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Allgemeiner Anzeiger : 12.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189308122
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-08
- Tag 1893-08-12
-
Monat
1893-08
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 12.08.1893
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wieder zurückkehrte. Der interessante Herr wurde sofort beim Kragen gefaßt und nach dem Polizeibüreau transportiert, wo er entrüstet über d-n auf ihn gefallenen schmählichen Verdacht erklärte, daß er nur aus Versehen in die be treffende Kabine geraten und aktiver Hauptmann rn einem belgischen Infanterie-Regiment sei. Als jedoch kurze Zeit nachher die Dame erschien, die jene Kabine gemietet hatte, da sagte diese aus, daß ihr während des Badens 15 Frank, dar unter ein von ihr ganz genau beschriebenes Goldstück, gestohlen worden seien. Nunmehr wurde der Herr Hauptmann nochmals unter sucht, und siehe da! in einer Tasche innerhalb ^cr Weste entdeckte man das Goldstück von Frank und die übrigen 5 Frank. Da der <ieb den Nachweis führen konnte, daß er wirk- ^4 ein aktiver Hauptmann ist, so wurde er vor- Kufig auf freien Fuß gesetzt. Wie ein Mann d°n einer solchen Stellung sich zu derartigen Sememen Diebstählen — denn er ist jedenfalls . »ach der Autor der früher verübten gewesen — derjciten lassen konnte, das wird wohl für wmer ein psychologisches Rätsel bleiben. Cholera - Nachrichten. Aus Warschau gemeldet: Eine aus Podolien hier an- gckommene Frau erkrankte und wurde ins Spital Fracht, wo asiatische Cholera, der erste Fall in «erschau, konstatiert wurde. Behördlicherseits Md umfassende Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. — Der römischen .Tribuna' zufolge Md zwei von Neapel in Rom angekommene «rsonen unter verdächtigen Erscheinungen er füll; eine von ihnen ist bereits gestorben. — ferner den.Times' aus Alexandrien gemeldet Mrd, ist für djx Provenienzen aus Neapel eine mbeMgige Quarantäne, die Reisedauer einbe- angeordnet worden. — Auch der Sa i- Mörat jn Sofia hat für die Provenienzen aus Rumänien eine eintägige Quarantäne beschlossen. Ter am Sonntag eröffnete Kanal von Korinth hat eine Länge von 6320, eine Breite von 22 und eine Tiefe von 8 Meter. Er hat Mgechhr 63 Millionen Frank gekostet. Der Gedanke, die Landenge von Korinth zu durch- Wen, ist sthr alt. Ä wurde zuerst von dem Grannen Periander von Korinth (um 600 v. Ehr.) Mt und später von mehreren römischen hapern wieder ausgenommen. Unter Nero sind wgar die Arbeiten zum Bau des Kanals be- Mneu worden. Auch im Mittelalter wurde der ^on wiederholt erörtert, doch wurde er ernsthaft d-s s "Ester Zeit, nach dem großen Erfolge Kanals von Suez, betrieben. Der ungarische eneral Türr, ein Freund Ferdinand von gründete eine Gesellschaft, die im na» die Arbeiten aufnahm und sie nun, L? Machen technischen und auch finanziellen Gerichtshalle. jj,^rksden. Vom hiesige: Landgericht wurde der Bierausgebcr Göttlich, der nach- ai>? Bürgergarten zu Löbtau wiederholt sucht Ncigcnbier mit frischem Bier ver- dann verschämt, sowie auch Kognak von Nordhäuser verfälscht hat, wegen nruges und Vergehens gegen das Nahrungs- ""geictz zu Wochen Gefängnis verurteilt. , Mannheim Eine LiebeLtragödie ist am k'Must "ar der hiesigen Strafkammer zur Ver- gekommen; der Sachverhalt ist nach 2-n.-Krankt. Zeitung' folgender gewesen: Der j 'Mrige Schäftenmacher Math. Schwehla, der ».Muer Fabrik in Heidelberg-Schlierbach arbci- unterhielt seit 2'/, Jahren ein Liebes- dak - mit der Arbeiterin Lisette Gresser, r im xchxm Ehebündnis führen sollte. einer kurzen Krankheit Schwehlas suchte r die Mutter der Braut die Heirat zu hinter- Der Widerstand der Mutter, die daraus .