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Allgemeiner Anzeiger : 18.10.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189310181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18931018
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18931018
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-10
- Tag 1893-10-18
-
Monat
1893-10
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 18.10.1893
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sie dem Ministerium zuneige, und einen anderen, mit dem sie der Majorität schmeichele. Diese Erklärung wurde mit demonstrativem Beifall aus genommen. Keim Kaiser van China. Der neuernannte kaiserlich Deutsche Gesandte am kaiserlich chinesischen Hofe, Herr v. Schenck, hatte Anfang Juli bei dem Prinzen Ching und bei den Ministern des Tsungli Namen seine An trittsbesuche gemacht. Am 13. Juli empfing der Gesandte die schriftliche Mitteilung, daß der Kaiser ihn am 22. Juli zur Entgegennahme des Beglaubigungsschreibens empfangen wolle. Es ist chinesische Gewohnheit, dergleichen Besuche erst nach Ablauf der dort heißesten Sommerzeit, also nicht vor Mitte August, stattfinden zu lassen. Wenn die Audienz gleichwohl alsbald anberaumt wurde, so kann darin, wie die,Nordd. Allg. Ztg/ bemerkt, nur der Wunsch des Kaisers und der Regierung von China erkannt werden, sich der kaiserlich deutschen Regierung gegenüber beson ders entgegenkommend zu zeigen. Die Audienz war auf vorgängige Anfrage, der Temperatktr wegen, auf vormittag 8 Uhr anberaumt worden und verlief in glanzvoller und würdiger Weise. In dem Wartesaal hatten sich sämtliche Staats minister versammelt und erwarteten mit dem Ge sandten kurze Zeit die Ankunft des Kaisers. Bor dem Aufgang zur Empfangshalle waren Palastgarden aufgestellt. Die schön gelegene und schön geschmückte Halle, dieselbe, in der auch Herrn v. Brandt die Abschiedsaudienz gewährt worden, bot einen feierlichen Anblick dar. Der Kaiser nahm dem Eingang gegenüber einen er höhten Sitz ein. Zu beiden Seiten standen je zwei Prinzen von Geblüt, während der Prinz Ching, Präsident des Tsungli Namen, seitwärts auf einer Stufe des Thrones kniete. Zu beiden Seiten des Thrones waren im Halbkreis unge fähr 40 Palastgarden ersten Ranges aufgestellt, denen sich nach dem Eintritt des Gesandten die Minister und andere hohe Staatsbeamte an schlossen. Nachdem der Gesandte von dem Groß sekretär Fukau und von einem der Minister des Tsungli Damen in die Empfangshalle geleitet worden, hielt er die übliche Ansprache, die der Sekretär-Interpret Freiherr v. d. Goltz alsbald ins Chinesische übertrug. Dann überreichte der Gesandte, an die Stufen des Thrones tretend, das Allerhöchste Beglaubigungsschreiben, das der Prinz Ching entgegennahm und stehend dem Kaiser überreichte, der durch Neigen des Kopfes den Empfang bestätigte. Der Kaiser antwortete hier auf, indem er sich zum Prinzen Ching wendete, der dann die Stufen des Thrones herabstieg und die kaiserliche Antwort wiederholte, die Freiherr v. d. Goltz ins Deutsche übersetzte. Der Kaiser sieht noch jugendlich und zart aus, der Empfang schien ihm Freude zu machen. Der Ausdruck seiner Züge bekundete Teilnahme au dem, was vorging. Man darf feststellen, daß die Chinesen alles geleistet haben, was sie konnten, um den Empfang würdevoll und feierlich zu gestalten. loren, und da sein Zustand höchst bedenklich ist, kehrte der König nach Belgrad zurück. In radi kalen Kreisen ist ein heftiger Streit über die Nachfolge im Ministerpräsidium entbrannt, doch wird bestimmt versichert, daß der König an Stelle des Dr. Dokitsch