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Allgemeiner AnreM. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins > aus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post 1M. exkl. Bestellgeld. Zeitung für die Ortschaften: Breinig, Ksuswslöe, Eroßröhrsöorf, MsnKmthsl unö Umgegenö. Expedition: Bretnig Nr. 13 S. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag */,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Reösklion, Druck unö Verlag von N. Schurig, Drelnig. LE chrE brE ZE schilt L- zu^' r. lelE L )öl Nr. 41. Mittwoch, dm 24. Mai 1893. 3. Jahrgang. Wahlversammlungen. Angesichts der bevorstehenden Reichstagswahl wird aus den die Abhaltung von Wahl- versammlungen betreffenden Bestimmungen folgendes zur Nachachtung hiermit besonders ein- geschärft: 1 ., Zur Berufung von Versammlungen sind nur solche berechtigt, welche dispositi onsfähig und im Besitze der politischen Ehrenrechte sind. Unter ihnen muß sich mindestens ein Gemeindernitglied desjenigen Ortes befinden, in dessen Ge meindebezirke die Versammlung gehalten werden soll. 2 -, Die Zusammenberufung einer Wahlversammlung ist, selbst wenn sie öffentlich erfolgt, wenigstens 24 Stunden vor dem Zusammentritte der Versammlung mit Angabe der Zeit, des Orts und Zwecks derselben der Gemeindebehörde (Bürgermeister, Gemeindevorstand, Gutsvorsteher) des Ortes, an welchem die Versammlung stattfinden soll, schriftlich anzuzeigen. Die Anzeige liegt denjenigen Personen ob, von welchen die Zusammenberuf ung ausgeht. 3 ., Die Gemeindebehörde hat, wenn die Anmeldung der Wahlversammlung den unter 1 und 3 gedachten Erfordernissen entspricht, über die erfolgte Anmeld ung sofort eine Bescheinigung auszustellen, hierauf aber ohne Verzug und auf kürzestem Wege die Anmeldungsschrift mit einem Vermerke über die aus- gesertigte Anmeldebescheinigung an die Amtshauptmannschaft einzusenden. 4 ., Verspätet oder vorschriftswidrig angemeldete Wahlversammlungen dürfen nicht abgehalten werden. Die Einberufer sind dementsprechend durch die Gemeinde behörde zu bescheiden. 5 ., Jede Wahlversammlung ist durch die Gemeindebehörde des Versamm lungsortes polizeilich zu überwachen. Ueber den Verlauf der Versammlung hat die Gemeindebehörde eine Niederschrift aufzunehmen und selbige an die Amts hauptmannschaft einzusenden. 6 ., Auf öffentlichen Plätzen und Straßen dürfen Versammlungen aller Art, mit hin auch Wahlversammlungen, nur mit besonderer, vorher rechtzeitig nachsuch ender Genehmigung der Amtshauptmannschaft als Straßenpolizeibehörde statt finden. Kamenz, am 19. Mai 1893. Königliche Amtshauptmannschaft. von Erdmannsdorff. Gesperrt wird wegen Aufbringung von Massenschutt der in Großröhrsdorfer Flur liegende Trakt des von Großröhrsdorf nach Lichtenberg führenden Kommunikationsweges vom 23. dieses Monats an auf die Dauer von 14 Tagen für allen Fährverkehr und dieser letztere über Pulsnitz oder Leppersdorf-Kleinröhrsdorf gewiesen. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 18. Mai 1893. von Erdmannsdorff. «er 27^ Nkk> en oorf. vors kbese^ oßl öl' 2 — Eine gerichtliche Entscheidung über Mengebühren, welche auf allgemeines Jn- E Anspruch erheben darf, ist vor einiger ftz von einem Fabrikbesitzer in B. herbeige- worden. Bekanntlich erhalten Zeugen, lxA selbstständig sind oder festes Gehalt leine Zeugengebühren. Dieser eigent liche Modus ist damit begründet, daß sich l?escn Z^gen der Schaden nicht beurtei- l, Pk' resp. daß sie überhaupt keinen Scha- süxr . iden. Hiergegen klagte der Fabrikbe- l jAbm er darlegte, daß der Staat in Mommensteuer einen Maßstab zur Be Vogelliebhaber glauben ihren Stu- eine ganz besondere Wohlthat zu Weisen, wenn sie die Bauer an einen Ort ! An oder hängen, der möglichst lange von !" Sonnenstrahlen getroffen wird; weit ent- A aber, eine Wohlthat zu sein, ist dies ' j/Mehr eine Qual für die armen Tierchen, l bann ängstlich in dem Bauer hin und Hüpfen und vergebens nach Schatten und Atz vor den sengenden Sonnenstrahlen su- j A Wer also seine Ltubenvögel gesund frisch erhalten will, der bringe sie in Schatten! 