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Allgemeiner Anzeiger : 27.09.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189309278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18930927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18930927
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-27
-
Monat
1893-09
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 27.09.1893
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Politische Rundschau. Deutschland. *Aus Kissingen wird vom 21. d. folgende Mitteilung veröffentlicht: Professor Schweninger hat dem Fürsten Bismarck eine Nachkur in Wiesbaden empfohlen. Schweninger weilte in letzter Zeit wiederholt in Wiesbaden, wohin er Patienten gesandt hatte. Die Entschei dung, ob Fürst Bismarck die Thermen Wies badens benutzen wird, steht noch aus. Geschieht es, so erfolgt die Abreise dorthin am 23. d. — Die vom Kaiser dem Fürsten Bismarck ent- - botene TeilnahmSkundgebung erregt auch in Wien großes Aufsehen. Die ,Nene Freie Presse' schreibt: „Die Deutschen in Oesterreich werden die Ver söhnung zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck mit inniger Teilnahme begleiten." *Dic neuen Steuergesetzentwürfe sollen dem Reichstag samt einer Denkschrift sofort beim Beginn seiner neuen Tagung vorge legt werden. * lieber Hafenverhältnisse soll nach dem ,Hannov. Conr.' auf Veranlassung des preuß. Handelsministers entweder in Kiel oder in Berlin eine Konferenz der Oberpräsidenten der Provinzen Schleswig-Holstein, Pommern, West- und Ost preußen stattfinden, an der auch Delegierte der Hauptinteressenten an dem Handels- und Schiffs verkehr in den Seeplätzen Kiel, Flensburg, Stettin, Danzig und Königsberg teilnchmen werden. Es soll erwogen werden, wie weit es geboten erscheine, im Zusammenhang mit der Fertigstellung des Nordostseekanals eine Aende- rung in den Hafenverhältnissen der genannten Orte herbeizuführen und eventuell Freihafen- bezirke zu errichten. Für die Entscheidung der letzte«n Frage wird wesentlich ins Gewicht fallen, ob die betreffenden Seehandelsplätze ge neigt und im stände sind, aus eigenen Mitteln Leistungen zu vollbringen, die zu den erhofften Vorteilen in einem annehmbaren Verhältnis stehen würden. * Zu den Gegenständen, deren Verabschiedung die Regierung durch die nächste Reichstagstagung besonders lebhaft wünscht, gehört dasSeuchen - gesetz. Bezüglich dieser Angelegenheit ist es unschwer, in den entscheidenden Kreisen zwei Strömungen zu unterscheiden; auf der einen Seite hält man den bekannten bisherigen Ent wurf für ausreichend, während anderseits eine Verbesserungsbedürftigkeit in weitem Umfange zu gestanden wird. Man wünscht Fachkreise zu hören und zu berücksichtigen, aus deren Mitte, wie bekannt, mancherlei recht erhebliche Bedenken gegen den Entwurf laut geworden waren. In wieweit eine Umarbeitung des früheren Entwurfs beliebt werden wird, ist weiterer Entscheidung Vorbehalten. *Wie man erfährt, beabsichtigt die national liberale Partei, unverzüglich nach der Wieder eröffnung des Reichstags einen Antrag auf Ab änderung der Militärgerichtsbarkeit bezw. auf Einführung eines einheitlichen Reichs militärstrafverfahrens nach bayrischem Muster einzubringen. *Vom 27. bis 29. September werden die deutsche Eisenbahn - Tarifkom mission und der Ausschuß der Verkehrs interessenten in Dresden zu der üblichen Herbst- fitzung zusammentreten. Die Tagesordnung ent hält: Jnteressenversicherung für Privatkessel wagen ; Frachtberechnung für lange Gegenstände; Fischbeförderung; hölzerne Kinderschlitten; Be