einen Gemäßigten und nicht einen Radikalen von der Richtung des Herrn Pasitsch zum Kabinetts-Chef ernennen wird. Afrika. *Die englische Kolonie Natal in Süd afrika ist am Donnerstag in die Zahl der autonomen Kolonien mit parlamentarischer Re gierung eingetreten. An diesem Tage hat das erste verantwortliche Ministerium der Kolonie seine Thätigkeit begonnen. Uon Uah und Fern. Die Deutsche Reichsfechtschule vollendet am 13. Oktober das 13. Jahr ihres Bestehens. Durch die Thätigkeit zahlreicher Mitglieder in allen Teilen unseres Vaterlandes ist dem Verein ermöglicht worden, nach und nach drei eigene Reichswaiscnhäuser in Lahr, Magdeburg und Schwabach für 200 Kinder zu errichten und mit nahezu hinreichendem Grundvermögen auSzu- statten. Wenn sich auch mit den veränderten Zeitverhältnissen und mit dem Hervortreten ähn licher Unternehmungen die Fortschritte der Reichs Frankreich. * Der Empfang des russischen Ge schwaders in Toulon erfolgte am Freitag genau nach dem Programm. Der Marineminister begrüßte den russischen Admiral Avelane in einer phrasenreichen Ansprache, die dieser sehr kurz erwiderte, da er angeblich „nicht Worte finden könne", um für den sympatkischen Empfang zu danken. (Aller Wahrscheinlichkeit nach ist ihm das viele Wortefinden von Petersburg aus unter sagt worden.) *Der ,Figaro' erfährt aus „guter Quelle", daß sofort nach Konstituierung der französischen Deputiectenkammer eine Interpellation an das Ministerium gerichtet wird bezüglich der Ein mischung zahlreicher Abgeordneten in den Bergarbeiter-Ausstand im Nord departement. Die Interpellation soll von der neum Gruppe Reinach eingebracht werden. Wie es heißt, soll die Regierung über die Interpellation sich befriedigt erklärt haben, weil sie gegen das Eingreifen sozialistischer Abgeordneter in Arbeiter fragen Strafbestimmungen (?) für die Zukunft feststellcn kann. * Die sozialistische Abgeordnetengruppe kündigt die Einbringung eines Begnadigungs antrags an, der außer Rochefort auch den ausgewiesenen Prinzen die Rückkehr nach Frank reich gestatten soll. Der .Temps' erklärt, die Regierung werde gegenüber diesem Antrag sich ganz neutral verhalten. * Die leichte Besserung im Befinden Mac Mahons dauert fort; es besteht Hoffnung, das Leben des Kranken erhalten zu können. * Eine Anzahl Pariser Blätter voll führt seit einigen Tagen einen großen Kriegs- lärm. Italien ist diesmal der Wolf, der Frankreich und Rußland das Wasser trübt. Die italienischen Alpenjäger sollen Befehl erhalten haben, in den befestigten Punkten dec Alpen zu überwintern, und auch sonst sollen von der italienischen Grenze allerhand auf einen nahe bevorstehenden Angriff gegen Frankreich hin deutende Vorkehrungen getroffen werden. Wäre nicht der Kaiser von Oesterreich im Dreibunde, der die Italiener möglichst beeinflußt und die Deutschen zurückhält, der Krieg wäre jetzt schon so gut wie gewiß. (Man muß den Franzosen solche „patriotischen" Dummheiten Nachsehen; sie sind ein Volk von Kindern.) Spanien. * Die Stimmung in Spanien ist sehr kriegerisch. In der ,Epoca' wird ausge führt, daß die spanische Regierung, ehe sie selbst an den Kabylen ein Exempel statuiere, mit Rücksicht auf die anderen Mächte dem Sultan von Marokko ein förmliches Ultimatum stellen müsse, in dem sofortige Bestrafung der Kabylen, Sicherung für den ungestörten Ausbau des von den Spaniern angelegten neuen Forts und volle Entschädigung gefordert werde. Zeige sich der Sultan unfähig oder nicht geneigt, diesen Forderungen ungesäumt zu genügen, so habe Spanien das Recht, sofort mit bewaffneter Hand vorzugehen und