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Allgemeiner Anzeiger : 28.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189306285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18930628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18930628
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-06
- Tag 1893-06-28
-
Monat
1893-06
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 28.06.1893
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Politische Rundschau. Deutschland. * Auch die Kaiserin ist am Donnerstag aberd nach Kiel abgereist. Sicherem Ver nehmen nach wird das Kaiserpaar Ende des Monats von Kiel nach dem Neuen Palais zurückkehren. * Eine kaiserliche Ordre beruft den Reichs tag zum 4. Juli ein. Wie ferner noch die ,Nordd. Allg. Ztg.' mitteilt, wird der Kaiser den Reichstag in Person eröffnen. *Die großen Herb st Übungen der Flotte, unter dem Kommando des Admirals v. v. Goltz, werden in diesem Jahre ,o früh zeitig vor sich gehen, daß sie noch vor Mitte September beendet werden können, um die zu diesem Zeitpunkt zur Reserve übertretenden Mann schaften zur Entlassung gelangen zu lassen. Die Teilnahme der Schiffe an den Uebungen wird eine sehr zahlreiche sem. Das Operationsgebiet der Flottenmanöver erstreckt sich auf das Küsten gebiet der Ostsee. Der Kaiser wird an Bord dec „Hohenzollern" den Manövern beiwohnen. * Der Bundesrat hat dem vom Reichstage beschlossenen Gesetz über den Verrat mili tärischer Geheimnisse seine Zustimmung erteilt. *Die neue Militärvorlage schließt sich, wie die ,Tgl. Rundsch/ erfährt, dem Antrag Huene aufs engste an, sodaß irgendwelche Neuerungen von Belang nicht zu erwarten sind. * Welcher Mann Kriegserfahrung hat, dem wird der beklemmende, wehmütige Eindruck un vergeßlich sein, wenn nach einer wilden Attacke, nach einem heißen Handgemenge das Signal zum Sammeln über das Schlachtfeld dröhnt. Reiter auf Reiter kommt herangetrabt; wie kurz aber wird die Reihe, die, bevor es ins Treffen ging, eine stattliche Phalanx war. Von dreien, die mutig hinausgesprengt, kommt nur einer zurück, je der zweite und der dritte Mann fehlen. So ist es auch in der H au v tw a h l s ch l a cht den alten Männern des Reichstages ergangen. Am 6. Mai, als die Entscheidung über die Militärvorlage fiel und die Auflösung unmittel bar mit sich brachte, zählte das Haus — fünf Sitze waren erledigt — 392 Mann. 20 Reiter hatten sich „vom Sattel getrennt", ehe die Attacke begann, 19 fehlten bei der Abstimmung, und einer enthielt sich ihrer; von den Anwesenden stimmten, wie erinnerlich, 162 mit Ja, 210 mit Nein. Aber 392 Mann zählte, die beiden feind lichen Reihen zusammengerechnet, das Haus in der Stunde der Auflösung. Und wie viel der alten Abgeordneten sind wiedergewählt? 132 — also, wie gesagt, von dreien ist nur einer zurück gekommen, bei der Hauptwahl, versteht sich. Nach der Stichwahl mag noch ein Häuflein derer zusammenkommen, die sich gänzlich versprengt haben und erst nach mancherlei mühseligem Um weg ihren Truppenteil, will sagen, den Anschluß an die Fraktion wiederfinden. * Während bei der erster Stichwahl (am Donnerstag in Lübeck) der Sozialist dem Kandidaten der Freisinnigen Vereinigung unter lag, wurden bei den Stichwahlen am Freitag (in Solii gen, Elberfeld und Frankfurt a. M.) die drei sozialistischen Kandidaten gewählt. In Leipzig dagegen unterlag der Sozialist seinem nationalliberalen Gegner. *Die Aufgaben des Preuß. Landtags werden durch die neuesten Ereignisse der unglück lichen Stadt Schneidemühl und den in der