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Allgemeiner Anzeiger. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter I Mk. bei freierZusendung durch Boten ins Haus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post 1M. exkl. Bestellgeld. Zeitung für die Ortschaft r: Breinig, Kauswalöe, Großröhrsdorf, Kranlienthol unö Amgegenö. Expedition: Bretnig Nr. 13 S. Inserate, die 4gespalten Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft Inserate bitten wir fm die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag H-I1 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag h,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Neösklion, Druck unö Verlag von N. Schurig, Drelmg. Sonnabend, den 30. Dezember 1893 3. Jahrgang- Ar. 194 Abonnements-Einladung. Auf das mit dem 1. Januar n. I. be ginnende 1. Quartal des „AllgemeinenAnzeiger" erlauben wir uns hierdurch ganz ergebenst einzuladen. Inserate finden die weiteste und wirk samste Verbreitung. Bestellungen werden jederzeit in unserer Ervedition und von den Zeitungsboten gern entgegen genommen. Hochachtend Exped. und Red. des „Allgem. Anz." Zum neuen Jahre 1894- -Lie oft, wenn sich ein Jahr gewendst, neues sich erschlossen hat, J-'Ud schon der Wünsche viel gespendet und fand ein neues Hoffen statt! Wie oft fcho„ wurden wir betrogen Vielleicht war mancher Wunsch zu hoch! Das alte Jahr ist hingezogen Und manche Wünsche bleiben noch. Was in des Seitenstromes Welle Uns nicht erfreut und nicht behagt, Sei an des neuen Jahres Schwelle Zmückgewiesen und beklagt. Zurück mit euch, ihr bangen Sorgen, Die ihr das Erdendasein drückt Und jeden neuen Lebensmorgen Dem heiteren Genuß entrückt! Was hat das alte Jahr versprochen, Als es der Ewigkeit entsprang? Hat cs nicht oft fein Wort gebrochen In seiner Tage schwerem Gang? Welch Hoffen hat es denn gestillet, Das sich bescheiden ihm genaht? W ich Wünschen hat es denn erfüllet Auf seinem dornenvollen Pfadj? Nicht hat von dein versprochnen Segen Der Mann der Arbeit viel verspürt, Dem Landmann mangelte der Regen, Der neu des Bodens Kraft gebiert. Der Kaufmann stand vor voller Halle Uno mancher Eisenhammer ruht', Die Menschen klagten — klagten alle: Das alte Jahr, es war nicht gut. Doch was man auch dem Jahr, dem alten, Nachsegen und uachklagen kann: Den Frieden hat es uns erhalten, Die Völker stehn in seinem Bann. Wenn auch die Rüstung, die uns schützet, Schwer auf des Volkes Schultern drückt, So schirmt sie doch, was allen nützet, Den Frieden, der uns noch beglückt. Das Jahr ist um — die breite Pforte De neuen Jahrs ist aufgethan, Der wir mit einem Segensworte, D- s Herz der Hoffnung voll, uns uahn. Solln wir hinein? Je nun, wir müssen, Es drängt die Zeit uns immerdar; So sei es denn mit frohem Grüßen: Viel Glück und Heil, du neues Jahr! Oertliches und Sächsisches. Bretnig, den 30. Dezember 1893. Bretnig. Das nächstjährige Stif- tungsftst des Vereins „Iduna" findet laut' Beschluß der letzten Hauptversammlung am 28. Februar im Gasthof zur Klinke hierselbst statt. — Am letzten Sonnabend ist bei dem abends 8 Uhr 48 Minuten von Kamenz nach Arnsdorf verkehrenden Personenzuge zwischen Großröhrsdorf und Arnsdorf die Ecke eines Personenwagens 3. Klaffe, vermutlich durch Flugasche von der Maschine, in Brand ge raten. Letzterer wurde sofort bemerkt und als der Zug zum Halten gekommen, gelöscht. Der Betrieb wurde nicht gestört. — Durch einen schrecklichen Unglücks fall, welcher sich am Sonnabend nachmittag halb zwei Uhr in der in der „Spittelmühle" befindlichen Tuchfabrik kn Kamenz ereignete, ist eine Familie in die tiefste Betrübnis und in einen großen Notstand versetzt worden. Der Rauher Ernst Pötschke damit beschäftigt, an der Kardenbürste den Treibriemen zu sammenzunieten, wurde von demselben und der Transmiffionswelle erfaßt und mehrfach, derartig herumgeschleudert, daß er furchtbare Verletzungen und Verstümmlungen erhielt und sein Tod sofort erfolgte. Seiner Witwe und 6 Kindern, denen das Weihnachtsfest sich in Tage des Entsetzens verwandelte, wird das allgemeinste Bedauern und die innigste Teilnahme dargebracht, welche