durch dauernde Besetzung gewisser beherrschender oder für Hafenanlagen geeigneter Punkte in der Umgegend Melillas sich selbst die nötigen Garantien gegen weitere Be lästigungen zu schaffen. Das Vorgehen ^raut- reichs in Tunis, Tongking und Siam wurde Spanien unzweifelhaft zu selche Maßnahmen berechtigen, denn die Grünoe, aus denen dort die Franzosen um sich gegriffen, seien unendlich schwächer gewesen als die, die Spanien für ge wisse Besitzergreifungen in der Umgebung Melillas ansührcn könnte. Balkanst^atrn» * Bekanntlich hat derSultan einen neuen Orden gegründet, und cs wird, gutem Ver nehmen nach, durch eine besondere Gesandtschaft das erste Stück dieses Ordens dem deutschen Kaiser übermittelt werden, ebenso wie der Sultan seiner Zeit dem Kaiser Wilhelm I. das erste Stück des von ihm gegründeten Imtiaz- Ordens übersandt hat. *Der serbische Ministerpräsident Do kitsch hat schon die Sprache vollkommen ver Politische Rundschau. Deutschland. *Wie aus Eberswalde gemeldet wird, erfreuen sich der Kaiser und die Kaiserin bei dem herrlichen Herbstwetter im Jagdschloß Hubertusstock des allerbesten Wohlseins. Der Kaiser fährt jeden Morgen und jeden Nachmittag auf die Pürsche und hat bis Dienstag mittag bereits 13 jagdbare Hirsche, darunter mehrere kapitale Sechzehn- und Vierzehnender erlegt. Die Kaiserin pflegt den Kaiser auf den Pürschjagden, selbst am frühen Morgen, zu begleiten. In der Zeit zwischen der Morgen- nnd Abendpürsche nimmt der Kaiser die regelmäßigen Vorträge entgegen und abends arbeitet er einige Stunden für sich allein. Voraussichtlich wird das Kaiser paar, wenn die günstige Witterung andauert, noch einige Tage in Hubertusstock verweilen. * Der ehemalige Preuß. Kriegsminister General v. Kamele ist in Berlin am Donnerstag ge storben. Der Verewigte war am 14. Juni 1817 geboren. Er übernahm das Kriegsministerium zuerst 1872 als Adlatus des Kriegsministers v. Roon, dann 1873 selbständig. Er verwaltete dasselbe, bis er im Jahre 1883 durch den in zwischen auch schon verstorbenen General Bron- sart v. Schellendorff abgelöst wurde. *Jm Auslieferungsverkehr mit der Schweiz ist auf Grund einer zwischen der Reichsregierung und der schweizerischen Negierung ausgetauschten Gegenscitigkeitserklärung in Zukunft die Auslieferung auch in solchen Fällen vorsätzlicherKörperverletzung zu beanspruchen und zu bewilligen, die eine Arbeitsunfähigkeit von mehr als zwanzig Tagen zur Folge hat, ohne Rücksicht darauf, unter welchen Umständen und mit welchen Waffen oder Werkzeugen die That begangen worden ist. *Die Wiedereinführung d er Be rufung gegen die Urteile der Strafkammer ist, wie bestimmt verlautet, gesichert. Der Finanz minister Miquel hat sich mit dem erforderlichen Kostenbeträge einverstanden erklärt. Ebenso ist endgültige Entscheidung dahin getroffen worden, daß die Oberlandesgerichte die zweite Instanz bilden sollen. Die Vorlagen sollen schon in der nächsten Tagung des Reichstags eingebracht werden. * In Eisenach ist der deutsche Gewerbe kam m e r t ag zusammengetreten. Es sind sechzehn Gewerbekammern, der Gewerbevereinsverband und der Zentralausschuß der Jnnungsverbände durch 52 Delegierte vertreten. Nach der Begrüßung durch die Vertreter der sächsisch-weimarischen Regierung, der Stadt Eisenach, des Reichsamts des Innern und des Preuß. Handelsministeriums wurde mit den Verhandlungen begonnen. "Mit bezug auf überseeische Erb schaften wird halbamtlich den vermeintlichen Erten dringend Vorsicht anempfohlen und ge llten, etwaige in überseeischen Ländern geltend u machende E rbansprüche nur durch die kaiser- ichen