Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 06.09.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189309069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18930906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18930906
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-06
-
Monat
1893-09
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 06.09.1893
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Volttische Rundschau. Deutschland. * Das Abschiedsgesuch des Kriegs mini st ers v. Kaltenborn- Stachau bildet schon einige Jahre hindurch einen Gegen stand der Erörterung in der Tagespresse' Es ist neuerdings abermals eingereicht worden, und dem .Hamb. Korresp.' wird darüber telegraphiert: „Gutem Vernehmen nach hat der Kaiser das Abschiedsgesuch des Kricgsmiuisters v. Kalten- born-Stauchau nicht genehmigt." Wie es heißt, wird aber der Kriegsminister nur so lange auf seinen Posten bleiben, bis die Neufor- mationen durchgeführt sind, die sich als nächste Konsequenz des neuen Militärgesetzes ergeben. *Die Vermehrung der Militärärzte, die infolge der Heeresvermehrung notwendig wird, beträgt für Preußen, wie bereits erwähnt, 16 Oberstabsärzte, 8 Stabsärzte und 156 Assi stenzärzte. Es fragt sich nun, wie dieser Bedarf gedeckt werden soll. Wie verlautet, unterliegt die Frage der Erwägung, ob eine Erweiterung der militärärztlichen Bildungsanstalten in Aus sicht zu nehmen und außerdem in geeigneter Weise dahin zu wirken sei, daß mehr als bisher Unterärzte der Reserve in den Heeres-Sanitäts dienst eintreten. *Die Meldung, die Reichsregierung plane eine Ueberwachung des deutschen Schiffbaues, findet eine Bestätigung in einem Schreiben des Staatssekretärs v. Bötticher an die Bundesseestaaten, um die Ansicht der Regierungen dieser Staaten darüber kennen zu lernen, ob und inwieweit sie eine staatliche Kontrolle über den Schiffsbau als im Bedürfnis liegend und durchführbar crackten. Der preußische Handelsminister Frhr. v. Berlepsch hat das Schreiben bereits den in Frage kommendenHandels- kammern zur Begutachtung unterbreitet. * Der Bankdepot-Gesetzentwurf, der dem Bundesrat vorliegt und mit dem von der Preuß. Regierung ausgearbeiteten Entwurf übereinstimmt soll ffn bezug auf genaue Fest stellung des Zeitpunkts, mit dem das Eigentum der durch den Bankier im Auftrage gekauften Wertpapiere auf den Kunden übergeht, noch dahin ergänzt werden, daß das Eigentum an den vom Bankier für einen Kunden gekauften Wertpapieren sofort mit dem Börsengeschäftsabschluß ohne weitere Förmlichkeit auf den Kunden übergeht. * Zur gesetzlichen Regelung des Hausierwesens melden die ,Berl. Pol. Nachr.': Dem Bundesrat ist bekanntlich im November v. von Bayern ein dem Gewerbe betrieb im Umherziehen betreffender Gesetzent wurf zur Beschlußnahme vorgelegt worden. Dieser Entwurf ist im Bundesrate einer Erörte rung unterzogen worden, die letztere ist jedoch nicht zum Abschluß gediehen. Der Abschluß hat sich wegen der Schwierigkeit der Materie ver zögert. Zudem hatte die zuständige sfleichsbe- hörde durch Anfragen bei den Einzelregierungen im Laufe der letzten Jahre Material in dieser Frage gesammelt, das natürlich bei den Be ratungen innerhalb des Bundesrates Berücksichti gung finden muß. Auch ist eine Anzahl von Petitionen bei dem Bundesrat eingegangen, die meist die Verhältnisse bestimmter Gewerbszweige behandeln und deshalb eingehend geprüft werden müssen. Schließlich erheischen die Verhandlungen des Reichstages und die in demselben gestellten Anträge Berücksichtigung. Kurz es liegt gerade auf diesem Gebiet eine solche Fülle von Material