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llMemer Artiger. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freierZusendung durch Boten in Haus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post 1Mk. cxkl. Bestellgeld. Zeitung für die Geschäften: Bretnig, Kauswalöe, Großröhrsdorf, ManKmlhsl unö Umgegenö. Expedition: Bretnig Nr. 1 3 A. Inserate, die 4gelvalte Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag V,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben^vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Redaktion, Druck und Verlag von N. Zöchurig, Drelnig. Hr. 32. Sonnabend, den 22. April 1893. 3. Jahrgang. Deutscher Reichstag. Die zweite Lesung der Novelle zum Wuchergesetz wurde am Montag fortgesetzt. Die Abstimmung über den Paragraphen betr. den Sachwucher wurde ausgesetzt. Als Art. 4 des bisherigen Wuchergesetzes soll eine Be stimmung eingefügt werden, wonach jeder Gläubiger seinem Schuldner binnen drei Mo naten nach Schluß des Kalenderjahres über den Sland des betreffenden Geldgeschäfts Rechnung zu legen hat. Wer sich der Vor schrift vorsätzlich entzieht, verliert die Zinsen für dar verflossene Geschäftsjahr hinsichtlich der in dem Rechnungsabschluß nicht enthalte nen Geschäfte. Auf Bankinstitute und Kauf leute im Geschäftsverkehr mit Kaufleuten fin de« diese Strafbestimmung keine Anwendung. Zur Abstimmung kam es jedoch nicht, da das Haus nicht beschlußfähig war. Am Dienstag wurde in zweiter Lesung dec Gesetzentwurf betr. die Bestrafung des Verrats militärischer Geheimnisse erledigt. In der Diskussion über den 8 1 beantragten dst Ab g. Bar und Schrader (frs.), eine Strafe nur dann eintreten zu lassen, wenn dic Mitteilung militärischer Geheimnisse un ter Anwendung besonderer List geschah, oder wenn die Person annehmen konnte, daß der stressende Dritte von dieser Mitteilung ei- nen die Sicherheit des Reichs gefährdenden Gebrauch machen werde. Der Antrag wurde abgelehm. Äbg. Stadthagen (soz.) meinte, des Gesetz wurde somit zur Folge "haben, dch vielfach unschuldige Personen verfolgt wer den wurden, wie im Prozeß Geffken. Unter Geltung dieses Gesetzes würde sich jeder, der >n einer Wahlrede u. s. w. eine Kritik an militärischen Dingen übt, einer Bestrafung ausfetzeu. Bei der darauf folgenden Ab stimmung über die Wnchergesetznovelle ergab sich wiederum die Beschlußunfähigkeit des Hauses. Es waren nur 167 Mitglieder an wesend. LertlicheK und Sächsisches. Bretnig, den 22. April 1893. B st etni g. Alle im hiesigen Gemeinde- dezirk aufhältlichen Dispositionsurlauber, Re- ßrvisteu, Landivehrleute 1. Aufgebots und Ersetz u.ffervisten, sowie die zur Disposition der Eriatzbehördcn entlassenen Mannschaften haben m Freitag, den 28, April, nachmittags 2',2 Ubr in Großröhrsdorf, Mittelgasthof, zur Kortrollversammlung ^inzutreffen. Mili- larpapwre sind mitzubringeu. 