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Allgemeiner Anzeiger : 16.12.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189312168
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18931216
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-12
- Tag 1893-12-16
-
Monat
1893-12
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 16.12.1893
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Drr sanfte Heinrich. Novelle von R. Litten.*) Wie er nur zu dem Namen gekommen war? Fremde wunderten sich darüber und wußten ihn nicht in Einklang zu bringen mit seiner schlanke, hohen Figur, dem stolzgetragenen Haupte, dem flotten Schuurrbärtchcu und dem offenen, freimütigen Blick seines dunklen Augen- vaares. Aber er hatte ihn doch einmal. Die Kinder seiner Bekanntschaft riesen ihn wohl manchmal in ihrer uuschnldigen, täppischen Ver traulichkeit so, seine Kameraden, wen;! sie an ihren Vereinsabe.de! bei de» Karten in ihrer verräucherten Kneipe saßen und sein Stuhl wieder einmal leer war, hatten keine andere Bezeich- nm g für ihn, und die junge Mädchen flüsterten sich den Namen zu, wenn sie ihm auf der Straße b.geg ete. „Der sanfte Heinrich!" Sie stießen sich dabei verstohlen an und verzogen spöttisch die roten Lippen, ein Beginnen, welches im Grunde ge nommen höchst überflüssig war, denn sie wurden ja doch rot bis unter die zierlich gekrausten Stirn löckchen, und sahen unserm Helden mit Blicken nach, in denen durchaus nichts von Spott zu lesen stand, desto mehr aber von glühendem Inter esse und von heimlicher Sehnsucht. Und wie schöngeistig fast all' die kleinen Mädchen plötzlich geworden waren, seit Mein hardt Söhne und Komp, die gute Idee gehabt, ihren Herrn Heinrich Berger fortan nicht nur in j *j Unberechtigter NachbruN iviro versengt. ihre > Kontors, sondern auch im Verkaufslokal zu beschäftigen, welch reißenden Absatz da mit einem Mal an' die goldgeländerten Heines, Geibels, Scheffels, Wolffs und Baumbachs fanden. O, Mei yardl Sühne und Komp, waren Schlau berger, sie mutzten, was sie an ihrem Herrn Berger hatten; sie erhöhten nicht umsonst sein Gehalt aus freien Stücken von Jahr zu Jahr. Solchen intelligenten, pflichttreuen und — was in einer Buchhandlung mit Goldschnittbändchen durchaus nicht gering zu veranschlagen ist — hübschen unk stattlichen Gehilsen fanden sie sobald nicht wieder. Und dabei doch der Name? Wie war er denn zu dem Namen gekommen? Vielleicht, daß seine Mutter, die verwitwete Oberlehrersgattin, deren kleine dürftige Figur stets in dmielben grauen, tadellos sauberen Wollenkleide steckte und deren feines, runzliies «Gesichtchen mit den stets besorgten, ängstlichen Augen wie ein verblichenes Bild zwischen den graumelierten, geweulen Puffscheiteln hervor- fchaute, Auskunft zu geoen vermocht hätte; aber gerade sie konnte man doch am wenigsten danach fragen. Dieser Spitzname, dieses boshafte, un gerechte, heimtückische Attribut, welches sich so perfid vor den Rufnamen ihres Sohnes gedrängt und dort so hartnäckig seinen Platz behauptete, war ja ihre Achillesferse, der wunde Fleck in ihrem von Mutterstolz geschwellten Herzen. Schon als ihr Heinrich noch der kleine Heinz hieß und täglich in Äniehüschen und blankge wichsten Stulpstiefeln, den Tornister mit dem wedelnden Schwämmchen auf dem Rücken, zur Schule staple, war das so gewesen, war sie richtig jedesmal, wenn ihr Junge mit rot ge weinten Augen heimgekehrt und sie ihm den Grund feiner Traurigkeit abgelockt, zu seinem Ordinarius gelaufen und hatte energisch ge