vor, daß die Verzögerung eines Ab schlusses wohl erklärlich ist. Es dürfte jedoch als ziemlich sicher anzunehmen sein, daß der «Bundesrat nach-Wiederaufnahme seiner Arbeiten sich bald von neuem der Beschäftigung mit der gesetzlichen Neuregelung des Hausierhandels zu wendet. *Der Meichs-Anzeiger' bringt den ersten Cholera bericht, der die Zeit vom 29. bis 31. August umfaßt. In Deutschland wurden während dieser Zeit sechs Fälle gemeldet: aus Schulitz, Emmerich, Neuwied, Meiderich je einen, aus Berlin zwei Fälle. * Jn einigen preuß. Regierungsbezirken sind Verfügungen ergangen, die das jüdi sch- rituelle Schächten des Schlachtviehes be schränken oder ganz verbieten. Wie die Mg. Fleischer-Ztg.' hört, besteht an maßgebender Stelle die Absicht, diese Verfügung aufzuheben und ungehindert die bisherige Schlachtart zu ge statten. In Sachsen scheint das Verbot aufrecht erhalten zu bleiben. * Ueber Verstimmungen der Gothaer Landtagsabgeordneten berichtet das ,Gothaische Tagebl.'. Die Verstimmungen rühren daher, daß bei den Leichenfeierlichkeiten und bei dem Regierungsantritt des jetzigen Herzogs der Landtag und Gotha so gut wie ignoriert worden sind. Man hatte fest auf das persönliche Er scheinen des Herzogs in Gotha gerechnet. Aus gefallen ist ferner, daß den Landtagsabgeordneten keine — oder wenigstens keine rechtzeitige — Einladung zur Teilnahme an den Feierlichkeiten in Reinhardsbrunn, Schnepfenthal und Koburg zugegangen ist. Nachträglich wurde das durch eine Einladung an die Landtagsmitglieder, sich dem Leichenkondukt anzuschließen, einigermaßen gut zu machen versucht. Von Gothaischen Ab geordneten hat jedoch nur der Bürgermeister von Gotha davon Gebrauch gemacht. Die Verant wortung für die vorgekommenen Unterlassungen trifft das gemeinschaftliche Staatsministerium. * Zwischen der deutschen Schntztruppe in Südwe st-Afrika (Angra-Pequena, Lüderitz land) und den Witbois hat bei Noas am 10. Juli ein Gefecht stattgefunden, bei dem die Witbois fünf Tote hatten. Auf deutscher Seite sind die Reiter Baumgarten, Grünberg und Hoch verwundet. — Hendrik Witboi ist also trotz seiner Niederlagen n'och immer nicht unschädlich gemacht. Das oben erwähnte Gefecht scheint auch nicht siegreich gewesen zu sein, sonst hätte man das in dem Telegramm wohl besonders hervorgehoben. Oesterreich-Ungar«. *Den ungarischen Kaisermanövern wer den, wie nunmehr bekannt wird, die Militär attaches von Deutschland, Italien, Frankreich, Rußland, England, Spanien, Rumänien, der Türkei, Schweden und Nordamerika beiwohnen. Schweiz. * Von derschweizerArbeiterparlei sind auf der Bundeskanzlei 52 090 Unterschriften, die die Einführung des Grundsatzes deS Rechtes auf Arbeit in die Bundesver fassung verlangen, eingereicht worden, sodaß über die Frage eine Volksabstimmung stattfindet. Spanien. *Das Amtsblatt in Madrid veröffentlicht die militärischen Reformen. — In San Sebastian hat sich ein aus Einwohnern der Stadt bestehendes Komitee gebildet, das sich verpflichtet hat, die Ordnung aufrecht zu erhalten, Die Gendarmen sind in ihre Quartiere zurückge kehrt, und die Fremden, die die Stadt verlassen wollten, haben diese Abficht aufgegeben. Balkaustaatcu- * Auch die Pforte beginnt jetzt über die Bildung eines russischen Mittelmeer- geschwaderS beunruhigt zu werden. Sie instruierte ihren Botschafter in Petersburg, sich zu erkundigen, ob es wahr sei, daß Rußland eine Flottenstation im Mittelmeer herzustellen beabsichtige. Die Pforte fürchte, falls ein russisches Geschwader im Mittelmeer stationiert werde, daß die russische Regierung wiederholt die Erlaubnis zur Durchfahrt