Konsu late weiter zu verfolgen. *Das bayrische Abgeordneten haus lehnte den sozialistischen sowohl wie den freisinnigen Anttag auf Reform des Wahl gesetzes ab. Oesterreich-Ungarn. *Jn Abgeordnetenkreisen in Wien wird be rechnet, die liberale Partei würde durch das neue Wahlgesetz zwischen 31 und 46 Mandate verlieren. Die Wählerzahl in Wien würde von 80 000 auf 350 000 wachsen. Die Sozialisten hoffen in Nordböhmeu und Wien 15 Mandate zu gewinnen. Das jungtschechische Hauptblatt,Narodni Listy' feiert die Wahlreform vorlage als einen Sieg der jungtschechischen Be strebungen. * Im ungarischen Abgeordnetenhaus er örterte der Justizminister v. Szilagyi den Charakter des Ausgleichgesetzes und erklärte dabei, die Antwort des Kaisers habe nicht bezweckt, den politischen Charakter der Ausgleichsgrundlage zu beeinträchtigen. Die Antwort, die darauf ver wies, daß eine Erschütterung dieser Grundlage nicht im Interesse des Landes und der Monarchie liege, sei nur der Ausfluß der reinsten, konstitu tionellen und pflichtbewußten Erfüllung des höheren Bermes des Monarchen. Die Krone könne nicht zweierlei Willen haben, einen offiziellen, mit dem Am ZieL 12s (Fortsetzung.) „So hören Sie denn!" Sidonie lehnte sich er mattet zurück und schloß für einen Moment die Augen, dann richtete sie sich rasch empor und begann mit fester Stimme: „Man wird Ihnen ost genug erzählt Haden, daß Sidonie Göllern schon als Kind ein eigensinniges, verwöhnt"? Geschöpf war, von seiner Umgebung verzärtelt und verzogen im vollsten Sinne des Wortes. Ich hatte alles, was ich cur wünschen konnte. Meine Wü.ffche wurden erfüllt, kaum ehe ich dieselben ausgesprocken. So wuchs ich empor, von meinem Vater abgöttisch geliebt, ohne jed wede Beschränkung meines freien Willens. Ich war ein tolles, übermütiges Wesen, herrisch und hingebend zu gleicher Zeit, ohne Arg und Miß trauen in die Welt blickend, glücklich, wie man es eben nur sein kann, wenn man List und Trug noch nicht kennen gelernt. Mein Vater pflegte mit mir alljährlich eine Reise zu unter nehmen, damit ich „die Welt kennen lernte," wie er sagte. Ja, ich lernte die Welt kennen, aber eben nur von ihrer schönen, vorteilhaften Seite. Einem reichen Mädchen kommt alles freundlich entgegen, ein reiches Mädchen ist gegen jeden Tadel gefeit — das Geld verschönt und ver bessert jede Halbwegs gute Eigenschaft und läßt die Fehler in den Hintergrund treten — mit Geld kann man alles erlangen, nur das beste, das köstlichste nicht — wahre Liebe und treue Freundschaft! Auf einer unserer Reifen lernte ich einen jungen Munn kennen; mein Herz flog! ihm mit stürmischer Leidenschaft entgegen, er war der erste Mann, dem ich die besten Regungen meines Herzens entgegenbrachte — der erste und der letzte." Ihre Rede sank zu einem leisen, kaum ver ständlichen Flüstern herab. Nach einer kurzen Pause fuhr sie mit bewegter Stimme fort: „Ich liebte diesen Mann, ich liebte ihn mit dem ganzen Ungestüm einer bisher von Leidenschaften unberührten Jugend; ich liebte ihn und glaubte mich wieder geliebt. Es war eine herrliche, köstlich schöne Zeit, diese Zeit des Hangens und Bangens, bis endlich das heiß ersehnte Wort von seinen Lippen fiel, bis er mir sagte, daß er mich liebe mit der ganzen Kraft nnd Innigkeit seines Herzens und seiner Seele. Wohl sagte er mir, daß ich nicht seine erste Liebe sei, daß er schon vorher geliebt und eine bittere Enttäuschung überwunden habe. — Die Geliebte war ihm untreu geworden und hatte eine» andern geheiratet. Es waren nicht die ersten Empfindungen seines Herzens, die er mir bot, es gab eine wunde Stelle