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Allgemeiner Anzeiger L - Zeituna für die Mrtsebcrften: Zeitung für die Ortschaften Bretnig, Kauswslöe, Großröhrsöorf, Expedition: Bretnig Nr. 13 S Redaktion, Druck und Verlag von A. 8churig, Bretnig. Rr. 37 Mittwoch, den 10. Mai 1893 3. Jahrgang 11»^ — Zu dem ersten Geniüse, welches der I zeitigt, gehört auch der Spargel. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft. s t Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag '/-11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag '/,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. die Straße. Leider steckte aber eine delikate Mettwurst neugierig einen Zipfel aus dem Korbe heraus und dies veranlaßte einen vor überschnüffelnden Hund in einem unbewachten Augenblicke die nähere Bekanntschaft mit der appetitlichen Wurst zu machen und dieselbe schließlich zu entführen. Die beiden Mädchen waren in so eifrigem Gespräch, da sie sich von den Folgen der behördlichen Verordnung bezüglich der Tanzbeschränkung unterhielten, daß sie erst von einem vorbeigehenden Manne auf die spitzbübische That des Hundes auf merksam gemacht werden mußten. Leider war es zu spät, denn der Köter sprang mit seinem Raube in gewaltigen Sätzen davon. Natür lich mußte die Küchenfee 1 M. 20 Pf. aus dem eigenen Geldbeutel opfern und damit ihre Klatscherei teuer bezahlen. — Aus Herrnhut wird geschrieben: Bekanntlich sind seit Anfang dieses Jahres die Signalglocken auf sämtlichen deutschen Eisenbahnstationen (an den Haltestellen gab es überhaupt keine), welche bei Ankunft und Abfahrt jedes Personenzuges geläutet wurden, abgeschafft worden, und es wird nur vom Portier die Abfahrt in der betreffenden Richt ung in den Wartesälen ausgerufen. Die hiesige Stationsglocke hat jedenfalls eine vor treffliche Verwendung gefunden, indem sie zu einem sehr mäßigen Preis gekauft worden ist, um auf der Herrnhuter Missionsstation Ma kapalile in Deutsch-Ostafrika als Versamm lungsglocke zu dienen. Sie hat ein Gewicht von etwa 17 Kilo, und es bedarf nur der Veränderung, daß sie zum Läuten auf einem Glockenstuhl anstatt zum Anschlägen gebraucht werden kann. Was würde diese Glocke, wenn sie reden könnte unsern fernen Brüdern alles erzählen können von freudigen und schmerzvollen Scenen, deren Zeuge sie am! hiesigen Bahnhof gewesen ist. — Eine merkwürdige Seltenheit von einer zahmen Henne besitzt der Bäckermeister Schilbach in Weinböhla. Dieselbe verkehrt mit Vorliebe im Hundezwinger und frißt nicht nur das Futter in Gemeinschaft mit. dem großen Kettenhunde aus einem Napfe, sondern sie ist so zutunlich, daß sie, seitdem der Hund 12 Junge geworfen hat und dieselben säugt, schnell geheilt worden; nur wegen der Schuß- wunde im Rücken hat sich die Fischer noch aller zwei Tage im Krankenhause verbinden zu lassen. Der Küfer Sieben befindet sich ebenfalls auf dem Wege der Besserung und - dürfte in nächster Zeit aus dem Krankenhause in das Untersuchungsgefängnis überführt werden. Uebrigens scheint nach den näheren Einzelheiten, die jetzt über den Fall bekannt werden, die ursprüngliche Annahme, es handele sich im vorliegenden Falle um einen Raub mord, eine irrige zu sein. Die Details weisen wenigstens nicht auf einen solchen hin. Wie man hört, hat es eine Differenz zwischen der