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Allgemeiner Anzeiger : 29.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189311293
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18931129
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-11
- Tag 1893-11-29
-
Monat
1893-11
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 29.11.1893
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Politische Rundschau. Deutschland. * Der Kaiser ist mit dem Prinzen Heinrich am Freitag früh nach der Göhrde abgcreist. Auf der Fahrt dorthin geriet der Sonderzug des Kaisers, als er vormittags 10 Uhr Hamburg passierte, am dortigen Damthor-Uebergang in Gefahr, mit einem Steinwagen, der über das Geleise fuhr, zusammenzustoßen. Glücklicherweise gelang es dem dort postierte i Beamten und dem Führer des Wagens, die Pferde so anzutreiben, daß das Geleise wenige Sekunden vor Ankunft des Zuges, der am Damthor nicht gehalten, sondern mit unverminderter Geschwindigkeit dahm- fuhr, srei wurde. *Dic Prinzessin Friedrich Karl von Hessen, geborene Prinzessin Margarete von Preußen, wurde am Donnerstag nach mittag um 1 Uhr in dec Villa der Landgräfi' von Hessen von einem gesunden Prinzen glücklich entbunden. *Die ,Hamb. Nachr.' schreiben: „Fürst Bismarck, der die letzten drei Monate in folge seiner Erkrankung vorwiegend liegend hat zu-ri gen müssen, ist jetzt soweit hergestellt, daß ec wiener regelmäßige Spaziergänge unternehmen kann. Die Wiedererlangung des früheren K> äfte- zustandes macht unter dem Einfluß der Jahres zeit nur allmähliche Fortschritte. Die Schonungs bedürftigkeit besieht innerhalb der gegebenen Grenzen noch fort, a dcrseits ist die Hoffnung berechtigt, daß der Winteraufenthalt in Friedrichs- ruh den Fürsten gesundheitlich soweit fördert, daß er im Frühjahr wieder in den Vollbesitz der früheren K äste gelangt sein wird." * Der Bundesrat hat in seiner Donners tagssitzung die Eutwü.fe von Vereinbarungen über erleichternde Vorschriften für den wechsel seitigen Verehr zwischen den Eisenbahnen Deutst'anüs, der Niederlande, Oesterreichs und U gar. s, sowie der Schweiz den betreffenden Ausschüssen überwiesen und dem Gesetzentwurf betr. die Abzahlungsgeschäfte seine Zu stimmung erteilt. * Zu den deutsch-russischen Zoll verhandlungen erfährt die,Nat - Ztg.ß daß bis jetzt ein Einvernehmen nur über einige un bedeutende Dinge erzielt ist; der Stand der Ver- ha dlu gen über die wichtigen Fragen biete noch keine Gewähr für einen befriedigenden Ausgang der Konferenz dar. * Die Aussichten der Handels- Verträge nehmen sich, wie die Unterhaltungen im Reichstag ergeben, recht trübe aus. Es ka ar sicher angenommen werden, daß Lie Konservativen insgesamt und die Reichspartei in der großen Mehrzahl, ferner die Antisemiten, wahrscheinlich auch die Polen, etwa die Hälfte des Zentrums und eine Gruppe unter den Nationaliiberalen zu den Gegnern der Verträge, insbesondere des rumänischen, gehören. Auch die „wirtschaftliche Vereinigung" hat sich, wie man hört, in ihrer Beratung überwiegend gegen die Verträge aus- gesprocke . Damit wären die Aussichten auf das Zustandekommen der Verträge, we igstens soweit der mit Rumänien in Betracht kommt, ehr zweifelhaft. Es könnten sich daraus möglicher weise bedeutsame kritische Wendungen entwickeln. * Die bayrische Kammer hat einen Antrag der Liberalen, die Steuerfreiheit der Standesherren aufzuheben, mit 76 gegen 67 Stimmen abgelehnt, dagegen einen Ant.ag des Zentrums nach lebhafter Debatte angenommen, nach welchem ciue Untersuchung vorge omme > werden soll über den fiskalischen Umtaug dieser Steuerfreiheit, um den Betrag sestzusteUen, der für die etwaige Ablösung inner halb der verfassungsmäßigen Zulässigkeit er forderlich ist. *Der badische Landtag wurde am Mittwoch durch den Staatsmi