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Allgemeiner Anzeiger : 15.04.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189304156
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18930415
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1893
-
Monat
1893-04
- Tag 1893-04-15
-
Monat
1893-04
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 15.04.1893
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Politische Rundschau. Deutschland. * Im königlichen Schlosse zu Berlin werden bereits alle Vorbereitungen sür die bevorstehende Uebersiedelung des kaiserlichen Hof- haltes nach Potsdam getroffen. Wegen der umfassenden Bauarbeiten, die im Innern und in der nächsten Umgebung des Schlosses statt- finden, wird der kaiserliche Hof diesmal länger als in den vorauigega, ge en Jahren in der be nachbarten Sommerresidenz bleiben. Die Ver legung des kaiserlichen Hoflagers nach dem Neuen Palais bei Potsdam soll bereits am nächsten Sonntag erfolgen. * Dem Pariser .Figaro' zufolge soll Prinz Heinrich in Vertretung des Kaisers nach Moskau gehen, um dort den am 27. Mai aus Anlaß der zehnten Wiederkehr des Krönu gs- tages des Zaren stattfindenden Festlichkeiten bei- zuwohnen. — Die Quelle der Meldung erweckt starkes Mißtrauen. *Die Anschauung des Reichskanzlers über die Militärvorlage geht aus einem in der .Pfälzer Presse' veröffentlichten Brief hervor, den der Adjutant des Reichskanzlers in dessen Auftrag abgefaßt bat. In dem Brief heißt es: „Der Herr Reichskanzler hat nie, weder öffentlich, noch privatim, eine Aeußerung getyan, die besagte oder darauf schließen ließe, daß er in bezug auf die Militärvorlage „seine Forderungen ganz bedeutend hcrabzusetzen" bereit sei. Im Gegenteil, der Herr Reichskanzler steht nach wie vor auf dem von ihm stets vertretenen Standpunkt, daß die Vorlage in ihrem wesent lichen Teil ein Ganzes bilde, das nicht zerpflückt werden darf." *Der Reichstag tritt am Donnerstag wieder zusammen. Auf der Tagesordnung stehen: 1) Interpellation der Abgeordneten Menzer und Genossen, den deutschen Tabakbau be treffend. 2) Beratung der Petitionen, die von der Kommission für die Petitionen als zur Er örterung im Plenum für nicht geeignet erachtet, zur Einsicht im Büreau niedergelegt find. 3) Zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betreffend Ergänzung der Bestimmungen über den Wucher. *Aus den verschiedensten Gegenden Deutsch lands waren Sonntag mittag etwa 60 Vertreter des gewerblichen Mittelstandes in Leipzig versammelt, um über die Besserung der wirtschaftlichen Lage zu beraten. Nach einem längeren Vortrage des Herrn Cäsar Aßfalck aus Köln beschloß man die Bildung einer neuen Partei (!), die den Namen „Teutoburger Partei" führen soll. Die Partei bezweckt die Pflege des nationalen Bewußtseins bei Schonung der konfessionellen Bekenntnisse w., ferner den Schutz der verfassungmäßigen Volksrechte, sodann aber zur Hauptsache die Hebung der Lage des Mittelstandes, zu welchem Behufe die kauf männischen und gewerblichen Schutzvereine sich gegenseitig unterstützen sollen rc. * Von den M ars ch a l li n s e l n in Amerika eingelaufene Privatbriefe besagen, daß der neu- ernannte deutsche Kommissar Schmidt die amerikanischen Missionare auszu weisen beschloß. Oesterreich-Ungar«. * In diesem Jahre trifft dec erste Mai auf einen Montag, an dem die österreichischen Sozialdemokraten „blau machen" wollen. Der österreichische Minister des Innern hat aber