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Allgemeiner Anzeiger : 22.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189311222
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18931122
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-11
- Tag 1893-11-22
-
Monat
1893-11
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 22.11.1893
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Politische Rundschau. Deutschland. * Bei der Vereidigung der Garde-Rekruten im Lustgarten zu Berlin hielt der Kaiser an die jungen Soldaten folgende kurze Ansprache: „Ihr habt soeben vor Gottes Antlitz mir Treue ge schworen und seid hierdurch in demselben Augen blick meine Soldaten und meine Kameraden ge worden. Ihr habt die Ehre, zu meiner Garde zu gehören und in und um meinen Wohnort, meiner Hauptstadt zu stehen. Ihr seid berufen, mich in erster Linie vor dem äußeren und inneren Feind zu sckützen: Seid treu und vergeßt nicht, daß eure Ehre die meinige ist." *Zum Befinden des Königs Albert wird gemeldet: „Das Befinden des Königs ist befriedig nd, das Fieber hat ausgehört und die katarrhalischen Erscheinungen sind im Nachlassen begriffen. * lieber das Befinden des Fürsten Bis marck dringen nur spärliche Nachrichten in die Oeffentlickkeit. Der Fürst lebt völlig zurück gezogen und von der Außenwelt abgeschlossen im Kreise der Seinen. Besuche werden nicht em pfangen. Autbe-tisch verlautet nur, daß die Genesung des Fürsten langsam vorschreitet. *Aus wohlunterrichteter Quelle geht dem ,Berl. Lok.-Anz.' über den Verlauf der Kieler Spionen-Affäre folgende Meldung zu: Sicherem Vernehmen nach hat sich der Kaiser, nachdem ihm von dem Geständnis der beiden französischen aktiven Offiziere Mitteilung gemacht worden, über die Geschicklichkeit der beteiligten Kieler Polizeibeamtcn und des inquirierenden Landrichters überaus anerkennend ausgesprochen und es verlautet auf das bestimmteste, daß alle an der Untersuchung beteiligt gewesenen Beamten besondere Auszeichnungen erhalten würden. Das Resultat der Untersuchung ist bereits der fran zösischen Regierung bekannt gegeben worden, woraus sich auch wohl der Umstand erklärt, daß die sonst so redselige Boulevard-Presse, die anfangs alle möglichen Einzelheiten über die Verhaftung gebracht hatte, jetzt mit einem Male gänzlich die Sprache verloren hat. Für Frank reich handelt es sich in dieser Angelegenheit allerdings um einen höchst peinlichen Fall, um welchen die Republik ohne diplomatische Vor stellungen schwerlich herumkommen wird. (Eine Bestätigung der Nachricht bleibt Wohl abzu- warten.) * Die Ausschüsse des Bundesrats ver handelten unter dem Vorsitz des Schaßsekretärs Grafen Posadowski über die neuen Steuer- gesetze. Der Gesetzentwurf über die Finanz reform ist einstimmig, die grundlegenden Be stimmungen des Tabakstenergesetzes beinahe ein stimmig angenommen worden. Die Weinsteuer wurde am Freitag von de: Ausschüssen beraten. Im Plenum soll die Tabaksteuer erst am Montag zur Beratung kommen. *Die dem Reichstage zngegangenen Han'- delsverträge mit Spanien, Rumä- uien und Serbien werden der deutschen Erwerbsthätigkcit ein ausländisches Absatzgebiet von weit über 100 Mill. Mark bis zum 31. Dezember 1903 erbalten. Die Texte der einzelnen Verträge weiten im allgemeinen die übliche Form auf. Was den Vertrag mit Spanien betrifft, so ist es der deutschen Regie rung nicht gelungen, für die deutsche Spritausfuhr eine Zolle Mäßigung zu erhalten. Dagegen hat Spanien Deutschland eine ganze Anzahl von an deren Lollermäßigungen zugestanden, 'sowie eine Menge Positionen gebunden. *Der neue Militäretat für 1894/95 