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Allgemeiner Anzeiger : 22.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189303224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18930322
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18930322
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-03
- Tag 1893-03-22
-
Monat
1893-03
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 22.03.1893
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Politische Rundschau. Deutschland. * Der,Figaro' will den Wortlaut der Depesche kennen, die König Humbert von Italien an den Kaiser Wilhelm gerichtet hat, nachdem letzterer seinen Besuch in Rom angekündigt hatte, und zwar soll dieses Telegramm wie solgt lauten: „Indem Du mir anzeigst, daß Ihr kommen werdet, Du und die Kaiserin, um unserer Hoch zeit beizuwohnen, hast Du unsere nächste Begeg nung unter die Auspizien einer theueren und frommen Erinnerung, die uns Glück bringen wird, stellen wollen. Ich danke Dir dafür aus dem Grunde meiner Seele. Es wird für uns, für Margarete und mich, eine Festfreude sein, Dich mit Deiner Frau in Rom zu sehen, wo Eure Anwesenheit in den Augen meines Volkes ein neues und sehr kostbares Pfand der intimen Freundschaft und des Bündnisses sein wird, das unsere Länder und unsere Kronen vereint. Noch einmal herzlichen Dank für diesen Beweis der Zuneigung, der unserem Familienereignis so hohen Wert verleiht. Humbert." *Der Bundesrat hat dem Entwurf eines Gesetzes wegen Anwendung der für die Einfuhr nach Deutschland vertragmäßig bestehenden Zollbefreiungen und Zollermäßigungen gegenüber den nicht meistbegünstigten Staaten die Zu stimmung erteilt. Der Gesetzentwurf hat folgenden Wortlaut: „Der Bundesrat wird ermächtigt, vom 1. April 1893 ab die für die Einfuhr nach Deutschland vertragsmäßig bestehenden Zoll befreiungen und Zollermäßigungcn auch Rumänien und Spanien gegen Einräumung angemessener Vorteile ganz oder teilweise bis längstens zum 31. Dezember 1893 zuzugestehen. Dieses Ge setz tritt mit dem Tage seiner Verkündigung in Kraft." * Der ,Staatsanz. für Württemberg' erklärt auf das entschiedenste die Zeitungsgerüchte von einer Verlobung des Herzogs Nikolaus von Württeuiberg mit der Prinzessin Olga Marie von Sachsen-Weimar für unbe gründet. * Vor einigen Tagen hatte der anhaltische Staatsminister v. Koseritz im dortigen Landtage sich über die deutsche Handelspolitik beschwert. Von Berlin war darauf „zur Auf klärung" ein Geheimer Regierungsrat aus der Reichskanzlei nach Dessau gesandt worden. Jetzt erklärt der Minister im,Anhalter Staatsanzeiger', daß Anhalt im Bundesrat für die Handels-Ver träge und die Militärvorlage gestimmt habe, ein prinzipieller Gegensatz also nicht bestehe. *Am Donnertag hat in Berlin eine Ver sammlung von Spiritusinteressenten aus allen Teilen Deutschlands getagt. Sie beschloß nach längerer Debatte einstimmig eine Resolution, die sich gegen jedes wie immer geartete Spiri tusmonopol und insbesondere gegen das von süddeutschen Brennereibesitzern befürwortete Rohspiritus-Monopol erklärte und alle Berufs genossen auffordert, sich zur gemeinsamen Ver teidigung der bedrohten Interessen der Spiritus branche alsbald zusammenzuschließen und zu organisieren. *Jm deutsch-ostafrikanischen Schutz gebiete scheint es wieder etwas lebhaft herzu gehen, wenn folgende Meldung der ,Köln. Ztg.' zutrifft: „Nachrichten aus Dar-es-Salam zu folge hat ein siegreiches Gefecht der Schutztruppe bei Mandera stattgefunden. Die Verluste unser seits sind