„Mituden häuslichen Zwistigkeiten und die Msprochcne Absicht ihres Geliebten, nach seiner (Mähren) zurückzukchren, brachten das Hachen zur Verzweiflung. Sie sagte ihrem »Musam, sie wollten zusammen sich das Leben kg.Mn; Schwehla war damit einverstanden und dc-, i»" Heidelberg einen Revolver. Am Abend M Juni schlug das Paar, nachdem es noch Mdsbriefe zur Post gegeben hatte, den Weg Asege fitzen und das schlafende Kind anschauen, ü,. jede Fliege fortfächeln, die den Schlaf der . einen stören konnte. Dann fuhr er plötzlich Mder auf. Er hatte keine Zeit, dort still zu Mu und über sein Glück nachzu sinnen, er mußte »Men und arbeiten, er hatte ein Wesen, für MM Zukunft er sorgen sollte. Ein Wesen M das von seinem Fleiß abhängig war. Wie gerne hätte er nicht aus Rücksicht hierauf . e Last der ganzen Welt getragen; in Gedanken Fviiedete er große Pläne, nicht allein was die Ne für sein eigenes Heim, sondern auch was ^ Allgemeinwohl betraf. Er wollte etwas i?Mn, was seinem Herzen Freude machen, was di' w seinen eigenen Gedanken heben und ihn seicht auch in den Augen seiner Gattin höher ^Aber er war daran so gewöhnt, seinen Fuß »u setzen, wohin sein Vater ihn gesetzt, sr fich davor erschreckte, sich selbst einen Weg «ahnen, und doch war da ein neuer, ein E« Gedanke, der ihn Tag und Nacht be- Vb« g e- Um ihn aber ins Werk zu setzen, r r Geld, viel Geld haben, und sein Handel ch, w lange im Winterschlaf gelegen, daß er -k^ veuen, kräftigen Lebens bedurfte, um eine kN Ausbeute zu geben, als das tägliche ^erforderte. begehrend ihn alle diese Gedanken beschäftigten, halt 'eine Frau von neuem sich ihrem Haus- widmen. liebte sie' inniglich, aber man bei dem Vater, daß ein neues Hein! chr Leben gekommen war. Sie hatte ">ge Aufgabe zu erfüllen; das war das nach dem Wald ein. Hier fragte Schwehla das Mädchen noch einmal, ob es bei dem Entschluß, zu sterben, beharren wolle. Auf die bejahende Antwort gab er sodann einen Schuß auf sie ab; als sie das Bewußtsein darauf noch nicht verlor, einen zweiten. Sodann richtete er die Waffe gegen sich und jagte sich ebenfalls eine Kugel in den Kopf, die ihn aber nur vorübergehend be täubte. Als er wieder erwachte, sah er, daß auch seine Genossin wieder bei Bewußtsein war. Das Mädchen schlug darauf vor, in den Neckar zu gehen, allein Schwehla riß kurz entschlossen ihre Schürze in zwei Teile, gab ihr die eine Hälfte und forderte sie auf, sich zu erhängen, was auch beide alsbald ausführten. Es dauerte jedoch kaum eine Minute, als die Schlinge, in der das Mädchen hing, sich löste. Nun hatte die Braut des grausamen Sviels genug; sie knüpfte auch ihren schon bewußtlosen Geliebten ab und trat, nachdem sie ihn wieder zu sich gebracht hatte, mit ihm den Weg nach Hause an. Andern Tag fanden die nur leicht Verletzten Aufnahme im Krankenhaus, aus dem der Bräutigam nach 14 Tagen, die Braut nach 18 Tagen völlig gesund entlassen wurden. Der Verteidiger Schwehlas wies darauf hin, daß das in Frage stehende Vergehen eine Lücke im Strafgesetzbuch offen lege, da der § 216 des Reichsstrafgesetz buches das vollendete Vergehen, nicht aber den Versuch mit Strafe bedrohe. Der Gerichtshof folgte diesen Ausführungen und sprach den Ange klagten frei. Schwehla und seine Braut werden nun ohne Aufschub ihre Hochzeit feiern. Luxemburg. Der hiesige Arzt Dr. Grechen ist vor einiger Zeit wegen Verletzung des ärzt lichen Geheimnisses zu 15 Tagen Gefängnis ver urteilt worden. Diese Strafsache hatte jetzt noch ein Nachspiel, indem