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Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" oierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Voten ins Haus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post 1Mk. exkl. Bestellgeld. Zeitung für die Ortschaften: Bretnig, Ksuswalöe, Großröhrsöorf, KranKenthal unö Umgegend. Expedition: Bretnig R r. 13 0. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pf-, sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag h/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag h,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben^vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Redaktion, Druck und Verlag von N. Schurig, Bretnig. Nr. 2t Mittwoch, den 15. März 1893. 3. Jahrgang. Montag, den 20. d. M., vormittags ^9 Uhr: öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses. Die Tagesordnung ist aus dem aushängenden Anschläge ersichtlich. Kamenz, am 8. März 1893. Königliche Amtshauptmannschast. - ' von Erdmannsdorff. Bekanntmachung, vorzeitige Entlassung aus der Fortbildungsschule betreffend. Die Königliche Bezirksschulinspektion sieht sich veranlaßt, die Schulvorstände für die! Beurteilung von Gesuchen um vorzeitige Entlassung aus der Fortbildungsschule auf die ge- ! setzlichen Bestimmungen hinzuweisen und deren Beachtung einzuschärfen: 1 ., Die Befreiung von dem Besuche der Fortbildungsschule darf nur ausnahms weise in besonderen und wirklich dringenden Fällen von dem Schulvorstande genehmigt werden. Zu solchen Gründen sind häusliche und wirtschaftliche Geschäfte nicht zu rechnen. 2 ., Als besondere Fälle sind anerkannt worden: a>, die Erlangung der nach dem Ziele der betreffenden Fortbildungsschule er forderlichen Reise. Darüber, ob diese Reife vorhanden, entscheidet in je dem einzelnen Falleder Lehrer mit demOrtsschulinspektor. Hierbei ist zubeachten, daß die Reife auch die Heranbildung des Schülers zu einem sittlichen Cha rakter zur Voraussetzung hat (z. B. strengen Gehorsam gegen die Ordnun gen der Schule, treue Erfüllung der bürgerlichen und kirchlichen Pflichten); d., besondere Lebens- und Erwerbsverhältnisse, welche die Befreiung wün schenswert machen, vorausgesetzt, daß der betreffende Schüler das 17. Jahr erfüllt hat. 3 ., Die Gesuche müssen schriftlich begründet und vom Lehrer und Ortsschulinspek tor begutachtet sein. Der betreffende Beschluß des Schulvorstandes ist recht zeitig an die Bezirksschulinspektion einzusenden. Das Zensurbuch des Schüler« ist beizulegen. Kamenz, am 11. März 1893. Königliche Bezirks-Schul-Jnspektion. von Erdmannsdorff. Fink. Deutscher Reichstag. In der Sitzung vom Mittwoch erledigte das Haus das Extraordinarium des Marine- Etats nach den Beschlüssen der Kommission, also mit sämtlichen vorgcschlagenen Abstrichen. Schließlich wurden noch ohne Diskussion 'be willigt die Spezial-Etats des Rechnungschefs des allgemeinen Pensionsfonds und des Reichs- Jnvalidenfonds. Am Donnerstag stand bei der fortgesetz ten zweiten Etatsberatung der Militäretat zur Debatte. Abg. Lingens (Zentr.) fragte ün, wie weit die v orjährige Resolution betr. tue Sonntagsruhe der Offiziere und Mann schaften zur Ausführung gelangt sei. Preuß. Kriegsminister von Kaltenborn-Stachau er widerte, daß jeder Soldat, abgesehen von den hohen Feiertagen, mindestens einmal im Mo nat die Kirche besuchen könne. Auf eine Anfrage des Abg. Richter (frs.), aus welchem Fonds die gegenwärtige Agitation zu gunsten der Militärvorlage bestritten werde, antwor tete der Kriegsminister, daß für diesen Zweck auch nicht ein Nickel aus dem Fonds der Heeresverwaltung verwendet werde. Die Abgg. Bebel (soz.) und Rösicke (nat.