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Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post iMk. cxkl. Bestellgeld. Zeitung für die Ortschaften: Bretnig, Kauswalöe, Großröhrsdorf, ManKenthal und Umgegenö. Expedition: Bretnig Nr. 13!». Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Exp edition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für vie Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag Ur 11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag */,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche m den obenAermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Redaktion, Druck und Verlag von A. Bchurig, Bretnig. A. 20 Sonnabend, de» 11. März 1893 3. Jah rganx. Bekanntmachung. Am 24. Februar 1893 ist in Großröhrsdorf m einer Abtrittsgrube der Leichnam ei nes neugeborenen Knaben gefunden worden. Die Leichenöffnung hat ergeben, daß eine vor sätzliche Tötung vorliegt. Ich ersuche Jedermann, etwaige Wahrnehmungen, die darauf hin- demen, daß in den letzten Wochen in Großröhrsdorf oder einem anderen Orte dieser Ge gend eine Frauensperson heimlich niedergekommen ist und ihr Kind beseitigt hat, mir oder der nächsten Polizeibehörde mitzuteilen. Bautzen, den 4. März 1893. Der Königliche Staatsanwalt. - Schmivt. Bekanntmachung. Die anberaumten Wahlen der Stellvcrtretungs-Ausschutzmitglieder zum Ge meinderate: 3 Stellvertreter a. d- 1. Kl. der ansässigen Gemeindemitglieder- - - - 1 Stellvertreter a d. Kl- der unansässigen Gemeindemitglieder auf die Jahre 1893—1894 finden den 12. März d. I. in den Stunden von 3—6 Uhr nachmittags im Gasthof MM Anker 1 Treppe, Zimmer I, II statt und werden alle stimmberechtigten ansässigen und unansässigen Gemeindemitglieder geladen, sich zur Vor nahme dieser Wahl einzufinden, mit der Verwarnung, daß die bis 6 Uhr noch nicht Er schienenen nicht weiter zur Teilnahme an der Wahl werden zugelassen werden. Nach den Bestimmungen der rev. Landgemeinde-Ordnung vom 24. April 1873 und dem Abänderungsgesetz vom 24. April 1886 sind im Allgemeinen stimmberechtigt alle ! Gemeindemitglieder, welche die sächsische Staatsangehörigkeit besitzen, das 25 Lebensjahr er füllt haben und im Gemeindebezirk ansässig sind oder daselbst seit wenigstens 2 Jahren ih- ! ren Wohnsitz haben. Unansässigen Frauenspersonen, sowie juristischen Personen steht ein ! Stimmrecht nicht zu. Wählbar ist jedes stimmberechtigte männlicheGemeindemitglied, welches im Gemein debezirk seinen wesentlichen Wohnsitz hat. Die Fälle der dauernden oder vorübergehenden Ausschließung vom Stimmrecht !sind in § 35, die Gründe der Ablehnung der Wahl in Z 38 der rev. Landgemeinde- - Ordnung bezeichnet. Bretnig, am 2. März 1893. Wienhold Gebler, G.-V. Deutscher Reichstag. Am 4. d. setzte das Haus die Beratung des Postetats fort. Abg. v. d. Schulenburg befürwortete eine Erhöhung des Gehalts der Postagenten, ihnen auch Pensionsberechtigung zu gewähren. Abg. v. Keudell (Reichsp.) billigte das Vorgehen der Postverwaltung gegen den Postassistentenverband. Abg. Baum bach (frs.) plaidierte noch einmal für die Er höhung der Gewichtsgrenze für einfache Briefe und den Fortfall des Strafportos, fand aber kein Ent egenkommen seitens der Postbehörde. Abg. Stöcker (kons.) trat für den Verband der Postassistenten ein. Staats sekretär v. Stephan erwiderte, daß in deren Versammlungen Aeußerungen gefallen seien, die geeignet wären, die Autorität der vorge setzten Behörde zu untergraben, was nicht geduldet werden könne. Die Spezial-Etats der Reichspost- und Telegraphen-Verwaltung sowie der Reichs druckerei wurden am Montag erledigt. — Die Debatte über den Postasiistenten-Verband wurde bei ersterem fortgesetzt. Abg. Bebel kommt nochmals darauf zurück, daß in keinem .Falle den Beamten das Recht bestritten wer den dürfe, sich zu Vereinen zusammenzu schließen und für dieselben zu agitieren. Dir. im Reichspostamt