deckung von lose verladenem Thon; Eisen- und Stahldraht; Patentflaschenöerschlüsse; Silesia- weiß; Hobelspäne; Melassefuttcr; Abfälle von Rohmaterialien der Papierfabrikation; Klärmittel für Schmutzwässer; Thonsteine; grobe Thon waren; Fi-lterplatten; Schweinshaare zum Düngen; Seidenlumpen; Thonerde, schwefel saure, präparierte, zur Ausfuhr, und lebendes Geflügel. *Es bestehen gegenwärtig im gesamten Deutschen Reich 208 Gewerbe-Gerichte, von denen 140 auf Preußen, 13 auf Bayern, 14 auf Sachsen, 9 auf Württemberg, 7 auf Bade >, 4 auf Hessen, 3 auf Sachse :-Weimar, 6 auf Braunschweig, 5 auf die Reichslande und je eines auf Oldenburg, Sachsen-Koburg-Gotha, Arn ZieL 61 «Fortsetzung.) Himmel, was war aus dem Kinde geworden, die kurze Zeit hindurch, in dec ich es nicht ge sehen! Das war nicht mehr der kleine, herzige Kobold von ehedem, dessen kindliche, halbreife Züge den Stempel der sorglosesten Fröhlichkeit trugen, vor mir stand ein junges Mädchen mit ernsten, sinnenden Zügen, die dunklen Augen hatten den Hellen Strahl der Fröhlichkeit ver loren und blickten träumerisch ins Weite; über dem ganzen Wesen des Mädchens lag ein un definierbares Etwas gebreitet, das sich in jeder Bewegung, in jedem Blick kundgab und eine Wandlung in den Gefühlen des jungen Herzens ahnen ließ — liebte sie? Und wer war der Glückliche?" Der gütige Leser kann versichert sein, daß ich in meiner Bescheidenheit keinen Augenblick an mich dachte. Junge Mädchen verlieben sich selten in Männer reiferen Alters, ausgenommen es wäre dies ein Held oder sonst eine berühmte Persön lichkeit, und dann spielt wohl die jugendliche Phantasie eine Hauptrolle dabei. Ich war nun weder eia Held, noch sonst ein^berühmter Mann, ich hatte mir durchaus keine Schuld an dieser Wandlung zuzuschreiben — doch, was brauchte ich lange zu grübeln und zu forschen, er stand ja dicht neben mir im ganzen Glanze seiner neuen goldstrotzenden Uniform, das zierliche Schnurrbärtchen keck in die Höhe gekräuselt, die Reuß ä. L., Lippe-Detmold und jede der drei Hansestädte entfallen. Ganz fehlen bisher die Gewerbegerichte in beiden Mecklenburg, in Sachsen- Meiningen, Sachsen-Altenburg, Anhalt, beiden Schwarzburg, Waldeck, Reuß j. L. und Schaum burg-Lippe. * Einzelne Blätter wußten bereits das genaue Datum für die p reu ß. Landtagswahlen anzugeben. Wie die,N. A. Z.' hört, steht im Augenblick dieser Termin noch nicht bestimmt fest. *Die der Spionage verdächtigen Franzosen sind von Kiel nach Berlin überführt worden, wo die Voruntersuchung statt findet. Frankreich, * Zum russischen Flottenbesuch in Toulon erklärt der Pariser ,Temps' offiziös, man habe bisher verfrühte oder gar ungenaue Meldungen über den bevorstehenden Besuch des russischen Geschwaders verbreitet. Erst der am Donnerstag eintreffende Kabinettskourier bringe den vom Zaren genehmigten Plan. Der Besuch beginne am 13. Oktober und könne höchstens sechzehn Tage dauern, müsse aber vielleicht aus dienstlichen Rücksichten abgekürzt werden. Der Ministerpräsident behalte sich alle Bestimmungen über Veranstaltungen von Festen vor. Nach einigen Festtagen in Toulon werde Admiral Avelane mit fünfzig Offizieren nach Paris kommen, jedoch werden keine Matrosen Toulon verlassen dürfen. — Das Preßkomitee wurde am Mittwoch von Develle empfangen. Der Minister des Aeußeren beschränkte sich auf die Erklärung, daß der Ministerpräsident sich alle Bestimmungen Vorbehalten habe. Die meisten Abendblätter warnen im Anschluß an den ,Figaro'-Artikel vor Uebertreibungen. *Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Ab