in seiner Seele, die vielleicht kaum noch vernarbt war, aber ich fügte mich darein. Wenn ich nicht die erste gewesen, so wollte ich doch die letzte sein; liebte ich ihn doch mit der ganze, Kraft meiner Seele, mit der ganzen Innigkeit meines bis dahin unberührten Herzens. Meine Aufgabe sollte es sein, ihn die Treulosigkeit der Jugendgeliebtcn vergessen zu mähen, ich wollte ihm den Glauben an die Treue des Fraueuherzens wiedergeben! Ich bezwang meine übermütige Natur, ich wurde sanft, gut nnd milde — ich hatte keinen anderen Wunsch als den, ihm zu gefallen und seiner Liebe würdig zu sein; es war eine Zeit süßesten Glückes für mich, zu schön, um für immer zu dauern. Er hatte mich gebeten, meinem Vater so lange nichts von unserer Liebe zu sagen, bis es ihm gelungen sei, sich eine feste Stellung zu gründen, so daß er ohne alle Scheu als Bewerber um meine Hand auftreten konnte. Ich willigte ein — wir konnten ja warten, wir liebten uns, wir beide waren jung und dieses heimliche fülle Glück hatte gar viel des Lockenden für mich, die ich schon gewöhnt war, jeden Wunsch sofort er füllt zu sehen. Mein Vater sprach von der Abreise — das störte mich wenig in meinem Glücke, ich wußte, wir würden uns binnen kurzem in der Residenz Wiedersehen, da er Aussicht hatte, bis zum Herbste dort eine sichere Stellung zu erlangen; dann war wohl auch die Zeit nicht mehr ferne, da wir unser Glück vor aller Welt verkünden konnten, wie leicht war bis dahin die kurze Zeit der Trennung zu ertragen! Wir reisten ab; der Abschied kostete mich kaum eine Thräne, so voll froher Zuversicht sah ich der Zukunft entgegen. Meinem Wunsche gemäß zog mein Vater noch vor Beginn dec Wintersaison, also viel früher denn sonst, in die Residenz; mich trieb die Un geduld, den Geliebten wiedcrzusehen, denn ich wußte, daß er schon in der Residenz weilte. Ich traf dort auch mit Charlotte Wildbach zusammen; das von unbemittelten Eltern abstammende Mäd chen hatte eine glänzende Partie gemacht und war eine der ersten Tonangeberinnen der Gesellschaft geworden. Ich kannte Charlotte von den Kinderjahren her; sie war bei Wilhelminens Ellern ob s Besuche gewesen,^ich hatte sie schon damatt j Kind nicht leiden mögen und trat ihr nun Jahren mit derselben kühlen Zurückhaltung^ gegen, während sie mir mit aller ihr zu stehenden Liebenswürdigkeit entgegenkam. Ich war in der Residenz nicht so als ich es vordem gewesen; wir fanden st Gelegenheit, ungestört einige trauliche Warn wechseln, er war mit Geschäften übcrhäum^ vergingen oft einige Tage, ohne daß gesehen, das machte mich mißmutig und stimmt. , Ich glaubte zu bemerken, daß Charlotte mit besonderer Freundlichkeit entgegen la»^, die schöne Frau war eine stadtbekannte - allmählich schlich sich das Gefühl der sucht in meine bisher arglos vertrauendes Ich begann die beiden mit mißtrauischen -o - zu beobachten, und gar bald hatte ich ent 7 daß Charlotte gegen ihn einen vertrauten 7, anschlug, wie ma i es nur Personen gegen thut, die man jahrelang kennt. Eine Zeitlang hindurch schwieg und di ich, ohne mich zu verraten, daun gewm mein stürmisches Naturell die Oberhände- dann eine heftige Eifersuchtsszene, dnen war, daß ich erfuhr, Charlotte sei se>>- Liebe gewesen. . ^ine Von diesem Moment an hatte ich keine mehr; das drohende Gespenst der !,^i folgte mich Tag und Nacht, ll""^nde- o» gen peinigten mich ohne Unterlaß. beständig vor, wie schön, "mnut g reizend Charlotte sei, während ich mW- fechtschule verlangsamt haben, so nimmt dock Sammelthätigkeit noch immer ihren ForM Zur Zeit beträgt das Gesamtergebnis der SM lungen 