Dr. Fischer entgegnete, daß die Postbehörde niemand den Eintritt in den Verband verbiete, noch wegen seiner Zuge hörigkeit zum Verband maßregele. Das Recht einer gewissen Bevormundung der Be amten mache wohl der Herr Vorredner der Verwaltung allein streitig, ange sichts der großen Verantwortung, die sie mit einem Umsatz von 20 Mill, zu tragen habe. Am Dienstag kam bei der Beratung des Spezial-Etats der Marine-Verwaltung die ^ohlenlieferuug für die Marine zur Sprache. Die Kommission hatte die Annahme einer Resolution beantragt, in der ausgesprochen 'Ard, daß die Marine-Verwaltung beim Be sag von englischer Kohle entsprechend den ge- ^tenen finanziellen nnd wirtschaftlichen Rück- Wen gehandelt habe. Abg. Hammacher snat.-lib.) verteidigte das westphälische Kohlen- syndikat, das der Marine-Verwaltung keines wegs übertrieben hohe Preise gestellt habe. Staatssekretär Hollmann bemerkte, daß das Syndikat nach Hamburg hin die Kohle zu "nein 3 Mark billigeren Preise geliefert habe. Nachdem noch mehrere Redner die Marine- ,Verwaltung verteidigt, gelangte die Resolution lowie der Spezial-Etat zur Annahme. Oertliches und Sächsisches Bretnig, den 11. März 1893. Bretnig. Am Dienstage hielt der ! land- und forstwirtschaftliche Verein sür das ! Röderthal im Gasthof zum deutschen Hause ! sein 11. Stiftungsfest ab, welches in reichlich ! mit Trinksprüchen gewürzter Tafel und da rauffolgenden Ball bestand. Sehr anerkennend sprach man sich hierbei über die Bewirtung sowohl, wie auch über die Leistungen des ! hiesigen Musikchores aus. — In äußerst peinlicher Situation be fand sich dieser Tage eine junge Dame auf der Promenade am Fleischerplatze in Dres den. Dieselbe verlor nämlich den Unterrock -und das weiße diskrete Toilettenstück, welches sich plötzlich gelöst und die Dame am - Gehen hinderte, stach seltsam ab von dem ! dunklen Kleide, ein Augenblick, der unwill- ! kürlich zum Lachen reizte, so ungalant dies 'auch erscheinen mag. Kein Haus in der ! Nähe, in welches öie Dame hätte flüchten ! können und so stand die Aermste in tötlich- l ster Verlegenheit eine Zeit lang da, ratlos, ! gesenkten Blickes. Schon blieben mehrere Passanten stehen und amüsierten sich am Kosten der Dame, da erbarmte sich endlich eine Frau der Hilflosen. Resolut griff sie zu und befreite die dem Weinen nahe aus ihrer nichts weniger als beneidenswerten Lage. Rasch hatte die Dame ihr Geldtäsch chen hervorgezogen, drückte der offenbar nicht mit Glücksgüter» gesegneten Frau ein Geld istück in die Hand und verschwand in denkbar größter Eile nach dem Neukirchhof, die un-! ! schuldige Ursache des peinlichen Zwischenfalls, den Unterrock zurücklassend. Die Frau schob den Rock in ihren Korb nnd das Geldstück ^betrachtend, meinte sie, zu den Umstehenden i gewandt: „Heite hab'ch mein guten Tag, e i Unterrock un doch noch e Dahler — ich wollt' ich träf noch so Eene!" — Die Kreishauptmannschaft Dresden! hat nicht gestattet, daß Heinrich Pudor sich i Heinrich Scham nenne. Für Pudor Scham ist das sehr fatal, denn die Post weigert sich, an „Scham" gerichtete Sendungen ihm ans- zuhändiaen. — Beim Spielen mit dem eigenen Haus-! Hunde wurde vor eil igen Tagen der vierjähr-, igen Tochter des Feldgärtners Portemann in Altstadt-Borna die Nase abgebissen. — Am Montag abends versuchte ein Sträfling aus dem WaldHeimer Zuchthaus j auszubrechen, nachdem er den Aufseher Pauf-j lsr, der bei ihm in der Zelle nach einem ent- wendeten Meißel suchte, niedergestochen. Auf. dem Korridor stach der Verbrecher noch die! Aufseher Finsterbusch und Schietzel, sowie einen Sträfling nieder, der wegen guter! ! Führung Aufseherdienst that. Erst auf derj i Treppe konnte der Sträfling festgehalten wer- ! den. Paufler ist zum Bedauern gestorben. ! Der „P. A." schreibt hierüber folgendes: ! Es ist mehr als wahrscheinlich, daß eine ge- ! plante Meuterei zum Zwecke gemeinsamen Ausbruchs — an welcher