von russischen Kriegsschiffen durch die Dardanellen beanspruchen werde, um die neue Flottenstation mit den Häfen des Schwarzen Meeres in Verbindung zu bringen. (Daß diese Befürchtung gerechtfertigt ist, kann nicht geleugnet werden.) Amerika. * lieber die Krankheit des Präsi denten Cleveland telegraphiert der Nep Aorker Korrespondent der ,Frkf. Ztg.' weiter: Die demokratische Presse ist wegen der kritischen Zeit bemüht, die an Cleveland vorgenommene Operation als harmlos hinzustellen. Thatsache ist, daß der Präsident an einem bösartigen Ge schwür litt, das ein Ausmeißeln des Oberkiefers bis rückwärts zum Nasenbein erforderte. Die Aerzte hoffen auf Heilung. — Hiermit schwächt der genannte Korrespondent seine frühere Mit teilung, die von Krebs im Munde sprach, ab. Auf der amerikanischen Botschaft in Berlin ist nichts von einer Erkrankung deS Präsidenten Cleveland an Zungenkrebs bekannt. Asien. * Die Chinesen wollen es sich nicht ge fallen lassen, daß die Franzosen in Siam die Monopole wegschnappen, die der französische Bevollmächtigte neuerdings fordert. Englische Blätter berichten, daß die chinesische Regierung über die wachsenden Forderungen der Franzosen in Siam „sehr aufgebracht" sei. Siamesische Abgesandte hätten wiederholt Unterredungen mit dem General-Gouverneur Li-hung-tschang gehabt; es seien energische Instruktionen an den chinesi schen Gesandten in Paris telegraphiert worden. — Zum Kriege zwischen China und Frankreich wird man eS trotzdem wohl nicht kommen lassen. Uon Uah ttnd Fern. Der wandernde Bayernprinz. Aus Pfälzer Blättern ist zu ersehen, daß Prinz Rupprecht von Bayern am 28. August „auf der Durchreise zu den Manövern" in Dürkheim, Ellerstadt, Deidesheim und Neustadt hervor ragende Weinbauer und deren Kellereien be sucht hat. Aus Bad Kissingen geht dem,B. L.-A.' die Kunde zu, daß die 1737 gefundene und reich besuchte Ragoczy-Quelle versagte. Der Grund dafür ist bis zu diesem Augenblick unaufgeklärt: die einen behaupten, das Wasser der Saale sei in die Quelle eingebrochen, die anderen, irgend welche Fehler an der städtischen Wasserleitung seien schuld daran. Kurz, die Aufregung unter den Kurgästen war keine geringe. Die Ver waltung suchte dem Uebelstand durch Ausschank der Pandur-Quelle abzuhelfen, wogegen indes mit aller Engergie protestiert wurde. Vian ver langte sogar die zur Kurtaxe eingezahlten Be träge zurück und forderte, da man den „Ver tuschungsbazillus" fürchtete, ungesäumte Ver öffentlichung durch die Tagespresse. In der Narkose verstorben. Wie aus Halle gemeldet wird, ereignet» sich in der Klinik des Professors für Zahnheilkunde Dr. Holländer ein schwerer Unglücksfall. Die beiden Assistenz ärzte hatten ein junges Mädchen von 15 Jahren, das sich einer Zahnoperation unterziehen wollte, mittels der unter dem Namen „Pentalisieren" be kannten Methode betäubt. Trotzdem alle ge botenen VorsichtsmgßregelN angewendet worden sein sollen, auch die zur Anwendung gebrachte Dosis des Betäubungsmittels nur eine geringe gewesen sein soll, erwachte das Mädchen nicht wieder aus der Narkose, sondern verstarb. Von einem Stiere gespießt. Ein ent setzlicher Unglücksfall ereignete sich am Dienstag in Dornbach. Der Fleischhauergehilfe Johann Trunza, bei seinem Vater bedienstet, hatte im Stall einen Stier losgemacht, um das Tier in das Hernalser Schlachthaus zu treiben. Der Stier ließ sich ruhig losmachen. Als er jedoch frei war, wurde er plötzlich scheu. Trunza gelang es trotz aller seiner Anstrengungen nicht, das rasende Tier zu bändigen, das ihn mit den Hörnern spießte und bis an die Decke des Stalles schleuderte, von