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Allgemeiner Anzeiger : 01.07.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189307017
- PURL
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18930701
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-07
- Tag 1893-07-01
-
Monat
1893-07
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 01.07.1893
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der ,Polizeianzeit,-' zu erzählen weiß. Das »rme Mädchen, Hildegard S., hatte einen Gulden verloren, für den sie Zubehör kaufen sollte, und da fürchtete sie Strafe. Ein Sprung in den Donaustrom sollte der Ausweg sein. Hildegard S. wurde glücklicherweise gerettet und in das Spital der Barmherzigen Schwestern gebracht. Es wäre denn doch zu billig gewesen, ein Menschen- Mn um einen Gulden I An Cholera sind am 24. Juni in Montpellier drei, bei Paris innerhalb der Bannmeile Pier Personen' gestorben. — Ueber Cholerafälle in Italien wurden in den letzten Tagen Gerüchte derbreitet. Demgegenüber erklärt der Direktor des römischen Gesundheitsamtes, daß nur ein einziger Cholerafall in Italien vorgekommen sei, »nd zwar am 11. Juni in Piezzo. Derselbe be traf eine an demselben Tage aus Südfrankreich i Wreiste Person. Italien sei seuchenfrei. Der Spielsaar von Monte Carlo war A23. Juni der Schauplatz einer Aufsehen erregen- ! den Skandal-Szene: Einer der Direktoren der ! Roulette hatte bemerkt, daß ein Croupier Moleond'ors in seinen Hemdärmel verschwinden «affe und forderte ihn daher auf, augenblicklich den Saal zu verlassen. Daraufhin versetzte der soupier dem Direktor ein paar schallende Ohr feigen. Es kam nun zu einer Balgerei zwischen Direktor und Croupier, worauf die Spieler den Mren vor die Thür setzten. Der Untergang des Panzerschiffes "Viktoria" wird in England allseitig als ein Mionalunglück empfunden. In allen Flotten A, Welt gibt es nicht 50 derartige Schiffe. Are das Schiff als der Preis eines blutigen , bedeutenden Sieges untergegangen, so hätte Ugland sich getröstet, aber es sank infolge eines Erklärlichen Fehlers oder Zufalles in ruhiger f?ee bei einer friedlichen Parade unter dem lächelnden Himmel des levantinischen Tunis. Joit der Aufschliher. In Notherhithe "5 London wurde ein übelbeleumundetes Frauen- zvvnier ermordet; obwohl die Leiche nicht die Wlichm Verstümmelungen aufwies, die an den Mrn „Jack des Aufschlitzers" festgestellt wurden, vermutet man doch nach der Art des Mordes, °v» Jack der Thäter sei. , Ein Pastor in England, der sich schon '^gst über die hohe Einschreibegebühr für Briefe Mgert hatte, ist schließlich auf ein sinnreiches Mittel verfallen, seine wichtigen Briefe mit aller ^°rgsalt für weniger Geld befördert zu sehen, das Postamt zu betrügen. Er schickt sie unfrankiert und legt für den Empfänger Briefes das doppelte Porto in den Brief- ,"Wag. Ein unfrankierter Brief wird von der Mischen Post mit noch größerer Ehrfurcht be- Mdelt, als ein hoch versicherter, da die Post an A Strafporto ein gutes Geschäft zu machen ^Mt. Der Adressat erhält seinen Brief daher sMo sicher als ob er eingeschrieben wäre; für .^Strafporto findet er im Briefumschlag Ersatz N der Pastor hatte einen Penny, das heißt Prozent gespart. « Während einer Schiestübuug der vierten ^°vipaiije des - 38. Infanterie-Regiments in Meruw wurde der Korporal Biasini von einer in das rechte Schläfenbein getroffen und als Leiche zu Boden. Wenige Augenblicke Wer fuhr eine zweite Kugel einem Soldaten in Herzgegend und streckte ihn gleichfalls nieder. ^ Untersuchung ergab, daß die Geschosse nicht Doldatcngewchrcn, sondern zu Jagdflinten ge- Men. Die Urheber des Verbrechens — denn ein solches handelt cs sich jedenfalls — "vnten bisher nicht ermittelt werden. .