sieht im Ordinarium Mehrausgaben vor im Be trage von 31812148 Mark — Im neuen Marineetat für 1894/95 betragen die ein maligen Ausgaben im ganzen 29 Mi ionen Mark. Auch die im vorigen Jahre abgelehnte erste Nate zum Bau eines großen Trockendocks in Kiel er scheint wieder im Etat mit 1 Million Mark. Das Ordinarium erhöht sich um 3 116 668 Mark. ''Seitens der Freisinnigen Vereinigung sind am Donnerstag im Reichstage vier Initiativ anträge eingebracht worden Zunächst wird der Antrag über die g e s e tz l i ch e A n e r k e n n u n g der Berussvereine wiederholt Ferner erscheint ein die KündigungSverhält- nisse der Handelsgehilfen betreffender Antrag. Der bereits mehrfach verhandelte An- > trag über die Sicherung der Wahlfrei- ! heit wird von neuem eingebracht. Endlich ein Antrag über die M i l i t är p r o z e ß o r d n u n g, der Ständigkeit und Selbständigkeit der Militär gerichte und Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Verfahrens fordert. "Die ,Tägl. Rundsch.' ergänzt ihre Mit teilungen über den Inhalt der Kabinetts- ordre, die der Kaiser aus Anlaß des Hannoverschen Wucherer- und Spieler prozesses an die Offizierkorps der Armee erlassen hat, dahin, daß nach der Ordre gegen die blos-gestellten Offiziere nicht bloß auf ehren gerichtlichem, sondern nach Befund auch auf ge richtlichem Wege vorgegangen werden soll. Oesterreich-Ungarn. *Aus Graz kommt die Trauerkunde, daß i Gral Alexander v. Hartenau, der ehemalige s Prinz von Battenberg und Fürst von Bul- ' garien, am Freitag mittag gestorben ist. In j /einen wechsel den Namen schon drückt sich der > Wechsel der Geschicke aus, die der Dahingegaugene j in den 36 Jahren seines Lebens an sich erfahren l hat. Der Graf war während der letzten Stunden ! vor seinem Tode bereits ohne Bewußtsein. Die ! G.äfiu wich keinen Augenblick von dem Lager des Kranken und wollte auch den Toten nicht , verlassen. Beileidsbezeugungen trafen ci i vom Kaffer von Oesterreich, sowie von den Erzherzögen Albrecht und Wilhelm und von dem Fürsten Ferdinand von B lgarie i. *Ja den deutsch-liberalen Kreisen Oesterreichs erwa tet man, daß Fürst Mudischgrätz bei der Vorstellung des neuen Kabinetts im Abgeordneten hanse am 24. nicht nur im allgemeinen das ^Programm desselben entwickeln, sondern auch ! die demnächstige Vorlage ei es neuen Wahl- jreformgesetzes ankündigen werde. Mit s einer bloße' Zurückziehung der WahlrAormvor- lage des Grafen Taaffe würde man sich nicht begnügen können. Frankreich. * Der Ministerpräsident Dupuh ordnete Maß regeln an für strenge lieber wachnng der Anarchisten im ganzen Lande. In Perthus, Saint Laurent de Cerdans (Departement der Ostpyrenäen) und Nizza wurden drei Anarchisten verhafiet, die der Teilnahme an dem Attentat in s Barcelona verdächtig sind. l * Ein neues Dynamit-Attentat ist l in der Nacht zum Donnerstag in Marseille verübt worden. Der Anschlag, der gegei das Hans des kommandierenden Ge erals des fünf- zch ten Armeekorps gerichtet war, hat großen Materialschaden verursacht, aber kein Opfer an Menschenleben gefordert. Die gesamte Polizei befindet sich in Thätigkeit; während des Vor mittags wurden bei ei igcn 60 sra zösischeu u d fremde/ Anarchisten Haussuchungen vorgcnommen, ohne daß bisher Verhaftungen er folgt wären. Belgien. * Moile Belge' veröffentlicht Meldungen vom Congo, denen zufolge der belgische Haupt mann Ponthier nach der Einnahme Kirundus die Verfolgung der Feinde weiter fortgesetzt und sie vollständig vernichtet, sowie ihren Anführer Said, den Mörder Emins, gefa gen ge- . ommen hätte. Said sei zum Tode ver urteilt und erschossen worden. Italien- *Die,Tribuna' will