an alle staatlichen industriellen Unternehmungen, die Werkstätten der Staatsbahnen und die größeren Privatfabriken einen Erlaß gerichtet, wonach deren Leiter die Arbeiter in wohlwollender Weise auffordern sollen, den ersten Mai, der kein gesetzlicher Feiertag ist, nicht zu feiern. Arbeiter, die trotzdem feiern, sollen unnachsichtlich entlassen werden. »Vergangenheit und Gegenwart wollen sich in Ungarn durchaus nicht einen. Den 1848 gefallenen Honveds ist in Budapest ein Denkmal errichtet worden, das am 7. Juni enthüllt wer den soll. Nur kann man sich über die Feierlich keit dabei nicht einigen. Es soll „ein Einklang zwischen 1848 und 1867 (Königskrönung des Kaisers) hergestellt" werden. Soviel wurde be reits erzielt, daß Kossuth und General Görgen zur Feier nicht geladen werden und das Honvedgrab nicht bekränzt werde; dadurch wollte mau der Bekrä zung des Grabes der Ge fallenen der kaiserlichen Armee ausweichen. Frankreich. »Carnot unterzeichnete ein Dekret betr. die Begnadigung Turpins. (Derselbe hatte bekanntlich durch eine Broschüre, in der er seine Erfinderschaft des Melinits u. s. w. nachwies, militärische „Geheimnisse" verraten.) »Gleich nach den Ferien, in der lebten Aprilwoche, wird auch in Frankreich die Volks vertretung eine Militärvorlage zu beraten haben, das sog. Kadresgesetz. Der Entwurf Freycinets ist mehrfach Veränderungen unter zogen worden. Der Grundgedanke desselben, vom ersten Tage der Mobilmachung neben den 163 Li ien-Jnfanterieregimentern noch 145Reserve- Jnfanterieregimenter aufzustellen, für die die er forderlichen Berufsoffiziere schon im Frieden vor handen sind, ist aber in keiner Weise angefochten worden. Im Gegenteil, die Kommission ist teil weise über die Forderungen des Kriegsministers noch hinausgegangen. »Der Präsident der Deputiertenkammer, Casimir Pärier, hielt bei einem am Sonn tag in Troyes zu seinen Ehren veranstalteten Bankett eine Rede, in der er hervorhob, die Republik sei geschützt gegen Ueberraschungen und Angriffe; man könne wohl ehemalige Anhänger der monarchischen Parteien annehmen, aber nur unter der Bedingung, daß sie als Soldaten, nicht als Führer in die republikanischen Parteien eintreten. England. »Eine Verordnung des Vizekönigs von Ir land gestattet die Einfuhr von Waffen und Munition nur nach Dublin, Belfast und Cork und 14 anderen irischen Häfen; weitere Beschränkungen sind Vorbehalten. Es sind näm- lich in der letzten Zeit sehr viele Waffen ein geführt worden und die könnten bei der hohen Erregung der Bevölkerung gefährlich werden. Schweden-Norwegen. »In der Sitzung der schwedischen ersten Kammer erklärte der frühere schwedisch norwegische Minister des Auswärtigen Björnst- jerna, die schwedisch-norwegischen Küsten seien so ausgedehnt, die Schären so zahlreich, daß eine Blokade der Häfen unmöglich sei, so lange die schwedisch-norwegische Vereini gung existiert. Werde dieselbe aber gesprengt, worauf die von parteiischen Interessen geblendete Mehrheit des norwegischen Storthings hinzu- arbeiten scheine, so seien Schweden und Nor wegen verloren. Die Sprengung der Vereini gung wäre gegenseitiger Selbstmord der beiden Nationen. Ruhland. »Auf Befehl von Petersburg werden jetzt iu ganz Finnland an den Straßenschildern und öffentlichen Gebäuden russische Auf schriften angebracht. Auch hat der russische Reichsrat beschlossen, den Fonds zur Unter haltung und Gründung russischer Elementar schulen in Finnland bedeutend zu