Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 30.12.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189312303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18931230
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18931230
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-12
- Tag 1893-12-30
-
Monat
1893-12
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 30.12.1893
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Volttische Rundschatt. Deutschland. * Am Sonntag vormittag wohnten der Kaiser und die Kaiserin dem Gottesdienst in der Friedenskirche zu Potsdam bei. Später fuhr der Kaiser nach Berlin und begab sich, anläßlich des hundertjährigen Vermählungstages des Königs Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise, nach dem Mausoleum in Charlotten burg, wo der Kaiser in stiller Andacht längere Zeit verweilte. Nachmittags um vier Uhr waren, wie in den Vorjahren, die Hofstaaten zum Diner im Neuen Palais geladen; an das Diner schloß sich in der bisher üblichen Weise der Weih nachtsaufbau an. *Aus Marokko wird von der Be schimpfung eines deutschen Vertreters berichtet: Während der Abfeuerung von Salut schüssen zur Feier des glücklichen Ausganges der Expedition des Sultans nach Tafilelt wurde der portugiesische sowie auch der deutsche Bizekonsul von einem Haufen Eingeborener beschimpft. Die Gesandten in Tanger haben einen energischen Protest erlassen. Man glaubt, daß Deutschland darauf bestehen wird, sofortige Genugthuung zu erlangen. * Die Novelle zur Strafprozeßordnung, die die Berufung in Strafsachen wieder einsührt, soll nach einer Mttteilu g der ,Rhein.- Westf. Ztg/ unmittelbar nach Neujahr von Preußen im Bundesrat eingebracht werden. Die Novelle enthielt nicht allein die Einführung der Berufung in Strafsachen, die den Oberlandes gerichten zugewiesen werden soll, sondern auch Bestimmungen, die eine thunlichste Beschleunigung und Vereinfachung des Vorverfahrens in Straf sachen, namentlich bezüglich des Zustellungswesens und der Beweisaufnahme bezwecken. *Das deutsche Togogebiet wird durch Weiterführung der Landlinie Accra-Quittah voraussichtlich gegen Anfang 1894 an das all gemeine Telegraphennetz angeschlossen werden. In Lome und Klein-Popo werden Telegraphen anstalten mit beschränktem Tagesdienst eingerichtet. Die Wortgebühr für Telegramme aus Deutsch land nach dem deutschen Togogebiet beträgt 8,60 Mk. für die Beförderung über England, Easternkabel und St. Vincent. *Jn Neupommern im Bismarck- Archipel ist nach Meldungen aus Viktoria ein offener Auf st andderEin geborenen gegen die deutschen Ansiedler ausgebrochen. Die Wilden griffen die Deutschen zu wiederholten Malen an, wurden jedoch von diesen bald zurück geschlagen. Die Eingeborenen haben große Ver luste erlitten; man zählte 160 Tote und zahl reiche Schwerverwundete. Trotz dieser Nieder lage treffen die Eingeborenen Anstalten um die Feindseligkeiten gegen die Deutschen fortzusetzen. Oesterreich-Ungar«. *Kurz vor dem Weihnachtsfeste noch ist Prag der Schauplatz eines politischen Mordes geworden. Der in Parlamentsverhandlungen über die Ausnahmeverfügungen für Prag vielgenannte Handschuhmacher Mrva, der von den Jungtschecheu als Polizeiagent hin gestellt wurde, ist am 23. d. mit Stichwunden in der Brust in seiner Wohnung ermordet auf gefunden worden. Drei verdächtige Individuen, und zwar Dragoun, sowie die beiden Schlosser gehilfen Dolezal und Dvorak, wurden verhaftet. Frankreich. *Justizministec Dubost richtete anläßlich der neuen Anarchistengesetze ein Rund schreiben an die Staatsanwälte, worin es heißt, daß diese Gesetze die allgemeine Politik der Re gierung nicht