wissen, daß der Haupt grund der Anwesenheit Kalnokys in Italien die vrrä derte Lage im Mittelmeer infolge des Auie/thaltS der russischen Flotte da selbst sei. .Diritto' nimmt sich die überflüssige Mühe, zn erklären, daß die Reise Kalnokys mit keinerlei Gebietsabtretungsplänen zusammenhänge. Die offiziöse .Jtalie' wiederholt kategorisch, daß dem Bes che abselut keine außerordentliche Ver anlassung zu Grunde liege. Spanien. * DieLage derSpanier beiMelillahat sich nach neueren Nachrichten keineswegs günstiger gestaltet. Die Kabylen greifen fortwährend die Zuzüge an, die die Forts mit Lebensmitteln ver sorgen. Die Truppen sind an der Küste ange sammelt und erwarten den Beginn der Operation ungeduldig. Nach anderweitigen Mitteilungen sollen die spanischen Streitkräfte von 15 000 auf 20 000 Man// erhöht werden. Balkanstaaten. * Wie aus Cetinje gemeldet wird, verlieh der Für st von Montenegro dem französischen Minister des Auswärtigen Deoelle das Groß kreuz des Danilo-Ordens. Ob darin die An erkennung irgend eines besonderen Verdienstes des französischen Ministers um Mo. -enegro liegt oder ob der Fürst durch die Auszeichnung des selben nur im Allgemeinen seine Zugehörigkeit zum Anti-Dreibund zum Aufdrucke bri ge / will, ist aus der kruzen telegraphischen Meldung nicht zu ersehen. Afrika. *Der Sultan von Marokko hat seinen Bruder mit einer Kavallerie-Abteilung nach der Riffprovinz entsandt, um die a n s st ä n d i s ch e n Kabylen zu „pazifizieren". Verschiedene Stämme haben Befehl erhalten, sich der Expe dition anzuschließen. Asierr, * Die Verhandlungen zwischen dem Emir von Afghanistan und dem britischen spezial- Kommissar Durand sind zum Abschluß gelangt. Nach der Truppenschau erklärte der Emir, daß alle Grenz- und anderen Schwierigkeiten mit der indischen Regierung geregelt und die freund schaftlichen Beziehungen zu England wieder hergestellt seien. Deutscher Reichstag. In der ersten Sitzung am Donnerstag über nimmt der Präsident der vorigen Session, Abg. v. Levetzow (konf., bei keiner Fraktion) gemäß der Geschäftsordnung den Vorsitz und ernennt zu provi sorischen Schriftführern die Ab m. Mirbach (Neichsp.), Krebs (Zentr.), Dr. Kropatscheck (kous.) und Dr. Pischel (nat.-lib.). An Vorlagen sind einge gangen die Handelsverträge mit Svanien, Serbien und Rumänien, der Etat nebst Anleihegesctz und eine Reihe kleiner Vorlagen, Denkschriften eci Die Verlosung der Mitglieder in den Abteilungen wird auf Vorschlag des Präsidenten nach Schluß dieser Sitzung durch das provisorische Bureau vorgenommen werden. Hierauf wird der Namensaufruf vorgc nommen. Derselbe ergibt die Anwesenheit von 215 Mitgliedern. Das Haus ist somit beschluß fähig. Eingegangen sind noch schleunige Anträge auf Einstellung der gegen die Abgg. Ahlwardt, Dr. Förster und Frhr. o. Hammerstein schwebenden Strafverfahren. Auf der Tagesordnung der Freitagssitzung steht zunächst die Wahl der Präsidenten und der Schrift führer. Aus Vorschlag des Abg. Grafen v. Hompesch (Ztr.) wird das Präsidium der vorigen Session Abgg. v. Levetzow (kons.), Frhr. v. Buol-Berenberg (Ztr.) und Dr. Bürklin (nat.-lib.) durch Akklamation wiedergewählt. Dieselben nehmen die Wahl dankbar an. Zu Schriftführern werden gleichfalls durch Zu ruf gewählt die Abgg. Braun (kons.), Cegielski (Pole), Dr.Hcrmes (fr.Vp.), v.Holleuffer (kons.), Krebs (Zentr.), Merbach (Reichsp.), Dr. Kropatscheck (kons.), Dr. Pieschel (nat.-lib.), zu Quästoren die Abgg. Boettcher (nat.