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Allgemeiner Anzeiger. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen ,Hllu- stcierten UnterbaltungsblatteS" vierteljährlich ab Schalter 1 Mr. bei freierZusendung durch Boten ine .i aus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post iMk. exkl. Bestellgeld. Jeitung für die Ortschaften: Bretnig, Ksuswslöe, Großröhrsdorf, Mankmthsl und Umgegenö. Expedition: Bretnig Nr. 13 Inserate, die 4gespalten Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mitlwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^,11 llhr, für die Sonnadend-NummerHs Freitag vormittag ' ,11 Uhr einzujendem Jmeraie, welche ii- von oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Redaktion, Druck und Verlag don.N. Zchukig, Bretnig. Nr. 76 Sonnabend, den 23. September 1893 3. Jahrgang. Mchmarkt in Pulsnitz: Mittwoch, den 27 Sept. 1893, Krainmarkt in Pulsnitz: Donnerstag, den 28. Sept. Lertlichcs und Sächsisches- Bretnig, den 23. September 1893. Bretnig. Leider hatte das Wohl- tbätigkeits-Konzert, welches am Donnerstag vom hiesigen Musikchor im Gasthof zur Klinke zu^ Besten des hiesigen Kirchenbaufonds ge geben wurde, nicht den gewünschten Zuspruch gefunden, lieber die Ausführung des Kon- ^äßt sich nur das größte Lob aussprechen. Der Nemertrag beläuft sich auf 22 Mark. Wollen wir hoffen, daß derartige Konzerte m Zukunft besser besucht werden. — Diejenigen Arbeiter und Arbeiter innen, welche das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und noch im Besitze eines vor dem I. April 1892 ausgestellten Arbeits buches stnd, haben letzteres in Gemäßheit der Ausführungsverordnung zur Gewerbeord nung vom 28. März 1892 gegen ein den reuen Bestimmungen entsprechendes Arbeits buch umzutauschen. Für die Beobachtung dieser Borschrift sind die Arbeitgeber verant- ^ortlich. Da bei den gewerbepolizeilichen Revisionen insbesondere auch die Arbeits bücher revidiert werden, so ist den Arbeits gebern zu raten, Lie Arbeitsbücher der von ihnen beschäftigten Arbeiter unter 21 Jahren zu prüfen, ob sie den neueren Bestimmungen entsprechen. Wir bemerken hierbei, daß die neuen Arbeitsbücher leicht dadurch kenntlich find, daß dieselben von etwas kleinerem Format sind und auf der ersten Seite außer dem Namen des Arbeiters auch den des Vaters oder Vormundes tragen. Die neuen Arbeitsbücher für männliche Arbeiter haben blauen und die für weibliche Arbeiter braunen Umschlag. — Die aus dem aktiven Militärdienst entlassenen Mannschaften machen wir darauf aufmerksam, daß sie sich spätestens 14 Tage Nach ihrer Entlassung bei dem Bezirksfeld webel, zu dessen Kompagniebezirk der von ihnen gewählte Aufenthaltsort gehört, zu Melden haben. Diese Meldung ist auch dann erforderlich, wenn der Entlassene an dem Orte bleibt, in welchem sein bisheriger Trup penteil jjin Garnison steht. Innerhalb 14 Tagen ist auch dem Bezrrksfelowebel Meldung zu machen, wenn der Entlassene den Aufent haltsort oder die Wohnung innerhalb des Kompagniebezirks wechselt. Wer aber aus einem Kompagniebezrrk in einen anderen ver zieht, hat sich vor dem Verziehen bei seinem bisherigen Bezirksfeldwebel ab- und bei dem ^ezirksfeldwebel seines neuen Aufenthalts- ^tes innerhalb 14 Tagen nach erfolgter Abmeldung anzumelden. — Das Reichsgericht verhandelte am Dienstag die Revision Ahlwardts im Juden-! uinten-Prozeß, in welchem AHIwardt zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt worden war. ^ dreistündiger Verhandlung beantragte der /wichsanwalt Verwerfung der Revision, weil Mielke prozessual und materiell unbegründet Ahlwardt wohnte der Verhandlung bei. r versuchte in längerer Rede auszuführen, idaß er gar nicht habe beleidigen, sondern ! nur dem Vaterlands habe dienen wollen.! Ahlwardt und sein Verteidiger, Rechtsanwalt! Friedrich, beantragten Aufhebung des Urteils. Das Reichsgericht verwarf aber die Revision Ahlwardts. Der Verhandlung wohnte ein! äußerst