Fischer und Sieben gegeben, Sieben ist ein jähzorniger Mensch und hat höchstwahrschein lich in der Wut mit dem eisernen Hammer zugeschlagen. Daß er einen geladenen Revolver bei sich trug, soll sich daraus erklären, daß er sich mit Selbstmordgedanken trug, wenigstens hat er davon gesprochen. Ueber Geldmittel hat, um auch dies zu erwähnen, die Fischer nicht verfügt und sie soll auch nie damit renommiert haben, daß sie welche besäße. — Einen Kampf mit Wilderern hatte am 3. Januar in aller Frühe auf dem Leip- zig-Gohliser Parthenwege zugelegenen Teile des Rosenthales der Schutzmann Judenfeind zu bestehen. Er hatte auf seinem Patrouillen gange einen Schuß gehört, war daraufhin nach der Stelle geeilt und war hier in einen erbitterten Kamps mit zwei Unbekannten ge raten, bei dem es auf beiden Seiten nicht ohne Verwundungen abzing. Die Unbekann ten entflohen, wurden aber nachmals als der Maurer Friedrich Wilhelm Fritzsche aus Rödnitz bei Schkeuditz und der Maurer Wil helm Franz Dorn aus Leipzig ermittelt und festgenommen. Dorn hat sich im Untersuch- I ungsgefängnisse erhängt, während Fritzsche zu einer Gefängnisstrafe von 6 Jahren verur- t.clt wurde. — Was man doch heutigen Tages nicht Alles auf dem „nicht mehr ungewöhnlichen Wege" einer Annonce erreichen kann. Sucht da neulich in einem Leipziger Blatte ein Herr L. schleunigst einen — Brautführer!! Und zwei Zeilen darauf wendet sich wiederum, jedenfalls durch die plötzliche Absage einer so wichtigen Persönlichkeit in die tötlichste Ver legenheit versetzt, eine Familie in auffallender Schrift an die so viel geschmähte, jugendliche Männerwelt, um noch „zum 29. April" einen Brautführer zu erlangen. Hoffentlich ist's geglückt! — In Leipzig wurde jetzt eine 24 Jahre alte Näherin aus Berlin wegen Verletzung des § 218 des R.-Str.-G.-B. verhaftet — gleichzeitig aber auch der prakt. Arzt Or. insck. Georgi, welcher mit dem Mädchen ein Lie besverhältnis unterhielt. Der Fall erregt riesiges Aufsehen. — Diejenigen Handlungsgehilfen, welche sich in Leipzig der Arbeiterbewegung ange schlossen haben, einigten sich in einer am Mittwoch abgehaltenen öffentlichen Versamm lung dahin, die zu Pfingsten dieses Jahres nach Hannover cinberufene Konferenz der Handlungsgehilfen von Leipzig aus zu be schicken, vorausgesetzt, daß die nötigen Mit tel hierzu aufgebracht werden. In dieser Konferenz soll über den Zusammenschluß der Handlungsgehilfen mit Markthelfern, Packern und Hausdienern beraten werden. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins aus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post 1Mk. exkl. Bestellgeld. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. B erlin. Der Reichstag lehnte den Regierungs-Gesetzentwurf der Militärvorlage am Sonnabend nachmittags gegen die Stim men der Konservativen ab. Alsdann wurden m namentlicher Abstimmung die Paragraphen des Antrags Huene mit 210 gegen 162 Stimmen abgelehnt. Der Reichskanzler ver las hierauf eine Kaiserliche Botschaft, welche M Reichstag auflöst. Spargel während dieser Zeit eine Menge Wasser auf, wodurch er an Gewicht bedeutend zur.immt. Dadurch geht aber das Aroma verloren, die Stengel werden ausgesaugt und büßen den Geschmack ein. Dagegen können sich die Käufer nur schützen, wenn sie jeden gewaschenen Spargel zurückweisen. DerSpargcl