'Nichterscheinen wird in straft. — Für morgen Sonntag hat der All- .Sememe Radfahrerverein „Union" in Dres- diil dem Großröhrsdorfer Radf«lfl'erklub einen besuch und sein Erscheinen gegen 11 Uhr vmmuorgs brieflich angekündigl. Die Mit- Mede. des Großröhrsdorfer Radfahrerklubs Werden diesen Sportsbrüdern eine kurzeStrecke kmgegerfahren und sich behufs dessen vorm. vo Ubr im Gasthof zum grüne". Baum ver- «mmeln. Zur angegebenen Zeit erwartet man >a Großröhrsdorf auch viele 'Radfahrer aus si.umug uni mir' den Dresdner Gästen einige Nohr Stunden verleben zu können. . Die mchifach erwähnte Parade zu Königs Geburtstag beginnt am Sonntag Pun.r l Uhr , uf dem Alaunplatze zu Dres den. bin derselben nehmen teil die Garnison Dresden, das Kadettenkorps, das Großen- lmim! Husaren-Regiment und das Freiberger Jägerbataillon. Kommandeur der Parade ist Herr Generalleutnant v. Reyher. Das mili tärische Schauspiel dürfte bei freundlicher Witterung gewaltige Menschenmassen auf dem Alaunplatze und den Nebenstraßen und Plätzen vereinigen. Se. kgl. Hoheit General feldmarschall Prinz Georg wird seinem er lauchten Bruder das Schützenregiment, dessen Kommandeur bekanntlich Se. königl. Hoheit Prinz Friedrich August ist/ wie bei der letzten Parade, wieder persönlich vorführen. — Die 18. Dresdener Pferdeausstellung findet am 3., 4. und 6. Juni statt und zwar nochmals in den alten Räumen der ehema ligen Gardereiter-Kaserne.; — Die Deutsche Reformpartei im Königreich Sachsen wird im Fall der Reichs tags-Auflösung in: folgenden, acht sächsischen Kreisen eigene Kandidaten aufstellen: 1. Zittau (bisher. Vertreter: Buddeberg, freis.); 2. Löbau (bisher. Vertreter: Hoffmann- Neugersdorf, nat.-lib.); 3. Bantzen-Bischofs- werda (bisher. Vertreter Hempel, konservativ); 4. Dresden-Neustadt (bisher. Vertreter: Klemm, kons.); 5. Dresden-Altstadt (bisher. Vertreter: Hultzsch, kons.)) 6. Dresden- Land (bisher. Vertreter: Ackermann, kons.); 7. Meißen-Riesa-Großenhain, bisher. Vertr.: Frh. v. Friesen, kons.) ; 8. Pirna (bisher. Vertreter: Grumbt, Reichspartei). — Am Freitag würde der Maurer Klinger, welcher unter dem Verdacht stand, den italienischen Maurer Leonardo Fratte auf Seidnitzer Flur ermordet zu haben, nach ! Einstellung des Strafverfahrens auf freien Fuß gesetzt. — Folgende lustige Rattengeschichte er-! eignete sich in einem Dorfe bei Dresden." Ein Bauer hatte eine Ratte gefangen, die- selbe war in einer Falle, welche mit einem ! Schieber versehen war. Er rief voller Freude über den Fang seine Frau uud seine Schwie germutter herbei und nun beratschlagten die Drei mit einander, wie sie es angreifen soll ten, um die Ratte am sichersten in den Tod zu schicken. Eine der drei Personen kommt auf den Einfall, ein Fäßchen mit Wasser zu füllen, die Falle über dasselbe zu halten und dann den Schieber zu öffnen, damit die Ge fangene herausspringe. So gedacht, so ge- than. Gespannt erwarteten die Drei die Szene, die sich vor ihren Augen abspielen soll. Achtung! Der Schieber hebt sich und heraus springt blitzschnell die Ratte. In das Wasser? I, bewahre! vielmehr dem das Fäßchen haltenden Mann direkt an die^rust. Die drei Zuschauer stießen gellende Schreie ans. Das Weib, das mit einem Besen in der Hand Wache stand, führte einen wuch tigen Hieb nach der Entsprungenen, schlug aber fehl und traf anstatt der Ratte den Mann gerade mitten in das Gesicht. Dieser ließ vor Schrecken das Fäßchen fahren. Jetzt ergoß sich der ganze Inhalt des Gefäßes über die Schwiegermutter. Das laute Ge schrei hatte viele Nachbarn auf den Schau platz gelockt, welche die „Rattenfänger" mit höllischem Gelächter begrüßten. Unterdessen hatte sich die biedere Ratte schon längst in