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Allgemeiner Anzeiger : 18.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189303186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18930318
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18930318
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-03
- Tag 1893-03-18
-
Monat
1893-03
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 18.03.1893
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Politische Rundscha«. Deutschland. * Wie nunmehr feststeht, werden derKaiser und die Kaiserin ihre Reise nach Rom am 18. April antreten, aber wahrscheinlich schon am 1. Mai wieder zurückkehren. Der Kaiser wird nicht vom Reichskanzler begleitet sein, sondern vom Staatssekrekär des Auswärtigen, Freiherrn v. Marschall und dem Chef des Kabinetts. Außerdem geht mit dem Kaiserpaar eine glänzende militärische Suite und das Ge folge der Kaiserin. * Während man bisher immer geglaubt, daß die Verhandlungen wegen des deutsch russischen Handeosvertrages einen regen Fortgang nehmen, weiß die,Freis. Ztg.' zu berichten, daß die Sache so gut wie ge scheit e r t sei, und zwar infolge der Haltung, die das Preuß. Staatsministerium im Gegensatz zn dem Reichskanzler eingenommen hat. In Uebereinstimmung mit Herrn Miguel habe der Handelsminister v. Berlepsch ein langes Register von Gegenforderungen an Rußland aufgestellt, wie es die heißblütigsten Agrarier länger nicht hätten wünschen können, um ihren Zweck zu er reichen. Graf Caprivi aber habe dem preuß. Staatsministerium nachgegeben. *Jn parlamentarischen Kreisen wird erzählt, der Reichskanzler Graf Caprivi habe sich da hin geäußert, daß der Reichstag sicher auf - gelöst werde, wenn keine Verständigung über die Militärvorlage zu erzielen sei. "In einer angeblich aus Bundesratskreisen informierten Zeitungskorrespondenz wird gesagt, daß süddeutsche Regierungen einer Reichstags-Auslösung abgeneigt seien. Die Host' ist in der Lage, dies als irrig zu bezeichnen. *Die Ober-Präsidenten der östlichen Grenz provinzen Preußens, sind seitens der zuständigen Minister benachrichtigt worden, daß in dem gegenwärtigen Stande der Cholcragcfahr kein Hindernis mehr zu erblicken sei, die Beschäftigung russisch-polnischer Arbeiter in jenen Provinzen, sofern ein Bedürfnis dazu obwalte, nach Maßgabe der darüber früher er gangenen Bestimmungen wiederum zu gestatten. Gleichzeitig sind die Ober-Präsidenten veranlaßt worden, der gesundheitlichen Ueberwachnng dieser Arbeiter und Ortschaften, in denen sie Aufent halt nehmen, besondere Aufmerksamkeit zuzu wenden und hierbei die ihnen mitgeteilten Vor schläge der Reichs-Cholerakommission zur Aus führung zu bringen. * Die Verhandlungen über die Verlegung des Bußtages sind zum Abschluß gelangt. Die Veröffentlichung des betr. Staatsgesetzes und Kirchengesetzes stehe bevor. Von den nord deutschen Bundesstaaten haben sich außer Preußen das Königreich Sachsen, Sachsen-Weimar, Braunschweig, Sachsen - Meiningen, Sachsen- Altenburg, Sachsen - Koburg - Gotha, Anhalt, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sonders hausen, Waldeck, Reuß jüngere Linie, Schaum burg-Lippe, Lübeck, Bremen und Hamburg dem Vorgehen angeschlossen und die gesetzgeberischen Vorbereitungen so getroffen, daß, sobald die Verlegung in Preußen erfolgt sein wird, sie nachfolgen können. In Oldenburg und Lippe kann die Verlegung erst 1895 erfolgen, weil deren Synoden nicht früher zusammentreten. Ausgeschlossen haben sich beide Mecklenburg und Reuß ältere