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Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post 1Mk. exkl. Bestellgeld. JeiLung für die Ortschaften: Vretnig, Kuuswalöe, Großröhrsöorf, ManKmthal unö Umgegmö. Expedition: Bretnig Nr. 13h. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag »/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag >/,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den »ben^vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Redaktion, Druck unö Verlag von N. Schurig, Bretnig. Nr. 23. Mittwoch, den 22. März 1893. 3. Jahrgang. angenommen. Er vermeinte, sich, ermüdet, auf tag und vollendete das 3S. Lebensjahr. Oertliches und Sächsisches. Bretnig, den 22. März 1893. sitzenden, Herrn Gräfe aus Bischofswerda, und ein enthusiastisch aufgenommenes Hoch auf Se. Maj. den Kaiser Wilhelm und unse ren König Albert. Darnach ergriff der noch jugendliche Redner, Herr Hänichen aus Lock witz, das Wort zu seinem Vortrage über sen wurde. Hierauf folgte die erste Lesung der Novelle zum Gesetz über den Unterstütz- (Reichsp.) aus Einführung einer in das me- trotische System: passenden Bezeichnung für 100 Kilogramm ohne Diskussion, desgl. der Entwurf betr. die Begründung der Revision denen Leichnams eines neugeborenen Kindes glaubte man die am 27. Februar in Zeiß holz geborene Dienstmagd Selma Mütze be zeichnen zu können. Dieselbe ist auch in Un tersuchungshaft genommen worden, mußte je doch infolge ihrer Schuldlosigkeit wieder ent lassen werden; eine authentische Bestätig ung hierüber findet man noch außerdem heute in einem vom Gemeindevorstande Schulze in Brabschütz diesbezüglich erlassenen Inserate. ? — Zu der Frage, ob der Inhalt einer! Postkarte, in welcher jemand wegen Bezahlung Schalscha (Zent.) bedauerte, daß die Alters grenze nicht auf 16 Jahre herabgesetzt wor den sei. Gebessert sei aber durch die Herab setzung auf 18 Jahre schon manches. Die Novelle zu dem Gesetz über den Unterstützungswohnfitz wnrde am Freitag nach kurzer Debatte an eine Kommission von 21 Mitgliedern verwiesen. Sodann wurde in dritter Lesung die Novelle zur Maß- und Gewichtsordnung nebst der dazu gestellten Resolution Brömel (frs.) und Merbach Deutscher Reichstag. Die zweite Beratung des Etats wurde am Mittwoch beendet. Darauf wurden die Novelle zum Postdampfersubventionsgesetz in dritter und die Gesetzentwürfe über die Ab änderung der Maß- und Gewichtsordnung und die Revision in bürgerlichen Rechtsstrei tigkeiten in zweiter Lesung angenommen. Aus den kurzen Debatten ist nichts besonders her vorzuheben. Auf der Tagesordnung der Donnerstag sitzung stand zunächst die erste Lesung des Handelsvertrages mit Kolumbien, der nach kurzer Beratung an eine Kommission verwie habe. Eingehend auf die Landwirtschasts- frage, richtete er sich in scharfem Tone gegen den tzeutsch-österrerchischen, sowie den vom Reichskanzler Grafen v. Caprivi in nächster Zeit im Reichstage einzubringen gedenkenden deutsch-russischen Handelsvertrag, welche am allerwenigsten für die deutsche Landwirtschaft nutzbringend seien. Hauptsächlich brandmarkte er die Börse, welche meistens in den Hän den der Juden sich befände und letzterer Hand lungsweise schon so oft dem deutschen Bauer die traurigsten Folgen gezeitigt hätte. Nicht «»Lers erginge es dem Handwerker stände, den der Jude suche immer mehr zu unterdrücken. Auf die Liegnitzer Reichstags-! wähl hinlenkend, tadelte Vortragender die! taktlose Handlungsweise der Konservativen,! welche ihr Versprechen, zum Siege des anti-! semitischen Kandidaten Hertwig mit beizu tragen, in entscheidender Stunde nicht gehal ten hab-m. Nicht unbehelligt ließ er die Militärvorlage, auf deren Ausfall man aller- welts gespannt sei. Redner stellte eine Auflösung des jetzigen Reichstags nicht in Frage und! schloß seinen fast endlosen Beifall findenden Vortrag mit der Mahnung, bei den etwaigen Wahlen m allernächster Zeit treu zusammen zuhalten und nur einzig und allein die Stimme einer Schuld gemahnt wird, als beleidigend anzusehen, die Postkarte daher von der Be- Förderung auszuschließen ist, ist bemerkens- in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten definitiv wert, zu erfahren, daß nach einer Entscheid ung des