Landwirtschaft hervorgetretenen Futtermangel noch eine Erweiterung erfahren. Es werden dem Landtag zwei Vorlagen zur Linderung des Not standes nach beiden Richtungen zugehen. Selbst wenn die Steuerreformvorlagen unverändert vom Herrenhause blieben, würden beide Häuser noch andere Sachen zu erledigen haben. In maß gebenden Kreisen rechnet man aus den Schluß der Tagung am 8. oder 10. Juli. * In den letzten Jahren ist seitens der Preuß. Regierung zur Hebung der Hochsee fischerei auch auf den Ausbau von Fischer häfen großer Wert gelegt worden. In den letzten Etats befanden sich verschiedentlich Summen, die für diesen Zweck ausgeworfen waren. Wir er innern nur an die Errichtung der Häfen in Norderney, Memel und Hela. Daß durch die Anlage solcher Häfen das Fischereigewerbe eine Erweiterung erfährt, zeigt sich so recht bei dem letzteren Hafen. Die Seefischerei in der Danziger Bucht hat schon jetzt einen außerordentlichen An lauf genommen. Eine ganze Menge seetüchtiger Fahrzeuge ist mit gutem Erfolg in Betrieb gesetzt worden. Von nicht weniger als 27 Fischerei- gemcinschaften dieses Bezirks sind Gesuche um Gewährung zinsfreier Darlehen zur Anschaffung von Booten und Netzen den zuständigen Stellen unterbreitet worden. , In Fischerei kreisen wünscht man nunmehr, daß auch für die pommersche Küste die Anlage von Fischerhäfen in Erwägung gezogen werde. So wünscht man Schutzhäfen für die Ortschaften Vierow und Lubmin an der vorpommerschcn Küste, außerdem eine Hafen anlage für daS Revier nördlich von Stralsund. Ob hierfür die Gegend bei Prerow oder ein Ort auf der Westküste Rügens ins Auge zu fassen scin wird, soll noch von technischen Ermittelungen abhängig gemacht werden. »Zur Steuerung der Futternot hat der Herzog von Sachsen-Meiningen ange ordnet, 400 Stück seiner Hirsche sofort abzu- schicßen und nur 200 am Leben zu lassen, ferner, daß das Futter auf den Domänenwiesen nach wie vor verstrichen, die Wildparke geöffnet und das auf den Waldwiesen wachsende Futter den Futterbedürstigen abgelassen werden soll. Von der Staatsregierung ist außerdem verfügt worden, der Landwirtschaft mit den Erzeugnissen des Waldes zu Hilfe zu kommen, nämlich mit Walchstreu und mit Abgabe von Futterersatz, so weit solchen der Wald bietet. Frankreich. * Die Annahme, daß die von Ducret an geblich der englischen Botschaft in Paris ge stohlenen und von Millevoye in der Kammer verlesenen Schriftstücke gefälscht seien, ist so ziemlich allgemein verbreitet. Der Dieb, ein kanadischer Mestize, namens Norton, ist ein Lump letzter Güte, der übrigens im Fälschen kein Neuling ist ; er brachte Jules Ferry Doku mente der englischen Botschaft, in denen fünfzig Deputierte als von England bezahlt erschienen, um die Tongking-Expedition im englischen Inter esse zu verhindern. Ferry erkannte die Fälschung und warf den Strolch zur Thür hinaus- *Der Pariser Münizipalrat hat dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß das französische Gebiet ein unverletzlicher Zufluchtsort für politische Flüchtlinge werde. Ferner sprach der Munizipalrat den Wunsch aus, die Papiere des verstorbenen russischen Nihilisten Savicki möchten dessen Familie, nicht aber der russischen Regierung übergeben werden. England. * In London gehen Gerüchte über Spal - tungen im Kabinett um. Es verlautet, die Vertreter des radikalen Flügels im Mini sterium versuchten Gladstone zu nötigen, die Be ratung der Homerule-Vorlage einzustellen. — Wessen Gladstone sich auf die Dauer von den Parnelliten, die ihre Nebenbuhler um die irische Volksgunst