wiegelung in der französischen Presse Hinsicht ich des Fl o tte n bes u ch s in To u lo n das Ergebnis der Besprechungen ist, die Baron Mvhrenheim mit dem Minister des Auswärtigen Develle gehabt hat. Den Winken, die dieser dann der Pariser Presse gegeben hat, wurde, wie stets in solchen Fällen, von den Blättern sofort entsprochen. Es ist beschämend für die Franzosen, daß der wahnwitzige Russenjubel durch kalte Strahlen aus Petersburg so empfindlich gedämpft wird, und geradezu erniedrigend, daß sie selber das Wasser dazu herbeischleppen müssen; indessen die Demütigung ist wohl verdient. *,Figaro' hält seine frühere Behauptung, daß Herz nicht krank sei, nach wie vor auf recht, weil Frau Herz mit ihrem Kinde monate lang zur Kur in Aix les Bains verweile und weil augenblicklich in Bournemouth gar kein Arzt anwesend sei. Der ,Figaro' beschwört die Negierung, in ihrem eigenen Interesse die Komödie zu beendigen. England« *Die Frage über die künftige Stellung des Herzogs von Koburg in der britischen Marine ist den britischen Kronanwälten zur Begutachtung vorgelegt worden. Da sie einiger maßen verwickelt ist, so wird das Gutachten kaum bald bekannt werden. * Der neuernannte Vizekönig von Indien, Sir Henry Norman, hat, wie amtlich mitgeteilt wird, die Annahme dec Er nennung „aus Gesundheitsrücksichten" zurück gezogen. — Mit den „Gesundheitsrücksichten" wird es wohl nicht weit her sein. Die öffent liche Meinung Englands hatte diese Ernennung nicht zum besten ausgenommen. Dänemark. *Wie man der ,Polit. Korr.' aus Kopen hagen berichtet, wurde dieser Tage behufs Ver vollständigung der Besestigungswerke zum Schutze der Hauptstadt mit der Er bauung eines neuen Forts in der Nähe des kleinen Jagdschlosses „Eremitage" begonnen. Dieses Fort ist zur Rückendeckung des wenig glücklich angelegten „Fortuna-Forts" bestimmt. In militärischen Kreisen glaubt man, daß noch die Anlage verschiedener anderer Fprts sich als nötig erweisen dürfte. Italien. *Die Stadt Rom beging am Mittwoch den Gedenktag des Einzugs derTruppen in Rom, 20. September 1870; es herrschte vollste Ruhe und Ordnung. *,Daily Chronicle' meldet aus Rom, der Bruder des Königs von Siam werde dem nächst mit großem Gefolge iuNeapel erwartet. Derselbe werde auch nach Rom und Monza, woselbst eine Zusammenkunft mit König Humbert stattfinden solle, kommen. Nmerikfl, * Aus einer New Iorker Depesche über den Auf st and in Brasilien ergibt sich, daß Nictheroy von de Mello eingenommen ist. Das selbe liegt Rio de Janeiro gegenüber auf der anderen Seite der Bai. Eigentümlich ist, daß letzteres sich noch hält, obgleich Peixoto die Stadt geräumt habe.: soll. Er scheint also doch über so viele Truppen zu verfügen, daß er seine Macht teilen kann. *Jn Argentinien ist noch immer nicht die Ruhe hergestellt. Nach Meldungen aus Buenos Ayres haben sich die Nationaltruppen in Tucuman, Cordoba und San Juan empört; in Tucuman haben sich die Truppen mit Auf ständischen vereinigt und die Regierung gestürzt. Der Kongreß ist zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen worden; man glaubt, daß wichtige Ereignisse eintreten werden. Pellegrini ist mit Truppen nach dem Norden abgegangen. Aus Hamburg. Die jetzt in Hamburg vorgekommenen Cholera fälle sind, wie schon gemeldet, offenbar durch eine unvorhergesehene Betriebsstörung der Wasserwerke hervorgerufen worden. Das Hamburger Medi zinalkollegium macht darüber folgendes Nähere bekannt: „Nachdem im Laufe der letzten Woche durch die Beobachtungen des Hygienischen Insti tuts festgestellt