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Allgemeiner Anzeiger : 07.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189306077
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18930607
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-06
- Tag 1893-06-07
-
Monat
1893-06
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 07.06.1893
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Politische Rundschau. Deutschland. * Der Kaiser hielt am Freitag vormittag die große Frühjahrsparade über die Berliner Garnison ab. * Ganz in der Stille hat sich am 15. Mai ein hochbedeutsames Ereignis vollzogen. Es ist nämlich die Schiffahrt zwischenRendS- burg und Kiel nach einer fünfmonatigen Unterbrechung wieder eröffnet worden; jedoch nicht mehr wie früher in dem Bett des alten Eider-Kanals, der durch eine Schleusentreppe zur Scheitelhaltung emporstieg und dann auf der Ostseite in drei Stufen zum Spiegel der Ostsee sich senkte, sondern jetzt durchweg im Zuge der neuen, die deutschen Meere verbindenden Wasser straße. Die Verbindung von Meer zu Meer ist am 15. Mai 1893 zur Thatsache geworden, die Ostsee reicht jeyt bis Rendsburg, und durch die dortige, die Hochfluten trennende Schleuse kann jetzt bei der Flut Nordseewasser zur Ostsee, und bei der Ebbe Ostseewasser zur Nordsee fließen. * Auch die mecklenburgischeRechts- Partei ist jetzt mit einem Wahlaufruf hervor getreten ; es ist das erste Mal, daß sie sich selb ständig an den Reichstagswahlen zu beteiligen beabsichtigt. Zu diesem Zwecke sollen in sämt lichen sieben mecklenburgischen Wahlkreisen Kandi daten aufgestellt werden, deren Namen zu be zeichnen sich jedoch der Vorstand der Rechtspartei noch vorbehält. Der Aufruf, der an die bekann ten „Güstrower Grundsätze" anknüpft und auf diese verweist, fordert unter andern eine Ab änderung der Reichsverfassung „in wichtigen Punkten, und zwar, im Gegensatz zu der mit der Entstehungsgeschichte zusammenhängenden preußi schen zentralisierenden Strömung, eine Abänderung in föderativer Richtung, zur Stärkung und Er haltung der Selbständigkeit und lebensfähigen Entwickelung der deutschen Stämme und Staaten unter ihren angestammten Fürstenhäusern." Gegen die Mililärvorlage verhält sich die mecklenburgische Rechtspartei ablehnend. *Noch immer kommt es vor, daß weibliche Personen, die in ihrer früheren Beschäftigung gegen Invalidität und Alter versichert waren, bei Eingehung einer Ehe die Halste der für sie an die Versicherungsanstalten gezahlten Beiträge zurückzufordern zu können glauben. Das ist ein Irrtum. Das Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetz ordnet für den Eintritt des Rechts auf Rückerstattung der Hälfte der für weibliche Versicherte gezahlten Beiträge eine Wartezeit von fünf Beitragsjahren an. Weibliche Versicherte, die sich früher ver heiraten, als sie die Zahlung von Beiträgen für 235 Beitragswochen Nachweisen können, erhalten daher die Hälfte der für sie gezahlten Beitrage nicht zurück. * Die für das übrige Reichsgebiet in der gegenwärtigen Wahlbewegung in Kraft getretene Bestimmung der Gewerbeordnung, daß zur Ver teilung von Stimmzetteln und Druck schriften eine polizeiliche Erlaub.iis in der Zeit von der amtlichen Bekanntmachung des Wahltages bis zur Beendigung des Wahlaktes nicht erforderlich ist, hat für Els atz - Lothringen keine Geltung. Die Gewerbe ordnung ist zwar für die Reichslande durch das Gesetz vom 27. Februar 1888 eingcführt worden, jedoch ist ausdrücklich im Z 2 dieses Gesetzes angeordnet, daß hinsichtlich des Gewerbebetriebes, der die Herstellung, den Umsatz