zu übertrumpfen suchen, zu versehen hat, ergibt sich neuerdings aus einer Auslassung des Abg. Macdonald: In der Dubliner Nationalliga erklärte dieser, dieHomerule- Vorlage sei überaus mangelhaft und nicht das Papier wert, worauf sie gedruckt sei. Sie werde schwerlich zur Annahme gelangen. Vielleicht dürfte die Zeit erscheinen, da jeder Irländer die Muskete zu tragen haben werde. »Untergang eines englischen Kriegsschiffes. Das zum englischen Mittelmeer- Geschwader gehörige Panzerschiff „Viktoria" ist in folge Zusammenstoßes mit dem Panzerschiffe „Camperdown" bei Tripolis in Syrien unter gegangen. Die „Viktoria" sank 15 Minuten nach dem Zusammenstoß in eine Tiefe von 150 Meter, den Kiel nach oben. Der kommandierende Admiral Tryon, der Schiffsgcistliche, der Chef-Ingenieur, ein Leutnant, acht Marine- Aspiranten und etwa 420 Mann Besatzung find ums Leben gekommen. Die „Viktoria" wurde von dem „Camperdown" an der rechten Seite ange rannt. Der „Camperdown" selbst ist sehr schwer be schädigt und wird zur Ausbesserung in Dock gehen' müssen. Von den 650 Mann an Bord der „Viktoria" sind 255 gerettet. Eine Woche. 13j (Fortsetzung.» Es gab nur ein einziges Mittel und das war kein sehr angenehmes! Doch — Not kennt kein Gebot. . Wie würde der junge Mann triumphieren, wenn ich ihm vorschlüge, daß wir beide gemein same Sache machen wollten! Vielleicht würde er meine Bitte ganz einfach abschlagen! Aber das war nicht anzu ehmen. Ich hatte freilich meinen Scherz mit ihm getrieben, aber das mußte ver gessen werden. Er sollte sich geschmeichelt fühlen; er sollte das Anerbieten mit Freuden annehmen und auf meinen Vorschlag eingehen. Dieser „Er" war natürlich kein anderer, als der Adjutani des Chefs, Archibald Forsters neuer Diener. Ja, in dieser Stunde fühlte ich wirklich, daß es sehr, sehr schwer ist, seinen Stolz zu be siegen. Und dies Opfer sollte mir erspart werden! Der Zufall — oder hatte hier eine höhere Macht die Hand im Spiele — begünstigte mich. Ich erreichte das ersehnte Ziel, ohne einen Finger danach auszustrecken. Ich hatte mich also entschlossen, durch Hilfe deS Adjutanten Morrison die Bekanntschaft des alten Thomas zu machen. Zu dem Zwecke schrieb ich folgende Zeilen: „New York, den 4. März 1870. Mr. Henry Morrison! Ich weiß, daß Sie sich — wenigstens im Anfang — über diesen Brief wundern werden. Und ich versichere Sie, daß nur die Not mich zu diesem Schritte treibt. Aber, Mr. Morriion, es gilt die gemeinsame Sache, es handelt sich um die Ehre des Korps — und da ist ja jeder Streit vergessen! Sie arbeiten ja außerdem in derselben Sache, wenngleich Sie keinem höheren Befehl Folge leisten. Wie weit Sie gekommen sind, weiß ich. nicht. Aber ich glaube, es würde für uns beide von Vorteil sein, wenn wir gemeinsame Sache machten. Den Dienst, welchen Sie mir heute leisten, werde ich Ihnen ein anderes Mal nach besten Kräften vergelten. Aber die Zeit ist kurz und die Sache hat Eile. Könnten Sie sich deswegen nicht — vorausgesetzt, daß Ihre Zeit es erlaubt — wenn möglich vor sechs Uhr bei mir ein finden? Ich versichere Sie, daß die Entdeckungen, die wir gemeinsam machen werden, auch unser ge meinsames Eigentum sein sollen. Mit vorzüglicher Hochachtung John Moore." Es hatte keinen Zweck, ihm den Bries durch die Post zu senden. Das würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Ich mußte ihm denselben durch den Portier zukommen lassen. Ich ziehe meinen Rock an und begebe mich auf die Straße. Der frische Wind kühlt meine brennende Stirn; mir wird leichter ums Herz; die