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Allgemeiner Anzeiger Zeitung für die Ortschaften: Bretnig, Aauswalöe, Großröhrsdorf, 3. Jahrgang. Mittwoch, den 8. Februar 1893. Nr. 11. Expedition: Bretnig Nr. 1 3 ü. Inserate, die gespaltene Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expeditionin Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" merteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post iMk. exkl. Bestellgeld. Inserate "bittenwir für oie Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag '/U1 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag ft, 11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Reösßüon, Druck und Verlag von N. Schurig, Bretnig. Oeffentliche Tanzmusik zur Fastnacht betreffend. Die tanzberechtigten Schänkwirte des Bezirks werden hiermit zur Vermeidung der m 8 20 des Tanzregulativs angedrohten Strafe auf genaue Befolgung der Bestimmungen in § 2 des Tanzregulativs vom 22. September 1892 aufmerksam gemacht. Zu Begegnung von Mißverständnissen wird zu 8 2 unter 5 des Tanzregulativs noch besonders hervorgehoben, daß, wenn die Jugend in herkömmlicher Weise am Sonntage vor Fastnacht öffentlich Tanz abgehalten hat, ihr nicht gestattet ist, am Tanze am Fastnachts dienstage (Männerfastnacht) Teil zu nehmen; ebenso unzulässig ist es, wenn die Jugend etwa am Fastnachts-Dienstage allein tanzt, nachdem sie schon am Sonntage zuvor getanzt hat. Der öfters gebrauchte Vorwand, daß die Verheirateten auf Abhaltung der Männer fastnacht verzichtet und den Saal an die Jugend abgetreten haben, ist unberechtigt. Insbesondere aber wird die Befolgung der Bestimmung in 8 2, Abs. 3 des Tanzre gulativs eingeschärft; die Gemeindevorstände werden angewiesen, Aufsicht zu führen und etwaige Uebertretungen unnachsichtlich zur Bestrafung anzuzeigen. Kamenz, am 3. Februar 1893. Königliche Amtshauptmannschaft. von Erdmannsdorff. Gadewitz an der Döbeln-Mügelner Schmal- — Wegen Eifersucht gerbet vor einigen veröffentlicht Ler ebenfalls in Leipzig ersehen Tagen ein junger Mann auf einem Masken-nende .Generalanzeiger' eine Unterredung eine von schweren Schicksalsschlägen heimge- ball in Rothenbach derart in Wut, daß er! mit dem Hygieniker Professor Dr. Hoffmann, suchte KaufmannSwttwe aus Berlin sei und zu seinen Freunden sagte: „Ich ersteche wann gesagt wird, daß eine Uebertraauna der Cholerabacillen von der Saale auswärts Fische sei ausgeschlossen, da die Fluß-Verun- schreilen werden. spurbahn. Der praktische Arzt Dr. Gaudlitz aus Döbeln, welcher von einem Krankenbesuche zurückkehrte, wollte daselbst bei Abgang des Zuges denselben noch besteigen, versah aber bei der auf dieser Station herrschendenDunkel- heit das Trittbrett und geriet unter die Räder des kommenden Wägens. Es wurden ihm hierbei beide Beine am Unterschenkel — Der Leipziger „Wähler meldet, daß vollständig zertrümmert, so daß noch am ein aus Nitleben in Leipzig angekommener Abend, nachdem der Schwerverletzte mittels! Krankenwärter unter choleraverdächtigen Um- Bahnsiechkorbes nach seiner Wohnung gebracht ! ständen erkrankt und in ein Leipziger Kran- -kenhaus gebracht worden sei. Im Weiteren haben, nächste Ostern konfirmiert werden und schon früher konfirmiert worden sind, diese dann die Karte um, auf der sich verschiedene Firmenstempel befanden. Als ich die Dame man ein barmherziges Werk thuu würde, wenn man ihr etwas abkaufte. Sie wandte Beträge bis zum 28. d. M. zurück zahlen zu lassen. Bei Unterlassung dieses werden keine Zinsen mehr berechnet. Bretnig, im Februar. Gotthold Gebler. (natürlich Konkursmasse) ganz hübsch verkauft. Dies veranlaßte mich, sofort in Kamenz bei der betreffenden Firma anzufragen. Der Chef selbst ist nicht zugegen gewesen, und es hat der Gehilfe auf Bitten der „Dame" den Firmenstempel aus die vorgeblich leere Karte gedruckt, ohne es zu ahnen, daß aus der Rückseite der Bettelbrief stand und der Stem pel als Referenz dienen sollte, zugleich wie der ein Beispiel von deutscher Michelei! Lei der giebt es noch immer Leute, die lieber teurer bei solchen „zu bemitleidenden" Hau- sirern, als in guten reellen Geschäften kaufen. Die betreffende Person wird sich jedenfalls in die Dresdner Gegend gewandt haben." — Wegen eines