muß, wenn er durchgebrochen wird, aromatisch riechen, sich sehr leicht auf der Hand anfühlen und muß im rohen Zustande süß-aromatisch schmecken. — Dem Vernehmen nach hat Se. Majestät König Albert die Gnade gehabt, der Wittwe des so traurig durch die Mordthat des jetzt vom Schwurgericht zu Chemnitz zum Tode verurteilten Sträflings Tannert geendeten pflichttreuen Zuchthausbeamten Paufler in Waldheim, sowie den anderen beiden Aufsehern, die von dem Mörder Tannert verwundet worden sind, je 200 Mark und dem damaligen Ge fangenen Thieme, der sich bei jener Gelegen heit so wacker benahm, 100 Maik zu spenden. — Ueber das Schicksal des vormaligen Creditvereinskassierers Otto Fischer in Meißen, welcher für seine Vergehen bekanntlich 5 Jahre Gefängnis auferlegt erhielt, schwirren die phamasischsten Gerüchte umher. Mehrfach wird berichtet, daß Fischer geisteskrank ge worden; auch erzählt man sich, daß derselbe gestorben sei. Die „M. Z." ist in der Lage, mitteilen zu können, daß Fischer die Folgen seiner leichtsinnigen That in der Strafanstalt Hoheneck verbüßt und daselbst Beschäftigung in der Buchbinder-Branche findet. — Die Frau eines Meißner Geschäfts- eB mannes wurde dieser Tage auf der Niederauer Straße zu einem Wettlauf mit einem ziemlich heruntergekommenen Handwerksburschen ver anlaßt. Die Frau hatte gegen alle Wanderer das Vorurteil, daß man sich vor ihnen hüten müsse. Als dieselbe kürzlich von einer Be sorgung in Niederau wieder nach Meißen zurückging, gewahrte sie zu ihrem Entsetzen, daß hinter ihr ein Handwerksbursche herkomme, daß derselbe ihr winkte und fortwährend etwas zurief. Die Worte waren aber unverständlich, und da kein Mensch auf der langen Straße zu erblicken war, so bekam die Frau so große Angst, daß sie endlich zu rennen ansing. Der Handwerksbursche schien aber auch Eile zu haben und rannte der Frau unter fortwähren dem Rufen nach. Endlich, als die Häuser von Cölln nicht mehr weit entfernt waren, kam der nach Atem ringenden Frau ein Mann entgegen, welchem sie die Verfolgung mitteilte und welchen sie um seinen Schutz bat. Kampfesmutig erwartete nun der Mann den immer noch eiligen Schrittes nachkom menden Handwerksburschen, welcher schließlich, als er an die Leute herankam, ausrief: „Sie närr'sche Frau, warum reißen Se denn aus, ich habe Ihren Schlüsselbund gefunden, der aus Ihrem Körbchen 'rausgefallen ist." Und richtig — es war auch so, die Frau hatte wirklich ihre Schlüssel verloren. Die große Angst der Frau löste sich nun in Heiterkeit auf und der Verfolger soll einen guten Finder- lohn erhalten haben. — Eine empfindliche Strafe für das lange Klatschen auf der Straße widerfuhr einem Dienstmädchen auf der Leipziger Straße in Meißen. Wie in der Regel die Begegnung mit „Colleginnen" Veranlassung zu einem längeren „Ständchen" auf der Straße giebt, so war es auch hier, um aber das drückende Gefühl des schweren Handkorbes nicht immer zu haben, setzte sie denselben einstweilen auf sich fast immer zum Wochenbesuch in der Hundehütte aufhält und vor einigen Tagen sogar zwischen die Beine des großen Hundes ein Ei gelegt hat. — In Mülsen St. Jacob wurde dieser Tage einem Familienvater das 25. Kind ge boren uno zwar aus erster Ehe 13 und aus zweiter Ehe 12. Aus erster Ehe befinden sich einmal Drillinge und ein Zwillingspaar. Von