Linie. In Schwerin war zwar die Regierung bereit, auf die Verlegung einzu gehen, aber der Landtag hat die betr. Vorlage abgelehnt. * In Deutsch-Ostafrika hat, wie jetzt erst bekannt wird, Mitte Januar bei Tabora ein zweites siegreiches Gefecht der Schutztruppe gegen einen feindseligen Negerstamm stattgefunden. Der Häuptling ist gefallen und die Neger haben sich unterworfen. Oesterreich-Ungarn. "Das Kriegsministerium in Wien bereitet einen Gesetzentwurf vor, nach dem das Land- wehrgesetz vom Jahre 1883 dahin abge ll n d e r t wird, daß die unmittelbar der Land- wchr eingereihten Rekruten, anstatt wie bisher ein Jahr, künftighin zwei Jahre unter den Waffen zu dienen haben. KerzenswanöMngen. SSs (Fortsetzung.! Ida versuchte die Worte zu spreche^ sie er stürben fast tonlos auf ihren Lippen. Der Mge Mann schien sie jedoch erraten zu haben, denn er sagte mit leiser, ernster Stimme: „Er ist mehr als krank, Frau Delamare, — « ist tot." „Tot? Reginald tot?" Sie sank so bleich in ihren Stuhl zurück, daß Leary, in dem Glauben, sie sei ohnmächtig geworden, um Hilfe rufen wollte, aber sie be deutete ihm durch ein Zeichen, ruhig seinen Platz wieder einzunehmen. „Nein — nein ich bin nicht ohnmächtig. Es wird mir bald besser werden. Es war die Er schütterung — so plötzlich — so unerwartet. Träumte ich, oder sagten Sie wirklich, mein Gatte sei tot?" „Leider, Frau Delamare, ist eS kein Traum." „Und wie geschah es?" „Es war am 13. Februar; Herr Delamare und einige Freunde wollten in einem kleinen Boote von der Insel Ischia aus eine Meerfahrt machen. Das Fahrzeug war unglücklicherweise zu leicht gebaut, um einem der plötzlichen Wind stöße widerstehen zu können, welche in jener Gegend so häufig sind. Eine Bö, welche die er fahrenen Schiffer, die das Boot führten, nicht vorausgesehen, trieb cs weit in das Meer hinaus, das Fahrzeug schlug um, und fern von jeder Hilfe sind alle, die sich an Bord desselben befan den, in den Wellen umgekommen." " Zur u n g a r i s ch e n Kirch enpolitik erklärte der Kultusminister Graf Csaky im Abge ordnetenhause, daß die bürgerliche Matrikel führung am 1. Januar 1894 ins Leben treten solle. Weiterhin sprach er aus, daß die Regie rung mit der kirchenpolitifchen Vorlage stehen und fallen werde. Das Regierungsprogramm sei von der unerbittlichen Logik der Thatsachen diktiert; wer die Verletzung der Autorität deS Staates nicht wünsche, müsse sich auf diese liberale Grundlage stellen. Frankreich. * Die fortgesetzten Enthüllungen im zweiten Panama-Prozeß dürften daS Gesamtministcrium Ribot zu Falle bringen; der Justizminister Bourgeois ist bereits zurück getreten; seinen Posten versieht vorläufig der Minister deS Aeußern, Develle, mit. Ein neues Kabinett zu bilden, würde gegenwärtig sehr schwierig sein. Eine Kammer-Auflösung aber könnte für die Republik verhängnisvoll werden. Dadurch ist es auch zu verstehen, daß die Kammer dem Ministerium mit 297 gegen 228 Stimmen ein Vertrauensvotum erteilt hat, das da lautet: Die Kammer, entschlossen, der Ge rechtigkeit freien Lauf zu lassen, um volles Licht zu schaffen, billigt die Erklärungen der Regierung und geht zur Tagesordnung über. * Die Radikalen beginnen übrigens gegen das Ministerium Ribots entschieden Front zu machen. .Lanterne' und ,Justice' werfen der Regierung vor, daß sie nur Enthüllungen gegen radikale Abgeordnete veröffentlicht, dagegen ihre opportunistischen Freunde deckt. Die ,Lanterne' verlangt die Vorladung des Präsi denten Carnot, damit dieser über seine Rolle im Jahre 