ister Nokk im Auft.agc des Großberzogs eröffnet. Die Thro - rede erklärt, die Staatsfinanzlage sei ungünstig. Sie werde noch schwieriger, wenn die Reichs finanzreform nicht zu stände komme. Angekündigt wird eine Erhöhung der Einkommensteuer Oesterreich-Ungarn. * Das neue Ministerium Windischgrätz hat sich am Donnerstag dem Parlamente mit einem Programm vorgestellt, das verfassungs mäßige Vertretungaller Interessen gruppen verspricht. Zum Schluffe heißt es: „Offenheit und Wahrheit im öffentlichen Leben, volle Anerkennung der Bedeutung der parlamen tarischen Institutionen (Beifall), die wirksame Förderung aller berechtigten wirtschaftlichen Interessen, eine kräftige, auf der Höhe der Zeit stehende Verwaltung, eine entschiedene Abwehr aller den Frieden des Staates und die allgemeine Wohlfahrt störenden Elemente, — dies sind die Gesichtspunkte, von denen sich die Regierung bei der Führung der öffentlichen Geschäfte leiten l lasse - will; sie hofft in ihrer schwierigen Auf gabe auf das Vertrauen und die Unterstützung aller Wohldenkenden, welche für ihr Volk warm empfinden und denen das Ansehen Oesterreichs teuer ist." Frankreich. * Anläßlich des letzten deutsch-franzö sischen G re n z v o r f a l ls hat die iranzö- siscbe Regierung eine vertrauliche Mitteilung au die Bürgermeister der im Grcuzbezirk liegenden Ortschaften gelangen lassen, daß die Bürgermeister durch Belehrung und in sonstiger gceig eter Form eine Ueberschreitung der Grenze durch französische Jäger oder Wilddiebe bei Ausübung der Jagd möglichst zu verhindern suchen sollen. * Die republikanischen und gemäßigten Blätter beurteilen die ministerielle Erklärung günstig, die Ko -servativen tadeln das Programm, billigen aber den Teil betr. die Sozialisten; die radikalen Organe werfen der Erklärung vor, daß j sic einen verneinenden und augreifeuden s Charakter habe. Die allgemeine Ansicht ist, daß das Ministerium eine große Mehrheit haben werde. England. * Der Präside t des Handelsamtes, Mundella, erklärte im Untcrhause, daß, soweit bis jetzt be kannt, der Verlust an Menschenleben durch den letzten Orkan 237 betrage, jedoch sei zu befürchten, daß er sich noch größer erweise. Die Zahl der Geretteten betrage 506. Dalziel fragte an, ob die Regierung, als sie das Ver bleiben des Herzogs von Edinburg in seiner Stellung als Mitglied des Geheimen Rates empfohlen, obwohl derselbe eii deutscher Fürst geworde sei, die W.rte des Geheimrat- cides in Betracht gezogen Hare, und ob der Herzog als Fürst ei er fremden Macht durch die Worte des Eides gebunden sein werde. Premier minister Gladstone erklärte darauf, daß mehrere Punkte von großem Interesse und von großer Wichtigkeit im Zusammenhänge mit der neuen Stellung des Herzogs entstanden seien; es empfehle sich jedoch, zu einer Acußemng hierüber dann Gelegenheit zu nehmen, sobald alle Punkte im Zusammenhang erklärt werden könnte , anstatt dieselben stückweise zu behandeln. Was aber den besonderen Punkt in der Anfrage betreffe, so könne er sagen, daß die Mitglieder der könig lichen Familie de - Eid l icht leisteten. Dänemark. *Jm Folkethiug wurde ein Gesetzentwurf über das Gemeinden ahlrecht und die Wähl barkeit der Frauen mit 39 gegen 13 Stimmen in dritter Lesung angenommen und dem La idsthing übersandt. Italien *Eine Ministerkrisis ist bei dem Wiederzusammentritt des Parlaments zum Aus bruch gekommen. Schon bisher stand das Kabinett Giolitti auf recht schwachen Füßen. Die gleich in der ersten Sitzung erfolgte Verlesung des Berichts der Bank-Untersuchungs-Kommission über den bekannten Bankenskandal hat einen so ungünstigen Eindruck gemacht, daß die Stellung des Kabinetts eine unhaltbare geworden ist. Die äußerste Linke beabsichtigt, den Antrag zu stellen, das zurücktretende Ministerium in Anklagezustaud zu