zahlreiches Publikum bei. — Um Das, was ine Erziehung müh sam aufgebaut, wieder zu zerstören, sind, wie aus Berlin berichtet wird, in Deutsch land allein etwa 43000 Schund- und Schauer roman-Kolporteure thätig. Es ist statistisch erwiesen, daß 20,000,000 Menschen in Deutschland und Oesterreich solche „Romane" lesen uno häufig werden die 100 bis 150 Lieferungen einer einzigen Ausgabe je in mindestens 180,000 Exemplaren verbreitet. — Der allgemeine Bußtag in Deutsch land findet vor dem Totenfest, also in diesem Jahre am 22. November, statt. — Der neugewählte Bürgermeister Lange zu Bischofswerda, seither Bürgermeister in Neustadt b. St., wird am 30. September in seine neue Heimat übersiedeln und am 3. Oktober in sein neues Amt eingewiesen werden. — Eine ziemlich teure Partie nach Dresden führten dieser Tage mehrere Rad fahrer in Meißen aus. Dieselben waren mit den polizeilichen Vorschriften der Residenz nicht genügend vertraut und sie befuhren daher Straßen, welche für den Fahrradver kehr verboten sind, auch begingen einige be züglich des vorschriftsmäßigen Ausweichen^ einige Fehler, so daß verschiedene Anzeigen gegen die Ausflügler vorlagen und aus die sem Grunde eine Ordnungsstrafe von je 15 Mark über sie verhängt wurde. — Eine aufregende Szene ereignete sich amZMontag nachmittag vor einem Hause am unteren Brühl in Chemnitz. Daselbst hatte ein zweijähriges Mädchen während eines kur zen Alleinseins das im ersten Stockwerk be findliche Fenster von innen erstiegen und ver sucht, hinaus zu klettern. Vorübergehende Leute bemerkten das Kind, welches am Fen sterrahmen sich anklammernd, nach der Straße herabhing. Als der Kleinen die Kräfte ver-! sagten und sie herunterstürzte, wurde sie durch einen untenstehenden Herrn aufgefangen und konnte der inzwischen herbeigeeilten Mutter wohlbehalten übergeben werden. — In einem Hause der Jägerstraße ,m Chemnitz benutzte am Montag früh eine daselbst in der dritten Etage wohnenden 21- jährige Arbeiterin Petroleum, um im Ofen schnell Feuer anzuzünden. Die Petroleum kanne explodierte und im Nu brannte die Unvorsichtige am ganzen Körper. Die Un glückliche eilte hilfesuchend aus ihrer Wohn ung die Treppe herunter, brach aber auf dem Treppenboden der zweiten Etage zu sammen, woselbst Hinzugekommene den Brand löschten. Das Mädchen verstarb unter ent- setzlichen Qualen an demselben Abend im dortigen Krankenhause. — Bei der vorige Woche stattgehabten Versammlung des Militärvereins zu Rüde ¬ nau wurde das Mitglied Ludwig Müller! durch eine Botschaft aus Marienberg erfreut, welche demselben eine sehr lange nachgesuchte Unterstützung brachte. M. war 1870—71 im Feldzuge verwundet worden und trug die! Kugel ca. 20 Jahre mit sich herum, weshalb! er oft kränkelte und in Not geriet, da er! nur wenig arbeiten konnte. Seine oft wie-! derholten Gesuche wurden abfällig beschieden,! weil man seinen Angaben nicht glaubte. Erst! vor drei Jahren wurde die Kugel unter oem linken Arm herausgeschnitten. M- geriet so ! in Not, daß ihm, weil er die Kapitalzinsen! nicht zahlen konnte, sein Häuschen versteigert! wurde. Nun wandte er sich endlich an die höchste Stelle um Hilfe, ward hierauf in das! Garnisonslazaret nach Dresden zur Unter-! suchung befehligt und erhielt nun die erfreu liche Nachricht, daß ihm ca. 1700 Marknach gezahlt würden und ^eine monatliche Inva lidenrente von 30 M. zugesprochen sei. — Einen guten Fang machte die Gen darmerie in Pobershau bei Marienberg. Vor etwa vier Wochen wurde das Pulvermagazin zu Marienberg Nachts erbrochen und wur den aus demselben über 3000 Stück Patro-! nen und verschiedenes Andere entwendet.! Von ersteren wurden bald darauf ca. 2002! Stück in einem Kornfelde wiedergefunden. Vor einigen Tagen nun fanden Himbeeren-! facher am Katzenstein in einer Felsenspalte vier alte Jnfanteriegewehre in einem Kasten versteckt vor, desgleichen ein Futteral zu einem Jagdgewehr, einen alten Rock rc. Da dieser