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Allgemeiner Anzeiger. D°r .r. Zeitung für die Ortschaften: di- 4,.sp.»-n° scheint wöchentlich zwei Mal: Korpuszeile 10 Pf., sowie Be- Bretnig, Kauswalöe, Großrohrsöorf, Mankenlhal unö Umgegenö. bei freier Zusendung durch Boten entgegen. — Bei größeren rne > aus 1 Mk. 20 Pf., durch ——" ——--- Aufträgen und Wiederholungen k-""" E -l-e s „ , d, t > ° , i » r < t » i , X ». lz ». ^ba» »ach ll-b-r-i»l»nst. Inserate bitten wir für oie Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag V»11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag ch,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Neösklion, Druck unö Verlag von A. Schurig, Bretnig. Nr 35. Mittwoch, den 3. Mai 1893. 3. Zahl Ms Bekanntmachung. Nach § 46 des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 werden alle im hiesigen Orte zur Einkommensteuer beitragspflichtigen Personen, denen das Ergebnis der in diesem Jahre stattqefundenen Einschätzung bis jetzt nicht bekannt gemacht worden ist, hiermit auf» gefordert, sich wegen Mitteilung desselben beim hies. Ortssteuer-Einnehmer Hrn. Rammer anzumelden. Bretnig, den 1. Mai 1893. Die Ortsbehörde« Gebler, G.-V. Deutscher Reichstag. Das Haus nahm am Mittwoch den Antrag des Abg. Stadthagen (soz.) auf Ge nehmigung zur Strafverfolgung des Antrag stellers an. Darauf folgte die erste Lesung des Antrags Barth und Rickert (frs.), der eine anderweite Einteilung der Wahlkreise und eine Sicherung des Wahlgeheimnisses, in Verbindung mit dem die gleiche Tendenz ver folgenden Antrag Gröber (Ztr.) bezweckt. Auch die zweite Lesung wird im Plenum stattfinden. Am Donnerstag stand das Gesetz betr. die Bestrafung militärischer Geheimnisse in dritter Lesung zur Beratung. Abg. Schneider- Hamm (nat.-lib.) beantragte die Wiederher stellung der früheren Fassung verschiedener Paragraphen des Entwurfs dahin, daß auch die Vermittelung von Nachrichten, deren Ge heimhaltung im Interesse der Landesver teidigung erforderlich sei, strafbar sein soll. Der Antrag wurde abgelehnt. Das Gesetz wurde darauf ohne Diskussion angenom men. Es folgte die dritte Lesung der Wuchergesetz-Novelle. Zunächst beantwortete am Freitag der Kriegsminister v. Kaltenborn-Stachau die Interpellation des Abg. Richter (frs.) wegen eines Korpsbefehls des 7j preuß. Armeekorps dei den Frühjahrskontrollversammlungen da hin, daß die betreffende Verfügung sich nur auf emen einzigen, in Württemberg vorge kommenen Fall bezieht, in dem das Depar tement für Jnvalidenwesen eine den Z 101 des Miltärstrafgesetzbuches erläuternde Ver fügung erlaßen hat. Dieselbe entbehre aber jedes politischen Charakters. Hierauf wurde die zweite Beratung des Nachtragsetats zu Ende geführt und sodann die dritte Lssung des Wuchergesetzes fortgesetzt, wobei die Abgg. Liebermann v. Sonnenberg und Göckel (Antis.) einerseits, sowie der Abg. Stadthagen (soz.) anderseits in scharfen Worten, wie „Lump, Feigling, unverschämter Patron" u. s. w. aneinander gerieten; der ^genannte Abgeordnete forderte den Abg. Stadthagen sogar „vor die Pistole". Die Redner wurden mehrmals zur Ordnung ge rufen. Schließlich wurde die Gesamtabstimm ung über das Gesetz noch ausgesetzt. Oertliches und Sächsisches Bretnig, den 3. Ma' 1893. Bretnig., Der Handmerkerverein Pretnig und Hauswalde feierte am Sonntaz sw Gasthof zur goldnen Sonne hierselbst sein A Theater und Ball bestehendes Stiftungs- welches durch starken Besuch ausgezeich net wurde und einen solennen Verlauf nahm. — Wie man hört, trägt der hiesige >mgendverein die Absicht, 3 Wochen nach Pfingsten einen Unterhaltungsabend zu ver unstalten, dessen Erlös lediglich dem hiesigen Klnderfestfond zufließen soll. Wollen wir Men, daß dieser löbliche Plan zur Ausführ ung gelangt und überhaupt der Kinderfest- ;I?ge näher getreten werde, damit es nach Möglichkeit der kleinen hiesigen Kinderwelt vergönnt sei, in aller Bälde die Freuden eines solchen Festes genießen zu können. — Vor einigen Tagen wurde in Dürr- wickwitz bei Kamenz ein fremder, toller Hund — große dänische Dogge — getötet; leider hat derselbe 