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Allgemeiner Anzeiger : 08.07.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189307087
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18930708
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-07
- Tag 1893-07-08
-
Monat
1893-07
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 08.07.1893
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Politische Rundschau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm hat an den Finanz- Minister Miquel folgendes Schreibens ge richtet: „Der nunmehr erfolgte Abschluß des großen Werkes der (Preuß.) Steuerreform gibt mir willkommenen Anlaß, Ihnen in An erkennung der unscheinbaren Verdienste, die Sie sich um das Zustandekommen dieses für das Vaterland hochbedeutsamen Reformwerks er worben haben, das Großkreuz des Roten Adler- Ordens mit Eichenlaub und der königliche Krone unter dem Ausdruck meines königlichen Dankes zu verleihen. Die Insignien des Ordens lasse ich Ihnen hierneben zugehen." * Der Kaiser wird in diesem Jahre keine Nordlandfahrt untern ehmen. Aus Berlin wird der Köln. Ztg/ darüber geschrieben: Da zur Zeit auch nicht annähernd zu übersehen ist, wie lange die bevorstehenden Reichstagtzverhand- lungen dauern werden und der Kaiser vor der Genehmigung der Militäröorlage durch den Reichstag Deutschland nicht verlassen will, so hat er sich jetzt entschlossen, für diesen Sommer endgültig auf die gewohnte Erholungsreise nach Norwegen Verzicht zu leisten, doch ist nicht aus geschlossen, daß er nach Schluß der Verhand lungen noch eine kürzere Reise in der Ostsee unternimmt, ehe er wie alljährlich sich anfangs August nach Cowes zur Beiwohnung an den dortigen Regatten begibt. * Hauptmann v. Francois ist aus An laß der Erstürmung von Hornkranz zum Major befördert worden. * Am Montag hat der Bundesrat eine außer ordentliche Sitzung abgehalten, in der die neue Militärvorlage genehmigt wurde. Diese weicht nach der ,Nordd. Allg. Ztg/ von dem Antrag Huene nur in Aenderungen redaktioneller Statur ab. Die Zahl der Pionierbataillone soll statt 24 nur 23 betragen. Bayern wollte statt 2 Pionierbataillone zu 5 Kompanien 3 Pionierbataillone formieren, darunter 2 zu 4 und 1 zu 3 Kompanien. Wegen des Abstrichs an der Friedenspräsenzstärke behält Bayern auch ferner nur 2 Pionierbataillone zu 5 Kompanien. Ein formeller Zusatz in Art. 5 nimmt Bezug darauf, daß infolge Ucbernahme des württem- bergischen Fußartilleriebataillons auf Preußen eine besondere Vereinbarung Vorbehalten wird zwischen den Militärverwaltungen Preußens und Württembergs. *Noch im Laufe des Mittwoch-Nachmittags ist die neue Militärvorlage den Reichs tagsmitgliedern zugegangen. Sie entspricht, wie bereits bekannt, im wesentlichen dem Antrag Hueue, beziffert also die zukünftige Friedens präsenzstärke auf 479 229 Gemeine, den Zugang an Unteroffizieren auf 10 912, die Gesamtstärke des Heeres — einschließlich der Unteroffiziere — auf 557093 Mann. Die ursprüngliche Regierungs vorlage, die Graf Caprivi zu gunsten des Antrags Huene zurückgezogen hat, verlangte 492 068 Ge meine, einen Zugang an Unteroffizieren von 11857, eine Gesamtstärke des Heeres — ein schließlich der Unteroffiziere — von 570 877 Mann. In finanzieller Beziehung verlangt die Vorlage an fortdauernden Ausgaben 54 900 000 M., an einmaligen Ausgaben 59 940 000 M. *Der Bundesrat hat dem Entwurf einer Verordnung betr. das Verbot der Ausfuhr von Streu- und Futtermitteln, nach dem Antrag der vorberatenden