- lib.) und Rintelen (Zentr.) Tie schleunigen Anträge auf Einstellung von schwebenden Strafverfahren gegen die Abgg. Frhr. v. Hammerstein (kons.), Ahlwardt (Antisemit) und Förster (Antisemit) werden ohne Diskussion angenommen. Eingcgangen ist die Ver ordnung betr. Zollerhöhungen gegenüber Rußland. Ferner sind eingegangen schleunige Anträge der Abgg. Auer u. Gen. (soz.) auf Einstellung von Strafver fahren gegen die Abgg. Herbert und Bueb (soz.). Damit ist die Tagesordnung erschöpft. Auf Antrag des Abg. Bachem (Zentr.), ein gründliches Studium der Handelsverträge zu ermöglichen, wird die nächste Sitzung auf Donnerstag anberaumt. Uon Uah «nd Fern. Zur Choleragefahr. Das Reichs-Gesund heitsamt macht folgende, vom 10. bis 16. d. angezeigte 27 Cholerafälle bekannt. Ostpreußen: Drei Erkrankungen aus zwei Orten der Kreise Labian und Osterode. Odergebiet: In Stettin, Gartz a. O. und Greifenhagen je 2 Erkrankungen, in Gollnow 5 (davon 3 tötlich), in Eberswalde eine; ferner in vier Landorten der Kreise Anger münde, Königsberg N.-M., Ober-Bar im und Randow sechs Erkrankungen mit drei Todesfällen. Elbegebiet: In drei Orten des Kreises Zauch- BEzig, sowie West-Havelland und des Hamburger Landgebiets 4 Erkrankungen (2 mit tätlichem Ausgang). Unter den Nord-Ostsee Kanal-Arbei tern 2 Erkrankungen, davon eine mit tätlichem Ausgang. Skat-Pech. Am Sonntag abend spielte der Kaiser bei seinem Jagdaufenthalt^in Kuchelns nach dem Diner einen sehr solchen Skat mit dem Fürsten Hatzfeld-Trachenbecg und dem Jagdherrn, dem Fürsten Lich -owsky. Der Point wurde zn einem achtel Psennig gespielt; der Kaiser hatte Unglück, denn er verlor achtzehn Pfennige. Die Reichstagsküche wird gewöhnlich einige Tage «rüher eröffnet als der Reichstag selbst. Die Preise der Sveisen, die an die Abgeordneten während der Sitzungen verabfolgt werden, sind durch vertragsmäßige Abmachung mit dem Büreau des Reichstages icstgestellt. Es werden zum Mittag zwei Suppen zur Auswahl, desgleichen zwei Zwischenspeisen, zwei Braten, zwei Gemüse, Kompot und Dessert sür 1 Mk. 50 Pf. gereicht. Aus Rücksicht auf strenggläubige katholische Ab geordnete muß am Freitag zum Frühstück sowie zum Mittag ein Fischgericht vorbereitet sein. Der Koch des Reichstages erhält ein Monatsgehalt von 300 Mk. Dafür wird auch selbst von parlamentarischen Feinschmeckern die von ihm zum Frühstück den Abgeordneten gelieferte Porsten Roastbeef (1 Mk.) allgemein als vorzüglich be funden. Auch die Mitglieder des Bundesrats lassen durch ihre Diener in ihre Zimmer sich belegte Brötchen zum Imbiß holen; ein Lachs brötchen 50 Pf., ein Brötchen mit Braten 30 Pf. Der Altreichskanzler setzte das Büffett des Reichs tages nur mit der bekannten „gelben Flüssigkeit", dem Glas Kog ak, in Nahrung, das er während seiner Reden zu sich zu nehmen pflegte. Natur; gemäß steht an den Büffetts, bei denen zwei Damen als Kassiererinnen beschäftigt sind, die heitere Seite des parlamentarischen Lebens im Vordergrund. Da gibt es Abgeordnete, für welche die Sitzungen, in denen sie weder reden noch sonstwie hervorragend beschäftigt sind, stets mit einem feinen Kognak oder einem „Krokodil" (Kognak mit Nordhäuser) beginnen; die sog. „Sekt-Kommission" ist überhaupt mehr außerhalb des Sitzungssaales als in demselben; sie wird auch die Fraktion „Schulze" genannt, weil der Weingroßhänvler Friedrich Schulze in Berlin die Wutichaften im Reichstage und im Abgeord- uelenhause leitet. Bestätigung der Todesnachricht über Emin Pascha. Bet der Einnahme des Arübel- lagers am Lowaflusse fand Kapitän Ponthier die letzte von Emin Pascha geheiratete sansibariM Frau und einen einjährigen Sohn Emins vor- Die Frau bestätigte Emins Ermordung dm» Said ben Abed. Ein Denkmal für Emin Pascha M Wie Prof. Schweinfurth