hoffentlich sich auch in thatsächlicher Weise äußert. Dresden. In herkömmlicher Weise empfing Se. Maj. der König am 2. Weih nachtsfeiertage im Königlichen Residenzschloffe die Vertreter der Dresdner Bäckerinnung. Unter Führung des Herrn Obermeister Haus wald trugen 11 Meister und 8 Gehilfen vormittags gegen dreiviertel elf Uhr die für Ihre kgl. Majestäten in der Bäckerei des Obermeisters hergestellten beiden Stollen auf eleganten Tragbrettern von dex Pirnsischen Straße nach dem Schloß. Im sogen, alten Audienzsaale wurden die beiden Prachtstücke Dresdener Bäckerei, ein Mandelstollen und ein Rosinenstollen, ze 1Hz Mtr. lang und 20 Kilo schwer, adgesetzt. Ringsum gruppier ten sich die Meister und Gesellen. Pünktlich um 11 Uhr betrat Se- Maj. den Audienz saal und Herr Obermeister Hauswald, dem zum 23. Male dieft Ehre zu teil wurde, brachte dem Monarchen die ehrerbietigsten ! Glückwünsche der Bäcker-Innung dar; er ! schloß die Bitte an, Se. Maj. wolle huldvoll geruhen, eine Probe der historischen Dres- !dener Weihnachtsgebäcks anzunehmen und legte in schlichten Worten das Gelöbnis un wandelbarer Bürgertreue zum angestammten Königshause namens der Innung ab. Huld voll nahm Se. Maj. diese herzliche bürger liche Begrüßung entgegen, erkundigte sich ein gehend nach den Verhältnissen der Innung und richtete an mehrere der Herren das Wort. Darauf verabschiedete Se. Majestät die Jnnungsgenossen. — Wegen Entwendung einer — wert losen Sonnenblume wurden kürzlich in Dres den drei junge Burschen zu drei Monaten bezw. fünf Tagen Gefängnis verurteilt. Gegen den Richterspruch ist nicht anzukämpfen Wird die Strafe aber an den jugendlichen Uebelthätern wirklich vollzogen, so sind sie wegen dieser Lappalie auf Lebenszeit entehrt. Von Seiten der „Deutschen Wacht" wurde alsbald angeregt, an das väterliche und milde Herz des Königs zu appellieren, die über die drei Knaben verhängte Strafe mit all ihren Folgen im Gnadenwege zu erlassen. — Wegen Wucher sind auf Veranlass ¬ ung der Staatsanwaltschaft Dresden ein Pferdehändler und ein Hypothekenmakler, Beide aus Berlin, verhaftet und unter polr- zeilicher Begleitung nach Dresden überführt worden. Sie werden beschuldigt, Offizieren der sächsischen Armee, welche Geld brausten, minderwertige Pferde statt baren Geld cs gegen hohe Wechsel verabfolgt zu haben. Die betreffenden Offiziere mußten darauf, um sich in den Besitz von Barmitteln zu setzen, die Pferde zu geringen Preisen verkaufen und haben dadurch erhebliche Verluste erlitten. — Bei dem Herannahen des Neujahrs dürfte es angezeigt sein, die öffentliche Auf merksamkeit auf einen Punkt zu lenken, der schon seit Jahren Anlaß za berechtigten Klagen giebt, auf die Verbreitung anstößiger Neujahrskarten. An die schöne Sitte, Be kannten unt Freunden zur Jahreswende durch Zusendung von Wünschen und Karten ein Zeichen der Liebe zu geben, haben sich allmählich häßliche Auswüchse angehängt, welche zu entfernen, die Pflicht jedes anstän digen Menschen ist. Kaum ist ^der Glanz der Weihnachtsausstellungen in den Schau fenstern erblichen, so pflegen sich die Aus lagen der Läden mit einer Fülle von Neu jahrskarten und Bildern zu bedecken, mit feinen und ordinären, mit kostbaren und billigen, hier mit Kunsterzeugniffen von ge diegenem Geschmack, dort mit Ausgeburten des Blödsinns und der Gemeinheit. Wir wollen die faden und läppischen Wrtze, wo mit ein Teil dieser letztgenannten Produkte anzulocken sucht, nicht weiter befehden. Aber leider seh-m und lesen Kinder die gemeinen Darstellungen und Verse. Einen schamlosen Burschen, dessen Geschmack die Bilder ge troffen haben, treibt die Lust, einem Mäd chen in schlechtgewähltem Scherz oder in bös williger Absicht solch einen Neujahrwunsch, natürlich ohne Namensnennung und als offene Postkarte zuzuschicken. Ist es zu viel verlangt, wenn wir wünschen, daß jeder Ver käufer von Neujahrskarten, der auf den Ruf seines Geschäfts etwas hält, sich entschließen sollte, seinen Laden dem gemeinen Machwerk darunter zu verschließen. Der junge Manne aber, der in der Bierlaune vermeint, mit der Versendung solcher Karten sich einen Jux zu