ändern. Diese Politik bleibe den republikanischen Neberlieferungen und den liberalen fortschrittlichen Absichten der Nation entsprechend. *Jm Senat bekommt Thivriers Bluse einen Nebenbuhler. (Thivrier ist Sozialist, der anfangs in dec Kammer immer in blauem Arbeitskittel erschien.) Der Viehtreiber Delage in Ahun be wirbt sich um einen Senatssitz und verspricht den Wählern, zu den Sitzungen nicht nur in der Bluse, sondern auch in H o l z sch u h e n zu kommen. — Um ganz volkstümlich zu sein, wird man in der französischen Kammer nächstens in Holzschuhen ohne Strümpfe „aufzutreten" haben. Der sanfte Heinrich. 51 lFortietznug.« „Mein Gott, wir können doch nicht alle über einen Leisten geschlagen sein. Und" — AltenS Mundwinkel zuckten ironisch — „daß ich, ebenso wie die ganze Stadt, dich für einen Muster knaben vom reinsten Wasser halte, bedarf doch wohl keiner Versicherung. „Uebrigens" — mit leichter Verneigung gegen Frau Meinhardt — „ist meine Zeit abgelausen, gnädige Frau. Ich muß eilen, wenn ich mit meinen Abschiedsbesuchen fertig werden will." Ec wandte sich wieder zu dem stumm da stehenden Jugendgefährten. „Ah, du weißt noch garnicht, Heinz, morgen mit dem Frühzuge geht'S nach N., wo ich als Avantageur ins Regiment eintrete. Natürlich komme ich, so wie ich die Epauletten habe, zum bleibenden Aufenthalt hierher zurück. Gehab dich wohl und empfiehl mich deiner Frau Blutter. Sie ist mir hoffentlich nicht böse, daß ich es nicht persönlich thue, aber die Reise ist mir so rasch über den Kopf gekommen." Er küßte Frau Meinhardt die Hand, hielt Annys ein paar Sekunden mit leise geflüsterten Worten, bei denen das Mädchen wie ein Pfingst röschen erglühte, und war hinaus. . . Heinrich Berger wollte seinem Beispiel folgen, aber der Hausherr, der soeben von seinem ge wohnten Nachmittagsspaziergang heimkehrte, ließ eS nicht zu. Frau Doktor wurde auch herbei geholt, und man verlebte den Rest des Tages, es war ein Sonntag, gemütlich beisammen. Luxemburg. *Die luxemburgische Kammer ge nehmigte am Freitag einstimmig nach dreiwöchiger Beratung das Budget für 1894 und nahm sodann die Vorlage betr. die Fremdenpolizei an. Dieses Gesetz ermöglicht eine sehr strenge Kon trolle über die Fremden und die Ausweisung verdächtiger Ausländer auf dem Verwaltungs wege. Der Minister teilte mit, daß infolge der Ereignisse der letzten Zeit die Grenzpolizei behufs Kontrolle der ankommenden Reisenden verstärkt worden ist. Italien. *Zur Ablösung wurden andere Truppen nach Sizilien entsendet. Aus Lercara wird gemeldet, daß Landleute und Arbeiter mit Frauen und Kindern tumultuarisch gegen die Lokalbehörde protestierten unter den Rufen : „Nieder mit der Verzehrungssteuer!" „Es lebe der König!" „Es lebe die Königin!" Einige Zollwächterhäuser wurden angezündet. Das intervenierende Militär ging mit Schonung vor; ein Gendarm und ein Korporal wurden leicht verletzt. *Am zweiten Weihuachtsfeiertage ging eS in dem sizilianischen Orte Valguarnera sehr tumultuarisch her. Dort versuchte die Menge in die Kaserne einzudringen. Da ihr der Eingang jedoch verwehrt wurde, durchzog sie im Tumulte die Straßen und steckte die Mairie, das Zivil kasino, das Haus eines Polizeibeamten, die Büreaus der Telegraphie, der Präfektur und der Post in Brand. * Der Sieg der Italiener gegen die Mahdisten bei Agordat wird durch weitere Depeschen bestätigt. Danach haben die Derwische außer einem Verlust von 10 0C Toten eine große Anzahl von Verwundeten und Verspreng ten zu verzeichnen. Der Verlust der Italiener betrug, außer 3 Offizieren und ei em Unter offizier, die getötet wurden, sowie 2 verwundeten Offizieren, noch 98 Tote und 123 