Ausschüsse zuge stimmt. Die Verordnung soll sofort veröffentlicht werden und ungesäumt in Kraft treten. *Die Möglichkeit einer der Heeresreform günstigen Mehrheitsbildung liegt nach der ,Schles. Ztg/ jetzt wie im aufgelösten Reichstage. „Aber wie es damals geschehen ist, so kann es sich auch jetzt ereignen, daß die Vorlage abgelehnt wird. So viel steht fest, daß, wenn auch nur einige der polnischen oder antisemitischen Stimmen gegen die Vorlage abgegeben werden, diese lallen muß, vorausgesetzt, daß die übrigen Parteien bei ihrer bisherigen Haltung verbleiben. Darüber, ob diese beiden Voraussetzungen eintreten oder nicht, lassen sich einstweilen nur Vermutungen anstellen." Kine Woche. 1-1 tKortieyuug.s Wir schütteln einander herzlich die Hand und ich frage: „Wo?" „Dort hinten!" Morison zeigte nach links Hinüber. Ich erkenne die undeutlichen Umrisse einer am Tisch fitzenden Gestalt. „War es schwer, Mr. Morrison?" „Nun ja! Auf den ersten Streich ging er nicht. Aber wie Sie sehen, nun sind wir hier!" Morrison zeigte seine schönen, blendend weißen Zähne. ,AU rixbt! Und nun heißt es: „Zum Angriff!" Ich erhebe mich und wir dringen zwischen den Tischen und Stühlen nach links zu vor. Und dort saß er wirklich! Er, der alte Mur köpf, der alte Thomas. Es war mir ein besonderes Vergnügen, die Bekanntschaft zu er neuern. Aber es war keine Kleinigkeit, den Alten wiederzuerkennen. Thomas war völlig verwandelt. Er sah so jugendlich aus, so scharf blitzten seine Augen und — ich wollte meinen Ohren kaum trauen — er sang ! er brummte eine alte Melodie vor sich bin, — dann verstummte der Gesang, aber die Lippen bewegten sich noch, und hin und wieder ward ein Wort hörbar : der Alte dekla mierte. Und die Grimassen, die er dabei schnitt. Und diese Gesten! Nur schade, daß das Audi torium nicht ein wenig zahlreicher war : außer John Moore und Henry Morrison bekümmerte sich niemand um ihn. Thomas bnickte auf. Seine Augen glänzten, *Aus der Präsidentenwahl im Reichstag wird voraussichtlich Herr v. Levetzow als erster Präsident wiederum hervorgchen. Das Zentrum bringt, dem Vernehmen nach, den Grafen Hompesch als Vizepräsidenten in Vorschlag an Stelle des nicht wiedergewählten Grafen Ballestrem. Den Nationalliberalen gebührt diesmal diezweite Vizepräsidentenstelle. *Die Unsumme von Stichwahlen, die die lebte Neichstagswahl gebracht, scheint von der Zahl der Wahlvroteste noch übertroffen werden zu sollen. Die Wahlprüsungskommission des Reichstags, der es ohnehin schon an Arbeits stoff nicht fehlt, muß sich diesmal auf eine be sonders große Arbeit gefaßt machen. Bereits sind eine lange Reihe von Wahlprotesten ange kündigt und die geringen Mehrheiten, mit denen in zahlreichen Fällen die Kandidaten den Sieg errungen haben — es sind sogar Mehrheiten von 3 Stimmen vorhanden — fordern geradezu zum Widerspruch heraus. *Die,Schles. Volksztg/ behauptet, der Dr Waldenburg gewählte Reichstagsabg. Berg mann Möller-Gelsenkirchen existiere überhaupt nicht, wohl aber ein Schneider dieses Namens, daher sei die Wahl wahrscheinlich ungültig. — Auch die Stichwahl in Ti l s i t - I n st er b u r g, in der der freisinnig-volksparteiliche v. Reibnitz mit drei Stimmen siegte, ist i ach der ,Pr.-L.