4 Personen durch Biße, eine d avon nicht ungefährlich, verletzt. — Die Petition der sächsischen Ge werbevereine an die kgl. Ministerien, Be teiligung der Beamten an Konsumvereinen betreffend, liegt nunmehr vor. In derselben wird auf die Schädigung des Kleinhandels durch die überhandnehmenden Konsumvereine hingcwiesen und betont, daß an diesen Kon sumvereinen in nicht unerheblichem Maße die Beamten beteiligt seien. Es wäre zu wünschen, daß die letzteren nicht auch durch ihre Beteiligungen an. den Konsumvereinen an dem Niedergange des wichtigen Klein handels mit arbeiteten. Die kgl. Ministerien werden daher ganz ergebenst ersucht, zu er wägen, ob es sich nicht empfehle, ihrerseits bei den B-amten ihrer Amtsbereiche in diesem Sinne aufklärend zu wirken und sie dadurch von den Konsumvereinen abzuhalten. — Als 1866 nach dem Abzüge der sächsischen Arme ins Böhmerland die Preu ßen in Dresden eingerückt waren, wurden seitens derselben sofort rings um die Stadt Schanzen aufgeworfen, um dem Feinde im Falle eines siegreichen Vorrückens desselben kräftig Widerstand leisten zu können bei dem Ver suche der Besetzung Dresdens. Diese Schan zen sind niemals in die Lage gekommen, ihren Zweck erfüllen zu müssen. Jetzt endlich ist man mit Abtragung der seitwärts der Chem nitzer Straße gelegenen Schanze beschäftigt. — Wiederum ist ein Bankbeamter flüch tig geworden. Der 25 Jahre alte Buchhal ter Franz Elstermann, der bei der Dresde ner Bank in Berlin angestellt war, hat sich durch Fälschungen in den Besitz von 4000 Mark gesetzt und ist >n Montag ^auf und davon gegangen. Sein um wenige Jahre jüngerer Bruder, der bei der Nationalbank beschäftigt war, ist gleichzeitig verschwunden, ohne daß ihm bis jetzt Unterschleifen nachge wiesen werden können. — Die große Distanzfa hrt Berlin-Dres den ist auf den 10. d. angesetzt. Am Morgen des 10. Mai bei Sonnenaufgang findet die Abfahrt von Berlin statt und bei Sonnen untergang desselben Tages werden die ersten Gespanne bereits auf dem Rennplatz bei Dresden eingetroffen sein. Man rechnete etwa 14 bis 16 Stunden auf die Strecke von ca. 180 km einschließlich eintretender Rast. Damit die Distanzfahrt nicht ausar tet, so erhalten nur diejenigen Gespanne einen Preis, die mit völlig gebrauchsfähigen Pferden eintreffen. — Die Verübumg grober Unzuchtfälle tritt neuerdings namentlich Kindern gegen über wieder stark auf. Im Laufe der letzten Woche sind in Dresden nicht weniger als 12 dergleichen bekannt geworden. — Im Saale der kgl. Polizeidirektion zu Dresden vollzog sich am Montag »orm. die Einweisung des Herrn Polizeipräsidenten Le Maistre, früher Amtshauptmann in Pirna, durch Herrn Kreishauptmann Frhrn. von Hausen in Vertretung des Herrn Staats ministers v. Metzsch. — Am Donnerstag wurde durch einen Transporteur aus Plauen der seit dem 5. April im Arresthause in Adorf in Untersuch ung befindliche Fröschelmacher Penzel aus Kleedorf bei Brambach, welcher dringend ver dächtig erscheint, am 3. Osterfeiertage den Gutsbesitzer und Violinbogenmacher Penzel aus Mühlhausen im Dörfelwalde bei Adorf erschoßen zu haben, an das kgl. Landgericht Plauen eingeliefert. — In der Nähe der Karpfenschänke in Diera bei Meißen erlitt am Donnerstag der Dampfer „Tetschen der Oe.-N.-D.-G. einen Wellenbruch. Um den anhängenden Schlepp zug nicht einen längeren Aufenthalt auszu setzen, wurde Dampfer „Agnes", welcher der selben Gesellschaft gehört, beordert, die Wei terbeförderung des Schleppzuges zu überneh men. Kaum hatte jedoch der Hilfsdampfer die nötige Verbindung hergestellt, als auch ihn beim Anziehen der Fahrzeuge dasselbe Schicksal ereilte, und er ebenfalls einen Wel lenbruch erlitt. Erst nach längerem Aufent halt war es dann möglich, durch einendritten Dampfer die Fahrzeuge weiter bergwärts zu befördern. — In Boblitz bei Bautzen wurde am Sonnabend eine grausige That, die auf Fa- milienzwistrgkeiten zurückzuführen ist, verübt. Der Feldbesitzer Kempe geriet nnt feiner Schwiegermutter und seiner Frau aus irgend einer Ursache in Wortwechsel. Hierüber jedenfalls in Zorn geraten, ergriff Kempe ein Gewehr, legte