-lib.) führten Beschwerde, daß die Heeresverwalt ung die Sozialdemokraten anders behandele, als Anhänger anderer Parteien. Der Kriegs minister erwiederte, die Militärverwaltung müsse verhindern, daß der sozialdemokratische Geist in die Reihen des Heeres Eingang finde. Zum Schluß der Debatte erklärte General- Leutnant v. Spitz betreffs der Reform des Militär-Justizwesens, darüber werde dem Reichstage sobald als möglich eine Vorlage zugehen, die sich thunlichst an die bürgerliche Rechtspflege anschließen werde. Bei der am Freitag fortgesetzen Berat ung des Militäretats entwickelte sich eine größere Debatte über Soldatenmißhandlun gen, von denen der Abg. Bebel einige neue Fälle anführte. Der Kriegsminister v. Kal tenborn-Stachau erwiderte in etwas erregtem Ton und mit scharfen Wendungen, Jo daß ^er Abg- Richter zum Schluß die Notwen digkeit dieser Diskussion betonte, um die ge forderte Reform des Militärjustizwesens und des militärischen Beschwerderechts, die noch immer «uf sich Warten ließm, zu beschleunigen. Oertlichcs und Sächsisches Bretnig, den 15. März 1893. Bretnig. Bei den am Sonntage im Gasthof zum Anker stattgefundenen Wahlen der Stellvertretungs-Ausschussmitglieder zum hiesigen Gemeinderate wurden nachstehende Herren gewählt: 1. Klasse: Hermann König 138 St., Robert Gebler 119 „ Arthur Gebler 113 „ 2. Klasse: Hermann Gebler 137 St., Adolf Grohmann 117 „ Klasse der Unansässigen: Robert Senf 199 St. Weiter erhielten die nächstmeisten Stimmen die Herren: 1. Klaffe: Adolf Horn 39 St., Gustav Ringel 43 St., El. Zschiedrich 3 St., H. Kunath 2 St., Wilhelm Kunath 2 St., B. Seifert 1 St., August Anders 1 St. und Adolf Anders 1 St.; 2. Klasse: Moritz Gebler 7 St., E. Rammer 3 St., H. Gäbler 3 St., Ad. Philipp 2 St., K. Böhmer 2 St., L. Horn 1 St., W. Nitsche 1 St., W. Heinrich 1 St., M. Horn 1 St., E. Gebauer 1 St. und G. Gebler 1 St.; Klasse der Un ansässigen: Aug. Schölzel 2 St., Aug. Kannegießer 2 St., K. Schreiber 1 St., Aug. Schöne 2 St. und Fr. Schöne 1 St. Bretnig, Eines sehr lebhaften Be suches hatte sich am Sonntage das Winter- Vergnügen des hiesigen Turnvereins zu er- . freuen; namentlich gewahrte man unter den Besuchern viele fremde Turngenossen, welche erschienen waren, uni die turnerischen Leist ungen des hiesigen Vereins in Augenschein zu nehmen. Nach vorausgegangenem Balle erfolgte in der 9. Stunde ein sogenannter ! „Stangeu-Reigen", welcher hier zum ersten Male gesehen und einen höchst befriedigenden Eindruck aus die Anwesenden machte. Herrn Turnwart Petzold und sämtlichen Beteiligten i sei auch hierdurch dafür die größte Anerkennung gezollt. Nach der üblichen Ehrentour wurde der Tanz fortgesetzt und Punkt 12 Uhr er- i reichte derselbe sein Ende. Hauswalde. Am Sonntage feierte un Gasthof zum goldenen Löwen hierselbst i der Verein „Einigkeit" sein Stiftungsfest, welches gut besucht war und in animiertester ! Stimmung verlief. — Am Montag morgens in der dritten ! Stunde brannte das dein Leinweber Traug. Bär in Niederburkau gehörige einstöckige und mit Strohdach bedeckte Wohnhaus nieder. Leider sind hierbei zwei Menschenleben, die i Frau des Besitzers und deren Mutter, dem verheerenden Elemente zum Opfer gefallen. Auch der Besitzer selbst hat sich derartige Brandwunden : zugezogen, daß an sein Auf kommen nur schwer zu glauben ist. Als der Brandstiftung dringend verdächtig ist de« Stiefbruder der Frau bereits gefänglich ein gezogen und am Montag in geschlossenem Zustande zur Brandstätte geführt worden. Man sagt, daß es sich um einen Racheakt handelt. — Der nächste Falbsche Tag ist der 18. März. Falb bezeichnet ihn als den zweitstärksten kritischen Tag des ganzen Jahres. — Bei einer kürzlich in Meißen erfolg ten Verurteilung eines Barbiergehilfen durch das Gericht zu einer Geldstrafe von 20. Mk. oder entsprechender Haft soll der Verurteilte auf die