1130 000 Mk. Die Kaiserjacht „Hoheazollern" «st, nach einer Meldung aus Christiansund dort lange liegen bleiben, bis sehr unruhiges LM eintritt; es soll dann eine Prüfung der «td tüchtigkeit des Schiffes in starkem Seegange genonimen werden. Eingedrückte Brücke. Auf dem Güt» bahnhof in Stettin wurde in der vergangen! Nacht eine an einem der dortigen AusweichMl gelegene niedrige Wiesenbrücke von einem Giw zuge eingedrückt, so daß infolgedessen mehr» Eisenbahnwagen in die Tiefe sanken. M dieser Wagen führte ein mehrere Hundert Zenin> schweres Kruppsches Geschütz, das für die « dem „Vulkan" erbaute Panzerkorvette „Brand» bürg" bestimmt ist. Das mächtige Rohr st» ebenfalls in die Tiefe und steckt im WieieMU» Man nimmt an, daß die Brücke dieser schab Belastung nicht gewachsen war. MeW wurden bei dem Unfall nicht verletzt. Ein niederträchtiger Bubenstreich in der großen Kunstausstellung in Kassel a>M führt, der allgemeines Aufsehen und Emporm hervorgerufen hat. Der Maler Johannes Kl» schmidt hat eine Anzahl Gemälde ausgestellt, welchen drei aus offenbarer Niedertracht^ schädigt wurden, während Bilder anderer KmE von den Frevlerhänden unberührt blieben. A merkenswert ist auch für die Absicht des TE daß die Bilder in verschiedenen Räumen st" Ausstellung aufgehängt waren. Daß eine 01" bar kunstverständige und vielleicht auch ku"i! neidische Hand gewaltet, erhellt daraus, daß Fingernägeln die Lichter in den Augen "st Kinderbilder, sowie die charakteristischen 'M, linien weggekratzt waren. Die KrimmalpE hat bereits seine umfassende Thätigkeit zur Mittelung der kunstverständigenKunstfeindeentM allerdings scheint dieselbe recht schwierig. . Ein aufregender Vorfall spielte während des Konzerts im Wilhelms-mte" Braunschweig ab. Ein junger Manu nämlich von der Galerie in den Saal hip mitten unter das Publikum. Er schlug,?st seinem Körper auf den Rand eines von umgebenen Tisches und dann mit diesem aut Fußboden. Merkwürdigerweise hat er k, nennenswerten Verletzungen davon S^traS. sondern erholte sich rasch von dem Fall und " . Schrecken. Wie er angab, hat er i» epileptischen Anfalle de» Sturz gethan. td Anblick desselben waren mehrere KE besucherinnen in Ohnmacht gefallen. Durch eine Feuersbrunst wurde der bst Dachstuhl des Uuiversitäts - Krankenhaus^ § Erlangen eiugeäschert. In dem Kracke"^ selbst mar naturgemäß eine ziemlich großes ausgebrochen. Die Kirche in Angerburg soll mitu^. irdischer Dampfheizeinrichtung versehen nUD Neben dem Grabgewölbe stießen die Maurer j, einen kleinen Quadratraum von vier Mi,, diesem stand ein zerbrochener Stuhl, neben >. selben befand sich auf dem Boden ein we" licke? Gerippe und Knochen, vier Teile e> . Helms und Reste von Stieieln. Die Wäudc rund herum wie von Fingernägeln zeckrart. 4^ läßt darauf schließen, das hier jemand leb^ eingemauert gewesen ist und einen jammert Tod erlitten hat. An dem jüngsten Haberfeldtreibe» , Miesbach in der Nacht zum Sonntag SD '/Z Uhr beteiligten sich über 200 Ma ui. 7. Svcktakcl, so berichten Ohrenzeugen der ,M> soll geradezu betäubend gewesen sein. Tue - regung wucvs noch dadurch, daß mit allen AU der Planckirche Sturm geläutet, somit ganz M bach auf die Füße gebracht wurde. Die reitungen schienen diesmal nicht ganz »nbe»D vor sich gegangen zu sein. Vom Psarrhos die Meldung ein beim Bezirksamt, oaß /l Kloster- und Pfarrkirche die Tbüren verM? und verstopft seien. Die Pfarrkirche wuroe der frei gemacht, und nachdem kaum der Schuß gekracht, ging auch schon das z läuten los. Die Haberer verstärkten tM"
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