1886, als er Finanzminister war, Auf schluß erteile. England. *Zu allem Aerger, den der „gute alte Mann" just im englischen Parlament hat, gesellt sich nun auch noch die Influenza. Ein Londoner Telegramm vom Montag meldet: „Der Premierminister Gladstone ist infolge einer leichten Erkältung genötigt, das Zimmer zu hüten. Wie verlautet, soll der Beginn einer Influenza vorhanden sein." — Gladstone fühlte sich be kanntlich bisher immer noch sehr kräftig. "Vom Kanzler Harcourt wurde im Namen Gladstones angekündigt, daß die Regierung an gesichts der Verzögerung der Debatte über die Nachtragskredite und die im Budget verlangten Kredite gegen ihren Willen gezwungen sei, die Debatte über die zweite Lesung der Homerule-Bill bis nach denOster- ferien zu vertagen. Schweden-Norwegen. * Zu Stockholm ist am 13. d. der schwe dische „Volksreichstag" zusammen getreten. Auf Grund des allgemeinen Stimm rechts aus Vertrauensmännern zusammengesetzt, soll derselbe die Erweiterung des bisherigen Wahlrechts für den wirklichen Reichstag betreiben und aus die eben jetzt in dem letzteren bevor stehenden betreffenden Verhandlungen eine Pression ausüben. Der Wahlzensus betrug bisher 800 Kr., die zweite Kammer hat denselben bereits auf 500 Kr. herabgesetzt, aber die erste Kammer lehnte die Reform ab; anderseits ist für die Annahme der Heeresreform durch den „außer ordentlichen Reichstag" zu Ende des vorigen Jahres durch die gemäßigte Demokratie die Er weiterung des Wahlrechts die Bedingung ge wesen und dieser Wechsel muß demnach jetzt von der Regierung eingelöst werden. Rustland. "Gegenüber der französischen Behauptung, das russische Geschwader des Admirals Kasnakow werde auf der Rückfahrt von Amerika in einem französischen Hafen einen Gegenbesuch abstatten, vermag die.Köln. Ztg.' mitzuteileu, daß überhaupt nur zwei Schiffe des Geschwaders bei der Rückfahrt die Küste Frank reichs passieren und demgemäß wie russische Schiffe stets irgendwo Kchlen einnehmen dürften. Andere Geschwaderschiffe segeln direkt von Amerika nach Ostasien. Balkanstaaten. "Nach einer Meldung aus Konstantinopel hat die bulgarische Regierung das Verlan- Seine volle, von tiefem, aufrichtigen Mitge fühl ergriffene Stimme zitterte. Ida sah mit leerem Blick zu Boden, als versuchte sie das Gehörte zu fassen und zu begreifen. Die letzten Worte tönten wie ein trauriges Echo in ihrem Innern nach. , »Umgekommen!" wiederholte sie in leisem, seltsamen Tone, „umgekommen!" .. „Herrn DelamareS Leiche, die einige Tage später m JSchia an das Land gespült wurde, ist nach Neapel gebracht worden, und es hängt von Ihren Wünschen ab, ob derselbe in seiner Heimat begraben werden soll. Wir erhielten die Trauer botschaft erst heute morgen durch einen Brief von unserem Korrespondenten in Neapel." Es folgte wieder eine lange, stumme Panse, das Ticken der Standuhr auf dem Kamine schallte unheimlich laut an Learys Ohr; Ida saß in tiefes Schweigen versenkt. Wollen Sic irgend welche Bestimmungen treffen die wir in Neapel oder London für Sie ausführen können?" fragte der junge Mann, dem die seltsame Stille, welche thn umgab, end lich beängstigend wurde. Ida schüttelte den Kops. „Oder können wir Ihnen behilfttch sein, Ihre Angelegenheiten zu ordnen und Ihnen so Unannehmlichkeiten ersparen?" , , „Sie sind sehr freundlich," sagte Ida matt und gepreßt, als wenn jedes Wort eine Anstren gung für sie gewesen wäre, „aber ich sehe mcht ein, warum ich Sie bemühen sollte." „Es wird uns eine Pflicht und ein Vergnü gen sein, Ihnen jede