wo Trunza, schwer verletzt, be sinnungslos zu Boden fiel. Auf die Hilferufe Trunzas eilte der Vater in den Stall. Auch der alte Herr wurde von dem rasenden Tier derart an die Wand gedrückt, daß er einen Bruch des rechten Unterschenkels erlitt. Ein in dem Stall befindliches Pferd wurde gleichfalls von dem Stier gespießt und wird kaum am Leben erhalten bleiben. Ueber einen Gattenmord wird aus Dort mund bericht'ct: Der Arbeiter Ernst Schmidt er schlug seine Ehefrau mit einem Stuhlbein. Vor her hatte ein heftiger Streit zwischen den Leuten stattgefunden, die seit 26 Jahren verheiratet sind. Die Frau hatte den Mann wirtschaftlich vernach lässigt; beide Personen waren dem Trünke ergeben. Eine Unthat. Wie aus Soest gemeldet wird, fanden dort in einer abgelegenen Feld mark Spaziergänger einen jungen Mann in über aus kläglichem Zustande. Derselbe war in einem kleinen Gebüsche an einem gefällten Baume mit Kopf, Händen und Füßen angeschnürt, so daß er sich nicht rühren noch bewegen konnte. Der gänzlich unbekleidete, bedauernswerte Mensch, dessen Rücken blutig geschlagen war, mußte schon mehrere Tage ohne Speise und Trank in dieser Lage zugebracht haben; er war mehr tot als lebendig. Von den Urhebern dieses schändlichen Streiches fehlt noch jede Spur. Eigentümliche Todesart. In Bolkenhain wählte ein alleinstehendes und nicht unbemitteltes älteres Früulein eine recht sonderbare Todesart, indem es am vorigen Freitag eine grüße Menge Kognak — wie eS heißt dreiviertel Liter — in der Absicht zu sich nahm, sich dadurch zu töten. Ihren Zweck hat sie auch erreicht, denn in der Nacht zum Sonntag ist sie, ohne wieder zum Bewußtsein zurückzukehren, verstorben. Eine äußerst ruchlose That haben zwei Knaben in Obornik (Provinz Posen) begangen. AIS dieser Tage die Vorstellung einer sich dort auf dem Markte produzierenden Gymnastiker gesellschaft beginnen und die Besteigung des hohen Seiles stattfinden sollte, stürzten an dem einen Ende die beiden großen Stangen, über die das Seil gespannt war, zusammen. Dabei wurden mehrere Personen verletzt. Zwei Knaben hatten aus Rache, weil ihnen der freie Eintritt zur Vorstellung versagt worden war, das Sül durchschnitten. Die Burschen, die geständig sind, sitzen hinter Schloß und Riegel. Ueber angebliche in Offenbach gemachte Eiszeit-Funde schreibt mau der ,Franks. Ztg.': Der große archäologische Fund, den man laut Zeitungsberichten vor einigen Tagen beim Bau einer Wasserleitung gemacht haben sollte, hat sich bei genauer Betrachtung als sehr unbedeutend erwiesen. Der elepüLs xrtmi^smns und andere fossile Ungeheuer der „zweiten EiSzeit", die aus dem Löß unseres Nheinbetthügels ausgegraben wurden und durch die Spalten des amtsver kündenden ,Ortenauer Boten' der halben Welt ihre Auferstehung ankündigten, waren Enten, Seeschlangen und sonstige der Hundstaghitze ihre Existenz verdankende animalische Abnormitäten. Was sich Materielles Vorsand, stammte nicht aus der vorsintflutlichen, sondern au8 der neustaailichen Zeit. Die Wasserleitung durchkreuzt den alten Schinderwasen (Abdeckerei), und hier fand man die Gerippe einiger Gäule, die von Henkers Hand den Gnadenstich erhalten hatten. ' Infolge Gebrauchs von Bandwurm mitteln sind in Hamburg letzter Tage zahlreiche gefährliche Erkrankungen und Todesfälle vorge kommen. Die Polizeibehörde warnt öffentlich vor dem Gebrauch ohne Hinzuziehung eines Arztes. In einem Dorf bei Meißen wollte ein Einwohner sein Fahrrad verkaufen. Ein auf die Zeitungsannonce sich einstellender kauflustiger junger Mann erklärt, daß ihm die Kunst des Fahrens noch fremd sei, und Verkäufer und