fordert, daß man ihren Knaben gegen die Stichel reden böser Buben in Schutz nehme. Uud selbst als Heinrich längst nicht mehr Kniehöschen und Tornister trug, als bereits ein dunkler Schatten seine Oberlippe zierte und er das Abiturienten- cxamen so glänzend bestanden, daß seine Kame raden ihn durchaus auf ihren Schultern nach Hause tragen mußten — doch wahrlich ein stolzer Moment für ein Muttcrherz, noch dazu für ein so ängstliches, ewig zweifelndes, wie es Frau Dr. Berger leider mit sich herumtrug — selbst da hatte sie, am Fenster stehend, das Taschentuch vor den überquellenden Augen, die linke, kleine Faust drohend zum Fenster hinaus- geschültelt, weil die Rotte frecher, kleiner Bengel, welche den Triumphzug ganz unnötigerweise be gleitete, fortwährend johlte und schrie: „Der sauste Heinrich soll leben! Vivat hoch, der sauste Heinrich!* Und doch — was hilft das Verschweigen? — war sie, sie ganz allein an dem Uebel schuld. Nur, daß sie es nicht wußte. Oder ahnte sie es vielleicht und wollte nun, durch Heftigkeit gegen andere, die anklagende Stimme des Ge wissens übertönen? Solch listiger Selbstbetrug soll ja hin und wieder vorkommen und nicht gerade immer bei den Schlechtgestnnten. Sehen wir als Unparteiische uns einmal die Sachlage genauer an. Als der Gatte der kleinen Frau, der Gym nasiallehrer Berger, mit welchem sie nach langem Harren — volle zehn Jahre hatte die Braut- Politische Rundschau. Teutschlanv. *Der Reichskanzler Graf Caprivi hatte am Montag vormittag Vortrag beim Kaiser im Neuen Palais. — Vermutlich galt es, den Kaiser von den letzten Schreckenslhaten der Anarchisten des näheren in Kenntnis zu setze» und Maßregeln dagegen in Vorschlag zu bringen. *Die Königin Karola von Sachsen ist an einem leichten Influenza-Anfall erkrankt und genötigt, das Bett zu hüten. Das Fieber ist gering und auch die übrigen Krankheits erscheinungen sind so leichter Natur, daß die baldige Genesung zu erwarten steht. * Von den umgehenden und durch die Blätter verbreiteten Gerüchten über Differenzen zwischen dem Kaiser und dem Grafen Caprivi, über die gänzliche Ungnade, in die Graf Wal- dersee beim Kaiser gefallen sei und über die Gründe, die den württembergischen Gesandten in Berlin, Herrn v. Moser, zum Rücktritt bestimmen, ließen sich ganze Spalten füllen. Die Beglau bigung aller dieser Meldungen ist indessen mehr als zweifelhaft. * Eine offiziöse Berliner Zuschrift der ,Pol. Korr.' bezeichnet es als selbstverständlich, daß, so lange das Schicksal der von Deutschland mit einigen kleineren Staaten abgeschlossenen Handels verträge nicht e tschieden sei, von einem bindenden Weitergehen in den Z o l l v erh a n d l u n g en mit Rußland nicht die Rede sein könne. Immerhin habe die Weiterarbeit der beider seitigen Delegierten die Aussichten auf das Zusta bekommen einer Verständigung gebessert. * Die Veihaudlungcn über die Grenz regulierung des Hinterlandes von Kamerun haben am Montag in Berlin be gonnen. Sowohl den deutschen wie den sranzö- sischen De.egicrten ist der,Post' zufolge strengste Geheimhaltung der Verhandln ge i auf erlegt. Tie französischen Delegierten sind nicht mit endgültigen Vollmachten versehen, sondern verhalten sich nur referierend. *Die Aenderung des Unfallversiche rungsgesetzes ist nuimehr in nahe Aus sicht gestellt. An den grundlegenden Bestimmun gen, wie sie namentlich für die Errichtung der Versicherung maßgebend sind, dürste dabei nicht geändert werde«. Die berufsgenossenschaftliche Gliederung hat sich eingelebt und innerhalb der er zelneu