er plötzlich den Tisch fallen ließ und vor Schmerz aufschreiend sich auf einen Stuhl niederließ. Durch eine ungeschickte Bewegung mit dem Tische hatte er sich die oberen Schneidezähne aus- bez. abgebrochen und mehrere untere Zähne ge lockert. Außer dieser stark blutenden Ver letzung, welche dem Kraftkünstler ein Andenken für die Zeit seines Lebens bleiben wird, brachte ihm das verunglückte Experiment noch eine Rechnung in Höhe von gegen 3 Mark für zerbrochene Gläser und Untersetzer. — Vom Reichsgericht. Das heimliche, unberechtigte Mitfahren auf dem Trittbrett eines in einen Eisenbahnzug eingestellten Personenwagens in der Absicht, sich so eine unentgeltliche Beförderung zu verschaffen, ist nach einem Urteil des Reichsgerichts, IV. Straf senats, vom 20. Oktober 1893, als Betrug zu bestrafen.— Weiter hat das Reichsgericht dieser Tage folgende wichtige Entscheidung gefällt: Ist die Ehefrau als Inhaberin eines Geschäftes angemeldet und eingetragen, wäh rend es thatsächlich vom Manne geführt wird, so wird dennoch im Falle eines Konkurses nicht sie, sondern ihr Ehemann strafrechtlich haftbar gemacht, wenn ihm das Publikum, der Gläubiger für den Inhaber gehalten hat. — Das älteste Gasthaus in Deutschland zu besitzen, rühmt sich die Stadt Adorf. Dort befindet sich am Markte der Gasthof „Zum Löwen", welcher nachweislich seit dem Jahre 1440 bis heute ununterbrochen in dem Besitze der Familie Klarner gewesen ist. Seeligstadt. Was vereinte Kraft im Dienste der Barmherzigkeit zu thun vermag, davon giebt der kürzlich von Herrn Gemeinde vorstand Mittag höchst sorgfältig aufgestellte Nachweis über die bei ihm eingegangenen und zur Verteilung an die am 11. Juli v. I. durch Schadenfeuer verunglückten Calamitosen gelangten Liebesgaben an barem Gelde und Naturalien beredtes Zeugnis. Es sind dem nach gespendet und verteilt norden 4490 M. 15 Pf., inkl. 26 M. 21 Pf. für die Dienst boten, bar und an Naturali.n 617 Schütten bez. Bund Stroh, 551 Bund Heu, 17,46 Ztr. Korn, 12,97 Ztr. Hafer, 2,64 Ztr. Brot, 2,65 Ztr. Kartoffeln, 21 Stämme Holz, 50 Schock Strohseile und 2 Packete Kleidungs stücke. Dazu haben beigetragen 24 Gemeinden, die Gemeinden Seeligstadt und Arnsdorf mit Höchstleistungen von 557 Di. 18 Pf. und 456 M. 70 Pf., 1 Rittergut, I Jugendverein, 3 Gesangvereine und 7 Private. Die Ver teilung ist auf Beschluß des hiesigen Gemeinde rats in der Weise erfolgt, daß zwei Kalami- tosen von den eingegangenen Liebesgaben an barem Gelde eine einmalige Extraunterstützung in Höhe von 100 resp. 50 M. erhalten haben. Von den zur allgemeinen Verlockung gelangten Geldbeträgen haben die 4 Gutsbesitzer insge samt 60 o/g, die 4 Hausbesitzer 30 0^, die 3 männlichen unansässigen Calamitosen 7'///g, die 2 weiblichen 2l/z0^ erhalten. Von Stroh und Heu haben die 4 Gutsbesitzer 10 Elftel und die 4 Hausbesitzer 1 Elftel, vom Getreide die ersteren 4 Fünftel und 3 Hausbesitzer 1 Fünftel erhalten. Allen den hochherzigen Gebern aber, die in uneigennützigster Weise mit an demSamariterwerke gearbeitet und in den Zeiten schwerer Not Thränen bitteren Schmerzes getrocknet haben, sei auch an dieser Stelle der wärmste Dank dargebracht. — Es verlautet, daß der Betrieb der elekttrischen Straßenbahn in Leipzig bestimmt am 1. Mai 1895 eröffnet wird. Kirchennachrichten von Hauswalde. Bußtag: Abendmahl, Beichte 8H2. Uhr. Dresdner Schlach1vicl;mar1t voni 19. Februar 1894. Auf dem letzten Schlachtviehmarkt waren zum verkauf gestellt: 424 Binder, (284 Schweine, (049 Sammel uud 500 Kälber, in Summa 5057 Schlachtstücken. Für den Zent ner Schlachtgewicht von Rindern bester Sorte wurden 57—6l Ulk., für Mittelware entschließt, guter Kühe wurden 55—56 Mk., für leichtere Stücke 45—50 Mk. bez. Lngl- Lämmer das Paar im Gewicht zu 50 Kilo Fleisch 60 62 Mk., das paar Landhammel in derselben Schwere 55—58 Mk. Der Zentner Schlacht gewicht von Landschweiuen engl. Kreuzung galt 46—49 Mk-, zweiter Wahl hiervon 45—45 Mk. (00 pfd. Kalbfleisch wurden mit 48—60 Mark—Pf. bezahlt, doch stellten sich einzelne Stücke auch noch höher. Preis, t kl. 5 8 11 7 8 8 12 94 6 50 50 5 6 40 20 50 50 Marktpreise in Kamenz am 15. Feb. 1894. ! Preis. 75 Heu 50 Kilo! 6 ! 77 «Stroh 1200 Pfund! 83 > V Butter 2! oll I ' niedrigst. 2 67 jErbfcn 50 Kilo! 10 ! !25 fKartoffeln 50 Kilo 1 . !50 Kilo. Korn Weizen Gerste Hafer Heide t. n Hirse