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Allgemeiner Anzeiger : 19.04.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189304199
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18930419
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18930419
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-04
- Tag 1893-04-19
-
Monat
1893-04
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 19.04.1893
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Volttische Rundschau. Deutschland. *Der Kaiser ist am Freitag abend in Swinemünde eingetroffen, von wo aus die Fahrt auf dem neuen Dampfer „Hohenzollern" nach Kiel weiterging. *Dem Vernehmen nach ist die Reise des Kaisers nach Niederschlesien dahin festgestellt, daß der Monarch sich nach einem Be such bei dem Grafen Hochberg in Wirschkowitz zur Denkmals-Enthüllung Kaiser Wilhelms I. am 18. Mai, vormittags, nach Görlitz begeben und daselbst nach der Enthüllungsfeier an einem von den Ständen der Oberlausitz und der Stadt Görlitz im Wilhelmstheater veranstalten Fest mahl teilnehmen würde. Nachmittags erfolgt die Abreise des Kaisers nach Muskau zum Besuch des Grafen Arnim, woselbst der Kaiser bis zum 19. d. mittags zu verweilen gedenkt. * Immer von neuem tauchen die Gerüchte über Verhandlungen des Zentrums oder eines Teiles desselben mit der Regierung über die Militärvorlage auf. So schreibt jetzt die,Kreuz-Ztg.': „Es gewinnt den Wchein, daß die Erstattung deS Berichtes aus der Militär-Kommission absichtlich verzögert wird. Als Grund dafür wird angeführt, daß Freiherr v. Huene noch über ein Kompromiß mit dem Reichskanzler verhandle." *Zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. Ergänzung der Bestimmungen über den Wucher hat Abg. Rintelen den An trag eingebracht, folgenden Artikel 5 den Be schlüssen der Kommission hinzuzufügen: Der Landesgesetzgebung bleibt überlassen, besondere Bestimmungen zur Verhütung und Bestrafung des Wuchers bei dem Handel mit Vieh, bei der Viehpacht und bei dem Handel mit ländlichen Grundstücken zu treffen. * Der Führer der Konservativen im Reichs tage, Frhr. v. Manteuffel, ist an einem Leberleiden erkrankt. *Jn parlamentarischen Kreisen verlautet, daß die Kriegsminister von Bayern, Sachsen und Württemberg nach Berlin kommen, um an den Beratungen des Reichstags über die Militärvorlage teilzunehmen. Oesterreich-Ungarn. *Die Meldung eines Wiener Blattes über eine geplante oder nahe bevorstehende Begegnung des Kaisers Franz I o s ep h mit dem K a i s e r von Rußland wird allseitig mit lebhaften Zweifeln ausgenommen. Dem Hester Lloyd' zufolge ist bisher von österreichisch-ungarischer Seite nur eine Fürstenzusammenkunft sicher gestellt, und daS ist die für die Zeit der Herbst- Manöver geplante Begegnung des Kaisers Franz Joseph mit dem Kaiser Wilhelm auf un garischem Boden. *Der bulgarische Minister Stambulow ist in Wien an einer leichten Halsentzün dung erkrankt und mußte deshalb die Weiter reise nach Italien verschieben. Belgien. *Die Verfassungs-Krisis scheint ihrer Lösung bedeutend näher gekommen zu sein. In einer Sitzung des Einundzwanziger - Aus schusses stimmten die Führer der äußersten Linken Feron und Janson dem Anträge Nyssens zu, der sich auf das M e h r sti mm e n s y st em stützt. Die beiden Abgeordneten versprachen für diesen Antrag eine Unterstützung von 40 Stimmen der Linken. Von der Rechten wird die große Mehrheit die Regierung unterstützen, die sich ebenfalls mit dem Antrag Nyssens einverstanden erklärt. Auf diese Weise dürfte der