und die Ver breitung von Schriften, Drucksachen und bild lichen Darstellungen jeder Art zum Gegenstände hat, an Stelle der Bestimmungen der Gewerbe ordnung, die Landesgesetze maßgebend bleiben. Frankreich. * Im französischen Ministerrat hat der Marine minister Admiral Rieunier einen technischen Bericht des Generals Dodds über den Feldzug in Dahomey verlesen. In dem Bericht wird konstatiert, daß die Lebel-Patronen sich gut erhalten haben und durch die Witterung nicht beschädigt wurden. Das Expeditionskorps habe gleichzeitig rauchloses und rauchstarkes Pulver gebraucht; man habe nie Wahrnehmung machen können, daß diejenigen Truppen, die das rauch starke Pulver gebrauchten, mehr zu leiden hatten als die anderen. Kine Woche. ^Fortsetzung.» Nein, kannte ich Forster recht, so beabsichtigte er, wieder zu kommen und zwar bald. Archibald Forster war kein gewöhnlicher Verbrecher, der die Flucht ergreift, sobald die That vollführt ist. Er hatte ja nichts zu befürchten. Im schlimmsten Fall ein Verhör. Denn wirkliche Beweise fanden sich nicht, es war nur ein leiser Verdacht und Archibald Forster war nicht der Mann, der sich in Widersprüche verwickeln und verraten würde. Aber gesetzt den Fall, Archibald Forsters Reise hätte nicht heute morgen, den zweiten März, stattgefunden — ich hatte dem Diener ja keine Erklärung entlocken können — war er dann nicht der Schuldige oder hatte er auf alle Fälle die Hand mit im Spiele? Der mürrische Alte hatte allerdings gesagt, sein Herr sei noch nicht lange fort, aber was verstand er unter lange? Schließlich kam ich zu dem Entschluß, noch vierundzwanzig Stunden zu warten; war Forster am nächsten Abend nicht zurückgekehrt, so mußte ich andere Maßregeln treffen. Tinen groben Teil des folgenden Tages ver brachte ich auf der Straße. Joi Hause ließ es mir keine Ruhe. Die frische Luft that mir gut. Das wogende Straßenleben, die vielen wechsel- vollen Szenen, die sich vor meinen Augen ab spielten, nahmen meine Aufmerksamkeit in An spruch; eS gelang mir, zeitweite zu vergessen, * Obgleich von russischer Seite wiederholt in Abrede gestellt worden ist, daß das russische Geschwader in diesem Jahre einen fran zösischen Hafen besuchen werde, so hält man doch in französischen -Kreisen an der Erwartung fest, das Geschwader werde auf der Rückkehr von Amerika nach Brest kommen. Der ,Gaulois' will sogar mit Bestimmtheit erfahren haben, eS werde dies Ende August der Fall sein und die Erwiderung des Kronstädter Flottenbesuchs be deuten. So weit indes die Nachrichten der ,N. Pr. Ztg.' aus Paris reichen, ist bisher in zuständigen Kreisen von einer Ankündigung dieses Besuches nichts bekannt. *Die Kammer hat die Vorlage betr. die Wahlkreise angenommen und den zu der Vorlage angenommenen Znsatzantrag dahin ab geändert, daß nur vom Staat besoldete Beamte und Geistliche nicht alsAbgeordnete gewählt werden können. England. * Die Stellung Englands zum Drei bund kam am Donnerstag im Unterhause zur Sprache. Der Parlamentssekretär Grey erklärte: Es läge nicht im staatlichen Interesse, irgend welche Korrespondenz, die in früheren Jahren über den Dreibund gepflogen worden sei, zu ver öffentlichen; es sei keine dem Hause unbekannte Zusage hinsichtlich einer Verwendung britischer Streitkräfte gemacht worden. Neber die Sache seien am 4. Juni 1891 von dem früheren Unter staatssekretär Mitteilungen gemacht worden, seit dem sei weder eine Veränderung eingetreten, noch habe ein darauf bezüglicher Schriftwechsel statt gefunden. * Die unionistische Opposition im Unter hause hat die kurzen Pfingstferien dazu benützt, fünf