Berliner Kammergerichts eine solche Mahnung an sich noch keine Beleidigung ist; sie wird erst eine Beleidigung, wenn die Form, in welcher die Mahnung abgefaßt ist, einen beleidigenden Charakter trägt. Soweit daher diese Voraussetzung nicht unzweifelhaft zu- Bretnig. Der Reformvcrein für das trifft, werden Postkarten, welche eine Zah- Röderthal, welcher in letzter Zeit mehrere lungsaufforderung enthalten, bei der Postbe-! Wanderversammlungen veranstaltete, vereinigte förderung nicht zu beanstanden sein. sich am Sonntage in: Hartmannschen Gast- — Ein eigentümliches „Pech" hatte Hose in Hauswalde zu einer öffentlichen Vor-!jüngst des Nachts ein stark angeheitert den trags-Versammlung. Dieselbe wurde einge-Weg von Klotzsche nach Langebrück Dahin leitet durch den Willkommensgruß des Vor- i wandelnder. Er vermeinte, sich, ermüdet, auf einen breiten Baumstumpf zu setzen und saß, im — Pech, auf einen bis zum Rande mit der zum Bestreichen der Nabelbäume bestimm ten pechartigen Masse gefüllten Kübel, von dem er losgeschnitten werden mußte. — Der 17jährige Handlungslehrling „Landwirtschaft, Handwerk und Judentum". Alfred Max Fischer aus Meißen, welcher in Redner schilderte zunächst die großen Kampfe/einem Plagwitzer Fabrikgeschüft thätig war, die mitunter die deutsche auüsemitische Partei,! unterschlug seinem Chef in der Zeit vsn 8 namentlich im Plauenschen Grunde, gehabt ! Monaten über 1700 Mark, die er in leicht sinniger Gesellschaft durchbrachte. Strafmil-l dernd kam bei dem auf 9 Monate Gefängnis j lautenden Urteilsspruche — zur Warnung für! alle Geschäftsinhaber! — mangelhafte Kon- ! trolle des Burschen in Betracht. — Mit welcher Heftigkeit in voriger! Woche der Sturm auch in der Gegend von! Hainichen gewütet hat, kann man daraus er-! sehen, daß in Langhennersdort eine zum Erb-! gericht gehörige, erst vor zwei Jahren erbaute > Scheune vollständig umgeworfen wurde. — I. K. Hoh. Prinzessin Mathilde von Sachsen beging am Sonntage ihren Gebnrts- einen antisemitischen Kandidaten zu geben.! .. Nachdem noch das patriotische Lied: „Deutsch-! ungswohnsitz. Abg. Hahn (kons.) erklärte, land, Deutschland über alles" verklungen, ver- daß der Entwurf den Wünschen seiner Par-! einigten sich die Mitglieder des Reformvereins tei entgegenkomme. Die wichtigste Bestimm- noch längere Zeit zu einem Kommerse, in ung des Gesetzes sei die Herabsetzung der; dessen Verlaufe die Mitteilung von 32 An- Altersgrenze für die Erwerbung des Unter-! Meldungen neuer Mitglieder gemacht wurde, stützungswohnsitzes von 24 auf 18 Jahre.! Großröhrsdorf. Als Thäterin des Abg. Stolle (soz.) bezweifelt, daß das Gesetz am 24. Februar d. I. in der Abortgrube der allgemeine Zufriedenheit schaffen werde. Abg. C. G. Bodenschen Fabrik hierselbst aufgefun- — Der Handlungsgehilfe Robbi aus Chemnitz, welcher im Oktober vergangenen Jahres in Leipzig Wertpapiere im Betrage von 7500 Mark gestohlen hatte und dann flüchtig wurde, ist kürzlich in Turin wegen Wechselfälschung verhaftet worden. Bei seiner Verhaftung hatte sich Robbi den Namen Eugenio Fladescha beigelegt. — Ein schwerer Unglücksfall hat sich am 16. d. M. nachmittags in Rothenfurt bei Freiberg ereignet. Ein 6 Jahre altes Mädchen, welches ein in einem Kinderwagen liegendes Kind zu beaufsichtigen hatte, wurde unterhalb vom „Kurprinz" an einer nicht durch Barriere geschützten Stelle des Weges samt Wagen und Kind von dem heftigen Winde in die hochgeschwollene Mulde getrie ben, wobei beide Kinder des Bergmann Johne ertrunken sind. — In Hainewalde bei Großschönau er hängte sich am Mittwoch infolge körperlichen Leidens eine neunzigjährige Greisin. — Infolge des Genusses von Wasser schierling starb am Mittwoch das 9jährige Kind des Handarbeiters Lochmann in Treb- sen. Drei andere Kinder, welche ebenfalls von der giftigen Wurzel genossen hatten, be finden sich auf dem Wege der Besserung. — In der Nähe von Oberoderwitz bei Herrnhut ließ sich am Mittwoch ein junger Herr vom Zuge überfahren. Der Selbstmör der ist der Schuhmacher Pollack aus Frie dersdorf, welcher am Montag die Ehefrau Schwarzbach auf der Landstraße bei Klein schönau überfallen und ihr lebensgefährliche Verletzungen beigebracht hat. — Ein junger Taugenichts ist der