erhöhen. Balkanstaaten. » Dem italienischen Blatte .Secolo' wird aus Konstantinopel gemeldet, daß die Katastrophe auf dem Bosporus die Folge eines Attentats gegen den Sultan sei. Der Großherr habe sich selbst an Bord des untcrgegangenen Schiffes befunden und sei im letzten Augenblick mittels einer Fischerbarke gerettet worden. Es haben nicht 24, sondern 61 Personen den Tod in den Wellen gefunden. Alle Gerüchte, die in Konstantionopel umlaufen, ließen sich infolge der strengen Zensur nicht ins Ausland telegraphieren. »Der Fürst von Montenegro ist entschlossen, einem allgemeinen Wunsche nach gebend, einige Reformen einzuführen. Durch Berufung des Prof. Bogisitsch zum Justizminister soll das ganze Justizwesen geändert werden; auch die Verwaltung würde eine Umgestaltung erfahren. Aegypten. »Die Mahdi st en im Sudan rühren sich wieder. Osman Digma überfiel eine Nieder lassung bei Tokac, aus der er das Vieh raubte. Aegyptische Truppen unter dem Befehl eines englischen Offiziers verfolgten Osman Digma, nahmen den Mahdisten das Vieh wieder ab und trieben dieselben zurück. Die Mahdisten verloren 12 Tote, die Aegypter hatten keine Verluste. Amerika, * Die Revolution in Argentinien (Pro vinz Catamarca) nimmt größeren Umfang an. Es haben mehrere Zusammenstöße zwischen den Insurgenten und den Staatstruppen stattgefun den, bei denen auf beiden Seiten viele getötet und gefangen genommen wurden. Die Ges äu gen en wurden ohne weiteres erschossen. Die Eisenbahnen sind wieder in die Hände der Insurgenten gefallen. Nach der revolutionären Provinz sind Bundestruppen abgegangen, um das Nationaleigentum zu schützen. Der Marenbexeichnungsschutz. Wenn der Reichstag nunmehr wieder zu sammentritt, so wird er außer der Militärvorlage, die ihn aber in der ersten Zeit nicht beschäftigen dürfte, eine ganze Menge von Vorlagen vorfin den, die der Erledigung harren. Es befinden sich darunter sogar solche Entwürfe, die bereits in der vorigen Tagung die Volksvertretung be schäftigt haben. Bei der durchaus nicht sicheren Zukunft der Militärvorlage wäre es nun höchst zweckmäßig, unter diesen Vorlagen eine Schei dung vorzunehmen, und zwar so, daß alle wichtigeren und dringenderen Vorlagen zunächst zur Beratung gestellt würden, damit dieselben, wenn die Militärvorlage fällt und der Reichstag auf gelöst wird, noch in dieser Tagung zur Verab schiedung gebracht werden können. Zu den Vorlagen gehört auch der Gesetzentwurf zum Schutze der Warenbezeichnungen. Das Markenschutzgesetz stammt schon aus dem Jahre 1874. Seit jener Zeit hat die indu strielle Entwicklung Deutschlands die größten Fortschritte gemacht. Man hat dieser Entwick lung bereits durch die Patentgesetznovelle und durch das Gebrauchsmusterschutzgesetz Rechnung getragen. Es wäre geradezu nachteilig für das Gewerbe, wenn nunmehr nicht auch bald der Warenbezeichnungsschutz einer Reform unterzogen würde. Zudem bringt der neue Entwurf, wie er noch vor Ostern an den Reichstag gelangt ist, ganz neue Gesichtspunkte. Wir erinnern nur daran, daß er Abhilfe gegen die eonenrreuos ääloMle schaffen will, daß er dem Bundesrat die Ermächtigung geben will, denjenigen Ländern, die für deutsche Waren beim Uebergang über ihre Grenze die Ursprungsbezeichnung verlangen, mit der gleichen Maßnahme entgegentreten zu können und anderes mehr. Es sind dies Vor züge des Entwurfs, die man nicht früh genug dem deutschen Erwerbsleben zuführen kann. Dazu kommen die Verbesserungen, die das Ver