Folioseiten mit weiteren Zusatz an trägen zu der Homerule-Vorlage auszusüllen; die meisten derselben beziehen sich auf das Uebergewicht des Reichsparlaments und die Mehrzahl wird von Sir H. James einge bracht werden. Weitere Zusatzanträge sind zu erwarten. In bezug auf die 9. Klausel der Bill, die von der irischen Vertretung im Reichs parlamente handelt, werden eine Reihe von Konferenzen stattfinden, in denen die von der unionistischen Partei einzufchlagende Taktik ihr gegenüber sestgestellt werden soll. *DaS englische Blatt ,Truth' meint, das einzige Mittel, die schlimme Lage Europas zu ändern, sei die R ü ck g a b e El s a tz - L o th rin ge u s an Frankreich. Als Entgelt würde Deutsch land alsdann — Holland bekommen, ent weder nach dem Tode der Königin oder durch eine Heirat mit einem deutschen Prinzen. England könne dann mit Frankreich die ägyptische Frage regeln. (Zwecklose Phantasien!) Belgien. -Die belgische Repräsentantenkammer hat die Verfassungs-Revisionsvorlage beraten und mit 98 gegen 34 Stimmen beschlossen, daß die Stimmenabgabe bei den Wahlen eine Pflicht sein solle mit Ausnahme der vom Gesetz zu bestimmenden Fälle. Schweiz. *Am 5. d. wird in Bern eine Konferenz von Vertretern der am internationalen Ueber einkommen über den Eisenbahnfracht verkehr beteiligten Staaten zu dem Zweck stattfinden, die Bestimmungen dieses Ueberein kommens wegen der Beförderung solcher Gegen stände, die bis jetzt vom internationalen Verkehr ausgeschlossen oder dazu nur bedingungsweise zugelassen sind, auf Grund der in den letzten Jahren gemachten Erfahrungen einer Durchsicht im Sinne möglichster Erleichterung zu unter ziehen. Derartige erleichternde Vorschriften sind bereits zwischen einzelnen Vertragsstaaten, namentlich zwischen Deutschland und Oesterreich- Ungarn, sowie zwischen Deutschland und Luxem burg, vereinbart, zwischen anderen Staaten vor bereitet worden, und es hat sich nunmehr als erwünscht herausgestellt, ähnliche Vereinbarungen, soweit angängig, für sämtliche Vertragsstaaten gemeinsam zu treffen. Balkanstaate«. »Nach dem nunmehr sestgestcllten Wahl ergebnis sind in Serbien 120 Radikale, 10 Fortschrittler und 1 Liberaler gewählt worden. was meine Gedanken und alle mein« geistigen Fähigkeiten so völlig beschäftigte. Planlos streifte ich auf dem Broadway um her, ich selber ein kleiner verschwindender Punkt zwischen den beiden unabsehbaren Prozessionen, welche die Straße hinauf und hinabwallen. Ich stürzte mich in das dichteste Gedränge und ließ mich willenlos mit fortreißen. Ich mußte den Tag totschlagen. Und endlich nach langen, langen Stunden senkte die Dämmerung sich auf die Riesenstadt herab — es wurde Nacht. 8. Wieder ist ein Tag beendet. Mittwoch der zweite März gehört der Vergessenheit an. Die Zeit geht ihren Gang, die Menschen müssen sie nach ihrem Gutdünken verwenden. Ich meinerseits kann mich nicht rühmen, daß ich den gestrigen Tag sonderlich nutzbringend angewendet hatte. Aber ich spreche mir selbst Mut zu. ES wird heute schon besser gehen! Und eS wird die höchste Zeit, denn die Stunden verfliegen heute so merkwürdig schnell. ES ist bereits vier Uhr. Daß Archibald Forster noch nicht zurückgekehrt ist, weiß ich. Ich bin soeben im Begriff, meinen dritten Besuch im Haufe abzustatteu. Vielleicht gelingt es mir endlich doch, dem alten mürrischen Graukopf etwas zu entlocken. Denn daß er mehr weiß, als er sagen will, davon bin ich fest überzeugt. Wenn aber auch dieser Tag zu Ende geht, ohne daß Forster heimkehrt? Wenn er ver schwunden ist und bleibt, was dann? Dann gilt es zu handeln. Und