Antrag die nach der Verfassung für eine Verfassungsände rung erforderliche Zweidrittelmehrheit erhalten. * Die Ausstandsbewegung in Bel gien zeigte am Freitag genau das nämliche Bild, wie an den vorangegangenen Tagen. Es wur den Aufzüge veranstaltet und Versammlungen abgehalten, an einigen Orten kam es zu Ruhe störungen dorthin sind kleine Truppenabteilungen gesandt worden. Die Zahl der Streikenden im Borinagr betrug etwa 16 000. In den Lütticher Steinkohlengruben ist das Personal vollzählig angefahren, in den Kohlengruben von Seraing KerzenswanöMngen. 32s (Fortsetzung-> Nach einigen schwachen Gegenreden entfernte sich das Mädchen und Ida war allein. Allein, und dennoch konnte sie ihre Gedanken nicht auf die ernsten Gegenstände richten, welche diese ausschließlich hätten beschäftigen sollen. Er liebte sie, sein Herz gehörte ihr allein, die volle Freude dieses Bewußtseins genügte ihr. Für eine kurze Spanne Zeit wollte sie darin schwelgen, obgleich die düsteren Schatten deS Verhängnisses sich über die nächste Zukunft schon Herabse kten. Einmal in ihrem Leben hatte sie dann aus der Schale geschlürft, deren Trank wie das Elixir der Unsterblichkeit war, selbst wenn sie auch im nächsten Augenblick von ihren Lippen gerissen werden sollte. Sie ließ in Gedanken die eben durchlebte Stunde wieder au sich vorübergehen. Sie hörte seine Stimme nochmals in zärtlichen Tönen die Worte sagen, welche er vorher ge sprochen und ihr Herz gab ihnen Antwort. Er liebte siel War das nicht des Glückes genug? Aber nein, das Herz in seinen unbegrenzten Wünschen und Forderungen verlangt mehr, und selbst in der ersten seligen Aufwallung fragte sich Ida, was sie ihm am folgenden Morgen sagen solle. War es klug von ihr gewesen, in die Zu sammenkunft zu willigen? Wäre es nicht besser gewesen, sie hätten sich dort im Sternenlicht am Springbrunnen für immer getrennt? Ida stand heftig auf, sie strich mit beiden Händen die schwarzen Locken von ihren wild klopfenden und den Cockerillschen Werken hat niemand die Arbeit niedergelegt. Schweiz. *83159 schweizerische Bürger hatten bei der Bundesversammlung den Antrag gestellt, daß das bei den Juden übliche Schächten der Tiere in der Bundesversammlung verboten werden sollte. Ueber diesen Antrag müssen die Kantone und das schweizerische Volk abstimmen. Der Nationalrat hat nun mit 61 gegen 41 Stimmen beschlossen, den Kantonen und dem schweizerischen Volk die Verwerfung des Schächter verbots zu empfehlen. Balkanstaaten, *Die serbische Krise hat durch den noch nicht siebzehnjährigen KönigAlex ander eine Lösung gefunden, auf die wohl niemand vorbereitet war. Der königliche Jüngling ließ die beiden Regenten und sämtliche Minister in seinem Palast zu einem Gastmahl einladen, er- cröffnete ihnen im Verlauf desselben, daß er sich für großjährig erkläre, selbst die Regierung über nehme und das Ministerium Avakumowitsch ent lasse! Ristitsch und Belimarkowitsch wollten sich widersetzen, wurden aber festgenommen. Eine Proklamation des Königs gab der Bevölkerung von der neuen Ordnung der Dinge Kenntnis und wurde mit Jubel ausgenommen. Der Staats streich vollzog sich voller Ruhe, das Militär hat dem König gehuldigt, die Stadt Belgrad illumss vierte, aus allen Gegenden des Landes sind Deputationen angemeldet, die dem König huldigen wollen und so ist alles — scheinbar wenigstens — im besten Gange. Die königlichen Eltern werden demnächst in Belgrad erwartet. * Ob und inwiefern bei dem serbischen Staatsstreich Rußland die Hand im Spiel hatte, läßt sich