Zweifel schwinden. Die Sache erscheint mir wieder in rosigerem Licht. Alles würde schließ lich noch ein glückliches Ende nehmen, und daß Italien. *Jn der Kammer hat sich am Mittwoch ein peinlicher Zwischenfall ereignet. Unter Berufung darauf, daß anläßlich des Todes Silvio Sparentas dem Senat eine Gedenkfeier zu stehe, beschränkten sich der Präsident der Kammer und der Ministerpräsident auf einige sehr knappe Worte zu Ehren deS langjährigen Abgeordneten. Der Präsident verweigerte zahlreichen Deputierten das Wort zu Gedenkreden. Giolitti wider sprach dem Anträge auf Aufhebung der Sitzung mit der Begründung, Sparenta werde besser durch Nichtunterbrechung der Arbeit geehrt. Es bedurfte einer längeren Debatte, um zum Be schluß zu kommen, daß am Begräbnistage Sparentas eine abgekürzte Sitzung gehalten werden sollte. Der allgemeine Eindruck dieser Erörterung in der Kammer ist nicht günstig. * Den letzten Kommunal-Wahlen in Italien 'wird wegen gewisser, bei denselben zu Tage getretenen Erscheinungen eine symptomatische Bedeutung beigekegt. Während die Gemäßigt- Liberalen bisher überall im Lande eine Ver ständigung mit den Klerikalen entschieden ab gelehnt halten, vereinigten sich diesmal in Venedig und Mailand die Gemäßigt-Liberalen mit den Klerikalen ganz offen und in formeller Weise. Dieser völlig neuartige Vorgang wird allgemein als ein Beweis der Fortschritte, welche die Idee der Bildung einer konservativen Partei macht, und als ein Vorzeichen dafür angesehen, daß die hieraus gerichteten Bestrebungen in nicht sehr ferner Zeit zum Ziele führen werden. Ehrung gefallener Krieger. Jean Huret, der Berichterstatter des,Figaro', schildert anschaulich und, wie eS scheint, im ganzen zutreffend den Verlaus der Zeremonie wie folgt: Es ist kurz nach 6 Uhr morgens. General Jamont erscheint, von seinem Stabe umgeben und seiner Husaren-Eskorte, und reitet die Front der längs der Chaussee in Linie stehenden Jäger und Husaren langsam ab. Dann begibt er sich in das Karree und nimmt der Fahne deS 147. Regiments gegenüber Aufstellung, hinter ihm rückt der Zug Husaren auf, das Karree schließend. Einige Augenblicke später erblickt man von der Grenze herkommend eine Staubwolke. Es ist die deutsche Abteilung, die die Särge ab holen will. Vorn zwei leere Leichenwagen, ge leitet von einigen Zivilpersonen, die Kränze, tragen, dann ein Wagen mit einem protenanti-' schen und einem katholischen deutschen Pfarrer und zwei Wagen mit der Deputation des Kaffer Alexander-Regiments aus Berlin und dem deutschen Militär-Attachö Major v. Schwartz- koppen von der deutschen Botschaft in Paris. Der letztere nähert sich mit den auderen Offizieren dem General Jamont, indem er denselben mili tärisch grüßt und folgende Worte in Französisch an ihn richtet: „Oberstleutnant v. Ende beauf tragt mich, Ihnen, Herr General, Ihnen, Herr Souspräfekt, sowie den Herren Offizieren, die hier versammelt, verbindlichst zu danken für die Teilnahme, die Sie im Namen der französischen Regierung an dieser Trauerfeier nehmen. Wir sind tief bewegt von Ihren unseren tapferen, auf dem Schlachtfelde gefallenen Soldaten erwiesenen militärischen Ehren, und es liegt uns daran, Ihnen allen im Namen des deutschen Heeres und besonders im Namen dieses tapferen Regiments den Dank dafür auszusprechen, da Sie in so courtoisievoller Weise und einem Gefühl -der Menschlichkeit gehorchend mit uns zu dieser weihe vollen Feier sich vereinigen." Oberstleutnant v. Ende legte hierauf einen Kranz auf den Sarg der gefallenen französischen Soldaten mit