in diesem In drei Wahlkreisen werden Stichwahlen vorge nommen. Insgesamt wurden 203 932 radikale und 26 012 fortschrittliche Stimmen abgegeben, sonach 6000 Stimmen weniger als bei den Wahlen am 9. März. Ruhestörungen haben nirgends stattgefunden. Amerika. »In Nicaragua- haben die Revo lutionstruppen vollständig die Oberhand gewonnen. Der Präsident von Nicaragua, Sacaza, hat sich den Insurgenten ergeben und deren Bedingungen angenommen. Das Staats departement in Washington hat bereits die offizielle Mitteilung erhalten, daß der Präsident Sacaza nach Unterzeichnung der Friedensbedingungen sein Amt niedergelegt hat. Nach einer weiteren Mel dung hat sich nach der Abdankung des bisherigen Präsidenten die provisorische Regierung nach Managua begeben und ohne Widerstand und Ruhestörungen die Leitung der Staatsgeschäfte übernommen. Gin Stück Geschichte. Ein Berichterstatter des ,Temps' in Konstan tinopel hat „von einem orientalischen Fürsten, dessen Namen während achtzehn Jahren in Europa erklungen ist", interessante Aufschlüsse über die vor 1870 zwischen Napoleon III. und dem König Wilhelm von Preußen gepflogenen Beziehungen erhalten und teilt dieselben seinem Blatte unver ändert mit. Danach erzählte ihm der Prinz: „Im Jahre der Eröffnung des Suezkanals brachte ich zwanzig Tage am preußischen Hofe zu. Am Tage vor meiner Abreise fand ein großes Essen statt, bei dem ich zur Rechten des Königs saß. Im Laufe der Mahlzeit sagte Se. Majestät zu mir: „Nun, Sie gehen nach Paris ?" — „Ja, Sire!" — „Sie thun mir einen Ge fallen, wenn Sie dem Kaiser sagen, daß ich ihm für die mir geleisteten Dienste innige Dankbar keit bewahre. Ohne seinen guten Willen hätte ich den Krieg gegen Oesterreich nicht unternehmen können. Allerdings verfügte Frankreich, in Mexiko engagiert, nicht über alle seine Streitkräfte, aber 100 000 Franzosen am Rhein hätten uns in die größte Verlegenheit gebracht. Auch die Division der Italiener, die einen Teil der österreichischen Kräfte von unseren Grenzen ablenkte, ist der Freundschaft des Kaisers zu verdanken. Die meinige ist ihm dafür gesichert. Nichts verhindert uns, Hand in Hand zu gehen. Was mich be trifft, so werde ich mein möglichstes thun, um die besten Beziehungen zu Frankreich zu er halten." Wiederholt betonte König Wilhelm diese Versicherung mit einer Wärme, die ihre unbe dingte Aufrichtigkeit verbürgte. AIS ich nach Paris kam, entledigte ich mich des mir vom König gewordenen Auftrags beim ersten Besuch, den ich dem Kaiser machte. Er hörte mir sehr aufmerksam zu. Während ich sprach, erhellten sich seine Züge. Meine Worte schienen ihm eine wahre Erleichterung zu bewirken. Nichts, ant wortete er mir, könne ihm angenehmer sein, als eine solche Mitteilung, denn der Frieden und die Zukunft Europas hingen von den guten Be ziehungen Frankreichs und Deutschlands ab. Seine Erklärungen schienen mir ebenso aufrichtig, als die deS Königs von Preußen, und ich wäre vollkommen beruhigt gewesen, wenn sich nicht in der kaiserlichen Umgebung kriegerische Gährung kundgegeben hätte. Alle, namentlich die Säbel- raßler, sprachen von einem Krieg mit Preußen als unvermeidlich und nahe bevorstehend. Als ich diese Tollheit sah, ahnte mir, daß der Kaiser früher oder später überstürz:' werden würde und daß der Frieden nur an einem Faden hing." — Auch in London versicherte Lord Clarendon dem Prinzen, der kranke Napoleon wolle keinen Krieg, da er dabei seinen Thron riskiere; der Frieden sei also gesichert. Der Prinz teilte jedoch diesen Optimismus nicht, nach der kriegerischen Stim mung, die er in der Umgebung deS