gering." Mandera, wo sich auch eine bekannte Missionsstation befindet, liegt wenige Meilen von der deutsch-ostafrikanischen Küste ent fernt, in der Mitte zwischen Saadani und Bagamoyo. Gegen welchen Negerstamm man dort gefochten hat, wird nicht angegeben. Oesterreich-Ungar«. *Der greise Präsident des Abgeordneten hauses in Wien, Smolka, sandte eine Zu schrift an das Präsidium des Abgeordnetenhauses, in der er die Niederlegung seines Reichs ratsmandats anzeigt. Die Zuschrift ist bisher noch nicht zur Kenntnis des Hauses ge bracht worden, weck die Freunde und Parteige nossen Smolkas Anstrengungen machen, ihn zum Aufgeben seiner Absicht zu bewegen. Man möchte die Neuwahlen des Präsidenten auf den Herbst verschieben, da dann noch weitere wichtige parlamentarische Veränderungen erwartet werden. Für Smolka, der vermögenslos ist, wird das Parlament 4000 Gulden Jahresehrensold be stimmen. * Das ungaris che Oberhaus hat den Entwurf über die Festsetzung der Diäten der Abgeordneten auf 2400 Gulden und 809 Gulden Wohnungsgelder angenommen. Frankreich. *Jn der Kammer erklärte am Donnerstag der Ministerpräsident Ribot, der,Gaulois' habe mitgeteilt, er (Ribot) hätte den angeklagten Panama-Direktor Cottu bitten lassen, den Namen einer bekannten Persönlichkeit, die einen Panama- Check erhoben habe, nicht zu nennen, indem er versprochen habe, sich für Cottus Schweigen dankbar zu erweisen. Er habe von einem Gerücht Kenntnis erhalten, wonach die betreffende Persön lichkeit der Botschafter einer befreundeten Macht sei. Diese Behauptung sei eine schmachvolle Ver leumdung. Es sei ferner erzählt worden, daß der Name der betreffenden Persönlichkeit während der Verhandlung des Schwurgerichts erwähnt worden sei. Er habe sich an den Vorsteher der Advokatenschaft gewendet und ihmgegenüber erklärt, bevor man in solcher Weise Aergernis errege, sollte man sich doch gegenwärtig halten, daß man Franzose sei. Der Vorsteher der Advokatenschaft habe darauf mit dem Verteidiger Cottus ge sprochen, der erklärt habe, daß die in Rede stehende Persönlichkeit der Panama-Angelegenheit durchaus fern stehe. Hierauf kündigt Barris (Boulangist) eine Interpellation an über die Mit teilung der Morgenblätter, daß Loubet seiner Zeit den Gefängnis-Direktor Somoury beauftragt habe, sich die Namen von Deputierten der Rechten, die in die Panama-Angelegenheit ver wickelt seien, zu verschaffen und Alton ent fliehen zu lassen. Die Beratung der Inter pellation wird auf einen Monat ver tagt. Warum? England. *Lord Salisbury ist an einem heftigen Jnfluenzaanfall erkrankt, der ihn nötigt, das Bett zu hüten. Gladstone, der beinahe ganz wiederhergestellt ist, ließ sich nach Salisburys Befinden erkundigen. Schweden-Norwegen. "Die in der norwegischen Kon sulats frage von dem Ministerpräsidenten Steen eingenommene Stellung droht zu einem förmlichen Konflikt zu führen. Denn wenn Norwegen ohne Verhandlung mit Schweden die Regelung der Konsulatsfrage vornimmt, wie der Ministerpräsident empfahl, dann bedeutet das thatsächlich die Aufhebung der Union nach außen hin. Daß der Ministerpräsident diese Absicht thatsächlich »erfolgt, geht auch unzweideutig aus seiner jetzt ausführlich bekannt gewordenen Rede hervor. Er bezeichnete es ausdrücklich als die Aufgabe der Regierung und der Storthingsmehr- heit, jede>Ausdehnung der Gemeinsamkeit mit Schweden zu verhindern. Weiterhin erklärte er, er müsse vonUeiner Verhandlung mit Schweden über die diplomatischen Angelegenheiten entschieden abraten, wenn dies auf der von Schweden an- gebotenen