versetzen. Spanien. * Bei den spanischen Kommunalwahlen haben anscheinend meist die Monarchisten gesiegt. In Madrid wurden 18 Monarchisten und 10 Republikaner gewählt. In den meisten Städten der Monarchie war das Verhältnis de: Wahlergebnisse ein ähnliches; nur in Leon und Badajoz erhielten die Republikaner die Majorität. heil finden wird, die den Mut hat, die VeraiM Mandat 1 038 353 438 435 996 980 258 481 666 439 166 757 1 468 501 229 531 1 786 738 263 861 234 927 110 998 Konservative. . . . . Reichspartei Natioualliberale. . . . Freisinnige Vereinigung . Freisinnige Volkspartei . Süddeutsche Volkspartei . Zentrum Polen Sozialdemokraten . . . Antisemiten Dänen, Welfen, Protestler Unbestimmt . . Handelsverträgen gemacht haben, könnten geeignet sein, uns. zum Verlassen des einmal betretenen Weges zu bestimmen. Immerhin will ich, im Gegensatz zum Grafen v. Limburg-Stirum, nicht anstehen, die erst geschlossenen Handelsverträge als eine politische Groß- that des neuen Kurses zu bezeichnen, an der das Zentrum rühmlichen Anteil genommen hat. — Abg Graf v. Kanitz-Podangen (kons.) wendet sich in scharfen Worten gegen die Ausführungen des Staats sekretärs v Marschall über den Bund der Land wirte. Die Annahme des bevorstehenden Handels vertrages mit Rußland werde geeignet sein, den Wert des deutsch-österreichischen Handelsvertrages herabzusetzen. In der Sitzung vom Freitag nimmt bei der fort gesetzten ersten Beratung der Handelsverträge Abg. Dr. Paasche (nat.-lib.) das Wort: Auch die natioualliberale Partei will der Landwirtschaft keine neuen Opfer auferlegen; es fragt sich nur darum, haben die bereits geschlossenen Handelsverträge die Landwirtschaft geschädigt und werden es die neu vor liegenden Verträge thun? Die deutsche Industrie hat sich mit Mühe und Not eine geachtete Position aus dem Weltmarkt geschaffen; diese Position zu erhalten und zu stützen, bezwecken die Handelsverträge, denn dieselben fördern die Festigkeit der Zölle Ich schließe Amerika. *Wie man aus Brasilien meldet, läßt Präsident Peixoto neuerdings auf den Höhen von Rio de Janeiro Geschütze auffahren. Eine all gemeine Beschießung Rios scheine bevor- zustchen; fortwährendes Feuer werde gegen das Handelsviertel gerichtet, viele Personen seien ver- wundet, das diplomatische Korps werde seinen Sitz nach Petropolis (der Residenz des früheren Kaisers) verlegen. — In Pernambuco ist der Belagerungszustand erklärt worden, weil dort eine Verschwörung gegen die Regierung entdeckt wurde. mich im Verein mit meinen politischen Freunden dem Antrag auf Kommissiousberatung an. — Abg. v. Ploetz (kons.) verwahrt sich gegen die dem Bund der Landwirte seitens der Negierung und von Rickert gemachten Vorwürfe übertriebener Agitation. Redner wendet sich in scharfen Worten gegen die jetzigen Regicrungsleitcr, die durch ihr Verhalten selbst Miß stimmung ins Volk getragen haben. Zum Schluß empfiehlt er die Ueberweisung der Vorlage an eine Kommission. — Reichskanzler Gras v. Caprivi: Die dem Herrn Grafen v. Limburg-Stirum dienst bare Presse hat seit Monaten das Bestreben an den Tag gelegt, mich persönlich in gehässiger Weist an zugreifen. Man hat u. a. gesagt, ich vernachlässige ' die Landwirtschaft. Das Gesetz über die Renicii- güter trägt meine Unterschrift als preußischer Minister präsident. Woher also jene Vorwürfe? Auch jetzt noch bin ich ein warmer Freund des Landwirtschafis- und Bauernstandes; die Erhaltung desselben ist un bedingt notwendig für das Wohlbefinden eines Staates. Kein Staatsmann, am allerwenigsten ich, wird es verkennen, von welchem Wert ein sich sori- erbendcr Grundbesitzerstand, sowohl Groß- als Bauernbesitzer stand, für unser Vaterland ist. Ich will das Wohl der Landwirtschaft und will durch Hebung der Industrie auch die erstere verbessern. Herr v. Ploetz.hat