Berufszweige Anerkennung gefunden. Bezüglich des Rentemveseus dürften die Aende- ru. gen auch keine allzu große Bedeutung haben. Dagegen dürste das Verfahren einer ganzen Reihe von Aenderungen unterworfen werden. Blau dürfte überhaupt wohl nicht fehlgehen, wenn man annimmt, daß im großen ganzen die Reform der Unfallversicherung derjenigen der Kranken versicherung, wie sie am 1. Januar 1893 in Kraft getreten ist, ähneln wird. *Zur Ausdehnung der Sonntagsruhe auf das G a st w ir t s g e w erb e, die bekannt lich einer späteren gesetzlichen Regelung Vorbe halten ist, will die ,Neue deutsche Ztg.' aus Bersin erfahren haben, daß nach der Absicht der Regierung die Schließung der Geschäfte von Sonnabend nachts 12 Uhr bis Sonntags mittags 12 Uhr eintrcten soll. Destillationen bleiben von Sow abends abends 8 Uhr bis Montags früh 8 Uhr gänzlich geschlossen. Hotels und Logier häuser, soweit sie dem Fremdenverkehr dienen, bleiben von diesen Bestimmungen unberührt. *Die Behauptung süddeutscher Blätter, daß eine Abänderung der M i l i t ä r - K o n v e n - . tion Preußens mit Württemberg im Werke sei, wird in der .Franks. Ztg.' wieder- i holt, während sie in einer Stuttgarter Korrespon- ! denz der ,Mgd. Ztg.' ebenso entschieden bestritten ; wird. Weitere Mitteilungen bleiben also abzu warten. i Frankreich. i * Das anarchistischeVerbrechenin < der Pariser De p u ti erte n ka mm er f hat die ganze zivilisierte Welt in Erregung ver- s setzt. Die gesetzgebenden Körperschaften Oester- < reichs, Ungarns und Englands haben der fran- i zössichen Kammer ihre Sympathien ausgedrückt: f dem sranzösischen Kammerpräsidenten Dupuy sind t Hunderte von glückwünschenden Telegrammen und Briefen zugcgangen. Der Attentäter August Vaillant hat eingestanden, daß er den Kammer- : Präsidenten treffen wollte, „damit seine That eine c größere Wirkung habe." Den 47 durch die i Explosion Verwundeten, die sich in ärztlicher Be- c Handlung befinden, geht es verhältnismäßig gut; > nur bei einem Abgeordneten wird eine Schädel- i trepauation nötig, da ihm ein Eisenstück in den Kopf gedrungen ist. i *Der Ministerrat hat vier Vorlagen t ausgearbeitet, um anarchistischen Atten- : taten nach Möglichkeit vorzubeugen. Die erste « Vorlage betrifft die Presse und bezweckt, die ! Aufforderung zu Verbrechen mit Explosivstoffen zu verhindern; die zweite betrifft die Herstellung und das Jnnehaben von Explosivstoffen; die dritte vermehrt die Vollmachten der Polizei; die vierte betrifft die Ueberwachung der anarchistischen Vereine. Die Regierung hat für diese Vorlagen in der Kammer die Dringlichkeit verlangt; die Kammer hat am Montag bereits die Vorlagen wegen der Pres s e angenommen. Bei der Vorlegung der Gesetzentwürfe in der Kammer hob der Ministerpräsident Casimir Perier hervor, es handele sich darum, die Vorbereitung zum Verbrechen zu bestrasen. Die Regierung wolle nur diejenigen treffen, die sich selbst außerhalb der menschlichen Gesellschaft stellten. *Die Regierung brachte am Montag in der Kammer ein GeIbbuch über die Vorgä ge am Mekong (Siam) zur Verteilung. Dasselbe enthält ein Schreiben Casimir Periers an den Unterstaatssekretär der Kolonien und zwei Doku mente, aus denen hervorgeht, daß e« gltschc und französische Delegierte an Ort und Stelle die Abgrenzung des zu bildenden Pufferstaates beraten. *Ju Marseille hat ein sozialistischer Stadtrat das Verbrechen in der Pariser Kammer auf öffentlicher Straße gntgeheißen, worauf seine sofortige Verhaftung erfolgte. In Brüssel st d mehrere französische