der .Naturwiss. Wochen schrift' mitteilt, in Neiße errichtet we-deu, nn> der verewigte Forscher leine Jugend- und Schl^ zeit verlebt hat. Das Denkmal soll ähnlich ge stallet werden, wie das für Dr. Nachtigal l» Stendal, wo dieser Afrikareisende bekanntlich auch auf der Schule war. Es habe - sich sch« mehrere angesehene Männer zu einem Komiick für das Emin Pascha-Denkmal vereinigt. Aus Schneidemühl meldet man vom 16. d.: Für die Zuschüttung des Brunnens, die nun mehr beendet ist, waren über 500 Kubikmeter Erde und Kies erforderlich. Nachdem die Auf schüttung vollendet war, brachen an zwei Stellen Quellen aus dem Kies hervor; das Wasser war fast vollständig klar. Voraussichtlich wird jetzt ein großes Bassin von beträchtlicher Höhe her- gestellt werden, dies gedenkt man mit Kies aus zufüllen, sodaß inan filtriertes klares Wasser von ihm ablaufen lassen kann Von der Stopfung der Quelle wird man schon aus dem Grunde Abstand nehmen müssen, weil dadurch die Gefahr des seitlichen Ausbruchs heraufbeschworen würde. Eia bedauerlicher Unglürkssall, der einen Ackerbürger in Düben betrai, muhut alle Fuhrwerksbesitzer zur Vorsicht. Der elbe mhr, auf der Deichsel sitzend, mit seinem Geschirr vom Felde nach Hause. Plötzlich scheuten die vorgespannten Kühe, de Mann siel unter die Räder und wurde überfahren. Die erhaltenen Verletzungen an Kops und Brust sind nicht un bedeutend. Köhe Kow. 7s (Fortsetzung.) „Kraft?* fragte der Pfarrherr staunend, prüfend in das zu ihm herabgeneigte Antlitz sehend. „Ist es denn wirklich, wirklich möglich? Nach so langen Jahren kommst du in mein Haus? Wie oft, wie sehnlich habe ich dich erwartet, und i un, da ich die Hoffnung längst aufgegeben, bist du da! Sei tausendmal willkommen, mein lieber, lieber Frernd!" Die beiden Männer schüttelte.', sich die Hände, und der Oberst rief mit fröhlichem Lachen: „Jetzt bist du, wie ich dich zu finden hoffte, Martin! Jahrelang habe auch ich dir gezürnt; da n aber mit dem Einsamwerden um mich her faßte mich die Sehnsucht nach dir. Komm, Alter, setze dich hier an meine Seite und laß uns plaudern." Dann saßen ste wie in guter alter Zeit neben einander, und das ganze vergangene Leben erhob sich aus dem Schoß der Vergangenheit und tauchte mit all' seinen farbenprächtigen, prunk vollen Bildern vor ihnen aus. „Die Zeit war doch schön," sprach der Geist liche sinnend, „da wir beide uns als Knaben im Messinger Schloßpark tummelten. Jetzt bin ich ein alter Weißkopf, und du, Kraft, trägst auch Schnee auf dem Scheitel; aber viel Gutes ist mir doch in der Zwischenzeit zu teil geworden. Hat mich mein Weib auch schon seit Jahren ver lassen, ist mein liebes Kind, meine Erdmuthe, doch ein schöner Trost." „Ah, du hast eine Tochter? Hoffentlich ist sie schön, Martin, du weißt, ich liebe die süße, blumenhafte Schönheit des Weibes. Und da ich kein Veilchen fand, bin ich allein geblieben." „Schade, Kraft, — dich hätte, glaube ich, eher eine Rose entzückt." „Nein, Martin, da irrst du! — Aber du siehst, alter Freund, ich bin auch ganz zufrieden, lebe ganz vergnügt auf Flessingen, baue meinen Kohl, ernte ihn, wenn er mir nicht gestohlen wird, und gehe mit meinen ehemaligen Regiments kameraden um." Herr von Flessingen lehnte sich behaglich in die So-aecke zurück und zündete sich eine Zigarre an; sein edles Gesicht trug den Ausdruck innerer Zufriedenheit, sein feiner Mund lächelte. „Aber behaglich ist dein Nestchen, Martin," fuhr er dann so t, „aber etwas eng für deinen verwöhnten Kraft freilich; doch, wenn du mich haben willst, richte ich mich ein paar Wochen bei dir ein." „Natürlich ist es mir recht, Kraft, bleibe