4t rrakt^ ü oet Oertliches und Sächsisches. Bretnig, den 24. Ma' 1893. Bretnig. Unter der Aufschrift: „N o ch "^cht in Bretnig dagewesen!" W uns folgender interessante Bericht zu. i. Pfingstfeiertage kündigte ein gewisser Al Julius Weißenborn samt Frau, Komiker A Stadttheater zu Teplitz und des Resi- Mstheaters Zu Dresden, ein im Gasthof zum Mschen Hause hierselbst zu gebenes Gast- bestehend in musikalisch-deklamatorischen Erträgen, an. Der Saal war leidlich ge- üt und das gewählte Motto: „Du sollst mußt lachen!" kam auch recht deutlich M Geltung. Was die gesanglichen Dar rungen anbelangt, so entsprachen dieselben Aswegs den gehegten Erwartungen, viel- Mr erzeugten sämtliche Vorträge unter der Hörerschaft allgemeines Lachen und Un- A, so daß man von Gemütlichkeit (?) nicht Ar sprechen konnte. Fast überangestrengt Aen die Lachmuskeln des Publikums, als Albe, immer noch der Dinge harrend, die ^kommen sollten, die Mitteilung von der AUcht der Konzertgebenden durch das Fen- r entgegennehmen mußte. Tableau. urteilung des dem Zeugen erwachsenden Ver lustes besitze. Der Gerichtshof stimmte die sen Auseinandersetzungen bei und der Fa brikbesitzer hat .seine Zeugengebühren erhal ten. Es sollten nur alle Geschädigten die Mühe nicht scheuen, ihr Recht in derselben Weise zu verfolgen. Frankenthal. Vorigen Sonnabend hielt im Saale des hiesigen Erbgerichts der in diesem Wahlkreise aufgestellte Reichstags kandidat, Herr Blumenfabrikant Gräfe, Bischofswerda, seinen uns gütigst zugesagten Vortrag über: „Die Bedeutung der bevor stehenden Reichstagswahlen". Nachdem vom Vorsitzenden, Herrn Oskar Boden, die Ver sammlung mit einem begeistert aufgenomme nen Hoch auf Kaiser und König eröffnet und die Bedeutung der nächsten Wahlperiode in kurzen Zügen gekennzeichnet worden war, er teilte dieser Herrn Gräfe das Wort. Mit lebhaftem Interesse folgte die zahlreich er schienene Wählerschaft den klaren Ausführ ungen dieses gewandten Redners. — Zurück blickend auf den Gründungsschwindel der 70er Jahre, wo der wirtschaftlich Schwache rück sichtslos der Ausbeutung durch den Stärkeren überliefert wurde, sowie auf die im Jahre 1878 beginnende Aera einer neuen Wirt schaftspolitik, betonte der geschätzte Herr Redner, wie gerade die Gegenwart so viele soziale Fragen zu lösen habe. Schutz der national christlichen Arbeit, Schutz der Land wirtschaft, die durch die letzteren Handels verträge so schwer geschädigt sei, Schutz des Handwerkers, des Arbeiters vor jüdischer Schleuderkonkurrenz und Wucher: das sind Ziele der deutschen Reformpartei. Herr Gräfe nahm sodann VeräNlasiung, an die laut gewordenen Klagen über den hohen Ver waltungsaufwand bei der Unfallversicherung und dem Alters- und Jnvalididätsgesetze zu erinnern. Bei Besprechung der Militär vorlage und Deckung der Kosten derselben beleuchtete er zunächst das Unwesen der Börse und wie gerade sie leistungsfähig und daher heranzuziehen sei, die neuen Opfer für die Wehrkraft unseres Volkes zu bringen. Die trefflichen Ausführungen, in welchem der Herr Redner zuweilen auch Stellung gegen die Sozialdemokratie nahm, ernteten den wohlverdienten, reichen Beifall. — Möge die Wahlurne den Beweis liefern, daß ein gutes Wort, von einem edel denkenden, beherzten deutschen Mann aus dem Volke gesprochen, doch eine gute Statt findet. —l— — Von dem Genuß eiskalter Getränke erläßt das Berliner Polizeipräsidium folgende Warnung, die wir der Beachtung dringend empfehlen: „Es ist in früheren Jahren die Wahrnehmung gemacht worden, daß die auf den Straßen feilgehaltenen Mineralwässer, wie Selterser, Sodawasser u. a. m., an die Abnehmer meist eiskalt verabfolgt werden. Da der Genuß so kalten Wassers, welcher schon in normalen Zeiten leicht ernste Ver