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Allgemeiner Anzeiger Zeüung für die Ortschaften: Expedition: Bretnig Nr. 13 9 Deöaktion, Druck unö Verlsg von N. «8lhuvlg, Drelmg. Inserate, die gespaltene Korpuszc'le 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen- Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in B reinig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größere» Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sqnnabend. Abonnementspreis incl. des all- ' wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins .raus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post 1Mk. exkl. Bestellgeld. Inserate bitten wir für Vie Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ft,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag ft,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Vretnig, Kauswalök, Äroßröhrsöorf, MsnKmthal unö Umgegend. Nr. 46. Sonnabend, den 1ü. Juni 1893. 3. Jahrgang. Bekanntmachung, Reichstagswahl betreffend. k Die Herren Wahlvorsteher im 3. Königlich Sächsischen Reichstagswahlkreis werden d ennit ausgefordert, die Protokolle über die am 15. d. M. — Donnerstag — stattfin- ende Reichstagswahl nebst den dazu gehörenden Unterlagen bis spätestens Sonntag, den 18. dieses Monats, Vormittags portofrei an mich einzusenden. Rückständige Wahlprotokolle werden auf Kosten der Säumigen abgehslt nurden. Die Ermittelung des Wahlergebnisses findet Montag, den 19. dieses Monats, nachmittags von 3 Uhr ab im Sitzungszimmer der Königlichen Amtshauptmannschaft in Bautzen statt. Der Zutritt steht jedem Wähler frei. ' Bautzen, den 3. Juni 1893. Der Wahlkommifsar für den 3. Sächsischen Reichstagswahlkreis. Amtshauptmann von Zezschwitz. Textliches und Sächsisches Bretnig, den 10. Juw 1893. g, .Bretnig. Am Mittwoch fand im » öM Mm deutschen Hause hierselbst eine u Müchx Wählerversammlung statt, in wel- N Kandidat Graf zur Lippe ans vnr/Wählern zum ersten Male .-gellte. Leider war die Versammlung sehr N denn es waren noch nicht . Personen anwesend. (Als Grund hierfür , " wohl unstreitig die ungenügende Be- Htmachung, als auch die unpassende Zeit, M welcher die Versammlung angesetzt war, "^gegeben werden.) Herr Adolf Petzold er- Mete die Versammlung mit einer kurzen Sprache und einem Hoch aus Se. Maj. ^" deutschen Kaiser und den König von 'ochsen, worauf Herr Graf zur Lippe seine Militärvorlage darlegte. Er be- onte hierbei, daß zur Sicherung Deutschlands le Bewilligung der Militärvorlage not- yEg sei; ex führte ferner ans, daß bei usbruch eines Krieges mehr Rücksicht auf ?? Familienväter genommen werden möchte, ,jE Weib und Kind zurücklassend, ins Feld ? Mn müßten, während eine unzählige Menge i."ger Leute daheim hinter dem Ofen bleiben Mte. Als Mittel zur Deckung der Kosten or in Frage stehenden Militär-Vorlage -Mahl Redner die Börsensteuer, die Differenz- Termingeschäfte, die Wehr- und Luxus- Mr. Was die gegenwärtigen wirtschaftlichen »sogen anbelangt, so erklärte Herr Graf zur Ape, daß er seit 1876 zu den Steuer- und Mrtschaftsreformecn zähle, welche sich zur Mabe machten, das Großkapital und die ?"0e stärker zur Steuer herauzuziehen. Zur Me der Landwirtschaft übergehend, bemerkte . kdner, daß er vor allem Gegner des Han- v. Vertrages mit Rußland sei, durch welchen Not der Landwirtschaft keine Abhilfe, Modern nur eine Verschlimmerung erhalte. sAt blos auf das Gedeihen der Landwirt- !