Käufer begeben sich zur Vornahme von Fahr studien auf die Straße vor dem Dorf. Hier gelingt es auch bald, dem jungen Mann einige Uebungen beizubringen, und mittlerweile hat man sich auch über den Preis geeinigt. Nur die Bezahlung fehlte noch; der Käufer wollte erst nochmals eine Strecke ohne Hilfe fahren. Unter bedenklichen Schwankungen war er vielleicht 80 Schritte weit gekommen, da setzte er sich auf einmal kunstgerecht im Sattel fest und strampelte mit einer Geschwindigkeit vorwärts, die jedem Distanzfahrer Ehre gemacht hätte. Roß und Reiter sah der Verkäufer niemals wieder. Da für brachte dem Erstaunten am nächsten Tage der Postbote das natürlich schon verloren ge glaubte Geld auf Helle: und Pfennig. Als Entschuldigung deS Ausreißers erhielt der Ab schnitt die Worte: „Ich wollte gestern nicht wieder umkehren. Besten Dank für den Unterricht. Ein entsetzliches Unglück wird aus dem kleinen Orte Calmbach im württembergischen Schwarzwaldkreis berichtet. Dort sind in der Nacht 7 Gebäude, darunter das Gasthaus „Zuw Löwen," in dem 44 Schulkinder aus Pforzheim als Ferienkolonisten einqnartiert waren, nieder gebrannt. Dabei sind vier der Ferienkolonisten, Mädchen im Alter von 7 bis 11 Jahren, die in einer Dachkammer des Gasthauses schliefen, >n den Flammen umgekommen. Eine parfümierte Gemeinde Ein Schweizerblatt meldet: „Ueber ganz Aigle (Kanton Waadt) verbreitet sich gegenwärtig ein intensiver Das attr Kaufhaus. 14) «Schluß.) Von diesen Spiegeln hatte Eilert sich trotz Mariens Ratschlägen nickt trennen wollen. Er hatte sie in sein Zimmer genommen, damit sie ihn daran erinnern sollten, daß daS Leben oft schmerzlicher Ernst ist, und daß Tant und Eitelkeit nicht festeren Fuß in uns fassen dürfen, damit wir unS leicht von ihnen frei machen können, wenn der Ernst einst sein Teil von uns verlangt. Diese Lehre hatte er Franz so fest eingeprägt und ihm die Verpflichtung auferlegt, sich nie von den Spiegeln zu trennen, daß die Angst, die er als Kind vor ihnen gefühlt hatte, sich bei dem. jungen Menschen zu einem förmlichen Haß ver wandelte, und weder er noch die Mutter hielten sich gern im Arbeitszimmer des Vaters auf, und mit den Jahren verloren sie auch für Stein'ihre dunkle Anziehungskraft. Nach und nach wan derten seine Bücher und Arbeiten in das Wohn zimmer, und schließlich stand sein Schreibtisch dicht neben Sillos Nähtisch. Während Sillo ihr jugendliches Aeußere wenn auch in ernsterer Form wiedergewann, hatte Stein nie das zurückbekommen, was er in den schweren Tagen der Sorge und des Kampfes verloren hatte. Er war in Gedanken wie im Aeußern ein ernster Mann geworden, der wohl über die Freude anderer lächeln konnte, niemals aber sich von ihr angezogen fühlte. Sein Glück wurde von Leidenschaft weder erhöht noch vernichtet. Es war so ruhig, daß es i wohl erwärmen aber nicht entzü den konnte. Und diese Ruhe war es, die einen Dämpfer auf Sillos leichten Sinn legte. Der Uebergang von stürmi scher Freude zu plötzlichem Schmerz kam jetzt nur selten über sie. Das alte Handelshaus war wie ein Heim für sie alle. Marie war ihr Mittelpunkt, ihr Trost, ihr rettender Engel. Dort verbrachten sie ihre Sonntage, und Franz und Sillo waren un zertrennliche Freunde. Es war wieder Sommer, ein herrlicher Sommer mit frischen, grünen Feldern und einem klaren, blauen Himmel, mit sonnenhellen, warmen Tagen und tauigen Nächten, die Bäume und Pflanzen erfrischten und ihnen neue Kraft gaben, um der Hitze des Tages zu widerstehen. Auf der Brücke in dem Küstenorte, wohin wir den Leser im Anfang unserer Erzählung führten, herrschte nicht mehr die friedliche