verschiedene von Dr. Grechen besprochene Personen, darunter ein belgischer Rechtsanwalt und ein Hauptmann a. D. der holländisch-ostindischen Armee, Zivilklage auf Entschädigungen gegen Dr. Grechen erhoben. Das Landgericht sprach vier verschiedenen Klägern Schadenersatz von je 2400 Mk. zu. Einem andern Kläger war im Strafverfahren eine Summe von 6400 Mk. zugesprochen worden. Petersburg. Das Bezirksgericht in Kiew verurteilte die „Engelmacherin" Ljuskowska aus Berditschew zu 13^ jähriger Zwangsarbeit. Die Verbrecherin hat jahrelang ihr scheußliches Ge werbe betrieben und Hunderte von Kindern ver hungern lassen. Kon UMHelmsflöhe. lieber die Lebensweise der kaiserlichen Prinzen auf Wilhelmshöhe bei. Kassel wird folgendes mitgeteilt: Ebenso regelmäßig wie im Neuen Palais verläuft auch in Wilhelmshöhe das täg liche Leben der Prinzen. Um 7 Uhr morgens wird aufgestanden und von den drei ältesten Prinzen um b/,8, von den jüngeren Prinzen und der Prinzessin um 8 Uhr das erste Frühstück eingenommen. Darauf wird entweder in den Park gegangen oder ein Spaziergang in die Umgegend von Kassel unternommen. Im Park vertreiben sich die Prinzen die Zeit mit Spielen, Reiten oder Fahren. Die liebste Beschäftigung der Prinzen besteht jedoch darin, auf den vielen Gewässern des Parks kleine Segelschiffe und Dampfboote fahren zu lassen. Eine bis zwei Stunden am Vormittag müssen jedoch die drei ältesten Prinzen dem Studium widmen, indem ihr Lehrer mit ihnen Repetitionen vornimmt. Dem Kronprinzen ist zum Spielgefährten ein Sohn des Chefs des Militärkabinetts, General adjutanten v. Hahnke beigegeben. Dieser steht in gleichem Alter mit dem Prinzen und ist schon im Neuen Palais sein Spielgefährte gewesen. Um ->/.9 findet das zweite Frühstück statt. Nach diesem bis zum Mittag wird entweder gespielt, Lawn-Tennis oder Krocket, oder die Prinzen setzen sich zusammen und lesen sich abwechselnd aus einem Geschichtsbuch vor. Um '/«2 Uhr ist Mittagstafel, an der sich auch das Gefolge be- beteiligt. Nach dieser, die ungefähr eine halbe Stunde dauert, wird entweder ein längerer Spaziergang oder eine Ausfahrt in die herrliche Umgebung von Kassel unternommen, nach Elgers hausen, Wilhelmsthal, Dörnberg, nach den „Elf Buchen" und dem „Hohen Gras". Mit den letzten drei Namen sind Aussichtspunkte bezeichnet, zu denen die Prinzen mit Vorliebe fahren. Geht es nach Wilhelmsthal, so versehen sie sich jedes mal mit Gebäck, da dort die in einem Teich be findlichen Karpfen gefüttert werden. Die Nach mittags-Spazierfahrten dehnen sich in der Regel bis 6 oder ^7 Uhr aus, worauf das Souper eingenommen wird. Hierauf tummeln sich die Prinzen noch eine halbe Stunde herum und gehen um ff,8 Uhr zu Bett. Der Zufall im Kriege. Das Spiel, das der Zufall manchmal im Kriege treibt, ist in einem Artikel des ,Figaro' an einigen interessanten Beispielen nachgewiesen. Als die französische Armee ihre Stellungei für die Schlacht am 18. August 1870 einnahmen, besetzten die Truppen zwei Gehöfte, die die Namen großer Niederlagen oder Unglücksfälle Frankreichs trugen,Moskau undLeipzig. Verschiedene Offiziere sahen darin eine schlechte Vorbeutung, und General Flossard konnte sich bei dem Prozeß gegen Bazaine nicht enthalten zu sagen: Konnte man auf Sieg hoffen bei einem Schlachtfeld, dessen Haupt stellungen Moskau und Leipzig hießen? Der Ueberfall des 1. französischen Korps bei Beaumont durch die Preußen am 30. August ist angeblich nur erfolgt, weil der Generalstabsoffizier Mac Mahons, der an General Failly Befehle bringen sollte, abgefangen wurde. Ec hieß Grouchy und zum dritten Male wurde dieser Name für Frankreich verhängnisvoll. 