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Allgemeiner Anzeiger. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter I Mk. bei freier Zusendung durch Boten ine L aus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post iMk. exkl. Bestellgeld. Zeitung für die Ortschaften: Bretnig, Kauswalöe, Großröhrsöorf, ManKenthal unü Umgegend. Expedition: Bretnig Nr. 13 Ü. Inserate, die 4gespalten Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft Inserate baten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^-11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormitl, ' -11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Redaktion, Druck und Verlag von N. Schurig, Bretnig. Nr. 7. Mittwoch, dm 24. Januar 1894. 4. Jahrgang. Die Königliche Kreishauptmannschaft zu Bautzen hat nach tz 3 der Verordnung der Königlichen Ministerien des Innern und der Finanzen vom 23. Mar 1888 zu Ausführung des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 über die Unfall- und Krankenversicherung der in land- und forstwirtschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen den der Berechnung der Unfall-Rente für diese Lohnarbeiter im Bezirk der Amtshauptmannschaft Kamenz vom I. Januar 1894 an zu Grunde zu legenden Jahresarbeitsverdienst anderweit festgestellt und zwar 1., für erwachsene männliche Arbeiter auf 440 Mk., 2-, » » „ » » 300 „ 3., „ jugendliche männliche „ „ 280 „ 4-, „ „ weibliche „ „ 230 „ Zugleich werden die mit Einziehung der Beiträge und Verwendung der Marken zur Jnvaliditäts- und Altersversicherung beauftragten Stellen (Krankenkassen, Gemeindebehörden, Guts Vorsteher) darauf aufmerksam gemacht, daß vorstehende Sätze nach § 22 Abs. 2 Ziffer 1 des Reichsgesetzes, betreffend die Jnvcliditäts- und Altersversicherung vom 22. Juni 1889, auch zu Grunde zu legen sind bei Bestimmung der Lohnklaffe für solche in derLand- und Forstwirtschaft beschäftigte Arbeiter, welche nicht als Mitglieder einer Orts-, Betriebs- (Fabrik), Bau- oder Jnnungskrankenkasse angehören; für diese letzteren erfolgt die Berech nung nach § 22 Ziffer 4 des angezogenen Gesetzes. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 17. Januar 1894. von Erdmannsdorff. Oertliches und Sächsisches. Bretnig, den 24. Januar 1894. Frankenthal. Wie aus dem In seratenteil der heutigen Zeitung ersichtlich, findet nächsten Sonntag den 28. d. M. im hiesigen Erbgericht ein Gesangs-Konzert, ver anstaltet vom Männergesangverein daselbst, statt. Wir wollen nicht unterlassen, Freunde eines einfachen Volksliedes hierauf aufmerk sam zu machen. — Aus sicherer Quelle geht uns die Nachricht zu, daß noch im Laufe dieses Jahres unser Ort durch eine Telephon anlage mit Bischofswerda verbunden werden soll; dieselbe wird voraussichtlich über Gold-, bach und die dortige Buntpapierfabrik geleitet, ! — In der Zweiten Kammer ist seitens! der Finanzdeputation der Antrag gestellt worden: „Das Königliche Finanzministerium zu ermächtigen, Personen, welche nach voraus gegangener Verurteilung zu Strafe und völliger oder teilweiser Verbüßung derselben im wre-, deraufgenommenen Verfahren Freisprechung erlangt haben, daferu ihnen durch die Straf- ! VerbüßungMrch eigene Sorgfalt nicht abzu- wenden gewesene Vermögensschäden verursacht worden" sind, aus Kap. 41 Entschädigung zu gewähren, dafern die Schuldlosigkeit des Freigesprochenen zu Tage getreten ist, auch! die Einleitung des Strafverfahrens und die l Verurteilung nicht durch sein eigenes Verhal- len mit verschuldet war." — Im Viktoria-Salon zu Dresden war j am Sonntag abend der Kampf zwischen AbS! und Pierri ein äußerst heftiger. Man war! der Meinung, dieses Mal werde „der furch-, teniche Grieche" unterliegen nnd wettete, vielfach ans Abs. Nach 14 Minuten ging jedoch Pierri als Sieger hervor. Das zahl-s reiche Publikum war „ganz paff", als der Riese Abs kunstgerecht geworfen ward. — Interessant dürfte folgende Entscheid ung des königlichen Oberlandesgerichtes Dres den sein: Infolge einer Strafverfügrmg war' der Herr Fleischermeister Mönch i Zittau! zu 10 Mark Geldstrafe verurteilt