unnötige Sorge und Be schwerlichkeit fern zu halten. Wenn Ihnen irgend gen des Exarchen abgelehnt, den Metro politen Clement in seine Residenz wieder einzusetzen, und zugleich bekannt gegeben, daß gegen Clement die Anklage wegen Hochver rats bereits der Staatsanwaltschaft von Tirnowa übermittelt worden sei und daß der Metropolit unter polizeiliche Aufsicht gestellt bleibe. "Peter Karageorgewitsch, der serbische Thronprätendent, ist jüngst inSerbien aufgetaucht; die Regierung hat seine steckbrief liche Verfolgung angeordnet. Amerika, * An der Flottenschau, die im Hafen von New Jork stattfinden soll, werden sich beteiligen: Deutschland mit drei Kreuzern, von denen zwei gepanzert sind; Spanien mit drei Kreuzern und einem Panzer-Kanonenboot; Italien mit drei von einem Kontre-Admiral befehligten Kreuzern, denen sich vielleicht noch ein Trnnsport- schiff anreihen wird; Argentinien mit einem Kreuzer; Brasilien mit einem Panzerschiffe und zwei Kreuzern; Rußland mit zwei von einem Vize-Admiral befehligten Panzer-Kreuzern und einer Korvette; die Niederlande mit einer Fre gatte erster Klasse. Rußland wird außerdem noch, sobald das Meer eisfrei sein wird, von Kronstadt aus zwei oder drei andere Korvetten nach New Jork abfenden. England hat über die Zusammensetzung eines Geschwaders, das von einem Kontre-Admiral befehligt werden wird, noch keine Bestimmungen getroffen. Don Uah und Fern. Zur Ausbildung jüdischer Handwerks- lehrlinge hat der Geh. Medizinalrat Dr. W. Cohn, der kürzlich in Berlin verstorben ist, sein auf etwa 400 000 Mk. geschätztes Vermögen letztwillig bestimmt. Explosion. In der Papierfabrik in Westig bei Iserlohn explodierte ein rotierender Lumpen kocher. Dee Wirkung war ungeheuer und ver hängnisvoll; zwei Arbeiter blieben sofort tot, während sechs Arbeiter mehr und weniger leicht verwundet worden. Das Gebäude liegt in Trümmern; an dem nebenstehenden Fabrikgebäude ist die dicke steinerne Mauer durchschlagen. Ueber die verunglückte Flucht zweier Gefangener wird aus Danzig berichtet: Als ein Transporteur mit zwei Militärgefangenen das Arrestlokal auf dem Schlüsseldamm verlassen und die Brücke über die Rabanne passiert hatte, ergriffen plötzlich beide Gefangenen die Flucht, einer sprang in die links, der andere in die rechts von der Brücke gelegene Quergasse. Der Trans porteur riß nunmehr sein Gewehr von der Schulter und feuerte zunächst einen Schreckschuß ab, der so gerichtet war, daß weder einer der Flüchtlinge, noch einer der zahlreichen Passanten verletzt werden konnte. Der eine der Entwiche nen blieb vor Schreck auf dem Platze still stehen und wurde von dem Transporteur schnell wieder dingfest gemacht. Der andere setzte seine Flucht fort, doch kam er nicht weit, da er von zwei Schutzleuten, die durch den Schuß aufmerksam geworden waren, festgehalten wurde. Ein sehr bedeutender Münzenfund ist vor kurzem in der Nähe eines Dorfes in der Gegend von Wolfenbüttel gemacht worden. Bei der Urbarmachung eines wüsten Terrains stießen die Arbeiter auf einen verrosteten Kasten, der gegen 900 große und kleine Silbermünzen ent hielt. Da alle aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen, ist anzunehmen, daß die Vergrabung des Schatzes zur Zeit des 30jährigen Krieges stattgefunden hat. Reich ist der Fund besonders an alten seltenen Thalern und Schaustücken, darunter ein sogen. Dick thaler des Grafen Ernst von Hohnstein vom Jahre 1539. Eine seltsame Geschichte, wie ein Sohn seinen Vater verriet, um zu einer Belohnung zu kommen, erzählt der .Fränkische Kurier': Ein Jagdpächter hatte wegen häufigeren Jagdfrevels eine Belohnung von 25 Mk. dem zugesichert, der den Thäter so zur Anzeige bringe, daß er ge richtlich abgestraft werden könne. Um diesen Judaslohn zu erlangen, brachte der Sohn den eigenen Vater zur Anzeige und auf zwei Monate etwas einfallen sollte, was ich für Sie thun könnte, so bitte ich, mich zu benachrichtigen, ich werde noch einige Tage in Paris bleiben und stehe zu Ihren Befehlen. Vielleicht ist es auch meine Pflicht, Sie davon in Kenntnis zu setzen," fuhr er nach einer kurzen Pause fort, „daß Sie die einzige, unbeschränkte Erbin des Herrn Dela mare sind. Laut Testament, das er vor seiner Reise nach Italien in London gemacht hat, sind Sie die Erbin seines ganzes Barvermögens, sowie seiner ausgedehnten Besitzungen in den Vereinigten Staaten und auf der Insel Cuba. Das Testament wird so bald wie möglich be stätigt werden, bis dahin aber steht Ihnen bei uns jede Summe, die Sie bedürfen sollten, zur Verfügung." Ida hörte ihn mechanisch an, sie vernahm wohl seine Worte, anscheinend aber ohne Ver ständnis. „Herr Leary," sagte sie, „es ist so über raschend und plötzlich gekommen. Wollen Sie mir, bitte, alles noch einmal erzählen? Mein Kopf ist ganz wirr. Es ist mir, als habe ich ge träumt und müsse Sic nicht recht verstanden haben." Langsam wiederholte der junge Mann seinen traurigen Bericht, der Ida zu entsetzlich geschienen, um wahr sein zu können. Es war kein Zweifel, kein Mißverständnis — sie war Wittwe. Der junge Gatte, dessen romantische Hingebung einem Feenmärchen gleich gewesen, dessen Liebe sie zu Zeiten durch ihre Glut fast erschreckt hatte, war i ur noch ein Name, eine Erinnerung, eine leb lose Hülle, die unter einem der geschmückten Altäre Neapels zur Ruhe gelegt worden, wo die Stürme hinter Schloß und Riegel. Da die Belohnung ausblicb, stellte er Klage, wurde aber mit dieser vom Gerichte abgewiesen. Vierfacher Mord. In Salmdorf, einem Orte der Eisenbahnlinie München-Simbach, ist in der Nacht zum Montag die 66 jährige Witwe Reitsberger mit ihren drei vierzehn- bis dret- undzwanzigjährigen Töchtern in bestialischer Weise durch Zertrümmerung der Schläfen mittels eines harten Gegenstandes ermordet worden. Alsdann wurde das Haus an zwei Stellen in Brand gesteckt und brannte völlig nieder. Von dem Mörder ist bisher keine Spur vorhanden, ebenso ist der Beweggrund zur That noch unbe kannt. Die Familie wird als durchaus brav bezeichnet. Eine Bärenjagd im Weichbild einer Fabrikstadt ist gewiß eine Seltenheit, hat aber am Donnerstag in Basel doch stattgefunden, und endigte leider damit, daß eine mächtige Bärin, der Stolz des Zoologischen Gartens und die Freude des Publikums, zugleich Mutter zweier noch unerzogener Kinder, tot niedergestreckt wurde. Das Tier hatte, eine Nachlässigkeit der den Zwinger ausbessernden Handwerker benützend, mit seiner Jugend die düstere Behausung ver lassen und sich den Garten etwas besehen, ohne auch nur einem einzigen Tierchen etwas zu leide zu thun; dann erkletterte das schwere Geschöpf einen hohen Baum, und wurde dort von einer Kugel ereilt. Die trauernden Hinterlassenen wurden ohne große Mühe in ihr altes Kastell zurückgeführt. Drei Menschen von einem Gendarmen getötet. Anläßlich des letzten Wochenmarktes in Zay-Ugrocz (Ungarn) patrouillierte ein Gendarm in betrunkenem Zustande auf dem Marktplatze und fiel über einen Steinhaufen zu Boden. Ein Marktbesucher äußerte sich zu den Umstehenden, es sei doch nicht passend, daß ein Gendarm