den Worten nieder: „Zu Ehren der tapferen französischen Soldaren statte ich den ausrichtigsten Dank meines Regiments den fran zösischen Behörden ab, die großmütig einen Ort unter ihre Obhut genommen, mit dem uns die teuersten Erinnerungen verbinden." General Jamont legt grüßend die Hand an den Hut und erwidert, daß es unter Soldaten Brauch ist, Tapferkeit und Tüchtigkeit überall, wo sie ihnen begegnen, auch bei dem Gegner, an zuerkennen. Darauf beginnt ein Gedenkakt. Der SouS- der Fall ein höchst interessanter war, das ließ sich nicht leugnen. So ein kleiner Spaziergang in freier Luft thut doch Wunder. Aber was geht dort vor sich? Warum stürzen die Menschen so angstvoll zur Seite? Die Straße ist ja plötzlich wie reingefegt. Ich höre dröhnende Laute, die näher und näher kommen; Pfcrdehufe schlagen funken sprühend gegen das Steinpflaster; jetzt wird ein Wagen sichtbar, der in wilder, schneller Fahrt dahinrast. Man stürA auf die Trottoirs, man preßt sich so nahe wie möglich an die Mauern, man sucht in die Thorwege einzudringen, in die Haus- thüren und Läden. Großer Gott! Mitten auf der Straße, auf dem Weg, den der Wagen unwiderruflich ein schlagen muß, steht eine Frauengestalt. Ich sehe, wie sie schwankt, wie ihre Füße ihr den Dienst verweigern — sie fällt auf die Kniee, gefaßt, das Unvermeidliche über sich ergehen zu lassen. Ich kenne mich selber nicht mehr. Ich bin völlig von Sinnen. J'ch stürze vorwärts. Mit eiserner Faust greife ich in die Zügel. Das Pferd bäumt wild auf. Mit verzweifelter Anstrengung stemme ich mit allen Kräften da gegen — das Pferd wirft sich zur Seite. Ein Dutzend kräftiger Fäuste fassen zu, greifen daS Tier in die Mähne, in die Zügel. Das Mädchen ist gerettet. Sie liegt noch immer ohnmächtig auf der Straße. Ich richte sie auf. Sie ist ganz jung, kaum zwanzig Jahre alt. Ihr Gesicht bedeckt Todesblässe. pröfekt von Briey tritt vor und sagt m ewcm nachdrücklichen und fast drohend klingenden Ton, sich zu Oberstleutnant v. Ende wendend, fol gende, wie es scheint vom Ministerrat festgesetzten Worte: „Herr Oberst! Dem Befehl der Regie rung der Republik gemäß habe ich die Ehre, Ihnen die sterblichen Ueberreste der bei Habon- ville bestatteten Militärs des Kaiser Alexander- Regiments, die von der deutschen Regierung rekla miert worden find, zu übergeben." Die Offiziere des Alexander - Regimenis nehmen die Helme ab und treten zu den Särge", gleichzeitig stimmt der katholisch-deutsche Pfarrer den Gesang des Oe xroknuäis an; der Geist liche aus Batilly antwortet mit den Responsorien. Daran schließt sich-eine kurze Ansprache des protestantischen deutschen Predigers über den Patriotismus, die Religion und -den soldatischen Mut, worauf der französische Geistliche kurz die Vorgänge des 18. August auf dem Schlachtfeld rekapituliert. Die Särge werden nunmehr aus die Wagen gehoben und der Zug setzt sich in Bewegung auf Amanvilliers. Aber dank den mangelhaften Anordnungen des SouSpräfekten von Briey bewegt er sich in der größten Un ordnung. Das Publikum drängt sich in den selben hinein, so daß Stockungen und Unregel mäßigkeiten aller Art einreiben. Eine Frau wird zu Boden gerissen und beinahe tot getreten. 