§oft, sondern auch auf das Gedeihen der Eustrie, von Handwerk und Gewerbe, habe sson sein Augenmerk zu richten. Ferner er- Me sich Redner in der Währungs- ?oge gegen die bloße Goldwährung und für Bimetalismus mit oder ohne England, wolle auch jedem Gesetze, welches geeig- § sei, den jüdischen Einfluß zu beseitigen, Zustimmung geben. U. a. trat Herr M zur Lippe den von anderen Seiten auf- Mten Behauptungen, daß er erst nach der Mstagsauflösung eine Kandidatur ange- "onnnen habe, scharf entgegen, indem er er- >orte, daß man an ihn bereits in der Mli-Versammlung in Berlin mit der Frage ^angetreten sei, ob er geneigt sei, im Falle Reichstagsauflösung ein Reichstags- ^ondat anzunehmen. Er habe siH schon onwls zur Annahme eines derartigen Mandats bereit gefunden; auch trat er dem errichte, daß er frei vou Steuern sei, inso fern entgegen, als er den Willen hatte, Jedem durch Vorzeigung seiner Steuerbücher den ge nügendsten Beweis hierüber zu liefern. Die Rede des Herrn Reichstagskandidaten fand großen Beifall. Großröhrsdorf. Ein entsetzlicher Unglücksfall mit tätlichem Ausgange hat sich am Mittwoch nachmittags hierselbst ereignet. Ein beim Gutsbesitzer Brückner in Diensten stehender Knecht war nämlich auf dem Felde mit Lockerung des Bodens beschäftigt, zu welchem Zweck auch dieser das dazu erforder liche Ackergerät (Exstirpator) benutzte. Um nun das Unkraut, welches sich an den Scharen befand, zu beseitigen, bedurfte es einer kleinen Wendung des erwähnten Ackergerätes. In diesem Augenblick scheuten jedoch die Pferde und gingen durch, während der Bedauerns werte unglücklicher Weise vor das Ackergerät, welches bei der Flucht der Pferde über den Körper des Knechts hinweg geschleift wurde, zu fallen kam. Hierbei sind ihm die Instru mente in die Schläfe, Hals und Herz gedrun gen, so daß der Tod des so schrecklich ums Leben gekommenen jungen Mannes jedenfalls sofort eingetreten ist. Hauswalde. Am letzten Donners tag ist der Knabe Oswald von einer Kreuz otter gebissen worden. Aerztliche Hilfe mußte sofort in Anspruch genommen werden. Also Vorsicht beim Betreten des Waldes! Pulsnitz. Am Donnerstag abends präsentierte sich im hiesigen Schützenhause einer über tausend Köpfe zählenden Wähler schaft des 3. Reichstagswahlkreises der Kan didat der deutschen Reformpartei Herr Gräfe. In überzeugender, beredter Weise entwickelte er sein Programm und seine Ausführungen erweckten das größte Interesse bei den Zu hörern. Welchen Anklang die Rede gefunden, konnte man recht deutlich an dem mächtigen Beifallssturm ersehen, welcher nach Schluß der Versammlung entstand. Kamenz. Nach der vom Statist. Bu reau des Königl. Ministeriums des Innern zusammengestellten „Uebersicht der bei den Sparkassen im Kömgreiche Sachsen erfolgten Ein- und Rückzahlungen" geschahen im Mo nat April 1893 bei der Sparkasse zu Ka menz 820 Einzahlungen im Betrage von 105569 Mk., 640 Rückzahlungen rm Betrage von 122637 Mk., bei der Sparkasse zu Elstra 74 Einzahlungen im Betrage von 4570 Mk., 48 Rückzahlungen im Betrage von 8727 Mk., bei der Sparkasse zu Königsbrück 236 Ein zahlungen im Betrage von 22125 Mk., 162 Rückzahlungen im Betrage von 28574 Mk., bei der Sparkasse zu Pulsnitz 368 Einzahl ungen im Betrage von 30474 Mk., 221 Rück zahlungen im Betrage von 2^403 Mk., bei der Sparkasse zu Großröhrsdorf 227 Ein zahlungen im Betrage von 16282 Mk., 122 Rückzahlungen im Betrage von 25585 Mk., bei der Sparkasse in Bretnig 87 Einzahlun gen im Betrage von 7773 Mk., 29 Rückzahl ¬ ungen im Betrage von 2046 Mk., bei der Sparkasse in Ohorn 26 Einzahlungen im Be trage von 883 Mk., 13 Rückzahlungen im Betrage von 3302 Mk., bei der Sparkasse in Königswartha 29 Einzahlungen im Be trage von 2736 Mk., 25 Rückzahlungen im Betrage von 4709 Mk. — In der Nähe von Burkau entstand am letzten Donnerstag ein kleiner Waldbrand, wobei 3 Scheffel Land vernichtet worden sein sollen. — Der Steuerafsistent Kurth in Dres den, welcher vox 8 Tagen ein junges Mäd chen zu erschießen versuchte und dann selbst Hand an sich legte, ist aus dem Krankenhause entlassen und in Untersuchungshaft genommen worden. Das von ihm verwundete junge Mädchen befindet sich glücklicher Weise außer aller Gefahr. — Seit einigen Tagen ist aus Bucha bei Dahlen der dortige Ortspfarrer Meißner spurlos verschwunden. — Ein schwarzer Handwerksbursche er regte am Dienstag nachmittag bei seiner Wanderung durch Meißen einiges Aufsehen. Es war ein kerniger, frischer Bursche im Alter von 24 Jahren mit schwarzer Haut-i färbe, platter Nase, krausem Haar und