1797 bei der Expedition nach Irland wurde die französische Flotte durch einen Sturm zersprengt. In der Bantry-Bai sammelten sich die Schiffe, nur der Oberbefehlhaber General Hoche erschien nicht. Nachdem sein Stellvertreter General Grouchy acht Tage vergeblich gewartet hatte, segelte er nach der Heimat zurück. Zwei Tage später traf Hoche ein, aber die mit so großen Hoffnungen unternommene Expedition war vereitelt. Bei Waterloo hätte ein Eingreifen der Truppen Grouchys wohl Napoleon ermöglicht, die eng lische Mitte zu zersprengen. Ec blieb aus und die Schlacht endigte mit dem Sturze der Macht des Welteroberers. Bei Beaumont wurden die Franzosen durch eine deutsche Artillerielinie, zum Weichen gebracht, die auf den Höhen von St. Helena, stand und mußten sich über die Berge von Failly zurückziehen, dem früheren Besitz der Familie ihres kommandierenden Generals de Failly. Verschiedentlich ist es kauch vorgekommen, daß Regimenter mit gleichen Nummern sich auf beiden Seiten gegenüber standen. Die 7. Kürassiere und die 57er bei Mars la Tour, das 107. und 108. Regiment bei Champigny, die 86er bei Beaumont hatten z. B. die Regimenter gleicher Nummer sich gegen über. Aehnlich spielte der Zufall im Loire- Feldzug. Vor der Schlacht von Le Mans wurden eines Tages zwei preußische Reiter- Unteroffiziere gefangen und vor den komman dierenden General des 17. Armeekorps de Colomb geführt. Auf die Frage nach ihrem Truppen verband erwiderten sie: 3. Kavallerie-Brigade, General von Colomb. Abkömmlinge derselben alten französischen Familie führten die Truppen, die sich bekämpften. Daß in der preußischen Armee eine Reihe von Offizieren dienen, die französische Namen tragen, ist bekannt. Sie entstammen meist protestantischen Auswanderer familien. Der ,Figaro' nennt den bei Spicheren gefallenen General v. Francois, die Generale du Trossel, Montbarry, Montbö, La Roche; er könnte die Liste mit leichter Mühe sehr erweitern, wenn er aber auch dem General v. Sandrart darauf setzt, so ist das ein Irrtum. Die Familie v. Sandrart ist deutsch. Das Mittagsschläfchen nähert sich besonders in den warmen Tagen sanft dem Menschen, daß er, ohne es selbst zu merken, hinüberschlummcrt in das Reich der Träume. Diese kurze Erholungspause findet jedoch ganz verschiedene Beurteilung. Während die Alten sagten: „Nach dem Essen soll man steh'n," findet jetzt das Mittagsschläfchen allgemeine Anerkennung. Wenn sich das Bedürfnis einstellt, so ist das Verlangen der Matur auch ein gerechtfertigtes. Dann ist ein Mittagsschlaf aus alle Fälle gut und man fühlt si ü gestärkt, wenn er nicht zu lauge ausgedehnt wird. Im letzteren Falle aller dings wirkt dec Schlaf nach dem Essen jedesmal ermattend. Es macht sich aber auch die Frage geltend, ob es nicht besser sei, so zu essen, daß sich das Gefühl der Müdigkeit überhaupt nicht einstellt. Viele Menschen, besonders die jugend lichen, frischen, fühlen nicht das geringste Be dürfnis nach Schlaf; ja, selbst wenn sie auch wollten, sie könnten es nicht, ebenso die Vegetarier. Das bedeutet, der Magen hat die Kraft, daS Genossene zu verarbeiten, ohne das Wohlbefinden zu beeinträchtigen, oder der Magen befindet sich auch nach der Speisenaufnahme noch im normalen Verhältnis zum übrigen Körper, wieder ein Zeichen, daß er vollständig leistungsfähig ist, oder daß man ihn nicht widernatürlich überladen hat. Viel essen, hauptsächlich viel Fleisch und fette Saucen, stellen an die Verdauung große An forderungen, dagegen wenig, langsam essen, gut kauen, viel Gemüse, Mehlspeisen, Früchte, reich lich