Kaisers wahrgenommen. — Nach Petersburg zurückgekehrt, hörte der Prinz, General Fleury solle Kriegs minister werden, und beglückwünschte diesen. Der General sagte jedoch: „Glauben Sie diese Nach richt nicht. Wenn ich Kriegsminister wäre, so ruhte ich nicht, bevor ich Frankreich bis zu den Zähnen bewaffnet hätte. Dazu muß sich das Land große Opfer auferlegen. Gegenwärtig sind Falle ist handeln bleichbedeutend mit Reisen, ich muß ohne Aufschub reisen, Forster nachreisen, ihn aufsuchen, verhaften und ihn zum Geständnis bringen. Sn ganz leicht ist die Sache nicht, und gleich im Anfänge tritt mir die Frage entgegen: nach welcher Himmelsgegend soll ich reisen? Nach Norden oder Süden, Osten oder Westen? Niemand kann mir Aufschluß darüber geben! Da kommt mir eine Idee. Der alte Starr kopf hat sicher Mißtrauen gefaßt. Meine häufigen Besuche sind ihm verdächtig geworden. Nun gut! Heute soll er einen andern Besuch erhalten, und doch will ich ihn in eigener Person besuchen. Ich stehe vor der Toilette in meinen, Zimmer. Jetzt mache ich Gebrauch von dem Jahalt der kleinen Dosen, die ich am ersten Abend zu mir steckte. Man klagt so ost, daß die Schauspieler eS nicht verstehen,' sich zu maskieren — sie sollten Unterricht bei einem Detektiv nehmen! Als die Uhr fünf Uhr schlägt, ertönt die elek- triche Klingel bei Mr. Archibald Forster. Es ist ein langgezogenes, ungestümes Schellen und verrät, daß der Besucher große Eile hat oder auch mit elektrischen Kliugelapparaten nicht allzu vertraut ist. Hier war offenbar letzteres der Fall, denn der Besucher war, wenn nicht alle Anzeichen trügten, ein Landmann. Die einfache Kleidung, die plumpen Stiefel, der breitkrämpige Hut — alles deutete daraus hin. Und unter dem Hut guckte ein breites, rotwangiges, phlegmatisches Gesicht hervor. Der alte- Murrkopf würde mich wohl in -dieser Verkleidung sicher nicht erkennen, und wenn dies dennoch der Fall war — nun so hatte ich wir außer stände, mjt Siegesgewißheit' ins Feld zu rücken. Diejenigen, die sich alles zutrauen, kennen meine Ansicht; weit entfernt, mich als Kriegsminister vorzuschlagen, werden sie ihr mög lichstes thun, meine Ernennung zu verhindern. In der That wurde der General bald daraus als Botschafter nach Paris geschickt. — Der Ge währsmann deS ,Temps' schaltete hier die Be merkung ein, jedermann wisse, daß die Kaiserin Eugenie Haupturheberin des Krieges gewesen sei. Im Anschluß an diese Bemerkung erzählt« der Prinz, wie abstoßend sich die Kaiserin Eugenie bei der Eröffnung des Suezkanals gegen den Kronprinzen von Preußen, den nachmaligen Kaiser Friedrich, benommen. Als letzterer sie an Bord des ,Aigle' zu begrüßen kam, ließ sie ihn mehrere Minuten warten. Nach dem Besuch wandte sich der Kronprinz an sein Gefolge mit den Worten in deutscher Sprache: „Haben Sie bemerkt, wie dieses Weib geschminkt ist?" — Der Fürst, den der Korrespondent des ,Temps" gesprochen hat, kann nach dem ganzen Zusammenhang nur Ismail Pascha sein. Kon Uah und Fern. Nach London entflohen ist kürzlich au» Berlin der Agent Robert Herz, der auf allen Rennplätzen des In- und Auslandes bekannt war und mit fast allen Sportsleuten enge Be ziehungen unterhielt. Seine Hauptbeschäftigung bestand darin, Sportsleuten Geld auf Wechsel zu verschaffen; und er genoß ebensowohl bei seinen Auftraggebern, wie in den Kreisen der Geldmänner eines gewissen Vertrauens. Dieses hat er zu Fälschungen in sehr bedeutendes Umfange gemißbraucht: man sagt ihm Wechsel fälschungen im Betrage von 130 000 Mk. nach Die falschen Papiere hat er bei verschiedene» Wucherern untergebracht, unter