„Selbstmord. In Mailand erregt der un- Mrliche Selbstmord des vielfachen Millionärs Mmi ungeheures Aussehen. Derselbe war 'eit zwei Jahren verheiratet und hinterläßt kleine Kinder; er warf sich bei der Station ^ler einen heranbrausenden Eisenbahnzug. Die älteste Kirche Finnlands ist in Uen Tagen ein Raub der Flammen geworden. Kirche lag in der Nähe von Helflngfors, im Jahre 1437 erbaut worden und enthielt Menge sehr interessanter Altertümer. Unter .Aren, wurde der Helm Gustav Wasas dort ^bewahrt. Leider ist es nur gelungen, einen Uvgen Teil der Denkwürdigkeiten zu retten, ebensogleich machte man nach Ausbruch des Feuers die Entdeckung, daß 60 000 finnische Mark, die in der Kirche aufbewahrt wurden, ver schwunden waren. Hieraus wird gefolgert, daß der Dieb des Geldes auch der Brandstifter ge wesen sei. Ernste Ruhestörungen fanden infolge behördlichen Verbots, in der Nähe des Hindu tempels zu Rangun (Indien) Vieh zu schlachten, am Sonntag bei Beginn des Beiram-Festes statt. Die aufgeregte Menge bewarf die Polizei mit Steinen und gab dieselbe von der Moschee und aus den Häusern Schüsse ab. Ein Kon stabler wurde schwer verwundet, mehrere Richter wurden verletzt. Die Polizei feuerte auf die Menge und verwundete etwa 20 Personen. Das Norfolk-Regiment säuberte schließlich die Straßen. Es werden jedoch weitere Unruhen befürchtet. GerichtshaUe. Berlin. DaS Kunststück, als Angeklagte Zeugengebühren zu erheben, hat die verehelichte Pauline Serkten ausgeführt, die sich wegen Be truges vor der 2. Strafkammer hiesigen Land gerichts zu verantworten hatte. Die Angeklagte war mit mehreren anderen Angeklagten in einen Straffall verwickelt, der vor dem Langericht zur Verhandlung kam. In dem Hauptverhandlungs termin wurden auch ihre beiden Söhne vernom men und als diese mit den übrigen Zeugen zur Gerichtskasse gingen, um die Zeugengebühren zu erheben, schloß sie sich dieser Gruppe an und stellte sich dem Kassenbeamten als die Mutter des einen kleinen Zeugen namens Schaumkessel vor, den sie an Gerichtsstelle begleitet habe. Sie meinte, daß sie für diese Begleitung des Jungen doch auch einen Ersatz für ihren ausgefallenen. Arbeitsverdienst erhalten müsse und der Kassen- bcamte, der keine Ahnung davon hatte, daß er die Angeklagte in der betreffenden Strafsache vor sich habe, zahlte auch richtig Versäumniskostcn an sie aus. Die Sache wäre vielleicht nicht ruchbar geworden, wenn in der Sache nicht noch ein zweiter Termin stattgefunden und der Kassen beamte sich bei Aufruf des etwas seltenen Namens nicht noch der Persönlichkeit der Angeklagten er innert hätte. Er fragte sie, ob sie ihren Sohn wieder begleitet habe, aber noch ehe er eine Ant wort erhielt, wurde ihm von beteiligter Seite die Aufklärung, daß Frau Serkten ja die Angeklagte sei. Nunmehr war ihr Schicksal besiegelt. Der Staatsanwalt ging gegen sie wegen Betruges vor und beantragte mit Rücksicht aus die be wiesene Frechheit und die Vorstrafen der Ange klagten 1 Monat Gefängnis. Der Gerichtshof ging über diesen Antrag noch hinaus und erkannte auf 6 Wochen Gefängnis. Ellwangen. DaS Schwurgericht verurteilte den 31 jährigen Kutscher Barth von Königsbronn, der dem Bauer Fischer aufgelauert, ihn nieder geschossen und ihm 550 Mk. geraubt, wegen Raubmord zum Tode. Der Untergang des Admiral schiffes „Uiktoria". Der Eindruck, den der Verlust der „Viktoria", des schnellsten und teuersten Schiffes der eng lischen Marine, in London gemacht hat, ist ein geradezu vernichtender. Als man die Bauperiode der Riesendampfer in England inaugurierte, glaubte man gerade dadurch die englische Supre matie zur See aufs neue zu