Geheimpolizisten einge troffen. Sie überbrachten der dortigen Polizei das Signalement mehrerer seit Sonntag aus Paris flüchtiger Anarchisten. Schweiz. *Der Bundesrat in Bern hat die Ein führung der mitteleuropäischen Zcitfür die Eisenbahn-, Post- und Tekgraphen- Vecmaltung vom 1. Juni nächsten Jahres ab verfügt. Italien. *Auch bei dem in der Bildung begriffenen Ministerium Crispi hapert es mit der Be setzung des Finanzministerpostens. Crispi hatte deshalb am DienStag mit dem König Humbert eine Besprechung. *Auf Sizilien sind mehrfache Unruhen ansgebrochen, die sich besonders gegen die ört lichen Behörden richten In der Gemeinde Giar- dinello plünderten die Ma ii'estanten das Rat Haus, zerstörten die Archive und wandten sich dann mit Waffen drohend gegen eine Abteilung Bcrsaglieri, die von Mo.irelepre kam. Die Beriaglieri gaben Feuer. Von den Aufrührern wuroen 8 Personen getötet und 14 verwundet, von diesen 4 schwer. Die Bcrsaglieri hatten keine Verluste. Als noch andere Trupven zur Verstärkung eintrafen, fanden sie Giardinello verlassen. Die gerichtliche Untersuchung ist ein- gelettet. Balkanstaate». * Das neue radikale serbische Ministerium wird der Sknpschtina eine Vorlage zugehen lassen, in der eine Vermehrung des st ehe n den Heeres gefordert wird. (Das Militärfieber der Kleinstaaten, die von niemand bedroht sind, im Ernstfälle mit ihren klei en Armeen doch keine Rolle spielen, ist sehr kostspielig, liegt aber wie die Jnfluenzakeime in der Lust.) *Wie aus Sofia berichtet wird, erwartet mau daselbst mit Spannung die öffentliche Ver handlung gegen dieBrüoerJwanow, deren älterer gestanden hat, von den bulgarischen Flüchtlingen in Rußland entsendet worden zu sein, um den Fürsten zu ermorden. Gefunden wurde bei demselben kein einziges Beweisstück, denn er trug nichts als einen ver stümmelten russischen Paß, sowie zwei Karten, von Serbien und Bulgarien, bei sich. Deutscher Reichstag. In der Montags-Sitzung stehen in dritter Lesung auf der Tagesordnung die Kampfzollvcrordnungen gegen Rußland. Dazu waren in zweiter Lesung ge stellt die Resolutionen von Heeremann (Zentr.) und Gen. betr. die Berücksichtigung von Waren, die ohne Einhaltung der vorgeschriebenen Termine Angegangen bezw. zur Verzollung gebracht sind, deren Lieferung aber durch rechtskräftige, nachweislich vor jenem Tage in gutem Glauben für deutsche Rechnung ab geschlossene Verträge bedungen wurde, und v. Salisch (kons.), die die Erhöhung von Kampfzöllen auch auf sonst zollfreie Waren vorsieht. Außerdem ist auch heule eine Resolution Lutz (kons.) beantragt, die die Erhöhung des Hopfenzolles Rußland gegenüber ver langt. — Abg. Moeller (nat.-lib.) befürwortete die Resolution v. Heeremann und bemerkt, daß auch die aus Transitlager bezogenen Waren mit unter die selbe fallen müßten. Die Licferungszeit der Waren dürfte ferner wenigstens bezüglich des Holzes auf keinen Fall beschränkt werden. Die Resolution v. Salisch bitte er abzulehnen, da sie nur dazu bei tragen könne, den Zollkrieg zu verschärfen. — Staats sekretär v. Bötticher erwidert, der Bundesrat habe sich die Prüfung von Fall zu Fall Vorbehalten und cs werde in jedem einzelnen Falle eine wohl wollende Beurteilung Platz greisen. — Abg. Gamp (freikons.) befürwortet die Resolution v. Salisch. Abg. Lutz (kons.) begründet seinen Antrag auf Er höhung des deutschen Höpfenzolles gegen Rußland mit dem Hinweis auf die lautgewordenen Wünsche der bayrischen Hopfenbauern. Die Diskussion wird nach kurzer Debatte geschlossen. Die Kampfzollvcr