selbst zugegeben, daß der Bund der Lairdwirte agitatorisch wirken müsse. Ein solches Verhalten ist aber oft schwer mit konservativen Grund sätzen zu vereinigen. Die Agrarier stellen das Inter esse ihrer, also einer einzigen Gruppe, den Geßnm- interessen des Staates voran. Das beklage ich aufs ; höchste. Man sagt: Der Mann hat selbst keine» > ländlichen Besitz; deshalb kümmert er sich nicht um unsere Interessen. Mau wirft mir damit gewisser maßen Egoismus vor. Sie, rechts, wollen immer' nur, ich soll vor allem an die Landwirtschaft denken, auf Kosten der Industrie. Es ist falsch, daß durch die bisherigen Handelsverträge eine die deutsche Land wirtschaft schädigende Zunahme der Einfuhr an Korn und Vieh stattgefundeu hat. Die Mitglieder des Bunde? der Landwirte sollen nicht mit Gewalt auf Besserung der landwirtschaftlichen Lage durch die Regierung pochen; das Uebel muß mit der Zeit geheilt werden. Ich werde mich in meinem Interesse für die Landwirtschaft nicht be irren lassen, werde aber anderseits in dem Bestreben fortsahrcn, das zu thun, was in dem Willen der verbündeten Regierung liegt. — Abg. Schönlank (soz.): Die Handelsverträge bedeuten im allgemeinen die Bankrott-Erklärung des Schutzzollsystems; daher unsere Zustimmung zu denselben. — Abg. Frbr. v. Stumm (Rcichsp.) stimmt für Kommissions- Überweisung. Er hält die Ansicht, daß der öster- danach notwendig eintreten. Es ist sehr schwer für j die Industrie, sich neue Absatzgebiete zu schaffen; wer j diese Schwierigkeit kennt, wird mit Freude die Han- dclsvertragspolitik der Regierung begrüßen. — Abg. i Rickert (fr. Vgg.): Graf ö. Limburg-Stirum will : die Stimmung des Landes, wie sie sich bei der! letzten Landtagswahl kund gegeben, gegen die Handels- ' Politik der Reichsregierung ins Treffen führen. Nur j das elendeste der Wahlsysteme konnte die große! konservative Mehrheit von Landräten re. erzeugen, j Ich gratuliere dem Herrn Staatssekretär zu seinem: entschlossenen Eintreten gegen die agrarische An maßung. Redner verbreitet sich des weiteren über j den Bund der Landwirte und die Mängel der Schlitz- Zollpolitik, die Fürst Bismarck inauguriert und die j andere Staaten erst nachgemacht haben. — Abg. ' daß die Landwirtschaft speziell das Recht habe, zu reichische Handelsvertrag dem deutschen Reiche gk- verlangen, die Regierung solle ihr durch Zolle Helsen; eine solche Ansicht weckt die Begehrlichkeit der länd- liehen Bevölkerung; eine bittere Enttäuschung muß j Die Reichtasswahl-Stalistik. Dem Reichstage ist die Statistik der ReW- tagSwahlcn von 1893 zugegaugeu. Danach haben von 10 628 292 Wahlberechtigten 7 673 973 ge wählt. Auf die einzelnen Parteien entfallen: Wahlstimmen Mandate Deutscher Reichstag. Auf der Tagesordnung der Donnerstags-Sitzung steht zunächst die Beratung des schleunigen Antrages der Abg. Auer und Gen. auf Aufhebung der gegen die Abg. Kuhn und Herbert schwebenden Strafver fahren; der Antrag wird debattelos genehmigt. Es folgt die erste Lesung der Handelsverträge mit Spanien, Rumänien und Serbien. Abg. Graf v. Limburg- Stirum (kons.) wendet sich gegen die Tendenz der Verträge, die die Industrie auf Kosten der Landwirt schaft zu begünstigen geeignet seien. Meine poli tischen Freunde werden keinerlei Handelsverträgen zu stimmen, die der Landwirtschaft absolut keine Kon zessionen machen. Die letzten Landtagswahlen sind der beste Beweis, wie die preußische Landbevölkerung über die Handelspolitik der Regierung denkt. — Staatssekretär Frhr. v. Marschall: Der Herr Vorredner hat gar keinen Einblick in die Verhand lungen gehabt. Die Agrarier berufen sich jetzt auf die üble Stimmung ini Laude, nachdem sic jahrelang alles gethan haben, selbst eine solche Stimmung zu erzeugen. Hätten wir uns nicht freiwillig zur Anbahnung billigerer Zölle