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Allgemeiner Anzeiger : 23.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189308232
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18930823
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-08
- Tag 1893-08-23
-
Monat
1893-08
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 23.08.1893
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Politische Rundschau. Deutschland. "Während der deutsch-russische Zollkrieg Wunden auf beiden Seiten schlägt, taucht wiederum das Gerücht aus, Kaiser Wil helm werde mit dem Zaren eine Begegnung auf dänischem Boden haben. So schreibt ein Kopenhagener Blatt: Der Besuch des Kaisers Wilhelm in Schloß Fredensborg im Herbst, zu welcher Zeit noch der Kaiser von Rußland dort weilen wird, könne trotz zahlreicher Ableugnungen als sicher angesehen werden. Der Besuch Kaiser Wilhelms würde nur einen Tag dauern, Kopen hagen würde er jedoch nicht besuchen, vielmehr würde der Kaiser seine Jacht in Helsingör ankern lassen und sich von dort nach Fcedens- borg begeben. *Der ,Reichsanz/ veröffentlicht eine kaiserl. Ordre, derzufolge auch die aus Finnland kommenden Waren mit einem Zuschlagszoll von 50 Prozent belegt werden. "Dem Bundesrat liegt zur Zeit der wieder holt angekündigtc Entwurf vor, der sich mit der Regelung des Verkehrs mit Giften be faßt. Es ist nicht beabsichtigt, ein dem Entwurf entsprechendes Neichsgesetz zu schaffen, sondern es werden die einzelnen Bundesstaaten gleich förmige, mit dem Entwurf übereinstimmende Vorschriften erlassen. Der Entwurf bezieht sich lediglich auf den Handel mit, nicht auf die Fabrikation von Giftstoffen. "Das wegen Nullösung des Reichstages nicht zur Verabschiedung gelangte Reichs- seuchengesetz (Gesetz betr. die Bekämpfung von gemeingefährlichen Krankheiten) wird dem Vernehmen nach einer vollständigen Umarbeitung unterzogen werden, und zwar unter Berücksichti gung der inzwischen aus der ärztlichen Welt hervorgegangeneil Bedenken. Man hat vielfach die vorherige Unterbreitung des Entwurfes an die bestehenden ärztlichen Vertretungen gewünscht. Es ist noch nicht entschieden, ob diese Unter breitung stattfinden wird; dagegen ist es nicht ausgeschlossen, daß eine so frühzeitige Veröffent lichung des Entwurfs erfolgt, daß eine allge meine Kenntnisnahme und öffentliche Beurteilung des so wichtigen Gesetzes ermöglicht wird. * Das Reichs-Vcrficherungsamt hat den Vor ständen der Jnvaliditäts- und Alters-Versiche rungsanstalten die Ergebnisse der Renten- verteilung für das Jahr 1892 mitge teilt. Danach sind im genannten Jahre an Altersrenten 21,1 und an Invalidenrenten 1,3 Millionen, zusammen 22,4 Millionen gezahlt worden. Auf Preußen kamen von den Alters renten 14,6, von den Invalidenrenten 0,7 Mill. Während im ganzen Reich die Jnvalidenraten- zahlungen 6 Prozent der Rentenzahlungen über haupt betrugen, machten sie in Preußen 5 Pro zent, in Bayern 10 Prozent aus. Bei den als besonderen Kasseneinrichtungen zugelassenen Krappschaftspensionskassen hat der Anteil der Invalidenrenten fast durchweg schon den Anteil der Altersrenten überstiegen. "Tie Rekruteneinstellungen er folgen in diesem Jahre nicht erst im November, sondern schon in den Tagen vom 14. bis 17. Oktober. "Die königl. Regierung zu Schleswig hat öffentlich erklären lassen, daß die von der ,Köln. Ztg.' und anderen Blättern gemeldete Abände rung der Sprach best immun gen für die Schulen und Kirchen Nordschleswigs jedes thatsächlichen Anhalts entbehrt. "Die nächste Volkszählung wird voraussichtlich am 1. Dezember 