Ruhe früherer Zeiten, sondern ein reges Leben, ein Drängen, Stoßen und Puffen, von dem nur derjenige, der es gesehen, sich einen Begriff machen kann. Sie lag nicht mehr wie in alten Tagen unter offenem Himmel da, sondern ein Dach war über sie gebaut,' um die frisch gefangenen Mgkrelen vor der Sonnenhitze zu bewahren. Ein großer Speicher stand dicht nebe'n der Brücke. Fischer liefen eilig hin und her, die alte ruhige Würde, mit der sie sich früher zu bewegen pflegten, war verschwunden, ein eiliges Hasten war an ihre Stelle getreten, dabei verrieten sie aber ein ge wisses Selbstgefühl, ein Gefühl ihrer Wichtigkeit, ihrer Unentbehrlichkeit, des Wohlstandes. Sie wußten, daß man ohne ihren Fisch nicht mehr fertig werde, und sie verstanden es, die höchst möglichen Preise herauszuschlagen. Wohlstand war über sie gekommen. Die kleinen, ärmlichen Boote gehörten der Sage an. Große, prächtige Fahrzeuge lagen rings umher. Viel war verschwunden, bei weitem mehr aber entstanden. Nur fünfzehn Jahre waren dahingegangen, nur fünfzehn Jahre! Wie inhaltsreich für viele, wie armselig und einsam für andere. Für Frau Haugaard waren sie Jahre des Kampfes und des Strebens gewesen. Sie war oft enttäuscht und geprüft worden, sie hatte aber doch den Sieg davongetragen. Die reichen Ge danken ihres Mannes hatte sie zur Ausführung gebracht, davon zeugte alles, was wir hier sehen. Ihr Haus war das reichste im Orte, und Wohlstand umgab sie nach allen Seiten. Die armen Fischer waren wohlhabende Leute geworden. Sie bedurften der Hilfe nicht mehr, selbst nicht mehr ihrer Hilse, denn die Konkurrenz war dort oben stark gewachsen, und der Preis der Fische war'enorm gestiegen. Dies konnte sie ja aber nur freuen. Denn sie hatte ja nicht nur ihres Vorteils wegen den Fischexport- unter nommen. Es geschah ja auch deswegen, um die Lage der armen Fischer zu verbessern. Dies war es ja, was ihr Mann so eifrig angestrebt hatte. In den Monaten, in denen die Fischerei be trieben wurde, hatte sie nicht viel Ruhe, sie mußte selbst auf der Brücke zugegen sein, um die Ware in Empfang zu nehmen, da auf die richtige Be handlungsweise alles ankam. Die gern sie Un vorsichtigkeit genügte, um eine ganze Ladung zu verderben. Sie war noch immer eine hübsche Frau mit einem jugendlichen Aeußern, und Milde weilte s in ihren Zügeu. Nur, wenn sie einmal amj Unachtsamkeit oder Unehrlichkeit stieb, konnte em: Zug von Strenge sich um ihren Mund lagern! und dann zitterten selbst die mutigsten Männer vor ihr. . l Auf ihren Wanderungen am Strande und W den Magazinen war sie oft von einem jungen, schönen Mädchen, ihrer Tochter, begleitete Diese war eine Mischung ihres Vaters, ihrer Mutter und SilloS. Aber sie hatte das beste von den dreien geerbt. Wie die alte Sillo da Liebling der Fischer gewesen, so "ar Smo - Haugaard es nun geworden. Sie verstand mw viel von dem Geschäft da draußen, vertrat U , aber einmal die Mutter, so wagte doch memmm, - sie anznfnhren. Die Leute thaten ihr »ul zu Liebe und freuten sich, wenn sie ihre Fische a sie verkaufen konnten. Es war ein großes Geschäft, das die Mu betrieb und viel praktischer Verstand und er große Zuverlässigkeit waren erforderlich, um zu einem großen Resultat zu bringen. . Im Magazin war eine große Maschme u ' gestellt, die das Eis zerkleinerte. Ost halfen Sillo und Franz beim Einpacken. Ihre« A lohn bekamen dann die kranken Hauen, u, wegen arbeiteten sie ost lehr fleißig u - diesen einen möglichst hohen Lohn zu So arbeiteten sie auch heute sehr steißl^ «-ge kleine Hände waren schon ganz steif
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)