fahren bei der Warenzeichenanmeldung erfahren soll, als da sind: die Zentralisation, die Benach richtigung seitens des Patentamts von bereits eingetragenen Zeichen, die Herabsetzung der Gebühren, die Aenderungen betreffend die Löschung rc. Es ist bekannt, daß fast in allen Gewerbs zweigen Uebereinstimmung darin herrscht, daß der Entwurf über den Schutz der Warenbezeichnun gen, wie er an den Reichstag gegangen, und wie er zum Ersatz des Markenschutzgesetzes be stimmt ist, durchaus berechtigten Wünschen ent spricht. Es ist demnach anzunehmen, daß im Reichstag irgend ein ernstlicher Widerspruch gegen den Entwurf im ganzen nickt austreten wird. Man kann es auch als wahrscheinlich be zeichnen, daß nicht allzu viele Einzelheiten Anstoß erregen werden. Der Entwurf würde demnach, wenn er bald nach dem Zusammentritt des Reichstags auf die Tagesordnung gestellt würde, nur kurze Zeit für seine Beratung in Anspruch nehmen. Es steht zu hoffen, daß alle diese Erwägun gen dazu führen werden, daß der Reichstag so bald als möglich Schritte thut, den Entwurf über den Warenbezeichnungsschutz schon in nächster Zeit zur Verabschiedung zu bringen. K-n Uah und Fer«. Die Heringsfischerei der ostfriesischen Nordseehäfen erfreut sich der pfleglichsten Für sorge seitens der Reicksregierung. Wie in früheren, so sind auch im laufenden Jahre für jeden Heringslogger Ausrüstungsprämien im Be trage von 3000 Mark bewilligt; auch sckweben zwischen den Interessenten und der Regierung Verhandlungen betreffs noch weiterer Ausdehnung der ostfriesischen Heringsfischerei zu dem Zweck, einen noch größeren Reichszuschuß zum Betriebe nicht nur vom Gesichtspunkte der Volksernährung, sondern ebenso vom Gesichtspunkte der Erhaltung und Vergrößerung der natürlichen Bezugsquellen für die Bemannung unserer Kriegsflotte mit tüchtigen, in den technischen Handgriffen ihres Berufes von Kindheit an bewanderten Seeleuten hochwichtigen nationalen Erwerbszweiges. 24 Tage im Treibeise festgesessen hat der Dampfer „Theodor Burchard" aus Rostock (Kapitän Dedow) von Libau nach Dünkirchen mit Hanf und ist in stark beschädigtem Zustande in Helsiugör angekommen. Ein Geschenk für Fusangel. Die Reichstagswähler des Wahlkreises Arnsberg- Meschede-Olpe haben eine Sammlung für den Reichstagsabgeordneten Herrn Fusangel veran- anstaltet, um ihm ein wertvolles Geschenk über reichen zu können. Selbstmord eines Professors. Wie aus Dresden gemeldet wird, ist der Selbstmörder, der sich Freitag nachmittag aus dem im dritten Stock werk eines Hauses auf der Pillnitzer Straße be findlichen Flurfenster in den Hof gestürzt hat, der frühere Wiener, zuletzt Utrechter Professor der Chirurgie Dr. Adolf Salzer gewesen. Was den Unglücklichen in den Tod getrieben, weiß man nicht, vermutlich plötzliche Geistesstörung. Nach seinem Sturze auf das Pflaster des Hof- raumes war er nicht gleich tot; vielmehr ver mochte er noch den Oberkörper aufzurichten, wehrte eine Frau, die ihm behilflich sein wollte, ab, nahm aus der Tasche seiner Beinkleider ein Federmesser und stieß es sich in den Hals; erst dann gab er bald darauf seinen Geist auf. Seine beiden in Wien lebenden Brüder sind hier ein getroffen. Verschwunden. Der wegen seiner Tüchtig keit allgemein beliebte Arzt Dr. Jaessing ist aus Loschwitz bei Dresden, wo er seit acht Jahren seine Praxis ausgeübt hat, unter Zurücklassung feiner Wertsachen spurlos verschwunden. Die Sache erregt in der dortigen Gegend größtes