Sicherheit gebracht. — Aus welch eigentümliche Art man zu seinem gestohlenen Eigentum zurück gelangen kann, beweist folgender Vorfall. Bei einem Fabrikanten in Gommern hatte ein un bekannter Mensy, welcher jedoch in dessen Grundstück gesehen worden war, verschiedene ! Schlüssel von den Thüren abgezogen und mitgenommen. Da der Eigentümer in Bälde darauf zurückkehrte und das Fehlende alsbald vermißte, man ihm auch eine ungefähre Be schreibung des wahrscheinlichen Diebes geben konnte, machte er sich sofort auf die Suche und hatte das Glück, im nahe gelegenen Klein-Luga einen auf die erhaltene Beschreib ung passenden Menschen zu finden. Mit den Worten: „Hier haben Sie 20 Pfennige und geben Sie mir meine Schlüssel wieder", be grüßte er denselben und siehe da, flugs griff der Andere in die Tasche und brachte prompt die fehlenden Schlüssel zum Vorschein, um dieselben gegen die versprochenen 20 Pfen nige umzutauschen. Da sich der Betreffende durch diese Manipulation selbst verraten hatte, sorgte man auch sofort dafür, daß er in Num mer Sicher gebracht wurde, damit er später die ihm gebührende Belohnung empfangen kann. — Ein Unfall, der verhältnismäßig noch sehr glücklich abgelaufen ist, hat sich am Sonntag in Werdau zugetragen. Eine An zahl Turner, welche mittels Kremser eine Vergnügungsfahrt unternommen hatten, woll ten im Turnhallen-Restaurant,noch einmal emkehren. Da das Einsahrtsthor verschlossen war, stieg der Geschirrführer vom Bocke, um den Schlüssel zu holen. Während dieser Zeit mögen nun die Pferde den Wagen zurückge prellt haben, der nun nebst Pferden und In sassen, 11 an der Zahl, über die ca. 2 Mtr. hohe Böschung hinunter in die Pleiße ge stürzt ist, wobei die Pferde unter den Wagen zu liegen kamen. Die Insassen, außer einem, der eine leichte Verstauchung des Fußes da vongetragen hat, sind mit einem Sturzbad davongekommen. Das eine Pferd konnte von zufällig anwesenden Feuerwehrleuten gerettet werden, während das andere ertrank. — Die Kirche zu Schellenberg ist am Sonntag ein Raub der Flammen geworden. Kurz uach 5 Uhr früh wurde, nachdem der dortige Türmer die Heizungsanlage der Kirche angefeuert, plötzlich von Anwohnern bemerkt, daß sich am Kirchendach Rauch und nur we nige Minuten später auch eine Helle Flamme zeigte. Bald brach mit mächtigem Krachen das Dach ein und die gewaltige Lohe ergriff nun auch den Turm, welcher ebenfalls völlig ausbrannte. Die drei im Kirchturm hängen den Glocken, welche am nächsten Tage herab genommen werden sollten, da an Stelle des - alten hölzernen Glockenstuhles ein neuer, in, der Bierlingschen Werkstatt zu Dresden be-! reits fertig gestellter eiserner Glockenstuhl tre ten sollte, sind unter der furchtbaren Glut! geschmolzen und gänzlich verloren. Ebenso ist die prachtvolle Silbermannsche Orgel den Flammen zum Opfer gefallen. Dagegen ist es gelungen, die wertvolle Altarbekleidung, die sämtlichen heiligen Gefäße und Geräte und das Altarbild von Gönne zu retten. Das Feuer soll durch die schadhafte Esse entstan den sein. — Ein beklagenswerter Unglücksfall mit tötlichem Ausgange hat sich am Sonnabend in der Fabrik von Uhlemann, Müller und und -chmohl in Auerbach zugetragen. Als der 24 Jahre alte .Arbeiter Louis Heinrich Meisel aus Ellefeld den Riemen auf die