denen sich der Inhaber eines bekannten Sammelpunktes der Sport-Aristokratie befindet, der Mit nicht weniger als 60 000 Mk. hercingefallen sein soll. Die erhaltenen Gelder belaufen sich naturgemäß aus eine weit niedrigere Summe. Auf den gefälschte» Wechseln befindet sich u. a. der Name eines Grafen S. — Die Geschädigten haben bis jetzt vorgezogen, keine Anzeige gegen den Flüchtiges zu erstatten, wie sich versteht, aus sehr nahe liegenden Gründen. Der grofle Brand am Bremer Wefel' bahnhof ist, wie jetzt festgestellt ist, durch eine» 6jährigen Knaben verursacht worden, der Montag abend beim Eingang zu dem Schuppt an der Müggenburg einen Baumwollenballen -»' zündete. Das Feuer verbreitete sich infolge dt? leicht entzündlichen Inhalts der Schuppen w't rasender Schnelligkeit, die Feuerwehr hatte grE Mühe, die benachbarten Gebäude und vor alle»' die Schuppen auf dem Weserdahnhos, die wert volle Seidenwaren und Baumwolle enthielte», zu schützen. Die dicht neben dem Weserbah»^ gelegenen Nielsenschen Schuppen 16 a, b, e,.» und Fischerdeich 10—12 brannten vollständig nieder. Ersterer enthielt der Firma Gebrüdek Nielsen gehörige 3300 Sack Reis im Werte oo» etwa 75 000 Mk., im zweiten lagerte ein großer Posten Reismehl, Eigentum des Herrn Gc^' Schipper, und im dritten lagerte für Rcchnu»S der Bremer Lagerhausgesellschaft Baumwolle Werte von etwa 290 000 Mk. Von den Schuppen stehen nur noch Mauerreste. Der samtschaden wird auf mehrere Hunderttaust»" Mark geschätzt. Eine schreckliche Feuersbrunst hat RieS bei Apenrade gewütet und die große KiE- sowie sechs Stellen eingeäschert. Ein AugevZlE der Verheerung teilt darüber folgendes »ws Gegen 11 Uhr, als die Bewohner unseres Dorsts sich soeben im ersten Schlaf befanden, entM"° auf noch unaufgeklärte Weise Feuer in Hause des Ole Höiland. Als die Bewoh^j erwachten, hatte das Feuer bereits das umspannt, und sie retteten nur das nackte Leb« , In dem nördlichen Ende des Dorfes, wo Feuer entstand, stehen die Häuser dicht zusaiEh und der fast zum Sturm gewordene Nordost^ warf die Funken mit rasender Schnelligkeit A die Nachbargebäude und auf den hohen, schlaf Kirchturm. Da derselbe mit Schindeln war, so stand er bald in Hellen Flammen, meinen Plan gemacht, dann war es das ei»^ richtige, direkt auf die Sache loszugehen. Die Thür wurde geöffnet. „Ist Mr. Forster zu Hause?" Die 82 kam im treuherzigen, offenen Ton mit leichten Anstrich von Provinz-Dialekt heraus . „Nein, Sir, er ist nicht zu Hause. " wird auch warscheinlich —" . Ich hörte nichts mehr. Ich wäre bc>»^ vor Staunen die Treppe hinabgestürzt .,^,i sauste vor meinen Ohren. Ich tcante eigenen Augen kaum. Denn wen sah i«/ vor mir? Wer beantwortete meine Frage» Vor mir stand Mr. Morrison, der Mw des ChefS! _-e» Morrison hier? Was in des Teufels d!»». hatte er hier zu thun? Und in der Berkley eines Dieners! Er, der so sehr auf seine M auf seine vornehmen Beziehungen gab 77- Adjutant des ChefS, der Verwandte des . Ich besann mich und trat ein. I» „Mr. Forster ist also nicht zu Hause! j,„ wußte wirklich nicht, was ich sagen some' .^ füllen frohlockte ich jedoch über meine gelungene Verkleidung. .^iß, „Nein, Sir! Und eS ist sehr E. wenn er wiederkommt, er ist nämlich vencn „Vielleicht wissen Sie, wie lange er schon " ^si „Nein, Sir. Ich habe meine Sie»- ganz kürzlich angetreten. Aber wenn n^c wenig warten wollen, Nir. Thomas kom» bald nach Hause, der kann Ihnen viel" gewünschte Auskunft geben." „ ... F Mr. Thomas? So hieß also Murckopf. Ich mußte folglich ein we>'S
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