im Dienste sich einen Rausch antrinke. Der Gendarm, der die Worte hörte, geriet hierauf so sehr in Wut, daß er mit gefälltem Bajonett auf den Redner eindrang, doch traf er hierbei nicht diesen, sondern einen Nebenstehenden. Er stieß dem unschuldigen Manne das Bajonett in die Brust und schoß ihn hierauf auch noch nieder. Die Marktbesucher stürmten nun auf den Gendarmen ein, doch gab derselbe Feuer und tötete noch zwei Personen, bis ihn endlich seine herbeigeeilten Kameraden aus dem Volkshaufen wegführten. Der Mörder wurde verhaftet. Dynamithelden. Arbeiter der Lägerdorfer Bergwerke im Temeser Komitat (Ungarn) haben mit gestoklenem Dynamit aus Rache gegen die Behörden ° im Orte Lagerdorf die Häuser des Richters, deSNotars und anderer ihnen unliebsamer Personen, zusammen 46 Häuser, in die Luft ge sprengt. Ein Thäter wurde verhaftet, in seiner Wohnung wurden viele Dynamitbomben gefunden. Dasi der Schwindler Arton sich auch totsagen lassen würde, war bei der Verschlagen heit dieses Vielgewandten wohl zu erwarten. Die im ,Journal deS DsbatS' aufgetauchte Todesnachricht, die aus Wiener Quellen stammte, ist aber sofort widerrufen worden. Dem Blatte war aus Arad in Ungarn gemeldet worden, daß bei Station Paszto die Leiche eines Mannes und neben derselben ein Revolver gefunden wor den seien; in einer Tasche des Rockes der Leiche habe sich eine Eisenbahnfahrkarte Nancy-Pest vorgefunden. Das Gesicht der Leiche sei un kenntlich gewesen, dafür habe aber alles ander! mit dem Signalement Artons übereingestimmt. DaS ganze ist, wie gesagt, bereits widerrufe» worden. Trichinofis und ihre Folgen In der belgischen Stadt Heristal ist eine große Zahl von Erkrankungen und Todesfällen an Trichinös! vorgekommen, die nun eine Reihe von Prozesse» im Gefolge hat. Die Familien der Gestorbene» verklagen die Gemeinde auf Schadenersatz, weil deren Beamte, namentlich der Schlachthaus-Aus' scher und der Fleischbcschauer, den Vertrieb des trichinösen Schweinefleisches nicht verhindert habe». Die geforderten Entschädigungen sind bedeutend In einem Falle handelt eS sich um die ganz! Zukunft von vier Waisen, deren Eltern der Trichinose erlegen sind Auch der Metzger selbst, der das trichinöse Fleisch verkauft hat, ist gege» und Unbilden des Lebens ihn nicht mehr er reichten. Sie war so geisterhaft blaß geworden, daß Leary aufsprang und nach Mathilde rief. „Ihre Herrin ist sehr krank," sagte er hastig. „Sie hat schlimme Nachrichten erhalten. Herr Delamare ist tot." Mathilde brach in einen Strom von Klage» aus, heftig schluchzend und weinend, während Ida ruhig und teilnahmloS in ihrem Sessel saß „Hat sie keine Freundin, zu der man schicke» könnte?" fragte Leary. „Sie darf nicht allei» bleiben." „Da ist Madame d'Ancour," flüsterte M»' thilde, „und Lady Helene Dalton und —" „Geben Sie mir die Adressen, ich will s»' gleich hingehen," sagte Leary. Aber Ida hielt ihn zurück. „Nein," sagte sie matt, „rufen Sie niemand. Ich möchte weit, weit lieber allein sein, bis dsl erste Schmerz vorüber ist. Mathilde wird füi alles sorgen." .. Leary schrieb seine Adresse auf ein St»» Papier und reichte es Mathilden. „Im Notfälle," flüsterte er der bestürzte» Französin zu. Als der junge Mann gegangen war, fch'^ Ida freier aufzuatmen. „Entkleiden Sie mich, Mathilde," sagte w leise, „ich will mich niederlegen." 21. Die ersten Wochen nach Idas Verlust ging^ vorüber. Tag für Tag nahm sie sich vor, a» Herrn Gresham zu schreiben; aber ein Tag na«
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