diesen 25 Kindern sind nur noch 7 am Leben, die übrigen starben zum größten Teil in frühester Jugend. — Eine seltene und erhebende Feier fand am 4. d. M. Nachmittag in der St. Katha rinenkirche in Zwickau statt, indem daselbst zwei Judenmädchen von 11 und 9 Jahren durch die Taufe in das Christentum ausge nommen wurden. Die Mutter der Kinder hat bereits vor 5 Monaten die Taufe em pfangen. — Zur Mordaffaire in der Ullrichsgasse in Leipzig können die „L. N. N." mitteilen: Die Fischer, das Opfer des Küfers Sieben hat bereits wieder aus dem Krankenhause entlassen werden können und ist in dasselbe Haus in der Ullrichsgasse zurückgekehrt, in welcher die That s. Z. geschah. Die Ver wundungen sind also verhältnismäßig sehr Oertliches und Sächsisches. Bretnig, den 10. Ma^ 1893. — Das Ausnehmen von Eiern oder Jungen aus den Nestern der Singvögel, Aechten und hiesigen Eulenarten, sowie das Töten und Fangen solcher Vögel ist durch Reichsgesetz bei Haft bis zu 6 Wochen oder Geldbuße bis zu 150 Mark verboten. Da jeder dieser Strafe unterliegt, welcher unterläßt, die unter seiner Aufsicht steh len Personen von solch strafbarer Hand lung abzuhalten, so liegt cs im Interesse der ^tern und Lehrer, jetzt, wo die Vögel zu Akten beginnen, die Kinder auf obiges Ver- M aufmerksam zu machen. — Um die Begehung einer gemeinsamen Mßtagsfeier in dem größeren Teile des Evangelischen Deutschlands zu ermöglichen und u>n mit der für diesen Zweck gebotenen Ver- fgung des zweiten jährlichen Bußtages auch A Feier des ersten in Uebereinstimmung zu gingen, haben nunmehr die in Lvang-slims Muftragten Staatsminister unter Zustimmung Ar evangelisch-lutherischen Landessynode das folgende verordnet: 1. Die in der evangelisch- Merischen Landeskirche gesetzlich bestehenden Aden Bußtage werden von Freitag vor dem Anntag Oculi und Freitag vor dem letzten Amitatissonntage verlegt auf Mittwoch vor Sonntag ^culi und Mittwoch vor dem Alen Trinitatissonntage. 2. Die für die Mr der Bußtage bestehenden kirchlichen Vor- Aiften und Einrichtungen werden durch die ^legung der Bußtage nicht berührt. , — Wie verlautet, beabsichtigen die Kon- Avativen im Wahlkreise Bautzen-Bischofs- Arda den Rittergutsbesitzer Grasen v. d. De aus Baruth als Reichstagskandidaten Austellen. Derselbe wird in kurzer Zett seine Dlrede in Kamenz halten. , — Laut einer Meldung aus Berlin sollen Az nach Pfingsten die Mannschaften des Mlaubtenstandes in größerem Umfange zu Manschen Uebungen einberufen werden. manch' Einer wird, wenn er Mittags die Dgel der Pflanze kaut und sie ohne Aroma Geschmack findet, zu dem Resultat kommen, 'I der Spargel des Aufhebens nicht wert, bs gewöhnlich von ihm gemacht wird. manche Hausfrau hat sich darüber ge- Dert, namentlich wenn sie daran denkt, A früher die Pflanze schön schmeckte und U' Woran liegt das nun? Ganz einfach! eben immer etwas Neues hervorgesucht ' um dieses oder jenes Nahrungsmittel ^fälschen, so auch beim Spargel. Er nach Gewicht verkauft, und um nun die AAe recht schwer zu machen, wird sie von . Händlern eine Nacht in Wasser gelegt, lebe andere Pflanze, saugt auch der !». — Die 10. Generalversammlung des AUschen Lehrervereins, welche für Michaeli A Zwickau ausgeschrieben mar, ist mit glicht auf den deutschen Lehrertag in Leipzig auf nächstes Jahr verschoben worden.