Verwundete, die den in italienischen Diensten stehenden einge borenen Truppen angehören. *Der Papst empfing die in Rom an wesenden Kardinäle, Prälaten und Bischöfe, die anläßlich des Weihnachtsfestes ihre Glückwünsche aussprachen. Der Papst erwiderte, in Uebereinstimmung mit den Anwesenden hege er den innigen Wunsch, gleich mehreren seiner Vorgänger ein Sendbote des Friedens für Europa und die Welt zu sein, er sei dessen eifriger beauftragter Förderer, weil der Friede in den einzelnen Menschen und Gesell schaften der Gerechtigkeit entsprossen sei, die nach dem Schriftwortc vom Glauben lebt. Spanien, *Eine neue Dynamitexplosion hat in Spanien stattzefunden. In Sada (Provinz Corunna) platzte vor dem Hause eines Apo thekers eine Petarde, die großen Schaden an richtete. * Die Polizei in Barcelona entdeckte in dem Dorfe Cuevas ein von Anarchisten vollständig eingerichtetes Laboratorium, in dem sich zahlreiche mit Nitroglycerin gefüllte Flaschen und gegen 40 Bomben befanden. Das von der Polizei entdeckte, von Anarchisten ein gerichtete Laboratorium befand sich in einem Bergabhang in der Nähe deS Vorortes Gracia in einer geräumigen Höhle. In dem Labora torium wurden leere Bomben, Schmelzöfen, Lunten, Chemikalien und 10 Kisten Dynamit sowie eine anarchistische Fachbibliothek vorge funden und nach Barcelona geschafft. Die Unter suchung gegen die Anarchisten ist soweit vorge schritten, daß die gerichtliche Verhandlung Mitte Januar zu erwarten ist. Ruhland. *Aus Petersburg wird folgende offiziöse Depesche verbreitet: „Die in mehreren aus wärtigen Blättern enthalten gewesenen Nach richten über eine angebliche nihilistische Verschwörung, die sich auf Warschau und verschiedene andere Städte verzweigt haben sollte, werden von hiesiger unterrichteter Seite als unbegründet bezeichnet." *Es gibt Fälle, in denen eS sehr lange dauert, bis die russischen Behörden von i ter- essanten Vorfällen Kenntnis nehmen. So wird jetzt aus Odessa gemeldet, daß die dortige Bevor Anny an diesem Abend zur Ruhe ging, löste sie daS kleine, silberne Schlüsselchen, das stets ostensiv an ihrer kurzen Uhrkette von gleichem Metall baumelte, öffnete mit demselben ein in kirschroten Plüsch gebundenes Buch und schrieb mit steifer Kinderschrift, sorgfältig einen Linienbogen unterlegend, folgendes hinein: „DaS Franenherz ist ein Rätsel, daS größte, schwerzulöseudste, finnverwirrendste Rätsel der Schöpfung," las ich neulich in einem reizenden Roman, den ich in Mamas ArbeitSkorb entdeckte und natürlich heimlich durchflog. Und heute sage ich aus innerster Ueberzeugung: Der Autor hat recht, er kennt unser Geschlecht! „Auch mein Herz ist ein Rätsel, ein abgrund tiefes, geheimnisvolles, düsteres Rätsel. Wie schwer hatte ich mir den Abschied von Bodo vor gestellt, welche inhaltreichen Worte dabei im Geiste mit ihm gewechselt, wie deutlich mich be reits hier in meinem verschwiegenen Gemach in Thränen zerfließend, bleich wie eine geknickte Lilie, gesehen, und statt dessen? Anny, Anny, schäme dich! Du warst ausgelassen lustig — für deine 15 Jahre 8 Monat 24 Tage fast zu sehr — und dachtest mit keinem Gedanken des armen Bodo, den du für lange Zeit zum letzten Mal gesehen. Aber es war ein reizender Abend. Erst war Heinz still und ernst, doch nach und nach, fast, als hätte meine Heiterkeit ihn an- geslcckt, taute er auf, und schließlich kam ich aus dem Lachen über seine drolligen Schulgeschichten gar nicht heraus. „Und dabei greist er niemand an; Bodo da gegen muß immer jemand auss Korn nehmen Firma Dreifus und Komp, wegen Unter- schleife bei der Lieferung von Getreide für die notleidende Bevölkerung des Gouvernements Ssamara vor