Grundlage (gemeinsamer Außenreichs minister, der Norweger oder Schwede sein könne) erfolgen solle. Es müsse volle Selbst bestimmung aufrecht erhalten werden. Italien. "Nach einer Meldung der ,Polii.Korr.' aus Rom hat der Pap st entschieden, daß das Pro gramm für die Pilgerzüge, nach dem in der zweiten Hälfte des April Pilger auch aus Oesterreich und Deutschland zu erwarten sind, durch die Festlichkeiten anläßlich der silbernen Hochzeit des Königs und der Königin von Italien keinerlei Veränderung erleiden soll. Portugal. * Aus Lissabon werden neuerdings Gerüchte gemeldet, wonach Portugal die Besitzer der äußeren und inneren Schuld auf gleichem Fuße zu behandeln geneigt sei. (Verständlicher gesagt: Beide werden gleich wenig Zinsen er halten.) Balkanstaate«. * Die serbische Regierung hat durch ihre Wahlmacherei jetzt glücklich eine Mehrheit für sich zu stände gebracht. Mit Hilfe der Neu wahlen sind nach den bisher bekannten Wahl resultaten im ganzen 70 Liberale, 50 Radikale und 3 Fortschrittler gewählt worden. *Der bulgarische Agent Dimitrow in Kon stantinopel überreichte dem Exarchen Joseph eine Note Stambulows, worin dieser jede Einmischung des Exarchen in die Angelegenheit deSMetro - politen Clement ablehnt, da die Anklage gegen diesen keine religiöse Grundlage habe. Clement werde wegen Hochverrats abge urteilt werden. Asien. "An der Ost grenze Afghanistans in den zwischen diesem und Indien gelegenen Fürstentümern, fängt es bereits an, lebhaft zu werden. Wie die,Times' aus Kalkutta erfahren, hat der Chau von Dir den Chan von Badschaur besiegt und sein vorhin genanntes Land, aus dem ihu dieser verjagt hatte, wieder eingenommen. Entwurf eines Sinnenschiffahrts- gesetzes. Wie schon erwähnt, tritt in den nächsten Tagen im Reichs-Justizamt eine Kommission von Sachverständigen und Interessenten zusammen, um den Entwurf eines Binnenschiffahrtsgesetzes gutachtlich zu erörtern. Die .Frankfurter Ztg.' ist in der Lage, über den Inhalt des Entwurfs folgendes zu berichten: Der Entwurf enthält in neun Abschnitten 128 Paragraphen. Nach Abschnitt I. (Allgemeine Bestimmungen) sind für die zur Schiffahrt auf Flüssen oder sonstigen Binnengewässern be stimmten Schiffe (Binnenschiffe), deren Tragfähig keit mehr als 20 000 Kilogramm beträgt (bei Dampfschiffen mehr als 15 000 Kilogramm), öffentliche Schiffsregister zu führen, und zwar bei dem zur Führung des Handelsregisters zu ständigen Gerichte. Die Anmeldung geschieht in dem Registerbezirk, zn dem der Heimatsort, von dem die Schiffahrt aus geschieht, gehört. Zur Anmeldung sind die Eigentümer verpflichtet. Der Abschnitt regelt weiter die Zwangsvollstreckung in registrierte Schiffe. Abschnitt II. beschäftigt sich mit der Stellung des Schiffseigners und seiner Verantwortlichkeit. Der Eigner haftet für den Schaden, den eine Person der Schiffsbesatzung einem dritten durch ihr Verschulden in Aus- sührung ihrer Dienstverrichtungen zufügt. Er haftet aber nur mit Schiff und Fracht: 1) wenn der Anspruch auf ein Rechtsgeschäft gegründet wird, das der Schiffer als solcher kraft seiner gesetz lichen Befugnisse mit bezug auf eine Vollmacht geschlossen hat; 2) wenn die der Forderung zu Grunde liegenden Handlungrn zu den Dienst obliegenheiten des Schiffers gehören; 3) wenn der Anspruch auf das Verschulden einer Person der Schiffsbesatzung gegründet wird. Der Eigner hastet bezüglich 1) und 2) auch persönlich, wenn ihn selbst in Ansehung der Verbindlichkeit ein Verschulden trifft, oder wenn er die Erfüllung gewährleistet