Mädchens entstand am Sonnabend zwischen zwei jugendlichen Fabrik arbeitern in der Nähe des Bahnhofes zu Cölln bei Meißen ein Streit. Die Liebe der beiden Streitenden vereinigte sich unglück licher Weise aus ein und dasselbe holde Wesen und da letzteres selbst eine entscheidende Wahl nicht traf, so gingen die jugendlichen Liebhaber wutentbrannt gegen einander vor, bissen, kratzten und rauften sich gerade wie ein paar Kampfhähne und die „Henne" stand dabei und lächelte still vergnügt. Es war schade, daß niemand mit einem Rohrstöckchen beistand. Oertliches und Sächsisches Bretnig, den 8. Februar 1893. Bretnig. Am letzten Sonntage waren Vorturner des 4. Bezirks des Meißner H°chlandturngaues inDemnitz versammelt, daselbst gemeinschaftliche Turnübungen »Zufuhren. Nach Feststellung der Präsenz- betrug die Zahl der Anwesenden 26, '.ir-^chm. 2 Uhr unter Leitung des Be- uno-Uwarts* Bauriegel-Stolpen zu Freiüb- schr,^ «»traten. Nach deren Beendigung " man zur Bildung dreier Riegen, von werte junge Mädchen erlag nach langen Leiden in der Nacht zum Freitag den Schmerzen. — Der Bäckermeister K. in Adorf, der sich bei einem Brande in dasiger Stadt der . Anordnung des Kommandeurs der freiwilligen ! Feuerwehr, von der Brandstelle sich zu ent fernen, nicht fügte, auch noch denselben mit den Worten: „Du hast mir einen Dr . .. zu sagen, ich gehe nicht" beleidigte, war vom Stadtrate zu einer Geldstrafe von 15.Mark verurteilt worden. Auf dagegen von K. ein gewendete Berufung auf gerichtliche Entscheid ung verurteilte das Schöffengeruht zu Adorf K. zu 60 Mark Geldstrafe und den Kosten, welches Erkenntnis auf anderweit eingelegte Berufung am 25. Januar d. I. vom lönigl. Landgericht zu Plauen volle Bestätigung fand. — Es ist gewiß selten, daß eine Mut ter die goldene Hochzeit ihrer Tochter mit feiert, wie dies jetzt in Böhlitz-Ehrenberg bei einer Frau Haase Ler Fall war. Das alte Mütterchen befindet sich dabei körperlich und geistig noch so völlig frisch, daß sie einem unverheirateten Sohne allein die Wirtschaft führt. Sie weiß sich auch der Vorgänge un seres Jahrhunderts, speziell der auf ihren Heimatsort bezüglichen, noch recht wohl zu entsinnen. Ihr Schwiegersohn, der Jubel bräutigam, ist seit etwa 60 Jahren in einer Eisengießerei in Apolda beschäftigt und mit seiner Frau ebenfalls frisch und munter. — Gelegentlich eines Streites, den ein Leipziger Blaler mit seiner Geliebten, einem Dienstmädchen, hatte, stieß sich der Wütende plötzlich sein Taschenmesser in die linke Brust und mußte mittels Krankenwagens nach dem Krankenhause gebracht werden. Die Verletz ung ist keine lebensgefährliche. denen ohne Wechsel je eine am Barren, Reck und Schwebereck Uebungen vornahm. Ein gemeinschaftliches Kürturnen beschloß den turnerischen Teil, nach welchem sich die Vor- turner zu einer kurzen Besprechung vereinten. Hierbei ist zu erwähnen, daß beschlossen wurde, die nächste Bezirksvorturnerstunde in Bretnig abzuhallen. Ferner wurde Turn- wart Petzold-Bretnig mit 16. Stimmen zum stellvertretenden Bezirksturnwart ernannt. Gleichzeitig sei noch ermähnt, daß auf eine das Gauturnfest anbelangende Frage die Ant wort erfolgte, daß die von verschiedenen Zeit ungen gebrachten Mitteilungen, denen zufolge das nächste Gauturnfest im Jahre 1894 ab- gehatten werde, unzutreffend seien; dasselbe fände vielmehr schon in diesem Jahre und zwar in Stolpen statt. Mit einem „Gut Heil" verabschiedeten sich die Turner von einander, um dann die oft weite Rückreise anzutreten. Deutscher Reichstag. Am Mittwoch wurde die am 25. v. ab gebrochene Beratung über den Antrag Acker mann betr. die Beschränkung Les Hausirhan- bels, der Wanderlager und Abzahlungsge schäfte fortgesetzt: in Verbindung damit steht die von Zentrumsabgeorüneten beantragte Novelle zur Gewerbeordnung. In der De batte wurden neue Gesichtspunkte nicht vorge bracht. Bei der Abstimmung wurden Pie Anträge Ackermann abgelehnt; die Novelle zur Gewerbe-Ordnung an die Kommission verwiesen. Anwesend waren 125 Mitglieder, das Haus ivar also nicht beschlußfähig. In der Sitzung am Frettag wurde zu nächst ein Antrag Werner (Antisemit) auf Einstellung eines gegen den Äbg. Ahlwardt schwebenden Strafverfahrens wegen öffent- licherBeleidigung