befestigen. In die Komplimente, die man der berühmten Flotten revue zu Spithead den deutschen Schlachtschiffen machte, mischte sich unverkennbar ein leiser Spott, indem man ausdrücklich die auffallend kleineren Dimensionen der deutschen Schiffe gegenüber den englischen hervorhob. Dieser siegesfrohe Stolz hat jetzt düsteren Vorahnungen Platz gemacht. Aus dem Umstande, daß der kleine Panzer „Camperdown" das größere Schiff „Viktoria" mit leichter Mühe vernichtete, wird mit Evidenz be wiesen, daß der bisher beliebte Schiffstypus ein gänzlich verfehlter ist, hat doch bereits Lord Brassey, der frühere Marineminister, gegen die fortwährende Vergrößerung der Schlachtschiffe energische Einwendungen gemacht, indem er be tonte, daß die schwersten Panzerschiffe den Ramm böcken gegenüber ohnmächtig seien. So wird denn das Unglück nicht ohne Einfluß auf den ferneren Kriegsschiffbau bleiben, man wird fürder hin den Schnellkreuzern wegen ihrer leichteren Manövrierfähigkeit den Vorzug geben müssen und die Riesenpanzer für den Schutz der Küsten her anziehen. In England verhehlt man es sich nicht, daß im Ernstfälle England gerade mit seinen großen Schiffen möglicherweise eine arge Schlappe erleiden könne. — Ueber die Veranlassung der Katastrophe werden die verschiedensten Ansichten laut, einen vollen Aufschluß über das Unglück wird aber erst die Verhandlung vor dem Kriegs gericht ergeben können. Wahrscheinlich manövrierte das Geschwader in Doppellinie mit „Viktoria" und „Camperdown" an der Spitze und bei der Evolution Chasse Croise veranlaßte entweder durch einen Fehler der Taktik ein falsches Signal das Versagen deS Steuer-Apparats oder die Maschine des Panzerschiffes „Camperdown", die die „Viktoria" auf der Breitseite packte, brachte diese aus dem Gleichgewicht und die ungeheure Eisenmasse der Drehtürme und Kanonen be schleunigte den Umsturz, der die Insassen völlig begrub, so daß nur die auf Deck Befindlichen gerettet wurden. Der Admiral selbst hatte nichts mit der Schiffsleitung zu thun, er befehligte nur die Gesamtflotte. Der Königin ging das Schick sal der „Viktoria" sehr zu Herzen, deren silbernes Modell ihr von den Marine-Offizieren zu ihrem Rcgierungsjubiläum geschenkt worden war. Tryon galt allgemein für das Ideal eines See-Offiziers, ein ehrlicher, offener, derber Seemann, der ebenso höflich wie grob sein konnte. Er war bei Jour nalisten besonders beliebt, weil er sie bei Manö- vern auf dem Admiralsschiff zu versammeln und ihnen genaue Auskunft über die Evolutionen und den Manöverplan zu geben pflegte. Die .Times' schreiben: „Der Verlust eines solchen Oberst-Kommandierenden, wie Sir George Tryon, und so vieler tapferer, diensteifriger und wohldisziplinierter Seeleute, die sein Schicksal teilten, ist nahezu unersetzlich. Nach dem allge meinen Urteil seiner Kollegen und der Admiralitäts- behörden, mit denen und unter denen er diente, war Sir George Tryon einer der begabtesten und fähigsten Offiziere im Dienste. Gleich be deutend als Stratege und als Taktiker, ein Mann, der schnell und geschickt im kritischen Augenblick handeln und denken konnte, der eine vollkommene Kenntnis der ganzen Kunst und Wissenschaft seines Faches besaß, dessen erster und letzter Gedanke als Oberst-Kommandierender immer nur die Wohlfahrt seiner Flotte und das Wohlbefinden seiner Offiziere und Mannschaft war, vereinigte Sir George alle die besten Eigen schaften in sich, die traditionellermaßen seinem edlen Beruf zur Zierde gereichen." In Malta ist große Trauer, da viele Malteser an Bord der „Viktoria" waren. Die Flaggen sind halbmast gehißt. Es ist eine allgemeine Ge schäftsstockung eingetreten. Die Vergnügungs lokale sind