Transmission legen wollte, kam derselbe mit der Hand dem Getriebe zu nahe und wurde um die Wellen gewirbelt, so daß Meisel, nach dem das Werk zum Stehen gekommen, kleiderlos von derselben fönnlich abgewickelt werden mußte. Gegen Mittag trat im Kran ¬ kenhause der Tod des schwerverletzten bedau ernswerten Mannes ein. Meisel war kürz lich vom Militärdienst zurückgekehrt und jetzt Ernährer seiner betagten Mutter. — In der Nacht vom 16. zum 17. d. M. brach in der Scheune des Gutsbesitzers Brodkorb zu Köllmichen bei Mutzschen Feuer aus. Die Scheune wie auch zwei Seiten gebäude wurden durch das Feuer vollständig zerstört. Leider kam dabei der Dienstknecht Grimmer, welcher in einem Seitengebäude schlief, ums Leben. Der Verstorbene war der einzige Sohn seiner in Grauschwitz lebenden Mutter. Notdürftig bekleidet entkam dagegen der Pferdejunge durch ein sogenann tes Schlitzloch. Die Entstehungsursache des Brandes ist unbekannt. — Der Konsum von Pferdefleisch hat sich in Leipzig ganz betr ächtlich vermehrt und hat diese Thatsache den Behörden^Veranlassung gegeben, nach dem Verbleib des Fleisches zu forschen. Dabei ist u. a. die Entdeckung gemacht worden, daß das Privatspeisehaus von Brand dortselbst seit 1890 täglich 6 Pfund Pferdefleisch als Rindfleisch verkauft hat. Die Strafkammer s verurteilte deshalb Brand zu 200, dessen Frau dagegen zu 50 Mark Geldstrafe. Von Gefängnisstrafe wurde abgesehen, „weil die Nahrungsmittelsälschung nicht gesundheitsschädlich war, und weil es nun der Sitte und Gewohnheit der Menschen entspreche, Pferdefleisch nicht zu essen." — Ein „Meßwitz" macht jetzt in Leip zig die Runde, und weil er nicht übel ist, sei er zur Erheiterung unserer Leser erzählt. Ein Fremder fragt, was die große Bude, die jetzt einen großen Teil des Fleischerplatzes einnimmt und Meßzwecken dient, zu bedeuten habe. „Das wissen Sie nicht? antwortet ein Einheimischer, „hierhin wird sich der be rühmte Ringkämpfer und Athlet Abs produ zieren, der vom Rate der Stadt angestellt wurde, um die Messe zu heben. Kirchennachrichten von Hauswalde." Beerdigt: Frau Johanne Eleonore verw. Röntzsch, des weil. I. G. K. Röntzsch, gew. Auszüglers und Leinweb. in Hauswalde, hinterl. Witwe, geb. Wustmann aus Bretnig, 87 I. 4 M. 8 T. alt. — Curt Fedor, des Gasthofsbesitzers K. H. Große in Bretnig, ehel. Knabe, 9 M. 19 T. alt. Sonntag Jubilate: Gottesdienst und Abendmahlsfeier, nachm. 2 Uhr: Katechis musunterredung nut der männl. Jugend von Hauswalde und Bretnig. Kirchennachrichten von Frankenthal. Sonntag Jubilate: früh 8 Uhr: Beichte und Kommunion, ^9 Uhr: Hauptgottesdienst, nachm. ff? 2 Uhr Katechismusunterredung mit den konf. Töchtern vonFrankenthal undBretnig. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register. An Geburten wur den eingetragen: Johannes Georg, S. des Färbereibes. Ferdinand Robert Schöne. Die Anordnung des Aufgebots haben beantragt: Johann Karl Ernst Loschke, Fa- brikarb. in Radeberg, mit Minna Pauline Peschel. —Friedrich August Schneider, Tuch macher in Kamenz, mit Anna Pauline verw. Lau geb. Grohmann. Heirats-Register. Die Ehe schlossen; Hermann Max Schöne, Fabrikarb., mit Anna Lina Haufe. Sterbe-Register. Als gestorben wurden eingetragen: Emma Martha, T. des Bahn- arb. E. Bernhard Walther, 1 M. 23 T. alt.