3" dieser Verfassung gelangt man an die Grenze. Die Musik stimmt den Chopinschen Trauermarsch an. Jetzt erblickt man bereits die ersten Hel«- spitzen. — Die französischen Truppen mache" Halt, formieren sich in Front und salutieren, während die Särge und General Jamont mit seinem Stabe die Front derselben passiertem Jenseits der Grenze sind -wohl einige Hundert Offiziere der deutschen Armee versammelt, "" ihrer Spitze General Graf Haeseler, komman dierender General des 16. Korps, in seine" Gesichtszügen und seiner Haltung an Moltke er innernd. Graf Haeseler reitet dem General Jamont entgegen, begrüßt ihn und bittet ihn die Erlaubnis, ihm die Offiziere seines Stabe vorstellen zu dürfen. Der französische General besinnt sich einen Augenblick, dann, als die Bille wiederholt wird, treibt er sein Pferd vor """ begibt sich auf deutschen Boden. In diese"' Augenblick ertönen Kommandos, eine Ehre"' kompanie mit Fahne und Musik präsentiert dB Gewehr, während Musik und Tambour da» Spiel rühren. — „Es war," schließt de' Korrespondent des.Figaro', „ein unvergeßlich^ Schauspiel, zu sehen, wie die preußischen OWe^ die französischen Husaren und Jägcr mit de" Augen verschlangen, während die beiden komm""' dierenden Generale der beiden Grenzkorps an einander die Front der Kompanie, nur ei Schritte von Gravelotte und St. Privat entfer") abritten." Uon Nah und Fern. Für die geplante vegetarische Obstb^ kolome „Eden" ist eine Fläche von 175 Marge" bei Oranienburg auserlesen. Zur geschästliE" Leitung der Kolonie ist eine Genossenschast "!-' beschränkter Haftpflicht gebildet worden. ME kann jeder Vegetarier werden, der mindeste", einen möglichst sofort bar zu zahlenden Geschäft«' anteil von 500 Mk. erwirbt. Dieser Geschält«, anteil, der mit 4 Prozent jährlich verzinst werde" soll, verleiht das Recht, jeder Zeit eine He"" statte in Pacht zu erwerben. Eine derart'" Kolonie besteht bereits in der Schweiz. Das Unglück i« Schneidemühl. Unglücksbrunnen ist in der Nacht zum DonE tag durch den Brunnenmecher Beyer aus Bert', gestopft worden. Der Versuch, ein zweites E loch an einer anderen Stelle anzulegen, "E, wie gemeldet, wegen des Vorkommens griE Steinmassen aufgegeben werden. Darauf empf"^, die vom Handelsministerium entsandten bA verständigen Oderberghauptmann Freund Geh. Regierungsrat Prof. Kummer aus Beo'' den Brunnen vorläufig zu schließen, um zu ob sich dann das Wasser beruhigen würde. Df" gemäß begann Brunnenmacher Beyer die A>E am Mittwoch von neuem und es gelang U nachts den Brunnen zu stopfen. Ob du" Resultat von Dauer sein wird, muß abgetE schebene besinnen. zu Dann erhebt sie sich und schickt gehen. — Mr. Jenkins zieht sich zarW All einige Schritte zurück, als wolle er.daM»^, deuten, daß das ganze Verdienst mir g""^ daß sie mir allein zu danken habe. „Mein Herr," ihre Stimme klang san" mild, „haben Sie innigen Dank für das, Sie an mir gethan. Wie konnte 'w ""Md, so dumm und unvorsichtig sein; nochmals m tausend Dank." - , Und sie machte einige Schritte m der R nach der Thür. MB Aber sie hat sich verrechnet. Ihr" über sich selber ist nicht so groß, Me ye « Die Röte ihrer Wangen verwandelt fi-Y ^ wieder in Todtenblässe, sie führte die H doppelt sich. Wir legen die junge Dame auf ein Sos" Hinterzimmer. Mr. Jenkins läuft hinaus, " f Wasser zu holen. . Ich netze ihr Stirn und Wangen mit frischen Naß — ein leiser Seufzer wird h"'A — es vergehen einige Augenblicke, — sie ''-'g. j die Hand aus, greift nach dem Glase und o' Die dunkeln Augen blitzen. M! Sie fährt mit der Hand über die von rA-, umrahmte Stirn, als wolle sie sich auf das Ich hebe sie mit meinen starken Arme" "Ä und trage sie in den nächsten Laden. Es'' ein grobes elegantes Modemagazin. Der ein galanter, älterer Herr, stürzt herbei ziehe eine kleine, mit einem Siegel versE' Karte aus der Tasche, und seine Höflichkeit
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