Aufsehen. Auch die Thatsache, daß zwei erst seit kurzer Zeit in Loschwitz thätige junge Aerzte sich auf Pistolen gefordert haben, hat Erregung her vorgerufen. Eine neue militärische Erfindung wird aus Nürnberg berichtet. Zwei Einjährig-Frei willige des 14. Infanterie-Regiments haben beim Kriegsministerium eine Erfindung eingereicht, die das bekanntlich sehr schwierige Zielen und Schießen in liegender Stellung erleichtern und somit die Treffsicherheit erhöhen soll. ES ist übrigens auch dort ein Erfinder eines kugelfesten Panzerstoffes erstanden, ein junger Kaufmann. Schießversuche sollen dieser Tage auf der Wöhrder Wiese vorgenommen werden. Genickstarre. Aus mehreren Orten Badens treffen Nachrichten über Auftreten der Genickstarre ein. In Dossenheim bei Heidelberg sind daran zahlreiche Personen erkrankt und drei gestorben. Die Sucht nach Abenteuern hat sechs Knaben aus dem Orte Reden bewogen, cuN 2. Osterfeiertag sich heimlich von Hause zu ent fernen, um in Afrika ihr Glück zu versuchen, wie drei von ihnen erklärten, die das Heimweh aM nächsten Morgen wieder ins Elternhaus zurück führte. Die drei anderen, im Alter von 14'/,, 11 und 7 Jahren, Söhne von Eisenbahn bediensteten, werden zur Zeit noch vermißt; man vermutet, daß sie nach der nahen Pfalz gewandert sind. Mit ausreichenden Barmitteln sollen sit keineswegs versehen sein, so daß sie wohl nicht sehr weit kommen werden. Der Phonograph und unsere schwarze» Landsleute. Einem Privatbricfe aus Dar-es- Salaam, welcher der ,Tägl. Rdsch.' zur Ver fügung gestellt wurde, entnehmen wir folgenden amüsanten Passus: „... Herr v. Hermann treibt hier mit einem Phonographen Sprachstudien. Das Staunen und Wundern der Eingeborenen, wenn sie aus diesem unheimlichen Dinge ihre KerzenswanöMngen. LI iFortseyung.» „Frau Hyde macht heute früh Feierabend" ließ fick Angie Gresham vernehmen, „Sieh', alle Fenster sind sckon dunkel. Kommst du nicht mit tn das Haus, Ida?" Die Ängeredete war am Rande der Marmor- brckens, das den Springbrunnen umgab, stehen Geblieben. „Noch nicht, Angie, eil ist drinnen so heiß." „Aber du sagtest doch, daß du müde seiest.» „Das bin ich auch und deshalb möchte ich »ich hier in der köstlichen Luft ausruhen." „Du wirst dich erkälten." „Warum nicht gar — ich erkälte «ich »jemals." „Soll ich bet dir bleiben, Ida?" „Wozu? — Nein, nein, Kleine, ich möchte lieber ein wenig allein sein. Geh' hinein, denn wenn du morgen bleich ausiähest, würde ich dem ernstlichen Unwillen deines Verlobten ver fallen." Angie lachte und lief die Stufen zur Veranda hinauf, wo sie bald durch die große Glasthür verschwunden war, während Ida, eine Hand auf den Rand des Manuorbeckens gestützt, anscheinend unbeweglich stehen blieb. Dorillons Herz klopfte in stürmischen Schlägen. Das Schicksal hatte ihm die Ge legenheit geboten, nach der er sich so heiß ge sehnt. Ida war ihm nahe und sie waren allein. Welch' seltsame Zaghaftigkeit be mächtigte sich seiner und schien ihm -u ge bieten, regungslos im Schatten der Ulme stehen zu bleiben und den glücklichen Moment vorüber zu lassen, der für ihn vielleicht nie wiederkehreu würde und von dessen Folgen das Glück oder das Unglück seiner Zukunft abhing? Aber Dorillon war nicht der Mann, einer augenblick lichen Schwäche nachzugeben. Er schob die her abhängenden Zweige des Baumes zur Seite und trat mit ruhigem, entschlossenen Schritte hinaus aus dem Schatten, auf den mondbeleuchteten Rasenplatz. Unwillkürlich erschreckend, sah