1895 stattfinden. Da es wünschenswert erscheint, daß die für die Ausführung des Zählgeschäfts in Betracht kommenden Tage vom 30. November bis ein schließlich den 2. Dezember bei der Ansetzung der Kram-, Vieh- und Jahrmärkte für 1895 marktsrei bleiben, so haben die Preuß. Minister des Irmern und des Handels die Oberpräsidenten ersucht, in diesem Sinne auf die Provinzialräte einzuwirken und insbesondere die Bezirksbehörden wegen der Vorschläge zu den Marktterminen mit der er forderlichen Weisung alsbald zu versehen. * Die freie Stadt Lübeck ist ganz besonders schwer durch die Ausdehnung des Zollzuschlags auf die Einfuhr von Finnland betroffen, da etwa drei Viertel der gesamten Einfuhr aus Finn land nach Deutschland über Lübeck geht. Dem Meckl. Tgbl/ zufolge gehen mehrere Lübecker Großfirmen gegenwärtig damit um, den enormen in Aussicht stehenden Verlusten dadurch auszu weichen, daß sie in Kopenhagen Zweignieder lassungen errichten. "Bei der Rcichstagsersatzwahl in Ham burg wurde der Sozialdemokrat Molken- buhr mit 16474 Stimmen gewählt. Laeiß (nat.-lib.) erhielt 8800, Raab (Antisemit) 2285 Stimmen. Oesterreich-Ungar«. "Anläßlich der großen Manöver in Güns wird das erste Mal die ungarische Hof- Haltung in Aktion treten. Der Kaiser wird nämlich, wie man erfährt, ausschließlich von ungarischen Würdenträgern umgeben sein und nur solche werden zur Dienstleistung herangezogen werden. Von österreichischen Hofwürdenträgern wird keiner um die Berson des Kaisers sein. Der ungarische Obersthofmeister Graf Geza Szapary hat auch schon an den Günser Stadt- Hauptmann ein Schreiben gerichtet, in dem der selbe den Auftrag erhielt, für geeignete Wohnungen zu sorgen. Frankreich. "Die Eifersucht der französischen Arbeiter auf die in Frankreich arbeitenden Italiener hat in Aigues-Mortes (bei Nimes) zu heftigen Zusammenstößen geführt, bei denen 12 Italiener getötet und 26 verwundet wurden. Man glaubt, daß noch mehrere Tote in den Sümpfen liegen. Die Magazine sind geschlossen. Es - werden neue Ruhestörungen befürchtet. Die ! Gendarmerie ist verstärkt und Militär herange- > zogen worden. Der italienische Botschafter in i Paris hat sich energisch seiner Landsleute ange- ! nommen; so daß die blutigen Vorgänge noch eine geraume Zeit Gegenstand diplomatischer und später wohl auch parlamentarischer Erörterungen bleiben werden. "Die Verleumdungen auf Grund der ge fälschten Aktenstücke machen auch dem Minister des Auswärtigen Develle zu schaffen. Derselbe sollte nach Behauptungen Millevoyes sich anfangs nach Kenntnisnahme der Akten sehr herabsetzend über die Pariser Presse ausgesprochen haben. Demgegenüber erklärte er einer Preß abordnung, an der Behauptung, er habe die Pariser Presse als ans Ausland verkauft be zeichnet, sei kein Buchstabe wahr. Unter den amtlichen Papieren des Auswärtigen Amts finde sich nichts, was eine derartige Anklage begründen könne. Man dürfe politische Beeinflussung nicht mit den Beziehungen verwechseln, die Ankündi gungshäuser bei Gelegenheit ausländischer An leihen mit französischen Zeitungen unterhielten. England- "Die englische Presse ohne Unterschied der - Partei'arbe jubelt natürlich darüber, daß das Pariser Schieosgericht fast in allen Streitpunkten in der Beringsmeer-Angelegenheit zu grinsten Großbritanniens entschieden hat. "Die Verteuerung der Kohlen durch den Bergarbeiter streik äußert bereits ihre Wirkungen auf den Eisenbah betrieb. Die Great Northern Railway macht die Einstellung von 30 Paffagierzügen von und nach Leeds, sowie die Einstellung mehrerer Güterzüge bekannt. Italien. "Laut