worden, daß im Leitungswasser der Stadtwasserkunst eine schlechtere Beschaffen heit eingetreten sei, sind sofort von den städti schen Ingenieuren unter Zuziehung der Medi zinalbeamten nähere Nachforschungen nach der Ursache dieser Erscheinung angestellt worden. Dabei fand sich, daß zwar sämtliche Filter tadellos arbeiteten und daß auch das Gesamt filtrat von vorzüglicher Beschaffenheit war, daß aber durch eine unvermutet eingetretene Boden senkung im alten Schöpf-Kanal auf der Kalten hofe bei gewissen Wasserständen der Elbe ein Zufluß von Elbwasser zum Gesamtfiltrat statt gefunden hat. Gleich nach Auffindung dieses Bruches am Freitag, den 15. September, abends, sind seitens der Ingenieure solche Vorkehrungen getroffen, daß schon seit demselben Abend ein Zufluß von Rohwasser unmöglich geworden und die fernere Verschlechterung des Leitungswassers damit als beseitigt angesehen werden kann. Immerhin ist es nicht unwahrscheinlich, daß die ungünstige Beeinflussung des Wassers sich noch vorübergehend in einzelnen Teilen der Leitung fühlbar macht. Das Publikum wird daher auf gefordert, für die nächste Zeit alles zu Genuß zwecken bestimmte Wasser zu kochen und die Wasserkästen in den Häusern noch einmal reinigen zu lassen." — Seitens der Hamburger Behörden wurden zur Abwendung der Choleragefahr die umfassendsten Vorbeitungen getroffen. Unter an- derm standen die zur Abholung Choleraverdächti ger erforderlichen Wagen an den betreffenden Stationen fahrbereit; die Cholerabarackcn sind schon im Laufe der letzten Wochen im Innern vollständig neu eingerichtet worden. Für die Kcankenftationen u. a. für das Krankenhaus, Kurhaus u. s. w. traten von Dienstag abend ab sämtliche Bestimmungen wie in der vorjährigen Choleraepidemie in Kraft. Bemerkenswert ist, daß im Hamburger Hafen keinerlei Erkrankungen vorgekommen sind. — In Altona sind ebenfalls alle Vorbeugungsmaßregeln wie im vergangenen Jahre getroffen worden. So ist auch der Obst verkauf auf den Straßen verboten worden. Uon Uah und Fern. Die Cholera. In Berlin ist am Donners tag ein neuer Fall asiatischer Cholera festgestellt worden. Derselbe betrifft den aus dem Pots damer Hafenbecken eingelieferten Schiffer. In zwei anderen Fällen, einer Schiffersfrau und eines Bootsmannes, ist die baktcriologi'che Unter- uchung noch nicht abgeschlossen, doch liegt die Vermutung nahe, daß auch hier asiatische Cholera vorliegt. Das betreffende Fahrzeug ist iso liert und desinfiziert worden. —Auch m Hamburg ist nach kurzem Stillstände die Cholera wieder in verstärktem Maße aufgetreten. Von Mittwoch zu Donnerstag sind 12 neue Erkran kungen vorgekommen, darunter 2 mit tötlichem Ausgang. Von den neuen Erkrankungen ent fallen auf die Neustadt 2, auf Barmbeck 2, Hohenfeldei, Elmsbüttel 2, St. Pauli 4 U'd Dampfer „Amstel", der am 16. d. von Amster dam in Hamburg angekommen ist, 1. — In Altona ist keine neue Erkrankung an Cholera vorgekommen. — In Lauterbach sind eine Frau und ein Mädchen von asiatischer Cholera be fallen worden. Die Frau ist gestorben. Die Leipziger Messe. Die Leipziger Handelskammer beschloß, beim kgl. Ministerium zu beantragen: 1) Die Dauer der beiden Haupt messen in Zukunft auf 22 Tage zu beschränken und zwar in der Weise, daß die Messe mit einem Sonntag beginnt und mit einem solchen schließt; 2) den Kleinhandel ebenfalls sogleich von Beginn der Messe an zu gestatten; 3) den Beginn der beiden Hauptmessen in der Weise festzulegen, daß o) die Ostermesse mit dem ersten Sonntag im März, in dem Falle aber, daß Ostern auf einen früheren Tag als den 