Ida sich um, ohne jedoch ihre Stellung zu verändern. „Wie, Herr Dorillon, Sie sind noch so spät hier draußen?" „Die drückende Schwüle im Hause beengte mich" Frau Delamare." „Es ist köstlich kühl und frisch hier.' „Ja, das ist es." Sie hatten sich so viel zu sagen, es hing so vieles von dem Ausgange dieser Stunde ab; und doch sanden sie nur die alltäglichen Redens arten! Ida stand schweigend da, es schien als sei sie nicht gewillt, auf eine weitere Unterhaltung einzugehen. Endlich nahm Dorillon wieder das Wort. „Ich hoffte auf eine Gelegenheit, heute abend mit Ihnen zu reden, Frau Delamare, die Diener jedoch jagten mir, daß Sie sich bereits zurückge zogen hätten." „Ich war auch hinauf in mein Zimmer ge gangen, indessen Angie überredete mich, mit ihr einen Gang durch den Garten zu machen." Aber sie fragte nicht, weshalb er gewünscht, sie zu sprechen. „Wie ich höre, verläßt uns Herr Fairfax morgen," sagte er ruhig. „Ja." „Werden Sie ihn vermissen?' „Ja." „Sie sind schon lange mit ihm befreundet gewesen." „Ja, mehrere Jahre." „Es überrascht mich," sagte Dorillon lang sam, „daß er die Thorheit begehen konnte, für die Möglichkeit, in nähere Beziehungen zu Ihnen zu treten, die Gewißheit einer Freundschaft wie die Ihrige auf das Spiel zu setzen. Männer sind zuweilen thöricht — es scheint ein Teil ihres Naturells zu sein." „Herr Dorillon," sagte Ida, hastig auf blickend. „Meine Kenntnis Ihrer persönlichen Ange legenheiten befremdet Sie. Ja, Frau Delamare, ich weiß, daß besagter Herr sich um Sie bewor ben und Sie ihn abgewiesen haben. Sie brauchen nicht zu erschrecken, das Geheimnis ist bei mir sicher aufgehoben." Ida richtete sich stolz auf. „Ich erschrecke nicht, Herr Dorillon; es liegt mir wenig daran, ob das Geheimnis, wie Sie es nennen, bewahrt ist oder nicht." „Habe ich Sie beleidigt?" Seine Stimme, die erst fast herausfordernd geklungen, war jetzt beinahe innig flehend. Auch Idas Stimme war sanfter geworden, als sie antwortete: „Nein, ich habe keinen Grund, »ich beleidigt zu fühlen." „Verlassen Sie mich?" fragte er als sie von dem Springbrunnen sich abwandte. „Ja, es ist spät." „Bleiben Sie noch einen Moment. Ich habe noch nicht ausgesprochen, was ich Ihnen sage» wollte." „Und das wäre, Herr Dorillon?" „Ida," sagte er mit leiser, seltsam er greifender Stimme, „auch ich möchte alle? wagen, was Ferdinand Fairfax auf das Spiel gesetzt und verloren hat. Auch ich bin unbe sonnen genug, die Gewißheit Ihrer Freundschast für die unsichere Hoffnung auf etwas andere» einzusetzen. Ich liebe Sie, Ida, und seh»t mich danach — Sie meine Gattin nennen S" dürfen." Die letzten Worte waren kaum vernehmbar gesprochen. Ida hatte ihn angehört und einigt Augenblicke war das leise, eintönige Plätscher" des herabfallenden Wassers der einzige Ton, del die Stille unterbrach. „Ich liebe Sie, Ida," wiederholte er lang sam und eindringlich. „Es gab eine Zeit, wo ich dachte, von hier zu gehen, ohne das Wou auszusprechen, denn ich glaubte, Fairfax nehmt den ersten Platz in Ihrem Herzen ein. Ht"- abend kam neuer Mut und Entschlossenheit über mich — ich bin zu hastig gewesen, Ida?" . , „Nein," sagte sie sanft. „Der Mann hat dr» Recht und den Vorzug reden zu dürfen — Frau kann nur schweigen und harren." „Und das Schicksal mit einem Worte en scheiden. Ida, ich warte auf dies Wort. bin ein geduldiger Mensch — aber diese Ung wißheit ist unerträglich!"
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