dem .Corriere di Napoli' hat der Minister Brin an alle Mächte ein Rund schreiben gesandt, in dem er den Besuch des italienischen Thronfolgers in Deutschland und die Teilnahme an den Manövern als einen einfachen Höflichkeitsakt be zeichnet, der ohne jede politische Bedeutung sei. Spanien. * Die Lage in Spanien scheint von der Regierung für bedenklich gehalten zu werden, denn ein Madrider Telegramm meldet: Aus den Städten, die durch die Umgestaltung der Armeedivistonen betroffen sind, werden agitatorische Umtriebe gemeldet. Die Generalkapitäne haben Befehl erhalten, sich auf ihre Posten zu begeben. — In Moron, Provinz Sevilla, haben aus Anlaß der Steuererhebung Unruhen stattgefunden, die noch fortdauern. 24 Frauen wurden ver-1 haftet. — In Vicalvaro bei Madrid kam es wegen deS Verbots eines Stiergefechts zu Aus schreitungen. Rußland« "Große Getreideankäuse für die Armee in weit höherem Maße, als solches erforderlich und als es in früheren Jahren ge schehen, beabsichtigt die russische Regierung vor zunehmen, um die interessierten Kreise den Zoll krieg mit Deutschland so wenig als möglich empfinden zu lassen. Wie Mömpelgard franMsch wurde. Es sind jetzt gerade hundert Jahre verflossen, daß die südwestlich von Belfort gelegene, vormals deutsche Grafschaft Mömpelgard von der französi schen Republik annektiert worden ist. Ihr amt licher Name lautet jetzt Montbeliard. Die Franzosen lassen natürlich das Jubiläum einer Besitzergreifung deutschen Gebietes nicht ungefeiert vorübergehen. Zur Erhöhung der lokalen Fest lichkeiten ist der Bautenminister Viette aus Paris eingetroffen. Er hat Montbeliard als Deputierter in der Kammer vertreten, bewirbt sich um die Neuwahl und benutzt die Gelegenheit, um sich als Kandidat beliebt zu macben. Vor einigen Tagen hielt er zur (Anleitung der Feier eine Rede, in der er erklärte, daß die Veieinigung Mömpelgards mit Frankreich eine „Liebesehe" gewesen sei. Was man unter diesem Worte im französischen Sinne zu verstehen hat, das zeigen ! dis Pariser Archive mit einigen Einzelheiten aus ! der Geschichte der Besitzergreifung. Das Fürstentum Mömpelgard, eine Enklave in der französischen Freigrafschaft (b'ranelw- 6omto) gehörte Jahrhunderte lang dem Hause Württemberg. Beim Beginn der großen Revo lution bestand es aus zwei Teilen: der damals noch deutschen eigentlichen Grafschaft mit der Stadt Mömpelgard und vier Gerichtsbezirken, über die Frankreich schon seit 1748 Souveränitäts rechte erworben hatte. Der regierende Fürst Karl Eugen hatte die Statthalterschaft im Jahre 1786 seinem Bruder Friedrich Eugen anvertraut. Die Regierung des kleinen Staates war trefflich geordnet und für ihre Zeit ungemein freiheitlich. Die fürstliche Gewalt fand ihr Gegengewicht in einem Regentschastsrat, der die Finanzen kon trollierte, während 18 jährlich erwählte Schöffen die Gemeindegüter verwalteten. Frankreich war seit langer Zeit lüstern nach dem Besitz des Ländchens, die Nachbarstädte selber versuchten Gewaltstreiche gegen den deut schen Besitz. So halten die Gemeinden von Belfort und Hericourt im Jahre 1792 Mömpel- gard zeitweilig gewaltsam besetzt. Im April 1793 versuchte der General Desprez-Crassier einen Handstreich gegen die Stadt, mußte aber unverrichteter Sache abziehen. Im August 1793 endlich kam Bernard, ein Mitglied des Konvents, das von der Pariser Versammlung ausgesandt war, um in Burgund und der Freigraischast die Schreckensregierung einzurichten. In Besancon erfuhr er, daß der Statthalter von Mömpelgard sich nach Deutschland zurückgezogen habe, und daß von den Einwohnern