mehrere Sträflinge ! beteiligt sein mögen — vorliegt. Ueber die Einzelthaten der Blutthat verlautet, daß am Montag im Zellengefängnis plötzlich ein, Meißel vermißt wurde, welcher dann von 2 Aufsehern in der Zelle des der Entwendung verdächtigen Sträflings gesucht wurde. Bei dieser Durchsuchung mußte Paufler auch im Desinfektionsgeschirr suchen und sich dabei bücken. In diesem Momente stach aber der Sträfling dem Paufler mit einem Schuh-, ! machermesser mit solcher Wucht in den Nacken, !daß das Messer vorn am ^alse wieder zum Vorschein kam. Der Mörder stürzte dann auf dem Korridor und verwundete die daselbst - befindlichen, sein Entweichen hindern wollen- ! den Aufseher Finsterbusch und Schietzel, so wie einen Sträfling, der infolge guter Führ-j ung Aufwärterdienste verrichtete, durch Messer stiche in schwerster Weise, worauf er den! ! Korridor entlang und zur Treppe hinunter-! ! eilte, Hier aber stellten sich ihm einige Auf-1 seher mit blanken: Seitengewehr entgegen, ' welche den verzweifelten Menschen nach kurzer Gegenwehr entwaffneten. Aufseher Finster- ! dusch wird voraussichtlich ein Auge verlieren! und ist noch außerdem wie auch der Aufseher! Schietzel und der Aufwäter-Sträfling, welch' ! letzterer sich bei dem Kampfe sehr brav be-! nommen hat, schwer verwundet. Der Mörder! war mit Schuhmacherarbeitcn beschäftigt wor den und hatte sich auf diele Weise in den Besitz eines Schuhmachermessers zu setzen ge wußt. Bei seinem Ausbruchsversuch erhielt der Elende verschiedene Hiebe über Kopf und Gesicht. Der Vater des Mörders, welch letz terer von einer 8jährigen Zuchthausstrafe nur noch 2 Jahre zu verbüßen hat, sitzt ebenfalls im WaldHeimer Zuchthaus und soll bei den Ausbruchsvorbereitungen beteiligt sein. — Leipzig und Zwickau, Sayda rc. hatten am Bußtag bei Schneesturm Gewit ter, ersteres mit Um ; egend in der 9. Stunde,! letztere Gegenden teils schon in der Nacht! vorher unter orkanartigem Sturme. — De Reichstags-Abgeordnete Ahlwardt- Berlin wird im Laufe dieses Monats in Oelsnitz einen öffentlichen politischen Vortrag halten. — Durch die Polizeibehörde in Herzberg wurde auf telegraphische Verfügung des Divisionsgerichts zu Leipzig der Reservist W. verhaftet. Er hat bis zum vorigen Jahre bei dem sächsischen Husaren-Regnnenr in Großenhain gedient. Wie verlautet, ist der Mann beschuldigt, sich während des ietztjähr- igen Manövers kurz vor Entlassung an einem militärischen Ungehorsam bezw. Aufruhr be teiligt zu haben. Kirchennachrichten von Hauswalde. Getauft: Auguste Flora, des Handel manns M. B. Hoyer in Bretnig T. — Ann« Meta, des Althsl. und Manglers E. H. Frenzel in HauSwalde T. — Emil Franz, unehel. S. in Bretnig. Beerdigt: Frau Anna Sophie verw. Zschiedrich geb. Kleinstück in Hauswalde, 84 I. 10. M. 26 T. alt. — Karl Gottlieb Paufler, Leinweber in Bretnig, 70. I. 10 M. 7 T. alt. Sonntag Lätare: Gottesdienst und Abendmahlsfeier, Nachm. 2 Uhr. Missions stunde. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register. An Geburten wur den eingetragen: Friedrich Bernhard, S. des Fabrikarb. Friedrich Edwin Schurig. — Anna, Frida, T. des Schirrmeisters Friedr. Emil Höfgen. — Anna Helene, T. des Ta- gearb. Emil Ewald Brückner. — Martin Willibald, S. des Einpackers Bernhard Ewald Senf. Die Anordnung des Aufgebots haben beantragt: Gustas Hermann Haufe, Eisen dreher in Uebigau, unv Anna Elise Eleonore Schlüttner. — Friedrich Max Schäfer, Ta- gearb. und Lina Emilie Nitzsche. Heirats-Register. Die Ehe schloffen: Joses Anton Pelz, Tagearbeiter, mit Emilie Auguste verw. Schmidt geb. Anders. Sterbe-Register. Als gestorben wurden eingetragen: Bernhard Emil, S. des Fa brikarb. August Bernhard Rasch, S M. 16 T. alt. — Anna Flora, T. des verstorbenen Canevasfabrikanten Gustav Eduard Schurig, 13 I. 3 M. 9 T. alt. — Selma Auguste Schreier geb. Philipp, Ehefrau des Gutsbes. August Emil Schreier, 43 I. 11 M. 10 T. alt.