Gericht gestellt worden ist. — Diese Unterschleife sind vor ungefähr zwei Jahren vorgekommen, und es ist s. Z. in der ausländi schen Presse sehr ausführlich über die unglaub lichen Betrügereien berichtet worden, die die ge nannte Firma gegen daS hungernde Volk verübt hat. — Ist das Gericht nun endlich dahinter gekommen? Balkanstaaten. * Die bulgarische Sobranje nahm das neue Wahlgesetz an und genehmigte den von der Kommission auf 150 000 Frank erhöhten Kredit zur Beteiligung an der Ausstellung in Ant werpen, die Regierung hatte nur 100 000 Frank verlangt. Bei der Zusprechung der in BurgaS auszuführenden Hafenarbeiten, deren Gesamt kosten auf 5 800 000 Frank veranschlagt waren, machte das günstigste Angebot mit 4 935 000 Frank der französische I genieur Gouilloux, mit dem die Regierung de i Vertrag abschließen wird. Von Uah «nd Fern. Ueber die Kieler Wachtpostenaffäre giebt die ,Kieler Ztg/ folgende Darstellung: Freitag in der Frühe wurde auf dem Terrain der kaiserlichen Werft ein Matrose, der nach Urlaub ausgeblieben und über die Mauer ge klettert war, von dem Posten am Holzhafen aufgehalten und nach dem Schilderhaus gebracht. Hier leistete der Matrose dem Posten Wider stand und ergriff die Flucht. Als er der drei maligen Aufforderung des Postens, zu stehen, nicht Folge leistete, legte derselbe auf den Flüchtling an und erschoß ihn. Ein Falschmünzeruest wurde, wie bereits kurz gemeldet, in der Nacht zum 20. d. in Altona durch Beamte der Kriminalpolizei ausge nommen. Schon seit einiger Zeit war den Nach barn die nächtliche Arbeit in dem Hause ausge fallen, sie hatten ein anscheinend von Hammcr- schlägen herrührendes Geräusch wahrgenommen und daher der Polizei Mitteilung gemacht, die um so mehr Veranlassung nahm, der Sache so gleich nachzuforichen, als in letzter Zeit wieder holt falsche Zwei- und Einmarkstücke in Umlauf gesetzt worden waren. Mehrere Kriminalbeamte hatten die Angelegenheit übernommen, und diesen gelang eS, die Thäter, eine Frau Stelling und einen Arbeiter Hache bei der Arbeit zu über raschen. Formen, Tiegel und Stempel, die man vorfand, wurden beschlagnahmt und das Falschmünzerpaar zur Haft gebracht. Die Ehe frau Stelling, welche den Vertrieb der Falsifikate besorgt hat, ist in vollem Umfange geständig. Sie hat zugegeben, hauptsächlich kleine Geschäftsleute betrogen zu haben. In den letzten Tagen befand sich das Hauptfeld ihrer Thätigkeit im Hamburger Dom. Dort hat sie ungefähr 50 falsche Preuß. Thaler, Zwei- und Einmarkstücke an den Mann gebracht; das Geschäft ist demnach ein sehr ein trägliches gewesen. Die Stelling bezeichnet den Arbeiter Hache, der das falsche Geld angefertigt, als ihren bösen Geist. Er soll sie unter Drohun gen bestimmt haben, die Falschstücke in Umlauf zu setzen. Die Sache wird zweifellos dem Schwurgericht überwiesen werden. Ein dreister Eisbruchsdiebstahl ist im Pfarrhause Berghofen bei Aplerbeck in Westfalen verübt worden. Während sich der Geistliche mit seiner Familie im zweiten Stock befand, sind Diebe in den ersten Stock gedrungen und haben die Zimmer vollständig ausgeraubt, insbesondere viele Schmucksachen, Silberzeug, Geschirr und Kleider in bedeutendem Wert entwendet. Sie haben sich dabei nicht nur Zeit genommen, auS dem Keller geholte Weine und Liköre sofort zu verzehren, sondern auch die Zigarren des Pastors probiert. Seit einiger Zeit macht sich in nächster Nähe von Stettin ein förmliches Brigantenwesen be merkbar. Zwei Männer, anscheinend stets die selben Personen, machen die einsamen Wege un sicher. So wurden mehrfach Frauen angefallen und ihrer Barschaft beraubt. Ein 17jähriges Mädchen wurde zu Boden geworfen, dann ver