deS Ländchens kein ernstlicher Widerstand zu befürchten sei. Er erließ eine Proklamation dahin lautend, daß „der Fürst den Feinden Frankreichs Hilfstruppen ge stellt habe; dies genüge, um das Ländchen, das wie ein nagender Wurm im französischen Fleisch stecke, an Frankreich verfallen zu lasse»". — Am 10. Oktober zog Bernard mit zwei Bataillonen Infanterie und hundert Reitern vor Mömpelgard. Der Bürgermeister Jakob Friedrich Ferrond überreichte ihm die Schlüssel der Stadt. Der Vertreter der Schreckensregierung sprach zu ihm: „Ich bringe Euch die Freiheit." — Der Bürger meister erwiderte unerschrocken: „Ihr täuscht Euch. Die Freiheit kennen wir seit langer Zeit; wir verdanken diese Woh'that unseren Fürsten" — „Kein Wort weiter!" fiel ihm der Schreckens mann zornig in die Rede. „Ich habe Kanonen auffahren lassen." So geschah die „Liebesehe" Mömvelgards mit Frankreich. Zur Mitgift mußte das Länd chen 400 000 Frank Kriegssteuern zahlen, die bürgerliche Selbverwaltung hatte ein Ende; zur Feier der „Liebeshochzeit" wurde ferner auf dem Marktplatz eine Guillotine aufgerichtet, die indessen nicht zu Anwendung kam, da die Bürger die ' Das alte Kaufhaus. 10s (Fortsetzung.! Dieser neue Kummer erweckte Sillo aus der Betäubung, in die sie versunken war. Schnell eilte sie zu ihrem Mann und sagte halblaut: „Die Verzweiflung muß ihn wild gemacht haben. Er hat nicht gewußt, was er sagte. Nur ich bin jetzt im stände, ihn zu trösten, ich, nur ich allein." Sie öffnete leise die Thür und schlich sich zu ihm hinein. Er stand, den Kopf gegen das Fenster gedrückt, da, als sie furchtsam ihre Hand auf seine Schultern legte. Entsetzt wich er bei der leichten Bewegung zurück und blickte sie mit einem so strei gen Ausdruck an, daß sie vor diesem vorwurfsvollen Blick zusammenschauerte und bebend ausrief: „Ich würde dir so gern helfen, diesen Gram zu tragen." „Mir helfen, du mit deinen roten Bändern und deinen flatternden Kleidern; nein, geh' du rur hu ein und amüsiere dich mit deinen Spiegeln. Das ist für dich eine bessere Gesellschaft als ein verzweifelter Mann." Sie antwortete ihm kein Wort. Lautlos, wie sie gekommen, schlich sie sich wieder hinaus, ging in die Schlafstube, wo ihr kleiner Sohn lag, und nahm die Mütze mit den roten Bändern ab und verkroch sich in der dunkelsten Ecke des Zimmers. Da hörte sie, wie sich feste Schritte näherten. Sie kaume sie so gut und wäre gern geflüchtet, um nie wieder dem kalten, höhnischen Blick zu begegnen, den sie nicht vergessen konnte. Geräuschvoll trat er in das Zimmer. Sie sah so klein und hilflos aus, wie sie da saß, daß er einen nagenden Schmerz über den Kummer fühlte, den er ihr verursacht hatte. Aber, als sei er von einem Dämon besessen, vermochte er nicht ein freundliches Wort zu sagen, und ihr angsterfüllter Blick reizte ihn noch mehr auf. „Bin ich ein Gespenst geworden, daß ich mein eigenes Weib erschrecken kann," sagte er hart, „es nützt nichts, hier zu sitzen und zu klagen. Es gibt 'Menschen, die des Trostes mehr be dürfen, als du. Marie muß das Unglück kennen lernen, das sie betroffen hat, und niemand steht ihr so nahe, um es ihr zu sagen, wie du." „Soll ich gehen?" fragte sie schmerzlich. „Du wirst es besser, als irgend ein anderer können," entgegnete er mit weniger Erregung und einem milderen Blick. Den sah Sillo aber nicht, sie fühlte nur, daß eine neue Bürde ohne Barmherzigkeil auf ihre Schulter gelegt wurde, und diese wollte sie nicht abstoßen, sie wollte alles tragen, was er ihr auferlegt hatte, bis sie schließlich dem Gewichte unterlag. Während sie dem