ordnungen werden angenommen. Die Resolution v. Heeremann wird gegen die Stimmen der Rechten angenommen. Die Resolution v. Salisch uud Lutz wird der Handelsvertrags-Kommission überwiesen. — Es folgt die dritte Beratung des Handelsvertrages mit Kolumbien. Der Vertrag wird angenommen. Tas Zusatzprotokoll zu dem internationalen Vertrag zur Unterdrückung des Branntweinhandcls unter den Rordsecfischcrn auf hoher See nebst dem dazu ge hörigen Aussührungsgesetz werden in dritter Lesung debattelos angenommen. Es folgt die zweite Lesung des Abkommens mit Serbien betr. den Muster- und Markenschutz. Dasselbe wird gemäß dem Anträge der Kommission unverändert genehmigt. — Es folgt nachstehende Interpellation Werner (Antis.) u. Gen.: „Sind die verbündeten Regierungen geneigt, ange sichts der allgemein schlechten Geschäftslage dieses Jahres für die in H 105- der Gewerbeordnung an geführten Gewerbe eine Verlängerung der Geschäsls- stuuden bis abends 10 Uhr am 24. und 31. Dezem ber d. I. eintreten zu lassen?" — Staatssekretär v Bötticher: Ich bin zu meinem Bedauern nicht in der Lage, namens des Bundesrates eine zu stimmende Erklärung abzugeben. Es ist mir nicht möglich gewesen, eine solche Zustimmung zu erhalten. Die verlangten Ausnahmen sind den höheren Ver waltungsbehörden überlassen. Dcr Bundesrat würde gegen den Geist des Gesetzes handeln, wenn er in dicHaud- habung des Gesetzes eingreifen und generelle Maß nahmen anordncn wollte. Die Interpellanten wollen sich an die betreffenden Behörden wenden. — Es folgt die erste Beratung des Abkommens mit der Schweiz betr. den Patent-, Marken- und Muster schutz. Das Abkommen wird der Handelsvertrags- Kommission überwiesen. — Es folgt die zweite Lesung des Gesetzes betr. die Gewährung von Unter stützungen an Invalide aus den Kriegen vor 1870 und an deren Hinterbliebenen. Die Kommission (Berichterstatter Pieschel, (nat.-lib.) beantragt die Annahme der Vorlage mit den Zusätzen, daß auch die Hinterbliebenen verstorbener Invaliden unter ge wissen Voraussetzungen an den Wohlthaten des Ge setzes teilnehmen sollten, und daß über die Rechts ansprüche aus dem Gesetze der Rechtsweg zugelassen wird. Nach kurzer Debatte wird das Gesetz angenommen. — Es folgt die Beratung des von Mitgliedern aller Parteien unterstützten Antrages». Benda (nat.-lib.) auf Gewährung der Eisenbahnfreifahrkarleu au die Mit glieder des Hauses in dem früheren Umsange, also, daß sie für das gesamte Reich gelten. Der Antrag wird ebenfalls angenommen. In der Sitzung vom Dienstag wird der schleu nige Antrag der Abgg. Auer und Gen. auf Ein stellung des gegen den Abg. Sigl beim Landgericht zu München schwebenden Strafverfahrens für die Dauer dcr Session angenommen und darauf in die zweite Beratung der Handelsverträge mit Spanien, Rumänien und Serbien eingetreten. Die Kommission (Berichterstatter Abg. Paasche, nat.-lib.) beantragt: den Verträgen die verfassungsmäßige Genehmigung zu erteilen. Zur Geschäftsordnung nimmt das Wort Abg. v. Manteusscl, um zu beantragen, daß zunächst über den Vertrag mit Rumänien beraten werde. Das Haus beschließt demgemäß. — Nach kurzem mündlichem Reserat des Abg. Paasche be merkt Abg. Graf Limburg-Stirum (kons.): Die alten Handelsverträge müssen die Grundlage für die Beurteilung der gegenwärtigen bilden, und wenn man bestreitet, daß wir durch den österreichi schen Vertrag Nachteile erlitten haben, so läßt sich das zwar durch Zahlen nicht widerlegen, ebensowenig, wie es sich durch Zahlen beweisen läßt. Warum konnte man nicht Handelsverträge