dauungsstörungen von längerer Dauer nach sich zieht, für den Fall des erneuten Drohens der Cholera die Neigung zu ähnlichen Er krankungen noch befördern mußte, so wird das Publikum bei dem Beginn der wärmeren Jahreszeit vor dem Genuß eiskalter Ge tränke überhaupt, besonders aber der Mineral wässer in derartigemZustand hierdurch gewarnt." — Große Geistesgegenwart bewies ein Lehrling des Kaufmanns Retter in Zittau bei einem ihm zugestoßenen Unfall. Der Lehr ling war im Keller mit dem Abfüllen von Spiritus beschäftigt, wobei der Hahn infolge des Druckes aus dem Fasse Herausgetrieben wurde; die gefährliche Flüssigkeit strömte he raus und entzündete sich an der etwa drei Schritte vom Fasse stehenden Laterne. Der Lehrling flüchtete jedoch trotz der Gefährlich keit der Situation nicht, sondern suchte, von Flammen umhüllt, nach dem Hahne, fand diesen auch und verschloß das Faß wieder. Leider hat der mutige junge Mann sich hier bei bedeutende Brandwunden zugezogen. — Wie dem „Meißn. Tgbl." mitgeteilt wird, haben sich in vorvergangener Nacht in der Nähe von Golk bei Meißen zwei junge Leute im Alter von 19 und 20 Jahren durch Erhängen entleibt. Die beiden jugendlichen Selbstmörder vollführten den Selbstmord dem Anschein nach gemeinsam, da die Leichen ganz nahe bei einander aufgefunden. Wie verlautet, soll die Ursache dieser sehr bedau erlichen That darin zu suchen sein, daß beide Jünglinge infolge der Beteiligung an einen Exzeß in eine Strafe von 100 Mark verur teilt worden waren. — Ein niederträchtiger Bubenstreich wurde am 20. d. M. abends auf dem Fahr wege zwischen der Marienbrücke und der Ueberführung der Thüringer Bahn in Leip zig nahe dem Rosenthale verübt. Dort war von unbekannter Hand ein fingerdickes Draht seil in Kniehöhe über den Weg gespannt und mit den Enden um Bäume befestigt. Zuerst stürzte ein Radfahrer mit seiner Maschine über das Seil. Er kam wunderbarer Weise un verletzt weg, erlitt aber am Rade Beschädig ungen. Während er noch mit in der Nähe befindlichen Bahnbeamten den Vorfall be sprach, kam eine Droschke heran. Ehe ihr Führer die warnenden Zurufe bemerken konnte, stützte sein Pferd über das Drahtseil auf die Straße. Nach vieler Mühe und Besei tigung des Seils gelang es, das Pferd mit blutig aufgeschlagenen Knieen aufzurichten. — Am Schwurgerichtsvorsitzenden für die im dritten Kalendervierteljahre 1893 be ginnende Sitzungsperiode bei dem Landgericht Bautzen ist wiederum Herr Landgerichtsdirek- tor Exner ernannt worden. — Am 19. Mai v. I. wurde der Markthelfer Schmettow aus Brunswig bei Kottbus vom Leipziger Schwurgericht wegen Brandstiftung und Raub zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach einiger Zett ge stand der in Waldheim Internierte, „um sein Gewissen zu erleichtern", daß er in Prietz bei Kottbus 5 Schadenfeuer und in Leipzig- Gohlis ein solches angelegt habe. Diese An gaben erwiesen sich als wahr und erhielt Schmettow vom Schwurgericht eine Zusatz- strase von 3 Jahren Zuchthaus zuerkannt. — Seit mehreren Tagen treiben Wil derer ihr unsauberes Handwerk in den Gasch witzer und Crostewitzer Rittergutswaldungen an der sächs.-preuß. Grenze. Es sind dort nämlich insgesamt 7 Stück aufgestellter Reh schlingen aufgefunden worden. Daß jedoch die Herren Wilderer nicht erfolglos thätig waren, beweist ein weiterer Fund, der am Montag in Gaschwitzer Walde gemacht wurde — ein feister Rehbock hatte sich in einer solchen Schlinge gefangen und war darin ver endet. Ferner wurde vor einigen Tagen in demselben Walde ein kaum fünf Tage altes abgemattetes Rehkälbchen gefunden, von wel chem jedenfalls die Mutter ihren Tod in ei ner Schlinge erlitten hatte. Das Tier wird jetzt mit der Ziehflasche aufgezogen und be findet sich ganz wohl dabei. Trotz der eif rigsten Nachforschungen, welche die Gendar merie und die Forstbeamten gehalten haben, ist es bis jetzt noch nicht gelungen, des Thä- ters habhaft zu werden.