machen, möchte doch bedenken, daß die eigene Ehre und die Ehre des Neben- menschen ein Gut ist, welches nicht um den Genuß eines billigen Scherzes geschädigt werden sollte. — Am ersten Feiertage vergiftete sich, dem Vernehmen nach mit Cyankali, der aus Schneeberg gebürtige 18 Jahre alte Lehrling Meichßner, welcher in der Apotheke zu Meißen beschäftigt ist, aus — Liebeskummer. Der kaum den Kinderschuhen entwachsene Lehrling hatte die Tochter eines dortigen Bürgers kennen gelernt und eine tiefe Neig ung zu ihr gefaßt. Am ersten Feiertage ver lobte sich das Mädchen und besuchte am Abend mit ihrem Bräutigam das Konzert auf der Geipe iburg, woselbst der unglückliche Liebhaber an sie herantrat und sie fragte, „ob sie ihn i wirklich vergessen könne." Als dieser sich in ' seinen Hoffnungen getäuscht sah, nahm er so fort Gift und war in wenigen Augenblicken eine Leiche. Obgleich sich der Vorgang im Marmorsaale selbst abspieNe, machte^er wenig Aufsehen, da man glaubte, der plötzlich um sinkende junge Mann sei nur von Unwohlsein befallen worden. — Ueber den Charakter schwerer Ver brecher hat der Anstaltsbezirksarzt Dr. Saxe im Landesgefängnis zu Zwickau interessante Beobachtungeo gemacht, die im jüngst erschie nenen Jahresbericht des sächsischen Landes- Medizinalkollegiums mitgeteilt werden. Na mentlich bei solchen Gefangenen, die wegen schwerer Brutalitäts-Verbrechen gegen Ge sundheit und Leben Anderer verurteilt waren, beobachtete der genannte Arzt, daß sie für ihre eigene Gesundheit und ihr eigenes Leben sehr große Besorgnis zeigten. Bei dem Ein« treten von Schmerzen geberdeten sich diese Verbrecher lächerlich ängstlich, und bei ge ringfügigen operativen Eingriffen benahmen sie sich gänzlich feig.j — Allgemeine Teilnahme erweckt das traurige Geschick einer Familie H. in Ebers bach, welche aus zehn Köpfen besteht. In folge der großen Vermehrung ihrer Familie verfiel die Ehefrau in geistige Umnachtung, welche sich fortgesetzt verschlimmerte, so daß sie jetzt nach der Heilanstalt Sonnenschein gebracht werden mußte. — Aus Plauen i. V. schreibt man der „Deutschen Wacht: „Dem Vernehmen nach beabsichtigt der hiesige deutschfreisinnige Verein, auch Heuer zur Karuevalszeit wieder seinen Reiseapostel, Herrn Mehlagent Oskar Günther, mit einer neuen Rede ausgestattet, „auf die Tour" durchs obere Vogtland zu senden, um Eugen Richters verblichene Ver neinungslehre durch ihn verkünden zu lassen. In Anbetracht der zweifellosen Fruchtlosigkeit dieses erneuten Liebeswerbens um die Volks gunst behaupten böse Zungen, diese Agi tationsreise werde nur deshalb geplant, um den „bewährten Agitator" durch „Reise spesen" einigermaßen für den Ausfall an Abschlüffen zu entschädigen, welchen sein nutz loses Auftreten vor der letzten Reichstags wahl für den Mehl-Agenten bei unseren an tisemitischen Bäckern gezeitigt hat." -Kirchennachrichten von Hauswalde. Sonntag nach Weihnachten: Vormittags 8^/2 Uhr Beichte; vorm. 9 Uhr Hauptgottes dienst und Abendmahl. Neujahrstag: Vorm. 9 Uhr Hauptgottes- : dienst, nachm. 2 Uhr Nachmittagsgottesdienst. Getauft: Theodor Paul, Sohn des Ein- wohners und Leinwebers E. Th. Körner in Hauswalde. — Hermann Otto, S. des E. und Schuhmachers G. H. Kästner in Hauswalde.— Bertha Anna, T. des Musikus und Bürsten machers F. E. Große in Bretnig. Getraut: Ernst Friedrich Wilhelm Wer ner, Bandweber in Großröhrsdorf Witwer, mit Emilie Pauline verw. Oswald geb. Philipp aus Bretnig. — Edwin Julius Großmann, Fabrikarbeiter in Großröhrsdorf, mit Emilie Selma Hulda Philipp aus Bretnig. Dresdner Schlachtviehmarkt Auf dem letzten Schlachtviehmarkt waren zum Verkauf gestellt: 363 Rinder, 1620 Schweine, 626 Hammel und U40 Kälber, in Summa 3749 Schlachtstücken. Für den Zent ner Schlachtgewicht von Rindern bester roorte wurden 60—65 Rik., sür Mittelwareeinschließl. guter Kühe wurden 55—58 Rik., für leichterer Stücke 45—50 Mk. bez. Lugl. Lämmer das paar im Gewicht zu 50 Kilo Fleisch 62—65 Mk. das paar Landhammec in derselben Schwere 57—60 Mk. Der Zentner Schlacht- gewichr von Landschweiuen engl. Kreuzung galt 48—5s Mk., zweiter Wahl hiervon ! 45—47 Mk.