geschlossen. Die Katastrophe machte in Chicago tiefen Eindruck, wo das Modell der „Viktoria", 35 Fuß lang, als Hauptstück der englischen Ausstellung prangt. Die „Viktoria" sollte ursprünglich „Renown" heißen, wurde aber aus Anlaß des Königin-Jubiläums „Viktoria" getauft. Der Stapellaus fand 1887 auf der Schiffswerft Elswick statt mit großem Gepränge und vielen Reden, bei dem der Unterschied zwischen der kleinen „Viktory", des Admiralschiffs Nelsons, und der gewaltigen „Viktoria" hervorgehoben ward. Die „Viktoria", deren Erbauung und Armierung nach zuverlässiger Quelle 16 898 000 Mark gekostet hat, galt zur Zeit des Stapellauss für das schnellste Schiff der englischen Marine und wurde nur von zwei fremden Schiffen, „Italia" und „Lepanto", an Schnelligkeit über troffen. 1890 wurde sie zuerst, 1893 am 1. April zum zweiten Mal in Dienst gestellt. Sie'kreuzte im Juni vor Nauplia, galt aber übrigens für ein unglückliches Schiff, denn sie strandete schon im vorigen Jahre bei den Jonischen Inseln und wurde in Malta ausgebessert. Der Kindermord in China. Ueber die Veranlassung des Kinderkauss durch die französischen Missionäre in China und die Wut des Stockchinesen gegen dieselben, wird folgendes mitgeteilt: In einem dürren, unbe bauten und von steilen Felsen eingeschlossenen Thal unfern der Stadt Kanton windet sich in vielen Krümmungen ein kleiner Fluß. Die Be wohner der Umgegend meiden dieses schauerliche Thal, in dem Grabesstille herrscht; nur hin und wieder sieht man am Tage einige neugierige Engländer dort. Zur Nachtzeit dagegen schleicht oftmals eine Frau im Schein einer kleinen Laterne auf dem schmalen Fußpfad heran,, bis sie auf einen Felsen gelangt, worauf mau'als bald den Fall eines schweren Körpers im Wasser hört. Dabei erschallen ängstliche Jammertöne, die nach und nach schwächer werden, bis sie nach und nach ganz verstummen. ES war eine Mutter, die Not und Verzweiflung trieb, sich ihres Kindes zu entledigen; denn die Chinesen haben das Recht, ihre Kinder, die sie nicht ernähren zu können glauben, auszufetzen oder umzubringen. Dieses Recht wird, wenn man es auch zu leugnen versucht hat, noch immer in der schauerlichsten Ausdehnung ausgeübt. Iw Kanton freilich haben die Sitten sich durch den Verkehr mit den Europäern ziemlich geändert; dorr setzt man die Kinder nicht mehr aus, noch seltener bringt man sie selbst um; eine alte Frau^uber- nimmt das traurige Geschäft gegen eine kleine Vergütung. Die armen Familien kennen sie und bringen ihr die Kinder, deren sie sich entledigen wollen. Mit ihnen begibt die Frau sich während der Nacht nach dem vorerwähnten Felsen, wo ein hohler Baumstamm mit dem einen Ende über den Totenfluß hinausragt. In diesen Stamm legt die Frau das unglückliche Geschöpf, das, durch denselben hi mbgleitend, in die Flut gelangt. In Frankreich hatte sich schon vor fünfzig Jahren eine fromme Gesellschaft gebildet, die zum Zweck hatte, chinesisch^Kinder zu kaufen und für das Christentum zu erziehen. Das zusammengebrachtc Geld verwendeten die Missio nare in China, um jene dem Tode geweihten Kinder zu kaufen. Manche von ihnen wandern allnächtlich an dem Totenfluß umher, um die unglücklichen Opfer dem Tode zu entreißen. Im Jahre 1854 wurden noch achtzig Kinder in dem Flusse ertränkt; noch jetzt verhindern die fana tischen Chinesen den Verkauf von Kindern, da mit sie nicht im Christentum erzogen werden sollen. Kuntes Allerlei. Bei der Stichwahl im 5. Berliner Wahlkreis fand man in den Urnen mehrerer Wahllokale zahlreiche Stimmzettel, die statt des Namens eines der beiden Stichwahlkandidaten, Baumbach oder Schmidt, in fetter Druckschrift die Worte enthielten: „Fürst Bismarck, kehre wieder!" In