hat. Ferner haftet er persönlich für die Forderungen, die der Schiffsmannschaft aus ihren Dienstverrichtungen zustehen. Ab schnitt III. ordnet die Verhältnisse und Befug nisse der Schiffer (Schiffsführer); Abschnitt IV. diejenigen der Schiffsmannschaft; Abschnitt V. das Frachtgeschäft; Abschnitt VI. beschäftigt sich mit der Havarie; Abschnitt VII. mit dem Zu sammenstoß von Schiffen, der Bergung und Hilfeleistung; Abschnitt VIII. mit den Rechten der Schiffsgläubiger; Abschnitt IX. regelt die Verjährung. Von Uah und Fern. Zu dem letzte« großen Berliner Hof feste waren die Einladungen ziemlich zahlreich an die Vertreter der Stadt ergangen; Ober bürgermeister Zelle wandte sich nun, so erzählt nachträglich der .Hann. Cour.', an das Hof marschallamt mit der Anfrage, in welcher Klei dung die Vertreter der Stadt zu erscheinen hätten. Es wurde ihm die Antwort zu teil, in der neuen Hoftracht. Herr Zelle trat nun wieder mit dem Hofmarschallamt in Verbindung, er wies darauf hin, daß er keine Macht hätte, die Mitglieder zu veranlassen, Escarpins anzulegen, und machte ferner allerlei Vorstellungen. Das Hofmarschall amt erklärte darauf, daß man nur Wert daraus lege, daß er, der Herr Oberbürgermeister selbst, in der Hoftracht erscheine. So geschah es denn auch, und Herr Zelle soll sich, wie das Han noversche Blatt hinzufügt, tadellos in der neuen Hoftracht präsentiert haben. Der vom Berliner Schwurgericht zum Tode verurteilte Mörder Kühn wurde nach Verkündung des Urteils durch den Präsidenten befragt: „Angeklagter, haben Sie noch eine Erklärung abzugeben?" — Der Verurteilte sagte leise: „Nein, aber meine Mutter möchte ich gern noch einmal sprechen I" Der Präsident erteilte die Erlaubnis dazu, und die Begegnung zwischen Mutter und Sohn fand in einem dem Publiku« unzugänglichen Korridor hinter dem Sitzungssaal statt. Diese Begegnung war charakteristisch! „Mein armer, armer Sohn!" so schrie die Mutter so lange, als sie am Halse des Verurteilten hing, bis sie endlich von den Gerichtsdienern entfernt wurde. Wie bei allen früheren Besuchen, so auch bei diesem letzten: Nie hatte die Mutter ein Wort des Tadels für die schwere That, nie ei« Wort des Bedauerns für das Opfer oder dessen Familie, stets nur zeigte sich grenzenloser Schmerz darüber, daß die Menschen grausam genug sind, die Sühne für die Schuld zu fordern. Wenn ihr „Liebling" unentdeckt geblieben wäre, vielleicht ein Unschuldiger seinen Kopf verloren hätte, wie würde sich dieses „Mutterherz" gefreut haben. Ein Berichterstatter, der Zeuge dieser Szene war, erinnerte sich dabei eines Vorfalls aus seiner Kindheit. Ein Mörder sollte hingerichtet werden. Kurz vorher erhielt er den Besuch seiner Mutter. Sie wollte ihm an den Hals fliegen, er aber wies sie zurück mit den Worten: „Mutter, hättest du mich geprügelt, als ich dir das erste gestohlene Ei ins Haris brachte, würde ich jetzt nicht meine« Kopf verlieren!" Die kleinste politische Gemeinde de? Deutschen Reiches birgt der in der jüngsten Zeit so viel genannte Reichstags-Wahlkreis Liegnitz - Haynau - Goldberg. Es ist dies das Dörfchen Nieder-Hohndorf im Regierungsbezirk Liegnitz. Die Gemeinde umfaßt gegenwärtig 11 Ar 22 Quadratruthen und hat 15 Ein wohner. Einkommensteuer kennt man dort mN vom Hörensagen, ja selbst die Gemeindesteuer ist bereits zum geschichtlichen Begriff zusammen- geschrumpft. Trotzdem steht die Gemeinde aut eigenen Füßen und besitzt einen Verwaltungs apparat, der aus einem Gemeindevorsteher und seinem Stellvertreter und einem Gemeinde schreiber und zwei Beisitzern besteht; also rund ein Drittel der gesamten Einwohnerschaft besteh! aus Verwaltungsbeamten. Dr. Peters. Laut Meldung aus Kairo ist Dr. Peters von dem am 13. Februar erlittene« Beinbruch nunmehr wieder hcrgestellt, die Heilung des Beines ist glatt und normal verlaufen. Von der Wißmannschcn Seenexpeditio« werden im ,D- Kolon.