vorerst nicht ersehen. Die Königin Natalie ist in Livadia am Donnerstag vom Zarenpaare empfangen und zur Frühstückstafel gezogen worden. Es ist schwer zu glauben, daß sie und König Milan in den Plan nicht eingewciht gewesen seien. König Alexander gilt trotz seiner Jugend als ein Mensch von auffallendem Ernst und überraschen der Frühreife, so daß man nicht ohne weiteres annehmen kann, er habe bloß die Rolle einer willenlosen Puppe bei den Vorgängen gespielt. *Das neue serbische Kabinett wird in diplomatischen und finanziellen Kreisen nicht unsympathisch beurteilt, um so mehr, als dasselbe als gemäßigt-radikal zu betrachten ist und keine einzige extrem radikale Persönlichkeit ihm angehört. Von genauen Kennern serbischer Verhältnisse werden sämtliche neuen Minister als tüchtige Fachkräfte und Willensstärke, ordnungs liebende Persönlichkeiten bezeichnet. *Der Sultan verlieh dem ägyptischen Vizekönig Abbas Pascha die goldene Ver dienst-Medaille. Australien. *Nach Meldungen aus Honolulu hat der Kommissar der Ver. Staaten auf Hawai daS Protektorat, das nach der Revolution seitens der Ver. Staaten ausgesprochen wurde, zurückgezogen. Die betreffende Meldung drückt die Meinung aus, daß die Ver. Staaten das Protektorat für unnütz und nicht verträglich mit den Verhandlungen ansehe, die zwischen den beiden Staaten eingeleitet werden könnten. In dessen würden die Ver. Staaten keine fremde Einmischung und keine Störung der provi sorischen Regierung dulden. — Die Bitten der Königin und der Thronfolgerin von Hawai sind also nicht ohne Eindruck bei dem gegenwärtigen Präsidenten Cleveland geblieben. Aus Drafilien. Mehr und mehr gewinnt es den Anschein, daß die Ereignisse in Rio Grande do Sul, über deren Verlauf man leider sehr mangelhaft und aus sehr unzuverlässigen Quellen unterrichtet wird, schließlich zur Trennung des südlichsten StaateS aus dem Verbände der brasilianischen Republik führen werden. Jedenfalls hat Rio Grande, was Flächeninhalt und Bevölkerung be trifft, die gleiche Berechtigung, ein eigenes Reich zu bilden, wie Paraguay und Uruguay. Ueber die Geschichte Rio Grandes seit dem Sturz des Schläfen zurück und schritt mit brennenden Wangen hastig im Zimmer auf und nieder. „O, was habe ich verbrochen," klagte sie in leisen, gebrochenen Tönen, „daß mir das Los anderer Frauen versagt ist? WaS habe ich ver brochen, um von Liebe, Teilnahme und mensch licher Seligkeit ausgeschlossen zu sein? Es gibt weder Recht noch Gerechtigkeit in dieser Welt — alles ist Schicksal! Warum sollte mir sonst, gleich einer Nemesis, das Verbrechen einer anderen folgen? Warum sollte ich es nicht abschütteln können?" Sie warf sich auf das Sofa und bar- ihr Gesicht in die Kissen desselben. „Nein, nein! ich darf nicht von Glück träumen. Ich kann nicht die Seine werden, mit dem Schatten eines solchen Verbrechens als Mitgift. Es hat meine erste Ehe elend gemacht und ich will nicht, daß es wieder meine Zukunft verdüstere." Aber was sollte sie ihm sagen? Vergeblich versuchte sie einen bestimmten Plan zu fassen. Daß sie ihn liebte, wußte er so gewiß, als hätten ihre Lippen es ausgesprochen — mehr sollte er nicht wissen. Während ihr überreiztes Hirn sich noch mit immer wiederkehrenden Mög lichkeiten und Voraussetzungen plagte, klopfte es leise an ihre Thür. Ida sprang auf, um zu öffnen. Es war die Haushälterin. „Was gibt es, Frau Hyde, ist jemand krank?" „Nein, aber soeben bringt ein expresser Bote ein Telegramm von New Jork. Es ist nur gut, daß Sie noch auf sind. Ich wollte Sie nicht