der Urne eines einzigen Wahlbe zirks fanden sich nicht weniger als 18 solcher ungültigen Stimmzettel. Wo steckt die Frau? Der Berliner Berichterstatter des .Daily Chrouicle' hat eine einfache und ansprechende Theorie zur Erklärung der Spaltung der deutschfreisinnigen Partei. Er hat die Frau gesunden. „Herr Rickert", so läßt seine Weisheit sich vernehmen, „hat eine Schottin namens Stoddart zur Frau, und ihrem weisen und mäßigen Eindruck ist es in nicht, geringem Grade zu verdanken, daß er sich den Militär forderungen der Regierung gegenüber entgegen kommender beweist, als sein einstiger Waffen genosse Eugen Richter, der als rauher, unge zähmter Junggeselle keiner Autorität,' nur seinen eigenen wilden Leidenschaften gehorcht." Landwirtschaftliches. „Guten Tag, Hein rich! Wie geht's? Habe dich ja nicht mehr ge sehen, seit du Landwirt geworden bist." — - „Nicht?" — „Hast du im letzten Jahre was auf deinem Gut gezogen?" — „Ja, 'n Vollbart!" Boshaft. „Eigentlich ist es ein Unsinn, die Gerechtigkeit durch eine Frauengestalt mit einer Wage in der Hand zu personifizieren." — „Warum ist das ein Unsinn?" — „Weil bei einer Frau das Zünglein nie stille steht." Prompt beantwortet. Professor (im Examen): „Warum lächeln Sie denn fortwährend, Herr Kandidat?" — Kandidat: „Sie stellen so kitzliche Fragen, Herr Professor." Wirkung in die Ferne. A.: „Was radieren Sie denn da auf dem Pfandschein herum?" — B.: „Ja, ich reinige meinen Ueber- zieher." s? da bedarf es einer harten Stirn, um nicht N Staube liegen zu bleiben. Es ist ein gefähr- Her Sturz, der ost gefährliche Folgen nach "h zieht. i So erging es Percy Barker. Er arbeitete Schweiße seines Angesichts, hatte im Anfänge ^Schwierigkeiten zu'überwinden und war oft «I Verzweiflung nahe. Aber in der elften Grinde lächelte die Göttin ihn freundlich an — 2 streckte seine Hand aus und griff in die Reichen.des Glücksrades. . So recht genau kannte niemand den Zu- Mnienhang der Geschichte, niemand außer Percy Wkr selber. Man erzählte sich von einem gewöhnlich großen Funde — von einem Manne, Q sein Glück für Zeit und Ewigkeit gemacht Ade — dieser Tag in Kalifornien würde ihm gergeßlich bleiben. — Nur wenige Stunden br, und ein neues Gerücht verbreitete sich in tzffv Jork; dasselbe lautete ganz anders. Die ^eifenblase war geplatzt. Percy Barker war ^°der, was er gewesen — ein armer Goldgräber. — sein Name war genannt worden! während ich so in den dunklen Zimmern denk "set>erschritt. war es ^ir, verstehe ich der in dieser Stunde in seinem Innern haben mußte. Das rote Gold funkeln äu wissen, daß alles ihm allein gehört — schön?Glanz, schäumender Wein und Schak „ »en. Er streckte die Hand nach dem sam ""d wie mit einem Zauberschlage Erd- drstlbe zurück in die Eingeweide der auf ewig ""erreichbar, unwiederbringlich — fort "wr ein« wunderbare Geschichte, die noch heute, nach Jahren, an dem Schauplatz, auf welchem sie sich zugetragen hat, nicht vergessen ist. Und wenn sich die Nacht niedergesenkt hat, wenn die Arbeit ruht, wenn die Flasche nicht mehr kreist und der Gesang verstummt — dann erzählt wohl jemand mit flüsternder, geheimnis voller Stimme von ihm, der den unermeßlichen Schatz gefunden und wieder verloren hat. Dann seufzen die wilden Gesellen und mehr als einer seufzt tief auf und meint: „Ach, wäre doch ich der Glückliche gewesen! Ich würde es schon verstanden haben, den Schatz zu halten." Percy Barker kehrte wieder nach New Jork zurück. Er hatte das Goldgraben satt. Man betrachtete ihn natürlich mit einer ge wissen Neugierde, und selbstredend waren die wunderbarsten Geschichten über ihn im Umlauf. Unter allen diesen Gerüchten, welche mehr oder weniger Anspruch