worden,! Weil er es unterlassen habe, das in seinem Grundstücke eingestellte Schlachtvieh vor densi d'e Nachbarschaft belästigenden Blöken und Brüllen abzuhalten, sonachsaber ungebührlicher Weise ruh. störenden Lärm verübt habe. Der hiergegen gestellte Antrag auf gerichtliche Entscheidung führte zu einer Freisprechung von dem Amtsgericht Zittau. Es bestätigte aber das Landgericht die Strafverfügung auf die Berufung der Staatsanwaltschaft hin. .Pas Oberlandesgericht hob hinwiederum die ses Urteil auf eingelegte Revision hin auf und sprach Herrn Mönch frei, weil man nicht annehmen könne, daß vorliegenden Falls die Erregung des ruhestörenden Lärms in „un gebührlicher" Weise erfolgt sei nnd weil nicht abznsohen sei, welche Maßregeln Herr' Mönch zur Verhütung des Lärms zu ergrei fen im Stande gewesen sei. — Wie Berliner Blätter melden, hatte der dortige Anhalter Bahnhof während vor iger Woche eine kriminalistische Ueberwachung erfahren. Es handelt sich ausschließlich um die über Dresden eingetroffenen Züge, deren jeder bei Tag und Nacht von 2 bis 4 Cri- minalisten in Empfang genommen wurde. Daraus ist zu schließen, daß der Berliner Polizei ein wichtiger Fang in Aussicht ge stellt worden war. Um was es sich handelte, ist jedoch noch nicht bekannt geworden, da die Maßnahmen ohne Erfolg geblieben sind. — Der „Kunstfahrer", welcher seiner Zeit durch seine unverfrorenen Gaunereien Aufsehen erregte, indem er 'unter dem An geben, er sei der Kunstsahrer Marschner oder der Kunstfahrer Nenner aus Dresden, in verschiedenen Orten durch angesagte Vorstell ungen Schwindeleien verübte, befand sich am Dienstag vor Gericht in Chemnitz. Es war oies der 1866 in Dorfe Dölitzsch bei Borna geborene Stuhlbauer Friedrich Franz Jonas, vielfach vorbestraft. Hür seine raffi nierten Schwindeleien, welche mitunter der Komik nicht entbehrten, erhielt Jonas zwei Jahre sechs Monate Gefängnis zuerkannt. — Eine scherzhafte Scene spielte sich vor Kurzem bei einem gelegentlich einer in Meißen abgehaltenen Geflügelaussiellung zu Ehren des Preisrichters veranstalteten Fest essen ab. Während der Tafel ging u. U. eine Zuschrift vou dem ältesten Mitglieds des betreffenden Vereins ein, in welcher das Nicht erscheinen des.Schreiber» entschuldigt und dem Verein zu seiner Ausstellung Glück gewünscht wurde. Die Unterschrift des Schreibens war etwas undeutlich und der Vorsitzende des Ver eins hatte die größte Mühe, sie zu entziffern. Unter lautem Halloh der Festteilnehmer brachte er endlich die Silben zusammen: „Ein alter", — „ein alter fetter" -- »ein alter fetter" — halt, hier steht »och etwas dazu — Ach so!: „Ein alter fetter — Hahn!" (Veteran). Das 13. Kind begraben zu taffen, ist sicher unendlich schmsrzlich. Der Wirt G. in Meißen mußte leider heute seiu^ 13. Kind zur Ruhe bestatten lassen. Sechs überlebende blühende Kinder mögen ihm als Trost für den bitteren Verlust dienen. — Da gegenwärtig das StrumpMsch"O stark zu wünsche« übrig l'äßt, so wurde am Mittwoch abend von einer Fabrikanten-Ver- sammlung, welche Herr Amtshauptmann Dr. Rumpelt-Chemnitz nach Meinersdorf einbe rufen hatte und die aus den benachbarten Orten zahlreich besucht war, der Beschluß gefaßt, vom letzten Montag ab versuchsweise zunächst aus einen Monat die Arbeitszeit auf acht Stunden täglich einzuschränken. Der Herr Amtshauptmann ermahnte beson ders zum Zusammengehen der Fabrikanten, damit nicht durch Fernbleiben Einzelner der ganze Beschluß nutzlos werde. Es sollen nach Möglichkeit noch alle Orte der Umgebung zugezogen werden. Die Ausführung nötiger Arbeiten übertrug man einem Ausschüsse. — Dem Gutsbesitzer Walther zu Klein friesen i. V. wurde in jüngster Zeit von zwer unbekannten Männern „gut Nachgemach tes Papiergeld" gegen echtes angeboten, ohne daß er auf dieses „Geschäft" einging. Am vorigen Montag erhielt er ein Packet in Zigarrenkisten-Format, welches mit 200 Mk. Nachnahme belastet war. Er verweigerte dessen Annahme. Alsdann stellte sich heraus, daß der angebliche Absender Ulbricht in der Ostvorstadt in Plauen i. V., nicht vorhanden ist. Aus diesem