brasilianischen Kaisertums schreibt ein Mitarbeiter der .Köln. Ztg.' folgendes: In Rio Grande do Sul waren die zwei ersten Jahre unter der am 15. November 1889 begründeten Republik äußerlich ruhig verlaufen. Während die alterfahrenen Staatsmänner ver bannt waren oder sich freiwillig von der Politik fernhielten, wuchs die Unzufriedenheit mit den Experimenten der von Rio de Janeiro auS be günstigten jungen Streber und führte am 12. November 1891 zur Revolution gegen den gewaltthätigen Julio de Eastilhos und die von ihm ausgeheckte „positivistische" neue Verfassung. Aber leider traten in Rio Grande do Sul nicht die echten Föderalisten, sondern eine Abspaltung von diesen mit dem färb- und energielosen General Barreto Leite als Präsidenten und dem rührigen jungen BarroS als Vizepräsidenten an die Spitze der Regierung. Die im Februar 1892 erfolgte Heimkehr des verbannt gewesenen Silveira Martins änderte nichts hieran; auch blieb ein erster, am 4. Februar desselben Jahres unternommener Revolutionsputsch des gestürzten Eastilhos erfolglos. Während Silveira Martins für den Parlamentarismus eintrat, verkörpert Eastilhos das persönliche Verwaltungselement und fand aus einer naheliegenden Jdeenver- wandtschaft immer mehr Sympathie sowohl beim Militär als bei der ja auch im Grunde genom men selbstherrischen Zentralregierung zu Rio de Janeiro. Barreto Leite übergab die Regierung an Barros Cassal, und dieser trat, als er sich nicht mehr halten konnte, im Mai 1892 freiwillig zu gunsten Silveira Martins', also deS Hauptes der Föderalisten, zurück, der alsbald den alten Visconde de Pelotas zum Präsidenten ernannte. Dieser hinwiederum wollte zu gunsten des that- kräftigeren Silva Tavares entsagen, aber während der neue Präsident noch in seinem Heimatsort Bago weilte, brach am 17. Juni 1892 zu Porto Alegre die mit Hilfe des Militärs schon längst geplante Gegenrevolution deS „Centro Republi- cano" los, die nach kurzer und erfolgloser Gegen wehr der Föderalisten zunächst den Vertrauens mann des Eastilhos, einen gewissen Victorino Monteiro, und dann Julio de Eastilhos selbst und mit ihm seine überspannte Verfassung vom 14. Juli 1891 abermals an die Spitze deS Einzelstaates stellte. Da weitaus die Mehrheit der Bevölkerung sowohl im gebirgigen ackerbau treibenden Norden (wo die deutschen Kolonisten wohnen), als auch im flachen viehzüchtenden Süden (der Eampanha) föderalistisch gesinnt ist, so fehlt es seit dem 17. Juni 1892 wahrlich nicht an Gährungsstoff. Die Führer der Föde ralisten halten sich teils, wie z. B. der Visconde de Pelotas, zu Rio de Janeiro, teils, wie z. B. Silveira Martins, in der Hauptstadt des Nach barlandes Uruguay auf, von wo sie den neuen Aufruhr ins Werk gesetzt haben dürsten. Nichts ist leichter, als an den von bewaffneten Vieh züchtern schwach bevölkerten Grenzen der Rio Grande do Sul benachbarten Staaten Uruguay und Corrientes (Argentinien) Freischaren zu sammeln. Auch steht wohl der überwiegende Teil der bloß bei besonderem Anlaß zusammen tretenden Nationalgarde (einer Art Bürgerwehr) von Rio Grande do Sul auf Seiten der Föde ralisten. Die wirtschaftliche Kraft des Staates Rio Grande do Sul liegt im ackerbautreibenden Norden, wo die deutschen, italienischen und sonsti gen Kolonisten wohnen, die politische Kraft liegt aber im viehzüchtenden Süden, wo auch alle erfolgreichen oder erfolglosen Umsturzversuche ihren Ursprung finden. Die Telegramme be zeichnen die Südwestecke des Staates Rio Grande do Sul als Oertlichkeit des angeblichen bis herigen