recht lange bei uns, es soll mir lieb sein. Verzeih' einen Augenblick, ich werde dich Erdmuthe vor stellen." Nach einigen Minuten kehrte Pastor Braunow mit seiner Tochter zurück, der er Flessingen mit de« Worten vorstellte: „Ein lieber Jugendfreund, mein Kind, der wilde, übermütige Kraft, von dem ich dir erzählt habe." „Ach, endlich sieht mein Papa denjenigen wieder, den er so sehr ersehnt!" rief das Mädchen freundlich, ihre kleine Hand in die des Obersten legend und lächelnd in sein geistvolles Antlitz schauend. „Also hat Ihr Vater meiner noch immer gedacht?" sagte Kraft. „Verdient habe ich eS eigentlich nicht. Aber was sagen Sie zu dem wilden Kraft> Fräulein Erdmuthe? Sie haben ihn sich gewiß anders vorgestellt?" „Jünger vielleicht, das ist wahr," nickte das liebliche Mädchen, „aber anders nicht." „Erdmuthe hat reckt," stimmte der Geistliche bei; „du bist trotz deines weißer Haares nicht gealtert und ganz der Kraft früherer Zeit." Jetzt begann eine wundervolle Zeit für die stillen Bewohner des Pfarrhauses. Mit edler Einfachheit und dem Zauber eines rcichgebildeten Geistes verschönte Herr von Flessingen das ein förmige Leben seiner Wirte, sein Wissen, seine glänzende Unterhaltung war niemals aufdringlich und herausfordernd, sein Humor, seine frische Lebensanschauung wahrhaft erquickend und an steckend. Wie Erwin einst, ging auch er mit Erdmuthe zu Anke, ja er knüpfte auf eigene Hand mit den Friesen Verbindungen an. Wiebke, seine Führerin von damals, hatte er sofort wieder erkannt, als er sie vor der Thür stehen sah, und trat mit ihr ins Häuschen, mit dem alten Dirk Petters hatte er lange, freundschaftliche Unter redungen, und sein Erscheinen rief jedesmal Helles Entzücken auf das wetterbraune Gesicht des alten Fischers. „Ja, seht, Herr," sagte er freimütig, „einen Burschen wie meinen Jens gibt es weit und breit nicht mehr, und doch bricht die Telse Hemers ihr Wort und nimmt den Lassen, den Barßeu, weil er Geld hat. Ich hab's dem Jungen gleich gesagt, der aber hat mich ausgelacht." „Nehmt es Euch nicht zu Herzen," redete der fremde Herr freundlich, „Euer Sohn wird Ansehen, daß er zu gut für die Treulose ist, und sich männlich fassen. Mir gefällt die bescheidene, niedliche Mebke besser als die schöne Telse. Ver geßt auch nicht, mich nächstes Mal zum Fang mit auf See zu nehmen, Petters!" „I bewahre, Herr, freu' mich schon darauf. Ich komme ins Pfarrhaus und sage es." Dann lüftete er zum Gegengruß seine Mütze und blickte schmunzelnd der hohen, aufrechten Ge stalt des ehemaligen Obersten nach. „DaS nenne ich einen feinen Herrn," sprach er dann halblaut vor sich hin, „ohne Furcht, und macht sich mit allen gemein, ganz anders wie der erste, der Bräutigam von unserm Frän-f lein. Der gefällt mir!" Dann stopfte er, vor sich hin lächelnd, seine, kurze Pfeife, steckte sie zwischen die Zähne und! setzte seine Arbeit fort. > Für Erdmuthe war Herr v. Messingens An wesenheit eine wahre Wohlthat: denn alle Bangigkeit, alle Zweifel, welche in letzter Zen geschlafen hatten, erwachten wieder in unge ahnter Stärke. Es war Frühling; weshalb kam Erwin also nicht, wie er es doch versprochen hatte, und antwortete nie auf eine derartig Frage? Auch seine Briefe gefielen dem jung- Mädchen nicht mehr, es war etwas Fremd»' Steifes in ihnen, das Erdmuthe sckmE Schon volle drei Wochen war es jetzt her, oa» sie ohne Nachricht von dem Geliebten war. Die beiden Freunde saßen gemütlich bei-in Zigarre und einer Tasse Kaffee nach de« * fachen Mittagsmahl auf dem Sofa, beide bester Laune, heiter und gesprächig.
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