übliche Frage: „Ob er noch etwas einzuwenden habe? erwiedert haben: „Der ^err Amtsrichter möge ihm gestatten, den Betrag abbarbieren zu dürfen." — Eine unverzeihliche Fahrlässigkeit vie ler Männer ist es, Streichhölzchen ohne Be hälter in der Tasche zu führen. Ein junger Handwerksmeister in Meißen mußte dieser Tage diesen Leichtsinn in sehr unangenehmer Weise büßen. Derselbe hatte zwei Schach teln schwedische Zündhölzchen in seine Bein kleider gesteckt. Eine dieser Schachteln war aber zerdrückt worden und hatte ihren In halt in die Tasche entleert. Plötzlich mag sich durch die Reibung der Hölzer an der an deren Schachtel ein Hölzchen entzündet und den übrigen Teil ebenfalls in Brand gesteckt haben, denn plötzlich sprang der junge Mann auf, lief wie rasend in der Stube auf und ab und warf Hausschlüssel, Portemonnaie, Haarbürste rc. aus der Tasche heraus. Schon zingelte die Flamme an der Weste empor, als der mitanwesende Geselle zu Hilfe sprang und das Feuer erstickte. Trotzdem hat sich der Meister beide Hände, besonders aber die rechte, dermaßen verbrannt, daß er wohl längere Zeit arbeitsunfähig sein wird. Am Oberschenkel befindet sich ebenfalls eine ziemlich starke Brandwunde. — Großes Leid widerfuhr einer Guts besitzersfamilie in Neuschönfels bei Neumark. Es starben derselben innerhalb acht Tagen vier Kinder im Alter von 4, 6, 8 und 12 Jahren an Dpphtheritis. — Vor einigen Tagen wurde vom Gen darmerieposten in Küllenberg i. B. der am 3. d. M. vom 103. Infanterie-Regiment in Bautzen desertierte Gefreite Karl Paul Lose oem Stations-Kommando in Zittau i. S. eingeliefert. — In einem Hause der Blagazinstraße in Zwickau fand in der Nacht zum Mittwoch ein Höllenspektakel statt; der erwachsene Sohn eines Mannes hatte seine Mutter geschlagen. Hierauf fiel der Sohn mit einem zweiten Sohne über den ersten her, der ordentlich durchgebläut wurde. Die Mutter rief zum Fenster hinaus um Hilfe und ein darauf hineilender Schutzmann stellte die Ruhe wie der her, aber wie sah es in der Stube aus. Der Ofen lag in Trümmern und eigte, mit welchem Vandalismus sich die „zärtlichen Verwandten" bearbeitet hatten. — Der Mörder, welcher am 6. d. M, im Zuchthause zu Waldheim tue grausige Blutthat verübte, ist der Dienstknecht Heinrich Hermann Tannert, am 20. März 1868 zu Kleinhennersdorf bei Königstein geboren. Er ist ein früher wegen Bettelns und Land streichens vielbestrafter Mensch, der von 1888 bis 89 auch schon in der Korrektionsanstalt Hohnstein gewesen ist. Vom Landgericht zu ' Freiberg wurde er dann im Jahre 1890 wegen j schwerer und einfacher Diebstähle zu 4 Jahren 6 Monaten ZuaJhaus verurteilt worden und diese Strafe verbüßt er gegenwärtig noch. Er wird als sehr jähzornig geschildert und soll schon früher wegen Vagabondenlebens mit Beamten Reibereien gehabt haben. — Eine Räubergeschichte, die sich schon im Herbste des vergangenen Jahres bei Leip zig ereignete, aber lange Zeit unaufgeklärt blieb, hat jetzt erst ihre Sühne vor dem ! Schwurgericht gesunden. Eine Frau aus Lindenau, der in einer Restauration in Schönau Geld sehen ließ, war nicht weit von j Schönau von einem jungen Menschen ange halten, an der Kehle gepackt und durchsucht worden. Als Thäter wurde der Handarbeiter Dähne nun ermittelt, der schließlich die That auch eingestand und am Dienstag dafür 9 Monate Gefängnis erhielt. Marktpreise in Kamenz am 9. März 1893. Preis. 50 Kilo m. Pf. m. Pf. !l ! m. Vf. Korn 6 2S 6 13 s Heu 50 Kilo I 4 5A Weitzen 8 95 7 36 Stroh 1200 Pfund! 24 Gerste Hafer 7 ! 7 14 50 ^^ButterlKx.)^ 2 4« 10 Hcidckorn 8 — 7 68 - Erbsen 50 Kil° 10 25 Hirse 12 12 l — i! Kartoffeln 50 „ ! 2 2» Anfuhr. «4 Sack Kirn. — 2 Sack Gerste. — 16 Sack Hafer. — 2 Sack Hei dekorn. — 2 Sack Hirse. — s Sack Erbsen. !— 3 Sack Kartoffeln.