auf seine Schwiegermutter an und streckte dieselbe mit einem Schuß zu Boden. Seiner flüchtenden Frau sendete der Unhold gleichfalls einen Schuß nach und ver wundete dieselbe, anscheinend jedoch nicht tät lich. Der Thäter erschoß sich hierauf selbst. — Auf der Festung Königstein unter nahm man am Sonnabend abends in der 9. Stunde wieder Versuche mit dem großen elek trischen Scheinwerfer, dessen Strahlen dem aufgehenden Monde starke Konkurrenz mach ten, da die erzielte Lichtwirkung eine außer ordentlich intensive war. Man beobachtete den Schein dieser elektrischen Sonne bis nach Dresden zu. — In der waldreichen Umgegend von Falkenstein haben am 25. und 26. v. M. nicht weniger als 4 Waldbrände großen Schaden verursacht. Dem dortigen Ritter- i gutsbesitzer von Trützschler allein sind 7 Acker Waldbestand durch Feuer vernichtet worden, j — Eine merkwürdige Mißgeburt von einem Schweine ist in Stetzsch vorgekommen. Das junge Ferkel hat vier übereinander lie gende Augen, zwei Rüssel, von denen der eine nach rückwärts über den Schädel liegt. Das Tier ist sonst vollkommen normal ge baut. — Dieser Tage wurde auf dem Fried- Hofe in Bocka die Leiche eines kleinen Zi geunerknaben zur ewigen Ruhe bestattet, wel cher bei einem Umstürze des väterlichen Ge fährts schwer verletzt und an den Verletzungen gestorben war. Die Beerdigung mußte an ¬ fangs beanstandet werden, da der Verdacht fahrlässiger Tötung vorlag. Die Angelegen heit wurde der Staatsanwaltschaft in Leipzig übergeben, welche aber die Sache als einen Uuglücksfall bezeichnete und keine fahrlässige Tötung erkennen konnte. — In den Teichanlagen zu Zwickau fand am Mittwoch früh ein Ziegelarbeiter einen mit einer Stecknadel an einen Strauch befestigten offenen Brief, in welchem eine Frauensperson schreibt, daß sie den Tod im Wasser gesucht, weil der im Briete genannte Soldat des dortigen Regiments sie verlassen. Dieser Brief gelangte auch in die Hände der Polizei, welche durch den Soldaten die Schreiberin ermittelte und sie wohlbehalten in ihrer Wohnung in der Reichenbacher Straße antraf. Von einem Selbstmord war sie aber vollständig abgekommen. — Von einem seltsamen Selbstmord be richtet man aus Bömisch-Leipa. Die Witwe des verstorbenen Dr. Altschul begoß sich mit Benzin und versetzte ssich dann in Brand. Ihre gräßlich entstellte Leiche wurde in dem von dichtem Qualm erfüllten Zimmer aufge funden. Das Motiv des Selbstmordes ist in mißlichen finanziellen Verhältnissen zu suchen. — Jeder Zusatz von Wasser zum fer tigen Bier ist, sofern er überhaupt auf die Qualität des Bieres Einfluß ausübt, nach einem Urteile des Reichsgerichts vom 10. Januar 1893 als Bierfälschung im Sinne des § 10 des Nahrungsmittelgesetzes vom 14. Mai 1879 zu erachten. — Eine am Freitag in Leipzig-Plagwitz abgehaltene ^Volksversammlung beschloß die Verfügung des Boykotts über die Naumann- sche Brauerei in Plagwitz, in welcher 24 Brauergehilfen die Arbeit eingestellt haben, weil ihnen die den Prinzipalen vorgelegten Forderungen in bezug auf Wohnungs- und Arbeitsverhältnisse nicht bewilligt wurden. Gegen den Boykott sprachen sich eine Anzahl dortiger sozialdemokratischer Führer aus praktischen Gründen aus. Die Naumannsche Brauerei weigert sich entscyieden, die streiken den Brauer wieder einzustellen. Die ver einigten Brauereibesitzer werden nunmehr ihren Einfluß auf die Saalpächter geltend machen, damit den Sozialdemokraten die Säle verweigert werden. — Die bekannten Gemälde im Kreuz gange des alten Paulinums in Leipzig sind nunmehr allesamt geborgen. Sie sind, wie schon früher mitgeteilt wurde, im ganzen aus der Mauer ausgemeiselt und ausgxsägi, in fest zusammengefügte Bretterkasten gesteckt und einstweilen verwahrt worden. Wohin sie später kommen werden, ist noch nicht bekannt. — Der Urheber der Brandkatastrophe am Neumarkt in Leipzig, der frühere Wein händler Kretzschmar, der bekanntlich zu zwei Jahren Gefängnis vom dortigen Landgericht verurteilt wurde, konnte noch nicht nach Zwickau überführt werden, da derselbe er krankt ist. Kretzschmar befindet sich noch im Leipziger Gerichtsgefängnis.