machen und für die Industrie allein Sicherheit für 12 Jahre schaffen? Warum mußte die Landwirtschaft mit in Frage ge zogen werden, obwohl wir ein importierendes Land sind ? Das schwere Lehrgeld, das die Landwirtschaft für die Verträge von 1891 gezahlt hat, wird nicht umsonst gewesen sein, wenn wir unsere Erfahrungen bei den jetzigen Verträgen beherzigen. Jedenfalls verlangen wir, daß die Regierung sich in der Wäh- rungssrage entscheide. Weil der rumänische Vertrag die Lage der Landwirtschaft noch mehr verschlechtert, werden wir dagegen stimmen. Ich bemerke gleich, daß bei dem serbischen uud spanischen Vertrage unsere Stellung keine so schwierige ist. Haben Sic den rumänischen, so wird es schwer fallen, den russischen abzulehnen. Die Ablehnung gewönne dadurch eine politische Spitze gegen Rußland und hätte den Anschein, als wäre es ein Akt der Gehässigkeit. — Staatssekretär v. Marschall: Der Vorredner hat gemeint, wer diesen Vertrag annehme, könne den russischen nicht ablehnen. In Wirklichkeit nimmt aber, wer diesen Vertrag hier genehmigt, keine andere Verantwortlichkeit als die für diesen Vertrag! Der Herr Vorredner hat wohl nur die Absicht, ängst liche Gemüter damit zu schrecken. Ueber den Vertrag mit Rußland werden Sie sich nur nach Maßgabe der Erwägung zu entscheiden haben, ob die handels politischen Vorteile, die wir von Rußland erlangen, ein genügendes Aeguivalcnt sind sür das, was wir selbst Rußland gewähren. Ich appelliere von dem weniger unterrichteten Bunde der Landwirte an den besser informierten Reichstag. Schützen Sie die deutsche Arbeit in ihrer Gesamtheit und bewahren Sie den deutschen Reichstag vor einem Beschluß, der Landwirtschaft und Industrie, kurz, alle unsere wirt schaftlichen Interessen schwer schädigen würde. — Abg. Schädler setzte die Gründe auseinander, warum das Zentrum nicht sür die Verträge Antreten könne. — Abg. Frhr. v. Stumm (Reichs.): Die Ablehnung des rumänischen Vertrages wird ver hängnisvoll nicht nur für den industriellen, sondern auch für den landwirtschaftlichen Arbeiter werden. — Abg. Graf v. Mirbach (kons.) wendet sich gegen die Ausführungen des Vorredners, so weit sie speziell den rumänischen Vertrag betreffen. Die Agitation der Agrarier solle man nicht zu schroff beurteilen, vielmehr bedenken, daß dcr Bauer schwerer agita torisch aufzurütteln sei, als der industrielle Arbeiter, eine nochmalige Auflösung des Reichstages würde die beste Agitation für die Landwirte sein. Wir werden gegen den rumänischen Handelsvertrag stim men. — Abg. Barth (frs. Vgg.): Die Frage, ob Freihandel, ob Schutzzollpolitik, ist hier gar nicht am Platz. Sonst würde schwerlich der konservative Staatssekretär v. Marschall sür die Handelsverträge stimmen. Es handelt sich bei Ablehnung des rumä nischen Vertrages, wie es mir scheinen will, um eine Kraftprobe zwischen Agrariern und der Regierung. Ganz unrichtig ist die Behauptung, daß die Zölle vom Auslande getragen werden. Wenn Herr Graf v. Mirbach sagt, daß er und seine Freunde ihren Standpunkt beibchalten hätten, dic Regierung habe ihren Standpunkt geändert, so muß ich die Regierung doppelt loben, daß sie trotz ihrcr vor wiegenden Neigung zum Konservativismus den Weg der Tarifverträge betreten hat. — Abg. Budde berg (frs. Vp.): Ich erkenne lobend an, daß die Regierung, so weit ich beurteilen kann, alles, was möglich war, gelhan hat, um bei Schaffung des rumänischen Vertrages die Interessen der deutschen Industrie zu wahren. Es ist bekannt, daß schon seit einem Jahre, infolge des Provisoriums, niedrigere Zölle bestanden haben; also kann dic Landwirtschaft gegen den bisherigen Stand nicht geschädigt werden. Der gesamten sächsischen Industrie kommen die Han delsverträge sehr zu statten, umsomehr, als unsere Webereien und Spinnereien nur mit geringem Ge winn arbeiten. Der Textilindustrie ist der ameri kanische Markt schon verschlossen; durch Ablehnung des Vertrages würde sie schwer getroffen werden. 