29. März fällt, mit dem letzten Sonntag im Februar; b) die Michaclismesse mit dem letzten Sonntag im August zu beginnen hat. — Für die Abwehr der Berliner Bestrebungen, den Leipziger Meßplatz kalt zu stellen, sind bisher etwa 24 000 Mk. ausgcgebcn worden. Aus Schneidemühl. Der Brunnenmacher Beyer aus Berlin hat am Mittwoch mit dem Abreiben am Unglücksbrunnen begonnen. Nach dem der Verschluß des Rohres abgenommen war, drang aus demselben ein dichter Wasserstrahl hervor, der nach angestellter Messung bis 25 Prozent Erdmassen enthielt. Das Wasser führte außerdem Mes, Schluffsand und Thon, auch Braunkohle in kleineren Stücken und in Pulverform mit sich. Beyer hofft bestimmt, durch Einsetzung eines zweiten Rohres klares Wasser zu schaffen; sollte ihm dies nicht gelingen, dann wird die Quelle endgültig geschlossen. Der Einbruchsdiebstahl in Halle. Wie aus Halle gemeldet wird, sind die Verbrecher, die in einem Juwcliergeschäst der Poststraßc ein gebrochen waren und für ungefähr 40 000 Mark Goldsachen gestohlen hatten, in zwei Arbeitern ermittelt worden. Einer derselben legte ein volles Geständnis ab. Sämtliche Juwelen rc. wurden im Soldaten-Friedhofe eingegraben gefunden. Friesen-Denkmal. Am 24. September wird in Magdeburg das Friesen-Denkmal ent hüllt. Friedrich Friesen war Zeitgenosse und Freund Jahns und wie dieser begeisterter Vor kämpfer der Turneret. Der Liebesroman einer Frau hat letzten Montag in Erfurt einen schrecklichen Abschluv gefunden. In einem dortigen Logierhause wohnte eine etwa 40 Jahre alte Dame, die trotz ihrer Jahre sich äußerst elegant und jugendlich trug und dadurch ein gewisses Aufsehen erregte. Es wurde bekannt, daß die Dame Jacksch H>e8 und aus Wien war. Sie bezahlte prompt, was auch bald bekannt wurde, aber was sie sonst that und ließ, das erfuhr man nicht. Früh nun sand man die Dame in ihrem Zimmer mit dem Tode ringend vor. Sie hatte Morphium ge nommen. Auf dem Tische lag, sorgfältig gk' ordnet, der Nachlaß der Unglücklichen, darunter eine Anzahl Briefe. Aus dem hinterlassenen Schreiben ging hervor, daß ein verheirateter Prokurist eines hochangesehenen Erfurter Bank hauses die Schuld an dem Schritte der Lebens müden trug, wenigstens war in dem Schreiben gesagt, daß das „charakterlose Benehmen" des Betreffenden sic in den Tod treibe. Die Hintes laffenen Briefe möge man der Ehefrau de Prokuristen einhändigen. Die Sache harrt ver Aufklärung. Abends ist die Unglückliche ge storben. Die Unsitte, Petroleum in das erlöschend Feuer zu gießen, hat wieder einige Opfer gefor dert: In Barmen goß Sonntag nachmittag 10 Jahre alte Sohn des Färbers Sch. in Ober ¬ munteren braunen Augen siegesgewiß auf Sabine gerichtet. Das junge Mädchen errötete, als es sei en Blick bemerkte; sie schlug die Augen zu Boden und schien ungewiß, ob sie sich entfernen oder bleiben sollte. Der junge Husar machte ihrem Zögern ein Ende. „Hoffentlich sind auch Sie mit unserm Pro jekte ei verstanden?" sagte er. Unsicheren Blickes sah sie zu ihm auf. „Welchem Projekt?" fragte sie mit leiser Stimme. „Wir wollen zwei Tage in der Woche be stimmen, um durchweg geistigen Genüssen obzu- liegen," sagte er mit leichtem Spott in Blick und Ton — „die gnädige Frau will eine Art Lese kränzchen bilden, wir sollen klassische Stücke mit verteilten Rollen lesen. Herr von Reuben tritt gewiß auch unserm Zirkel bei?" Er wandte sich höflich an mich. „An mir werden die Herrschaften eine schlechte Acquisition haben," entgegnete ich artig, „aber ich will mich trotzdem nicht ausschließen, ich werde trachten, mein