Schulknabe Gubsch aus Löbau, welcher sich in Zittau bei einem Ehepaar in Pflege be findet. Derselbe ist seinen Pflegeeltern be reits wiederholt entlaufen und hat sich dann vagabundierend Herumgetrieben. Vor einigen Wochen führte er bei seinen Pflegeeltern ei nen größeren Diebstahl aus und suchte das Weite. Halb verhungert und in vollständig zerlumpter Kleidung traf er vor etwa acht Tagen wieder in Zittau ein und wurde auch wieder ausgenommen. Diese Gutmütigkeit vergalt der Bursche mit schnödem Undank. Nachdem er sich gute Kleidung verschafft hatte, erbrach er am Mittwoch in einem unbewach ten Augenblick die Komode seiner Pflegeel tern, stahl eine darin liegende Geldsumme und machte sich aus dem Staube. Noch nicht hat der Taugenicht wieder aufgegriffen wer den können. — Der vormalige Kaufmann und Kell ner Richard Weigel aus Johanngeorgenstadt, welcher am 14. November vor. Js. vom Zwickauer Schwurgerichte zum Tode verur teilt worden ist, wurde von Sr. Maj. dem König zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe be gnadigt. — Wichtig für Geschworene ist ein Vorgang, mit dem am Dienstag vorige Woche die Verhandlungen des Gubener Schwurge richts eingeleitet wurden. Die „Gubener Zeitung" berichtet darüber: „Die auf 9^ Uhr anberaumte Sitzung mußte beinahe eine Stunde verschoben werden, da zwei Geschwo rene aus Sommerfeld infolge Zugverspätung nicht eher eingetroffen waren. Herr Staats anwalt Schmidt beantragte, die beiden Ge schworenen mit einer Ordnungsstrafe von je 30 Mark zu belegen. Der Gerichtshof be schloß, von einer Ordnungsstrafe abzusehn, in Zukunft würden Zugverspätungen nicht mehr als Entschuldigung angenommen werden, da sie zur Winterszeit sehr oft vorkämen. Es ! wäre Sache der auswärts wohnenden Ge schworenen, sich nicht auf den im letzten Au genblick eintreffenden Zug zu verlassen." Es ,ist nun zwar — so bemerkt dazu die „Leipz. Gerichtszeitung" — noch sehr fraglich, ob dieser Anschauung auch in allen Instanzen zugestimmt werden würde. Immerhin aber ist es möglich, und deshalb mögen sich die Geschworenen bezw. Schöppen darnach richten. — In Leipzig verstarb vor kurzem eine unverheiratete alte Dame, die zwar noch ! einige Neffen und Nichten besaß, mit ihnen j aber gar keine Beziehungen unterhielt, weil sie von ihnen früher einmal beleidigt worden war. Nach Eröffnung des Testaments stellte sich nun heraus, daß die Verstorbene ihren Hausarzt als Universalerben eingesetzt hatte. Dieser aber verzichtete auf das ansehnliche Vermögen zu gunsten der armen Verwandten der Verstorbenen, die oft Versuche gemacht hatten, sich der Dame zu nähern, die aber stets abgewiesen worden waren. — Ueber den kürzlich in Waldheim durch Mörderhand aus dem Leben geschiedenen Anstaltsausseher Paufler wird noch bekannt, ! daß derselbe im deutsch-französischen Kriege ! wie durch ein Wunder gerettet wurde, indem demselben durch einen Granatsplitter derTschak» zerschmettert und das andermal sein Pferd j unter dem Leibe tot geschossen wurde. Um so mehr muß es entrüsten, daß der tapfere Kämpfer fürs Vaterland jetzt in seinem Be rufe von einem Mordgesellen meuchlings ge tötet worden ist. Professor Dr. Reclam äußerte sich s. Z. in folgender Weise über Apotheker Richard Brandts Schweizerpillen: „Ihre Schweizer pillen haben sich bei mir namentlich in der Frauenpraxis bewährt und werden (2 Stück eine Stunde nach dem Morgengetränk) gerne genommen, weil sie sicher wirken, ohne Be schwerde zu veranlassen. Auch bei Männern mit sitzender Lebensweise oder in höherem Alter — kurz bei Trägheit der Darmbeweg ung — erweisen sie sich als vorteilhaft." Diese Empfehlung macht jeoe weitere über flüssig. Die ächten Apotheker Rich. Brandt- schen Schweizerpillen mit dem weißen Kreuz sind nur in Schachtel«, u 1 Mark in den Apotheken erhältlich. Marktpreise in Kamenz am 16. März 1893. 1,°ch^-edr.gst°r Preis. 50 Ailo m. Pf. m. pf.! ! m. M. Korn 6 25 6jl3 iLcu 50 Kilo 4 50 Weitzen 8 — 7 36 !: Stroh 1200 Pfund 24 __ Gerste Hafer 7 14 7 40 «I^ButtcrlKx.j^ Z 10 20 Hcidckorn 8 - 7! 68 „ Erbsen 50 Kilo 10 25 Hirse 12:50 12sj—N Kartoffeln 50 „ ! 2 20 Zufuhr. 32 Sack Korn. — 4 Sack Gerste. — 18 Sack Hafer. — Sack 4Hei- dekorn. — 3 Sack Hirse. — 4 Sack Erbsen. — 2 Sack Kartoffeln.