auf-! geworfenen Lippen. Derselbe ist als zehn jähriger Knabe nach Deutschland gebracht worden und mit mehreren seiner Landsleute, sowie auch seinem Vater in zoologischen Gär ten rc. ausgestellt gewesen. Nach einem acht monatlichen Aufenthalt in Deutschland wurde sein Vater krank und starb. Da der Knabe schon gute Fortschritte in der deutschen Sprache gemacht hatte, nahm sich ein Hamburger Kaus- mann des gelehrigen Negers an, ließ densel ben die Schule besuchen und dann das Schlosser- Handwerk erlernen. — Von einem „patriotischen deutschen Israeliten" erhalten die „Dresdner Nachrich ten" aus Chemnitz folgende Zuschrift: „Als Freund der Militärvorlage geht mein Vor schlag dahin, zur Deckung dieser eine Juden steuer einzuführen, die dem deutschen Reiche die gewünschten 70 Millionen bringen würde. Das deutsche Judentum hat seit den letzten 30 Jahren soviel irdische Güter erworben wie in keinem anderen Lande der Erde. Deutschland zählt allein über 500 jüdische Millionäre. Jeder von diesen könnte eine Judensteuer von 5000 Mark tragen. Den niedrigsten Satz denke ich mir auf 100 Mk., wer ein größeres Einkommen hat, möge mehr bis eben. 5000 Mk. zahlen. Berlin mit sei nen 15,000 jüdischen Geschäften und Unter nehmungen würde vielleicht nach meiner Be rechnung allein 25 Millionsn aufbringen, u. s. w. Meine jüdischen Mitbürger können nur durch eine derartige radikale Maßregel vor vielleicht noch größerem Unheil bewahrt bleiben." — Von einem überaus herben Geschick wurde die Familie des Werkführers Heinrich Kempe in Olbernhau heimgesucht, welchem drei Kinder nach einander in den letzten drei Tagen an Scharlach und Diphtheritis gestor ben sind. — Entgegen der allgemeinen Ansicht, daß das Turnen für Mädchen genau so wich tig in gesundheitlicher Beziehung sei, wie für Knaben, hatte der Schulvorstand in Wiederau bei Rochlitz den Bes- luß gefaßt, in der dor tigen Schule das Mädchenturnen wieder äb- zuschaffen. Das Ministerium hat die Ge nehmigung versagt. — Als am Sonntag Abend mehrere Leipziger Radfahrer vom Wettfahren nach Hause zurückkehrten, stellte sich ihnen unweit Halle ein Mensch in den Weg, so daß einige der.Herren abspringen mußten. Hierauf drang der freche Patron mit offenem Messer auf die Herren ein. Er hatte sich jedoch getäuscht, denn er erhielt'eine ^solche Tracht Prügel, daß ihm die Lust für fernere ähnliche Beläst igungen für immer vergangen sein dürfte. Von einem hinzukommc.chen Gendarm Ueß man den Namen des Strolches feststellen, so daß derselbe wohl noch einer gerichtlichen Strafe gewärtig sein darf. — In dem alten Steinbruch im soge nannten Pöhh bei Cunsdorf bei Reichenbach i. B. wurde am Sonnabend früh eine aus mehreren Schußwunden blutende kräftige Mannsperson vorgefunden, polizeilich aufge hoben und nach dem Reichenbacher Stadt krankenhause übergeführt. Derselbe war aller Mittel entblößt. Die angestellten Erhebun gen haben ergeben, daß der Verletzte ein Herr v. Zedtlitz, Sohn des verstorbenen Kammerherrn von Zedtlitz in Weimar war. Derselbe ist 35 Jahre alt, verheiratet und Vater von 2 Kindern, lebt aber getrennt von Frau und Kindern. Der Verletzte ist in seinen Verhältnissen sehr herunter gekom men und im Gendarmerieblatt gesucht wor den. ! ----- Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register. An Geburten wur den eingetragen: Martha Helene, T. des Musikdirektors Julius Otto Schäfer. — Friedrich Willibald, S. des Tagearb. Karl Julius Garten. — Bernhard Martin, S. des Maurers Gustav Bernhard Philipp. — Alma Margarethe, T. des Färbergehilfen Moritz Emil Kunath. — Außerdem ein unehelicher Knabe. Die Anordnung des Aufgebots haben be antragt: Theodor Max Senf, Zimmermann, mit Minna Martha Petzold. Sterbe-Register. Als gestorben wurden eingetragen: Bertha Elsa, T. des Maschinen heizers Konrad Robert Damm, 4 M. 12 T. alt. — Meta Frida, T. des Bierschröters Friedrich Moritz Hornei, 10 M. 28 T. alt. — Ernst Friedrich August Werner, Maurer, Witwer, 58 I. 7 M. 10 T. alt.