Kompott mindern das Verdauungsfieber. Das Schlafbedürfnis nach Tisch ist ein Zeichen, daß der Magen zu sehr in Anspruch genommen ist und er die Kräfte der anderen Organe für sich absorbieren muß. Darum: bei vorhandenem Bedürfnis ist dieser Mittagsschlaf gut, aber besser ist, so zu esse i, daß dieses Verlangen nicht ein tritt, ausgenommen vielleicht durch Mangel, an Nachtschlaf. Rechtspflege. Beteurungsformel und Meineid. Hat ein Mitglied einer Religionsgesellschaft, der das Gesetz den Gebrauch gewisser Beteuerungs formeln an Stelle des Eides gestattet, eine wissentlich falsche Erklärung unter einer vom Gericht irrtümlich angewandten Beteuerungs formel, die der gesetzlich vorgeschriebenen Formel nicht entspricht, abgegeben, so kann nach einem Urteil des Reichsgerichts, 1. Strafsenats, vom 27. März 1893, dies als Versuch des Meineides bestraft werden. Verkehrswesen. Abkühlung der Personenwagen Minister Thielen hat unter dem 22. v. die königl. Eisen- bahndirektiouen 'veranlaßt, deren Nachgeordneten Dienststellen die sorgfältigste Beachtung der zur Abkühluig der Personenwagen während der heißen Jahreszeit gegebenen Vorschriften erneut und nachdrücklich in Erinnerung zu bringen. ; Kuntes Allerlei. Anträge auf sofortige Einstellung zum Militärdienst. Es ist schon öfter vorgekommen, daß Militärpflichtige infolge ihrer Aushebung zum Militärdienst brotlos geworden sind, weil sie in nächster Zeit ihre Einstellung in den Militärdienst zu gewärtigen hatten, auch keine Stellung wieder finden konnten. Für diese Fälle bestimmt die Militär-Ersatz-Jnstruktion, daß der jenige, der ohne sein Verschulden wegen seiner Aushebung zum Militärdienst brotlos wird, eine sofortige Einstellung zum Dienst beantragen kann. Das weibliche Gigerl ist da! — so schreibt das ,Franks. Journal'. Mit eigenen Augen haben wir es gestern nachmittag 4 Uhr auf der Straße gesehen. Das Herrenhütchen kokett auf dem nicht übel geformten Kopf, ge stärktes Herrenhemd, natürlich farbig, Herren gürtel neuester Mode, natürlich gleichfalls farbig, Stehkragen, selbstgeschlungene Herrenkravatte, bis zu den Knien reichendes schwarzes Herrenjackett, selbstverständlich ohne jegliche Spur von Taille, dafür aber mit fingerbreiten Nähten, eine faustgroße weise Rose im Knopfloch des linken Rockauf schlages, Schnabelschuhe, und die Krone des Ganzen — in der weißbehandschuhten Rechten einen zierlichen Spazierprügel —, so stieg das weibliche Gigerl mit langen Schritten und im vollem Bewußtsein sejnes imposanten unwider stehlichen Eindruckes, die Zeile entlang und bog am Cafe Bauer in die Schiller-Straße ein. Mehr erschreckt als erstaunt blickten die Passanten dem Prachtexemplare nach. Am Wege aber standen zwei männliche Kollegen, die vor Neid erblaßten. »E»,.»». ganze. Aber man sah sie nie sich diesen mütter lichen Schwachheiten hingeben, die junge Frauen so oft ihren Erstgeborenen gegenüber zeigen. Sie saß nicht da und plauderte nicht mit dem Kind. Sie wußte doch, daß es sie nicht verstehen würde. Sie sprach nie zu anderen über die Vollkommen heiten, die Klugheit oder die Schönheit der Kleinen. Ihr Leben kannte keine Fata morgana. Sie blickte das Kind mit ihren klugen Augen an, und der Phantasie ward es nicht gestattet, sie zu betrügen. , Der 22. Mai ist ein wichtiger Tag für die Fischer. An demselben pflegt, wenn das Wetter einigermaßen günstig ist, die Makrelenfischerei ihren Anfang zu nehmen, und dieser Tag wird zu den Festtagen des Jahres gerechnet. Die hohen Wasserstiefeln stehen, mit einer gewissen Sorgfalt geputzt, in der Stube da, das Leinenzeug liegt rein und sauber auf einem