Kampfes und nennen die Ortschaften Santa Anna do Livramento, San Pedrito, Bage, Caxapava, Alegrete und Sao Joao. Neuere Telegramme melden, daß sich die deutschen und italienischen Ansiedler mit den Aufständischen verbündet haben. Ferner wird berichtet, daß der Kriegsminister sich mit 400 Soldaten von Rio de Janeiro nach Rio Grande do Sul cingeschifft habe. Von Uah und Fern. Die Leipziger Messe geht mit jedem Jahre zurück. Auch die diesjährige Messe ver läuft sehr still. Amerikanische Käufer sind nur gern stören, aber ich dachte, es sei besser, wenn Sie es noch diese Nacht erhielten." „Sie hatten ganz recht, Frau Hyde, setzen Sie sich. Ida näherte sich dem Lichte, erbrach das Siegel des gelben Kouverts und las: „New Jork, den 20. August. Ich bin sterbend, wenigstens hat man mir das gesagt und ich muß Sie sehen, so lange ich noch die Kraft zu reden habe. Ich habe Ihnen Dinge anzuvertrauen, die zu hören sich für Sie der Mühe verlohnt. Wenn Sie nicht unverzüglich kommen, werden Sie es bis zu Ihrem Lebens ende bereuen. Giuseppe Antonardi." Kurz, rauh und fast drohend, wie es klang, überlas Ida zweimal das Telegramm, ehe sie dessen Tragweite vollständig aufgefaßt hatte. Dann preßte sie die Hand gegen die Stirn und versuchte zu überlegen, was hier am besten zu thun sei. Natürlich mußte sie der Aufforderung Folge leisten, wußte sie denn, ob er ihr nicht Eröffnungen von größter Wichtigkeit über ihre Mutter machen wolle? „War es dringend?" fragte Frau Hyde, die ihre junge Herrin beobachtet hatte und über den Ausdruck, welchen deren Züge bei Lesung des Telegramms angenommen hatten, sichtlich be troffen war. „Ja, es ist von Wichtigkeit. Wartet der Bote noch?" „Gewiß, gnädige Frau. Ich sagte ihm, er solle warten, da er vielleicht Antwort erhalten würde." wenige vorhanden, von Engländern fehlen auch viele, namentlich aber ist das Geschäft nach Australien und Südamerika ganz und gar tot. In Australien haben dies die Bankkrache be wirkt infolge falscher Spekulation in Grund und Boden, neben den verheerenden Ueberschwemmun- gen. Franzosen sind nur einzeln anwesend. Auch an günstigen Wirkungen der Handelsver träge in bezug auf die Schweiz, Oesterreich- Ungarn ist nichts zu bemerken, da die bezüglichen Tarif-Ermäßigungen zu gering waren, um Ein fluß auf lebhaften Absatz zu haben. Mit dem nächsten Jahre wird wieder ein Teil der regel mäßigen Meßbesucher, namentlich von Fabri kanten, die für den Export arbeiten, von der Bildfläche der Leipziger Messe verschwinden, mit der Erleichterung des Verkehrs nach allen Rich tungen geht die Leipziger Messe ihrem Untergang unaufhaltsam entgegen. Früher Liebesgram. In Rathenow unter nahm am Mittwoch aus verschmähter Liebe zu einem 14jährigen Mädchen der 15jährige Optiker- Lehrling S. einen Selbstmordversuch, indem er eine Qualität Scheidewasser trank, wodurch er sich schwere Verletzungen der inneren Organe zuzog. Seinen Entschluß, sich das Leben zu nehmen, hatte er seinen in Parey wohnenden Eltern in einem Briefe, den er mit Dinte schwarz umränderte, mitgetcilt. Ein Fall von bestialischer Roheit wird der Magdeb. Ztg.' berichtet: In dem Orte Dersdorf wurde vor einigen Tagen der Ortsvor steher Schädtler vou dem Ackerer Schäfer aus gefordert, er möchte kommen und ihm helfen, sein Sohn Urban drohe ihn zu erschießen; schon zweimal hätte dieser auf ihn geschossen, ohne ihn zu treffen. Der Ortsvorsteher ging hin und mahnte den Sohn freundlich, er möchte den Revolver doch hergeben. Der von Schnaps trunkene Un hold griff nach einem