-Bl.' weitere, der Aus führungskommission des Antisklavereikomitees zN- gegangene Berichte Wißmanns veröffentlicht, die vom 20. Oktober und 12. Dezember datiert sind Die Berichte bestätigen die Unmöglichkeit, de« Wißmann-Dampfer nach dem Tanganyika z« tra ispartieren, höchstens könne er mit vorsichtige! Behandlung bis zum Nyassa-See geschifft wer den. Der zweite Bericht Wißmanns bestätig! zugleich das Versiegen der Mittel des Anti sklavereikomitees. Wißmann spricht die AnD aus, daß ein für den Tanganyika-See bestimmtes Fahrzeug erheblich kleiner als das für de« Viktoria-See bestimmte und besser zerlegbar sei« müsse. Sollte das Komitee sich dennoch für de« Dampfertransport nach dem Tanganyika ent scheiden, so müsse er jede Verantwortung fü> diesen Schritt von seiner Person abweisen. Das Denkmal für Hauptmann vo« Gravenreuth. Für das dem gefallenen Haupt' mann v. Gravenreuth in Kamerun zu errichtend! Denkmal sind bis jetzt 8620 Mk. gesammelt worden. Die Herstellung des Denkmals ist del« Prof. v. Miller in München übertragen worden Die Amtsrichtersgattin und die Weg<- lagerin. Wegen „Uebertretung der Gaukelei wurde vom Amtsgericht München die 33 Jah^ alte Näherin Johanna Grazome zu einem Haft verurteilt. Unter anderen Personen übek- raschte am 14. Dezember 1892 Gendarm MW' Kerzenswanötungsn. 15, iFortjetzung.) Reginald hatte die Thür geöffnet und rief das Mädchen: „Mathilde!" Sie kam und blickte vorsichtig von ihrem Herrn nach ihrer Herrin. „Mathilde," begann er, „warum waren Sie eben so besorgt, daß Ihre Herrin nicht gestört werde?" „Besorgt, nein, Monsieur, durchaus nicht. Ich glaubte nur, Madame wünsche ungestört zu sein." „Also hatte Ihnen meine Frau nichts darauf Bezügliches befohlen?" „Nein, Monsieur, gewiß nicht." „Sie können gehen, Mathilde." Mit blitzenden Augen und glühenden Wangen blickte Ida ihren Gatten an, als Mathilde leise die Thür hinter sich geschlossen. „Ich hoffe, du bist befriedigt," sagte sie bitter. „Nicht wahr, es ist eines Mannes von Erziehung würdig, seine Frau in den Augen ihrer Dienst boten zu erniedrigen." Einen Augenblick war Reginald selbst er schrocken über seine Ausschreitung, aber der fin stere Geist der Gegenbeschuldigung ergriff ihn sogleich wieder. „Und glaubst du, daß ich von deinem Be tragen erbaut sein kann?" „Wir wollen die Sache nicht weiter erörtern," sagte sie aufstehend. „Es ist Zeit, daß ich mich zum Diner umkleide. Wir haben heute Gäste." „Wie gewöhnlich." „Ja, wie gewöhnlich," sagte sie, den Vor wurf absichtlich nicht bemerkend. „Frau Longs- dale, Lady Helene Dalton, Herr von Ramiron und die beiden Fräulein Jefferson werden mit uns Meisen." Reginald schien etwas besänftigt. Jedenfalls war der verhaßte Oberst Argyle nicht geladen. Als Ida in das Empfangszimmer trat, er schien sie Reginald ungewöhnlich schön. Noch vor nicht zu langer Zeit würde Frau Delamare auf ihren Gatten lachend zugeeilt sein und ihn gefragt haben, wie ihm ihre Abend toilette gefalle, und dann würde sie sich auf einen Schemel zu seinen Füßen oder auf seinen Schoß gesetzt und mit ihm fröhlich geplaudert haben bis zur Ankunft der Gäste. Es war jetzt aber anders geworden, und diese Veränderung