Fund auf Wilddieberei schließen ließ, lenkte sich der Verdacht auf drei, teilweise wiederholt vorbestrafte Einwohner von Po bershau. Am vergangenen Donnerstag wur den infolge dessen durch die Gendarmerie und durch Forstbeamte umfassende Haussuchungen vorgenommen, welche zu überraschenden Re sultaten führten. In der Nähe der verdäch tigen Wohnungen entdeckte man, in einem Steinrücken verborgen, ein Lager, welches eine Kiste Dynamit, verschiedene Brecheisen und Diebeshandwerkszeug, und ein zweites, welches die fehlenden Patronen, eine scharf geladene Scheibenbüchse und Anderes enthielt, während man in der Wohnung des am meisten verdächtigen und vielfach bestraften Menschen einen geladenen Revolver und Werkzeuge zum Einbrechen fand. Leider ent kam dieser Mensch in den ganz dicht am Hause beginnenden Wald. Da er aber nur wenig bekleidet war, so dürfte er bald wie der erlangt werden. Die beiden anderen wurden verhaftet und eingeliefert. — Ein recht bedauerlicher Unglückssall ereignete sich am Sonntage kurz nach Mittag in Lohmen bei Gelegenheit des dortselbst stattfindenden Kinderfestes. Es wurde beim Umzuge der Kinder durch den Ort tüchtig mit Böllern geschossen, wobei sich unglück licherweise einer der letzteren vorzeitig entlud und den mit dem Abbrennen beschäftigt ge wesenen Schlosser Herberg im Gesicht und an einem Auge schwer verletzte, während ein anderer, der ebenfalls getrosten wurde, nur geringe Verletzungen davontrug. Aerztliche Hilfe war alsbald zur Stelle. — Am 17. d. M. hatte die Witznitzer Spritze aus der Fahrt nach Borna, wo die Hofmannsche Scheune niederbrannte, großes Unglück.. Durch das plötzliche Ablaufen dreier Räder wurden die Mannschaften her abgeschleudert und dabei brach der Gemeinde vorstand Frommhold den rechten Arm und das linke Schulterblatt und der Spritzenmstr. eine Rippe. Ein dritter hatte nur eine leichte Verletzung, der Geschirrsührer kam nur mit dem Schrecken davon. Schon vor zwei Jahren verunglückte der Vorstand Herr Fromm hold ebenfalls durch das Ablaufen von zwei Nädern. — Aus Leipzig ist von zwei Selbst morden und einem Selbstmordversuch zu be richten. In einem Anfall von Geistesstörung stürzte sich am Mittwoch früh in der zweiten Stund eein 46zähr. Glaser aus dem vierten Stock seiner in der Südvorstadt gelegenen Wohnung. Paffanten fanden ihn mit zer trümmertem Kopf auf dem Trottoir liegen und meldeten den Fall der Polizei. Der Leich nam wurde nach der Anatomie gebracht. An demselben Tage hat sich weiter ein 37- jähriger Handarbeiter aus Spurwitz, der von der Polizei wegen eines Kartoffeldiebstahls verhaftet und vorläufig in einer Arrestzelle einer Polizeiwache in L.-Plagwitz untergebracht worden war, durch Erhängen entleibt. Schließlich sprang am gleichen Tage früh in der 8. Stunde eine 32 Jahre alte in L.- Lindenau wohnhafte Fabrikarbeiterin in den Elster-Saale-Kanal, aus welchem sie jedoch von herzueilenden Arbeitern noch lebend her ausgezogen wurde. Schwermut und Lebens überdruß sollen der Grund zu dem verzweifel ten Entschlusse sein.. Kirchennachrichten von Hauswalde. 17. Sonntag nach Trin.: Gottesdienst und Abendmahlsfeier. Beichte und Preingt hält Herr Pfarrer Hiecke aus Rammenau. Ehrengedächtnis für unseren ver storbenen Herrn Pfarrer Schulze. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register. An Geburten wur den eingetragen: Marie Lydia, T. des Lehn gutspachters Gustav Ehregott Weber. — Anna Linda, T. des Fabrikarb. Karl Ru dolf Schöne. — Anna Marie, T. des Kisten bauers Gustav Adolf Hochauf. Die Anordnung des Aufgebots haben beantragt: Alwin Robert Haufe, Wirt schaftsgehilfe, und Anna Hulda Damm. Sterbe-Register. Als gestorben wurden eingetragen: Amalie Auguste Berndt geb. ! Hähnel, Ehefrau des Fabrikarb. Johann Gott lieb Berndt, 45 I. 8 M. 1 T. alt. — Jo hann Gottlieb Hörnig, Bandweber, Ehemann, 59 I. 6 M. 12 T. alt. — Erwin Wilhelm, , S. des Maurers Wilhelm August Roch, S T. alt.