angenommen. Hierauf wurde die zweite Etatsberatung fortgesetzt. Abg. Bebel (soz.) antwortete in längerer Rede auf die neulichen Angriffe des Abg. Bachem ge gen die Sozialdemokratie. ^eine Partei wolle weder eine Revolution noch einen Zu kunftsstaat. Wenn er kein ausführliches Ge mälde von Ler späteren Gestaltung der Dinge geben könne, so liege das nur an der Un möglichkeit, die Entwickelung abzusehen. Zu nächst müsse sich die bürgerliche Gesellschaft abwirtschaften; er erkenne an, daß die gegen wärtige die beste sei, die bisher bestanden habe. Die Sozialisten bekämpfen auch nicht sie, sondern nur ihre Auswüchse. Die So zialdemokratie habe ihr Programm, und ihre Hauptforderung sei die Expropriation der Arbeitsmittel und die Umgestaltung der Pro duktionsweise. Zur Verwirklichung oes sozi aldemokratischen Staats werde die allgemeine Ueberproduktion beitragen und ein großer europäischer Krieg dann mit einem Schlage das übrige thun. Abg. Stumm (Reichsp.) erwiederte, die Taktik der Sozialdemokratie gehe dahin, daß sie nicht wage, hier offen Farbe zu bekennen und ein wahres Bild des Zukunftsstaates zu entrollen, da sonst die Arbeiter im Lande erkennen würden, daß es das Bild eines Zuchthauses fei. Schließlich kam es noch zu einer Zwiesprache zwischen dem Abg. Bachem (Zentr.) und dem Abg. Bebel, die mehrfach große Heiterkeit im Hause erregte. Bretnig. Im Januar dieses Jahres wurden in hiesiger Sparkasse in 179 Posten 13,198 Mark 86 Pf. eingezahlt, dagegen in b0 Posten 8494 Mk. 13 Pf. zurückgezahlt, 3o neue Bücher ausgestellt und 13 kassiert. Großröhrsdorf. Einen bedeuten den Menschenruflauf verursachte am Sonntag vormittags in der 9. Stunde ein Stuben- — Ein bedauerliches, allgemeine Teil- brand rm Hause des Herrn I. Senf. Durch nähme erweckendes Unglück ereignete sich am dre lofort geleistete Hilfe seitens der hiesigen! Donnerstag gegen Abend auf der Bahnstation Feuerwehren wurde das mit Stroh bedeckte Haus dem verheerenden Elemente entrissen. Pulsnitz- Dem hiesigen Amtsblatt ist folgende Zuschrift zugegangen: „Hiermit erlaube ich mrr, Ihnen folgenden Vorfall zur Kenntnis zu bringen, der wieder einmal den jüdischen Charakter und seine Handlungs weise kennzeichnet. Am Freitag, den 27. Januar, trat erne sein gekleidete, verschleierte Dame in das Geschäft, worin ich angestellt bin. Ich trat sofort dienstbeflissen hinzu, in der Ueberzeugung, es mit einer vornehmen Käuferin zu thun zu haben. Wer beschreibt war, eine Amputation nötig wurde, aber mein Erstaunen, als mir dieselbe einen' Bettelbrief des Inhalts vorzeigte, daß sie mich jetzt!" Er ging über den Saal und j der Cholerabacillen von der Saale aufwärts stach sich wirklich das Messer in die Brust, in die Elster und Pleiße völlig ausgeschlossen Der Schwerverletzte wurde im die Wohnung erscheine. Auch eine Uebertragung durch die - . . eines Arztes gebracht, welches einen Notver- Fisch- Fi schärfer ins Auge faßte und durch den dich-- band anlegte und seine Ueb eriührung ins resiugung zur Zeit eine Barriere bilde, welche ten Schleier ein ausgesprochen jüdisches Ge-j Krankenhaus anordnete, woselbst er jetzt ver- die Fische aus der Saale schwerlich Über sicht wahrnahm, wurde rch m meinem Ver- > storben ist. dachte bestärkt, eine Schwindlerin vor mir — In dem Gute des Platers seiner zu haben. Im Hotel „ermittelte ich nach Braut in Niederzwönitz nahm a m 24. Jan. Tisch, daß die „Dame dort »»ter dem ein junger Mann von einem im Klause stehen-; Ich ersuche hiermit diejenigen Eltern, Namen Edel übernachtet und eine Zeche vonden Geschirrschrank ein geladen es Gewehr! deren Kinder Betrüge in der Kindersparkasse 10 Mark gemacht habe. Das sind die und zielte damit auf seine rsiitanwesende " "" ... Spesen einer Bettlerin! Hier in Pulsnitz Braut. In dem Wahne, daß das Gewehr hatte sie auf ihren Bettelbrief auf der Rück- ungeladen sei, drückte der junge Mann los feite auch den Firmenstempel einer Hochacht-! und schoß seiner Braut die Schrot ladung in baren Firma aus Kamenz als Referenz vor- beide Oberschenkel. Trotz sofortiger' Entfern gezeigt und infolge dessen hier und da auch ung der Schrote aus den Wunden Krat hoch- von den feilgebotenen Bleistiften, Febern w. gradige Entzündung ein und das bedauerns-