Grunde wurde das Packet der kaiserlichen Oberpostdirektion zu Leipzig zum Oeffnen zugeschickt. — Sechs Chargierte dreier Freiberger Corps sino auf Beschluß des akademischen Senates von der königl. Bergakademie weg gewiesen worden, weil sie über erneu zur Zeit in militärischen Verhältnissen stehenden Studirenden den Verruf verhängt hatten. — Ein beklagenswertes Unglück hat sich am Donnerstag früh im Gewerbehause zu Freiberg zugetragen. Ein dort neu angestell ter Hausdiener war beauftragt worden, die Luftheizung in den Kellergewölben zu ver sorgen. Derselbe kehrte nicht zurück- Als man in den Keller eintreten wollte, sand sich derselbe mit undurchdringlichem Qualme an gefüllt. Sofort wurden Polizei und Feuer wehr benachrichtigt, und dieser gelang es, die säst verkohlte Leiche des Vermißten ans Tageslicht zu fördern. Auf welche Weise das Unglück geschehen ist, konnte vorläufig nicht festgestellt werden. — Vor einigen Tagen ist ein Schüler der zweiten Klasse des kgl. Lehrer-Seminars zu Nossen an Blutvergiftung gestorben, welche er sich durch ein an der Oberlippe entstandenes Geschwür zugezogen hatte. Alle aufgewendete ärztliche Kmist vermochte es nicht mehr, den bedauernswerten jungen Mann dem Lsben zu erhalten. — Daß bei Genuß von Katzenfleisch die größte Vorsicht am Platze ist, beweist wieder folgender, aus Cunnersdorf bei Zittau berichteter Fall. Eine dortige Familie hatte, sich zum Sonntagsbraten einen sogenannten »Dachhasen" zu verschaffen gewußt; vorsich tiger Weise ließ jedoch die Frau das Tier untersuchen, wobei der Fleischbeschauer das Vorhandensein einer großen Anzahl von Tri chinen im Fleische der Katze konstatierte. Bei weniger Vorsicht hätte der billige Sonntags braten recht verhängnisvoll für die Familie weide« können. -- Ein 11jähriger Schulknabe, Namens Günthel, kam am Dienstag gegen Abend in der Zwickauer Straße in Kirchberg mit einem Knaben aus Bärenwalde in Streit und stach ihn schließlich in Kopf und Arm. Der ju gendliche Messerheld dürfte seiner Strafe nicht entgehen. — In derselben Nacht stieß sich daselbst der im 22. Lebensjahre stehende Fabrikarbeiter Paul Richard Zeidler sein Taschenmesser in die Brust, so daß er bald darauf verstarb. Angst vor Einlieferung ins Krankenhaus, dem er nächstens übergeben werden sollte, dürste den jungen Mann zu der schrecklichen That bewogen haben. — Das Landgericht Leipzig verurteilte am Freitag die Anarchisten Zigarrenarbeiter Hentschel und Kürschner Rabe wegen Teil nahme an dem Anarchisten-Klub „Autonomie" zu 6 bezw. 10 Monaten Gefängnis. — Leipziger Mcßinteressenten sei hier durch die Mitteilung gemacht, daß die an der Begründung einer Messe in Berlin und demgemäß an der Zerstörung der Leipziger Messen beteiligten Kreise untereinander un einig geworden sind, und zwar deshalb, weil der bekannte Vorsitzende der sogenannten 1893er Vereinigung, Herr Rosenow, und seine Spezialfreunde recht hoch hinaus und einen mächtigen, sehr kostspieligen Meßpalast errichten wollen, womit aber Viele durchaus nicht einverstanden sind. Dresdner Schlachtviehmartt vom 22. Januar 1894. Auf den: letzten Schlachtviehmarkt waren zum Verkauf gestellt: 567 Rinder, H72O Schweine, j249 Hammel und 3s2 Halber, in Summa 3848 Schlachtstücken. Für den Zent ner Schlachtgewicht von Rindern bester Sorte wurden 60—65 Rik., für Riittelwareeinschließl. guter Rühe wurden 55—58 Rik., für leichterer Stücke 45—50 Rik. bez. Lngl. Lämmer das paar im Gewicht zu 50 Rilo Fleisch 62—65 Rik. das paar Landhammet in derselben Schwere 55—58 Rik. Der Zentner Schlacht- gewichr von Landschweiuen engl. Rreuzung galt 50—52 Rik., zweiter Wahl hiervon 48—50 Rik. Das Rilo Kalbfleisch wurde mit j05—j5O Pfennigen bezahlt, doch stellten sich einzelne Stücke auch noch höher. Marktpreise in Kamenz am 18. Jan. 1894. höchsterlniedrißiteff Preis. g Preis. 50 Kilo. Korn L 6 kk. «. - 5 94 Den 50 Kilo «. kl. 6 - Weizen Gerste Hafer Heidekorn Hirse 7 7 8 8 11 6 0 50 7 50 8 — 7 75 11 77 »Stroh 1200 Pfund, .71 Butter 1kjh°^ 80 » ' medngn. 67 »Erbsen 50 Kilo — »Kartoffeln 50 Kilo 64 - 2! 20 1 ! 90 10! 50 1! 58