Stuhl am Fenster. Der blanke SeemannShut hat ein neues Band bekommen. Frau und Kinder tragen ihr sonntägliches Gewand, und das Haus ist festlich wie zum Hochzeitsfest geschmückt. Ist die Armut auch groß, so besitzt die Familie doch ein kleines Tischtuch, und das liegt strahlend weiß auf dem oft baufälligen Tisch und sticht gegen den schwarzen Kaffeekesscl ab, der fertig dasteht, während der Vater sich umkleidet. Viele große flache Stücke Weißbrot stehen auf einem Teller mitten auf dem Tisch, auf dem die Augen der Kinder in freudiger Erwartung ruhen. Aber an diesem Tage spielen Weib und Kind nur eine untergeordnete Rolle. Der Herr des Hauses sitzt stolz da, wie ein König auf seinem Thron, und kein Sultan fordert niehr Ehren bezeugungen, als der Fischer am 22. Alai. Nur der erwachsene Sohn, der mit auf den Fischfang auszieht, hat Recht, mitzureden. Nimmt er doch Teil an den Gefahren und Beschwerden des Vaters. Daher kommt ihm auch ein Teil der Ehren zu. Wenn der Kaffee getrunken ist, so herrscht Zölliges Schweigen im Zimmer, die Frau zupft an ihrer Schürze, und die Kinder stehen eng aneinander gedrängt da, während der Vater zum Himmel hiuaufschaut und das Wetter prüft. Dann erhebt er sich langsam, nimmt das Fischer garn von seinem Platz, reicht es der Frau und dem ältesten Kind, die es mit so großer Vorsicht tragen, als wäre es ein lebendes Wesen, dem man Sorgfalt zu erweisen hat. Wenn der Mann den ersten Schritt vorwärts macht, weichen die anderen etwas zurück. Auf der Thürschwelle wendet er sich um und läßt den Blick noch einmal über die armselige Stube gleiten, dann wird sein Gang schneller, und der Sohn nimmt den Platz an seiner Seite ein, während die Frau ihnen mit den Kindern folgt. Die Stille, die die Kleinen so lange gedrückt hat, fängt an, sie zu plagen. Sie stecken die Köpfe zusammen und lachen und flüstern mit einander, und bei jedem Schritt, den sie thun, wächst die Munterkeit. Das liegt in der frischen Luft und in der Nähe der See, und die Mutter sucht vergebens die wilden Kleinen zu be schwichtigen. Nach und nach stößt man mit den Bekannten zusammen. Die Lustigkeit nimmt zu, nur die Männer bewahren noch ihre Würde. Boot an Boot licgt scgclfcrtig da, und die Fischer blicken zusriede. zu dem klaren, wolkenfreien Himmel empor, der ihnen einen guten Fang prophezeit. Nur während der kurzen.Sommerzeit geht ihr Geschäft. Frühjahr und Winter bringen ihnen keinen Verdienst; fällt der Fischsa. g schlecht aus, so sind sie den Qualen der Armut preis gegeben, und selbst die besten Jahre ve ögen ihnen nur kleine Einnahmen zu verschaffen. An der Brücke stand Sillo mit ihrem kleinen Jungen. Er hatte die norwegische Flag i i der Hand, und als er die Fischer komun iah, ließ er sie in der Luft wehen und ries ein drei maliges Hurra. Von den Fischern kam eine kräftige Antwort, die das Echo von Berg zu Berg weitertrug. Jetzt hatte die bedrückende Würde die Leute ver lassen. Wo Sillo war, da ergriff der Ernst die Flucht. Mit strahlenden Augen, mit Lächeln und Munterkeit empfing sie den einen und den andern, und in jeder Hand, die sie drückte, ließ sie eine kleine Silbermünze, einen Glücksschilling für den Fang, zurück. Erst drückten sic ihre Hand, dann spien sie auf das Geldstück und steckten cs in die Tasche, während sie einige Worte des Dankes murmelten. Schließlich stand jeder Mann mit der Boots kette in der Hand da; alles war fertig, um von Land abzustoßen. Da nahte Haugaard eiligen Schrittes. Alle fühlten, daß er sprechen wollte, ehe sie ab segelten. S7 (Fortsetzung folgt.)
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