empfand Reginald schmerzlich. Ida ging nach dem Kamin und ließ sich in einen Sessel nieder, während er langsam im Zimmer auf und ab schritt, die Hände auf den Rücken gefaltet den Kopf schwer von düsteren Gedanken; nichts unterbrach das Schweigen, als das eintönige Ticken der Uhr auf dem Kaminsims. Nach und nach kamen die Gäste. Das Mur meln gedämpfter Stimmen, das Rauschen seidener Gewänder und der Duft kostbarer Wohlgerüche erfüllten die Luft. Man sprach von dem letzten Balle, den bevorstehenden Gesellschaften und zu letzt langte man bei einer Ehescheidung in den aristokratischen Kreisen an, welche überall den Gegenstand des Gespräches bildete. „Es ist schauderhaft," sagte Frau Longsdale, ihre flachsblonden Augenbrauen in die Höhe ziehend. „Aber sehen Sie, sie hat sich nie viel ans ihm gemacht; sie hat ihn nur des Geldes wegen genommen." „Eine reine Konvenienzheirat," fügte Fräulein Jefferson hinzu. „Solche Sachen kommen jetzt häufig vor," be merkte Lady Dalton. „Ich danke Ihnen, Herr von Ramiron, nur diese halbe Banane, jedoch keinen Wein, bitte. Aber haben Sie auch ge hört, Frau Longsdale, daß Oberst St. Argyles Name in der Angelegenheit genannt wird?" Ida sah plötzlich auf und begegnete dem durchdringenden Blicke ihres Gattes. Sie wendete rasch das Auge ab, aber vergebens versuchte sie das verräterische Blut zu bändigen, daß in Pur purwellen in ihre Wangen stieg. Warum er rötete sie? Nicht weil der Name Oberst St. Argyles für sie ein Interesse hatte, sondern ein- facb, weil sie fühlte, wie ihr Gatte sie mit eifer süchtigem Argwohn beobachtete. „Oberst St. Argyle," sagte Frau Longsdale mit scharfsinniger Miene, „ich muß gestehen, er ist gerade ein Mann, dazu angethan, daß ein albernes, thörichtes Geschöpf, wie Marie du Plessis, sich in ihn verlieben konnte; aber ich glaube nicht, daß er je für sie geschwärmt hat." „O," sagte Lady Dalton ironisch, „er ist ein ausgemachter Geck, der nichts anderes in der Welt zu thun zu haben scheint, als jeder hübschen Frau in Paris den Hof zu machen." „Man müßte ihn aus der guten Gesellschaft stoßen," sagte Frau Longsdale empört. „Die Heiligkeit der Ehe sollte mehr geachtet werden, als man es hier in Paris thut. Ich weiß wirk- I lich nicht, wo alle die glücklichen Ehen geblieben j j find. Man findet heutzutage keine mehr'" „Hier ist eine," sagte Lady Dalton, ihre Hand schmeichelnd auf Idas Schulter legend „Man braucht nicht weit zu gehen, um Jbre Theorie zu widerlegen, Frau Longsdale. Jä denke, unser Wirt und unsere Wirtin si,.d oer revendste Beweis, daß glückliche Ehen noch existieren." Ida wagte nicht den Blick von ihrem Teller zu erheben, aber Reginald sagte langsam: „Ja, Lady Dalton, Sic haben recht. Mein« Frau und ich sind in diesem Augenblicke vielleich! das glücklichste Paar in ganz Paris." O, der bittere Hohn, der in dem Tone lag, mit dem er das sprach, ein Anklang von Zorn und Verachtung. „Wenn ich ihm nur alles sagen dürfte," dachte Ida, „aber nein, ich muß schweigen und ertragen." 13. „Wie, Ida, meine Liebe, allein und i« Thräuen? Sagen Sie mir, meine Teuerste, wa? betrübt Sie?" Die Gräfin Avioli setzte sich neben Ida De- j lamare, und sanft deren Kopf aus den seidene« s Kissen des Sofas hebend, zog sie ihn an M« - Brust. Ida schlang schluchzend ihren Arm um de« Nacken der Gräfin und ließ ihren Thränen freie« Lauf. , „Ach, Frau Gräfin, Lucile, ich bin so elend. „Elend? Sie, mein Sonnenstrahl, das leben dige Bild der Jugend und des Glückes?"
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