stopften ihm die Unholde den Mund und brachten ihm am Kopf Messerstiche bei. Diese Zustände und ihn bloßstellen. Zu Heinz benahm er sich heute abscheulich, und daß er Frau Doktor nicht einmal persönlich Adieu sagte, vergeß ich ihm im Leben nicht. Ich wollte eS ihm auch gleich sagen, aber, ich weiß nicht, die Kehle war mir wie zu geschnürt. Daß Heinz ihm seine Prahlerei mit )em Minister vorhielt, hat mich aber recht ge reut. Mich hatte er auch schon gefragt, vd ich es mir nicht hübsch denke, später mit Exzellenz angesprochen zu werden. Solch ein Unsinn! Es ist eigentlich unrecht, daß ich heute, am Vorabend seiner Abreise, so von ihm schreibe, zu mir war er doch eigentlich immer reizend nett. Die Husarenuniform wird ihm prächtig stehen, ich freue mich schon auf sein Wiederkommen. Wir werden dann täglich zusammen Spazierritte machen, gleich nach der Einsegnung bekomme ich Reitstunde. Beim Abschied flüsterte er mir zu, ich möchte morgen früh am Fenster stehen, damit mein Bild das letzte wäre, welches ihn in die Fremde begleite. Und wie er mich dabei mit seinen wunderschönen Augen ansah! Ich fürchte, ich bin wieder purpurrot dabei geworden. Ich werde mir aber gleich von der Köchin die Weck uhr leihen und den Wecker auf 5 Uhr stellen. Ich wache natürlich auch ohne sie auf, aber Vor sicht ist bei allen Dingen gut, sagt Papa immer. Papa hat übrigens Heinz sehr gern und kann ihn nicht genug loben; Bodo nennt er den Windhund. „Jetzt aber gute Nacht, du mein liebes Buch, du stiller Vertrauter meiner Freuden und Leiden Nun noch die Weckuhr und dann rasch zu Bett, sonst verschlafe ich möglicherweise doch!" Daß letzterer bedauernswerter Fall wirklich Jahre Ware vergangen, und wie wir am j Anfang unserer Erzählung, an welchen wir jetzt u anknüpsen, berichtet, hatte Heinrich Berger erfüllt, j sie nach erfolgter Auktion von i, geführt werde: sollten, kraftlos zusammenbrachcn und nur mit großer Mühe und Not fortgeschafft was der Knabe, der Jüngling versprochen. .. j Daß seine Mutter auch jetzt noch mit tief j besorgten Augen ins Leben schaute, war nur ein ' Beweis von der Macht der Gewohnheit; ein zwin gender Grund war schon längst nicht mehr vor handen. Auch die vier Treppen waren bereits ein überwundener Standpunkt, nicht zum Schaden der kleinen, allmählich leichter ermüdenden Frauen füße ; nur eine bequeme Treppe hatte man zu steigen, um an bunter GlaSthür ein zierliches Porzcllanschild mit dem Namen: Frau Ida Ber ger zu erblicken. Wie es dort hingekommen, war eine merkwürdige Sache, ein kleines Wunder machte sich kürzlich ein Postbote zu nutze, der kürzlich auf dem Wege von Gotzlow nach Stolzen hagen anschei end besinnungslos aufgefuuden wurde. Er erklärte, daß er von zwei Männern angefallen und seiner Uhr, sowie der von ihm dienstlich eingenommenen Gelder beraubt worden sei. Die Untersuchung hat jedoch ergeben, daß der Postbote wahrscheinlich sich einige unbedeutende Verletzungen beigebracht hat, um durch einen angeblichen Ueberfall Unterschlagungen zu ver decken. Vo« einer systematischen Beraubung der Postbriefkasten wird aus Hannover berichtet: In den letzten Wochen sind bei den dortigen Postbehörden zahlreiche Anzeigen über Verschwin den von Briefen eingegangen, die dort au'gegeven, aber an ihre Bestimmungsorte nicht gelangt waren. Längere Beobachtungen durch die Kriminalpolizei haben nunmehr zur Entdeckung einer vollständig organisierten Diebesbande geführt, die planmäßig allabendlich Briefkästen verschiedener Stadtteile ausgeplündect hat. Die Thäter, sämtlich noch in jugendlichem Alter stehend und ausnahmslos als Laufburschen angestellt, haben die Briefkästen teils mittels