Haugardschen Hause zu schritt, oachte Stein über ein Mittel nach, wie er den Namen des Freundes vor der Schande eines Fallissements bewahren könne. Er war im Leben so ehrgeizig gewesen, er sollte im Frieden im Grabe ruhen. Einen Augenblick dachte er daran, die Spie gel zu verkaufen. Aber da wurden seine Züge so plötzlich wunderbar hat und streng. „Nein," rief er so laut, daß es im Zimmer wiederhallte, „von den Spiegeln trenne ich mich nie, eher soll jedes andere Stück im Hause dahin gehen. Soll ich auch Hungers sterben, die Spie gel will ich auf meinem Totenbette vor Augen haben. Das Geld/aber soll zumwege gebracht werden, hier im Hause ist Staat und Luxus genug, um die lumpigen 300 Thaler aufzubrin gen. Ich habe Zeit, bis er begraben ist. So lange er über der Erde steht, wird niemand kommen. Gott schütze Sillo, daS arme Kind, vor dem harten Mann, den sie jetzt bekommen hat. Sie wird sich aber daran gewöhnen." Sie daran gewöhnen. Als ob eine Frau wie Sillo sich an Strenge und Kälte gewöhnen könnte. Marie hatte ihm dies im voraus gesagt — sie war ein Kind des Sonnenscheins, das Unwetter und Kälte töten würden. Jetzt hatten diese ihr Herz erreicht; es war unmöglich. Sie konnte nie wieder die alte Sillo werden. Als sie Marie verließ, eilte sie schnell an allen vorbei, die sie traf. Sie fühlte einen wunderbaren Schreck. Sie fürchtete, daß jemand sie erkennen und mit ihr sprechen würde. Sie hätte sich gern vor der ganzen Welt versteckt, und vor allem konnte sie es am wenigsten ver tragen, mit jemand zu sprechen, der zärtlich gegen sie sein würde. Zorn und Kälte konnten sie nicht tiefer beugen, als sie jetzt gebeugt war. Die Liebe in dieser Stunde würde sie erst die Größe ihres Unglücks fühlen lassen. Sie ging dem Dienstmädchen in ihrem eigenen Hause aus dem Wege und schlich sich zu Franz hinein. Das Kind war das einzige Wesen, daS zu sehen sie ertragen konnte, und wenn jemand an der Hausthür schellte, ergriff sie die Angst. Drohung verstanden. Zur Probe wurde nur einer Katze der Kopf abgeschlagen. — „Die Bürgerin Guillotine", so schrieb Bernard m seinem amtlichen Bericht an den Konvent, „thut hier Wunder. Vermittels einer gedruckten Be kanntmachung, die ich daran asfichieren ließ, fülle ich die Kassen; Geld und Wertsachen strömen von allen Seiten herbei..." — In Forme» des Rechts geschah die Annexion Mömpelgards erst nach längeren Verhandlungen mit Württemberg am 7. August 1796. Uon Uah «nd Fern. Kreuzottern. Der Kreistag deS Land kreises Görlitz hat beschlossen, für die Vertilgung von Kreuzottern Prämien in Höhe von 50 Pf. für jedes getötete Tier zu bewilligen. Dies hat einen guten Erfolg gehabt, denn allenthalben ist im Kreise gründlich Jagd aus die Kreuzottern gemacht worden. So wurden allein im Amts bezirk Koblfurt, derselbe umfaßt Dorf, Bahnhof und Obersörsterei Kohlfurt, innerhalb des letzten halben Jahres 343 Kreuzottern, zumeist tB Waldarbeitern getötet. Verweigerte Bewilligung zur Eröff nung eines Mädchen-Gymnasiums. Hinblicke auf die Ankündigung über die von einer geprüften Philologin, Barbara Clara Renz, a"' geblich in München, beabsichtigte Errichtung eines Privat-GhmnasiumS für Mädchen wird darauf aufmerksam gemacht, daß die erforderliche polizei liche Bewilligung von Seite der zuständigen Be hörde nicht erfolgt ist. Die Angestellten der Leipziger Privat- Post „Konrier" sind znm zweiten Male uni ihre Kautionen geprellt worden. Nachdem der erste Unternehmer, Schmalfuß, flüchtig geworden war, wurde der Betrieb von Herzberg u. Bank ausgenommen. Jetzt ist Bayer, der übriges schon in