Bestes zu thun." „Damit sind wir vollkommen zufrieden," sagte der junge Offizier rasch, „ich bin überzeugt, daß -" Ein Ausruf Sabinens unterbrach ihn. „Sidonie, Fräulein Göllern, kommt," rief sie. Wir alle wandten unS unwillkürlich den: Fenster zu; da kam sie dahergesprengt mit flat ternden Locken und geröteten Wangen. Die kleine, schmächtige Gestalt, wie sie so in sich znsammen- gesunken da saß auf dem feurigen Pferde, bot keinen schönen Anblick und doch — man mußte sie bewundernd ansehen! Mit welch' fester, sicherer Hand führte sie den Zügel, wie leicht und gewandt sprang sie nun, jede Hilfe ver schmähend, vom Pferde. „Eine superbe Reiterin," sagte der junge Offizier, sein Bärtchen kräuselnd. Ein spöttisches Lachen ertönte von Charlottens Lippen; mit blitzenden Augen richtete sie ihre Gestalt höher empor. Sie schien diesmal nicht gesonnen zu sein, Sidonien das Feld zu räumen. Heiter lächelnd betrat Fräulein Göllern das Gemach. Sie hatte für jeden ein freundliches Wort, ein verbindliches Lächeln, sogar für Frau Wildbach, deren stolze Zurückhaltung einen krassen Kontrast zu Sidoniens Liebenswürdigkeit bot. Die Herrin von Monbijou schien sich heute selbst übertreffen zu wollen; ich hatte sie nie so geist reich und witzig gefunden, hier und da mischte sich wohl etwas von der ihr eigenen Malice iu ihre Reden, aber sie war so hinreißend liebens würdig, daß man ihr gern den kleinen Seiteu- sprnng ins Gebiet der Medisance vergab. Zwischen all' diesem Plaudern fand sie immer noch Zeit, um Herrn Wolkendorf einen koketten Blick zuzuwerfen, den der junge Mann ebenso feurig erwiderte. Sidonie hatte recht; er war treulos wie Wind und Welle. Die schöne Charlotte existierte nicht mehr für ihn. Wie gebannt hingen seine Augen an dem kleinen hageren Gesicht Sidoniens, die, ihrer Macht sich nur zu wohl bewußt, alles that, um ihn wieder an sich zu fesseln. Es ge lang ihr nur zu gut! Bleich, mit bebenden Lippen und finster zu- sammengezogcnen Brauen saß Frau Wildbach da, sie machte keinen Versuch, ihrer Gegnerin das Terrain streitig zu machen; fühlte sie Ohnmacht dem kleinen, unschöen Geschöpf gegenüber, über welches sie ein so absprechendes Urteil gefällt hatte? War es nicht nur der Hatz allein, welcher das Herz deS schönen Weibes er füllte, oder hatte nicht auch der Neid ein gu>, Teil an den bitteren Empfindungen, welche M : Brust durchwogten? ES mußten qualvoll Stunden sein, welche Charlotte in unserem Kren verbrachte, aber sie wich nicht vom Platze. Für mich, den aufmerksamen Beobachter, w» eS kein Geheimnis mehr, Frau Wildbach ueo den jungen Offizier. Vielleicht liebte sie fb nur mit jener Liebe der Kokette, die den Gege, stand, an welchem sie Gefallen findet, keu anderen gönnt; die vielleicht eben nur »e - . weil sie weiß, daß ihre Macht noch keine v ' - ständige ist, daß sie noch immer nicht,das. gefunden, um den glänzenden Falter für'"- in ihren Zaubcrkreis zu bannen; es gibt 1« > viele Frauen, die nur so lange lieben, als ste Zweifel sind; von dem Moment an, wo sie WM ' der Mann ihrer Liebe gehöre ihnen ganz, er n auch jedes wärmere Gefühl in ihnen, 1>e dann in ihm nur den Sklaven, den erg Diener, der sich willig den Geboten feiner beugt. In diesem Stadium befanden i w beiden entschieden nicht; bei der F^terht des jungen Offiziers war es überhaupt^, fraglich, ob es jemals so weck komme" ich fühlte unwillkürlich Mitleid "'r. Frau. All' ihre glänzenden Eigenlasten mochten nicht, den Mann sie l sie ihr Herz geschenkt; wie viele halte l
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