-Ztg/ ungültig. Es hätten, nämlich 11 Personen Stimmzettel abgegeben, die gar nicht wahlbe rechtigt sind. *Nach dem Ergebnis des diesjäh'rsigen Musterungsgeschäfts beläuft sich, der ,Mil. Pol. Korr/ zufolge, die Zahl der wirklich diensttauglichen zur Einstellung in den aktiven Dienst vorgemusterten Mannschaften um 90 000 bis 100 000 Mann höher, als der gesamte Rekrutenbedarf. Oesterreich-Ungarn. * Der Kaiser von Oe st erreich ist zu einem mehrwöchentlichen Aufenthalt in Bad Gastein eingctroffen. Die Kaiserin weilt schon seit einigen Tagen dort. Frankreich. *Die Schließung der Pariser Arbeitsbörse ist vom Ministerium ange ordnet worden, weil dieselbe sich nicht den sach vereinsgesetzlichen Vorschriften unterwerfen wollte. Wie verlautet, erklärte der Minister, im Fall des Widerstandes der Arbeiter Militärgewalt auf bieten zu wollen. Infolge der entschlossenen Haltung der Regierung beginnen die Arbeiter führer in der Angelegenheit der Arbeitsbörse ein- zulenken. Die sozialistischen Pariser Abgg. Dumay und Lavy rieten den Syndikaten an, sich den gesetzlichen Anordnungen zu unterwerfen. Der Pariser Platzkommandant, General Saussier, wollte am Mittwoch die Garnison in den Kasernen bereit halten. *Deroulede richtete an die Wähler einen Brief, worin er mitteilt, daß er ein neues Mandat annehmen wolle, wenn der Prozeß Ducret-Norton vor den Wahlen beendet sein werde; andernfalls würde er sich für vier Jahre ganz von der Politik zurückziehen. *Die Studenten-Krawalle in Paris haben am Dienstag bei Beerdigung des getöteten Kaufmanns Nuger von neuem einen be drohlichen Charakter angenommen. Gegen zwanzig Personen wurden verwundet, darunter 10 schwer. Die Studenten errichteten Barrikaden, indem sie Pferdebahnwagen umwarfen. Abends war die Ruhe wieder hergestellt, doch ist der angerichtete Schaden groß. England. *Nach einer Meldung aus London hätte die englische Regierung gegenüber der Regie rung der Ver. Staaten die förmliche Erklärung abgegeben, daß sie die Brüsseler inter nationale Münzkonferenz endgültig ge schlossen betrachte und eine neuerliche Ein berufung derselben nicht iür angezeigt erachte. Dänemark. * Eine von den Führern der agrarpoliti- fchen Bewegung in Dänemark nach Aal borg einberufene Versammlung war von 5000 Teilnehmern besucht; alle Redner sprachen für er sah so gemütlich aus, als wollte er die ganze Welt umarmen. „Setzen Sie sich! Setzen Sie sich! Also das ist der Herr. Mir däucht — aber vielleicht irre ich mich, — als hätten wir einander schon früher gesehen?" Und er brach in ein schallendes Gelächter aus. Hier war anscheinend keine wettere Vor stellung erforderlich. „Wir sollten uns schon einmal früher gesehen haben? Nein, meines Wissens nicht! Ich bin ein guter Freund von Ihrem Kollegen." „Und ich denke, drei frohe Menschen paffen stets zu einander," fügte der Adjutant hinzu. Thomas nickte zustimmend. Der Alte sah außerordentlich wohlwollend und munter aus; die Zunge war ihm freilich noch nicht gelöst. Brandy ist aber ein Getränk, das Wunderdinge verrichten kann. „Ein Glas, Mr. Thomas! Lassen Sie uns ein Glas miteinander trinken. Und worauf wollen wir trinken? Auf die Liebe? Ja, lassen Sie uns auf die Liebe trinken. Ein jeder auf seine Flamme!" Wir stießen an und tranken. Thomas' sonst so strenge Züge zerschmolzen in lauter Wohlwollen wie Wachs vor den Strahlen der Sonne. Jetzt handelte es sich darum, den Alten zum Reden zu bringen. Aber es bedurfte keiner weiteren Anstrengung. Gleichsam, als erriete er meine Wünsche, griff er nach seinem Glase, sah erst mich, daraus Morrison an und sagte mit unsicherer, freund licher und zugleich komischer Stimme: „Aus Ihr Wohl, meine guten Freunde, auf die Einstellung des politischen Zwistes, um die Thätigkeit aller nur den Lebensinteressen der Landwirtschaft