Nachschlüssels geöffnet und geleert, teils haben sie die Briefe durch die Einwurfs öffnung herausgezogen. Sie haben sich haupt sächlich an solche Kasten herangemacht, die in der Geschäftsgegend der Stadt liegen und deshalb gewöhnlich hoch gefüllt waren. Die Plünderungen sind gewöhnlich an den frühen Abendstunden vor genommen, wobei bis 40 und mehr Briefe ge stohlen wurden. Letztere wurden geöffnet und, wenn der Inhalt keinen Geldeswert hatte, der Marken beraubt. Diese klebten die Diebe dann auf diejenigen Briefe, die sie von ihren Geschäfts- Herren zur Besorgung erhielten, während sie das empfangene Portogeld in ihre Taschen wandern ließen. Fünf der Thäter sind festgenommen. Baron Seefried, der Gemahl der Prin zessin Elisabeth, tritt demnächst in Erfüllung der Bedingung, von der die Genehmigung zu seiner Vermählung abhängig gemacht worden war, zur katholischen Kirche über. Die betreffenden Ver handlungen sind vom Erzbischof eingcleitet worden. Zweimal Soldat. Ein eigentümliches Malheur ist einem junge Manne in Würzburg passiert. Er war in genannter Stadt geboren und wurde vor zwei Jahren zum Militär aus gehoben; seine Dienstzeit absolvierte er beim 9. Jnfanterie-Rcgt. und wurde im September d. zur Disposition entlassen. Nach der Entlassung hatte der Vater des jungen Mannes (ein ge borener Oesterreicher) einige Familienangelegen heiten zu erledigen und schrieb an seine Heimats gemeinde. Da erinnte: sich plötzlich die Oester reicher, daß er schon einen gestellungspflichtigen Sohn haben müsse. Schleunigst kam eine Ein berufungsordre und dieser Tage mußte der junge Mann schon nach Eger abfahren. Er muß nun noch vier Jahre bei der österreichischen Artillerie dienen, wenn das an den österreichischen Kaiser eingereichte Gnadengesuch nicht von Erfolg ist. „Zu Weihnachten!" Beim Amtsgericht in Sagan wurde kurz vor den Feiertagen eine Häuslernahrung zu Dittersbach, die einem 80 Jahre alten Manne gehörte, wegen 98 Psg rückständiger Rente zwangsweise versteigert. Die Besitzung brachte nur 350 Mk. Amerika ausgewanderten Wilderer. Nunmehr verlautet plötzlich von Amerika aus, es sei dort der Mörder, der sich selbst verraten habe, an gehalten worden. ei itrat, dürfen wir als getreue Berichterstatter nicht verschweigen. Au der Weckuhr aber lag eS keineswegs. Sie that ihre Schuldigkeit im reichsten Maße und i rasselte mit einer Energie, als wäre es ihr § Metier, Tote zu erwecken. Doch leider gänzlich ohne Erfolg. Das Backfischchen, an dessen Lager i re stand, bewegte sich zwar, hob ein wenig den, ^opf, als wollte es sich ermuntern, aber gleich ! larauf murmelte es schlaftrunken: „Ach was!" : drückte die weiche Wange wieder ins Kissen und schlief beruhigt weiter. werden konnten. Festgenommener Mörder. Vor achtzehn Jahren wurde der gräflich Schaffgotschsche Ober- sörster Frey von Wilddieben ermordet aufgefunden, i i Als Thäter bezeichnete man einen später nach Einer Roheit, die jeden Menschen, der nur einiges Gefühl besitzt, empören muß, hat sich der bei seiner Mutter Kutscherdienste versehende Franz Roth in Oelsnitz schuldig gemacht. Ersterer wurden zwei Pferde gerichtlich gepfändet, jedoch bis zum Versteigerungstermin in ihrem Besitz i gelassen. AuS Aerger über die erfolgte Pfän- M düng unterließ nun Franz Roth die Fütterung der Pferde seit dem 9. d. I! Natürlich kamen I die bedauernswerten Tiere so herab, daß sie, als ihren Käufern ab- zusammenbrachcn » l.. Es war im Frühling gewesen und Frau Doktor wollte ja durchaus nicht hinausziehen 7^ ihre Aufwartefrau war zwar längst kein Scheine mehr, sondern eine robuste Person von rew
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)