entschlossen, wären wir vielleicht später dazu gezwungen worden, und zwar unter weitaus schlechteren Bedingungen. Verkehrt ist die Ansicht, 72 28 53 13 21 11 96 19 44 16 16 5 schadet habe, für nicht durchaus richtig. Was die Etikettefragc betreffe, wer den Vorrang von beide» habe, Industrie oder Landwirtschaft, so er' kennt Redner, trotzdem er Industrieller sei, Im Durchschnitt kamen aus das einzelne der 397 Mandate 19 329 Stimmen. Die Verteilun- ist jedoch keine gleichmäßige. Es erlangten ein Afrika. * Nach einer Meldung aus Kapstadt hat eine englische Rekognoszierung festgestellt, daß die Armee Lobengulas zersprengt und Lobengula selbst nur in Begleitung einiger treuer Detachements in die Wälder entflohen sei. Major ForbeS setzt die Verfolgung des Königs fort, dessen Gefangennahme sicher sein soll. Ler Krieg gilt für beeidigt. Dr. Lieber (Zentr.): Die neuen Handelsverträge s h ... ... ... sind, wie ganz richtig schon gesagt wurde, eine ' wortuug für die Ablehnung dieser hochwichtigen M- notwendige Konsequenz der früheren. Aber die, träge zu übernehmen. Erfahrungen, die wir mit den schon geschlossenen! ohne Zweifel der Landwirtschaft den Vortritt ZU. — Abg. Richter (frs. Vp.): Daß die Industrie der Landwirtschaft vorgczogen werden solle, davon ka»» bei mir keine Rede sein. Ich will überhaupt leine» staatlichen Sondcrschutz snr eine besondere GruM- deshalb war ich voll jeher ein grundsätzlicher Ge»»^ auch industrieller Schutzzölle, wie z. B. der Eiseuzölle. Der vielfach betonte Ausfall von Zöllen ist gar ni^ so arg gewesen, wie vielfach behauptet wird. Der Gesamtausfall an Einnahmen durch Zölle betrüg! höchstens 26 Millionen und diese sind teilweise dum die Einnahmen für Ausfuhr ausgeglichen. Der Ans' fall an Zöllen wird überdies, wie die zuverlässige» Voranschläge in Aussicht stellen, bald wieder ei»' geholt sein. Ich glaube nicht, daß sich eine Götze Kolö. 9j (Fortsetzung.! Erwin kannte jedes dieser Worte, welche schneidend in seine Seele georungen waren, und unaufhörlich flüsterte eine innere Stimme sie ihm zu. Eine fieberhafte, innere Unruhe hatte sich seiner bemächtigt, so daß Herr Pärson ihn be sorgt nach seiner Gesundheit fragte. Der Handelsherr schrieb sein verändertes Wesen anderen-Ursacheu zu, Ursachen, welche sein väter liches Herz mit Freude erfüllten. „Zerstreuen Sie sich, Herr Feldbach," riet Herr Pärson freundlich, „dann wird Ihre pessi mistische Stimmung verfliegen. Meine Tochter ist übrigens zu Hause." Erwin hörte die Andeutung und wollte sie verstehen, er begab sich aus den Geschäftsräumen in die Wohngemächer hinauf und ließ sich Fräu lein Pärson anmelden. Er war noch niemals früher in einer solchen Stimmung gewesen, bereit, alles, den ganzen Einsatz des Lebens auf eine Karte zu setzen. In sein schönes, bleiches Gesicht stieg eine flammende Röte, seine Augen blitzten. Nicht umsonst hatte er seiner Liebe entsagt, jetzt sollte ihn die Zauberin, die ihn in goldenen Netzen gefangen, für seinen Verlust entschäoigen. Mit einem verzehrenden Blick küßte er Leonies Hand, und neben ihr Platz nehmend, warf er einige unzusammenhängende Worte hin. „Sind Sic krank?" fragte Leonie sanft und fast angstvoll. „Sie sind so seltsam, Herr Feldbach." „Seltsam?" wiederholte Erwin mit einem sonderbaren Lächeln. „Fühlen Sie nicht, Fräu lein Leonie, was in meinem Herzen vorgcht? Haben Sie keine Ahnung von der lodernden Flamme, die in mir tobt, die mit ihrem ver zehrenden Feuer an meinem Leben frißt?" Bebend saß daS zarte Mädchen da, Röte und Blässe wechselten auf ihrem Antlitz. Diese glühende, leioenschaftliche Sprache beglückte und beängstigte sie gleichzeitig, und doch war der geliebte Mann ihr nie schöner, liebenswerter er schienen. „Leonie! Erwin Feldbach hat schon einmal mit Glück einen Fußfall versucht auf