Misthaken, der in der Nähe stand und drei Zinken hatte, schlug den Orts vorsteher damit derartig ins Gesicht, daß alle drei Zinken unten an der Kinnlade heraushingen. Dann zog der Bursche den Unglücklichen noch zehn Schritte mit dem Haken fort, sprang ihn dann auf die Brust und zog den Haken heraus. Der Ortsvorsteher liegt hoffnungslos danieder. Schäfer wurde sofort verhaftet und nach Saar brücken abgeführt. Mittels einer Dynamitpatrone hat sich dieser Tage in Freiberg i. Sachsen der Berg arbeiter Helbig aus Zug getötet, indem er die Patrone in den Mund nahm und sie anzündete. Der Kopf des Selbstmörders wurde zerschmettert. Ueber die Veranlassung zu dem Selbstmord ist nichts Genaueres bekannt. Gin verheerender Waldbrand bei Sprot- tau zerstörte dreihundert Morgen mit teilweise gutem Holzbestand. Der weitaus größte Teil hiervon entfällt auf den Buchenwald, der zum Besitz deS Grafen Matuschka gehört, nur etwa 30 Morgen entfallen auf Sprottauer Gebiet. Das peinlichste Aufsehen erregt ein Vor kommnis in der Kirche zu Apenrade. Am Kon- firmationSsonntag beteiligten sich 80 Personen an der Abendmahlsfeier. Als der Wein verab reicht werden sollte, ereignete sich das Unglück, daß Propst Reuter den Abendmahlsgästen Essig statt Wein zu trinken gab. Es ist nicht daS erste Mal, daß dem Propst dieses bedauerliche Ver sehen passiert ist; bereits früher hat er — wie .Flensb. Av.' mitteilt — den Abendmahlsgästen Polierwasser statt Wein verabreicht. Erwischt. Der im Vorjahr aus Aachen mit 30 000 Mk. durchgebrannte Sprachlehrer Oskar Daverrold ist in Wien verhaftet worden. Ein wahnsinniger Offizier. Dieser Tage wurde ein französischer Artillerie-Hauptmann in Uniform, der die deutsch-französische Grenze unweit Avricourt überschritten hatte und durch einen Grenzbeamten festgenommen worden war, der Kreisdirektion in Saarburg vorgesührt, w» mau alsbald erkannte, daß man es mit einen« Geisteskranken zu thun hatte, der in dem Wahne lebte, dazu ausersehen zu sein, zwischen Deutsch land und Frankreich wegen Elsaß-Lothringens zu verhandeln und eine Vereinigung aller roma nischen Stämme herbeizusühren. Der OssiM wurde sogleich im Wagen nach Frankreich zurück gebracht, woher schon ein Verwandter mit einer „Das war verständig von Ihnen. Ich werde sogleich antworten." Sie schrieb eilig folgende Worte: „Ich komme sofort. Ida Delamare." „Bitte, kommen Sie wieder zu mir, wenn Sie dem Manne die Antwort gegeben haben." „Als die Haushälterin zurückkam, saß Ida noch in derselben Stellung wie vorher. Sie schien deren Eintreten nicht zu bemerken. „Sie wünschten noch mit mir zu sprechen?* fragte Frau Hyde, nachdem sie zwei- oder dreimal leise gehustet hatte, ohne Frau Delamares Auf merksamkeit auf sich gezogen zu haben. Ida sah auf. „Ja, ich wünschte zu wissen, wann der nächste Exprcßzug nach New Jork von New Haven abgeht." „Um Mitternacht geht einer ab." „Mitternacht ist vorüber." „Dann geht der nächste Zug um sieben Uhr morgens." „Nun, so werde ich diesen benutzen. Sagen Sie Perkins, er solle Punkt vier Uhr mit der geschlossenen Kutsche an der östlichen Thür sein, um mich nach New Haven zu fahren." Frau Hyde zog sich zurück; Ida setzte sich an ihren Schreibtisch und schrieb hastig einen kurzen Brief an Dorillon. „Ich bin unverhofft für einen oder zwei Tag« von Beechcliff fortgerufen. Sie müssen mir des halb erlauben, unsere Zusammenkunftbis z» meiner Rückkehr aufzuschieben. Ich weiß nM, ob ich weise handle, Ihnen dieselbe zu gewähren,
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