Berlin wegen Urkundenfälschung "" 9 Monat Gefängnis bestraft worden war, ver haftet worden, weil er die Kautionen der Ange stellten nicht bei einem Baukhause deponiert, svu- der» im eigenen Nutzen verwendet hat. Eine aufregende Szene spielte sieh Frankfurt a. M. am 15. August im Löoen- theater an der Kaiserstraße ab. Als Direktor Bucher zu der als ungemein wild bekannten Löwin „Cora" in den Zentralkäfig trat, strauchelte er über einen Eisenstab an der Thür des Be hälters und konnte sich nur mit knapper Not davor bewahren, vor der wilden Bestie zu MU zu kommen. Selbstverständlich war dieser M- stand nur geeignet, die Aufregung des Tieres zu steigern. Dazu kam noch, daß der Wärter bk Schluß der Vorstellung, als der Bändiger den Käfig verlassen wollte, in der Bestürzung dü Thür nicht rasch genug öffnete. Die Löwin, dü den Abgang ihres Herrn immer mit wütenden« Nachspringen verfolgt, geriet auf diese Weist, ehe der Bändiger sich versah, mit ihm zusammen in den engen ZwischenraM, der vom Bot- fnhrungskäfig sowohl nach dem Ausgang für de» Bändiger, der alsdann allerdings noch etwa sechs Tbüren zu passieren hat, als nach dein Einzelkäfig der Löwin führt. Hier in diese"' engen Raum sah sich nun der Bändiger voll ständig hilflos der wütenden Bestie gegenüber- Rasch entschlossen sprang er in den Zentralkäng zurück, die Löwin ihm nach. Nochmals wurde die Thür geöffnet, diesmal mit der nötige" Raschheit, so daß der kühne Bändiger mit dem Schrecke» davonkam. Alles das spielte sich inner- halb einiger Sekunden ab, während deren aber den Zuschauern der kalte Schweiß auf die SM« trat. Um ein Haar wäre die Situation für de" Tierbändiger sehr kritisch geworden. Bei einem Duell auf Säbel, das aS 5. August in der Nähe von Gieße» zwischen zwk Studierende» der Universität Bann auSgefocdte" wurde, erhielt Studiosus K. aus Wetzlar en«e" so schweren Hieb über den Kopf, daß er an> Montag i» der Gießener Klinik gestorben ist- Ein Schmuggler erschossen. Wie ver lautet, ist bei Moncourt (Lothringen) unweit dk Grenze ein französischer Schmuggler, nawc^ Fromont, durch einen deutschen Zollaufseher er schossen worden. In besorgniserregender Weise mehre« Franz sah zu seiner Mutter verwundert Er zupfte an ihrem Kleide, sang ihr vor u" scherzte mit ihr. Sie seufzte nur und kon" auf ihrem vergrämten Gesicht kein Lächeln h" , vorzaubern. Es dauerte lange, bis es ihr gelang, " » Gedanken zu klären. So sehr hatten sie ANS' und Kummer ergriffen. . ,, „Ich glaubte, daß Eilert mich liebte, daß. mich liebte, wie Papa mich geliebt hat, rw inniglicher und wärmer; nein, nein, alles " nur Betrug. Die Liebe kann nicht so gram > sein; wenn er nur böse geworden wäre, w er nur gescholten hätte. Der Gram mochte zur Verzweiflung gebracht haben. Ader j kalten Blick, ihn vergesse ich nie, nie, er » mein Herz erfrieren, er wird mich töten, den» kann nicht ohne Liebe leben." Mit. „> - Worten rang sie ihre kleinen feinen Hände weinte in Schmerz und Unruhe. Sie konnte - selbst nicht wiederfinden, die heitere, glu» Sillo war fort. - . „ Ht Als sie in die Wohnstube trat, ging Gatte unruhig in derselben auf und ab. , „Sillo," sagte er mit unsicherer St öhne sie anzusehen, „ich bin gezwungen, "' durchaus notwendige Veränderungen V« Hause vorzunehmcn." Dann machte er ewe 4 als werde es ihm schwer, weiter zu rede«. Sie sah furchtsam zu ihm auf. „Durchaus notwendige," wiederholte „Du bist ja Herr im Hause, entg« sie nur. ,.. Kst- „Es thut mir deinetwegen leid, mn aber alles, was Luxus heißt, muß von M
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