weißem Dünensand, nun probiert er ihn abermals auf dem weichen Teppich eines Salons; können Sie um der Liebe willen übersehen, daß ich ein Untergebener Ihres Vaters bin, wollen Sie mein Weib sein?" Was Felbdach auszusprechen nicht wagte, einer anderen Stunde gedenkend, glaubte die gläubige, vertrauende Leonie zwischen seinen Worten zu lesen; ganz Wonne und Entzücken, gab und empfing sie den Brautkuß! Das ernste, schweigsame Mädchen war mit einem Schlage ein glückstrahlendes, frohes Menschenkind geworden, das bedingungslos ver traute und nun im Besitz des Geliebten sich alles erfüllt sah, was ihr Traum, ihre Hoffnung gewesen. Die Verlobung erregte einiges Aufsehen; dann aber fand man Herrn Paison recht ver nünftig und pries ihn als liebevollen Vater; denn Leonie blühte sichtbar auf, und das Glück ver ¬ setzte sie in eine übermütige Laune. Erwin war einer wechselnden Stimmung unterworfen, bald zärtlich und liebreich, bald ernst und schweigsam. Leonies frühere, krankhafte Nervenüberreizung schien auf ihn übergegangen zu sein. Fräulein Bertram schüttelte bedenklich das Haupt, ihr gefiel der junge B'äutigam nicht recht; aber Leonies Wonne durch ihre Zweifel zu beeinträchtigen, kam ihr nicht in den Sinn. Dieses unstäte, rastlose Benehmen mochte ja auch der Ausbruch eines beseligten Herzens sein, dachle das alte Fräulein; die Jugend ist so ganz anders, so u bercche bar, so viel überschwäng licher als das Alter, und der Schritt vom ein fachen Buchhalter zum Schwiegersohn eines Millionärs war wahrlich dazu augethan, Erwin aus dem gewohnten Geleise zu bringen. Nun war Feldbach am Ziel, nun fuhr er im eleganten Gespann an Leonies Seite, Glanz und Pracht umgaben ihn schon jetzt, und doch über kam ihn zuweilen ein Frösteln, eine Art Furcht vor der Zukunft. Kein Schlag seines Herzens war wie der des blonden Mädchens, sie würden sich in alle Ewigkeit nicht verstehen, er fühlte, er wußte das, und doch dann warf er plötzlich sein Schweigen von sich, und übermütige Worte flossen von seinen Lippen, er küßte die Hä de seiner Braut und sprach von ihrer Zu kunft in Reden, welche zu schwülstig waren, um aufrichtig zu sein. Aber die liebende Leonie empfand das nicht. Wann hat auch je ein Weib an Heuchelei des Geliebten geglaubt? Wann hat es vorgefühlt, daß seine Macht zu fesseln, nur eine Spanne Zeit währt T „Laß adlermuiig Deine Liebe schweifen Bis dicht an die Unmöglichkeit heran, Kannst du des Freundes Thun nicht mehr begreifen, Dann fängt der Freundschaft frommer Glauben an! ! sagt der Dichter so schön, und das Weib glaubt an den Geliebten biS über die Möglichkeit himj aus, weil es nicht fassen kann, daß mau aus! freier Entschließung wählen und dann wieder zu! verwerfen im stände ist. Mittsommcrzcit! Aus tausend Rosenkelchen strömte berauschender Duft, unzählige, weiße ud blaue Blüten öffneten sich dem heißen, versengen den Sonnenschein, der wie ein flimmerndes Gold- netz über Thal und Höhen lag. Die Welt blühte in aller Vollkraft prangender Schönheit. Im Wiitsgarten blühten Astern und Geor ginen, die Schwalben waren gen Süden gezogen, ein früher, kühler Herbst war dem Sommer ge folgt. Eine fröhliche, ja ausgelassene Gesellschaft füllte den „Goldenen Dorsch". Wie eine dichte, blaue Wolke schwebte der Rauch über dem Lachen und Gläserklang, den Augen Telses den Anblick der Jubelnden entrückend. „Grüß Gott, Leeke Barben!" schallte da eine frische, fröhliche Stimme. „Wie geht's zur Stund, du Landratte?" ., . „Herrjes, Jens Petters!" rief der W-", hinter seinem Glase aufspringend. „Meinte, säßest bei den Hottentotten oder hättest am E»» schon Salzwasser geschluckt." Der Matrose lachte laut auf. .p „Du hast eS ja gut mit mir im Sinn » habt, Leeke! Teufel auch, Meerwasser fft om«'
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