auf Glaubwürdigkeit machten, beschäftigte sich auch eins mit dem steifen Finger seiner linken Hand. . Danach hatte sich Percy Barker, der sich m Begleitung eines Chinesen auf Reisen befand, eines Nachts in einem Walde gelegen. Sie waren fern von jeder menschlichen Wohnung, die Nacht war dunkel und der Wald dicht — die Versuchung war zu groß für den gelbhäutigen Sohn Chinas. Er zog sein Messer, er beugte sich über seinen Herrn, und schon blitzte der Stahl über dessen Brust. Da erwachte Percy Barker, wehrte mit der Linken den Stoß ab, der Chinese erschrickt und Percy Barker ist ge rettet. Den steifen Finger aber behielt er zum Andenken an jene Stunde Doch — kein Thema ohne Variationen! — So erzählt man denn die Geschichte auch folgender maßen : Eines Nachts hatte sich Percy Barker mit einem Kameraden im Walde gelagert. Die Nacht war dunkel und der Wald dicht. — Die Versuchung war zu groß für — Percy Barker! Er zog sein Messer, er stürzte sich über den Kameraden, schon blitzt der Stahl über dessen Brust, als er erwacht. Es entspinnt sich ein heißer Kampf, in welchem Barker verwundet wird. Weiter berichtet diese Variation nichts. Doch wir kennen die Fortsetzung. Der ehe malige Goldgräber wurde Bankier. Das Glück, das sich ihm so abhold gezeigt, wendct sich: Der alte James Hood war ein kluger Mann. Percy Barker war Spekulant. Dann trat Ben jamin Hood in die Firma, die von jetzt an den Namen „Barker und Hood" führte. Und wenn mich nicht alles täuscht, ist es eben der Chef dieser Firma, der jetzt bei mir schellt. 14. Es war so dunkel im Zimmer, daß ich die Züge und die Gestalt des Eintretenden nicht zu erkennen vermochte Ich schritt ihm entgegen, und noch ehe ich das Schweigen gebrochen hatte, erklang eine tiefe ernste Stimme, und zwei blitzende Augen begegneten den meinen — ich hörte und sah, daß meine Vermutung sich bestätigte. Percy Barker hatte sein Versprechen nicht vergessen. „Ja, da bin ich, Mr. Moore, und zwar komme ich früher als ich versprach. Wenn ich nicht irre, ist die Uhr eben erst ein Viertel über acht. Aber desto besser, denke ich. Eure Zeit ist wohl sehr kostbar — besonders in diesen Tagen — und was mich betrifft, meine Zeit ge hört allen anderen eher als mir selber!" „Mr. Barker," erwiderte ich, „Sie find mir sehr willkommen. Nehmen Sie gefälligst dort im Sofa Platz. Es ist so dunkel, daß Sie den Weg kaum finden können. Aber Sie müssen entschuldigen — ich war so in Gedanken versunken und erwartete Sie nicht so früh. Ich will sofort Licht anzünden lassen." Er aber legte seine Hand auf meinen Ar«, s als wolle er mich an meiner Absicht hindern. > „Nein, Mr. Moore," und seine tiefe Stimme klang so bestimmt, fast befehlend, „nein, lassen Sie das! Ich bitte Sie! Meine Augen sind so angegriffen und müde. Es ist eine wahre Wohlthat, sie einen Augenblick ruhen zu lassen." Er legte die Hand über seine Augen, als schmerzten sie ihn. Mr. Barker war mein Gast, ich hatte keinen Grund, seine Aussage zu bezweifeln. Freilich konnte ich mit dem besten Willen nicht bemerken, daß seine Augen überangestrengt waren. Trotz des Dunkelheit, die im Zimmer herrschte, konnte ich sehen, wie seine Angen blitzten, während er sprach. Nun, mir konnte es nur angenehm sein, im Dunkeln zu bleiben. Auf die Weise blieb ich von seinen scharfen, prüfenden Blicken verschont. Wir setzten uns Er nahm Platz auf dem Sofa, ich auf einem Stuhl am Tische vor demselben. „Ja, Mr. Moore, jetzt sollen Sie hören, was ich auf dem Herzen habe. Seien Sie ruhig, ich werde nicht unbarmherzig sein Ihre Geduld soll auf keine allzu harte Probe gestellt werden." EW 14 «Fortsetzung folgt./
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