widmen zu können. Schweiz. *Die Berner Krawalle kamen im Großen Rat von Bern zur Erörterung. Ueber die Vorfälle des 19. Juni erstattete Regierungs präsident Marti dem Großen Rat Bericht mit dem Antrag: der Große Rat wolle die von der Regierung zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung getroffenen Maßregeln, insbesondere das militärische Aufgebot genehmigen und die nötigen Kredite bewilligen, ferner Vollmacht erteilen, alle weiteren Vorkehrungen zu treffen, die für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung für nötig erachtet werden. N a h längerer Diskussion wurde der Antrag der Regierung ein stimmig angenommen. Italien. * Aufsehen erregt in Italien die Verfügung des KriegSministerS, daß vom 1. Juli ab aus Sparsamkeitsrücksichten die Speiserationen für die Soldaten herabgesetzt werden sollen und zwar: das Fleisch von 220 Gramm täglich auf 200 Gramm, Mehlspeise over Reis von 200 auf 180 Gramm, und Speck von 20 auf 15 Gramm. (Wahrscheinlich werde - die Kerle zu dick!) Nur die Brotration ist nicht herabgesetzt worden. Spanien. *Jn der Budget-Frage steht eine Ver ständigung zwischen den Minister? und den Konservativen bevor. Einige Reformen sollen durchgeführt werden, die Gesamtsumme der Er sparnisse und der Einnahmen^würde jedoch keine Aenderung erfahren. Amerika. *Der Kongreß der Ver. Staaten von Nordamerika wird durch eine Proklamation des Präsidenten M-weland auf den 7. August berufen. Die Proklamation besagt, das wegen der Finanzlage bestehende allgemeine Mißtrauen drohe den Handel und die Industrie der Ver. Staaten zu lähmen. Die Ursache hiervon liege zum größten Teil in der bisherigen unklugen Finanzpolitik, die gesetzlich geändert werden müsse, damit Gefahren und Unheil abgewendet würden. Die Proklamation hat überall große Befriedigung hervorgerufen. Deutscher Reichstag. Unmittelbar an die feierliche Eröffnung des Reichs tages durch den Kaiser schloß sich die erste Rcichs- tagssitzung. 291 Abgeordnete, eine geradezu impo nierende Anzahl, waren zusammen, als der Zentrums- abgeordnetc Dieben die Sitzung nnt den folgenden Worten eröffnete: „M. H.! Nach der Geschäfts ordnung ist das älteste Mitglied des Hauses vorläufig die Geschäfte zu leiten berufen. Ich bin geboren am 10. Dezember 1810. Ist jemand da, der früher ge boren ist? (Pause.) Es meldet sich niemand, also werde ich den Vorsitz übernehmen. (Beifall.) — Ich berufe zunächst zu provisorischen Schriftführern die Abgg. Merbach, v. Buol, Dr. Kropatschek und Pieschel, und bitte nunmehr den Namensaufruf zu vollziehen." Der nun folgende Namensaufruf ergibt die volle Beschlußfähigkeit des Hauses. Der Präsident teilt mit, daß dem Hause die Militärvorlage und ein neues Verzeichnis des Grundeigentums des Reiches zugegangen ist und beraumt dann die nächste Sitzung auf Donnerstag vormittag 11 Uhr an. Der Gegen stand dieser Sitzung ist Wahl des Präsidiums. Nrrnßischrr Aan-tag. Am Dienstag hielt das Herrenhaus seine letzte Sitzung ab. Durch Uebergang zur Tagesordnung wurden die Petitionen des rheinischen Bauernbundes, den Staffeltarif aufzuheben, und des landwirtschaft lichen Provinzialvereins für Posen, denselben bei zubehalten, erledigt. In der Montags?Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde das Gesetz über die Pensionskassen der Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlichen Volksschulen in dritter Lesung und das Kommunalsteuergesetz in der Fassung des Herrenhauses angenommen. Es wurde sodann ein Antrag der Abgg. Lückhoff und Schöller (freik.) betr. die Gewährung von Ausnahmetarifcn für die Baumwollen-Jndustrie Schlesiens angenommen. Darauf wurde der Antrag des Abg. Frhrn. v. Los betr. die korporative Organisation des Berufsstandes der Landwirte beraten. Hierzu lag ein Antrag Arendt (freik.) vor, der eine Neuregelung des Wasserrechts verlangt. Das Haus nahm daun einen Vcrtagungs- antrag an. Am Dienstag wurde im Abgeordnetenhause die ^hr Wohl! Lassen Sie uns ein Glas auf die „Kunst" leeren " Morrison sah den Alten ganz verwundert an. Hatte Thomas plötzlich den Verstand verloren? Welche sonderbare Reden er führte! Aber mir fiel sein Gesang und seine Dekla mation ein und nun sah ich seine thränenden Augen, hörte ich feine feierliche Stimme. Und ich begriff alles: Der alte Thomas war Schau spieler gewesen! „Ja, ein Wohl auf die Kunst!" erwiderte ich. „Auf die edle Kunst, die Schauspielerkunst, welche die Menschheit belehrt und veredelt!" In diesem Augenblick wäre Thomas stir mich durchs Feuer gegangen. „Sie find Schauspieler gewesen, mein Herr? Leugnen Sie es nicht, ich weiß es! Welchen Zweig der edlen Kunst vertraten Sie? Haben Sie die Lachmuskeln der Leute in Bewegung gesetzt oder" — meine Stimme klang schaurig wie aus Grabeshöhle — „'oder haben Sie schönen Frauenaugen Thränen entlockt und die Stimme des Milleivs in steinharten Männerherzen wach- gerusen?" Und der Alte antwortete: „Ich bin Tragiker gewesen. Hamlet und Othello waren meine Lieblingsrollen!" „Ja," sagte ich und sah sehr unschuldig dazu aus, „aber noch jetzt spielen sich in unserer nächsten Nähe großartige und furchtbare Ereig nisse ab. Das Leben Archibald Forsters, Ihres Herrn, ist ja ein vollkommenes Drama!" „Mr. Thomas, hören Sic mich einen Augen blick au, Mr. ThomaS!" Er richtete das jetzt völlig seelenlose Auge auf mich. Der Alte schwieg und blickte auf. mein Uebergang von dem einen Thema andern ein zu hastiger, plumper gewesen? das Wort Drama hatte es ihm angethan. „Ja, mein Herr, er hat viel erlebt, er Frau Anny, die so gut schien wie sie schön >»» — Armer Mr. Archibald!" Und der gute, »4 Mann seufzte tief auf. „Die Sache ist Herrn Forster Wohl sehr gegangen?" „Das wollt« ich meinen! Tag und N«« hat er geklagt und getrauert Wer bM Ksn Uah und Fern. Der letzte Trumvf. Beim Kartenspiel VE Tode ereilt wurde in Berlin der Optiker Bong. Er hatte sich in einem Bier-Lokal mit drei Be kannten zum „Schafkopfspiel" eingefundcn und fiel, als er beim Aus spielen „Trumpf" gesagt hatte, plötzlich zurück. Sofort wurde von der Sanitätswache ärztliche Hilfe herbeigeholt. Ob gleich Bong noch lebend in seine Wohnung ge bracht wurde, so trat infolge des GehirnschlaB der Tod doch schon nach wenigen Stunden ein. Mit der Erfindung „lenkbarer" Luft schiffe befassen sich unglaublich viele Personen; viel Geld und Zeit wird der Lösung dieses Problems geopfert. Der Lustschiffer Riedel in Berlin hat es nun unternommen, eine große Menge dieser Modelle zusammenzubringen, und beabsichtigt, dieselben in einer Ausstellung dein großen Publikum vorzuführen. Einzelne dieser Modelle sind mit verblüffendem Mechanismus ausgestattet und werden selbst in Fachkreise" großes Aufsehen erregen. Geheimrat Psttenkofer in München er hielt anläßlich seines fünfzigjährigen Doktor jubiläums vom Kaiser den Rote ? Adler-Orde» mit Stern und vom Prinz-Regenten das KoM- thurkreuz des Zivilverdienst-Ordens der bayrische» Krone. Ein Distanz-Barfnfilaufen veranstaltete am Freitag in Frankfurt a. Bi. eine Gesellst»» von „Kneippianern". Auf den Hausener Wiest» versammelten sich junge und alte Mä mer m» anfgekrempelten Hosen, junge und alte Mdche», Mütter und Schwiegermütter mit züchtig über d» Knöchel geschürzten Röcklein und wateten eiM durch die dünnen Gräfer. Der Start >»^ Bockenheim, Ziel Heddernheim, wo gegen 8 M eine etwa 18 jährige, reizende Blondine Siegerin anlangte. Erlaubt war, beim Passie^. chauffierter Strecken Sandalen zu tragen, »» Wiesengrund hatten die Beteiligten mit S»^ nackten Füßen zu marschieren. Auf wahrhaft schreckliche Weise wlliA die 18 Jahre alte Tochter deS Gendarm >» Großrndestadt bei Erfurt von dem groß»" Wolfshund ihres Vaters zugerichtet. Als Mädchen dem Hund Futter gab, geriet er *» Wut, fiel das Mädchen an und zerfleischte dM» Arme und Beine. DaS Mädchen liegt s^ danieder. Zu der Brunnenkalamitat in Schnei^' mühl schreibt die .Schneid. Ztg/: „Um Senkbrunnen angesammeltes und wieder lang»'" abfließendes Regcnwasser gab vor einigen zu dem Gerüchte Anlaß, daß die Quelle U außerhalb deS Rohres einen Ausgang gefE und gefunden habe. Die näheren Untersuch»»^ ergaben jedoch, daß die Quelle keineswegs Erdoberfläche durchbrochen hat. Die SaEs ständigen setzen ebenfalls keinen erneuten bruch voraus. Die Pioniere haben mit Niederlegen deS Straubelschen Hauses !^, Mission erfüllt und begaben sich wieder in Garnison zurück. Die uach Beendigung A Sprcngungsarbeiten wieder ausgeführte Messung hat ergeben, daß in dem SeukunM"" seit der am 22. d. erfolgten Verstopfung Brunnens nur noch geringfügige Verändern»»., stattgefunden haben. Dieselben überschreite» allgemeinen 10 Millimeter nicht." , Ein Unikum in der Wahlbewegunst das zum Wahlkreise Speier-LndwigsMQ Frankenthal gehörige große Pfarrdorf Harw»»P bei Speier geliefert: Während bei der Interpellation des Grafen Douglas (freik.) betreffs der Maßnahmen der Regierung gegen die Cholera gefahr beraten. Kultusminister Dr. Bosse verweist auf die bezügliche Denkschrift; die Regierung werde dieselben oder ähnliche Maßregeln bei erneuter Choleragefahr treffen. Betreffs der Verkehrsbeschrän- kungeu sei man zu weit gegangen, in Zukunft wcroen dieselben weniger empfindlich und billiger sein. Forum sollen die Medizinalbeamten auch außerhalb ihre- Kreises den Cholera-Kommissionen zur Verfügung stehen. Abg. Dr. Virchow (frs.) hält die Feuer bestattung für die beste Sicherheit gegen die Epidemie. Hierauf wurde die Beratung des Antrags des Frhrn. v. Los betr. die korporative Organisation des Be rufsstandes der Landwirte beendet und der Antrag angenommen. „Benjamin Hood hat seine wohlverd«» Strafe erhallen, nicht wahr, Mr. Thomas? «Z Das Antlitz des Alten verzerrte sich voll. „St! Stille! Sie hätten meinen gestern abend und in der verflossenen Nacht!»» sollen, es war geradezu entsetzlich!" -z« „Was war denn so entsetzlich, Mr. TlioM» v „Sie hätten ihn sehen sollen, sage ich - „ noch dazu — er kann sie nimmer vergessen- „Er holt wohl zuweilen ihr Bild her»»»- es zu betrachten?" Bei dieser Bemerkung rötete Morrison plötzlich. . „Freilich thut er das!" «« D'-ns ja, es war am Dienstag schwieg der Alte. , ... Ml „Also am Dienstag, Dir. Thomas. vor allen Dingen trinken Sic doch « , aus !" Und ich füllte ihn, das Glas von nc> „Ja, da hätten Sie ihn sehen fol -n - K war, als habe er keine Ruhe nn Korp hat er geklagt und getrauert Wer auch denken können, daß Herr Benjamin > ein solcher Hallunke wäre! O, über diese B» l derbtheit der Menschen." . -
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