60—70 000 industrielle Arbeiter iverdcn infolge Ab lehnung des Vertrages mit Rumänien brotlos werden. Wenn Sie die Verträge annehmcn, so wird kein landwirtschaftlicher Arbeiter brotlos, kein kleines Stückchen Acker wenigen bestellt werden. Darauf Wird die Weiterberatung vertagt. Von Nah und Fern. Wie stark Berlin von der Influenza im vergangenen Monat heimgesucht wurde, geht u. a. daraus hervor, daß nach amtlicher Meldung in der Woche vsm 19. bis 25. 'Novem ber 44 Personen und vom 26. November bis 2. Dezember 47 Personen in Berlin an der Influenza gestorben sind. Seitdem scheint diese Allerweltskraukheit etwas nachgelassen zu haben. Bon der Cholera. In Stettin wurden seit nunmehr drei Wochen weitere Cholera- kroue über ihrem Haupte geschwebt, ehe sie sich endlich darauf herabgesenkt — nur wenige glück liche Ehcjahre verleben durfte, plötzlich gestorben war und sich die junge Witwe nach dem Schlage, der sie fast zu Boden warf, wieder auf sich selbst besann, da merkte sie nur zu bald, daß fortan nicht nur ihr Herz darben müsse, nein, mehr: - sie selbst, sie und ihr Knabe. Wie sollte es auch anders sein? Vermögen hatten beide Gatten nicht besessen, reiche hilfsbereite Verwandte ebenso wenig; es blieb nur die karge Witwenpension und die kleine Summe, mit welcher Dr. Berger sein Leben versichert hatte. Gewiß, es gibt Frauen genug, die im Unglück zu Heldinnen werden, in denen, wenn die harte Hand der Sorge sie rüttelt, eine Energie erwacht, die die Welt in Staunen setzt und selbst Männer beschämt. Andere aber gibt es, die solch Rütteln weniger gut vertragen, welche nur lies, sehr lieff daS Haupt dabei zu beugen wissen — gleich den . schlanken Baumstämmen, wenn der Nordsturm darüber braust — und zu diesen gehörte leider die Witwe Dr. Berger. Wenn die Kollegen des Verblichenen, ihre wenigen Freunde, ihr zuredeten, sich auizurichten, irgend etwas zu ergreifen, was ihre Lage ver bessern könne, vielleicht ein kleines Geschäft, ei» Pensionat oder dergleichen zu eröffnen, dann sah sie den Sprechenden mit ihren große«, angst erfüllten Augen an und schüttelte schweigend den Kopf. Sie hatte sich im Leben stets lenken lassen, sich immer an Stärkere geschmiegt; ihre schwache, passive Natur bebte vor selbständigem Handeln zurück. Und sie war so furchtsam, so überaus furchtsam I E-kr anzu »los schaß Segei Kai den Proß aust Lchli Gene Nikol fuhr eine s Pferd köpfi auf u dem l das ivarf hcrau davor drall T Lehre! jetzige seines folge Nachd liches Troße H eines Noßa in ein aber ia gr lebte, lauten 'N Pi Herzei die P bellen, ifir ai Raik AW Rark. Dom dargef A berg v dinger ßadt fang einer l dlWö s Und I Ser rech -len n Unglück stagen, lewen! Aon e Aenn e Vorhau Wit We besser. , Ai der,T die Th Wifi lleren banden wan: Wit de Tame ei em Amme Tr Ragde woroen fassen nimme' Ab ein Aff lebten l dielen Hn einz f>e sich Inn- Arsche Aunge KUeub «arten diederzu M in dagestre bau den „ Sä Üe sich vnd nii Tespen schlägt, Rachen Nei Hände, .Jeu n iqre ^decke E- ^chen W. dem Men einem "chl in >LA "ch » seinen "°r den
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